Beiträge von Caelyn

    So schnell kam man zu einer Aufgabe! Aber gut! Hatte eh nichts zu tun!
    Leone begleitete eine junge Frau ins Atrium und machte sich auch gleich wieder aus dem Staub. Bevor er das machte, deutete er mit einer allessagenden Handbewegung auf mich.
    "Darf ich dir etwas anbieten?" fragte ich auch gleich artig.

    Sim-Off:

    Ach Herrje, ich kann auch nicht schlafen!


    Lange noch hatte ich mich mit meinen Schicksalsgenossinen unterhalten. Das war wirklich interresant und vertrieb mir auch für eine Weile die Zeit. Doch irgendwann waren alle eingeschlafen. Nur ich nicht! Mein Problem bestand darin, in einer neuen Umgebung nur sehr schlecht einschlafen zu können. Dies war meine erste Nacht in diesem Haus und auch diesmal ließ mich mein Schlafproblem nicht im Stich! Unruhig wälzte ich mich auf meinem Lager hin und her, doch vergebens. Schließlich faßte ich den Entschluß, es wäre einfach besser, aufzustehen um etwas zu tun. Jetzt in der Nacht, da alles ruhig da lag, war es sicher viel besser, sich alles einmal in Ruhe anzuschauen.
    Leise und geschmeidig, wie eine Katze, schlich ich mich durch die Gänge. Bald erreichte ich die Tür, die zum Garten führte. Es wäre sicher von Vorteil, sich dort auch bei Dunkelheit zurechtzufinden. Eine Flucht wäre sicherlich nur nachts machbar.
    Im Schein des Mondlichtes suchte ich mir meinen Weg, vorbei an exotischen Pflanzen und altehrwürdigen Bäumen.
    Plötzlich riß es mir die Füße weg. So ein Mist! Einer der altehrwürdigen Bäume, hatte mir einfach seine Wurzeln in den Weg gestellt!
    Fluchend stürzte ich zu Boden.

    Oh ha! Das sah ja böse nach Arbeit aus! Überall lagen Papiere herum, da hatte er ja noch ordentlich zu tun! Hier sollte mal einer aufräumen!
    Aber Bärchen wollte erst mal was essen. Er sah auch richtig hungrig aus. Das konnte ich im echt nachfühlen, mir ging´s genauso!


    "0h ja, wir haben geübt, war richtig lus..öhm lehrreich!" Wie wir den armen Jungen, der uns Modell stehen mußte, getrietzt und genervt hatten, erzählte ich ihm besser nicht. Auch wollte ich nicht die unheimiche Begegnung mit der dritten Art, nein, mit dem Tätowierer erwähnen. :D Das würde er sicher noch früh genug erfahren.
    "Na, da werd´ ich mal was holen!"
    Kaum hatte ich das gesagt, war ich auch schon verschwunden. In der Küche gab ich dann meine Bestellung auf: kleiner Imbiß, nix großartiges für zwei Personen. Ich ging einfach mal davon aus, wenn ich meinen schnucklig-süßen Hundeblick aufsetzte, sicher meinen Anteil bekommen würde. Notfalls würde ich mich auch mit den Resten zufrieden geben.
    Bald darauf war ich wieder bei ihm und stellte das Tablett mit Thunfisch, Oliven, mit Frischkäse gefüllten Datteln und frischem Brot ab. Außerdem hatte ich auch an einen Krug, mit bereits verdünntem Wein gedacht. Selbstverständlich fehlte der Becher auch nicht.

    Dieser Mistkerl von einem Tätowierer hatte mir doch tatsächlich diese Hundemarke in den Nacken gestochen. Dafür hatte er jetzt auch ein blaues Auge! Auwaia, das würde sicher noch Ärger geben! Doch das war mir jetzt echt Schnuppe! Wenigstens hatten Cadhla und ich mit unserem Opfer ein wenig Spaß gehabt! Tja, Frauen können richtig grausam sein!


    Jetzt wurde ich auch noch gerufen! Viel früher als ich es erwartet hatte, war das "Bärchen", wie ich meinen Herrn nannte, zurückgekommen. Hatte Cadhla nicht gesagt, er würde immer noch ´ne Runde schwimmen gehen, sprich in den Thermen abhängen?
    Na, wie auch immer! Also machte ich mich auf den Weg zum officium.
    Ich klopfte an, öffnete die Tür und trat ein. Die Rückkehr der blonden Nervensäge konnte beginnen! :D
    "Hallo, da bin ich wieder!"

    Mhm, Germanin also! Hatte ich mir´s doch fast gedacht! Siv hieß sie also. Bislang hatte ich noch nicht viel mit Germanen zu tun. Hatte nur einiges von denen gehört, was nicht immer nur Gutes war.
    Aber das spielte hier und jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Hier lebten wir schließlich unter anderen Bedingungen.
    "Schön dich kennenzulernen Siv. Ich heiße Caelyn und bin auch neu hier."
    Ich betrachtete sie mir genauer und auch mir fiel das hellblonde Haar auf.
    Ich hatte mal gehört, Römer stehen auf so was, auf blondes Germanenhaar, meinte ich. Manche feine Damen ließen sich daraus Perrücken anfertigen.Echt krank! Ich hoffte nur für sie, ihr würde so etwas nicht wiederfahren. Sie machte schließlich einen ganz netten Eindruck. Aber man konnte auch nie wissen, was in solchen Römerhirnen vor sich ging. Dieses Volk war einfach unberechenbar und genau das machte es so gefährlich.

    Upps, das war doch glatt die falsche Antwort! Ganz entspannt hatte mein Gegenüber sich eine dieser Beeren abgezupf und kaute nun darauf. Noch entspannter bot er mir auch eine an. "Öhm, nee laß mal, ich hab schon gefrühstückt!" erwiederte ich schnell und war auch schon bereit, geradewegs vor Scham im Boden zu verinken. Wenn ich mich nun im Spiegel hätte betrachten können, hatte ich mich wohl glatt mit einem Krebs verwechseln können, so sehr errötete ich. Ich hatte ein besonderes Talent in jeden Fettnapf zu treten, der sich mir darbot. Zeigt mir den nächsten Fettnapf, damit ich hineintreten kann!
    Doch er war ein Mann mit Weitblick und wußte genau, daß ich nicht für Gartenarbeiten bestimmt war. Wohl wahr!


    "Ich heiße Caelyn! Naja, und ich bin neu hier!" Na, das würde doch sicher alles erklären. "Öhm, wollte gerade mal schauen, wo man mich brauchen könnte" fügte ich schnel noch hinzu. Einfach nur zur Sicherheit, nicht, daß ihm der verwegene Gedanke kommen könne, ich würde mir hier einen schönen Tag machen. :D

    Na toll! Meine Vorfreude auf diesen Tag wurde jäh getrübt. Seine Bemerkung über diesen verdammten Tätowierer, brachte mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.
    Seufzend schaute ich zu Cadhla rüber. Hast du das auch durchmachen müssen? wollte ich sie fragen, doch ich ließ das besser sein und nickte nur stumm. Wieder kam dieses verdammte Angst in mir hoch. Dabei konnte mir keiner helfen, weder Cadhla, noch der große Vercingetorix oder sonst einer der der tapfersten gallischen Krieger. Oder doch?


    Als Ursus dann endlich das Zimmer verlassen hatte, konnte ich endlich wieder sprechen. "Cadhla, ich hab Angst! Ich will nicht tätowiert werden!"
    Vielleicht könnte die Kriegerin mir ja doch helfen.

    Spätestens als Cadhla meinte, man müsse nur einen Trick beim Toga wickeln kennen, wurde ich wachsam und paßte gut auf.
    Klasse fand ich dann auch noch, als sie ihn ermahnte, gerade zu stehen. Da mußte ich irgendwie grinsen :D. Sie hatte mit ihm anscheinend schon etwas Erfahrung gesammelt. Da war mir mit einem mal klar, was unser Gesprächsthema sein würde, später, wenn wir gemeinsam Toga wickeln üben würden.
    Doch jetzt verfolgte ich erst mal jeden einzelnen Handgriff, den sie machte. Bei ihr sah das alles so einfach aus! Wie lange sie wohl dazu gebraucht hatte, bis sie es gelernt hatte?
    "Oh ja, das müssen wir unbedingt zusammen üben. Damit ich perfekt werde!" antwortete ich grinsend auf ihrer Frage und sah dabei zu Ursus hinüber. Ein bißchen schleimen konnte niemals schaden!
    Gespannt war ich allemal auf den armen Kerl, den wir zwingen würden, uns beiden zu Willen zu sein.
    Allmälich erkannte ich, daß der Tag vielleicht doch noch gut werden könnte.

    Ich beobachtete nur! Ich beobachtete meinen dominus, wie er Cadhla rufen ließ, wie sie dann endlich kam und wie er sich dabei verhielt. Da läuteten bir mir doch alle Alarmglocken! Ob sie wußte, wie er sie ansah? Selbst ein Blinder hätte erkannt, daß es zumindest bei ihm einen gewissen Hintergedanken gab, weswegen er ausgerechnet Cadhla rufen ließ. Ausgerechnet kam sie dann auch noch mit ´ner Tunika an, die einiges von ihrer Gestalt erahnen ließ.


    Cadhla warf mir einen bemitleidenden Blick zu, den ich mit einen steifen Lächeln quittierte.
    Der ganze Aufzug nur wegen diesem blöden Ding, dachte ich. Ich kam mir richtig dämlich vor und ließ enttäuscht, über mich selbst, den Kopf sinken.

    "Ja, und wie ich mein altes Leben vermisse. Besonders aber vermisse ich meinen Bruder und meine Kumpels. Das war meine Familie!" Wenn das hier so weiter gehen würde, bräuchte ich echt noch einige Taschentücher. Besonders bei diesem Thema, war ich zumindest heute Abend, nah am Wasser gebaut.
    Doch Cadhlas Antwort auf meine Frage, haute mich dann doch fast um! ´ne echte Kriegerin? ´ne Schildmaid? "Krass!" Etwas Geistreicheres bekam ich nicht heraus, so beeindruckt war ich. "Boa! Und was hast du da so alles gemacht? Richtig gekämft, gegen die Plattnasen, und so?" Ich wollte unbedingt noch mehr darüber erfahren.
    Mein Großvater hatte mir füher mal dayon erzählt, daß es Kriegerinnen auch mal in Gallien gab, bevor sie den großen und ruhmreichen Vercingetorix platt gemacht hatten. Damals dachte ich, mein Großvater wollte mich veralbern, doch jetzt sah ich, daß er doch recht hatte.


    In meiner ganzen Aufregung hatte ich erst gar nicht die blonde jung Frau beachtet, die sich dann auch zu Wort meldete. Doch als Cadhla sie ansprach, folgten meine Augen ihrer Stimme zu der jungen Frau.
    "´n Abend!" grüßte ich sie freundlich.

    Er hatte wirklich eine unheimlich packende Art, einem etwas zu erklären, damit man am Schluß noch dümmer aus der Wäsche guckte!
    Trotz allem folgte ich jeder seiner Bewegungen, doch dieses hin- und hergewickele war doch ganz schön verwirrend.
    Jetzt hatte er sich schon selbst die Toga umgelegt, doch dann nahm er sie wieder ab und hielt sie schließlich mir unter die Nase.
    Eigentlich wollte ich ja gerade noch rufen, he, das war doch schon gut! Doch eine innere Stimme, die es offensichtlich gut mit mir meinte, hielt mich davon ab.
    "Gut ich prbier´s!"
    Gesagt, getan! Ich nahm mir die Toga und begann sie, meiner Meinung nach, recht kunstvoll um ihn zu legen. Vom Ergebnis war ich nicht wirklich überzeugt! "Komm, noch einen Versuch!" Aber auch der war nicht wirklich fruchtbar!

    Ja, da war ich wieder und ich stand vor einem echten Problem! Ich war inzwischen wieder eingetreten und mein Blick fiel sofort aus das Corpus delicti.
    Wie machte man das eigentlich mit der Toga? Das war jetzt die große Frage. Ich hatte zwarschon viele von diesen Togaträgern gesehen aber so ein Teil in Falten legte, wußte ich definitiv nicht.
    "Tja, also dann! Öhm, fangen wirdoch einfach mal an!" Ich schätzte, meine Verlegenheit konnte man in diesem Augenblick wirklich riechen!
    Ungläubig schaute ich mir das Teil einmal an. Wo war denn da oben und unten? Nee, das ging über meinen Horitont hinaus!
    Dan gab ich mich schließlich geschlagen. "Na gut ich hab keine Ahnung, wie man das macht!" Vielleicht würde er es mir ja gar nicht übel nehmen, wenn ich gleich mit der Sprache raus kam.

    Der hatte mich aber ganz schön erschrocken! Ich war richtig zusammengefahren, als ich in meinem Rücken, die Stimme des Fremden hörte. Ich drehte mich sofort um, damit ich meinem Gegenüber direkt in die Augen schauen konnte. Es war nie gut, einen Fremden im Rücken zu haben. So, und jetzt vorsichtig Caelyn. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wer das war. Schließlich hatte er es ja nicht mal für nötig gehalten, sich vorzustellen. Klar, es war ein Römer, einer von Bärchens Verwanten womöglich.
    Doch das Schärfste war, der hatte mir doch glatt mein wichtiges Getue abgenommen. Der dachte doch im Ernst, ich kenne mich mit den Pflanzen aus. Tja, da wollte ich ihn auch nicht gleich enttäuschen und machte weiter, einen auf wichtig
    . Was hatte früher meine Mama immer gesagt? "Kind, Beeren die man nicht kennt, ißt man nicht. Die könnten giftig sein!" Wie Recht sie doch immer hatte!
    Den Empfehlungen meiner Mutter folgend antwortete ich, doch auf recht altkluge Weise: "Nein, die sollte man tunlichst nicht essen!" Ich war selber erstaunt, über meine Wortwahl.

    So viele Fragen auf einmal! Ich sah zu Tilla um ihre Gebärden zu verstehen und gleichzeitig versuchte ich auch, Cadhla zuzuhören.
    Tja, da begann ich mal, zu erklären.
    "Ja, du hast Recht, Cadhla! Eigentlich ist es bei uns üblich, daß die Verwandten sich um die Kinder kümmern, wenn die Eltern nicht mehr da sind. Doch in meinem Fall war es leider nicht so. Frag mich nicht, warum! Ich hab das nie verstanden! Weißt du, Augustodunum ist ´ne recht große Stadt, zwar nicht so groß wie Rom. Doch groß genug, um darin zu versumpfen. Damals, als wir aus unserem Haus gejagt wurden, fanden wir bei einem Bettler Unterschlupf. Der hatte zwar selber nix, doch das, was er hatte, hat er mit uns geteilt. Als ich dann etwas älter war, schloß ich mich mit anderen Jugendlichen zusammen, denen es ähnlich ergangen war. Wir gründeten eine Bande und lebten vom Stehlen. Essen und Geld haben wir geklaut. Mit der Zeit kriegt man da echt Übung! Gepennt haben wir mal hier und da. In alten Schuppen, verlassenen Häusern und so."
    Immer wieder blickte ich zu ihnen hinüber, während ich erzählte.
    Aber hatte da Cadhla nicht etwas von Kriegerzopf erzählt? Das machte mich jetzt doch etwas stutzig. Cadhla war mal eine Kriegerin?
    "Sag bloß, du bist ´ne Kriegerin!" fragte ich erstaunt.

    Tsts, der Gute hatte aber wirklich auch keinen Humor! Vielleicht war mein Scherz auch nicht so recht durchgedrungen. Römer eben! Daran müßten wir noch etwas feilen. :D
    Das Tablett mit dem Frühstück stellte ich auf dem Tisch ab. Ja, so´n bißchen Kohldampf hatte ich auch. Als er mir dann mitteilte, ich könne selbst was essen gehen, ließ ich mir das nicht zweimal sagen.
    "Guten Appetit!" sagte ich und schon war ich weg.
    Ohne Umwege zu machen, steuerte ich erneut die Küche an. Niki, die Köchin, hatte mir schon etwas gerichtet. Es war niemals schlecht, wenn man einen guten Draht zum Küchenpersonal unterhielt! Dann würde man nie verhungern! Ich ließ mir Zeit zum Frühstücken und als ich richtig satt war, schlenderte ich langsam zurück zum cubiculum.
    Ich klopfte und wartete lieber, bis ich ein "Herein" hören würde. Vielleicht war er ja noch gar nicht fertig mit seinen Frühstück.

    An meinem ersten Tag hier, hatte ich noch so gut wie gar nichts vom Garten gesehen. Erst spät Abends, bevor ich zu Bett gehen wollte und es bereits schon dunkel war, war ich kurz herausgekommen, um noch etwas Luft zu schnappen.
    Das wollte ich heute endlich nachholen, denn schließlich war es nicht nur gut zu wissen, wo sich was befand. Es war außerdem wichtig, etwaige Rückzugspunkte zu finden, wo man sich auch mal verstecken konnte, wenn die Dinge mal nicht ganz so gut liefen, wie sie eigentlich sollten.
    Der gute Ursus hatte sich längst aus dem Staub gemacht. Da er mir keinerlei Anweisungen für noch auszuführende Aufgaben hinterlassen hatte, schlenderte ich gemütlich hinaus in den Garten und sah mich erst einmal um. Außer Sklaven, die mehr oder weniger geschäftig in der Gegend herumrannten und dieses und jenes taten, sah ich niemanden, der mir meinen "freien Vormittag" in irgendeiner Weise verübeln konnte.
    Doch zur Sicherheit tat ich dann auch geschäftig. Schließlich wollte ich ja nicht gleich den Unmut meiner Schicksalsgenosssen auf mich ziehen.


    So betrachtete ich mir die Gewächse und untersuchte die Blätter und tat so, als ob ich der Chefbotaniker höchstpersönlich wäre. Natürlich hatte ich von Planzen ungefähr so viel Ahnung, wie der Winter vom Sommer wußte.
    Nebenbei sah ich mich aber auch noch weiter um. Vielleicht würde ich ja hier noch einige Ideen bekommen, wie man von hier am Besten auch wieder abhauen konnte. Schließlich wollte ich ja hier nicht für immer und ewig bleiben.


    Sim-Off:

    Reserviert! :D

    Das war ja eigenartig! Sie hatte noch eine Familie gehabt, aber lebte nicht mit ihnen. War sie etwa eine Ausgestoßene?
    Manchmal konnte so etwas ja passieren! Im Grunde, war mir ja so etwas auch passiert. Nachdem Mutter tot war, wendeten sich die Verwandten von meinem Bruder und mir ab. Selbst die eigene Schwester meiner Mutter, wollte uns nicht haben. Warum, hatte ich nie verstanden. Mein Bruder und ich, wir waren doch noch Kinder, die nie etwas schlimmes getan hatten.
    "Ich habe nur noch einen Bruder der am Leben ist. Meine Mutter ist schon vor Jahren gestorben. Mein Vater ist bereits vor mener Geburt gestorben, hat man mir erzählt."
    Das Lächeln war etwas aus meinem Gesicht gewichen. Es machte mich immer noch traurig, wenn ich über meine Mutter nachdachte.
    Ob ich den beiden etwas von meiner (Ersatz-)familie erzählen sollte. Dazu war nämlich im Laufe der Jahre meine Bande für mich geworden. Wir sorgten füreinander, so wie es eine richtige Familie auch getan hätte. Vielleicht würde es mir auch gut tun, darüber zu sprechen und vielleicht würde es auch Cadhlas Zunge noch etwas lockern, damit diese Nacht nicht ganz so langweilig werden würde.
    "Zu Hause, in Augustodunum lebte ich mit meinem Bruder und einigen Anderen, die ihr Heim verloren hatten zusammen. Wir hatten unser Versteck, in das wir uns nachts immer zurückgezogen haben. Tagsüber waren wir auf der Straße und haben für unser Überleben gesorgt, wenn ihr verseht was ich meine. Also kurzum, wir haben geklaut und so. Davon haben wir uns über Wasser gehalten."

    Ha! Zufrieden war er auch noch. Das freute mich. Junge, das hast du überlebt, jetzt kann´s nur noch besser werden, dachte ich. Als ich ihn mir so betrachtete, überlegte ich, wie alt er wohl sein mochte. Viel älter, als ich es selbst war, konnte er sicher nicht sein.


    Als nächstes stand das Frühstück an. Das müßte ich dann aus der Küche holen. "Frühstück! Mhm, nichts aufregendes!" wiederholte ich und mußte dann grinsen. "He, wenn du willst, kann ich dich auch füttern, dann passiert garantiert nichts!"
    Das war eher als Scherz gemeint! Im Leben nicht, würde ich auf die Idee kommen, einen erwachsenen Mann mit zwei gesunden Händen füttern! Ich hoffte nur, er würde das genauso sehen und nicht noch auf dumme Gedanken kommen.
    Dann lief ich zur Küche und stellte ihm etwas zusammen. Brot, Käse, ein getrochnetes lucanisches Würstchen, einige Oliven, einen Apfel und etwas Milch. Das wäre sicher ein reichhaltiges Frühstück.
    Auf einem Tablett trug ich die Köstlichkeiten in sein cubiculum und stellte es ab. "So, bitte schön!" Verlockend warf ich einen Blick auf das lecker aussehende Frühstück.

    Junge Junge! War der aber cool drauf! Selbst als ich ihm ein klitzekleines Schnittchen zugefügt hatte, fing er nicht gleich an, hier herumzuschreien. Das rechnete ich ihm hoch an!
    "Ja!" antwortete ich ihm etwas nervig, "Und du, beweg dich nicht! Ganz ruhig bleiben! Ich tu dir schon nichts."
    Dann konzentrierte ich mich wieder auf seine Rasur. Erneut setzte ich das Messer an und führte es mir einer Leichtigkeit über seine Haut, als hätte ich das tatsächlich schon tausendmal gemacht. Tja, ich war eben wirklich gut!
    Bald schon hatte ich ihn rasiert, diemal ohne nennbare Zwischenfälle. Und ansehnlich sah er auch noch aus. Klasse Caelyn!
    "So fertig, was soll ich denn jetzt noch machen?"
    Eigentlich hatte ich mir das alles schlimmer vorgestellt. Vielleicht war ja auch wirklich ein ganz netter Kerl. Jetzt lächelte ich sogar etwas. Na, ob er auch was zu lachen hätte?

    Mal ehrlich, so furchtbar schwer konnte das doch nun wirklich nicht sein! Interessiert warf ich einen Blick in sein Kästchen. Aha. Ein Messer. Sah gar nicht mal so schlecht aus. Ich nahm es heraus und wog es in meiner Hand. Lag relativ gut in der Hand! Irgendwie hatte ich den Eindruck gewonnen, als ich ihn anschaute, daß sich sein Vertrauen in meine Kunst doch in Grenzen hielt.
    "Keine Sorge, ich murks dich nicht ab! Wirst ja noch gebraucht!" sagte ich zu ihm mit einem schelmischen Lächeln.
    Was war denn in diesem Döschen? Neugierig öffnete ich es und roch daran. Naja, wenn´s schön macht! Mußte ich das Zeug jetzt in sein Gesicht schmieren? Konnte eigentlich nicht schaden!
    Großzügig trug ich also die Paste in sein Gesicht auf. Er hatte mir ja mittlerweile schon bereitwillig seine Kehle entgegengestreckt.
    So, Schwester, Skalpell! Direkt an seiner Kehle setzte ich das Messer an. Ein kleiner Ritzer und weg wäre er! Ach was! Ich gab ihm noch mal eine Chance!
    Langsam zog ich das Messer nach oben und begann, ihn richtig professionell zu rasieren. Mann, war ich stolz auf mich! Ich war ja so richtig gut!
    Aber warum mußte er dann plötzlich so zucken! Mist! Da lief auch schon das Blut, direkt über der Oberlippe.