Caius lag auf dem Bett zig Räume weiter und dachte an Axilla. Wie sie früher gewesen war, in Alexandrien. So leicht und fröhlich, immer zu einem Scherz aufgelegt. Und je länger sie sich jetzt kannten, desto mehr verlor sie das, zumindest bei ihm. Wie sie bei anderen war, wusste er nicht. Vielleicht hatte er sich zu sehr darauf konzentriert, bei der Arbeit alles gut zu machen. Vielleicht lag das auch an Leander und dem Kind, die sie verloren hatte. Vielleicht an dem Germanen, vielleicht auch an seiner Reaktion auf ihn. Vielleicht daran, dass er sie beschützt wissen wollte oder daran, dass für sie der Palast ein Käfig war. Da waren einfach zu viele Vielleichts, und eigentlich konnte er nur raten, was los war. Vielleicht (schon wieder eins!) war es auch alles zusammen, irgendwie. Dabei wollte er nichts mehr als sie glücklich machen, auch wenn das schrecklich schnuffelig klang und die meisten anderen Kerle wohl darüber gelacht hätten.
Caius lag gefühlte Jahrzehnte lang auf seinem Bett und starrte Löcher in die Dunkeheit. Er war echt müde, aber er konnte nicht schlafen. Er stellte sich vor, wie Axilla in seinem alten Zimmer lag und schlief. Bestimmt schlief sie da besser als hier in dem Zimmer, von dem sich seine Mutter diese Zusatzinformation echt hätte schenken können. Jetzt dachte Caius wirklich an Seiana, aber nur kurz. Das Treffen damals war besser verlaufen und er hatte sich besser gefühlt. Aber er wollte gar nicht näher darüber nachdenken. Er war jetzt mit Axilla verheiratet, und das wollte er einfach nicht vergleichen mit dem, was gewesen war. Außerdem konnte man Seiana und Axilla gar nicht vergleichen. Caius ärgerte sich darüber, dass er nun doch darüber nachdachte. Er wälzte sich nach rechts. Irgendwann später nach links. Und dann lag er wieder auf dem Rücken. Axilla ging ihm nicht aus dem Kopf. Immerhin redete sie wieder mit ihm. Naja, nicht wirklich. Mit Levi redete sie mehr. Und persönlicher. Caius seufzte. Er wusste doch auch nicht, was er machen sollte! Eigentlich wollte er sich Axilla einfach nur schnappen und festhalten. Und irgendwie rausfinden, was sie so beschäftigte, dass sie ihm das nicht sagen konnte. Nur würde sie das wieder abblocken und....argggh! Ein Hadeskreis.
Irgendwann (nach einer Ewigkeit) saß Caius auf dem Bett, die Füße auf dem Vorleger und die Hände grüblerisch an der Stirn. Dann stand er auf und tappte barfuß zur Tür. Er war hundemüde, aber hellwach. Caius tappte durch das Haus. Überall war es still. Kein Wunder, es war sicher mitten in der Nacht. Er brauchte die Augen gar nicht richtig aufmachen, den Weg kannte er ziemlich genau. Trotzdem hätte er sich fast einen Zeh angehauen an einer Ecke, von der er hätte schwören können, dass sie nie da gewesen war. Bei seinem alten Zimmer blieb er stehen. Vielleicht sollte er besser wieder rumdrehen und bis zum Morgen warten...
Nein. Caius machte die Tür auf und schlüpfte ins Zimmer. Die Vorhänge waren zugezogen. Acht Kinderfußschritte nach vorn und dann vier nach links, dann würde er vor dem Bett stehen. Also vier Schritte und zwei. Er war ja kein Kind mehr. Er tastete und fand den Bettpfosten, dann machte er noch einen Schritt. Axillas Atem ging noch ganz ruhig. Caius stellte sich vor, wie sie da lag und schlief. Mit einem ganz friedlichen Gesichtsausdruck. Er sah ja nichts. Vorsichtig setzte er sich auf den Rand und tastete nach ihr. Sie lag auf der Seite. Dann legte er die Beine hoch. Ganz langsam drehte er sich auch auf die Seite, um sie nicht zu wecken. Irgendwie klopfte ihm das Herz bis zum Hals dabei. Mann, das war irrational! Er hatte Sehnsucht nach Axilla, obwohl sie keine Amweite von ihm entfernt lag. Caius rutschte ein Stückchen näher. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihre Schulter, den anderen Arm hatte er unter seinem Kopf. Axillas Haar duftete gut, und Caius seufzte tief.
»Ich vermisse dich«, flüsterte er.