Beiträge von Gnaeus Iulius Labeo

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    Centurio Paeonius Durus


    Die anstrengendste Woche im Trimester war geschafft und Paeonius Durus erfahrener Centurio der Prätorianischen Garden lehnte sich zurück.


    "Hach, das tut gut.", rief er aus als er sich an die Gemütlichkeit seiner Stube erinnerte. Nach der Wache im Palast ging es ihm immer so, er war etwas erschöpft, glücklicherweise war es diesem Mal einigermaßen ruhig gewesen und seine Leute hatten sich gut benommen. Ein Wunder eigentlich, da er doch schon seit einigen Monaten auf einen Optio hatte verzichten müssen. Aber die Jungs waren gut geschult und auch auf Sollstärke. Alles war reibungslos verlaufen. Und ein paar Tage konnte er die Leine laufen lassen und sich selbst etwas zurücknehmen, bevor es dann wieder los ging. Training und Weiterbildung, vielleicht der eine oder andere Auftrag in der Stadt, bis sie dann turnusgemäß wieder an der Reihe wären im Palast Dienst zu schieben.


    Als er so in Gedanken vertieft war, klopfte es und obwohl er nicht am Dösen gewesen war, schreckte er etwas hoch. "Intra!", rief er mit bestimmter Stimme.


    Sofort trat ein zerzauster Flottensoldat ein, der von Paeonius gemustert wurde. "Ja, haben denn die Matrosen Freigang?", sagte er scherzhaft.


    Und besagter Flottensoldat, der diese abschätzigen Kommentare von Seiten der anderen Einheiten einerseits leid war, aber anderseits sie auch mit dem heutigen Tag hinter sich hatte, nahm Haltung an und grüßte seinen neuen Centurio:


    "Salve o Centurio! Gnaeus Iulius Labeo, Sohn des Iulius Seneca, ehemals Optio der Flotte, ab heute aber Dir unterstellt, grüßt Dich!"


    Ein wenig überrascht war Paeonius doch, ob dieser Botschaft. In zweierlei Hinsicht. Der Optio war ihm schon länger versprochen worden, aber eine Ankündigung dass er heute kommen würde hatte es nicht gegeben, oder etwa doch (er würde die Mitteilungen der letzten Tage wohl doch lesen müssen)? Und dann das dieser Matrose hier, sein Optio sein soll. Ein wenig überraschen war auch, dass sein Vater auch ein Prätorianer gewesen wa, aber das könnte man später noch besprechen. "Aha, Salve, Optio!", erwiderte der Centurio und schaute den Optio sehr deutlich an, und tat so als würde er die Nase rümpfen. Worauf Labeo das Wort ergriff:


    Centurio, wenn Du erlaubst. Ich komme direkt mit dem Schiff aus Massilia. Als ich mich heute morgen bei der Classis in Ostia meldete, wartete ein Marschbefehl auf mich. Hierher in die Castra. Das kam ziemlich überraschend, so bin ich etwas derangiert hier angekommen.


    Mit etwas gespielter Strenge erhob sich der Centurio und ging zu Labeo und sagte: "So, so, ja das sehe ich. Du hast Glück, dass Du bei mir gelandet bist. Andere Centurionen würden meinen, Du bist deplatziert und nicht derangiert. Aber das wird sich finden. Morgen früh ist dann wohl der Fahneneid, nehme ich an? Der Tribun kommt sicherlich deswegen zum Morgenappell. Sieh zu, dass Du ordentlich aussiehst. Und das da muss ab! Bei den letzten Worten hatte er Labeo erreicht und deutete auf das lange Haar. Wir werden hart arbeiten müssen. Die Garde ist die Elite und ein Optio muss noch besser sein. Ich werde mir Deine Akte zukommen lassen. Dann stellen wir ein Programm auf, dass dich fitmachen wird für Deine Aufgabe. , während er fortfuhr ging er wieder zurück zu dem gemütlichen Stuhl auf dem er gesessen hatte, bevor Labeo die Stube betreten hatte. Er setzte sich und sprach: Du hast Glück, wir haben die Palastwache gerade hinter uns und auch keine größeren Dinge vor uns. Dass heißt wir haben Zeit. Morgen und Übermorgen haben die Jungs frei. Wenn Du Familie in der Stadt hast kannst Du diese auch besuchen, aber übermorgen vor dem Morgenappell bist Du zurück. Dann geht es los. Fitness und Kampftraining am Morgen. Taktische und sonstige Ausbildung am Nachmittag. Abends treffen wir uns zum Austausch und zur Planung. Du kannst jetzt gehen.


    Jetzt war es Labeo, der überrascht war. Freigang direkt am Anfang. Aber gut, die Casa würde ihn sicher mit Freuden willkommen heißen. Beide wussten noch nicht, dass diese zwei Tage, sicher besser eingesetzt worden wären um Labeo auf den neuesten Stand zu bringen, da es doch etwas größeres geben würde in der nächsten Zukunft. Aber sie wussten es nicht, also würde die Weiterbildung zum Prätorianer in zwei Tagen starten. Und den Freigang würde Labeo zu nutzen wissen.


    Er grüßte den Centurio abermals und verließ die Stube. Paeonius Durus aber nahm sich den Stapel Mitteilungen und begann ihn zu lesen, er fand die Mitteilung und die Akte des neuen Optio. Er begann zu blättern bevor er eindöste. (So dass er die Mitteilung über die bevorstehende Parade zum Armilistrium nicht sehen würde bevor Optio Labeo am nächsten Tage die Castra verlassen haben würde)

    Labeo hörte zu, was die cheruskische Sklavin rezitierte, es war wohl eine Variante einer ovidischen Fabel. Sehr hübsch, auch die Stimme, aber vielleicht etwas zu zurückhaltend. Aber da wäre Xenianders Urteil natürlich entscheidend. So blickte er erwartungsfroh zu seinem alten Lehrer, bis der schließlich sprach:


    Hm. Ja, nicht schlecht für den Anfang... Potenzial ist auf jeden Fall da. Die Wahl des Textes, nun gut, für eine Lectrix sicherlich angemessen. Spannung im Körper ist da, Volumen der Stimme könnte noch gesteigert werden. Ein paar mehr Emotionen wären auch gut, aber alles in allem, Material zum Arbeiten wäre da., ratterte der Grieche seine Einschätzung herunter, während er Iduna freundlich anschaute, obwohl seine Stimme eher geschäftsmäßig klang, dann wandte er sich zu Labeo: Der Regen hat aufgehört und ich muss zurück zu den Proben. Melde Dich doch, wenn du dem Skorpionsbau das nächste Mal entkommen willst. Und wegen ihr hier. Sie hat Potenzial, viel Arbeit, aber Potenzial. Wenn Du willst, schicke sie her, ich mache Dir einen guten Preis. Und dann vale!


    Er winkte mit beiden Händen während er die letzten Worte sprach und verschwand sogleich in den Tiefen des Theaters.


    Nach einem Moment der Stille, in der Labeo zum Himmel schaute, an dem sich die Regenwolken langsam verzogen - und tatsächlich wenn in Richtung der Doms schaute, sah es so aus, als ob sie trockenen Hauptes (nicht Fußes, da es viele Pfützen gab) nach Hause kommen könnten - , sagt er zu Iduna: "Welch ein Kompliment von Xeniander. Das klang doch gut, falls Du bei den Iuliern bleibst, werde ich ein gutes Wort für Dich einlegen. Aber jetzt lass uns nach Hause gehen. Wir schaffen es wohl vor dem nächsten Schauer."

    Der Iulier hätte es sich denken können, dass sein alter Freund und Lehrer Xeniander sich mehr mit Iduna unterhalten würde, denn mit ihm. Ein echter Talentsucher, der immer herausfinden wollte, ob unter welcher Schale auch immer ein Obstkern oder ein Diamant steckte. Immerhin stellte der Grieche ihm dann doch eine Frage, die Labeo beantwortete, bevor die unausweichliche Frage nach der Kostprobe kam. "Nein, nein rein Privat. Ich haben den Dienst gerade erst aufgenommen. Wenn es einmal dienstlich werden sollte, komme ich bei Nacht.


    "Gut, gut, Skorpion unter den Karpfen, oder Karpfen unter den Skorpionen...? Dann hoffen wir mal, dass wir uns das nächste Mal bei Tage sehen. und wenn ich mehr Zeit habe." Und obwohl Xeniander damit zweifelsfrei andeutete, dass er sich verabschieden musste, ließ er es sich nicht entgehen Iduna noch ein weiteres Mal anzusprechen: Aha, aha. Ein Lectrix, kannst Du etwas rezitieren, aus dem Gedächtnis...nur etwas kurzes, für mich? Eine.... und in dieser Kunstpause drehte er sich zu Labeo, als wäre es die vierte Wand, "Kostprobe?"


    Dann legte er ein breites Grinsen auf und wartete, ob Iduna etwas konnte.

    "Das kommt darauf an, wer dein neuer Dominus ist, aber ja ich könnte das tun. Wenn Du jetzt einen guten Eindruck hinterlässt", sagte Labeo mit einem Zwinkern zu Iduna.


    Dann ergriff Xeniander das Wort: "Soso, ein Skorpion, dann bist Du beruflich hier? Oder privat?, dann wandte sich der alte Grieche zu Iduna:Der Dominus Labeo hier produzierte schon immer holprige Verse, aber er hatte Freude daran. Er war ein guter Rhetor zu seiner Zeit, aber die Rostra wollte er nicht erklimmen, statt dessen ergriff er den Gladius. Er wollte die Welt verbessern - und was ist Dein Streben, Tochter des Nordwindes?

    Als der Tribun Decimus Serapio auf ihn zu kam und ihm andeutete ihm zu folgen, wurde ihm die Größe diesen Augenblickes klar. Es war ja nicht das erste Mal, dass er einen solchen Eid schwor. Aber hier und heute, so sagte er zu sich, war es anders.
    Gravitas umschwebte diesen Ort und als der Tribun ihn mit gut gewählten Worten, sicherlich eine Anpassung der üblichen Rede, ermahnte und ihm ins Gewissen redete, entflammte die patriotische Flamme wieder, die ihn am Beginn ins Militär gebracht hatte und seine Wangen glühten.


    Schließlich nach einer wirkungsvollen rhetorischen Pause, was es an Labeo sein Sacramentum zu leisten:


    "Iurant autem milites omnia se strenue facturos quae praeceperit Imperator Tiberius Aquilius Severus Augustus, numquam deserturos militiam nec mortem recusaturos pro Romana republica!"


    "Die besten der besten, die Treuesten der Treuen", halte es in Labeos Kopf nach. Und ja der Tribun hatte im ersten Treffen recht gehabt, Labeo würde noch einiges aufzuholen haben, an Ausdauer, Kraft und auch an einigen Techniken, um dieser Elite würdig zu sein. Aber er hatte vollste Motivation (das erste Mal seit langem).

    Labeo schaute erstaunt zu Iduna, als diese in den Applaus einstimmte, war da ein Funkeln in den Augen zu sehen, dass die bisherige Trauer und Lethargie, die sie zu Tage gelegt hatte, durchbrach? Dann hatte dieser ganze Ausflug, ja doch noch einen positiven Effekt.
    Haha, nein, selbst wenn ich Zeit hätte, aber ich bin ein solcher Stümper, dass Du von mir kaum etwas lernen würdest,
    sagte er lachend zur germanischen Sklavin. Er erwähnte dabei nicht, dass er dies auch ziemlich unangemessen finden würde, stattdessen fuhr er fort:
    Wenn allerdings Dein neuer Herr oder deine neue Herrin dies gutheißen, kann ich sicherlich ein Wort bei dem Mann, den wir vielleicht gleich treffen einlegen. Er ist ein Meister.


    Meister sagst Du? Das wohl nicht. Aber ein Liebhaber der Sprache und allen Schönens., tönte es als Antwort aus der Dunkelheit des inneren des Theaters. Es war tatsächlich Xeniander, Labeos alter Rhetoriklehrer aus der Zeit vor dem Militär. Was hat denn die Lippenbarbe aufs trockene, naja nicht so trockene, Land geführt., sagte der alte weißhaarige und recht beleibte Mann, dem man ansah, dass er das Leben liebte und umarmte den nicht ganz trockenen Labeo. Und wenn hast Du da im Schlepptau?, schob er mit einem gespielt anzüglichen Blick auf Iduna nach.


    Mein alter Lehrer, der Fisch hat eine Metamorphose durchlebt und ist jetzt ein Skorpion. Und das ist Iduna eine Sklavin der Familia. Sie war von den improvisierten Versen des Schauspielers ganz begeistert und war höflich genug auch meinen Versuch zu loben, nicht wahr, Iduna?

    Je mehr Labeo Umgang mit Iduna hatte, desto stärker wurde das Empfinden, dass sie aus irgendeinem Grunde eingeschüchtert war. Es konnte sein, dass sie in einer tragischen Situation wie dieser einfach nur eine Mustersklavin sein wollte, damit man sie nicht verkaufen würde. Oder, er überlegte, vielleicht wollte sie ja ihm, Labeo, zeigen, dass sie eine tolle Sklavin wäre, damit er sie anfordern würde. Abgesehen davon, dass das ja hauptsächlich davon abhing. wer der Erbe war, und was dessen Pläne waren, würde Labeo ja doch meistens in der Castro sein, und deswegen nur zeitweise ihre Dienste benötigen, aber...


    Als er so in Gedanken versunken war, fragte sie, wer den sein Freund sei, den er aufsuchen wolle. Und just in diesem Moment kam einer der Sklaven des Theaters um zu fragen: "Mein Herr, hast Du dich hierhin geflüchtet nur vor dem Regen, denn Schutz allein ist nicht genug an Segen! Wen suchest Du, sprich, Fremder, Römer laut und verwegen, und suchst Du nichts so musst Du Dich bewegen."


    Das wahr ein reichlich grober Vers aus Hexametern und Pentametern gemischt, und der Reim war eher enervierend. Aber für eine Improvisation nicht schlecht, also applaudierte Labeo höflich. "Sage mir nun Diener der Kunst und sprich frei heraus, ob der Alte, Chrysostomos, der Goldmund heißet, der zurecht so genannt ob er noch unter uns weilt."


    Auch Labeos Vers war sehr holprig, aber er wollte den Spaß mitmachen. Und als er sich gerade die nächste Antwort zurecht legte, sagte der Sklave in Prosa. Oh ja, der ist da. Willst Du ihn sehen. Ich schaue mal, ob er Dich empfangen will... Wie war noch mal Dein Name...?
    Und Labeo antwortete....Sag ihm: Labeo ist's, der ihn zu sehen wünscht.


    Dann ging der Sklave, der offensichtlich zumindest auch ein Schauspieler war, wieder tief ins Theatrum, so dass Iduna und Labeo wieder allein und im Regen standen. Labeo bemerkte, dass ihr kalt war. Um Deine Frage zu beantworten. Ich hoffe Xeniander zu sehen, den alle aber nur Chrysostomos nennen. Er war mein Rhetoriklehrer, als ich noch jung war. Das letzte, was ich von ihm gehört hatte, war das er eben hier in Rom am Theatrum Marcellum die Schauspieler unterrichtet. Vielleicht bittet er uns rein ins Warme.

    Der Regen kam schneller und er war stärker als er gedacht hatte, aber als das Theatrum in Sichtweise kam war Labeo zum Glück nicht zu sehr durchnässt, und Iduna, nunja wohl auch nicht. Als er sie so anschaute bemerkte zum wiederholten Male, dass sie ständig herunter schaut. Und so sehr es auch ihre Ergebenheit ausdrückte, irritierte es ihn doch. Aber da sie ja nicht seine Sklavin war, würde er es wohl dabei belassen und sie nicht darauf ansprechen.


    Nein, nein, keine Angst, ich werde Dich nicht in eine stundenlange Vorstellung schleppen. Ich wollte nur einmal schauen, was so gegeben wird in den nächsten Wochen, und ob ein alter Freund noch hier am Theater ist.


    Dann ging er weiter und Iduna würde ihm folgen, den Blick auf den Boden geheftet. Am Eingang angekommen sah er, dass das Tor offen war.


    Schnell, Iduna, stellen wir uns hier im Tor unter, bis das gröbste vorbei ist.

    Ach ja! Proximus‘ Misener. Ich erinnere mich noch daran, wie ich dem fassweise in die Castta in Misenum geschmuggelt habe Ach das waren Zeiten!“.


    Nicht dass er diese Alten Zeiten zurück haben wollte. Aber es war eine unbeschwerte und irgendwie einfache Phase seines Lebens. Ganz im Gegenteil zur den britannischen Jahren. Dives stellte gute Fragen, die nicht nur seine Aufmerksamkeit bewiesen, sondern auch sei politisches Gespür. So verdiente er auch Antworten, er würde bewusst versuchen, ihm nicht die lange ausgeschmückte Heldengeschichte zu erzählen, sondern bei den schlichten Fatükten bleiben. Es gibt in diesen Meeren schon eine Vielzahl von kriegerisch gesinnten Schiffen, die zum Beispiel geregelte Handelsschifffahrt erschweren, die ja durch die Witterung und die weiten Entfernungen schon schwer genug ist. Aber so etwas wie vor zehn Jahren ist doch besonders. Es handelte sich nämlich um eine Gruppe von Piraten, die vorher mit uns gehandelt und auch gekämpft hatten. Sie wussten zuviel, von unseren Standardtaktiken, so dass wir nun ja kreativ werden mussten. Ein Einsatz hinter dem Wall, war die Folge. Er schluckte einmal trocken, wie man es tut, wenn man eigentlich etwas trinken wollte, und bekam umgehend nachgeschenkt. Er nahm einen Schluck und fuhr fort.„Das war wohl auch der Grund, warum ich und mit einer Contubernie eine Händlergruppe nach Hause begleiten sollte, tief ins Feindesland. Und auch weit außerhalb der Reichweite oder des Aufgabengebietes der Classis Britannica. Bei den Germanischen Stämmen an der Küste, die von manchen Ingvaeoni genannt werden. Die Eskorte ging schief. wir wurden angegriffen, und aufgerieben. Ich überlebte und einer der Händler. Wir retteten uns in sein Dorf und dann kam der Winter. Kalt. kalt.kalt. Das Meer östlich des Landes war gefroren, stell Dir vor - ge-fro-ren. Am Strand zeigte er mir die Bernsteinvorkommen seines Stammes und weil ich ihm das Leben gerettet hatte, wollte er trotz allem den Handel mit den Römern fortsetzen, was er dann auch tat für einige Jahre“.


    Er stellte den Becher, den er während der ganze. Erzählung in beiden Händen festgehalten hatte ab und nahm sich ein Stück Brot von dem er nachdenklich abbiss als Dives die treffende Bemerkung über die Azeri des Bürgerkrieges machte.Ich gebe Dir recht, im Letzten war es eine Gnade keinem römischen Soldaten im der Schlacht gegenüberstehen zu müssen. Und ich habe ja auch das eine oder andere über die Abläufe und die Verwaltung gelernt. Aber ich bitte Dich es waren sieben Jahre am Schreibtisch, und es waren die Jahre der größten Kraft und Energie.


    Als Dives kurz auf den Tribun zu sprechen kam, aber schnell weitersprach und das Thema leicht veränderte, machte sich Labeo eine imaginäre Notiz. Da war irgendetwas im Hintergrund, dass er herausfinden sollte, nicht dass da ein paar Fettnäpfchen auf ihn warteten. Aber das war jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt, also ließ er seinem senatorischen Neffen diesen Themaschlenker durchgehen und sprach: Ja ganz recht. Formell wird man das zwar vielleicht anders sehen, aber gefühlt ist es auf jeden Fall so. Und alles andere wird die Zeit zeigen. Auf die Zeiten die kommen!, sagte er schließlich und nahm seinen Becher und hob ihn in Richtung des Senators.

    Schon beim Morgenappell seines ersten Tages in der Castra Praetoria konnte Labeo den Unterschied spüren. Hier war ein ganz anderer Zug drin als bei der Classis, und doch waren die Gemeinsamkeiten im Letzten größer als die Unterschiede.


    Was sich für Labeo alles ändern würde durch diesen unverhofften Wechsel, Auf den er im Grunde seines Herzens immer gehofft hatte, war unklar. Was Labeo aber an diesem Morgen noch mehr bewegte als die Zukunft, war die Vergangenheit. Genau hier in diesem Sacellum hatte auch sein Vater dem Kaiser die Treue geschworen. Und Ehrfurcht, Stolz,und Dankbarkeit überfluteten ihn.


    Labeo schaute sich um. War der Tribun zu sehen? Gab es noch andere Neue? Er wartete ab, bis die Vereidigung begann.

    Nur wenige Zeit später hörte Labeo aus einer der Nachbarstuben gemäßigt lautes Gegröle. Er lachte. Das war doch bei allen Truppenteilen das Gleiche. Als ging er dem Gegröle nach, aber schon bald gesellte sich auch eine Geruch hinzu. Es würde also herzhaft werden.
    Als er die Stube betrat wurde ein vielstimmiges Salve angestimmt und man bat den neuen Optio sich zu setzen. Es gab ein sehr einfaches und doch schmackhaftes Gericht: Stark angebratener Speck, Käse und Eier waren in köstlicher Weise amalgamiert worden zu einer Art Tunke, zu der geröstetes Brot gereicht wurde und ein derber Landwein. Kein Festmahl und doch ein Fest. Alle stellten sich vor und es war ein gelungener Abend, es war gut dass Labeo gekommen war, aber es war auch git und vor allem angemessen, dass er nach etwa einer Stunde wieder ging. Die neuen Kameraden protestierten höflich, er solle doch bleiben, aber wahrscheinlich waren auch sie froh über beides, sein Kommen und sein Gehen.


    Es war ein langer Tag gewesen und morgen würde er nach dem Morgenappell seinen Eid leisten und dann wäre er ein echter Prätorianer.

    Als die ersten Tropfen sein frisch geschnittenes Haar benetzten drehte Labeo sich zur germanischen Sklavin um, die fast zum ihm aufgeschlossen hatte. Und als er hinter der Sklavin ziemlich genau in der Richtung, aus der sie kamen - etwas zu seiner Rechten - den Hügel sah auf dessen Spitze die glorreichen Tempel der kapitolinischen Trias noch in den letzten Sonnenstrahlen glänzten, lachte laut aus. Iduna, Iduna, gerade wollte ich Dich tadeln, dass Du einen Römer niemals fragen sollst, ob er sich auf dem Forum auskennt. Und dann sehe ich, dass Du die ganze Zeit recht hattest. Wir waren die ganze Zeit im Südwesten des Forums, während ich dachte wir wären noch im Nordosten, wo wir es betreten hatten. Ich muss, und hier unterbrach sich der Iulier, weil er wieder zu lachen musste, ich muss so,vertieft von Anschlagstafel zu Anschlagstafel gelaufen sein, dass ich, dass ich - huh, unglaublich, dass ich den Tempel des Divus Iulius mit dem Saturnus-Tempel verwechselt habe.


    Das würde Labeo nicht wieder passieren. Aber das Du das niemandem erzählst!, sagte er immer noch lachend, obwohl er es einigermaßen ernst meinte, was er durch einen erhobenen Zeigefinger deutlich machte. Geh Du mal lieber voraus. Wir müssen uns jetzt wirklich beeilen, wenn wir nicht durchnässt werden wollen.

    Die gesamte Ausrüstung, teilweise in mehrfacher Ausführung war durchaus schwer und unhandlich. Aber das gehörte wohl zur Einführungsphase dazu und als er die Barracke erreichte, in der seine Centurie untergebracht war, nahm er nochmal alle Kraft zusammen, um vor den Milites, die ja seiner Aufsicht unterstanden, einen schneidigen ersten Eindruck zu machen.


    Er betrat die Barracke und fand seinen Raum sofort. Einigermaßen sauber. Also legte er die Ausrüstung ab, probierte das Bett und ruhte ein wenig. als auch schon einer seiner neuen Männer herein schaute. „Salve, Optio. Ich bin Marcus Epidius Cotta. Hoffe die Garde hat Dir einen guten Empfang..., Cotta schaute ihn an unterbrach sich kurz und fuhr fort, Verzeih, Optio. aber darf das so bleiben?


    Labeo, Der sofort wusste, dass seine Haarpracht gemeint war, lachte: Haha, nein natürlich nicht. DAS muss weg. Ich bin direkt vom Hafen gekommen, ich habe noch nicht mal das Haus meiner Familia besucht. Der Centurio hat mir vorgeschlagen ich sollte morgen nach dem Eid und ein paar Formalitäten, erst einmal zwei Tage in die Casa gehen. dann kann ein Barbier sich darum kümmern und nicht der Scherer der Garde.....ach ja Falls Ihr noch nicht über meinen Namen informiert worden seid... Gnaeus Iulius Labeo. Sohn des Iulius Seneca, ein VerstorbenerTribun dieser Garde.“


    Cotta nickte und schaute ihn an.„Ja der Centurio kann auch mal ganz freundlich sein, auch wenn er vielleicht einen Hintergedanken dabei hat. Naja, ein paar der Jungs würden Dich gerne zu einem soldatischen Abend einladen. Nichts wildes. Aber wir haben gerade unsere Dienstwoche im Palast hinter uns. Das ist immer ein Grund zu feiern


    Labeo überlegte, was die Hintergedanken des Centurio sein könnten. Er würde es vielleicht noch erfahren. Auch warum Cotta sich so ausgedrückt hatte, dass der Centurio auch mal ganz freundlich sein könne, brahcte Labeo zum Nacdenken, Die Einladung hingegen freute ihn. Kameradschaftsgeist war anscheinend großgeschrieben in de Garde. Ja. Gerne, ich werde kommen. Nicht lange denke ich, aber es ist gut die JUNGS kennenzulernen.

    Das Wetter verschlechterte sich zusehends. Aber Labeo machte sich keine Gedanken darüber, sie würden sehr bald das Thester des Marcellus erreichen, da sie sich für die Dauer des Schauers, denn mehr würde es nicht werden, im Eingsngsbereich des Theaters unterstellen könnten. Aber beeilen sollten sie sich vielleicht dennoch. Die germanische Sklavin rief ihm etwas zu, dass er als „Beeilung“ interpretierte. Er machte eine Geste, die ausdrücken sollte, dass er zustimmte und sagte: Aber ja doch, beeilen wir uns. Und keine Angst. Dein neuer Dominus wird Euch sicher gut behandeln.. Labeo war sich dessen sicher.


    Sicherer immerhin als des Weges, den sie gehen mussten. Er blieb stehen als sie an der Basilica Iulia vorbeikamen. Hm. Nein, nein. ich kenne den Weg! Von der Basilica Iulia nach rechts dann hinter dem Capitol nach Westen und dann sind wir auch schon da.


    Problematisch an dieser Erklärung war, dass das Capitol nicht auf der Von Labeo und Iduna aus rechten Seite der Basilica lag, sondern direkt hinter ihnen.

    Nach dem schneidigen Empfang bei Tribun Decimus Serapio und einem interessanten Gespräch mit seinem neuen Centurio ging es für Labeo ins Magazin, der dortige Custos Armarum musterte ihn erstaunt. Salve, Soldat. Oder sollte ich dich bester Matrose nennen?“'


    Wenn Labeo nicht alles täuschte war der Mann vor ihm ein Miles. Und auch wenn er die höfliche und freundliche Anfrage oder Kritik des Custos ja durchaus verstehen konnte, war Labeo doch von einer langen Schiffsreise direkt hier zur Castea gekommen und sah dementsprechend etwas heruntergekommen aus. ABER - als Custos armarum, sollte er doch wissen, dass nicht alle die hier anfangen seines Ranges sind, insbesondere wenn sie so mitten in der Saison antreten. Also musste Labeo klarstellen, dass er als Optio doch einen anderen Ton erwarten kann, aber ohne den Boss zu sehr raushängen zu lassen. Er entschied sich deshalb dafür seinen Überstellungsbefehl einfach wortlos über den Tresen zu schieben, der ihn vom Custos trennte.


    Dieser schaute etwas verdutzt, öffnete den Brief dennoch und reagierte gelassen aber doch in einem anderen Tonfall: Optio Iulius Labeo. Zur fünften in der dritten geht es. Dann mal nicht für ungut. Spaß muss ja sein. Hier ist eine Tabularium mit der Ausrüstung, unten bitte unterzeichnen.




    [t]
    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung


    - I lorica hamata (Einfach)
    - I lorica (Paradeuniform)
    - I cassis (attischer Typ)
    - Helmbusch, weiß
    - I paenula (Mantel schwarz)
    - I paenula (Mantel weiß)
    - III tunicae schwarze (ärmellos)
    - I tunica weiß (ärmellos)
    - I toga schwarz
    - I toga weiß
    - II pilae
    - I scutum (attischer Typ)
    - I tegimentum (schildhülle zum attischem Typ)
    - I hastile (Optio-Stab)




    Unterschrift des Soldaten:



    Labeo nickte dem Custos zu. Schon gut, Soldat. Ich kann es ja verstehen. In meiner Aufmachung hätte ich mich gar nicht in die Castra gelassen. Dann ging er die Liste Punkt für Punkt durch, während der Custos die verschiedenen Items der Liste nach und nach auf den Tresen legte. Es schien alles in Ordnung zu sein. So quittierte er auf der Tabula und versuchte sich daran die verschiedenen Teile zu stapeln, was nach einigen Versuchen auch gelang. „Sehr gut. Soldat alles im der mittleren Größe. Das wird passen. Dann noch einen ruhigen tagesabschluss, und Vale.


    Der Custos erwiderte den anruße und Labeo,ging zu seine, Quartier.

    Er hätte es sich denken können, dass Iduna nicht ganz verstanden hatte, was er damit gemeint hatte, als er sagte, dass er sie verstehen würde. Aber das war in Ordnung sie war jung und in vielerlei Hinsicht in einer schwierigen Situation. Im Grunde war sie wohl aufgeweckt und vielleicht ein wenig zu neugierig. Aber damit müsste ihr nächster Dominus klarkommen. Um sich nicht den Tage zu verderben überging er ihre erste Frage jetzt einfach, sie hatte eh schon deutlich gemacht, dass sie wusste, dass es ein wenig zuviel der an sich guten Neugier gewesen war.


    Über ihr weiteres Schicksal konnte er nicht viel sagen. Das weiß ich nicht, Iduna. Ich könnte es mir vorstellen. Aber vielleicht gibt er Dich auch in der Familie weiter. Verkaufen wird er dich aber wirklich eher nicht. Das wäre auch, Ehm, wirtschaftlich nicht vorteilhaft.. schließlich war ein kleines Kind im Schlepptau bei einer Sklavin eher Preisminderung. Ein Mund mehr zu stopfen, und eine geringere Arbeitsleistung. Und die Mutter und das Kind zu trennen. Das würde ein Julier ohne Not nicht tun - aber all das dachte er nur. Diese Gedanken würden die Cheruskerin nur überfordern.


    Natürlich bin ich stolz. Mein Vater war bei der Garde und ich bin es auch. Aber nicht alle Römer mögen die Garde, zum Beispiel wegen der Aufgabe, die Du genannt hast. Wenn du verstehst was ich meine


    Sie schien ihm noch etwas nachzurufen, aber Labeo verstand es nicht, stattdessen rief er zu ihr.„Nun komm schon, wir sollten uns ein wenig beeilen, gleich kommt ein Schauer, das will ich schon am Theatrum sein.

    Als er Iduna den Namen ihres Stammes hörte, musste er nicht lange überlegen, wordier zu Hause war. Kein Römer konnte verneinen, von den Cheruskern gehört zu haben, auch wenn wir es nicht gerne zugaben.


    Ich war weiter im Norden, viel weiter. wo das Land auf zwei Seiten meerumschlungen ist und sogar noch weiter im Norden. Und glaube es oder nicht, ich verstehe Dich. Ich weiß, wie es ist fern von der Heimat zu sein. Auch als Soldat kann man nicht einfach so zurückkehren.“


    Als er, sie gingen derweil weiter, der cheruskischen Sklavin zuhörte fiel seinen Ohren auf, dass man allein vom Klang der Stimme ganz gut ablesen konnte, was Iduna fühlte. Sie könnte wahrscheinlich eine gute Vorleserin sein.


    „Hm, wenn es der Majordomus nicht weiß, dann gibt es vielleicht kein Testament, es war ja auch nicht zu erwarten dass Caesoninus so unvermittelt aus dem Leben gerissen würde. Dann würde Dich wohl....wahrscheinlich... also ich meine, dass Dich dann unter Umständen Iulius Dives erben würde. Der braucht auf seinen Landgütern wahrscheinlich immer Sklaven.“


    Mit dem, was er gesagt hatte, würde er der rothaarigen Cheruskerin wahrscheinlich eher Angst einjagen, denn sie beruhigen, so dass er schnell nachschob:Als Senator wird er aber auch ein paar persönliche Sklaven in Rom brauchen, die ihm das Leben in Rom erleichtern, wenn er denn mal da ist.“
    Sie kamen gerade am letzten noch nicht überprüften Aushang an, als Iduna ihn nach der Garde fragte: Naja, nicht so ganz. Man bewirbt sich nicht bei der Garde, die Garde wirbt einen an oder ab. Wie bei mir geschehen. heute noch bei der Classis und morgen ein Prätorianer. Aber sprich nicht davon. Es ist zwar nicht geheim, aber man bindet es auch nicht Jedem auf die Nase.


    Dabei wurde seine Stimme vom Wort zu Wort leiser. Eigentlich wusste er noch nicht wirklich wie er sich als Prätorianer zu verhalten hatte. aber Elite, war nunmal Elite und ein wenig Geheimniskrämerei würde wohl nicht schaden.


    Als Iduna dann einen Aushang fand der zwar von der Vorstellung eines philosophischen Buches sprach, aber nur von einem Epikuräer, seufzte er ein wenig und sprach: „Also im Prinzip ja“, Iduna würde schon bald lernen, das „im Prinzip ja“ nein meinte, aber das ist ein Epikuräer, nicht ganz meine Schule. aber das macht nichts. Morgen muss ich wieder in der Castra sein, da hatte ich gehofft, dass naja heute Abend etwas interessantes stattfinden würde, aber dem ist leider nicht so....“


    Labeo zuckte mit den Schultern und hätte beinahe vergessen, dass sie ja noch zum Theatrum Marcelli wollten. Aber das wird mir nicht den Tag verderben. Gehen wir jetzt zu Theater des Marcellus. Hier entlang., sagte er aufmunternd. Also sich selbst aufmunternd.


    Und er stürzte sich in die Menschenmenge, rasch voranschreitend zum Rand des Forums. In die Richtung in die er das Theatrum vermutete —fälschlicherweise.

    „Jawohl, Tribun!“.
    Es war doch erstaunlich wie viel effektiver dieser Vorgang war als vieles, was er vorher erlebt hatte. Primum. Secundum. Tertium. Quartum..


    So wurde es gesagt, so wird es geschehen. Vielleicht nicht ganz in der Reihenfolge. Es wird wohl mehr Tertium. quartum. Primum. Secundum.
    Aber das aus rein logischen Gründen, und vielleicht auch aus ästhetischen.


    Es schien Labeo, dass sie hier fertig waren, also salutierte er und sagte: „Vale, Tribune!“.


    Dann verließ er die Principia um sich bei seinem neuen Centurio zu melden.