Beiträge von Gnaeus Iulius Labeo

    Hunger, hm, woran der Decimer doch dachte - und Akten? - Nun gut so eine Kombination konnte man ja auch nur von einem wahrhaften Burohengst erwarten. Labeo hätte fast noch etwas erwidert, als die Befehle kamen und sie losmarschierten. Labeo musste ziemlich aufpassen, da er sich ja dummerweise in die erste Reihe bewegt hatte.


    Nach ein paar Schritten war er drin, der Rhythmus half ihm und den Kameraden. Manchmal trat ihm jemand von hinten in die Fersen, manchmal gingen die Reihen weiter auseinander. Labeo merkte, dass es sehr wichtig war, dass jeder auf den anderen achtete und alle auf die Kommandos. Sein linker Kamerad schien etwas rechtslastig zu sein, denn er drückte immerwieder nach rechts. Er drückte dagegen, denn immer wenn er es nicht tat, drifteten sie etwas ab - was dem Optio sicher nicht gefiel.


    Labeo tat, was er konnte um den Anweisungen folge zu leisten. Er war gespannt, wie sich die Ausbildungsgruppe wohl bei der ersten Richtungsänderung, die bald geschehen musste - jedenfalls wenn man den Exerzierplatz nicht verlassen wollte - schlagen würde. Geradeaus marschieren schien jedenfalls leichter als ein geordnetes "ad dextram" oder gar ein "retro". Mal sehen, dachte sich, Labeo.

    Eigentlich lagen Labeo noch die Läufe und Übungen des letzten Tages in den Knochen, was auch immer heute kommen würde, wäre sicherlich keine Erholung von den Strapazen des gestrigen Tages sondern jetzt würde Labeo und den Kameraden jetzt so richtig an die Nieren gegangen werden.


    Daher war Labeo überrascht, dass der nächste Befehl einfach schien- dichte Marschkolonne mit 5er-Reihen. Labeo dankte seinem Vater innerlich, dass er damals mit ihnen einige Übungen durchgeführt hatte. Damals war es Labeo sehr nervend vorgekommen, aber jetzt zahlte es sich aus.


    Die Gruppe begann sich aufzustellen und Labeo stand plötzlich in der ersten Reihe.



    /edit: Richtigstellung der Umstände..

    "O Iuppiter!", entfuhr es Labeo - 100 Liegestütze. Das würde haarig werden.


    Die ersten 15 gingen wie geschmiert, bei allen, dann kamen einige etwas aus dem Rhythmus. Labeo konnte noch mithalten. Nach dreißig musste er sich schon ordentlich ins Zeug legen. Ab sechzig schaltete sich sein Gehirn ab und er dachte nicht mehr darüber nach. Bei neunzig dachte er gleich umzukippen und als die erlösende hundert kam, ließ er sich erschöpft zu Boden fallen.

    Die Pause wurde doch länger als alle zumindest länger als Labeo sie erhofft hatte. Einige weiter vorne liefen auf einmal weiter, obwohl vom Optio noch kein Befehl gekommen war. Labeo war äußerst unschlüssig ob er mitziehen sollte, entschloss sich aber mal ganz dumm-dreist auf einen Befehl des Optios zu warten und blieb daher stehen. :D

    "Danke, wahrscheinlich wird es wohl eher noch so zwanzig Jahre dauern, bis ich wieder nach Roma komme, aber wer weiß."


    Labeo bezahlt noch schnell die Zeche, dann reicht er dem jungen Lucanus die Hand.


    "Bei den Sorgen scheint die Freiheit von wichtiger zu sein! Und",


    Labeos Stimme füllt sich mit dem Pathos des von der Größe Roms erfüllten Bürgers, der sich für die Stärke seiner Legionen und Flotten zu ereifern sich anschickt:


    "damit diese Freiheit allen Bürgern Roms und des Imperium zu Lande und gerade auch zu Wasser immer mehr zu kommt, dafür will und werde ich in Classis kämpfen! Roma erwartet, dass ich meine Pflicht tue! Und das werde ich."

    "Nun, vielleicht hast Du recht - Freiheit erweist sich ja gerade erst dann als Freiheit, wenn sie sich selbst einschränkend zu dem eigentlichen ihrer selbst kommt, nämlich Freiheit für etwas zu sein und nicht Freiheit von.",


    sagte Labeo,


    "Und tatsächlich sollte man sich gerade in den Tagen vor der Musterung eher zurück halten. Nicht, dass man in irgendwelche Händel hineingerät, so dass man schon von Anfang an in eine bestimmte Ecke hinein kommt."


    Die letzen Worte seines Gesprächspartners hatten Labeo wieder etwas vernünftiger werden lassen:


    "Auch wenn ich mich wiedehole, vielleicht hast Du recht - auch ich sollte nicht länger in den Becher schauen, sondern - wenn es morgen nach Misenum gehen soll, ein kleines Päuschen einlegen und dann die Reisevorbereitungen treffen."


    Dann nahm er noch einen letzen Schluck aus seinem Becher und stellte ihn ab.

    Verus, der vor Labeo lief, ging die letzte Tempoerhöhung nicht mit, so dass Labeo auch langsamer werden und aufpassen musste, ihm nicht von hinten auf die Füße zu treten. Als der Optio sie dann anhalten ließ, war dann aber auch Labeo froh kurz zu verschnaufen, auch wenn er irgendwie das Gefühl nicht loswurde, dass diese Pause eigentlich nicht der Erholung dienen würde.

    "Ja, Gubernator! Zu Befehl, Gubernator!,


    sagte Labeo schneidig. Er hoffte wirklich, dass seine Unbedachtheit keinen Schaden verursacht hatte. Jedenfalls hatte er nach den vergessenen Caligae und dieser Geschichte jetzt schon einmal zwei Minuspunkte gesammelt. Die er erst einmal auswetzen musste.


    Darum ging er auch sofort wieder an die Arbeit und klopfte Steine mit vollem Einsatz - um zu zeigen wie er sich einsetzte, aber auch um nicht an den verletzen Nauta zu denken.

    Gerade als die ganze Gruppe wieder ein ruhiges und fast "erholsames" Tempo erreicht hatte, hielt sie der Optio zur Beschleunigung an. Das schien sich wohl einzupendeln - sie wurden langsamer, er trieb sie an, sie wurden langsamer, er treib sie an.


    Labeo könnte sich daran gewöhnen. Wenn sie das Tempo nicht mehr hielten einfach langsamer werden. Hm - wahrscheinlich würde sich der Optio mittelfristig etwas ausdenken, um ihnen "zu helfen" die hohe Geschwindigkeit zu halten.

    Automatisch wurden die Schritte wieder etwas langsamer als man sich den riesigen Hafenanlagen näherte. Eine solche Anzahl von Schiffen, wie sie hier an den Quais des Hauptstützpunktes der glorreichen Flotte von Misenum lagen, hatte zumindest Labeo noch nicht gesehen. Überall wurde gearbeitet und nur hin und wieder schaute ein Kamerad zu ihnen und machte teils aufmunternde, teils spöttische Bemerkungen.


    Die Gruppe der Probati jedenfalls kam gut voran einige um Labeo herum schnauften schon ganz schön, auch er selbst. Obwohl er sich wunderte, dass ihm bisher noch nicht die Lunge aus dem Leib geplatzt war, da er doch etwas fitter war als er selbst vermutet hatte. Hochstimmung kam aber trotzdem nicht auf.

    Labeo merkte ja auch schon wie der Wein zu wirken begann, aber - und so ist das wahrscheinlich häufig - er meinte zumindest, dass sein Gegenüber betrunkener sei, dennoch fuhr er mit dem sinnvollen Gespräch fort:


    "Ja man darf auch wollen dürfen, nur wenn man nichts will, muss man doch etwas sollen dürfen, und wie ist es wenn man zwar etwas kann es aber nicht will, oder soll oder darf? Also ich bin mir sicher, dass ich noch mehr Wein trinken kann und will, aber soll ich noch mehr trinken? Eine schwierige Frage, was geziemt sich?",


    er machte eine Kunstpause, um die rhetorizität seiner Frage zu kennzeichnen:


    "Ganz klar, da ich morgen nach Misenum gehe, geziemt es sich heute in Freiheit zu trinken"

    Die Ausbildungsgruppe des Labeo und des Verus lief schneidig durch das Lager immer wieder brüllte der Optio ein Kommando oder eine Erklärung. Sie passierten die Principia und als sie vor dem Sacellum ankamen ließ er sie anhalten. Diese kurze Pause kam einigen, unter ihnen Labeo gerade recht. Sie grüßten das Heiligtum und liefen gleich darauf weiter. Man schlug ein etwas gemächlicheres Tempo ein, was der Optio gleich mit einem


    "Wir sind hier nicht zum Blumenpflücken, ein bisschen schneller wo es eben ist"


    Und schon ging es wieder im schnellen Tempo weiter.

    "Berufsrisiko, das stimmt wohl! :D, hm ja ich glaube Du hast recht. Ich habe meinen Weg gefunden - jedenfalls erstmal. Und darauf sollten wir anstoßen!",


    Labeo erhob seinen Becher,


    "Auf Rom, seine glorreichen Legionen und Flotten! Auf den Kaiser und auf unsere Pflicht ihm zu dienen!",


    dann nahm er einen kräftigen Schluck des inzwischen gut verdünnten Weines.


    "Nur stimme ich mit Dir nicht überein, bei der Frage nach dem, was man will und dem was man kann. Die wichtige Frage ist doch was ist angemessen, was geziehmt sich, was man tun soll! Und dann kommt die Frage, was man tun kann und erst danach ob man das auch will, oder wollen kann. Also eigentlich"


    Labeo merkte, dass er sich gedanklich verhedderte,
    "kommt es doch darauf an, was man sollen können will, äh wollen können soll, oder müssen können will. Äh, du verstehst schon"


    Auch wenn sie noch nicht so viel getrunken hatten, Konstruktionen mit drei Modalverben schienen Labeo nach ein paar Bechern Wein nicht mehr zu liegen.

    Die Kameraden machten sich wieder an die schweißtreibende Arbeit, doch Labeo entschied sich trotzdem noch kurz den diensthabenden Gubernator (er war sich nicht sicher, auf welcher Ebene der Gubernator stand) darüber zu informieren, dass er es war, der den Kameraden beinahe in Gefahr gebracht hatte, das geziemte sich:


    "Gubernator, entschuldige bevor ich mich auch wieder an die Arbeit mache, wollte ich nur melden, dass ich, Probatus Iulius Labeo, auf Grund einer falschen Einschätzung der Situation den verletzen Kameraden berührt und somit beinahe in noch größere Gefahr gebracht habe. Das tut mir leid!"

    Der Optio hatte sie am anderen Tag abtreten lassen und die Zeit war schnell vergangen, so dass sich die kleine Ausbildungseinheit am nächsten Morgen versammelte. Zumindest Labeo war etwas unwohl - die Fitnessübungen bereiteten ihm einige Sorgen. Er schaute an sich herab, ja er hatte auch die Caligae an, das beruhigte ihn ein wenig.

    Die Ausrüstung war inzwischen so blank und sauber, jedenfalls nach Labeos dafürhalten, dass sein Auftrag die Ausrüstung zu putzen zur Gänze erfüllt war. Die weitere Zeit des Tages verbrachte er damit das Essen des Lagers und andere Dinge kennen zu lernen.


    Am nächsten Morgen ging es wieder zum Exerzierplatz - die "Fitness" würde nun drankommen.

    Labeo kam zusammen mit einigen anderen Probati zurück - einige witzelten über ihn und nannten ihn "Labeo discalceatus", "Barfüßiger Lippenfisch", Labeo lachte mit - er würde den Kameraden mal einen ausgeben müssen - und ging zu seiner Pritsche und begann seine Ausrüstung zu putzen.