Merit bitte einmal zwischenparken.
Beiträge von Merit-Amun
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Merit-Amun hielt sich eher im Hintergrund. Sie beschränkte sich aufs Beobachten und Aufnehmen. Die Sache mit den Wachstafeln hatte sie schon oft gesehen, aber noch nie hatte sie selbst eine benutzt. Und das nächste Problem waren die Buchstaben. Sie klangen anders als die griechischen und waren so gänzlich anders als die Hieroglyphen selbst. Und sie sahen auch anders aus. Während Siv und Fhionn solche Schriftzeichen sicher schon öfters gesehen hatten, waren sie für Merit größtenteils nei.
Vorsichtig setzte die den Griffel auf das Wachs und begann zu zeichnen, doch sie hatte nicht genügend aufgedrückt und musste den ersten Buchstaben zweimal malen. die restlichen vier gelangen dann schon ein wenig besser, wenngleich sie auch eher schlecht aussachen. Merit schämte sich für ihre Zeichen, kaute auf der Unterlippe und betrachtete verstohlen Sivs und Fhionns Buchstaben, die viel besser aussahen.
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Zitat
Original von Kleochares
Eigentlich konnte man drei der Frauen gleich zusammen nehmen: Siv, Fhionn und Merit (wenn er die Namen im Gesprächsgewirr richtig verstanden hatte) stammten alle aus unterschiedlichen Gebieten und mussten Latein von Grund auf lernen. Merit konnte eventuell dem Namen und auch dem Aussehen nach Ägypterin sein. Vielleicht sprach sie Griechisch?
"Ihr drei", er ließ seinen Blick zwischen ihnen wandern, "wollt oder müsst sicherlich Latein sprechen lernen ..." Sein Blick kam bei Merit zur Ruhe. "Du heißt Merit, richtig? Sprichst du Griechisch? Die letzte Frage hatte er in besagter Sprache, seiner Muttersprache, gestellt.Merit-Amun, die zuletzt ein wenig verträumt Löcher in die Luft gestarrt hatte, fuhr zusammen, als sie plötzlich verstand, was gesagt wurde, da der Lehrer nun Griechisch sprach. Mit großen Augen und irritiert sah sie ihn an, dann lächelte sie fröhlich und nickte. "Merit-Amun, ja. Aber nenn mich einfach Merit. Mein Griechisch ist um Längen besser als mein Latein", erwiderte sie in fließendem Griechisch und lächelte entschuldigend. "Diese Sprache verwirrt mich. Ich habe da leider deinen Namen auch nicht mitbekommen. Es ist schwer, die ganzen Worte auseinander zu halten." Merit seufzte und zuckte mit den Schultern. Dann warf sie Cassim einen Blick mit hochgezogenen Brauen zu. Wie er Siv anstarrte...
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Matho hörte das dumpfe Wumpfen des Spatens und sah sich flüchtig um. Doch als er Siv erkannte, zog er nur geringschätzig die Augenbrauen hoch und wandte sich wieder Fhionn zu, die...nun ja, nichts weiter tat außer aufzustehen und mehr oder weniger intelligent aus der Wäsche zu gucken. Den Stein in ihrer Hand sah Matho nicht einmal entfernt als Bedrohung an, und überhaupt wäre Fhionn doch kein Hindernis für ihn gewesen. Dennoch holte Matho erneut tief Luft - schließlich war es schon schlimm genug gewesen, dass die dumme Gans den Hammer verbaselt hatte - als Siv dazwischen trat und ihn anblökte. Mathos Augen verengten sich zu Schlitzen, als er die Hände in die Hüften stemmte und Siv hasserfüllt und arrogant von oben bis unten musterte. "Wie sein wenn du machst eigen", äffte er sie nach und wiegte dabei den Kopf hin und her. Anschließend rollte er mit den Augen. "Wie lange muss man dich eigentlich noch durchfüttern, bis du mal ansatzweise gescheit sprechen kannst, hm? Und jetzt verzieh dich, sonst setzt's was. Kannst froh sein, wenn du heute Reste bekommst", grollte er in Sivs Richtung, griff sie am Oberarm und schob sie unsaft zur Seite. "Und nimm deinen Spaten mit, Germanenbraut! Soo... und du siehst jetzt gefälligst zu, dass du die Heringe wieder gerade bekommst, sonst kannst du heute Nacht draußen schlafen, ist das klar?" schnauzte er Fhionn an. Dann stapfte er davon, um den nächsten anzublaffen.
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Merit-Amun beschränkte sich aufs Hören und Sehen. Während um sie herum Gequasselt wurde, fing sie verschiedene Wörter, Mimik und Gestik auf und versuchte, sich neue Wörter aus dem Kontext heraus zu erschließen, was nicht immer gelang. Der Sklave mit dem Lockenkopf schien der Lehrer zu sein, von dem Siv auf dem Weg hierher gesprochen hatte. Die junge Ägypterin nagte an ihrer Unterlippe und schwieg weiterhin beharrlich. Siv und Fhionn gaben ihr zumindest ein wenig Behaglichkeit, aber ansonsten fühlte sie sich ziemlich unwohl, zumal sie nicht sonderlich viel von dem verstand, was die flavischen Sklaven so sprachen. Die meisten von ihnen schienen recht gut Latein zu beherrschen, da fiel sie hingegen absolut aus der Rolle.
Ein wenig ruhiger wurde es, als "der Lehrer" - seinen Namen hatte sie bisher nicht aus dem Wust an Latein heraushören können - jemanden zum Sprechen aufforderte. Merit verstand die Frage nicht recht, aber aus der Antwort hörte sie Lesen und Schreiben heraus, weswegen sie davon ausging, dass nach ihren Fertigkeiten gefragt wurde. Doch da sie nicht an der Reihe war, wartete sie einfach erst einmal ab.
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Merit nickte, als Cassim ihren Namen wiederholte, doch als sie ihn dabei flüchtig ansah, schlich sich der Anflug eines Stirnrunzelns auf ihr Gesicht. Er wirkte so verträumt...? Entweder, er war vom Wesen her so, oder aber - er flirtete mit ihr! Diese Erkenntnis beschleunigte ihren Herzschlag. Die letzte Situation dieser Art war eindeutig zu lange her, und egal, was sie von ihm auch halten mochte - dass er sich interessiert zeigte, schmeichelte ihr. Nicht, dass sie sich bereits ein hinreichendes Bild von ihm gemacht hätte.
"Oh, dann bist du wohl eine Art Mitbringel aus dem Feldzug der Römer", entgegnete sie, wobei sie den letzten Teil des Satzes durchaus ein wenig abfällig betonte, um sogleich mitfühlender weiterzufragen: "Hast du Familie gehabt, zu Hause?" Sie selbst hatte das Glück gehabt, niemanden unfreiwillig verlassen zu müssen. Ihren Vater hatte sie nicht gekannt und der Geist ihrer Mutter war nicht mehr von dieser Welt gewesen. Merit-Amun hatte den Wahn nur in puncto Abstammungslinie geerbt, war sonst aber bei recht klarem Verstand, auch wenn sie so manches Mal den Mund weiter aufmachte, als es klug war.
"Aber die reichen Leute haben bestimmt ihre Teiche. Selbst wenn sie sie nur einmal im Jahr eines Blickes würdigen", vermutete sie und sah wieder auf die Wasserfläche hinaus. Ein paar Wasserläufer spielten zwischen treibenden Blättern fangen. "Das ist wohl überall so. Und hier auch", sagte sie und seufzte. Bei Cassims Frage wandte sie erneut den Kopf und musterte ihn. Er saß inzwischen ebenfalls. Und so schlecht sah er gar nicht aus. Ob er ein Krieger war? Gewesen war? "Ich sollte eine persönliche Nachricht an Flavius Aquilius überbringen. Das hab ich gemacht, aber auf dem Rückweg muss ich die falsche Tür erwischt haben, und irgendwie stand ich plötzlich im Garten." Sie lächelte matt und hob die Schultern an, dann wandte sie den Blick wieder von ihm ab und warf den Halm in den Teich, wo er kurz die Oberfläche kräuselte und dann träge umhertrieb. "Du sprichst gut griechisch", bemerkte sie und sah ihn nun wieder an. "Mein Latein ist leider ziemlich mies."
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Etwas erstaunt war Merit-Amun dann doch, dass ein hoher Herr pures Wasser trank. Sie selbst allerdings hatte bisher noch keine Getränke herbeischaffen sollen, wie ihr in diesem Moment auffiel. Daher konnte sie auch nicht mit Bestimmtheit sagen, dass die Gepflogenheiten in der villa Aurelia anders waren. Ein wenig war ihr der Blick unangenehm, mit dem der Flavier sie musterte, und so nagte sie auf ihrer Unterlippe - eine schlimme Angewohnheit - und versuchte, sich nicht allzu sehr irritieren zu lassen.
Merit-Amuns Augen weiteten sich in Überraschung und auch in ein wenig Erschrecken, als der Mann sie plötzlich auf Griechisch ansprach. Seine Stimme hatte mit einem Mal eine ganz andere Klangfarbe und er betonte anders, wenngleich seine Wortwahl doch die selbe zu blieben schien. Sie folgte seiner einladende Geste mit einem unsicheren Blick und konnte nicht umhin, kurz in Richtung Tür zurückzusehen, unentschlossen, was sie tun sollte. Einerseits wollte sie nichts falsch machen, schon gar nicht bei ihrem ersten wirklich richtigen Auftrag, andererseits hatte dieser Römer vielleicht etwas Abwechslung zu den sonstigen Geschichten der Sklaven im Hause Aurelia zu bieten. Noch dazu würde sie sich nicht unzulänglich fühlen, wo er doch das Gespräch ins Griechische verlagert hatte. So musste Merit nicht lange nachdenken, und wen scherten schon ein paar weitere Minuten, die sie hier im Haus verbrachte? Dennoch vorsichtig, schob sie sich näher an die Bank heran und ließ sich an der entferntesten Ecke darauf nieder, stets bereit, sofort aufzuspringen, wenn der Patrizier sich umentscheiden und sie fortscheuchen würde. Dennoch blickte sie ihn fasziniert von der Seite an - immerhin sprach er Griechisch!
"Ich...das ist ungewohnt. Mich so zu unterhalten", gestand sie ein und nagte bereits wieder auf ihrer Unterlippe: Was sollte sie denn von sich erzählen? Wie sollte sie ihn beschäftigen? Indem sie erzählte, wie dumm sie doch gewesen war, damals fortzulaufen? "Ich bin noch nicht lange wieder hier, das stimmt." fuhr sie langsamer fort, als es nötig gewesen wäre. Und was nun? Ablenkung war hier wohl das beste. "Ich komme aus Ägypten. Äh, warst du schon mal da?" fragte sie ein wenig zu hastig und ärgerte sich im nächsten Moment schon wieder darüber.
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Merit-Amun war zu Anfang ganz von selbst in ihre Muttersprache verfallen und hatte den Römer in Altem Ägyptisch begrüßt. Ihr hätte klar sein sollen, dass der Römer sie nicht verstand. Doch darüber machte sie sich keine Gedanken mehr, nun, da der Flavier sie so reundlich anlächelte und ihr obendrein auch noch versicherte, dass man sie verstehen konnte. "Ich Mühe", versicherte sie daraufhin wirklich glaubhaft und nickte mehrere Male. Still musterte sie Aquilius, während er die Nachricht las, und sie beeilte sich, anschließend erneut zu nicken. "Ja Herr. Ich geben Nachricht", bestätigte sie ernst und fragte sich kurz darauf ratlos, ob sie damit wohl entlassen war. Doch der Flavier lud sie noch auf etwas zu trinken ein. Sollte sie nicht besser ablehnen? Andererseits war sie wirklich durstig. Die villa Aurelia war zwar nicht allzu weit entfernt, doch bei dem Wetter, das zur Zeit herrschte, war genügend Flüssigkeitszufuhr wichtig, um bei Kräften zu bleiben. Gewiss bemerkte der Flavier ihr Zögern.
"Wasser?" schlug sie schließlich vor, als sie sich mit sich selbst geeinigt hatte. Da er nun so freundlich erschien, suchte Merit-Amun nach etwas, das sie sagen konnte, um ein kleines Gespräch zu beginnen. Kurz nagte sie auf der Unterlippen, dann fiel ihr etwas ein, und auch wenn ihr Latein schlecht war, kämpfte sie sich doch wacker durch Deklinationen und Konjugationen. "Du geliest gern, Brief?" erkundigte sie sich. "Lesen gut. Macht froh, Freude. Wenn gut, für Lesen. Für...von Blatt. Auf Blatt." Merit-Amun runzelte angestrengt die Stirn und seufzte schließlich resignierend. "Wenn die Geschichte schön ist, meine ich", murmelte sie auf Griechischund sah Aquilius zerknirscht an. Auf die Idee, dass er diese Sprache ebenfalls beherrschen könnte, kam sie nicht.
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Obwohl die beiden Kleidungsstücke vom Schnitt her wohl ziemlich gleich waren, allerdings in ihren Farben - dunkelblau und mittelbraun - und mit Sicherheit auch in puncto Stoffqualität divergierten, fühlte sich Merit-Amun mehr denn je wie eine Sklavin, als der Flavier eintrat und augenblicklich eine dominantes Gefühl versprühte wie einen Duft. Sie wandte sich um, die Hände um die dünne Schriftrolle geschlossen, die ohnehin nur wenige Worte enthielt, und betrachtete den Mann beim Näherkommen. Entsetzt fiel ihr auf, dass sie gar nicht wusste, wie man sich als Sklave in einer solchen Situation verhielt. Sicher war es gut, wenn man zuerst den hohen Herr begrüßte, ehe dieesr sprechen konnte. "Iiti!" keuchte Merit-Amun daher rasch, kaum dass Aquilius' Lippen sich zu einer Begrüßung geteilt hatten. Augenblicklich errötete sie und fügte ein leises "Salve, äh", an, dann blickte sie auf das Pergament in ihrer Händen hinab und wartete, bis der Herr ausgesprochen hatte.
"Salve", wiederholte sie und sah ein wenig auf, jedoch dem Flavier nicht ins Gesicht. "Ich Merit. Merit-Amun, von...von süd. Äh, ich bei Aurelier. Und ist richten, ich Benachricht, gebt für dir." Sie streckte den Arm aus und hielt den Brief wie eine Barriere zwischen sich und Aquilius. So aufgeregt war sie schon lange nicht mehr gewesen wie jetzt in diesem Moment. "Bitte, nehmen! Herr. Äh, und entschuldiger wegen mein Spreche. Ich lernen", stammelte sie hastig, und die zarte Röte in ihrem Gesicht nahm die Farbe eines Granatapfels an. Beschämt blickte sie zu Boden. "Griechisch, mehr gut. Ganz mehr gut."
Würde Aquilius das aurelische Siegel brechen und die Rolle entrollen, so würde er folgenden Text zu lesen haben.
Ad
Caius Flavius AquiliusSei mir gegrüßt, Caius,
es ist mir ein Vergnügen, dich zu einem zwanglosen Essen einzuladen. Die Einladung stand schon ein Weilchen aus, jedoch würde (wohl nicht nur) ich mich freuen, wenn du ANTE DIEM III ID IUN DCCCLVIII A.U.C. (11.6.2008/105 n.Chr.) Zeit hättest, uns zu besuchen. Nenne der Sklavin deine Antwort. Und entschuldige ihr schlechtes Latein, dies ist eine Bewährungsprobe.
Vale bene.
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ROMA, ANTE DIEM IV ID IUN DCCCLVIII A.U.C. (10.6.2008/105 n.Chr.)
Sim-Off: Komm vorbei, wann du Zeit hast, das Datum ist nicht so wichtig.
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"Cassim", wiederholte Merit-Amun mit ihrem melodischen Akzent. "Ich bin Merit-Amun, du kannst aber Merit zu mir sagen. Ist kürzer und ich höre genausogut darauf", erwiderte sie und bleckte die kleinen weißen Zähne zu einem Grinsen. "Woher stammst du, Cassim?"
Merit-Amun brachte den Kopf in leichte Schräglage und musterte den Sklaven auf diese Weise eine Zeit lang. Dann folgte sie seiner Geste und entdeckte einen Gartenteich, auf dem Seerosen wuchsen und an dessen Rand eine Vielzahl anderer Blüten ihre Kelche der Sonne entgegen reckten. "Ja, wieso nicht? Mein Herr hat auch so einen Teich. Die streunenden Katzen versuchen immer, die Fische zu fangen." Einmal war es einer schmalen Weißen geglückt, einen der kleineren zu erwischen, und Merit-Amun hatte nichts dagegen unternommen. Vor Cassim schwebte sie zu der ruhig daliegenden Wasseroberfläche und ließ sich kurzerhand am Ufer nieder. Sie streckte die Hand aus und brach einen vorwitzigen Grashalm, den sie nachdenklich zwischen den Fingern drehte. "Gibt es in deiner Heimat keine Gärten mit Teichen und Seen? In Ägypten gibt es sehr viele solche kleinen Parks." Merit-Amun blinzelte in die Sonne und sah zu Cassim hinauf.
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Merit-Amun folgte dem beschwingt einherschreitenden Sklaven durch die villa. Den Weg, den sie gingen, kannte sie bereits, auch wenn sie bisher noch nie so lange im atrium verweilt hatte. Jetzt hieß es wohl warten. Ob sie sich setzen durfte? Nachdenklich musterte sie die sicherlich weichen Auflagen der Sitzgelegenheiten und entschied sich schließlich dagegen. So wartete sie, den Blick auf die treibenden Seerosen gerichtet, auf das Erscheinen des Mannes, für den der Brief bestimmt war.
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Ungeachtet der Tatsache, dass dieser ianitor vielleicht griechisch verstehen oder sogar sprechen konnte, murmelte Merit-Amun in ihren nicht vorhandenen Bart einige Worte in dieser Sprache, die ihre Meinung über den Greisgram nur allzu deutlich zum Ausdruck brachten. Sie schüttelte unwillig den Kopf, sparte sich jedoch eine direkte Antwort auf den Tadel des Türsklaven. Vermutlich war er nur frustriert, weil er den ganzen Tag nichts anderes sah als die porta und die Bank, auf der er während des Wartens auf Besuch saß. Armer Kerl, Merit-Amun sollte mitleid mit ihm haben, doch ehrlicherweise fand sie ihn nur blöd - ein aufgeblasener Wichtigtuer, nichts weiter. Stumm, aber entschlossen, folgte sie dem Sklaven und verschwand damit in den Eingeweiden der villa, Acanthus hinter sich lassend.
Sim-Off: -
Merit-Amun blinzelte den Türsklaven misstrauisch an, das Pergament dabei in den Händen drehend. Sie konnte seine Miene zwar sehen, nicht aber davon ablesen, was wohl in seinem Kopf vorgehen musste. Allerdings war sie der Meinung, dass der ianitor sie wohl am liebsten nicht hereingelassen hätte. Mit einem entschlossenen Ausdruck auf den Zügen wartete sie also, nicht ohne leise zu seufzen. "Der hält mich wohl für dumm", murmelte sie auf Griechisch, als der Kerl mit ihr sprach wie mit einem alten Knilch. "Ja. Nur A...kwilius. Das Problem? Ist schnell, gehen. Nur sei sichern, er kriegt." Merits Tonfall wurde nun ein wenig patzig. Sie war sich zwar dessen bewusst, konnte es aber nicht ändern. Der Kerl trieb sie zur Weißglut, und nur weil sie selbst sich so ungeheuer schwer tat mit der Lateinischen Sprache, hieß das nicht, dass sie nichts verstand, was in ihr gesprochen wurde.
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Eben hatte eine meisterhaft bearbeitete Statue ihr Interesse geweckt, und wie magisch angezogen schritt sie nun darauf zu. Sie musste Sachmet zeigen, keine andere Göttin besaß solche Schönheit. Allerdings neigten die Römer dazu, die Tatsachen zu verdrehen und ihren eigenen Göttern den wahren Göttern zum Verwechseln ähnliche Attribute zuzugestehen. Verwirrt blieb sie auf halbem Wege stehen und betrachtete den schneeweißen Marmor mit zusammengekniffenen Augen. Irgendwo rief jemand etwas, doch da sie den Ruf nicht mit sich selbst assoziierte, reagierte sie auch nicht. Schließlich ging sie doch näher an den Sockel mit seiner kostbaren Fracht heran und musterte die Götterstatue skeptisch.
Als sie an den Schultern gefasst und herumgedreht wurde, breitete sich Erstaunen auf Merits Zügen aus. Welche Bedeutung wohl das Wort Yasmina hatte? Oder war es am Ende nur ein Name? Merit-Amun fand sich vor Cassim wieder, den sie bereits flüchtig bei der ersten Lehrzusammenkunft kennengelernt hatte. Sie musste den Kopf heben, um ihn anzusehen, so groß war er im Vergleich zu ihr, und so dicht stand er vor ihr. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ ihr nur allzu schnell die Röte in die Wangen schießen, und hastig trat sie einen Schritt zurück, nur um jetzt den Sockel der Statue im Rücken zu spüren. "Ich nicht..." begann die Ägypterin und blinzelte anschließend überrascht. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Antlitz aus und, ebenfalls auf Griechisch, entgegnete sie nun. "Oh, du sprichst Griechisch! Das ist gut. Das Latein wird mir noch einmal die Zunge verknoten. Ich komme aus Ägypten, ja, und ich kenne dich auch. Du bist der, der eigentlich keinen Unterricht braucht." Sie zwinkerte ihm zu und schob sich ein wenig seitwärts an der Statue entlang, um nicht länger zwischen ihr und Cassim eingekeilt zu sein. Ihr war das unangenehm. "Ihr habt einen schönen Garten", wich sie aus.
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Merit-Amun widerstand irgendwie dem Impuls, eine Grimasse des Missfallens zu ziehen. Sie wusste ja selbst, dass ihr Latein nicht gerade das Beste war, schließlich hatte man sie deswegen zu diesem flavischen Sklaven namens Kleochares in die Lehre geschickt, damit es sich besserte. Ein wenig hilflos sah sie auf die schmale Schriftrolle herunter, die sie in ihrer Hand hielt, als der Türsklave anbot, den Brief an sich zu nehmen. Würde ihrem Herrn das recht sein? Sie wollte ihn um keinen Preis wieder enttäuschen, so wie damals, als sie zurück in ihre Heimat geflohen war. Das war töricht gewesen, das war ihr nun klar. Spätestens, seit ihr Anubis erschienen war, vor vielen Monden in Germanien. Als sie um ihr Leben hatte bangen müssen. Ein wenig verklärt sah sie auf. "Herr hat sagen, ich giben A...kwi...lius. Nur sie. Er, ich meint. Bitte, mir lassen geht zu dein Herr", gab sie zurück. Genaugenommen hatte Corvinus ihr nicht einmal den Brief selbst gegeben, das war Brix gewesen, aber das wusste ja der flavische Türsteher nicht.
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Erfreut, dass man sie mit diesem wichtigen Auftrag erkennen ließ, dass Merit-Amun doch zu etwas zu gebrauchen war und das Vertrauen sich allmählich wieder einstellte, war sie direkt zur villa Flavia gelaufen. Den Weg kannte sie bereits von der ersten Übungsstunde bei diesem gelehrten Sklaven namens Kleochares, aber heute war sie in anderer Mission hier, nämlich als Botin. Den griesgrämigen Türsklaven kannte sie schon von ihrem ersten Besuch hier, und diesmal - im Gegensatz zum letzten Mal - ließ sie sich nicht einschüchtern und grüßte freundlich. "Iiti. Ich Merit-Amun, kommt von Aurelia. Ich Brief an, äh, Kajuss Flawiuss, äh, Akwilijuss? Gebt gleich. Direkt", sagte Merit-Amun und meinte persönlich.
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Sim-Off: Ich greife mal der Geschichte vorweg, die ein wenig später ausgesimmt wird. Hoffe, das ist genehm.
Wieder einmal hatte sich ihre Orientierungslosigkeit als ein Manko erwiesen, das Merit-Amun resigniert aufseufzen ließ. Statt zurück zum Eingang des gar fürnehmen Hauses Flavia zu finden, wie sie dem Herrn Aquilius versichert hatte, befand sie sich nun inmitten von grünen Sträuchern, prächtigen Rosenbüschen und imposanten Bäumen. Nur kurz stand sie ein wenig verloren herum, dann obsiegte die Neugier und die zierliche Ägypterin drang in den sorgsam gehegten Garten ein, der ungleich mehr farbenprächtige Rosen beherbergte als der ihres Herren. Staunend schritt sie von Rosenbusch zu Rosenbusch und blieb letztendlich vor einem schneeweißen Exemplar stehen. In ihrer Unwissenheit brach sie einen Zweig und berührte die große, weiße Blüte ehrfürchtig, dann steckte sie sich die Rose ins Haar und erkundete weiterhin interessiert den flavischen Garten...
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"Merit hier", sagte ebendiese, da sie gerade zur Tür hinein kam. Ehe ein Malheur passieren konnte, hatte sie einen flavischen Sklaven nach dem Örtchen gefragt, das man kennen sollte, und es sogleich aufgesucht. Ein wenig nervös und aufgeregt zugleich sah sie sich nun im Raum um und steuerte ohne zu überlegen Siv und Fhionn an, denn sonst kannte sie keinen. Ihr Blick fiel auf einen kugelrunden Bauch, und unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf das äygptische Gesicht, doch sie sagte nichts. Ein wenig peinlich war ihr ihr Unvermögen was die Lateinische Sprache anging, nämlich schon. Aber deswegen war sie ja hier, uns sie war ein wenig stolz darauf, dass der Herr sie mit hierher geschickt hatte. So nahm sie neben Siv und Fhionn Platz und wartete erst einmal ab.
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Knappe zwei Wochen waren sie nun schon unterwegs. Zwei Wochen, in denen Matho sich bis aufs Blut gereizt fühlte. Diejenigen, die mit ihm von Mogontiacum zurück nach Rom reisten, gingen ihm zunehmend mehr auf die Nerven. Jetzt, da Siv kaum mehr Scherereien machte, begannen die anderen, aufmüpfig zu werden. Sie stellten nach Mathos Empfinden naive Fragen, trödelten des Morgens unnötig herum oder versuchten, mit Siv zu reden oder ihr mehr Essen zu geben, als er befohlen hatte. Besonders die Ägypterin und die Britin gingen ihm auf die Nerven. Merit-Amun hatte er am vergangenen Tag hinter den anderen drein laufen lassen, bis es dunkel geworden war. Und als sie am Abend das Lager aufgeschlagen hatten, hatte Matho sich Fhionn gegriffen und ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er ihr zeigen würde, wo der Hammer hing, wenn sie nicht spurte. Und er hatte da von einem ganz besonderen Hammer gesprochen, auch wenn er dann doch nicht so skrupellos war, sich wahllos an irgendwem zu vergehen. Zumindest dies blieb den Mitreisenden erspart, auch wenn Matho damit drohte, dass durchaus einmal das Gegenteil der Fall sein konnte.
Gerade eben war die Sonne untergegangen. Sivs Kette war gelöst worden, damit sie wie jeden Abend die Latrinengrube ausheben konnte. Fhionn und Hektor waren damit beauftragt worden, das große Zelt aufzubauen, und Merit-Amun war zusammen mit Alexandros zum Holzsammeln eingeteilt. Matho selbst machte nicht einen Finger krumm, sondern diktierte den anderen, was sie zu tun hatten. Ihm selbst war es nicht so bewusst, doch die anderen merkten immer stärker, dass Matho zu einem Tyrann geworden war, der seinesgleichen suchte. Die Stimmung in der kleinen Reisegruppe war gedrückt und schien nur dann etwas losgelöster, wenn der maiordomus schlief oder anderweitig beschäftigt war, sodass er sie nicht schikanieren konnte. Merit-Amun vermisste Caelyn und Sertorio, und manchmal sogar Ursus, denn sie glaubte nicht, dass der Römer ein solches Verhalten zugelassen hätte, wenn er nur davon gewusst hätte. Und von Alexandros wusste sie, dass die anderen nie etwas sagten, aus Angst, dass Matho ihnen einen Strick daraus drehen würde.
Merit-Amun und Alexandros unterhielten sich gerade über die Tage, die ihnen noch bevorstanden, ehe sie in Rom ankommen würden - die Gespräche mit Alexandros und Hektor waren wohltuend für Merit, da sie hier nicht auf ihre spärlichen Lateinkenntnisse angewiesen war - als ein zorniges Brüllen ihre Unterhaltung störte: Matho. "...du sie nicht mehr alle oder wie? Kannst du nicht einmal etwas richtig machen? Hä? Wie sollen wir denn die Heringe wiederverwenden, wenn du die so krumm reinschlägst, dummes Huhn? Meine Herrn, wie dumm muss man eigentlich sein, Fhionn!" Merit-Amun seufzte, als die verhasste Stimme durchs Unterholz drang. "Irgendwann wird es jemandem auffallen, wie er uns behandelt. Und dann wird er seine Lehre bekommen", mutmaßte sie und schüttelte den Kopf. "Zu wünschen wär's ihm. Ich mein, keiner kann ihn leiden, aber ihn scheint das nicht zu stören. Also, wenn du mich fragst, mich würd es tierisch stören, wenn ich keine Freunde hätte", entgegnete Alexandros ebenfalls auf Griechisch und machte eine wegwerfende Handbewegung. Merit grinste flüchtig, dann hob sie einen letzten Ast auf und deutete mit dem Kopf zurück zum Lager. "Komm, das ist genug. Lass uns gehen." Was die beiden noch nicht wussten, war dass der geheime Wunsch nur allzu bald in Erfüllung gehen würde...
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Matho war zur späten Stunde noch unterwegs. Wie immer überprüfte er höchstpersönlich selbst jedes Schloss der villa, wenn es Zeit für die Nachtruhe war - dem faulen Pack war schließlich nicht zu trauen, also tat er es auch in dieser Hinsicht nicht. Mit einem riesigen Schlüsselbund bewaffnet und einer lichtspendenden Öllampe in der anderen Hand, kehrte er gerade von der fein säuberlich abgeschlossenen Tür der Stallungen zurück, als er ein Geräusch hörte und kurz lauschend inne hielt. Doch nichts weiter passierte, weswegen er die Schultern hob und seinen Weg fortsetzte. Nun fehlten nur noch die Hintertür und das Eingagsportal, letzterem wollte er sich zuletzt widmen.
Er war nur noch ein paar wenige Schritte vom Eingang entfernt und ließ bereits die Hand mit der Lampe sinken, als jemand seinen Namen sagte und er verblüfft herumfuhr. Innerhalb eines Sekundenbruchteils gewahrte er Fhionn, die unnütze britannische Sklavin mit ihrem tiefroten Haar, und hatte bereits einen scharfen Verweis auf der Zunge, als ein plötzlicher, scharfer Schmerz unterhalb seines Herzens den Fluch in ein kraftloses Ächzen verwandelte und er Fhionn entgeistert anstarrte. Hatte sie...? Sie hatte doch nicht etwa...? Welch Dummheit, schoss es ihm durch den Kopf, noch ehe er registrierte, dass diese Begegnung für ihn womöglich ziemlich mies ausgehen konnte. Zumal sich diese Wendung bereits zuvor angebahnt hatte. Wie in Zeitlupe entglitt dem maiordomus der Schlüsselbund, schellte mit einem metallischen Laut auf dem unebenen Boden auf und blieb schließlich liegen. Matho hatte derweil Schwierigkeiten zu atmen. Der Schmerz wuchs noch an, als Fhionn das Messer aus seiner Brust zog und erneut zustach. Mit panischem Blick und doch wie gelähmt sah Matho sie an. "Was...was tust du.." hechelte er kraftlos - sie hatte mit dem ersten Stich seine Lunge getroffen, die sich nun rasch mit Flüssigkeit füllte. Eine halbherzige Abwehbewegung erzielte keinen Erfolg, und haltlos taumelte er zwei Schritte zurück, bis er die den Hof begrenzende Wand im Rücken spürte und merkte, dass beim dritten Stich seine Beine ihn nicht mehr tragen wollten. Fassungslos und anklagend starrte er Fhionn an, den Schmerz inzwischen irreal wahrnehmend, als sei es nicht sein Körper, sondern der eines anderen. Gegen seinen Willen glitt der Zeigefinger aus dem Ring der Öllampe, die sich ihrerseits langsam gen Boden neigte und diesem unendlich langsam entgegen fiel. Das Geräusch, mit dem sie schließlich dort aufschlug, klang weit entfernt und dumpf. Matho rutschte an der Wand hinab, zog blutige Schlieren mit sich hinunter und war nicht länger im Stande, Fhionn auch nur irgendetwas entgegenzusetzen.
Als die Lampe am Boden aufschlug, zerbarst das filigrane Gehäuse und das Öl bildete augenblicklich große, eine feurige Lache zwischen den Steinen am Boden, was die Szenerie noch einmal mehr erhellte und skurille Akzente setzte in dieser Nacht, in der Matho sein Leben aushauchte. Sein Geist war inzwischen verschwommen und schlierig, eine Hand zuckte unkontrolliert und Blut trat aus seinem Mund. Da sah er im Feuer oder irgendwo sonst - er wusste es nicht - ein Gesicht, verwundert, dass es überhaupt da war. Und das letzte, was er gurgelnder Weise und mit verwundertem Ausdruck sagte, war ein undeutliches: "Siv...?" Und dieser Ausdruck stand ihm noch auf dem Gesicht, als seine Seele bereits nicht mehr im Körper weilte, und Fhionn doch weiterhin zustach, als sei sie dem Wahn anheim gefallen.