Beiträge von Tiberiana Crista

    Von Nanta am kurzen Führstock geführt und eine Hand auf deren Schultern liegen lassend folgte sie der älteren Silzilianerin mit gesenktem Kopf hinterher. Ihre Ohren versuchten alles aufzunehmen soweit es ihr möglich war. Überrumpelt über die vielen Stimmen rückte sie die schwarze Augenbinde zurecht und umklammerte den Führstock ein wenig fester. Nanta flüsterte ihr zu, dass sie Callista entdeckt hatte und brachte sie zu dieser hinüber.


    Mit einem freundlichen Nicken begrüßte die freie Frau die Braut und gab Crista einen leichten Stups. "Oh.. sind wir schon bei ihr!? Salve, Callista..." begrüßte sie die ehemalige Reisebegleiterin und nette Frau. "Wie gehts dir? Bist du sehr aufgeregt? Ich freue mich so für dich, dass dein großer Tag nun gekommen ist." plapperte Crista drauflos, während Nanta neben ihr stehenblieb. "Hat man schon dein Kleid bewundert?" fiel ihr noch als mögliches Gesprächsthema inmitten dem Gästegewusel ein.

    Cato war wieder einmal unterwegs und sie wollte mit ihrem Jungen, ihrem Adoptivsohn sprechen. "Laris? Kommst du bitte einmal zu mir rüber?" rief Crista fragend aus und scheuchte Nantas helfende Hand zur Seite um alleine und auf eigenen Füßen von Bett zur gemütlich gepolsterten Sitzecke zu gelangen. "Nanta? Schau du nach den von der Reise übriggebliebenen Stoffen und überlege dir, was wir daraus machen können. Das wäre sehr nett wenn dir etwas einfallen würde. Wir brauchen jede Münze..." Die Sizilianerin bejahte ihre neue Aufgabe und verschwand ohne weiteren Worte im Nebenraum. Die beiden Räume waren mit einem Vorhang abgetrennt. "Falls du die Kekse vom Markteinkauf suchst, die sind bei mir, Laris. Na komm zu mir." sprach Crista schmunzelnd in den leeren Raum hinein und lauschte, ob er nun zu ihr kommen würde. Wenn sie die Augenbinde nicht trug, schloss sie gewohnheitshalber die blinden Augen. Die Binde trug sie außerhalb der privaten Räume. "Oder spielst du gerade Verstecken?"

    Sie nickte dem Soldaten auf seine Begrüßung höflich zu. "Uh.. oh.. beim Praefectus Castrorum?" stotterte Crista überrumpelt über die schnelle Einladung vorbei zu schauen und konnte ab dann nur noch fröhlich lächeln. "Wo ist denn das? Äh.. dieses Gebäude? Oder äh.. verzeiht meine Unkenntnis. Ist dieser Name eher eine militärische Soldatenbezeichnung?" fügte sie fragend hinzu, schämte sich sichtlich über das fehlende Wissen. Frauen und Militär.. sie sollte Cato dringend einmal darüber ausfragen. Oder diesen Soldaten der gerade zu Besuch war. Sie versuchte sich an die Kleidungsfarben der römischen Bevölkerung zu erinnern. "Meine Waren bestehen aus Nadel und Faden.. beziehungsweise aus einfarbigen oder bunten Stoffen. Aber ich glaube die Regenbogenfarben oder bunt braucht ihr nicht!? Eher sowas wie blau oder grün?"

    "Danke.." Mit einem dankbaren Lächeln löste sich Crista von der Wand und tastete sich mit wenigen Schritten vor zur Kline bis sie mit den Knien an diese stiess. Langsam setzte sie sich und blickte vor sich in die immer noch hoffentlich richtige Richtung zu den anwesenden Personen. "Ja, das ist richtig. Wir bleiben bei Callista bis wir ein Dach überm Kopf gefunden haben. Oh.. ein Centurio.." rief Crista überrascht aus und staunte nicht schlecht über diesen hohen Besuch.


    "ich wusste gar nicht, dass es auch hier Militär gibt.. aber jetzt weiss ich es. Mhm.. ich bin freie Schneiderin und suche Kunden, die neue Kleidung oder Kollektion brauchen. Ich möchte ein paar Münzen zum Lohn meines Verlobten hinzu verdienen." Sie biss sich auf die Lippen. Hm, wie nannte man millitärische Kleidung bloß beim richtigen Namen?!? Oder besser noch.. wenn Cato schon als hauptamtlicher Verwalter des Legaten arbeitete.. warum konnte sie nicht dessen Kontaktpersonen, gar die militärische Verwaltung mit Kleidung ausstatten? "Verzeiht.mir geht gerade der Gedanke durch den Kopf ob ich.eure militärische Verwaltung mit Kleidung ausstatten könnte?" sprach sie ihre Gedanken frei heraus aus.

    Sie hörte Callistas Stimme, an die sie sich schon während der Reise gewöhnt hatte, immer mehr und immer näher. Eine Männerstimme war anwesend und sprach mit der Prudentierin. Crista hielt inne und überlegte, ob es jetzt eine gute Gelegenheit wäre, jemand Fremden kennenzulernen. Einerseits hatte sie Angst vor deren Reaktionen auf ihre Blindheit und andererseits brauchte sie Kunden, um etwas Geld zu verdienen und sie alle über Wasser zu halten. Tief atmete sie durch und sammelte ihren Mut ein. Langsam tastete sie sich an der Wand entlang und blieb abermals stehen als die Stimmen nahe genug klangen, das sie manche Wortfetzen verstehen konnte. "Hallo zusammen..." versuchte Crista den ersten Anlauf, auf sich aufmerksam zu machen und blickte in die hoffentlich richtige Richtung der beiden sich unterhaltenden Personen. "Entschuldige mich bitte, Callista. Ich möchte euch eigentlich nicht stören, aber ich hörte, dass du Besuch hast. Mir war langweilig und ich dachte, ich komme vorbei." gab Crista geradeheraus zu.

    "Achso.." erwiderte Crista enttäuscht über die möglicherweise verschwundene Statue eines Königs. Aufmerksam hörte sie den anderen Reiseteilnehmern zu, konnte aber hin und wieder nicht vermeiden, dass sie manchmal mittendrin vom Zuhören erschöpft einschlief Am Nähen der Kleider hatte sie viel Spaß und Nanta unterstützte sie mit viel Geduld und fingerflinken Fingern. Crista war zufrieden mit der Sizilianerin und schenkte dieser eine kleinen bestickten Münzbeutel aus übrigegebliebenen Stoffresten. Cato bekam einen ähnlichen auch wenn dieser mit dezenteren Farben ausgestattet wurde. Die Pause an der Via Mala war aufregend... leider konnte Crista nicht viel machen und blieb ständig beim Reisewagen. Durch das viele Sitzen und Liegen sowie den Mangel an Bewegung nahm sie sogar ein paar Kilo zu. Es tat Cristas Körpergefühl gut kräftiger zu sein und sich auch kräftiger zu fühlen.


    Je länger die Reise dauerte.. sie kamen dem Ziel und einer ungewissen Zukunft näher. Crista lächelte. "Ja. ich kanns riechen.. es riecht gut! Was für einen Tempel siehst du?" Und ja.. sie mussten sich asbald von der Prudentierin trennen. "Ich weiss, Callista.. ich weiss." erwiderte Crista leise. "Du freust dich schon lange auf den Moment deinem Verlobten gegenüber zu stehen und ich gönne ihn dir von Herzen. Du kannst mich gerne weiterempfehlen... wir werden jede Münze brauchen um aufzubauen was wir uns für unsere neue Heimat ausgedacht haben." Sie kaute auf den Lippen, rückte die unvermeidliche Augenbinde zurecht. "Bestimmt hat er den Kopf zwar voll.. vielleicht kann er uns aber auch sagen wo wir uns hinwenden müssen und können." Es war schon blöde Situation... Cato war der am meisten weitgereiste und hatte doch nichts organisieren können. Gespannt wartete Crista Callista Antwort ab.

    Sie schwieg während Cato von seiner Kindheit erzählte und erschauerte, als das Kreuz erwähnt wurde. "Das Gut und den Legatus betrogen... am Ende wartete das Kreuz! Wusste dieser Germane nicht was ihn erwarten würde, wenn sein Betrug auffliegen würde??" fragte Crista leise nachfragend, zugleich darauf hoffend, dass der kleine Laris nichts von dieser unglücklichen Geschichte mitbekam "Das klingt gut,. ich würde mich über eine Wein- und Olivenprobe freuen. Sagst du mir Bescheid, wenn die Statue des ersten Königs zu sehen ist? Du schaffst es bestimmt sie zu beschreiben. Diese Statue muss ja völlig anders aussehen als die Statuen die ich in Rom kenne." Ein verliebtes Lächeln war Catos Lohn für das Streicheln ihrer Stirn.


    Callista setzte die Unterhaltung mit ihrer Stimme fort. "Soviele Tage noch werdne wir unterwegs sein? Das ist ausreichend für das Nähprojekt welches wir noch vorhaben!" errinnerte sie die Prudentierin mit einem verschmitzten Lächeln. Ihr eigenes Hochzeitskleid würde sie wohl erst dann von Nanta nähen lassen können wenn Cato tief und fest schlief. "Die Route klingt spannend und der Umschlagsplatz sowieso!" begeisterte sich Crista. "Hoffentlich ist der Weg nicht allzu steil... sonst rutscht alles nach hinten." Sie versuchte den Wasserschlauch Catos großen Händen zu entwinden. Versehentlich verschüttete etwas Wasser auf der Brust, weil sie nicht richtig einschätzte, wie weit sie den Wasserschlauch anheben musste, um trinken zu können. Crista ignorierte dieses Panne und trank erst einmal, des war ja nur Wasser..

    Wenn Crista gewusst hätte, was dem kleinen Jungen in den wenigen Sekunden die sie vor ihm stand und auf seine Antworten wartete, durch den Kopf ging.. sie hätte sich alles mit einem amüsierten Schmunzeln angehört. "Ja... es sieht alles gut aus." Er fasste nach ihrer Hand und führte sie weiter zu der Sitzgelegenheit nach der sie gefragt hatte. "Ich danke dir." Sie tastete die steinerne Sitzfläche ab, setzte sich langsam nieder. "Wunderbra, das es deinen Knien gutgeht, sie sahen richtig schlimm aus. Hm.. eine Handbreit ist in meinen Augen für dein Alter schon recht viel Wachstum."


    Sie musste bei seinen Worten über die Tuniken lachen und streichelte den Rücken des Jungen mit einer liebevollen Handbewegung. "Das klingt so, als müssten deine Kleider in der Länge verlängert werden, damit dir alles wieder passt. Es ist schön dir zuzuhören, Laris." Sie schwieg für einen Moment. "Es geht, Laris.. es muss irgendwie weitergehen. Ich bin erblindet. Ich musste die Säulen um das Becken putzen. Plötzlich war ein Kater da und sauste unter meinem Schemel durch. Wegen seinem Auftauchen habe ich mich sehr erschreckt und bin ins Wasser gefallen. Ab da weiss ich nicht mehr, was dann passiert ist. Die anderen sagen, ich habe den Kopf am Becken angeschlagen und lag lange Zeit in einem tiefem Schlaf. Tiberia Arvinia und Cato haben sich große Sorgen um mich gemacht. Hast du den Brand mit bekommen? Cato hat mich herausgeholt und von den Flammen fortgebracht. Irgendwann wachte ich in Catos Armen auf und musste feststellen, dass ich nichts mehr sehen kann."


    Crista legte ihre Hand auf seine Schulter. "Als wir gemeinsam wieder hierher zurückkehrten, begann ich hell und dunkel zu unterscheiden, ich kann Licht und Schatten erkennen. Das ist bis heute so geblieben." Wieder bewegte sie ihre Hand über Laris Rücken runter und liess sie hinter ihm liegen. "Kurz vor dem Brand ist Tiberius Iuvenalis verstorben, erzählte Cato. Iuve war mein Herr und hat mich mit einem kleinen Vermögen und der Freiheit bedacht. Und deshalb.. weil ich frei bin, werde ich fortgehen." Crista versuchte zu lächeln. "Träumst du nicht auch davon fortzugehen?? Ich würde dich nach Germanien mitnehmen. Allerhöchstens kann ich versuchen dich freizukaufen und zu adoptieren."

    Von Callista hörte sie, dass diese sich für das Getränk bedankte. "Keine Ursache, ich weiss zwar nicht wieviel Nahrung wir eingepackt haben, aber ich denke es wird für die Reise ausreichen. Sicher können wir uns unterwegs mit frischem Wasser versorgen.. solange wir noch in der Provincia Italia sind.Weisst du schon welche Route zu nehmen gedenkst? Erzählst du mir ab und zu was du draußen siehst?" plapperte sie fragend zu der jungen Frau. Gleichzeitig kuschelte sie sich näher an ihren Verlobten Cato heran, legte den Kopf auf seine Brust. "? Ach Cato, du kennst doch das Umland besser als wir. Magst du auch etwas erzählen von deinen Ausritten zu den Gütern. Ich weiss nur, das du immer sehr verschwitzt zurückkamst... und dich gefreut hast mich wiederzusehen."

    Meine ID war vorher auch Sklavin bis sie überraschend per Testament freigelassen wurde und sogar ein kleines Vermögen vererbt bekam. Ich bin heute immer noch überrascht darüber und freue mich über die sich mir öffnenden Möglichkeiten als freie ID. Ich denke, jeder freigelassener Sklave kann sich ein kleines Vermögen für seine Dienste auszahlen lassen...

    "Dunkle Wälder?" echotete Crista überrascht und konnte sich gar nicht so recht einen dunklen Wald vorstellen... eher einen dunklen Wald bei Nacht. Sie schüttelte den Kopf zu Catos Sätzen über die Germanen. "ich kann gar nicht glauben, dass sie wild und ungestüm sind.. sonst würden sie ja keine Römerin heiraten wollen." meinte sie dazu und neigte den Kopf Callsitas Sätzen entgegen. "Siehst du, Cato, die Germanen können auch Beamte und Soldaten sein." Zu dem römischen Namen des Mannes konnte sie nichts beitragen und überliess Cato diesenTeil.. er kannte wahrlich mehr Menschen als Crista. Egal ob persönlich oder vom Sehen oder Hörensagen. Die junge Schneiderin kannte selbst recht wenige Männer. "Ich kenne noch jemanden aus der Gens der Annaer... mir fällt gerade sein ganzer Name nicht ein. Varus Annaeus oder so ähnlich." Behutsam tastete sie nach einem Trinkbeutel, bedeutete Cato diesen zu öffnen und zu reichen. Nantas Stimme war verklungen.. sie war nach dem aufregenden Flirt eingeschlafen."Möchtest du auch etwas trinken, Callista?" fragte Crista freundlich. Jetzt wo der Reisebeginn hinter ihnen lag und die allgemeine Aufregung sich legte spürte sie wie erschöpft sie war, trotz des vielen Schlafens und Ausruhens in der Villa Tiberia.

    "Oh.. da bist du wesentlich früher aufgestanden als wir!!" wunderte Crista sich kurz und lauschte den Beschreibungen über die Regia. "Nein, ich war noch nicht dort gewesen." fügte sie rasch hinzu und errinnerte sich ihres immer wieder vorgenommenen und nie durchgeführten Vorhabens ihrem Vater zu opfern. Fest biss sie die Zähne zusammen und versuchte sich die eigene Erschütterung nicht anzumerken, was sie verpasst hatte. Es musste ein imposantes Gebäude sein. Und es beherbergte neben anderem ein Archiv. "Das ganze Gebäude ist aus Marmor? Dann muss es drinnen aber fürchterlich kalt sein, finde ich! Ja, das mit den Repliken finde ich gut! Hm, naja, die Vestallinnen haben sich nie sehen lassen oder ich habe sie verpasst oder sie haben mich verpasst." ulkte sie. "Ich wäre sicher nimmer eine gute Vestalin geworden.. ich bin mit meinen 17 Sommern bereits zu alt für!"


    Der Griff Cato errinnerte sie an seine Anwesenheit. Sie schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, Cato, Germanien ist mir vollkommen unbekannt. Ich weiss nicht viel... aber du weisst bestimmt etwas. Wir wissen noch nicht was uns in Mogontidingsbums erwarten wird. Aber ich hoffe, es wird sich noch zeigen oder irgendetwas für ergeben." Laris schien auf ihrem Schoß eingeschlafen zu sein, oder hörte er still zu?

    Die letzten Tage waren sehr aufregend gewesen, vieles musste besorgt und erledigt werden. Sie blieb abends lange auf und schlief morgens umso länger. Wenn sie mit Cato dann alleine war, dann kuschelte sie sich an ihren Verlobten und erzählte ihm von den Dingen, die sie den Tag über getan hatte. Dann endlich war auch die letzte Nacht in Rom vergangen. In der ewigen Stadt hielt sie nichts mehr.. sie wollte fort von den Errinnerungen. Endlich waren sie unterwegs. Cato hatte ihr erklären müssen, was ein Reisewagen war und zuletzt einen solchen bestellt, damit sie es mit den Händen in 'Augenschein' nehmen konnte. Es war zudem auch ein besonderes Gefährt in dem sie selber sitzen und nicht hinterherlaufen musste. Auch für Nanta war es etwas seltsames selber drinnen sitzen zu dürfen. Schon bald hatte die ältere Sizilianiern angenehme Ablenkung gefunden und flirtete flüsternd mit einem der bewaffneten Begleiter.


    Crista hörte amüsiert zu, spürte Catos vertraute Nähe und den kleinen Laris neben sich. Sie strich letzterem liebevoll über die Haare und wünschte sich einmal mehr alles mit eigenen Augen sehen zu können. Leise seufzend rückte sie die Augenbinde zurecht und überlegte, ob sie diese nicht für die Dauer der Reise abnehmen sollte. "Ihr seid alle sehr still.. seid ihr nicht auch genauso aufgeregt wie ich?" brachen plötzlich ihre Gedanken über die Lippen hinweg. "Callista, du hast gesagt, dass wir noch einmal Halt machen müssen, bevor wir Rom ganz verlassen.. oder haben wir den Stopp bereits hinter uns? Sinbd wir schon aus den Stadttoren raus?" Sie war unsicher, was die Bewegungen des Reisegefährts und den Standort anging. "In welche Richtung geht es zuerst entlang?? Ich weiss, dass wir nach Norden hoch müssen und uns weiter weg von Süden entfernen."

    Ein Schmerzenslaut.. der Crista irritierte.. dann aber kam die Erklärung. Die Stimme des kleinen Jungen, den sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte und von dem sie gedacht hatte, dass er schon längst weg oder gar fortgegeben worden war. "Laris?" fragte sie leise, streckte ihre Hände nach dem Jungen aus. Behutsam landeten ihre Hände auf Laris Schultern und zogen ihn sanft aber nachdrücklich näher zu sich heran. "Laris! Wie gehts dir? Bist du wohlauf??"


    Sie wusste nicht genaueres über den verheerenden Brand in der Villa. Also wie er entstanden war und ob es Verluste gegeben hatte. Als erblindete junge Frau roch sie lediglich Kalk, Holz und Farbe. "Laris? Führst du uns zu einer Sitzgelegenheit? Dort lässt es sich bequem sitzen. Erzähle mir alles. Sind deine Knie verheilt? Passen dir deine Tuniken nicht mehr? Du bist bestimmt gewachsen..." plapperte sie aufgeregt drauflos und schickte ein Lächeln in die hoffentlich richtige Richtung zum Jungen hinunter.

    "Das stimmt..." erwiderte Crista leise und liess sich wie vorhin schon vorgehabt von Cato und Nanta zum Ausgang führen. "Wenn was ist, bitte scheue dich nicht bei uns zu melden. Es wird schon schiefgehen. Äh ich meine gut gehen. Mein Vater sagte mir schiefgehen ist für ihn dasselbe wie Glück wünschen. Also dann, bis dann. Vale bene." verabschiedete sich Crista von der Prudentierin. Eine sehr nette junge Frau!

    Crista hörte sich die Vorschläge zum Gepäck an und überliess es ihrem Verlobten darüber zu entscheiden. Er hatte das passende Augenmerk.. sie leider nicht. Cato stimmte auch diesem Vorschlag zu. Nanta machte sich mit einem sachten Stupsen mit dem Führstock bemerkbar. Crista umfasste diesen, bereit den anderen zum Ausgang zu folgen. Wie es wohl in dem schwankenden Reisewagen sein würde.. oh, wenn sie doch wieder sehen könnte! "Gut, dann besorge ich alles nötige fürs Nähen. Beser ich überlasse das Organisatorische Cato und Nanta." bestimmte sie. Auch damit Callista Bescheid wusste an wen sie ihre Bediensteten noch schicken konnte wenn Crista nicht in der Villa Tiberia zu erreichen war. Mit festem Griff drückte sie Catos Hand und spürte welche Sicherheit er austrahlte. "Ich danke dir schon jetzt... und dem Zufall." murmelte sie leise und lächelte mit erhobenem Kopf in Richtungg zu Callistas Stimme.

    "Drei Stück.. in Ordnung." Ihr fiel noch etwas ein: für sich selbst brauchte sie auch eine solche Kollektion. "Oh.. ich brauche selbst das gleiche wie du!" sprach sie erschrocken aus und hielt sich die Hand vor den Mund. Da war es heruas. Sie wollte auch heiraten.. oder hatte sie es schon Callista gegenüber erwähnt? Sicher wollte die Prudentierin alleine für sich heiraten! Nanta lächelte und schüttelte den Kopf über die Verliebtheit ihres Schützlings. "Ja.. ehm.. ja. Cato wird mit ihm sprechen. In einer Woche, oh! Das ist ja recht bald" stimmte sie errötend zu und zog sich mit Hilfe von Catos Hand auf die Füße. "Ja, also.. wir sind bis zur Abreise in der Villa Tiberia zu erreichen. Und äh.. wo treffen wir auf dich?" Es war schon lange her, als sie zuletzt stotterte, aber nur weil sie aufgeregt war.

    "Ich wäre auch sehr froh, wenn wir nicht alleine reisen müssten und schliesse mich eurer Gruppe gerne an. Das klingt gut, was du über die Vorbereitungen sagst. Vielleicht sollten und können wir uns an den Kosten beteiligen." schlug sie zuletzt vor. "Für wann genau ist die Reise geplant?" Ein bisschen mussten sie alle sich vorbereiten und nebenbei musste auch die Kollektion für die Prudentierin fertiggestellt werden. Kurz fragte Crista sich, ob sie sich zu viel zumutete. dann war Cato da. Er stellte sich vor und ging zu ihr hin, um sie mit sachtem Händedruck zu begrüßen. In kurzen Sätzen erzählte Crista was soeben besprochen worden war und erhielt aus seinem Munde seine Zustimmung zur Reise nach Germanien. Wenn sie bloß sehen könnte, dann würde sie ihn ganz verliebt ansehen. So aber blieb es nur bei einem erleichtert aufatmenden fröhlichem Lachen. "Oh.. das wird toll... Ich glaube wir sollten gelich gehen und uns in die Vorbereitungen hineinstürzen. Ah.. eure Kollektion wird ganz bestimmt rechtzeitig fertig! Du hast sicher nichts dagegen wenn Nanta sie dir bringt?!"

    Sie wollte nach ihrem Unfall koste was es wolle das Atrium meiden, weil dort nämlich das Wasserbecken war, in welches sie gefallen und sich den Kopfangeschlagen hatte. Seit diesem Unfall war sie blind, konnte nur Licht und Schatten sehen. Nun.. hoffentlich hatte dieses Becken ein Gitter bekommen, welches verhinderte, dass man oder frau erneut hineinfallen konnte. Sie blieb an einer Wand stehen.. und versuchte sich auf den vor ihr liegenden Raum zu konzentrieren. Wenn frau zu einem anderen Raum wollte musste frau beinahe immer das Atrium queren. Normalerweise hätte ihre Assistentin Nanta ihr sicher diesen Gang ersparen wollen, doch die gebürtige Sizilianerin hatte den Nachmittag und den Abend frei bekommen.


    Crista tat einen vorsichtigen Schritt geradeaus, liess eine Hand an der frisch gekalkten Wand entlang gleiten. Mit tastenden Schritten und gesenktem Kopf ging sie langsam weiter. Da war jemand in ihrer Nähe.. Abrupt blieb sie stehen, lauschte mit den Ohren in die Richtung? Zerkaute der jemand etwa die eigenen Fingernägel? Wer von den Bewohnern dieser Villa würde dies machen? Sie beschloß noch ein paar Schritte weiterzugehen.. vielleicht würde sie den Schatten zum Geräusch finden. "Huhu..." kündigte sie sich mit leiser Stimme an. Hoffentlich war das Becken weit weg!