Siv sah ihn an, forderte mit ihrem Blick eine Antwort ein, deutlicher als ihre Worte es vermochten. Er wollte, dass sie ging, das war alles, woran sie in diesem Moment denken konnte. Und weil er etwas für sie empfand, weil er ein schlechtes Gewissen hatte mit dem, was er ihr damit antat, wollte er sie freilassen, um es zu minimieren. Er musste wissen, was geschehen würde, wenn er sie so freiließ, jetzt, in diesem Moment. Es wäre ein Zeichen. Ein Zeichen, dass er sie nicht wollte. Und sie würde gehen, nach Germanien. Was sollte sie denn in Rom, wenn er sie nicht wollte? Dass manche Plebejer ihre Sklaven freiließen, um sie dann zu heiraten, der Gedanke kam ihr gar nicht. Es war ihr ernst gewesen als sie sagte, dass sie nicht unbedingt in dieser Form seiner Seite sein wollte, dass es ihr reichte, einfach für ihn da zu sein, ohne dass jemand davon wusste, ohne dass es offiziell war. Davon abgesehen wusste sie, dass er sich das nicht leisten konnte, nicht in seiner Welt. Es war ihr ebenso ernst gewesen als sie sagte, dass sie nicht wie Celerina war – nicht ihre Vorzüge hatte, angefangen von ihrer Abstammung bis hin zu ihrer Art sich zu geben, zu kleiden, zu reden.
Sie sah ihn an, und wieder ergriff Erleichterung von ihr Besitz, als sie seine Antwort hörte. Nein. Er wollte nicht, dass sie ging. Sie bedeutete ihm etwas, und er wollte nicht, dass sie ging. "Nein", wiederholte sie, flüsternd. Wie gebannt hingen ihre Augen an seinen. "Ich will nicht frei sein. Ich will nicht weg." Wie vor zwei Tagen schon hob sie ihre Hand, langsam, zögerlich, berührte seine Wange mit ihren Fingern und strich sacht darüber. Der Aufruhr in ihrem Inneren schien nur noch zuzunehmen. Dutzende Fragen drehten sich in ihrem Kopf im Kreis, und alle drehten sich nur um ihn, um das, was er wollte, was er dachte, was er fühlte. "Nicht weg von dir." Wieder holte sie zitternd Atem. Sie wusste nicht, was er fühlte, sie konnte es nur vermuten, aber sie wusste, was sie fühlte – und was sie wollte. Ohne wirklich bewusst darüber nachzudenken, erhob sie sich leicht auf die Zehenspitzen, lehnte sich nach vorn und berührte seine Lippen mit den ihren. Sacht nur, zart, mit nur leicht geöffneten Lippen und zögernd auf eine Reaktion wartend, aber die Einladung war unmissverständlich.