Beiträge von Caelyn

    Caelyn ist tot. Sie starb auf der Flucht.


    Ich danke allen meinen Mitspielern, mit denen ich in den letzten Jahren viele spannende und schöne Geschichten schreiben durfte. Auch wenn es die letzten Monate etwas rar um mich gewesen war. Wen ich durch meine lange Abwesenheit eventuell verärgert haben sollte, bitte ich um Entschuldigung. Das hatte familiäre Gründe, über die ich hier nicht näher schreiben möchte.


    Vielleicht gibt es ja irgendwann ein Wiedersehen.


    Die Geburt hatte mich fast alle meine Kraft gekostet. Da war es mir egal, wo ich die Nacht verbracht hatte. Das Feuer hatte mich gewärmt und das kleine Etwas in meinem Arm verströmte in mir innere Wärme. Das waren Momente wahren Glücks.
    Als der neue Tag anbrach und ich die Augen aufschlug, erblickte ich Linos. Ich war froh, ihn zu sehen. Bestimmt könnten wir in einigen Tagen weiter wandern, dachte ich. Aber seine Worte, die er an mich richtete, klangen ganz anders. Er wollte fort gehen. Ich verstand erst nicht richtig und konnte auch gar nichts dazu entgegnen, vielleicht, weil ich noch so schwach war. Dann ging er. Ein schwaches ich "Linos" schickte ich ihm noch hinterher. Aber das war wahrscheinlich zu leise. Ich schloss meine Augen wieder, als sich Tränen bildeten.
    Als Grann kurze Zeit später zu mir kam, um nach mir und dem Kind zu sehen und mich ansprach, öffnete ich die Augen wieder. Linos war fort.
    "Wir sollten jetzt in meine Hütte gehen," sagte sie nur und half mir auf. Auf dem Weg dorthin stützte sie mich, denn meine Beine wollten immer wieder einknicken. Dort endlich angekommen, bettete sie mich auf ein Lager.
    "Dein Freund hat sich mir nichts, dir nichts einfach aus dem Staub gemacht," sagte sie schließlich, nachdem sie mir einen Kräutersud gemacht hatte. Ich ließ ihre Worte einfach so stehen. Was hätte ich dazu auch sagen können. Jetzt hatte ich nur noch mich und mein Kind. Später erzählte ich ihr, dass ich mich alleine bis nach Augustodunum durchschlagen wollte. Ich erwähnte auch den alten Iustus, der mir und meinem Bruder in der Vergangenheit so oft geholfen hatte. Ich hoffte nur, er würde noch leben.
    Ich versuchte etwas zu schlafen. Das Schreien des Säuglings weckte mich bald darauf wieder. Die Kleine hatte Hunger. Ich legte sie an die Brust, die schwer und warm war. Gierig versuchte sie zu saugen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie bekommt nicht genug. Die Alte meinte, ich solle Geduld haben. Ich vertraute ihr, denn wer wenn nicht ihr hätte ich vertrauen können?
    So vergingen die ersten Tage mit meinem Kind. Eines Abends fiel ich in einen tiefen Schlaf. Im Traum sah ich Linos, wie er am Morgen gegangen war, dann war da noch Aretas, der die Arme nach mir ausstreckte, mich aber nicht zu fassen bekam. Und schließlich erschien auch noch Sermo, der mich mit wutentbranntem Gesicht jagte. Ich rannte davon, aber ich konnte ihm nicht entkommen. Er packte mich und ich schrie, so laut ich nur konnte. Endlich wachte ich auf. Ich war völlig verschwitzt. Mein ganzer Körper glühte. Ich hatte Schmerzen. Grann war zu mir gekommen und kümmerte sich um mich. Die halbe Nacht versuchte sie gegen das Fieber anzukämpfen. Sie verabreichte mir einen weiteren Kräutersud. Völlig erschöpft versank ich wieder in meine Träume.
    Die Alte hatte alle Hände voll zu tun, als dann auch noch das Kind vor Hunger zu schreien begann. Bald erkannte sie, dass die Brust seiner Mutter ganz hart und heiß war. So gab sie dem Kind fürs erste Ziegenmilch zu trinken. Der Mutter machte sie Kräuterumschläge. Sie wusste, dass es nicht gut um sie stand. Als selbst ihr Kräuterwissen zu versagen drohte, rief sie die Götter an, sie mögen doch der jungen Frau beistehen.
    Caelyns Weg hinüber in die Welt der Toten vollzog sich langsam. Sie sollte nicht wieder das Bewusstsein erlangen, um ihrem Kind Lebewohl zu sagen. Gehetzt von den Geistern ihres Lebens erreichte sie endlich nach zwei Tagen ihr Ziel. Gleißend helles Licht blendeten zuerst ihre Augen. Dann erkannte sie Luan, der ihr ein schelmisches Lächeln zuwarf. Auch ihre Mutter und den geliebten Großvater sollte sie dort wieder finden. Caelyn war endlich angekommen.


    Epilog


    Ob Caelyn mit dem Wissen gestorben war, dass ihre Tochter für immer frei sein würde? Ein war sicher, sie hatte ihr Geheimnis von der geflohenen Sklavin mit ins Grab genommen. Vielleicht hatte Grann so eine Vermutung. Doch sie sprach es nie wirklich aus, was es mit der jungen Frau auf sich gehabt hatte, die einige Tage nach der Geburt ihres Kindes gestorben war.
    Nach Caelyns Tod hatte Grann das Kind noch einige Tage bei sich behalten. Doch sie wusste selbst, dass sie zu alt war, um das kleine Mädchen bei sich zu behalten. So brachte sie es einer Frau, die schon seit Jahren versucht hatte, Kinder zu bekommen, aber bisher immer vergeblich gehofft hatte. Grann war sich sicher, dort würde die kleine Caelyn, so hatte sie das Mädchen genannt, die Liebe und Zuneigung finden, die sie brauchte.
    In den darauffolgenden Jahren wuchs sie zu einem hübschen Mädchen heran. Nur wer ihre Mutter gekannt hatte, hätte bestätigen können, dass sie die Augen ihrer Mutter geerbt hatte. Und nicht nur das, sie ähnelte in vielen Dingen ihrer leiblichen Mutter.
    Ihre Eltern schenkten ihr eine glückliche Kindheit ohne große Entbehrungen. Als sie alt genug war, erzählte ihre Mutter die Geschichte von der Frau, die sie zur Welt gebracht hatte. Jedenfalls das, was sie vor vielen Jahren von der alten Grann erfahren hatte.

    Es tut mir sehr leid, dass ich meine Mitspieler so lange warten lassen muss. Doch leider werde ich auch die nächsten zwei Wochen kaum Zeit finden, mich richtig mit dem IR auseinander zu setzen. :(

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    Caerdoc von den Ambiani


    Die ganze Sache begann völlig aus dem Ruder zu laufen. Und das gefiel Caerdoc nun überhaupt nicht. Natürlich konnte er seinen Freund und dessen Hitzköpfigkeit durchaus nachvollziehen. In seiner Jugend, die noch nicht allzu lange zurück lag, war er ja genauso gewesen. Also versuchte er zu retten, was zu retten ging.
    "Herodorus, beruhige dich! Unser germanischer Freund hat Recht, wir müssen an einem Strang ziehen, sonst gehen wir alle leer aus. Während wir uns hier noch streiten ist unser Blondchen vielleicht schon über alle Berge. Also schlage ich vor, lasst uns Pferde besorgen und dann nichts wie nach Borbetomagus! Im Übrigen, die kleine Zuckerschnecke, die uns die Informationen zu Trutmo gesteckt hat, hatte noch einen anderen Kerl erwähnt. Einer, der nicht von hier ist. Der könnte unter Umständen auch noch bei ihr sein. Deswegen ist es gar nicht schlecht, wenn wir zusammen unterwegs sind." Lange Rede , kurzer Sinn. Er hoffte, das hatte genügt. Wegen dem Geld, so glaubte er, würde er zu gegebenen Zeitpunkt noch zum Zuge kommen.
    "Also, was ist jetzt??!!", fragte er noch einmal mit Nachdruck.

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    Eiris wirkte etwas irritiert. Der Fremde wollte nichts kaufen und behauptete sogar, ihr Mann sei ein Informant. Seltsam! Ein Informant? Wofür? Trutmo hatte sich doch nicht etwa in Schwierigkeiten gebracht? Eines hatte der Fremde jetzt schon bewirkt, die Bäuerin wurde mit jedem weiteren Wort hellhöriger und wollte jetzt alles genau wissen. Nicht nur, weil er Geld ins Spiel gebracht hatte. Vielmehr begann sie sich ernsthafte Sorgen zu machen. Vielleicht ging es ja hier um ihre Existenz! Die Kinder, der Hof, ihr Vieh. Mit so was spielte man doch nicht so einfach!
    "Er hat sich doch nicht etwas zu Schulden kommen lassen? Ist was passiert? In Mogontiacum vielleicht? Ich hab ihm immer gesagt, Mogontiacum ist ne´ Nummer zu groß für ihn. Er soll in Borbetomagus bleiben. Aber nein, er hört ja nie auf mich!", begann sie zu schimpfen.
    "Trutmo!!!", brüllte sie plötzlich aus vollem Hals. Erst geschah überhaupt nichts, doch dann hörte es sich so an, als ob jemand herbei eilte.
    "Was ist los, Frau? Wer ist das?", fragte er mehr besorgt als überrascht, als er den Hünen bei seiner Frau stehen sah.

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    Auch wenn die Alte schon unzähligen Kindern auf die Welt geholfen hatte, war doch jede einzelne Geburt immer wieder etwas ganz besonderes. Sie zückte ihr Messer und durchtrennte die Nabelschnur. Dann nahm sie das kleine Bündel bei seinen kleinen Füßchen und hob es an. Sie versetzte ihm einen Klaps auf den Po, woraufhin das Kind zu schreien begann. Dann wusch sie es ab und legte es seiner Mutter, die schon voller Erwartung auf ihr Kind wartete auf die Brust. "Es ist ein Mädchen!" sagte sie sanft, soweit das ihre raue Stimme überhaupt zuließ.

    Ich war überwältigt und weinte vor Freude, als sich dieses kleine Etwas auf mir zu bewegen begann. Schützend hielt ich meine Hände um es, damit es nicht fror. Dann legte ich es an meine Brust, die ich entblößt hatte, damit es trinken konnte. Was hätte ich nur darum gegeben, wenn jetzt Aretas hier gewesen wäre! Das war sein Kind! Aretas war Vater geworden. Vielleicht würde er es eines Tages erfahren und seine Tochter in die Arme schließen können. Ichwünschte mir das so sehr!
    Im Augenblick gab es "nur" Linos, der an meiner Seite war. Stellvertretend für Aretas, sozusagen. "Linos, schau nur, wie hübsch sie ist!"

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    Seit die Geburt in die entscheidende Phase übergegangen war, hatte Grann ihre ganze Aufmerksamkeit der jungen Frau geschenkt, die nun bald Mutter sein würde. So hatte sie gar nicht wirklich wahrgenommen, dass Linos längst wieder zurück war und nun versuchte, ein Feuer zu machen. Selbst als die Funken schließlich zu einem kleinem Flämmchen übergesprungen waren und Rauch von der Feuerstelle aufstieg, war Grann viel zu beschäftigt, um sich nach ihm umzudrehen. Dabei war es nun gut, endlich ein Feuer zu haben, denn der Tag neigte sich langsam schon seinem Ende zu. In ein oder zwei Stunden würde es stockdunkel sein.
    "Pressen! Du musst pressen!", schrie sie immer wieder der Gebärenden zu. Als Linos dann plötzlich neben ihr auftauchte und sich, ganz aus dem Häuschen, nach Caelyns Befinden erkundigte, blieb die Alte ganz ruhig. "Was glaubst du denn, was passiert ist? Sie kriegt ihr Kind! Jetzt!". herrschte sie ihn an.´ Männer!´, dachte die Alte verächtlich. Und es dauerte nicht lange, bis sich ihr Vorurteil bestätigte. Der junge Mann neben ihr geriet ins Taumeln. Er würde sich doch hoffentlich noch fangen und nicht neben ihr… zu Boden gehen?



    Ich presste, was das Zeug hielt, als es Grann mir sagte. Irgendwann erkannte ich Linos, der zurück gekommen war. Ich hatte keine Kraft, etwas zu ihm zu sagen oder ihn auch nur anzulächeln. Als er schließlich Anstalten machte, ohnmächtig zu werden, konnte ich das nur mit einem lauten Seufzer kommentieren. Irgendwie tat er mir ja leid, aber wie man sich denken konnte, hatte ich weitaus größere Probleme als einen umgekippten Typen, der kein Blut sehen konnte.
    Und dann endlich, ein letztes Pressen. Ich spürte, wie etwas aus meinem Körper flutschte. Endlich… Entspannung... Erleichterung. Nach einer kleinen Weile war dann der Schrei eines Babys zu hören. Das war mein Kind!

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    Eiris hatte gerade die frischgelegten Eier aus dem Hühnerstall eingesammelt und sie behutsam in ihren kleinen Weidenkorb gelegt. Wie immer trug sie ihren Jüngsten dabei auf dem Arm. Der kleine blonde Junge brabbelte deibei fröhlich und spielte mit dem Haar seiner Mutter. Ihre anderen drei Kinder waren zum Glück schon aus dem Gröbsten heraus und tobten irgendwo auf dem Hof herum.


    Als sie den Fremden erblickte, stellte sie den Korb mit den Eiern ab, festigte ihren Griff um den Kleinen in ihrem Arm und trat auf ihn zu."Da bist du hier richtig. Was willst du von meinem Mann? Möchtest du etwas kaufen?", erkundigte sie sich und betrachtete sich dabei argwöhnisch den Fremden, der im Grunde genommen ein einziges Muskelpaket war. Trutmo hatte sich doch nicht etwa irgendwelche Schwierigkeiten eingehandelt? Das war ihr erster Gedanke, noch bevor der Fremde ihr antwortete.

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    "Ah, wie ich sehe, bist du fündig geworden!", stellte Grann mit einem anerkennenden Ton fest, als sie Linos kommen sah. Zumindest hatte er das Wasser herbei geschafft. Doch noch ehe sie ihn an das Sammeln des Reisigs erinnern konnte, war der junge Mann schon wieder verschwunden. Grann sah ihm noch kurz nach und kümmerte sich dann wieder um die Schwangere.
    "Wir haben deinen Freund wohl etwas verschreckt, mhm?" Sie grinste etwas verschmitzt. Mit einem Tuch, welches sie mit etwas Wasser angefeuchtet hatte, wischte sie ihr dann die Schweißperlen von ihrer Stirn. "Du hast es bald geschafft! Die Wehen kommen schon häufiger."


    Hoffentlich!!!, dachte ich nur. Wieso hatte mich eigentlich niemand gewarnt, dass Kinderkriegen mit so vielen Scherzen verbunden war? Ich vermutete mal, wenn jede Mutter ihre Tochter davor warnen würde, gäbe es bald keine Menschen mehr. Aber ich vertraute der Alten einfach mal und befolgte jede ihre Anweisungen, die sie mir gab. Als sie sagte, ich sollte atmen, dann atmete ich und als sie irgendwann sagte, ich solle pressen, dann presste ich. So ging das eine ganze Weile. Bis die Alte plötzlich etwas schrie, sie könne den Kopf bereits sehen und ich solle nicht aufhören, zu pressen.
    Ich war vollkommen durchgeschwitzt, aber ich presste weiter.

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    Die Alte begnügte sich vorerst mit der Information, dass Linos nicht der Vater war. Sie hatte ohnehin alle Hände voll zu tun und konnte sich jetzt um unwichtige Dinge nicht kümmern. Aber natürlich trafen ihre Gedanken immer wieder auf die gleiche Frage, in welcher Verbindung dieses seltsame Paar stand.


    Als Linos erfolglos zurückgekommen war, untersuchte sie gerade noch einmal die Schwangere, um festzustellen, wie weit die Geburt schon fortgeschritten war. Eigentlich hatte sie ja schon vorher geahnt, dass er kein Wasser mitbringen würde, so ganz ohne Gefäß. Und so ignorierte sie ihn vorerst, bis sie ihre Untersuchungen abgeschlossen hatte.
    "Es geht ihr gut. Und dem Kind auch. Sie ist stark genug und es dauert so lange, wie es dauert," antwortete sie schließlich knapp auf Linos besorgte Fragerei.
    "In meiner Hütte findest du alles was du brauchst, um Wasser zu holen. Geh ein Stück am Bach entlang und dann rechts hinter der großen mächtigen Eiche. Dort wirst du meine Hütte finden," fuhr sie fort ohne ihm eines Blickes zu würdigen. "Ach ja, und sammle etwas Reisig, damit du Feuer machen kannst!"

    Auch ich hatte Linos Rückkehr nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, da ich mit wichtigerem beschäftigt war, dem Kinderkriegen nämlich. Die Alte gab mir immer wieder Anweisungen, wie ich atmen sollte. So wurde alles etwas erträglicher. Da kam Linos Frage wie gerufen! Ich warf ihm einen ziemlich bösen Blick zu, der eigentlich alles sagte, zischte aber dann doch noch mit letzter Kraft: "Verpiss dich!" durch meine zusammengebissenen Zähne, bevor ich vor Schmerz wieder aufschreien musste. Klar, später würde mir das wieder ganz schön leidtun, dass ich so garstig zu ihm gewesen war, zumal er ja gut meinte und nicht mal etwas dafür konnte, dass ich schwanger war. Aber im Augenblick konnte ich einfach nicht anders.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Caerdocs Lächeln gefror ihm augenblicklich in seinem Gesicht. Als dann auch noch die beiden anderen Männer antanzten, die er bisher für seine Konkurrenten gehalten hatte, war auch der letzte Funken seiner Euphorie geschwunden. Er stand kurz davor, sein Messer zu ziehen, um Randolfs Grinsen aus dessen Gesicht zu schneiden. Doch dann besann er sich. Würde er das tun, hätte es gar keine Kröten gegeben.
    Er räusperte sich und ließ das Messer, wo es war. "In der Gegend um Borbetomagus. Da soll er seinen Hof haben," antwortete er vorsichtig.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Den Met hatte er sich ohnehin schon verdient. Gerade als er zum Trinken ansetzten wollte, erkannte er den Germanen in der anderen Ecke der Taverne. "Da drüben ist er!", raunte er seinem Freund zu und verlor keine Zeit mehr , sich seinen Weg zu ihm hin zu bahnen. Offenbar waren seine Konkurrenten noch nicht wieder zurück, was nicht das Schlechteste war.
    "Oh ja, das haben wir!", antwortete er grinsend, setzte sich zu ihm und trank erst einmal einen guten Schluck seines Mets. "Wir haben fast jede Taverne der Stadt nach ihr abgesucht und in der Letzten hat uns ein kleines Täubchen so einiges geflüstert. Vor ein, zwei Tagen wäre sie dort gewesen. Mit zwei Kerlen. Einer davon sei ein Händler gewesen. Der hat sie auch ausgehalten. Wer der andere Kerl war, wissen wir nicht. Aber er sei nicht von hier gewesen. Er soll so ein verweichlichtes Bürschchen gewesen sein. Vielleicht ein Römer oder sowas. Ich schätze mal, dieser Händler hat sie dann irgendwie aus der Stadt geschmuggelt. Wenn du mich fragst, dem Kerl sollten wir mal einen Besuch abstatten und dann haben wir die kleine Schlampe schneller wieder zurück, als ihr lieb sein dürfte..." So, das musste sich bei dem Germanen erst mal setzen. Caerdoc hatte mit Absicht nicht alle seine Informationen preisgegeben, denn Randolf sollte dafür noch ein paar Münzen springen lassen. Schließlich hatte er ja auch einige Auslagen gehabt.
    "…Allerdings kostet das ein bisschen extra," fügte er nach einer kleinen Pause lächelnd hinzu.

    Grann schaute dem jungen Mann hinterher, als er sich davon machte, um Wasser zu holen. Dafür hatte er einen Beutel mitgenommen, der nicht besonders vertrauenswürdig aussah, als ob er viel Wasser aufnehmen könne. Sie dachte schon daran, ihn in ihre Hütte zu schicken, um dort einen Topf zu holen, den er ohnehin brauchte. Aber da war er schon weg. Macht nichts, dachte sie bei sich. Soll er eben später den Topf holen, dann hat er auch Beschäftigung.
    "Dein Mann ist ganz schön aufgeregt! Ist das euer erstes Kind?", fragte sie grinsend. "Es ist mein erstes Kind aber er ist nicht mein Mann," antwortete ich stöhnend. Das Grinsen wich aus ihrem Gesicht. "Ach, er nicht dein Mann? Aber was…" Ihr blieb keine Zeit mehr, ihre Frage zu beenden, denn die nächste Wehe traf mich mit aller Wucht und ich schrie vor Schmerz auf. "Sie kommen jetzt häufiger. Das ist gut. In ein paar Stunden wirst du dein Kind im Arm halten können!", sagte sie dann und lächelte. Ein paar Stunden? Das war ja unheimlich beruhigend!

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    Caerdoc von den Ambiani


    Der hochgewachsene Gallier trat als erstes ein und ließ sofort seinen suchenden Blick durch die Gaststube schweifen. Ob der Germane schon da war? Und was war mit ihren Konkurrenten? Hatten sie sie abhängen können? Das und noch viel mehr beschäftigte Caerdoc in diesem Moment.
    Als er glaubte, Randolf in der Menge entdeckt zu haben, ging er in dessen Richtung.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Interessiert lauschte Caerdoc den Informationen der süßen Kleinen. Da hatten sie doch schon einige Neuigkeiten! Außerdem kam er immer mehr zu der Überzeugung, dass diese Jagd nach der Sklavin weitaus aufwendiger werden würde, als gedacht. Das bedeutete auch, dass der Germane noch einige Sesterzen rüberwachsen lassen musste.
    Dieses Biest hatte garantiert die Stadt schon längst verlassen. Das bedeutete, dass sie keine Zeit mehr vertrödeln durften. Und als ob er es geahnt hätte, ließ sich sein Kumpel verdammt viel Zeit, die Kleine für ihre Auskünfte zu entlohnen. Verdammter Knauserer, dachte er bei sich, ließ sich aber nichts anmerken. Also ließ er auch diesmal eine Münze in die Hand der bezaubernden Schönheit wandern. "Diesen Trutmo werden wir sicher finden. Und dann werden wir ihn uns einmal vorknöpfen! Danke für deine Hilfe. Wenn wir unsere Arbeit erledigt haben, komme ich wieder und dann…" Er lächelte nur vielsagend und klopfte dann seinem Kumpel dann auf die Schulter. "Komm, der Germane wartet schon auf uns!"
    Er blickte noch einmal zurück, danach verließ er die Taberna. Zielstrebig führte ihr Weg direkt zur Taberna Siva Nigra, wo sie den Germanen wieder treffen sollten.

    Als ich die Alte plötzlich vor mir auftauchen sah, wäre mir beinahe das Herz stehen geblieben. Aber außer Schreien konnte ich nicht viel machen. Ich war mir nicht sicher, ob ich Angst vor ihr haben sollte oder ob ich ihr Vertrauen schenken sollte. Ihre stechenden Augen schienen in mich eindringen zu wollen. Daraufhin konnte ich eigentlich gar nichts mehr anderes tun, als das, was sie mir gesagt hatte. Ich nickte ihr eingeschüchtert zu und versuchte gleichmäßiger zu atmen. Bald merkte ich, dass es so besser ging. Sie half mir, wieder Kraft zu finden, für alles, was noch kommen sollte.
    Doch plötzlich wandte sie ihren Blick von mir ab, als Linos schreiend angerannt kam. "Ist schon gut, sie hilft mir," beschwichtigte ich ihn mit letzter Kraft.


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    Grann beäugte den jungen Mann kritisch mit ihren stechenden Augen, als er vor ihr zum stehen kam. Sie dachte gar nicht daran, sich von der Schwangeren fern zu halten. Genauso wenig hatte sie Angst vor ihm. Und das zeigte sie auch ganz deutlich, indem sie sich kein bisschen rührte oder mit den Wimpern zuckte. "Bist du ihr Mann? Dann mach dich nützlich oder verschwinde!", hörte man ihre raue Stimme sagen. "Mach ein Feuer und besorge Wasser!" Dann widmete sie sich wieder der Schwangeren.

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    Seit vielen Jahren schon hatte Grann die Einsamkeit des Waldes der Geschäftigkeit der Zivilisation vorgezogen. Den Leuten unten im Dorf, das ungefähr eine Stunde Fußmarsch entfernt war, war sie noch nie ganz geheuer gewesen. Dennoch schätzten besonders die Frauen ihre Kenntnis der Pflanzen und deren heilende Kräfte. Man sagte, sie sei eine Hüterin des alten Wissens. Viele von ihnen suchten sie deshalb von Zeit zu Zeit auf, um sie für dieses und jenes Leiden um einen Zaubertrank zu bitten.
    In ihrer Hütte lebte sie mit drei Ziegen, die sie mit allem versorgten, was sie benötigte. Ihr ständiger Begleiter war ein Rabe, der stets auf ihrer Schulter thronte und den sie einst als jungen Vogel verletzt gefunden hatte. Ihre gebückte Erscheinung selbst musste für einen Fremden sehr beängstigend wirken. Wind und Wetter hatten ihre Haut gegerbt, die sich wie Papier über ihre knöchrigen Hände zog. Ihr wirres ergrautes Haar verschwand für gewöhnlich unter einem Kopftuch.
    Wie nahezu jeden Tag war sie auch an diesem in der näheren Umgebung ihrer Hütte unterwegs gewesen, um Kräuter, Wurzeln, Holz und sonstige nützliche Dinge zu sammeln.
    Die Schreie, die sie an diesem Morgen vernahm, hatte sie aufsehen lassen. Vorsichtig näherte sie sich dem Ort, von dem die entsetzlichen Schmerzensschreie herrührten. Trotz ihrer Behutsamkeit konnte sie es nicht vermeiden, dass einige Zweige unter ihren Schritten knackten. Als sie nahe genug herangekommen war, entdeckte sie eine junge Frau, die ganz offensichtlich versuchte, ihr Kind zur Welt zu bringen. Allerdings würde sie und das Kind ohne Hilfe nicht mehr lange durchhalten. Darum beschloss sie, aus ihrem Versteck herauszutreten und der Frau zu helfen.
    "Ganz ruhig! Du musst gleichmäßig atmen!" Sie hatte ihr ihre Hand auf ihre Schulter gelegt um sie nicht noch mehr zu beunruhigen. "Ich werde dir helfen." Ihre andere Hand tastete vorsichtig den Unterleib der Schwangeren ab, um herauszufinden, wie weit die Geburt bereits fortgeschritten war.

    Irgendwann hatte ich aufgehört, die Tage zu zählen seit wir unterwegs waren. Vielleicht waren es schon drei oder vier Wochen. Richtig bewusst wurde mir die Zeit erst, als ich eines Tages so komische Schmerzen in der Leistengegend verspürte. Erst nahm ich das nicht so wichtig, weil mir so ziemlich alles weh tat. Für jede Pause, die wir einlegten, war ich dankbar. Aber wir konnten es uns nicht leisten, irgendwo länger zu bleiben.
    Als diese seltsamen Schmerzen immer häufiger kamen, vermutete ich mal, dass es vielleicht etwas mit der Schwangerschaft zu tun hatte. Wahrscheinlich war es bald soweit. Eigenartigerweise blieb ich da ziemlich ruhig, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie man so ein Kind zur Welt brachte.
    Linos hatte mich zurück gelassen. Er wollte was zu essen besorgen. Hoffentlich war er diesmal erfolgreicher, denn ich war nicht besonders scharf auf Regenwürmer oder irgendwelche Nager. Wenn man aber fast vor Hunger starb, dann aß man irgendwann auch das.
    Wieder hatte ich diese Schmerzen, die immer stärker wurden. Dann spürte ich plötzlich auch noch etwas nasses zwischen meinen Beinen. Verdammt, jetzt auch das noch! Als dann auch noch Linos angerannt kam und ich vor Scham beinahe versunken wäre, platzte es aus mir heraus. Ich schrie den armen Linos einfach an. "Hau ab, lass mich in Ruhe! Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Ahhhh!" Der arme Kerl wusste wahrscheinlich gar nicht, was mit mir los war. Ich wusste es übrigens auch nicht. Ich spürte nur die Schmerzen, die von Minute zu Minute heftiger wurden.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Endlich! Sie waren auf der richtigen Fährte und tappten nicht länger im Dunkeln. Die Sklavin war also hier gewesen, gestern oder vorgestern. Und sie hatte was? Ordentlich Braten verputzt? Entweder hatte sie das Geld ihres Herr verbraten oder… "Ähm Moment! Du sagst, sie hat´n ordentliches Stück Braten verputzt? War sie allein oder war noch jemand bei ihr?" Vielleicht hatte sie ja einen Komplizen oder hatte irgendeinen Kerl umgarnt, der sie aushielt.
    Caerdoc gab seiner Informantin das erste Geldstück und holte gleich ein weiteres hervor, auch wenn es schmerzlich war. Die Kleine wusste aber garantiert noch viel mehr. Wenn er am Ende durch sie diese Sklavin finden würde, dann winkte ein ordentlicher Batzen Geld für ihn und seinen Freund. Apropos Freund! Wieso war er eigentlich derjenige, der die Münzen springen ließ? Der Ambianer warf Herodorus einen vielsagenden Blick zu.

    Ja, alles würde gut werden! Auch wenn ich inzwischen schon daran zu zweifeln begann, wollte ich doch fest daran glauben. Diesmal würde alles gut werden. Zum ersten Mal in meinem Leben.
    In dieser Nacht liefen wir nicht weiter. Unterhalb eines kleinen Felsens fanden wir einen geschützten Platz zum übernachten. Eng umschlungen schliefen wir irgendwann ein, als die Müdigkeit stärker wurde als der Hunger und die Verzweiflung. Der nächste Tag und auch die Tage danach verbrachten wir damit, einfach weiter zu laufen. Nur diesmal versuchten wir, vorsichtiger zu sein. Wir mieden jede noch so kleine Ansiedlung und jede Straße. Der Wald bot uns Unterschlupf und auch Nahrung. Wir pflückten uns Beeren und sammelten Nüsse. Manchmal gelang es uns, in einem Bach einige Fische zu fangen, die wir dann über einem kleinen Feuer brieten. Mit der Zeit lernten wir, mit den Entbehrungen zu leben. Auch wenn es manchmal schwer fiel, gerade dann, wenn der Hunger am schlimmsten war. Aber das war nun mal der Preis für die Freiheit, den wir zu zahlen hatten. Wir trösteten uns damit, dass es eines Tages wieder besser werden würde. Irgendwann!