Beiträge von Caius Aelius Archias

    Seiana schwieg, und Caius wollte das schon zum Anlass nehmen, in Ruhe noch mal vorszuschlagen, zumindest von der Straße runter und irgendwo anders hinzugehen. Da kam so schnell eine Ohrfeige, dass nur sein Kopf rumruckte und er das Brennen, das aus dem Klatschen resultierte, erst kurz darauf spürte. Es tat nicht wirklich weh, aber es war schon heftig, von der Verlobten in so einem Gespräch eine Ohrfeige zu bekommen. Caius wusste nicht, ob er sauer oder verdattert sein sollte. Er wusste es einfach nicht. Irgendwie war er beides. Da war die Leidenschaft, die er sich bei Seiana gewünscht hatte. Nur wollte er die natürlich nicht in Form einer Ohrfeige haben. Er war ja echt versucht, trotzdem noch seinen vernünftigen Vorschlag zu machen. Wirklich! Aber Seianas Worte ließen die Wippe der Gefühle in die andere Richtung Wippen, bis Caius fast überschwappte.


    »So ein Blödsinn, als ob man eine Prügelei für eine lustige Idee halten würde«, maulte er und rieb sich kurz über die Wange, ohne es zu realisieren.
    »Und: Nein, ich weiß eben nicht, warum du bis dahin warten willst. Ich hab zwar gesagt, dass es in Ordnung ist, aber du weißt, dass ich das anders sehe. Und warum du das so siehst wie du das tust, weiß ich auch nicht, das hats du nämlich nie gesagt.« Caius legte den Kopf schief und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Die meisten Leute waren inzwischen weiter gegangen, als es ihnen zu detailliert wurde. Caius sah Seiana auffordernd an. Und die letzte Frage ignorierte er einfach.

    Es war diesmal Katander, der klopfte. Caius wartete ein paar Schritte entfernt. Irgendwie kam sich Caius auch ein bisschen blöd vor, inzwischen. Immer war er derjenige, der hierher gelatscht kam. Piso hatte nicht mal bei ihm vorbeigesehen, als er bei Quarto gewesen war. Caius hatte das eh erst von Quarto erfahren, aber da war Piso schon wieder weg gewesen.


    »Guten Morgen. Caius Aelius Archias zu Flavius Piso, bitte«, teilte der Sklave dem ianitor mit. Dass die beiden Freunde waren, war ja inzwischen bekannt, deswegen verzichtete Katander mal auf einen Besuchsgrund.

    Wieder öffnete Caius den Mund, und wieder schloss er ihn. Das machte ihn allmählich selbst etwas wütend. Warum tat sie jetzt so, als würde sie das verstehen? Er verstand es doch selber nicht mal! Caius zog die Augenbrauen zusammen. Und dann sah er peinlich berührt aus, weil Seiana verstanden hatte, was er zu Vala gesagt hatte. Damit hatte er nicht gerechnet. Und daran hätte er auch nicht gedacht. Caius knirschte mit den Zähnen. Er sah gerade seine Stege wegbrechen. Und dann war da wieder der Duccius in seinem Kopf, der seine Ehre doch mehr angekratzt hatte, als er selber gedacht hätte. Caius runzelte die Stirn noch etwas mehr, reckte das Kinn vor und sagte folgendes:


    »Na und? Du bist doch diejenige, der ein Küsschen hier und eine flüchtige Umarmung da reicht.« Statt die Klappe zu halten und seinem Sarg ein paar weitere Löcher zu ersparen, legte er aber nun so richtig los. Dass inzwischen einige Leute amüsiert stehen geblieben waren um zuzuhören, war ihm grad mal herzlich egal. Und Caius hatte gerade auch nicht unbedingt einen Sinn für Feinfühligkeit.
    »Ich hab mich für dich mit deinem Bruder gekloppt, ist das nichts? Also tu mal nicht so, als wär ich für dich nie so weit gegangen!«


    Caius schnaubte entnervt und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Will Madam jetzt hier noch weiter stänkern oder gehen wir irgendwo hn, wo wir wenigstens alleine sind und nicht grad morgen alles lauwarm in der Acta steht?«

    Ein klitzkleines Bisschen war er ja schon naiv in dieser Hinsicht. Er reduzierte Patrizier eben auf ein Mindestmaß an Interesse an anderen Leuten, denn er fand, dass die nur sich selbst irgendwie wichtig waren. Das sah man schließlich auch daran, dass die dauernd nur untereinander heirateten, oder nicht? Aber er war zumindest in diesem Moment klug genug, die Klappe zu halten und nichts dazu zu sagen. Er beschränkte sich darauf, Seiana aufmerksam anzuschauen. Trotztem machte er noch zwei Schritte weiter, als sie plötzlich abrupt stehen blieb. Er drehte sich zu ihr rum und stellte sich vor sie. Dann konnte sie wenigstens nicht mehr so einfach weiter drauflos stürmen.


    Caius' Mund klappte auf. Er wollte eigentlich ihre Frage automatisch verneinen, aber nach einem Moment klappte er den Mund einfach wieder zu. Es war auch nicht nötig, noch was zu sagen, denn Seiana redete eh gleich weiter. Und als sie fertig war, hatte Caius den Blick gesenkt und war schwerstmäßig am grübeln. Ja...was war genau eigentlich anders gewesen?
    »Er war mit Axilla da«, stieß Caius schließlich heraus und sah Seiana an. Mehr sagte er nicht, Er befürchtete nun das schlimmste Donnerwetter in der Geschichte ihrer Bekanntschaft. Und das waren immerhin nun schon ein paar Jährchen. Seiana sah aus wie Iuppiters Tochter persönlich. Blitze fuhren aus ihren Augen auf ihn nieder.


    Ihm ging wieder durch den Kopf, dass der blöde Duccier ihn weibisch genannt hatte. Es war auch weibisch, sich auf offener Straße so niedermachen zu lassen. Von einer Frau! Caius runzelte die Stirn.
    »Wieso musst du mir eigentlich mitten auf offener Straße eine Szene machen, nur weil ich mal geschaut habe, was es sonst noch so gibt?« fragte er sie und versuchte, ein wenig Verärgerung in seine Stimme zu legen.

    Oh. Stimmt ja, der Aurelier war Seianas Patron. Irgendwie war das in den letzten zwei Stunden aus Caius' Gedächtnis verschwunden. In irgendeine Ritze gerutscht, und es kam jetzt wieder zum Vorschein. Er sah kurz unglücklich aus, dann setzte sich Seiana auch schon wieder in Bewegung. Caius machte einen kleinen Hüpfer und beeilte sich dann, ihr zu folgen. Ein wenig tollpatschig lief er neben ihr her.


    »Tut mir echt leid. Ich könnte, äh, ein Wiedergutmachungsgeschenk schicken«, schlug er mit geringer Begeisterung vor, denn er glaubte, dass das Seiana nur noch mehr auf die Palme brachte und nicht gerade zur Besserung der Situation beitragen würde. Seiana schien eh gerade erst so richtig in Fahrt zu kommen. Während sie motzte, dachte Caius aber an Axillas entsetzten Blick. Das würde auch noch was geben, überlegte er. Doch zurück zum Hier und Jetzt.


    »Ich, äh...weiß«, sagte er und ließ offen, was genau aus ihrer Aufzählung er damit meinte.
    »Aber du magst es ja doch eh nicht, wenn ich dich so anschaue.« Ursus und Septima hatten sicher bald wieder vergessen, wer er war. Dazu war er zu unwichtig, als dass er im Gedächtnis hängen blieb. Und was den Duccius anging...
    »Und der Kerl hatte es verdient!«

    Caius kannte Seiana durchdacht. Er kannte sie beherrscht und höflich und zuvorkommend. Aber er kannte sie nicht som wie sie jetzt war. Er konnte sie überhaupt nicht einschätzen, nicht mal raten. Und deswegen hatte er auch nicht den blassesten Schimmer einer leisesten Ahnung davon, was passieren würde, wenn Seiana ihre Beherrschung mal verlor.


    »Ähm«, machte er ausweichend, als sie ihre Fragen stellte.
    »Äh...sauer?« Caius sah Seiana verwirrt an. War ihr nicht klar, was er meinte? Caius runzelte die Stirn und versuchte, auf Seianas Gesicht das wiederzuerkennen, was mal unter einer halb getrockneten Kruste Schlamm verborgen gewesen war. Momentan aber war da nur ein Brenneisen, das ihm jeden Moment aufgedrückt werden könnte. Beschwichtigend hob er die Hände.
    »Also, ich weiß, das war eben etwas...blöd von mir...«

    Caius ließ Seiana los, als sei sie eine heiße Kartoffel. Nicht nur wegen dem Tonfall, mit dem sie ihn anfauchte, sondern wegen dem Blick, der sich glühend durch seine Augäpfel bis ins Hirn zu brennen schien. Fassungslos sah er sie an. Gut, er war ein bisschen zu weit gegangen, aber das rechtfertigte doch nicht wirklich, dass sie ihm jetzt so auf offener Straße eine Szene machte? Immerhin war es hellichter Tag, es waren eine Menge Leute auf der Straße unterwegs, und die ersten guckten auch schon skeptisch in seine Richtung. Dabei sah Caius doch nun alles andere aus als ein Dieb oder sowas.


    Ehe Seiana weitergehen konnte, entschloss sich Caius, etwas zu sagen. Er wählte dabei allerdings nicht eben die intelligenteste Frage aus, sondern die wohl dümmste in diesem Moment.
    »Was hast du denn auf einmal?« fragte er nämlich verdutzt.
    »Jetzt sei doch nicht so...«

    Caius wäre fast in die falsche Richtung abgebogen, als er an einem verwirrten ianitor vorbei aus der aurelischen Villa gestürmt war. Dann hatte er noch einen Fitzel von Seianas palla gesehen und war mit großen Schritten hinter ihr her gelaufen.
    »Seiana!«
    Vier Schritte vergingen.
    »He...nun warte doch mal!«
    Seine Stimme klang versöhnlich, aber er hatte so das Gefühl, dass das mal rein gar nichts bewirkte. Nach weiteren sechs Schritten hatte er sie dann soweit eingeholt, dass er ihren Arm zu fassen bekam und daran zog.
    »Seiana bitte, jetzt warte mal!«
    Er hoffte, dass sie stehen blieb. Aber er hatte nicht so weit gedacht, dass er wusste, was er dann zu ihr sagen würde. In ihm fuhren die Gedärme gerade Achterbahn. Er wusste gar nicht, was überhaupt los war. Aber er ahnte, dass er sich mit seiner Aktion eben endgültig ins gesellschaftliche Aus verfrachtet hatte. Seltsamerweise aber wäre ihm das egal, wenn er nur mit Seiana ins Reine kam und Axilla ihm verzieh. Vor allem Axillas entsetzter Blick hing ihm noch im Kopf.

    Caius sah Seiana an. Irgendwas war da absolut nicht in Ordnung. Er sah es in ihren Augen. Die waren so...sauer. Und dann drehte sie sich quasi auf dem Absatz rum und steuerte mit energischen kleinen Frauenschritten die Tür an, ohne sich zu verabschieden. Caius starrte ihr die ersten paar Schritte nur nach. Mann, die war echt sauer! Dann sah er fragend und ein bisschen peinlich berührt zu Axilla. Alles andere um sich herum nahm er kaum wahr, obwohl einige Gäste ihn anstarrten, als sei er eine Fliege auf einem Hundehaufen. Axilla sah ihn nur entsetzt an, sagte aber nichts. Caius zog eine Grimasse, stieß leise einen unfeinen Fluch aus und biss sich dann dafür auf die Lippe.


    »Tut mir leid«, murmelte er in ihre Richtung und sah dabei auch so aus, als würde es ihm leid tun. Dann drehte er sich um und ging mit gemessenen Schritten aus dem atrium hinaus und verließ dann das Haus, um Seiana auf der Straße einzuholen. Das gab ein Donnerwetter. Mindestens!

    Caius hob seinen Fuß, um sich einen weiteren Schritt von diesem Barbar zu entfernen, als er einen Widerstand an der Schulter spürte, herumgedreht wurde und den Fuß wieder abstellte. Plötzlich hatte Vala ihn an der Tunika gepackt und zu sich rangezogen. Caius' Augenbrauen waren ein Brauenbalken, so sehr hatte er sie zusammen gezogen, und seine Kiefer pressten sich so sehr aufeinander, dass es fast schmerzte, zumindest aber ziemlich gefährlich knirschte. Er wollte den Duccier auch an der Tunika greifen, um richtig loslegen zu können (seine Finger juckten immer noch), aber so dicht, wie sie standen, konnte der Germane ihn eh nicht richtig angehen. Und da war etwas in seinem Blick, was Caius doch ein wenig verunsicherte. Der war nur kalt, sonst nichts. Nicht wütend oder sauer oder genervt oder unberechenbar, nur kalt und todernst.


    Während Vala sprach, entspannte sich Caius' verkniffener Gesichtsausdruck ein ganz klein wenig. Das hatte allerdings weniger damit zu tun, dass er sich wirklich entspannte, sondern vielmehr damit, dass er dem Kerl jedes verdammte Wort glaubte. So wie der das sagte, klang es, als würde er von heute an nur noch auf den passenden Moment warten und dann... Caius warf aus den Augenwinkeln einen Blick zu Axilla hin, fixierte dann aber den Duccier wieder, der eben beim Vorwurf der Weibischkeit angekommen war. Caius musste sich eingestehen, dass er gar nicht nachgedacht hatte. Überhaupt sollte er vielleicht öfter mal nachdenken. Inzwischen starrte sie bestimmt schon die halbe versammelte Mannschaft an, wenn nicht sogar noch mehr. Das war Caius egal. Auch mit dem Vorwurf konnte er leben. Es war halt nichts anderes greifbar gewesen. Caius hatte allerdings ein Problem mit der Drohung, die Vala gemacht hatte.


    Inzwischen stand Caius wieder allein vor dem Buffet, Vala war gegangen. Und Caius klingelten die Ohren. Er sah zu Axilla und Seiana. Irgendwie kam er sich gerade einfach nur dämlich vor. Er sah an sich runter. Vala hatte bei seiner Drohung kleine süße Klümpchen an ihm verteilt. Caius schnippte zwei der größeren weg und stakste dann zurück zu Axilla und Seiana. Im Näherkommen bemerkte er schon Seianas Laune. Aber er sah nur Axilla an. Das beklommene Gefühl wich einfach nicht. Dafür war da etwas anderes in ihm, und das war neu. Er blieb stehen und sah zu Seiana.
    »Ich denke, wir sollten gehen«, sagte er zu ihr. Und plötzlich war ihm doch etwas peinlich, dass er sich nicht am Riemen hatte reißen können.
    »Jetzt sofort.«

    Caius sah, wie dem Duccius ein Licht aufging. Er hätte um ein Haar grimmig gegrinst. Dann aber zog der Kerl eine Verarsche sondergleichen ab. Caius' Ausdruck wurde zusehends düsterer. Wie höhnisch! Und vollkommen unangebracht! Diese ganze Situation war schon absurd genug. Er war mit seiner Verlobten hier (und konnte sich vermutlich eh hinterher sonstwas anhören) und der Duccius mit seiner besten Freundin. Caius' Verärgerung stieg sprunghaft ins Unermessliche an. Er ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten und lief allmählich rot an. Die Fäuste begannen, sachte zu zittern.


    »Ich erzähl dir mal was, du Spinner. Sie ist meine beste Freundin! Und überhaupt, deinen schwachsinnigen Humor kannst du dir dahin schieben, wo die Sonne niemals scheint«, knurrte Caius wütend. Sein Blick glitt über das Buffet. Brötchen, Brathähnchen, Weintrauben.... Alles unbrauchbar! Er fixierte den Duccier wieder.
    »Was denkst du eigentlich, wer du bist? Du hast sie gar nicht verdient, du Barbarenschnösel!« Caius wurde immer lauter. Aber das war ihm schnutzegal. Er hob eine Hand und bohrte damit in Valas Brust herum. Er glaubte ihm nämlich kein Wort, dass er nichts von Axilla wollte. Wie konnte man nichts von ihr wollen? Der Kerl war doch nicht blind und taub auch nicht!


    »Solche wie dich sollten sie an die Löwen im Colosseum verfüttern! Pass mal auf: Wenn du ihr auch nur noch einmal einen Grund gibst, dich so anzuschauen wie sie dich anschaut, dann sollten die Götter, die du hier so in den Dreck ziehst, dir bei unserem nächsten Treffen besser gnädig sein!« Da! Eine Schüssel mit Nachtisch! Ein Segen! Sie befand sich schneller in Caius' Händen als er gucken konnte. Und noch schneller war sie ins Gesicht des Duccius ausgeleert und wurde wuchtig und mit einem kaum überhörbaren KLONK zurück auf den Buffettisch gerammt.
    »Das ist dir hoffentlich eine Lehre! Ich warne dich, Freundchen: Wenn du ihr weh tust, brech ich dir sämtliche Knochen im Leib.« Und Caius drehte sich herum und wollte Vala mit dem Nachtisch besudelt stehen lassen und augenblicklich zurück zu Axilla und seiner Verlobten marschieren. Kleine Fladen der Süßspeise tropften von Valas Tunika auf den Boden.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Nun, Aelius?", fragte Vala betont betonungslos und fixierte den Mann mit einem ebenso betont betonungslosen Blick, der eigentlich doch nur eins betonte: betonte Ahnungslosigkeit.


    Boah! Wie der ihn anguckte! Caius juckte es ja allein deswegen schon in den Fingern. Wie ein snobistischer Patrizier. Betont unbetont, und gleichzeig einfach betonungsvoll betont! Caius schluckte seinen Ärger darüber erstmal runter und versuchte herauszukriegen, was hier überhaupt Sache war.
    »So. Du bist also mit Axilla hier«, stellte Caius erst nochmal fest, damit der Kerl auch wusste, worum es hier ging.
    Caius kniff die Augen zusammen und nagelte den Duccius mit glühenden Blicken am Buffettisch fest.
    »Willst du was von ihr?« fragte er und nickte mit dem Kopf kurz in die Richtung, in der Axilla und Seiana sich gerade fragte, was zum Geier eigentlich los war. Caius war das egal. Er hatte nur das brennende Bedürfnis, sein Revier abzustecken. Allerdings gab er sich große Mühe, nicht sofort auszurasten. Bisher ging das auch ganz gut. Der Duccius mochte die Frage falsch verstehen, aber für Caius war klar, dass er damit Interesse an einer Heirat meinte.

    Caius grinste Casca an.
    »Klar. Mach ich. Soll ich ihm auch ein Küsschen von dir geben? Im Ernst, ich hab nicht so viel mit ihm zu tun«, sagte Caius grinsend und zuckte mit den Schultern. Er sah auf seine Hände runter. Wurden langsam schrumpelig. So allmählich müsste er mal ausm Wasser gehen.
    »Ähm, nein, leider nicht. Aber es gibt ja jetzt neue Ädile, ich bin mir sicher, dass spätestens die was in der Richtung machen werden. Oh, du willst ins Schwitzbad? Puh.« Caius runzelte die Stirn und überlegte. Dann zuckte er mit den Schultern.
    »Ich glaub, ich lass das heute bleiben. Ich wünsch dir aber viel Erfolg beim Legaten Avarus. Und viel Spaß noch in der Therme. Ich werd mich bei dir melden, wenn wir eine Tour in die subura starten«, versprach er noch und stand auch auf.


    Sim-Off:

    Ich würde sagen, dass wir aufgrund der Zeitlinien hier Schluss machen und einfach in der Nocturngasse weiterschreiben und vielleicht später noch was starten. :)

    Sim-Off:

    Kein Stress, Leute. Wir sind zum Vergnügen hier. Eine Reihenfolge gibt's übrigens nicht. :D


    Caius unterhielt sich mit Celsus, der jetzt Ahala hieß, und sah aus den Augenwinkeln, wie Centho gleich zwei Damen abschleppte. Oder eher sich von ihnen abschleppen ließ. Er grinste schadenfroh drauflos, starrte dann aber plötzlich Ahala entsetzt an.


    »Moment. Der Durus? Der Consular Durus? Ach du scheiße.« Caius starrte den Tiberier an.
    »Na der wird sicher nicht erfreut sein, wenn er das hier mitkriegt.« Zumindest konnte sich Caius nicht vorstellen, dass ein Consular seinem Adoptivjungen auf die Schulter schlug mit den Worten He Junge, super, so Hahnenkämpfe in der subura find ich klasse. Hier haste nen bisschen Knete für die nächste Veranstaltung. Caius kannte den Tiberier nicht, aber die meisten Politiker in so hohen Ämtern legten besonderen Wert darauf, erst gar nicht mit illegalen Machenschaften in Verbindung gebracht zu werden. Der Typ war sicher keine Ausnahme. Ihm lag auf der Zunge, wie es denn zu dieser Adoptionsgeschichte gekommen war und wieso Celsus nun fast so hieß wie dieser mickrige Gott aus dem Ostblock, aber dazu kam es nicht mehr. War sicher auch klüger, nicht unbedingt hier von der direktesten Direktverwandtschaft zum Consular Tiberius Durus zu reden.


    Centho hatte sich inzwischen mit seinen Mädels abgeseilt. Nur widerwillig machten ihm die Leute ein wenig Platz in der dritten Reihe. Und Ahala und Casca schienen auch ganz scharf darauf zu sein, endlich ihr Geld loszuwerden. Caius grinste erst den Tiberier an, dann den Iulier.
    »Jawoll. Kommt mit«, forderte er sie auf, schob eine schleimige Dirne aus dem Weg und bahnte sich einen Weg zu Centho. Die Bresche, die sie in den johlenden Kreis um die Hähne schlugen, war jetzt so groß, dass alle bequem sehen konnten. Caius lehnte sich nach rechts und verwickelte einen der Männer in ein Gespräch, wenn man es so nennen konnte.
    »Wer gegen wen?«
    »Interfector gegen Unguis«, bekam er widerstrebend Auskunft. Der Kerl deutete erst auf den ramponierten Hahn, dann auf den, der keine Schwanzfedern mehr hatte. Der Kerl selbst hatte nur noch ein Auge, das andere war ein schwarzes, nässendes Loch. Und er stank nach Bier und Schweiß. Er betrachtete nacheinander Caius, Casca, Ahala, Centho und dann wieder Caius.
    »Wie viel?«
    »Zehn zu acht für Unguis. Willst du setzen?« Caius sah wieder in die Arena. Die beiden sahen nicht gerade so aus, als würden sie noch lange durchhalten.
    »Die Quote ist zehn zu acht für den da«, informierte Caius seine Kumpel und deutete auf Unguis, die Kralle, die gerade gegen Interfector, den Killer anflatterte.
    »Also, ich nicht. Beim nächsten Kampf vielleicht, sofern da nicht ein Halbtoter gegen einen Halbtoten antritt«, sagte er dann zu dem Einäugigen, der grinste und dann lachte.
    »Der nächste Kampf ist Umbra gegen Cruor«, erwiderte er.
    »Ah«, machte Caius. Der Schatten und Blut galten als Favoriten, das wusste er noch von seinem letzten Besuch hier.


    »Also, ich warte bis zum nächsten Kampf. Das lohnt sich ja kaum, hier zu setzen. Die fallen ja beide gleich um. Ach guck, da kommt unser Wein!« Und tatsächlich brachte die Dirne eben vier volle Krüge Wein, die sie jedem reichte.
    »Auf eine klasse Wettnacht!« prostete er. Buäh, der Wein schmeckte wie eine verdünnte Mischung aus Nachttopfinhalt und vergorenem Traubensaft. Caius schüttelte sich, grinste und nahm dann gleich noch nen Schluck hinterher.
    »Ihr könnt aber setzen, wenn ihr euch traut!«

    Seiana befasste sich mit Septima, während Caius gedanklich schon wieder wo ganz anders war. Gut so. Ihre Sicht der Dinge hatte er eh nicht, von wegen ihr Begleiter und dass alles an ihr hängen blieb. Verlobung hin oder her, er war der Kerl und das hier war sein Bier. Und das von Vala.


    Als Axilla auf Seianas Frage antwortete (bei der hatte er sie übrigens kurz anerkennend angesehen), sah er doch zu ihr hin und versuchte, nicht ganz so grimmig dreinzuschauen. Heinweh? Und ihm hatte sie nichts gesagt. Irgendwie war er enttäuscht. Aber er ließ sich das nicht anmerken. Der Duccius war also ins Hafenbecken gefallen und hatte sie nass und triefend nach Hause gebracht. Ahja. Und das sollte er glauben? Wer lief schon pitschnass durch Rom? Er hätte das genauso gut seinen Sklaven überlassen können! Da trug auch der Hinweis seitens des Ducciers, dass sich aus dem Missgeschick eine angenehme Begegnung ergeben hatte, nicht dazu bei, dass Caius das glaubte. Er sah misstrauisch zu Vala hin, dann wieder zu Axilla und schließlich zu Seiana. Sein Entschluss war gefasst, noch ehe er den Blick seiner Verlobten auffangen konnte.


    »Duccius, auf ein Wort«, sagte er förmlich und nickte Vala zu, ohne vorher noch irgendwas auf die liebliche Kennenlerngeschichte zu erwidern.
    »Entschuldigt uns mal ein Momentchen«, zu den Damen gewandt, ohne sie anzusehen.


    Entlang einer Seite des Atriums reihten sich Tische, die ein ganz ansehnliches Buffet trugen. Dahin wandte sich Caius jetzt. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass Vala auch tatsächlich mitkommen würde. Als er genug Abstand zwischen sich und die zwei Mädels gebracht hatte, dass sie nichts hören würden, blieb er stehen und drehte sich halb rum.

    Gut gelaunt und ein kleines Liedchen pfeifend machte sich Caius nach seinem Gespräch mit Silanus auf zum nächsten procurator. Er klopfte an und wartete. Es dauerte ein Momentchen, aber schließlich glaubte er, eintreten zu lönnen.
    »Salve Annaeus!« grüßte Caius freundlich. Mit Varus hatte er schon ein paarmal schriftlichen Kontakt gehabt, immerhin war er Postpräfekt von Italien gewesen als Caius auch gerade Postpräfekt von Ägypten gewesen war. Da war's logisch, dass man sich auch mal austauschte und Dokumente hin und her verschickte.
    »Ich wollte kurz hallo sagen, ich bin der neue procurator a memoria. Du erinnerst dich doch? Caius Aelius Archias, wir waren Kollegen beim CP.« Caius blieb stehen und betrachtete den Annaeer.
    »Ich wollte nachher eine Runde in der Apicia schmeißen. Wie sieht's aus, bist du dabei?«

    Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus
    Silanus erhob sich und kam hinter seinen Schreibtisch hervor, während er den Worten seines neuen Kollegen aufmerksam folgte.


    "Salve! Es freut mich dich kennen zu lernen Caius Aelius und selbstverständlich nehme ich dein freundliches Angebot gerne an. Hast du auch schon den Procurator a libellis informiert? Ich bin mir sicher das auch er gerne mitkommen wird."


    Caius nickte erfreut.
    »Noch nicht, aber da wollte ich direkt im Anschluss vorbeigehen. Ich schlage vor, ich sammle euch nach Dienstschluss ein und wir gehen gemeinsam zur Apicia. Wäre dir das recht?« fragte Caius. Er beschloss, ganz unvoreingenommen an die Sache ranzugehen. Vielleicht war Silanus ja doch kein schlechter Kerl. Sich mit Axillas Verwandten gut zu verstehen hatte sicher auch Vorteile.

    So ein Blödsinn. Tz. Sie waren sich schließlich einig, dass sie Freunde waren und sonst nichts. Und Freunde küssten sicht nicht liebevoll und dachten erst recht nicht in rosanen Wattewolken wie sie ihm gerade im Kopf herumschwebten. Und überhaupt, er hasste Rosa!


    Caius' Stirn zog sich kurz nachdenklich zusammen, entspannte sich aber wieder, als er merkte, dass Axilla immer noch die Augen geschlossen hatte. Kam das noch von dem Küsschen? Bestimmt nicht. Caius war zwar ein passabler Küsser, wie er fand, aber er schläferte die Frauen nicht ein damit. Und da machte Axilla die Augen wieder auf und sah ihn ziemlich durcheinander an. Caius schmunzelte. Er mochte das, wenn sie so verklärt aussah. So, als hätte sie gerade geschlafen und man hätte sie geweckt. Ganz offensichtlich war ihr kalt. Caius sah automatisch hin zu dem wärmenden Stoff, der inzwischen neben dem Spielbrett auf dem Boden lag und eine einzige große Falte zu sein schien. Aber er nahm ihn nicht und legte ihn ihr nicht um die Schultern. Er musste gehen. Sonst blieb er doch wieder nur hängen, und das war einfach nicht gut. Sie brauchte Ruhe. Und Caius hatte sich inzwischen wieder soweit unter Kontrolle, dass er ihr diese Ruhe auch lassen konnte.


    Er wollte widersprechen, dass das Aufräumen ja gar nicht so lange dauern musste und er auch nur das Nötigste machen könnte. Oder dass er vielleicht früher zur Arbeit gehen könnte und dann vor der cena eine Stunde herkommen konnte. Aber er sagte nichts, sondern lächelte nur ein wenig. Und dann stand er auf.
    »Ist gut. Wir treffen uns einfach, wenn es dir wieder besser geht, ja?« sagte er zu ihr. Er konnte es nicht lassen und fuhr ihr mit dem Handrücken kurz über die Wange.
    »Schön ausruhen«, ermahnte er sie noch. Dann ging er, auch wenn er eigentlich gar nicht wollte. Und zurück blieb der Stoff auf dem Boden, der ihm am Anfang noch über der Schulter gelegen hatte.


    Zu diesem Zeitpunkt wusste Caius nicht, dass er Axilla früher als angenommen und unter anderen Umständen als erwünscht wiedersehen würde.

    Sim-Off:

    Ach du! Hab das Thema mal in meine Favoriten geschaufelt. Ich überseh es immer bei den ganzen anderen aktiven Threads im Mercatusforum! :(


    Huch, sie sagte ja schon wieder huch! Caius grinste sie unverbinglich an. Irgendwie fand er das witzig. Eine witzige Decima. Das gab es auch nicht alle Tage.
    »Jaja, Hispania«, sagte Caius gnädigerweise. So ganz fit im Kopf schien die Gute nicht zu sein. Aber das machte nichts. Caius fand das gerade noch recht amüsant. Nur ihre Gutgläubigkeit war irgendwie seltsam. Wenn er es sagte, würde es so sein? Er schaute sie von der Seite her an, ging mit ihr um eine Ecke und dann weiter gerade aus, um einen Pferehaufen drumrum, an einer Pipipfütze vorbei und über eine Kreuzung.
    »Na du kennst doch dann sicher ein paar Decimas, oder nicht?« wollte er ihr auf die Sprünge helfen. Wo genau die meisten Aelier herkamen, wusste er beispielsweise schon, nur nicht, wer die alle waren. Den Glatzkopf ignorierte er einfach.


    »Bist du mit dem Schiff hergekommen, nach Ostia? Oder hast du dich durchrütteln lassen mit der Kutsche?« fragte er sie, als sie gerade auf einen Sklaven warten mussten, der den Nachttopf seiner Herrin schwungvoll im Rinnstein ausleerte. Als die Gefahr ausgegossen war, konnten sie passieren.