Siv war fast ein wenig betroffen, als Brix plötzlich einen Schwall Worte von sich gab. "Ich…" Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Dass im Grunde keiner wollte, dass sie ging. Dass sie nicht auf das Geschwätz hören sollte. Dass sie entscheiden konnte… Siv unterdrückte ein Seufzen. So schön es war von ihm zu hören, dass zumindest er – und wohl einige andere auch, das zumindest glaubte sie auch – nicht wollte, dass sie ging, sprach er doch zugleich auch das eigentliche Problem an. Ja, sie konnte entscheiden, und genau das war der Punkt. Wie konnte sie denn bleiben wollen, wenn sie dafür sämtlichen Stolz begraben musste, denn sie sich während ihrer Sklaverei bewahrt hatte? Wollte sie das – hier bleiben wegen einem Mann, der nicht aussprechen konnte, dass er sie wollte, dass sie blieb? Dass er sie wollte? Oder der, im schlimmsten Fall, sie überhaupt nicht wollte, nicht auf die Art, die sie angenommen hatte, nicht auf die Art, in der sie ihn wollte – auch wenn sie wusste, dass das nicht möglich war? So viele Fragen. Siv hatte das Gefühl, als ob ihr ganzes Leben seit gestern nur noch aus Fragen bestand.
Brix’ Augen und seine nächsten Worte fesselten sie, hielten ihren Blick fest – aber als er von Liebe und dann von dem Kind anfing, wandte Siv ihn doch ab. Starrte wieder auf ihre Hände. Blinzelte Tränen weg. "Ja." Ihre Stimme zitterte leicht, und ihre Hände pressten sich auf ihren Bauch. "Natürlich. Von wem sonst?" Sie sah kurz auf und ihm in die Augen, dann starrte sie wieder nach unten. "Ich… Weißt du, ich… Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich meine, jetzt wo ich frei bin… Vielleicht… Ich, ich werd den Gedanken einfach nicht los, dass es… vielleicht besser wäre… zu gehen. Ich meine, ich…" In einer trotzigen Bewegung, die verblüffend an früher erinnerte, wischte sie sich mit dem rechten Handballen über ihre Wange, knapp unterhalb des Auges, wo eine verräterische Träne sich hatte herausstehlen wollen "Ich würd gern bleiben, aber… Ich weiß es nicht."