Beiträge von Asny

    Und von so einer simplen Kleinigkeit lässt du dich bereits aufhalten?


    Wie... unglaublich typisch für dich. :D


    Du darfst wieder.^^

    Nahezu lautlos landeten Asnys bloße Füße auf dem weichen, kräftig grünen Frühlingsgras, welches im Garten der Villa Flavia stets in ordentlichen Grenzen gehalten und regelmäßig getrimmt wurde. Doch da die zugegeben prachtvolle Flora derzeit nicht im Interesse der Sklavin lag, schenkte sie den Farben und Formen des Frühlings nur geringe Beachtung. Prüfend glitt ihr Blick aus kühl hellblauen Augen noch einmal die Mauer empor, welche das Grundstück der Villa einfasste und abgrenzte, und von welcher sie gerade eben hinabgesprungen war. Selbstverständlich benötigte sie derlei Geheimtuereien im Grunde nicht länger. Ihre Stellung erlaubte nicht nur, sondern verlangte des Öfteren ein Verlassen der Villa, woran auch die kürzliche Flucht einiger Sklaven nichts hatte ändern können.
    Womöglich hätte sie an deren Verschwinden und der Entführung der domina mehr Anteil nehmen sollen, allerdings gehörte sie nicht zu denen, welche ihre Dienste bereitwillig und eifrig anboten, wenn sie die verwendete Zeit weitaus sinnvoller für sich selbst nutzen konnten. Natürlich hätte sie Aristides wie so oft an ein Kreuz nageln können im Angesicht der horrenden Summe, die er dem Sklavenjäger in den Rachen geworfen hatte gleich einer Handvoll Nüsse, doch dieser Impuls war letztendlich doch zu flüchtig, um ihn mit mehr als einem blassen Schulterzucken zu kommentieren. Es waren sein Geld, sein nutzloses Weib und zum Großteil seine Sklaven. In diesen drei Faktoren empfand Asny das Geld als den wichtigsten, denn sowohl eine Frau als auch Sklaven waren leicht zu ersetzen eben mit diesem Geld. Dieser Catubodus könnte sich als Versager entpuppen und die Sklaven als zu stolz und unfähig und am Ende wären sowohl domina als auch Sklaven nichts mehr als ein paar abgeschlagene Köpfe im Beweismittelsack. Die weißblonde Sklavin verspürte nicht die geringste Neugier bezüglich der Information, ob der Auftrag von Erfolg gekrönt wäre. Mit Epicharis verband sie rein gar nichts, sie sah sie als in etwa so nützlich an wie einen hübsch verzierten Armreif, mit dem man sich schmückte, der jedoch früher oder später an Glanz verlöre und nichts mehr als eine lästige Fessel darstellte. Aber er war eben da, so wie es patrizische Frauen im Allgemeinen immer waren. Hübsch, aber vollkommen sinnfrei. Wenn sie dann auch noch so dumm waren, und sich von einem Haufen abgegriffener Sklaven verschleppen ließen, würden sie in Asnys Skala nie wieder einen positiven Wert auch nur von Ferne erblicken.


    Mit einem tiefen Atemzug die süßlich-frische Luft des hortus einziehend begann Asny ihre Blicke vom Mauerwerk zu lösen und dem grünen Panorama vor ihr zuzuwenden, während sie die Schnüre ihrer Ledersandalen vom Gürtel löste. Es war gut gewesen, ihre Kontakte innerhalb der Stadt noch einmal auf ihre Tauglichkeit hin zu prüfen. Das Gedächtnis der Menschen verdrängte viel zu schnell unangenehme Geschehnisse und damit in direktem Zusammenhang stehende Personen. Dass man gegenüber solchen Herrschaften immer gleich zu unterschwelligen Drohungen greifen musste.
    Wenigstens war es ihr gelungen, sich zusätzlich noch einmal adäquat verprügeln zu lassen, weswegen ihr Körper nach langer Zeit wieder mit stärkendem Schmerz ausgestattet war, nicht wirklich verbessert durch das Erklimmen einer Mauer. Sie hatte einen ordentlichen Fausthieb in den Magen erhalten und sich auf dem Weg zurück auch gleich ihres kompletten Mageninhaltes entledigt. Eine ordentliche Platzwunde klaffte an ihrer Schläfe und verklebte ihre gesamte linke Gesichtshälfte mit Blut, das ihren Hals hinab troff und den Stoff ihrer inzwischen recht zerrissenen Tunika in tiefem Rot tränkte. Mindestens eine Rippe machte einen recht geprellten Eindruck und ihr Hinterkopf wies eine schmerzhafte Erfahrung mehr mit einer Hausmauer auf. Ansonsten bestand ihr Körper derzeit aus mancherlei großer und kleiner Abschürfung sowie diversen Prellungserscheinungen, die teilweise bereits anschwollen oder sich irgendeine knallige Farbe aus der Regenbogenwelt erwählten, um in jener zu erblühen. Wie bereits erwähnt, ihr Ausflug war durchaus erfolgreich gewesen. Wären die Flavier weniger zurückhaltend was körperliche Strafen anbelangte, hätte für die Prügel kein Anlass bestanden, aber bedauerlicherweise schienen diese Patrizier nicht einmal mehr dafür richtig zu taugen. Es war ein Elend.


    Wirklich lästig war neben der Bewegungseinschränkung, welche sie jedoch noch standhaft ignorierte, das Blut, welches permanent in ihr linkes Auge strömte und sie die Welt inzwischen teilweise wie ein Berserker im Rausch erblicken ließ. Dies würde sie wohl auswaschen müssen, wenn es denn damit getan wäre. Möglicherweise benötigte ihre Stirnpartie auch den ein oder anderen Nähstich. Asnys Lippen trugen nach wie vor ihr mildes Lächeln, das aufgrund der aufgeplatzten Haut und des verschmierten Blutes daran jedoch noch dämonischer wirkte, als furchtsame Seelen es ohnehin gerne interpretierten. Mit langsamen Bewegungen ging sie in die Hocke, um sich die Sandalen wieder an die Füße zu binden. Ihrem Kreislauf ging es erstaunlich gut. Womöglich hatten ihr veränderter Speiseplan und das vermehrte Trinken auch während ihrer Trainingseinheiten doch etwas genutzt. Oder aber sie verspürte nach wie vor stärkende Nachwirkungen eines Kampfrausches, schließlich deutete die aufgeplatzte Haut über ihren Fingerknöcheln und an ihrem rechten Knie darauf hin, dass sie keinesfalls nur hatte einstecken müssen. Ein wenig mehr Kampferfahrung wäre ohnehin nicht schlecht, besonders, wenn einen ständiges Ausweichen nicht dem eigentlichen Ziel näherbrachte.


    Asny sammelte etwas mehr Speichel in ihrem Mund und spuckte ihn schließlich, vermischt mit ordentlich Blut, neben einen Strauch in ähnlicher Farbe blühender Rosen. Dann setzte sie sich in Bewegung zur Villa, von der sie eine fast komplette Durchquerung des hortus trennte. Sie würde einer Begegnung mit irgendeinem der Bewohner nicht aus dem Weg gehen, doch auf lächerlich unsinnige Fragen legte sie es ebenso wenig an. 'Was ist denn mit dir geschehen?!' Nach was sah es denn bitte aus? Sie hatte Mars ihre Ehrerbietung erwiesen, wie schon ungezählte Male zuvor. Im Grunde verdiente sie bereits den Beinamen 'Amazone'. Doch wahrscheinlich lag ihr Interessengebiet dafür noch zu weit auch in anderen Bereichen verstreut, über die der rote Kriegsgott eher die Nase rümpfte.
    Ihre zur Gleichmäßigkeit gezwungenen Schritte näherten sie nach und nach dem imposanten Villenbau an, als sie aus dem Winkel ihres blutleeren Auges die Bewegungen einer Gestalt wahrnahm, welche sie auch recht zügig identifizieren konnte. Schließlich gehörte das Wissen um die Bewohner durchaus zu ihrem Aufgabengebiet, wenngleich sie jenen Gestalten wohl den kleinsten Teil ihrer Aufmerksamkeit widmete. Außer, sie verfügten über Fähigkeiten, welche ihr Interesse zu wecken vermochten. Oder das ihres Herrn.
    'Mica' war der Name und sowohl Asny als auch Asa hatten ihn überaus zügig in eine eher niedrig gelegene Kategorie fallen lassen. Soviel süße Niedlichkeit in nur einem Gesicht war schlicht kaum zu ertragen, ebenso wenig wie das Soprangewinsel der Sklavinnen, gleich welchen Alters, wann immer die Rede auf den 'knuffigen Schlingel/Racker/Buschen/Kleinen' kam. Seine Zukunft als Lustsklave war so fest in ihm verankert wie sein weiches, streichelzartes braunes Haar. Und Lustsklaven empfand Asny als noch weitaus überflüssiger denn alle übrigen Sklaven.
    Offenkundig hatte der Kleine gerade nichts Besseres zu tun, als den sorgsam gepflegten Blüten die Köpfe abzureissen. Vielleicht sammelte er die zarten Blätter auch für seine Herrin, die im fortschreitenden Mumifizierungsprozess wehmütig ihrer Tage des Frühlings gedenken wollte. Was auch immer der Anlass sein mochte, Mica schien vollkommen darin versunken, denn wirklich bewusst schlich Asny sich nicht heran. Sie prüfte lediglich den Sonnenstand, damit ihr Schatten ihr die Mühe eines Antippens oder ähnlichem Bemühen um Aufmerksamkeit abnahm. Ihr gegenwärtiges Aussehen würde wahrscheinlich bereits ausreichen, um diesem Pimpf einen gehörigen Schrecken zu verpassen und ihn hakenschlagend davonpreschen zu lassen. Nichts also, das sie fürchterlich viel Zeit kostete.


    Als er sich bereits durch ihren Schatten ertappt zu ihr umwandte, schwebte ihr blutgetränktes Gesicht schon bedrohlich nah über ihm und ein zähflüssiger, tiefroter Tropfen löste sich von ihrem Wangenknochen, um auf das Kinn Micas hinabzufallen und die helle Ebenmäßigkeit seiner jungen Züge zu zerstören.
    "Ich werde dir nicht die überflüssige Frage stellen, was du hier tust. Denn das sehe ich bereits. Ich werde einfach dasselbe mit dir exerzieren und mich anschließend erkundigen, wie es dir behagte." Ihre rechte, blutige Hand glitt langsam und tief durch den dunklen Strom seines Haares, ehe die leise, leicht heisere Stimme unter sanftem Lächeln ergänzte:
    "Du darfst aber nicht schreien. Das vermögen diese Malven schließlich auch nicht zu tun." Inzwischen begannen sich ihre Finger zu einem festen Griff in seinem dunklen Schopf zusammenzuziehen und setzten dazu an, stetig stärker und in beginnendem Schmerz daran zu ziehen. Sollte er versuchen, sich loszureißen, würde er das Unvermeidliche zwangsläufig nurmehr beschleunigen.

    Womöglich sollte sie Asa doch langsam wieder hereinrufen, trotz geschwollener, nackter, behaarter Männerleiber. Als Geist entgingen der Schwester wenigstens die Ausdünstungen eben jener Herrn und die fürchterlich anmutende Schwüle, welche jeden klaren Gedanken zu überdecken suchte. Doch jenes schon bühnenreife Stück, welches sie und ihr dominus gerade darstellten, und welches er frei improvisierte, sie jedoch auf einen ausgeklügelten Spielplan hin aufführte, verdiente so langsam doch ein für solcherlei Tragikomik empfängliches Publikum. Asa würde sich zumindest köstlich amüsieren, wie auch Asny selbst ein gewisses sardonisches Vergnügen nicht gänzlich fortzuweisen vermochte. Allerdings achtete sie peinlich genug darauf, dass eben jenes trotz Aristides' folgender Äußerungen eine gewisse, ordentlich bewachte Grenze nicht überschritt, denn so förderlich persönliches Vergnügen auch war, einem wirklichen Zweck diente es eher selten. Es verleitete dazu, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren und schwachen Abweichungen vom eingeschlagenen Weg zu folgen, was am Ende doch nur wieder unnötig Zeit und Energie fraß. Obgleich manche Menschen behaupteten, dass Freude und Vergnügen einen zusätzlichen Motivationsschub verleihen konnten. Doch wie lange hielte dieser ungelenke Schubser bestenfalls an? War das Erlangen von Wissen an sich nicht bereits erstrebenswert genug?
    Nun, genau genommen war das Wissen, welches sie an dieser Stelle gerade erlangen konnte, überaus dürftig gesät. Wenngleich Aristides auch glaubte, in ihrer Handhabung Fortschritte zu machen, so stand er doch immer noch am Anfang, hatte womöglich gerade einmal halbwegs die korrekte Richtung eingeschlagen, doch noch keinen seiner hinkenden Füße vor den anderen gesetzt. Ohnehin war sein Charakter viel zu faul und träge, als sich freiwillig und ohne dass ihn seine Verwandten schoben, in Bewegung zu setzen. Stattdessen wand er sich in seiner eigenen, trüben Brühe und glaubte auch noch damit all jenen überlegen zu sein, welche sich weiterentwickeln wollten und ihre Talente nutzten. Dass sie ihn am Ende alle nur belächelten nahm er gar nicht wahr. Familienzuneigung besaß Grenzen. Zumal von seiner Familie inzwischen auch nicht mehr allzu viel Erbauliches übergeblieben war. Andererseits, hatte es bei den Flaviern abgesehen von einem körperlich gebrechlichen Gracchus vordem etwas gegeben, was der Nennung wert gewesen wäre? Am Ende waren auch die Patrizier nichts als gewöhnliche, dröge Menschen, womöglich noch seichter und trockener in ihrem Irrglauben an die Einzigartigkeit. Schon vordem war Asny der Gedanke gekommen, dass sie nach über einem Jahr in der Villa ihr Augenmerk zunehmend wieder nach außen richten sollte. Rom hatte sie schon viel zu lange entbehren müssen. Es wäre an der Zeit, alte 'Freunde' aufzusuchen und in Erinnerung zu rufen, dass man aufgrund des Wohnungswechsels keinesfalls einem plötzlichen und allumfassenden Vergessenheitsfluch anheim gefallen war.


    Ein Teil ihrer Überlegungen festigte Pläne und Vorgehensweisen bezüglich dieser Absichten an, während sich die übrige Aufmerksamkeit ein wenig lustlos um die vorher gefallenen Worte ihres Herrn sammelten, welche allesamt ein weiteres Mal wenig Erbauliches brachten. Im Gegenteil, das Gefühl befiel Asny, als würde Aristides' Gehirn mehr und mehr unter den Dampfschwaden zu leiden beginnen. Immer kürzer wurden die Perioden, in denen sie über ihren Gegenschlag nachzudenken brauchte, stattdessen beschäftigte sie sich wie so oft mit Stoffwiederholungen, meist griechischer Natur. Vorzugsweise von einem Teil jener Griechen, welche Aristides gerade samt und sonders und bar jedweden Intellekts über einen Kamm geschert hatte, als gehöre er dem halb besoffenen Pöbel in einer mitternächtlich angeheizten Taverne an. Suff-Philosophien. Zumindest sollte er nun langsam den Bodensatz seines Verstandes erreicht haben, noch viel tiefer abzusinken barg eine bereits unerhörte Herausforderung. Allerdings besaß Asny inzwischen ausreichend Vertrauen in die zweifelhaften Fähigkeiten ihres dominus um zu ahnen, dass er gewiss auch noch viel, viel tiefer fallen konnte. Allein seine Ausdrucksweise versprach Stunden weingetränkter Unterhaltung.


    Inzwischen hatten sie das Kaltwasserbecken erneut passiert, dessen erfrischende Kühle selbst ohne direkten Kontakt Asnys Lungen zu einem tiefen, erholsamen Atemzug verlockte. Es waren noch nicht die Elysischen Felder, doch sobald sie die Villa erreichten, würde sich Asny den Genuss jener sagenumwobenen Gegend persönlich heranziehen. Mit frischem Wasser und nicht in einer Brühe, in welcher sich schon unzählige Männer getummelt hatten. Andererseits würde ihr bereits Aristides' Kontakt allein damit ausreichen, um die nähere Bekanntschaft mit jenem Nass rigoros zu verweigern. Obwohl ihr Empfinden von körperlicher Schönheit quasi nicht existent war und sie selbst am Äußeren der Götter noch Schwachstellen gefunden hätte, so empfand sie bei der Betrachtung ihres Herrn doch jedes Mal wieder neue, abschreckende Defizite. Im Grunde existierte an seinem Leib inzwischen keine Stelle mehr, welche vor den unerbittlichen Augen seiner Sklavin auch nur ein 'annehmbares' Prädikat erhalten hätte. Selbst unter den von Natur aus abstoßenden Menschen erhielt dieser Mann noch seine eigene, fürchterliche Unterkategorie. Doch Asny besaß auch in dieser Hinsicht ausreichend Selbstbeherrschung, um sich nichts dergleichen anmerken zu lassen. Sie stellte nicht seine Gemahlin dar und er kam auch nicht auf die für ihn mehr als schmerzhafte Idee, sie für irgendwelche außerehelichen Aktivitäten heranzuziehen. Vermutlich durfte sein Penis bei dieser Art von Lebensstil auch schon aufatmen, wenn er überhaupt einmal in seiner unendlichen Reise durch die Lupanare Licht und Frischluft spüren durfte.


    Inzwischen schien man gewillt zu sein, Asnys Massagekünste über sich ergehen zu lassen, so das Hochwälzen auf eine der Steinliegen richtig zu deuten war. Wenn er sich da mal nicht täuschte.
    "Du hast natürlich vollkommen recht, dominus. Das Letzte, was ein Herr von seinem Sklaven erwarten kann, ist selbstverständlich Respekt." Die junge Sklavin nickte sacht wie zustimmen und zauberte nur aufgrund eines leichten Augenaufschlags eine durchdringend sarkasmusgetränkte Atmosphäre. Seine Worte waren an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten gewesen und dies durfte er ohne Schnörkel retourkosten.
    "Wo kämen wir auch hin, wenn ich dich plötzlich respektieren würde? Denn... aus welchen Gründen? Vielmehr solltest du mich respektieren, die ich sogar den Beweis gefunden habe, dass du über einen Geist verfügst, auf welchen ich dir 'gehen' kann. Weswegen ich offenbar die korrekte, zu dir interoperable Taktik aufgetan habe, denn was bist du anderes als plump und wenig erfolgreich, angefüllt mit zu vielen Makel? Du bist langweilig. Vorhersehbar. Bequem und zu träge, um deinen eigenen Verstand zu gebrauchen. Die Politik wurde dir doch quasi aufgezwungen und weswegen solltest du aufgrund deiner Karriere plötzlich von alten, lieb gewonnenen Traditionen und Lebensweise lassen? Um deinen Vetter adäquat zu vertreten? Um deiner Familie Ehre und Stolz zu bescheren? Mitnichten. Am Ende geschieht noch etwas Furchtbares wenn du beginnst, deinen Verstand zu trainieren oder gar Ambitionen zu entwickeln."
    Asnys Lächeln blitzte für den Bruchteil eines Herzschlages lang geradezu wölfisch auf, ehe sie wiederum so verträumt und abwesend wirkte wie eh und je und sich mit ruhigen Schritten der Tür zuwandte, um in auch vordem gelassener, sanftmütiger Plauderstimme fortzufahren:
    "Ich behandele alle Menschen gleich, ob Sklave oder Patrizier oder Kaiser ist mir einerlei. Und nun werde ich dir für deine Massage eine entsprechende Sklavin herbeibeordern. Sie wird auf deinen Genuss und weniger auf einen Nutzen zielen, anschließend wirst du sie bespringen und am Ende dieses Tages kannst du in deinem Bett liegen mit dem wohligen Wissen, auch den heutigen Tag wieder vollkommen in deinem Sinne verlebt zu haben. Ich vermag derweil meine eigenen Studien zu intensivieren und die zusätzliche Zeit sinnvoll zu nutzen. Alle werden glücklich und zufrieden sein."
    Unbeirrt strebte Asny weiter mit leichten Schritten dem Ausgang entgegen und durch ihn hindurch. Soeben hatte sie ihm die Entscheidung aus den Händen genommen und sie intendierte keine Rückgabe derselben. Tatsächlich erhielte der heutige Tag bedeutend mehr Nutzen, wenn sie ihren Herrn von jemand anderem durchkneten ließe. Dass sie diese Technik um einiges besser beherrschte, hatte sie sich selbst bereits bewiesen, und das störende Gekeuche Aristides' stellte eine dabei entstehende Hintergrundkulisse dar, auf welche sie äußerst gut verzichten konnte.

    Sim-Off:

    Hoppala. Sorry -_-


    Unter Umständen sollte sie diesen grenzwertigen Flavier einmal mit zu einigen Händlern nehmen, nur um andere, wenig unabhängige Meinungen einzuholen zum Thema 'tätlicher Angriff' im Hinblick auf sie selbst. Hätte Asny diesen Kerl verletzen wollen, dann wäre es mit einem springbockartigen Hüpfer zur Seite nicht getan gewesen. Die Sklavin besaß da weder eine moralische, noch eine mitleidvolle Grenze wenn sie auf dem Wege zu einem anvisierten Ziel jemanden etwas schmerzvoller aus dem Weg räumen, oder ihre Meinung verdeutlichen musste. Manche Menschen waren für feinsinnige Argumentationen schlicht nicht offen genug, sie verstanden nur diese eine Sprache und Asny war flexibel genug, sich ihnen anzupassen. Doch ein Ausflug in die Händlerviertel Roms hätte zu einem solchen Zwecke lediglich eine leidige Zeitverschwendung dargestellt, jenes meistverabscheute Monstrum, welches auch gegenwärtig so langsam um die Villaecke zu schielen begann. Pisos Gedanken zu ihr waren ihr einerlei und umgekehrt hatte sie ihre Ansichten gewohnt konsequent und deutlich vorgetragen. Was nun noch folgen konnte war erfolgloses, sinnfreies Geplänkel, das ihr nichts nützte. Sie benötigte keine Anerkennung von diesem verqueren Flavier und eine Ruhestörung brauchte sie dank ihrer Trophäe auch nicht weiter zu befürchten. Piso war unnütz für sie. Eine solche Meinung kam in etwa einem Todesurteil gleich.
    All seine Bemerkungen prallten an ihrem sanften, etwas verträumt wirkenden Lächeln ab, denn nach seinem tiefen, haltlosen Fall in das Grab der Nutzlosigkeit hätte er sich als Iuppiter selbst zu erkennen geben können und Asnys Reaktion wäre dieselbe geblieben. Die Situation entsprach in etwa einem lauschigen Spaziergang, bei dem man einem Paar Kätzchen zuschaute, welches sich um eine erlegte Maus balgte. Es war possierlich anzusehen, doch außer vielleicht der ein oder anderen Metapher oder Lebensweisheit erntete man nichts von einem solchen Bild. Man hielt kurz inne, lächelte, setzte seinen Weg fort, und vergaß eine Straßenecke weiter bereits Katzen und Maus.
    Zudem hatte ihr Pfeil schon unlängst sein Ziel bei ihm getroffen, wie ihm nur zu genau bewusst war. Alles, was nun noch über seine Lippen strömte, waren die fahrigen Gegenschläge eines verwundeten Geistes. Der armselige Versuch, sein eigenes, ausströmendes Blut wieder in den Körper zurückzubringen, indem er es vom Boden schlürfte, bevor der trockene Sand es unwiderbringlich aufsaugte. Doch, ein hübsches Bild, wie er sich durch die offensichtliche Anstrengung mit jedem Wort nur noch ein wenig mehr demütigte.


    Anscheinend empfand er auch noch etwas wie Freude an seiner eigenen Demütigung. Wie sonst war wohl seine letzte Aufforderung zu verstehen? Doch vermutlich hatte er lediglich einmal mehr nicht darüber nachgedacht. Wenn er schon glaubte, dies wäre ein 'gepflegtes Gespräch'. Es gab keine 'gepflegten Gespräche' in Asnys Welt, es gab Belanglosigkeiten und Informationsbeschaffung, wobei sie auf die Belanglosigkeiten nach Möglichkeit verzichten wollte. Dabei war es nicht so, als hätte sie in ihrer Ausbildung zu 'einer guten, respektablen Ehefrau' nicht gelernt, wie man höflich und nichtssagend Konversation betrieb, sein Gegenüber erheiterte und die Zeit vertrieb. Sie verfügte durchaus auch über solcherlei Geplänkel, welches sie wie eine interessierte, jedoch nicht zu kluge römische Bürgerin wirken ließ. Aber weswegen sollte sie dies gerade jetzt benutzen? Um einem Flavier zu schmeicheln, ihn in Sicherheit zu wiegen und so zu tun, als stünde sie einem Kaiser gegenüber? Es war ganz und gar irrelevant, welchen Eindruck sie hier hinterließ. Zudem würde Piso ein 'gepflegtes Gespräch' nicht erkennen, wenn es ihn ansprang und in sein gerümpftes Riechorgan biss. Er mochte wie Aristides die ein oder andere gehobenere Erziehung genossen haben, doch das überspielte nicht seine niederen Instinkte. Die Füße küssen.. anscheinend fühlte dieser eitle Geck sich tatsächlich zum Kaiser erhoben. Solchen Gestalten bekam Rom einfach nicht, erst recht nicht das Wohnrecht in einer solchen Villa.


    "Lass mich dir einen Rat geben, Flavier. Einen, den du selbstverständlich ignorieren wirst, weil deine Eitelkeit es dir gebietet, meinen Äußerungen nicht die kleinste Beachtung mehr entgegenzubringen. Ich gebe ihn dir dennoch. In der Hoffnung, dass du deine Ohrmuscheln sauberer zu halten vermagst denn deine Füße." Seltsamerweise sah ihre Umgebung in den wenigen Augenblicken der Hilfsbereitschaft stets nur eine noch größere Vermessenheit. Piso würde an dieser Stelle wahrscheinlich kaum eine Ausnahme darstellen, noch mit einer anderen Freundlichkeit würde sie ihm an diesem Tage unter Garantie nicht mehr gefällig sein. Asny machte einen halben Schritt vor und beugte sich erneut in falschem Vertrauen zu ihrem Gegenüber, wenngleich sie ihren eigenen Fuß derart knapp neben seine staubige Sandale setzte, dass es für einen flüchtigen Moment so schien, als wolle sie direkt darauf treten.
    "Mache deinen Sieg niemals davon abhängig, dass dein Gegner kapituliert. Derenthalben ist seine Niederlage in gleichem Maße die deinige."
    Immer noch denselben, ruhig sanften Gesichtsausdruck tragend trat Asny wiederum zurück und nahm den exakt gleichen Abstand zu Piso ein, wie zuvor bereits.
    "Zudem würde ich in Zukunft davon abraten, einem Sklaven das Füßeküssen zu befehlen. Ich wurde einst Zeugin einer solchen Bestrafung und du glaubst gar nicht wie simpel es in dieser Haltung ist, jemandem den kompletten Zehennagel herauszureißen. Man schiebt lediglich die untere Zahnreihe zwischen Nagel und Zeh, presst die obere ans Nagelbett, und beißt einmal kräftig zu. Abgeleitet vom folgenden Geschrei müssen die Schmerzen nahezu unerträglich sein. Und es hinterlässt in gesellschaftlichen Kreisen auch gar kein gutes Bild, seines Zehennagels verlustig geworden zu sein."
    Das Lächeln verstärkte sich eine besorgniserregende Unschuldigkeit, ehe sie den dezent unangenehm wirkenden Blick auf ihr Gegenüber aufgab und sich mit einem eleganten Schwung zur Villa umwandte. Bereits im Fortstreben und ohne noch wirklich eine Antwort darauf zu verlangen teilte sie anscheinend mehr dem Garten als dem Flavier mit:
    "Ist dir einmal aufgefallen, dass, wenn du des Gelee Royals bereits habhaft geworden bist, jenes unsägliche Summen des Bienenschwarms nurmehr lästig und störend in deinen Ohren klingt?"

    Man lernt eben am Besten durch Entzug von Zuneigung und Aufmerksamkeit, mein lieber dominus.


    Ich habe ein wenig was weggerückt. Vermutlich sollte ich aber baldigst noch etwas mehr rücken.^^

    Die jeden klaren Gedanken unterdrücken wollende Hitze schlug sich zunehmend übler auf Asnys Gemüt nieder und brachte sie in äußerst destruktive Stimmungen, von denen sie selbst nur zu genau wusste, wie schadhaft und unerwünscht sie waren. Ungünstigerweise ließ dieses Wissen ihre Laune nur ein noch tieferes Grab finden, in welchem sie erdrutschartig kontinuierlich weiter absackte. Sollte sie diesem Weg weiter folgen, so würde sie der übergewichtigen Ursache ihrer inneren Disharmonie alsbald äußerst negative Empfindungen entgegenbringen, obgleich sie es eigentlich vermeiden wollte, überhaupt irgendein Gefühl mit ihm zu verbinden, abseits des Nutzens, welchen er ihr bringen sollte. Die gesamte menschliche Umwelt, die sie umgab, versank für gewöhnlich in einem grauen Brei stetiger Animosität und unspektakulärer Gleichgültigkeit, niemand tat sich daraus hervor, gleich ob gut oder schlecht, es war perfekt, um jedwede Ablenkung von dieser Seite zu vermeiden. Auf jene Weise erfüllten Menschen, welche sie notgedrungen bis zu einer bestimmten Grenze an sich heranlassen musste, ihren besten Zweck. Sie drängten sich nicht störend auf, sondern versanken im Morast der übrigen Leiber, in dem man sie so gut wie überhaupt nicht wahrnehmen konnte. Sie verschwendeten weder Zeit noch Energie, es sei denn, zu Asnys Nutzen und mit ihrem Willen.
    Auch innerhalb ihrer Sklavendienste hatte sich an diesem Bild rein gar nichts gewandelt. Selbstredend hatte sie zu gut dafür gesorgt, von den meisten ihres Standes ignoriert zu werden und auch sonst lebte sie trotz aller immerwährender Aufmerksamkeit ausreichend abgesichert in ihrer eigenen Welt, um sich an all den Vorgängen dort draußen rein gar nicht zu stören. Drängte sich die Außenwelt allerdings derart penetrant wie enervierend auf, dass sie sie kaum noch zu übergehen vermochte, sorgte dies zumeist für eine größere Missstimmung ihrerseits, was wiederum in der Reaktionskette bedeutete, dass der Auslöser ihrer unheilvollen Laune dies deutlichst zu spüren bekam. Dabei kümmerte sich die junge Sklavin in der Regel nicht um die unbedeutende Frage, ob dieses Ziel, auf welches ihr Unmut im Begriff war sich zu fokussieren, eine solch geballte Zurschaustellung menschlicher Abgründe überhaupt verdiente, oder ob lediglich Fortuna ihren wohlwollenden Blick von ihm abgewandt hatte, vielleicht nur drei Herzschläge über, dennoch bereits zu lang. Bei Aristides jedoch vermochte jedwede Art von gezeigter Antipathie ebensowenig übertrieben wie unangebracht zu sein. Diesem Mann ging es laut Asnys Meinung entschieden zu gut, jeder kleinste Stoß gegen sein übertriebenes Wohlbehagen war bitter nötig, um ihn von seinem freudenverwöhnten Lebensstil ein wenig abzubringen. Oder auch ein wenig mehr. Womöglich sollte sie einmal ein paar niedere Kreaturen von Roms Unterwelt dazu verleiten, ihn zu entführen und ihn ein ganzes Stück außerhalb Roms im schönen Nirgendwo auszusetzen, um ihn seinen eigenen Weg mühevoll zurückfinden zu lassen. Doch, diese Vorstellung besaß etwas angenehm Ansprechendes und die Sklavin beschloss, diese im Hinterkopf abzulegen, im Bereich der plausiblen Ideen.


    Nein, nicht die feinsinnigen, subtil manipulativen Beeinflussungen lockten Asny im Umgang mit ihrem dominus, denn was brächte ihm die beste Lehre, wenn er davon kaum etwas mitbekäme? Noch viel wichtiger, es brächte ihr selbst rein gar nichts. Sie war nicht darauf aus, zu schmeicheln um einen besseren Status oder sonstige Annehmlichkeiten und Freiheiten herauszukitzeln. Schließlich war sie keine Hure mit Honigtau auf den Lippen. Sie war es gewohnt, einzig durch ihre Willenskraft ihre Ziele zu erreichen und bislang war diese Gleichung nahezu perfekt aufgegangen. Weswegen etwas ändern, das wunderbar funktionierte? Zudem besaß sie, um der Wahrheit Tribut zu zollen, in lobenden und liebreizenden Reden kaum einen Erfahrungsschatz. Keine Seele hatte diese Art der Unterhaltung bislang verdient und auch kaum jemand, der ihre nähere Bekanntschaft genoss, hätte ihr ein solches Gebaren tatsächlich geglaubt. Schließlich wäre für ein derart sanftmütiges Verhalten wenigstens eine gewisse Ahnung von Gefühlen vonnöten gewesen, um wenigstens eine Spur von Authentizität heraufzubeschwören, diese lag jedoch schlicht nicht vor. Alles was blieb wäre die Imitation einer Gefühlsdarstellung gewesen, abgeschaut von den Gesichtern und Worten anderer, also Schauspielerei. Und jenem Stilmittel bediente man sich höchstens aus rein persönlichen Vorteilen, niemals, um dem Gegenüber in irgendeiner Weise etwas Positives zu vermitteln.


    Zusätzlich zu ihren ohnehin bereits stetig absinkenden Launen begannen sie Aristides' auf ihren Stand pochende Ansprachen rigoros zu langweilen. Es brachte nichts Neues und vor allem stellte es den minimalsten Grad seiner Wehrhaftigkeit dar, wenn er als Gegenargumente lediglich seine Rolle als ihren Herrn fand - obgleich er wissen sollte, wie wenig seine Sklavin auf diesen Umstand gab. Und dann noch seine lapidare Körperhaltung... niemand würde das, was dieser Mann gerade von sich gab, auch nur im Ansatz ernst nehmen. Stattdessen sollte er froh sein, dass sie nicht zu albernen Lachanfällen neigte, ein solcher wäre derzeit durchaus angebracht.
    "Es gibt bereits zu viele, welche dich in einem zu hohen Maße umhegen, dir gefällig sind und dir das mitteilen, was du hören möchtest. Von mir wirst du niemals etwas dergleichen erfahren, denn ansonsten fängst du noch an, solchen Unsinn zu glauben. Es mag für dich wenig angenehm sein, nicht gemäß deines Status' sondern deiner reinen menschlichen Art entsprechend behandelt zu werden, doch sollte es dich vielleicht gerade deswegen zum Nachdenken bringen. Respekt verdient man sich, man bekommt ihn nicht exklusiv mit dem Namen verliehen, zumindest nicht den meinen. Wenn ich dich respektlos behandele, dann hast du mir dafür zuvor einen Grund geliefert. Schmeichler umgeben dich schon ausreichend. Und wenn dir schon eine anders klingende Stimme zuwider ist, zeigt dies nur, wie verweichlicht du von all den süßen Zungen, die dich umgeben, bereits bist. Dir fällt kein anderes Gegenargument ein, als dein Status und mein Status. Das ist schwach, äußerst schwach. Und vor allem erniedrigst du dich damit selbst indem du andeutest, dass du nicht mehr bist, als dein Status, dass du dich nicht auf anderem Wege zu wehren vermagst. Mit angemessenen Gegenargumenten, beispielsweise. Zudem benutze ich nicht die feige Art eines Bogens, ich präferiere den Nahkampf. Deine hübsche Metapher in Ehren, doch sie mag nicht recht zu mir passen. Denn selbst wenn empfände ich es nicht als Niederlage, so die Sehne reißen und mich verletzen würde. Es wäre mir eine Lehre und ich würde darausfolgend meine Technik verbessern. Oder dachtest du ich würde anfangen zu heulen, den Boden fortwerfen und nie wieder anrühren?"


    Er besaß in seinem umwölkten Geist tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wie dankbar man für einen wirklichen Feind sein durfte. Freunde waren dagegen mehr als unwichtig und bar jeden Nutzens, von denen konnte man jederzeit genügend besitzen, doch Feinde waren ein seltenes, ein besonderes Gut, zumindest jene, die einen außergewöhnlichen Wert besaßen, welcher über tumben Neid oder verkleidete Furcht hinauslief. Aristides zum Feinde zu haben brachte in erster Linie körperliche Züchtigung, zu mehr hatte es der Flavier bislang nicht gebracht. Dies stellte wohl den niedersten Vorteil dar, zu welchem ein Feind imstande war. Andererseits, durfte man von jemandem wie diesem fettleibigen, schwitzenden, abstoßenden Kerl viel mehr erwarten?
    "Womöglich empfände es Iuppiter als lobenswerter, wenn du seinem Segen zumindest ausreichend Respekt und Wichtigkeit einräumst, um die Wahl des Opfertieres selbst zu treffen. Natürlich nur, falls du die Zeit inmitten deiner vielen Termine entbehren kannst." War dieser Mensch tatsächlich zu bequem um das Opfer auszuwählen, das ihm seine neue Zukunft sichern sollte? Asny vermied es zwar, in einem unpassend impulsiven Anflug den Kopf zu schütteln, nachdem sie an diese neuerliche Grenze flavischer Eigeninitiative gestoßen war, dennoch folgte sie ihrem Herrn auf dem Weg zum tepidarium alles andere als erheitert. Zumindest besaß die Luft an diesem Ort einen nicht ganz so stickigen, erhitzt-würgenden Charakter wie zuvor, wenngleich jede Faser in ihrem Körper, an welchem ihre Gewänder inzwischen feucht klebten, nach dem Kaltwasserbecken zu schreien schien. Natürlich brachte ihm dieses Geschrei rein gar nichts. Und wenigstens ihre Hände besaßen nach dem Abschöpfen des heißen Wassers zuvor bereits die angemessene Temperatur für die bald folgende Massage. In etwa jene von glühenden Steinen.
    Selbstverständlich bejahte Aristides ihr vorheriges Angebot bezüglich der Massage, schließlich lag eng daran mit Sicherheit der Gedanke geschmiegt, für diese Tätigkeit lediglich ruhig und behaglich auf dem runden Wanst liegen zu müssen. Nun, wenn er sich dorthingehend nicht täuschte.
    "Natürlich Herr. Allerdings befinde ich mich bereits in einem fortgeschritteneren Stadium jene Kunst betreffend. Ich möchte dies lediglich kurz erwähnen, doch andererseits bist du gewiss mitnichten so empfindsam wie eine Frau. Abgesehen davon ist es nicht mein Ansporn, dir irgendetwas zu 'beweisen'. Es ist nicht eben trivial, Freiwillige aufzutun für eine Fertigkeit, die zwangsläufig die Mithilfe anderer erfordert." Schließlich hatte sich selbst unter den wenigen Sklaven, die tatsächlich noch das ein oder andere Wort mit ihr wechselten, herumgesprochen, dass ihre Zartfühligkeit arg zu wünschen übrig ließ, weil es ihr besonders zu Beginn ihrer Ausbildung weniger um das Wohlbehagen als die medizinischen Aspekte gegangen war - und sie ihren 'Opfer', selbst nach dem Erwärmen und Lockern der Muskeln, anfänglich hauptsächlich Schmerzen zufügte. Was an der üblichen Verspannung in den Gliedern hart arbeitender Sklaven lag und an Asnys kompromisslosen Versuchen, diese zu beseitigen. Kaum einmal vermochte sie ihre Aufgabe allerdings wirklich einem Ende zuzuführen, die meisten Versuchstiere brachen mittendrin ab, was wahrscheinlich zu längeren Beschwerden führte, als wenn sie den blonden Quälgeist seine Arbeit einfach hätten beenden ließen. Menschen waren so schrecklich unbrauchbar.

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides


    Prüfend blinzelte Asny zum goldenen corpus der Sonne empor, um wenigstens ungefähr die Tageszeit ablesen zu können. Bislang schien innerhalb der Opferungen und der Hochzeitsrituale an sich alles einwandfrei und nach Plan zu verlaufen. Andererseits, was hatte sie erwartet? Einen nackten Irren, der angelaufen kam und etwas von bösen Omen kreischte? Ein Geliebter der Braut, der sie kurzerhand ihrem Gemahl von der Hand riss und entführte? Womöglich wünschte sich dies so mancher an Bord des Schiffes, doch niemand trat von sich aus vor, um in die präzise ausgeführten Abläufe einzugreifen. Sicherlich, diejenigen, welche ausreichend Macht und Einfluss für eine solche Tat besaßen, waren vermutlich größtenteils bereits verheiratet und schwiegen mit der Gedankenfrage, weswegen die beiden es besser treffen sollten als man selbst.
    Mit einem ungeduldigen wie schicksalsergebenen Seufzer ließ Asny die Hand, mit welcher sie ihre Augen abgeschirmt hatte, wieder sinken und versuchte, das damit gezwungenermaßen einhergehen Klingeln ihrer Armreifen zu ignorieren. Sobald man zum Festmahl überginge, würde diese gesamte Veranstaltung hier erst recht jeglichen Sinn verlieren. Inmitten von langweiligen Lustbarkeiten, stupiden Spielen und belanglosen Plaudereien. Nun, wenigstens bestand die Hoffnung, dass Aristides' Aufmerksamkeit von jemand anderem gefesselt würde als von ihr, so dass ihre Hauptaufmerksamkeit ein weiteres Mal in ihr selbst würde ruhen können, und nicht abgelenkt wurde von abenteuerlichen Wunschträumen inmitten romantischer Meeresreisen. Zurück in Rom würde ihr dominus mit ausreichend Ablenkung seine hirngespinstigen Phantasien hoffentlich zurück in die Truhe der unnützen Zeitverschwendungen packen, wohinein der Kauf einer liberia Asnys Meinung nach auf jeden Fall gehörte. Dieser Mann befand sich viel zu weit abseits von Arbeit und Stress, um eine solch finanzintensive Erholungspause zu benötigen. Zum wiederholten Male stellte sich der jungen Sklavin die Frage, ob sie eigentlich die einzige auf weiter Flur war, die es sich zur schwierigen Aufgabe genommen hatte, diesen Mann in eine irgendwie brauchbare Form zu trimmen. Nicht bloß in körperlicher Hinsicht. Was war mit seiner werten Gattin? Mit seinem Sohn? Empfanden diese den Flavier etwa als 'schon in Ordnung so'? Als ‚bereit für alle Hindernisse und Schwierigkeiten, welche das Leben ihm entgegenwerfen konnte‘? Oder mochte sie den Kerl einfach nur nicht? Vermutlich die nächstliegendste und aus Asnys Sicht auch nachvollziehbarste Option.


    Nun gut, wenn es Sohnemanns miserables Ego stärkte, seinem Vater in jedwedem Gespräch überlegen zu sein und die Gemahlin im Bett keinen Wert auf eine funktionstüchtige Atmung legte, sollte es wohl so sein. Asny hingegen hatte der vollkommenen Zufriedenheit an sich bereits den Krieg erklärt und auch am perfektesten Wesen der Welt hätte sie noch mehrere Kritikpunkte entdeckt. Aristides machte es ihr in dieser Hinsicht allerdings weitaus leichter.
    "Parthia?" Mit in übertriebener Verwunderung geweiteten Augen blickte die weißblonde Sklavin zu ihrem Herrn, um anschließend knapp den Kopf zu schütteln. "Ach, parlieren wir etwa immer noch über dich?" Die mit reinster Ironie verkleidete Verblüffung ließ keinen Moment wirklich die Frage offen, ob Asny den Ausdruck 'Getreidesack' nun tatsächlich auf die äußerliche Form ihres Herrn gemünzt hatte, oder ihre Worte vollkommen allgemein gesprochen worden waren. Besonders, da sie einen Herzschlag später gänzlich zu ihrer üblichen, glatt-freundlichen Mimik zurückfand.
    "Meine Urteilsfähigkeit ist niemals zu flink. Der Getreidesack... verzeih, also du... hast die Kämpfe in Parthia aufgrund meines üppigen wie großzügigen Opfers an Mars überlebt, mit dem ich um deine gesunde Heimkehr gebeten habe. Nun gut, 'gesund' ist vermutlich ein auslegbarer Begriff, doch die Götter sind eigen und man muss letztendlich das nehmen, was sie einem offerieren." Mit einem gnädigen Schulterzucken deutete Asny an, dass sie sich von ihrer Opferung zwar etwas deutlich Besseres erhofft hatte, jedoch letztendlich akzeptieren musste, was man ihr stattdessen vor die Füße setzte. Zudem hatte sie mit einer lockeren, und deshalb umso nachhaltiger wirkenden Überzeugung gesprochen, dass sie den Glauben an ihre Rolle in der glücklichen Heimreise ihres Herrn nicht im Mindesten anzuzweifeln schien. Oder dass sie ernsthaft daran dachte, dieses Schicksal stünde in irgendeinem direkten oder indirekten Zusammenhang mit Aristides' Kampfkünsten. Außerdem schwang in angebrachtem Umfang ein Gefühl der unschätzbaren Gnade mit, welche sie dem Flavier mit ihrer Tat gewährt hatte, zwar selbstredend nicht gänzlich uneigennützig, doch schließlich am Ende doch mehr zu seinem denn zu ihrem persönlichen Nutzen. Jene wenig bescheidene Einstellung, dass er seiner Sklavin letztendlich das Leben verdankte, hatte so nicht immer und ganz sicher nicht während der Opferung selbst bestanden. Erst, als Asny ihren Herrn kennengelernt und beobachtet hatte, formte sich in ihr nach und nach die Erkenntnis, dass ein solcher Mann inmitten eines Krieges gegen Barbaren ohne den Schutz und die Macht der Götter, also völlig auf sich alleine gestellt, zweifellos vor Plutos Pforten gestanden hätte. Zusätzlich hatte ihn seine gehobene Position wahrscheinlich nicht eben wenig vor dem Schlimmsten bewahrt.


    Asny hatte ihm diese Tatsache niemals offenbart, doch bislang hatte er auch nicht die absolut lächerliche Theorie aufgestellt, er verdanke seine glückvolle Heimkehr der körperlichen Kraft und Agilität, seiner überlegenen Taktik und seinem Wissen über das Kriegshandwerk - kurzerhand sich selbst. Im Grunde schuldete er ihr - und ja, wohl auch Mars - eine so unglaubliche Menge, dass er dies alles in einem einzigen Leben niemals würde zahlen können.
    "Bevor du hier also grandiose Referate hältst, solltest du selbst womöglich einmal die Oberfläche durchschauen und den richtigen Schluss finden, welcher zweifellos zu einem dir äonenweit überlegenen Überwesen führt - und zu Mars, natürlich." Zumindest vermochte sie sich nicht zu erinnern, dass er nach seiner Rückkehr auf irgendeine besondere Art und Weise dem Gott des Krieges gedankt und gehuldigt hätte. Nun, womöglich war es nicht die schlechteste Überlegung, so bald in keinen Krieg mehr zu ziehen. Sie selbst bezahlte das Wohlwollen ihres favorisierten Gottes täglich mit ihrem eigenen Blut, den körperlichen Anstrengungen und ihrem ungebrochenen Kampfgeist, während dieser Kerl, der Mars sein Leben verdankte, hauptsächlich breit und faul herumsaß und sich etwas auf seine vergangenen kriegerischen Leistungen einbildete.
    Mercurius schien ihr Herr wie es schien als nächstes verärgern zu wollen, insofern würde es wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis er Iupiter selbst auf sich aufmerksam machte und einer düsteren Zukunft entgegenblickte. Asny mochte keine Krämerin sein, allerdings hegte sie bereits in ihren Grundprinzipien einen tiefsitzenden Groll gegen Verschwendung, Nutzlosigkeit und schlichte Dummheit, wenngleich Aristides' Worte ihr Lächeln gleich noch eine Nuance strahlender und lieblicher, geradezu charmant werden ließen. Wer sie näher kannte wusste daraus zu deuten, dass sich in ihrer Seele augenblicklich ein stiller, aber nichtsdestotrotz heftiger Schatten von reinstem Zorn zusammenbraute, welcher so selbstredend niemals die Oberfläche ihrer Mimik erobern könnte. Allerdings verärgerte es sie maßlos, ihren Herrn derart idiotisch reden zu hören. Wie ein kleiner Junge, bar jedweden Realitäts- und Geschäftssinnes.
    Dennoch verharrte ihr Zuckergoldlächeln, unterstützt von einem reizenden Augenaufschlag, ähnlich honigsüß klang ihre Stimme, leise, sanftmütig, liebkosend.
    "Es birgt wahrhaft grenzenlose Beruhigung zu wissen, dass jemand wie du in die Politik geht. Ich würde etwaig einige meiner geliebten pessimistischen Philosophien überdenken müssen, wenn es mit Rom plötzlich bergauf ginge. Glücklicherweise existieren immer noch Lebensformen wie du, welche entweder zu dekadent oder zu einfältig sind, um etwas Derartiges zu vollbringen."
    Die Botschaft sollte ihren Weg nun finden, selbst wenn sie sie nicht überdeutlich für ihn auf die Planken malte. Sie beschäftigte sich schließlich tagtäglich mit Aristides' Finanzen und oft genug hatten seine grässlich unnötigen Ausgaben ihr die Freude an dieser Arbeit genommen. Sofern sie überhaupt etwas wirklich freute. Selbstverständlich brächte ihm der Kauf eines Schiffes nicht sogleich den finanziellen Untergang, doch es war der prinzipielle Hang zur Geldverschwendung, welchen man ihm dringlichst austreiben sollte.


    Asas schadenfrohes Kichern brach abrupt ab, als Aristides, eingehüllt in eine Wolke reinster Unschuld, nach ihrem Namen fragte. Misstrauisch verengten sich die silbergrauen Augen, wenngleich sie eigentlich nicht fürchten musste, dass ihre Schwester tatsächlich derart viel Vertrauen in ihren dominus legte. Welchen es nach den letzten Worten seiner Sklavin wahrscheinlich rein gar nicht mehr nach irgendeinem Namen gelüstete.
    Entsprechend trocken, doch weit weniger glanzvoll als zuvor und zurückgekehrt zur normalen neutral-freundlichen Basis, beantwortete Asny dann auch jene Bitte um Information.
    "Meine Schwester heißt selbstverständlich Galateia, die berühmte Meeresnymphe. Wem sonst außer ihr mag es wohl gefallen, auf einem geschnitzten Stück Holz über die Meere zu fahren?" Natürlich waren die Zeiten, in denen er sie für eine Nymphe gehalten hatte, lange vorbei, doch in besonderen Fällen mochte es ganz ratsam sein, ihn an seinen vergangenen Fehler zu erinnern, und sei es nur, dass er nicht noch mehr von jener Sorte beging.
    Auch Asny hatte das platschende Geräusch vernommen und da ihr dominus sich, anscheinend dankbar für jedwede Art von Ablenkung, sofort auf die Suche nach der Ursache machte, ließ auch sie unter einem knappen Seufzer den Blick kurz danach über die Wasseroberfläche gleiten. Nicht, dass sie ein über Bord gegangener Mensch sonderlich interessierte, wenn es sich dabei nicht gerade um ihren Herrn handelte, dem sie wohl, im Sinne ihrer Rolle als beste Sklavin der Welt, würde beistehen müssen, ob es nun gebraucht wurde oder nicht.
    Es war der Becher.
    "Hm?"
    Der Becher von der Reling. Die Götter haben ihn sich geholt. Poseidon, denke ich. Es riecht sehr fischig hier.
    Asny vermied den kontrollierenden wie auch unsinnigen Blick zu einer leeren Reling und nickte nur leicht. Stellten derart gierige Gottheiten nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für den kommenden Ausflug dar? Sie war sich nicht recht sicher, wandte sich jedoch ihrem Herrn zu, um zunächst einmal dessen Suche zu beenden, bevor sich noch andere dieser Mission anschlossen und er alle Aufmerksamkeit vom Brautpaar ablenkte, eine Aufgabe, welche wohl dem kommenden Festschmaus zufallen sollte.
    "Vermutlich handelte es sich nur um meinen Trinkbecher von vorhin. Er fiel ins Wasser. Solltest du jedoch das drängende Bedürfnis hegen, jemanden zu retten, so schubse ich gerne eine der anwesenden, hübschen Sklavinnen über Bord."

    Der Posteingang von Benutzer »Marcus Flavius Aristides« ist bereits voll.



    Da erweise ich dir schon die unglaubliche Gnade und antworte und dann kann ichs nicht mal tun!^^

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides


    Seine Reaktionsschnelle glich immer noch der Aktivität einer Landschnecke im Meerwasserbad. Anscheinend hatten ihn Nebensächlichkeiten wie die reizende Aussicht oder die Vorstellung eines 'Kleiner-Junge-Abenteuers' zu sehr in Anspruch genommen, um seinen Geist ihren Worten in einer Weise folgen zu lassen, die ihr wenn auch nur die Ahnung eines ernstzunehmenden Konters beschert hätte. Nicht auszudenken, wenn man ihn auf öffentlicher Bühne mit weit weniger lapidaren Themen und Fragen bestürmte, auf welche er prägnante, gezielte und entmachtende Antworten erwidern musste, welche sowohl Kritiker als auch Verunsicherte auf seine Seite reißen, aber doch wenigstens zum Schweigen bringen sollte. Und dieses Schiff, diese angeblich so gesellige Veranstaltung, war in ihrer Art bereits ausreichend öffentlich, als dass er sich nicht auf ruhigem, ungefährlichem Terrain wähnen durfte. Ihre Gegenwart sollte ein stetiger Garant für Stress und plötzlich aufwallenden Zorn bleiben, wie sonst bekam man diesen Mann, der das Leben bevorzugt in vollen Zügen genoss, in eine aufgewecktere und schlagfertige Position? Wenn es denn sein müsste, würde sie selbst des nachts gleich einem Rachegeist neben seinem Lager auftauchen und ihm einen Affront nach dem nächsten in den Gehörgang zischen, ihm unbequeme Verhöre aufzwingen und auch sonst der stetig pochende Stachel in seiner Seite bleiben. Diese Planung überschnitt sich höchst erfreulich mit einigen ihrer übrigen Absichten und so brauchte Aristides nicht zu fürchten, ihr Interesse an seinen rhetorischen Finessen würde aufgrund anderer Ziele so rasch erlahmen. Der dadurch anfallende Stress würde womöglich auch gleich seinen Magen, diesen bodenlosen Grund, verschließen und die Gewichtsproblematik vorteilhaft korrigieren.


    Mit innerem Interesse und einem mäßig ausdrucksstarken Neigen ihres wohlfrisierten Kopfes nahm Asny den Gang der Beleidigung zur Kenntnis, deren Wirkung man groß und breit und unverhohlen wie üblich in der Mimik ihres Herrn mitverfolgen konnte gleich einer kleinen Holzkugel, welche auf ihrem Weg ins Verderben noch diverse Kettenreaktionen hervorrief. Obgleich ihr mildes Lächeln in seiner Art unverändert blieb, so missfiel ihr diese grandiose Offenbarung in Aristides' Zügen außerordentlich, gerade weil sie sich unter Leuten befanden. Der auffrischende Wind hatte ihre Worte förmlich von den Lippen gerissen und auf das Meer hinausgetragen, die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand unbeabsichtigt belauschen könnte, strebte gegen Null. Selbstverständlich handelte sie für eine solche Kleinigkeit vorausblickend genug. Obgleich er in schöner Regelmäßigkeit wirkte, als wäre ihm sein Ruf in der Öffentlichkeit mächtig einerlei, so teilte sie diese Ansicht keineswegs, und im Gegenzug zu ihm beherrschte sie vor allem ihre Gesichtszüge angemessen. Niemand, der sie zufällig beobachtete, hätte von ihrem geradezu lieblich bis schlicht höflichen Ausdruck irgendetwas Bemerkenswertes wahrgenommen. Eine Sklavin, welche einen kleinen, trivialen Plausch mit ihrem Herrn hielt, der sich in Ruhe die Identitäten der Gäste beschaute. Dass seine Laune indes plötzlich gleich einer Lawine absank, gab er in geradezu derber Weise preis. Hatte er als Kind niemals Theater gespielt, seine Eltern belogen? Bei ihr handelte es sich lediglich um eine Sklavin und es war seinem Ruf nicht förderlich, wenn er einen anderen Eindruck als jenen offenbarte. 'Dort, schau, nicht einmal sein Sklavenmädchen hat der Kerl im Griff'. In Asnys Augen erblühten förmlich Eiskristalle, sobald sie an eine solchgeartete Demütigung dachte. Sie vermochte ihren Herrn selbst an diesem Ort zu manipulieren wie eine Holzpuppe. Wenigstens wirkte sie in ihrer heutigen Aufmachung weit weniger sklavenhaft. Nichtsdestotrotz versagte Aristides, was ihr in einer direkten Reaktion den Auftrag erteilte, zukünftig noch härtere Methoden anwenden zu müssen. Also doch die nächtlichen Übergriffe. Wer sich nicht zu kontrollieren vermochte, benötigte auch keinerlei ungestörte Nachtruhe.


    "Gewiss wird mir ein zentnerschwerer Getreidesack an Physis immerwährend überlegen sein, so ich den Fehler begehe, mich innerhalb seines Einschlagradius' aufzuhalten. Doch reine Masse wird in keiner Formel mit Überlegenheit adaptiert." Das Durchdringende, welches zuvor Aristides' Stimme so leise sie auch klang dominiert hatte, war bei seiner Sklavin lediglich an ihrem mitunter unangenehm stechenden Blick zu erkennen, ansonsten wirkten ihre jugendlichen Züge so weich und freundlich, als rezitierte sie augenblicklich eines ihrer bislang gedanklich vorgetragenen Verse nun zur Erheiterung ihres dominus, von welchem aufgrund nicht näher erkennbaren Gründen zwischenzeitlich eine sachte Verärgerung Besitz ergriffen hatte.
    Seine Beschreibungen bezüglich der liburnia nahm sie gleichbleibend ruhig zur Kenntnis und blieb ihm auf seine amüsante Erkundigung im Rahmen ihrer Allgemeinbildung auch mitnichten eine Antwort schuldig.
    "Ja."
    Was ganz und gar der Wahrheit entsprach. Seine Anerkennung diesbezüglich benötigte sie keineswegs zum Glücklichsein, weshalb also Zeit mit einer weitschweifenden Antwort vergeuden?
    Die nun wieder gemächlicher treibende Aufmerksamkeit ihres Herrn suchte im Folgenden die übrige Hochzeitsgesellschaft heim und Asny nutzte die Gegenwart des herbei beorderten Sklaven, um sich ebenfalls mit einer flinken Bewegung, die sie dem inkorporalen Vorbild ihrer Schwester abgeschaut hatte, einen der Becher vom Tablett zu stehlen. Zwar nicht unbemerkt, einen leicht zögerlichen Blick erntete sie flüchtig vom Träger der edlen Flüssigkeiten, doch verspürte jener scheinbar wenig Ambitionen, durch eine Nachfrage womöglich noch eine stolze Bürgerin Roms zu beleidigen. Und so ging jener Mann weiter, um woanders den ewigen Kampf gegen trockene Kehlen aufzunehmen gleich eines nimmermüden Sisyphus, während Asny im Gegensatz zu ihrem Herrn nur leicht und prüfend an dem golden gefärbten Trank schnupperte und den Becher im Anschluss über die Reling ins Azurblau des Meeres entleerte.
    Das schmeckt süß... aber komisch irgendwie...
    "Liegt vielleicht am Salzwasser", entgegnete Asny den Worten ihrer Schwester und stellte das nun uninteressant gewordene Gefäß auf der schmalen Oberfläche der Reling ab. So es die Götter danach verlangte, würden sie es sich holen oder auch nicht.


    Ruhigen Schrittes folgte die weißblonde Sklavin den schlendernden Schritten Aristides', gegenüber welchem sie anscheinend Sehnsüchte bezüglich der liburnia geweckt hatte - als gäbe es nichts anderes, um das man sich Gedanken machen sollte. Als läge das Meer stets so friedlich und freundlich, der Himmel so strahlend und endlos zu Füßen eines Beobachters.
    "Gewiss. Doch ich würde dazu raten, gemeinsam mit wenigstens einem vertrauenswürdigen Freund ein solches Schiff zu erwerben, dem Kosten- und Nutzungsverhältnis wegen. Wenn dir am Ende doch die Zeit fehlt, deinen Besitz entsprechend der getätigten Investition zu applizieren, würde lediglich dein Ansehen leiden, von der finanziellen Einbuße ganz zu schweigen. Schließlich wird sich Neptun selbst mit den aufwendigsten Opfern nicht deinem Zeitplan fügen."
    Selbstverständlich hielt Asny gar nichts von etwas so Sinnfreiem wie einem Schiffsurlaub, doch womöglich genügte es bereits, ein wenig mehr Realität in die Traumwelt des Flaviers zu leiten.
    "Meine Fahrt auf einer liburnia stellte eine Art 'Geschenk' dar. Es ist schon einige Jahre her und mein Wunsch war unbedacht gesprochen. Ich war noch zu jung." Knapp und im Nachhinein unter einem Anflug sachlichen Bedauerns zuckte Asny mit den Schultern und strich sich eine vom Wind befreite, beinahe silbern leuchtende Haarlocke zurück in den festen Sitz der Spange. Wer sie sprechen hörte, mochte annehmen, er säße bereits einer alten Greisin gegenüber, welche über ihr Leben nachdachte und manch falsche Entscheidung beklagte. Allerdings war ihre Ratio zu hoch entwickelt, um der nicht mehr änderbaren Vergangenheit hinterher zu trauern.
    "Wenigstens meine Schwester hatte ihren Spaß. An einer liburnia ist nichts Besonderes. Zudem die ewige Trommel, das Keuchen von hundert Männern... es gibt wahrlich erquicklichere Orte als ein solches Schiff. Ein Transportmittel, nicht mehr. Zumindest ist es schnell, das minimiert den Zeitverlust während man an der Reling steht und den Horizont anstarrt gleich dem größten Wunder aller Zeiten."

    Jedwedes noch so interessante Farbenspiel, welches von Aristides' Haut über die Monate in eines Betrachters Auge geworfen wurde, insbesondere jetzt dank der zweifelhaften Unterstützung eisigen Wassers, traf bei Asny auf wenig Interesse, sah man einmal davon ab, dass die grobschlächtig wirkende Sonnenverbranntheit und der damit typische Soldateneindruck sich inzwischen abgewaschen hatten, ein Umstand, der durchaus ihre Zustimmung fand. Selbstverständlich würde sie sich nun, da ihr Herr getrieben von welchen Dämonen auch immer nach größerer Aufmerksamkeit in einem politischen wie auch damit einhergehend gesellschaftlichen Rahmen strebte, notgedrungen mit seinem Aussehen beschäftigen müssen, damit er wenigstens bewegungslos auf einem Punkt verharrend einen halbwegs präsentablen Eindruck vermittelte. Eine Aufgabe, welche sie nicht bloß kostbare Zeit, sondern gewiss Überwindung kosten würde, jedoch war sie es gewohnt, erstellte Listen präzise und ohne Kompromisse abzuarbeiten. Der heutige Besuch in den Thermen würde einen angemessenen Auftakt dazu bieten und nachdem einmal gründlich Ordnung und Reinlichkeit gnadenlos Besitz von seinem desaströsen Körper ergriffen hätten, würden die regelmäßigen Nachbehandlungen deutlich leichter zu vollstrecken sein. Auch für diese existierten bereits Pläne in Asnys stetig arbeitendem Kopf, welcher aufgrund einem in früheren Zeiten ständigen Mangel von Schreibgeräten und Pergament Gedächtnistraining hinlänglich gewohnt war. Insofern war es eigentlich nicht vonnöten, dass sie beständig eine kleine klappbare Wachstafel und dazu passende, vogelknochendünne Schreibwerkzeuge mit sich führte, seit der Flavier sie zu seiner Leibsklavin erhöht hatte. Doch der blonden Sklavin war eine schier undurchdringliche Absicherung mit mehreren Basen wichtig und seit sie an einen kaum endenden Vorrat von Papyrus gelangt war, erstellte sie die ein oder andere Auflistung in doppelter, mentaler wie realer, Ausführung. Zudem konnte das Schicksal jederzeit heimtückisch zuschlagen und sie aus welchen stupiden Gründen auch immer außer Gefecht setzen, so dass ihre Vertretung dank des Studiums zuvor angelegter Anweisungen sogleich ihre Arbeit in standardisierter Weise fortsetzen könnte. Natürlich müssten Abstriche zu ihrer Perfektion in Kauf genommen werden, doch dies ließe sich dann bedauerlicherweise nicht verhindern.


    Angesichts der Absichten, welche jenen Tag in den Thermen für ihren Herrn unter Garantie von allen vorangegangenen Besuchen unterscheiden würden, sollte Aristides selbst der Besuch in den Danpfschwaden des <i>caldariums</i> vergönnt sein, trotz dessen Asny bedingt durch die alles niederreißende, feuchtigkeitsschwere Hitze jeden Atemzug an diesem Ort als reinsten Fluch des Tartaros betrachtete. Sah man es ihr von außen wie so vieles auch nicht an, so sank ihre Laune nach dem flüchtigen wie unerwarteten Auftrieb vorhin nun rasch wieder in niedere Gefilde hinab. Selbstredend war es nicht eine vornehme Ader, die ihr eine Abneigung gegen ein gesundes Schwitzen beschwerte; wenn sie trainierte, gerade unter der oft unbarmherzigen Sonne Roms, genoss sie den dank der Feuchtigkeit um ein Vielfaches kühler wirkenden Hauch auf ihrer Haut. Hier allerdings pflegte man faul und müßig im Dampf zu sitzen, während der Verstand erlahmte und sich endlich gleich einem trägen Köter zusammenrollte. Das Blut floss langsamer, jeder Atemzug wurde müder und am Ende wankte man nach draußen, als wäre man gerade aus einem tagelangen Schlummer im Mutterleib erwacht, allerdings ohne das erquickende Gefühl, wie 'neu geboren' zu sein. Gegen einen zu unruhigen, zu überanstrengten Geist mochte diese erzwungene Ruhe recht wirksam und nützlich sein, doch Aristides' Verstand gelangte eher selten in jenen eigentlich höchst begrüßenswerten Zustand. Und sollte dies wider Erwarten tatsächlich einmal der Fall sein, so würde seine Leibsklavin ihn ganz gewiss von jeder Dampfschwade fernhalten aus Furcht, das seltene Phänomen könnte ebenso rasch entschwinden, wie es sich scheu zeigen durfte.
    Wenigstens hatte sie ihm ein wenig was zum Nachdenken übermitteln können, wenngleich es sich dabei eher um kleine, dezente Happen handelte, zu deren Klärung er am Ende gewiss einmal mehr jemand anderen bitten würde. Einen seiner Vetter oder möglicherweise sogar seinen Sprössling, solange er sich nur nicht selbst damit herumplagen müsste. Es war frustrierend, mit einem solchen Mann arbeiten zu müssen. Nicht einmal ordentlich mit der Peitsche ausholen durfte man, nein, man musste subtil bleiben, damit sich der stolze Flavier nicht in seiner hochheiligen Ehre gekränkt fühlte. Nun gut, Asnys Art der Subtilität hätte man in anderen Kreisen womöglich schon als Rohrstockmethode interpretiert, doch einen sturen Ziegenbock schmeichelte man eben nicht zum Ziel.


    Den ohnehin sinnlosen Impuls unterdrückend, sich dezent mit den Händen eine halbwegs kühlende Brise zuzufächern, ordnete Asny das Gepäck in eines der dafür vorgesehenen Holzregale und schritt zum Heisswasserbecken hinüber, um einen der Schöpflöffel aufzunehmen. Natürlich erst nach einem kurzen, nicht unbedingt nachvollziehbaren Auswahlverfahren. Anfänglich goß sie mehrmalig eine kleine Menge der dampfenden Flüssigkeit über ihre Handgelenke, zunächst abgeschöpft vom Rand und der Oberfläche des Beckens, im Folgenden aus der Mitte und Tiefe genommen. Wie im Grunde alles überließ Asny selbst die 'Kleinigkeit' der Temperatur keinem Zufall, sondern unterzog sie einer genauen Prüfung, selbst wenn dies für ihren dominus bedeutete, ein wenig länger ungewässert warten zu müssen.
    Endlich schien sie den Punkt im Becken, welcher sich am Besten für ihre Aufgabe eignete, gefunden zu haben. Inzwischen glänzte auch ihr Körper feucht und rötete sich erhitzt, ein Umstand, dem sie nach Bemühen etwas Positives abzugewinnen versuchte. Ihren Atemwegen und ihrer Haut würde es nicht schaden, wenngleich man ihr im Anschluss gewiss nicht gestattete, sich durch einen Sprung ins Kaltwasserbecken angemessen abkühlen zu dürfen. Mit einer energischen Handbewegung strich sie sich einige klebrige Haarsträhnen aus der Stirn und führte die erste Kelle heißen Wassers zu ihrem Herrn, um diese langsam an seinem rechten Fuß und Bein entlang nach oben zu führen, in ähnlicher Art, wie man es auch bei einer Massage zu tun pflegte.
    "Deine Amtszeit wird kein Desaster, dominus. Meinem Herrn widerfährt ein solches Schicksal keinesfalls." Der trotz der wirkenden Hitze eisige Blick aus ihren Augen gepaart mit der wenngleich in sanfte Worte gekleideten unumstößlichen Bestimmtheit ihrer Worte ließ die getätigte Äußerung beinahe schon wie eine Drohung wirken, die bescheinigte, dass selbst der ehrenvolle Tod einer missglückten Karriere vorzuziehen wäre.
    "Zudem wolltest du es doch so. Beginnst du bereits zu diesem Zeitpunkt das Lamentieren? Nun, vielleicht ist das Wasser dir zu heiß. Verzeih, ich werde es beim nächsten Mal stärker ausschwenken. Und gewiss, es ist besser ein Brunnen zu sein als ein flacher Bachlauf, der regelmäßig dehydriert, sollten die Strahlen der Sonne einmal etwas stärker brennen."


    Winzige Schweißtropfen auf ihren Wimpern ließen sie blinzeln und nur wenig später spürte sie das damit einhergehende, störende Brennen in ihren Augen, während sie erneut eine Portion Wasser schöpfte. Ihre Bewegungen waren langsam, jedoch präzise, als verwende sie ihre gesamte Konzentration auf die eigentlich nebensächliche Tätigkeit des Schöpfens und Gießens und zelebrierte es gleich einer hohen Kunst, welche den meisten Normalsterblichen verschlossen blieb. Sogar das Abstreichen der Stirn mit dem Handrücken oder das Befeuchten der Lippen mit der Zungenspitze erfolgte fließend und gleichmäßig. Nichts davon drückte ihren Widerwillen bezüglich des derzeitigen Aufenthaltsortes aus.
    Asny schmeckte Salz auf ihrer Zunge und zerstörte die Gleichmäßigkeit ihres flachen, langsamen Pulsschlages mit einem tiefen Atemzug, der ihre Lungen doch nur noch mehr mit Dampf und den Ausdünstungen fremder Menschen füllte, derart, dass sie kurz die Möglichkeit erwog, sich in einer Ecke zu erbrechen. Was innerhalb ihrer Argumentationskette sogar erlaubt worden wäre.
    "Es erscheint mir vulgär, meine Talente aufzuzählen gleich einer plumpen Perlenkette. Du wirst ihrer ersichtlich werden, so du sie benötigst und der Zeitpunkt dafür gekommen ist." Diesbezüglich schien sie wenig Kontra zu dulden, doch wann tat dieses Mädchen das jemals? Kaum jemand hätte zudem eine wertvolle, kostbare Perlenkette mit dem Begriff 'plump' gleichgesetzt.
    Zu ihrer Tätigkeit ungleich würdevoller Haltung benetzte sie im Folgenden auch Aristides' linkes Bein und anschließend beide Arme von den Händen ausgehend zum Rumpf.
    "Es ist dein Opfer und dein Schicksal, erwäge selbst, welches Gottes Gunst dir am Gefälligsten wäre. Die reine Logik brachte meine Gedanken auf Ianus, doch du einem anderen Segensspender den Vorrang gibst, so wird auch dies kaum schädlich sein. Ich persönlich favorisiere zumeist Mars, andererseits sind die Tage deines Kampfes mit Schwert und Schild allem Anschein nach vorüber. Nun ist deine Zunge der Speer und dein Verstand... nun, sagen wir für den Beginn, dass er im besten Falle hinter deinen Reihen steht. Mehr Training und weniger Dampfbad täte ihm indes gar wohl, möchte ich annehmen."
    Gemächlich, als wären ihre Bemerkungen nichts weiter als Plaudereien gewesen, ließ Asny das erhitzte Wasser ruhig über Schultern und Rücken ihres Herrn fließen.
    "Mir ist indes ein vortrefflicher Händler für lebende Opfertiere bekannt, der einer großen Persönlichkeit wie dir gewiss einen akzeptablen Preis machen würde, von Beginn an selbstverständlich, ohne lästerliches Feilschen. Sein Vieh ist stets kräftig und gesund. Ich könnte etwas für dich aushandeln, so du dies wünschst, Herr. Oh, und gestattest du mir, dich nach dem Bade zu massieren, oder treiben dich wichtigere Angelegenheiten? Es würde eine kleine Weile in Anspruch nehmen, so ich meine Aufgabe zu unser aller Zufriedenheit erledigen soll." Seine Zufriedenheit allein war schließlich nach wie vor kein rechter Maßstab, einmal davon abgesehen, dass Asny wie stets auch hier auf Effektivität und nicht auf Zartgefühl baute. Streicheleinheiten durfte er sich anschließend gerne bei seiner Gemahlin einholen, für einen solch unsinnigen Firlefanz gab eine Sklavin wie sie nicht ihre Zeit her.
    "Wenn ich schon einmal bei einer Tätigkeit deinen Körper betreffend wäre, so würde ich an manchen Stellen noch kleinere Korrekturen durchführen." So sachlich-unschuldig diese Bemerkung wie auch alle zuvor gefallenen scheinen mochte, so verbarg sich hinter 'kleinen Korrekturen' eine jener berüchtigten geistigen Listen in Asnys Kopf, die es nicht in Papyrusform und für die Augen aller geben sollte, wollte die Schöpferin derselben ihr Werk einmal tatsächlich vollendet erblicken.

    Tjaaa, ich hab inzwischen nicht nur Urlaub, sondern auch noch Bronchitis. Hat die Asny fein gemacht, gell? -.^
    Falls mein Kopf ab und an mal etwas länger die Aussicht auf einen Bildschirm erträgt, versuche ich zu posten, aber ich verspreche erst mal besser nix.


    Tut mich sorry.


    LG
    Asny

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    ....



    Ihr werter dominus schien über den Anblick, welcher sich ihm in Richtung seines jüngeren Verwandten bot, nicht gerade übermäßig begeistert zu sein, so man sein eher zweifelndes Kopfschütteln korrekt deutete. Ob dieses Zeichen nun konkret an Piso alleine oder an Piso in Begleitung des Vater-Tochter-Paares gerichtet war, blieb im Verborgenen, schließlich erschloss sich selbst Asny nicht jeder Gedankengang Aristides', wenngleich man wohl nie gänzlich daneben liegen konnte, dachte man stets an eher niedere Triebe und Gelüste. Da die junge Sklavin es sich jedoch zur wahrhaft nicht gerade simplen Aufgabe erwählt hatte, seine mentalen Reisen in etwas höher gelegene, abstraktere Welten umzulenken, was ihr manches Mal tatsächlich gelungen war, blieb in der Übergangszeit eben die Unsicherheit bestehen, ob ihr Vorhaben auch gegenwärtig von Erfolg gekrönt, oder angesichts des nahenden Festmahles erneut zum Scheitern verurteilt war. In diesem Sinne verzichtete sie auf solch sinnlose Unterfangen wie der schieren Hoffnung, er möge ihre Arznei geschluckt und die reinigende Wirkung bereits eingesetzt haben. Nur die Unfähigen gaben sich des tatenlosen Hoffens allein hin. Asny befand sich immerdar auf dem Standpunkt, dass die geistigen Aktivitäten ihres Herrn, wie auch immer diese wirklich ausgebildet sein mochten, auch weiterhin beileibe nicht ausreichend waren und im Folgenden stetiger, harter und gnadenloser Förderung bedurften. Es existierte kein zu erreichendes Ziel, und wenn doch, fände es sich weit jenseits allen Erreichbaren am höchsten Punkt des Himmelsgewölbes. Wenngleich dieser Ort immer noch viel zu nah für Asnys Vorstellungen lag.
    Ihre 'Förderung' sah hauptsächlich derart aus, dass sie ihrem Herrn so gut wie jede eindeutige und klare Antwort erst einmal stur verweigerte. Nicht hämisch oder boshaft, sondern so klar vorgetragen, dass ihm gar nicht die Überlegung einer Böswilligkeit zu kommen vermochte, stattdessen war es ein unerbittlicher Schubser in Richtung eigenständiger Lösungssuche. Im Grunde war das Gehirn doch nicht anders als der Körper, was Übungen und Gebrauch anbelangte. Je mehr man es trainierte und dehnte, umso besser und schneller erfüllte es seine eigentliche Funktion. Dennoch mochte es nach wie vor besser sein, bemerkte Aristides selbst rein gar nichts von dieser Art Gymnastik, damit nicht irgendein männlicher oder flavischer Stolz Stöcke des Trotzes zwischen die Radspeichen warf.


    Sein Nicken hätte ebenso gut von einer üblen Fingergeste ersetzt werden können, es besäße keine andere Wirkung auf Asny als dass seine Reaktion ihr vollkommen gleich war und blieb. Auf Verlangen wäre sie durchaus auch zu noch mehr Informationen imstande gewesen, obgleich sie damit zunehmend ein wenig am Rand der Realität entlang gerutscht wäre und sich auf die Tauglichkeit der diversen Quellen hätte verlassen müssen, doch solange ihren Herrn diese Einschränkung nicht störte, hätte sie ihn problemlos noch ein kleines Weilchen unterhalten können. Zu seinem Vergnügen, nicht zu dem ihrigen; da jedoch dieser komplette Tag weniger ihrem eigenen Wohl diente, würde diese winzige Angelegenheit darin nicht weiter ins Gewicht fallen.
    Er mag relativ nüchtern noch da 'rüber kommen - aber nach dem Festmahl seh' ich rabenschwarz für ihn bemerkte Asa nicht grundlos, als beide Schwestern etwas kritisch das Gebaren und mahnende Räuspern des Steges verfolgten, während ihr Herr sich auf das Schiff bemühte. Asnys Lächeln verstärkte sich dezent, deutliches Zeichen für eine kurzfristig anwachsende Unzufriedenheit. Wohl kaum würde er sich von ihr einen ganzen Morgen über durch den Garten hetzen lassen. Nein, um dieser Problematik den Garaus zu machen, bedurfte es weitaus geschickterer Taktiken als ein paar diffuser Antworten. Unglücklicherweise schien er zusätzlich einen recht eisernen, stabilen Magen-Darm-Trakt zu besitzen, im unglücklichen Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern. Natürlich war es ihr möglich, ihm diverse 'Kräuterkuren' zu verpassen, die ihn kurzfristig etwas seines Übergewichtes einbüssen ließen, doch wenn sie dies nicht regelmäßig anwandte, hielte jener Gewichtsverlust garantiert nicht allzu lange vor, und mehrte anschließend doch nur noch stärker den Bauchumfang. Da müsste sie ihm schon jedweden Genuss von beispielsweise Fleisch vergällen, um ihn ein für alle Mal davon zu kurieren. Und ein solcher Plan bedurfte einer doch weitaus gründlicheren Vorplanung.


    Immerhin, Aristides stürzte sich nicht gleich auf das erstbeste tote Schwein, das ihm unter die geifernden Kiefer geriet und ein halbes Ei befand Asny noch großmütig als akzeptabel. So folgte sie ihm aufmerksam auf seinem Erkundungsgang über Deck, während leise eine Melodie über ihre geschlossenen Lippen glitt. Es war kein richtiges Lied, mehr ein gleichmäßiger Singsang in der Vortragsart einiger Verse der bekannten griechischen Dichterin Sappho, welche wie so vieles der regelmäßigen Auffrischung bedurften. Wenigstens fühlte sich die gegenwärtige Situation aufgrund dessen etwas weniger verschwendet an. Selbstverständlich gab es da noch das Schiff und alleine für diesen Tag hatte sich die weißblonde Sklavin einiges an nautischem Wissen und den dazugehörigen Fachbegriffen angeeignet, doch von Zauber und Geruch nach Abenteuer und Freiheit sowie ähnlich romantischem Allerlei war sie weit entfernt. Ein begeistertes Strahlen offenbarte sich einem Beobachter ohnehin so gut wie nie im eisigen Blau ihrer Augen und sie hatte auch nun nicht vor, ihre gewöhnliche Maske, die sie in der Öffentlichkeit trug, abzunehmen, ausgerechnet an diesem Ort, bei dieser Gelegenheit, wo doch niemand sein wahres Gesicht zeigte.
    Mitten hinein in die feingeschliffenen, griechischen Worte, welche sich indes nur in Asnys Geist zu voller Größe entfalteten, drang Aristides' offensichtliches Bedürfnis, mit ihr Konversation zu führen. Gab es hier nicht genügend Menschen in seiner eigenen Position? Wahrscheinlich war er der einzige, welcher hier mit seiner Dienerin plauderte, als wären sie gute, alte Freunde. Andererseits besaß die Sklavin keine wirklichen, lebenden Freunde, insofern hätte sie ohnehin nur ob deren Verhalten spekulieren können. Aber er stellte ihr teilweise doch sehr unsinnige Fragen und begann tatsächlich, sein Wissen mit ihr zu teilen - an und für sich boten Erklärungen keinen Grund zur Klage, befände Asny es nicht für weiser aufgrund der politischen Pläne ihres Herrn, sich ein wenig mehr mit einigen der höher gestellten Persönlichkeiten an diesem Ort zu unterhalten.
    Aber gut, arbeitete sie eben folgsam seine Papyrusrolle von Fragen ab und legte Sappho erst einmal wieder beiseite.


    "Ja, dominus, bezüglich deiner Frage zur 'Schiffspartie'. Auf einer liburna. Ihr hoher Achtersteven ragte weit vor und krümmte sich über dem Unterdeck. Es wirkte ein wenig wie der angriffsbereite Stachel eines Skorpions. Sie war schnell. Äußerst schnell. Auf die trainierten Soldaten bin ich im Übrigen nicht sehr neidisch, vernahm ich doch, wie selbst ein Kapitän sie als 'menschliche Ochsen' bezeichnete, zudem sind ihre körperlichen Proportionen derart verschoben, dass sie abseits eines Ruders von einem leisen Windhauch um ihr minderwertiges Gleichgewicht gebracht werden können. Überaus beeindruckend. Von ihrem stumpf geschlagenen Geisteszustand möchte ich gar nicht erst anfangen. Zu deiner zweiten Frage: Nein, selbstverständlich trainiere ich nicht. Ich bin nur gezwungen, regelmäßig die maßlose Freude über meinen Dienst bei dir zu stemmen, deswegen haben sich meine Muskeln zwangsläufig etwas stärker entwickeln müssen. Es ist überaus bedauerlich, dass es in deinem Leben in letzter Zeit augenscheinlich nur so wenig Anlass zur Freude gab. Und schlussendlich deine dritte Frage: mein Körper wird vollkommen von meinem Geist beherrscht. Ergo - nein, ich leide nicht unter der Seekrankheit. Ansonsten hätte ich unlängst einen Vorwand gefunden, um dich nicht zu dieser Hochzeit begleiten zu müssen."


    Mit vollkommen unschuldigem Lächeln erwartete Asny durchaus gespannt seine Erwiderungen, denn wie eigentlich zu jedem Zeitpunkt seit ihres Kennenlernens befand sich Aristides' Wortwahl und Reaktionsvermögen und seine Fähigkeit, Situationen korrent einzuschätzen auf ihrem ganz persönlichen Seziertisch, bereit, eingeordnet und bewertet zu werden.

    Huhu!


    Ich schließe mich meinem Vorredner an, auch ich hab nächste Woche Urlaub. Aller Voraussicht nach.^^
    Trotzdem werde ich versuchen, ab und an hier reinzuschauen. :)


    LG
    Asny

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus



    Mir fehlen wahrheitsgemäß die Worte. Und dies passiert nicht allzu oft. Eigentlich immer nur wenn ich versuche, Dir zu schreiben, an Dein Niveau heranzureichen, das ich ohnehin nie erlangen werde.
    Du bist mein größtes Vorbild. Und wenn Du fortgehst, wird das IR für mich niemals mehr so sein, wie zuvor.


    Ich wünsche Dir alles, alles Liebe für die Zukunft und hoffe, dass man sich irgendwann vielleicht doch noch einmal liest.


    LG
    Asny

    Leicht und behutsam wie ein Federstreich glitten Asnys Fingerspitzen über eine der groben Schnüre, mit welcher sie das Bündel zum Besuch in den Thermen ordentlich und zum Schutz zusammengebunden hatte. Jeder ihrer Finger musste in seinen Bewegungen präziser, ausgefeilter werden, und gleichzeitig auch stärker, unnachgiebiger. Zehn schlanke, kleine Boten ihres Willens. Schon immer hatte sie viel Zeit und Energie für die Ansprüche an ihren Körper aufgewandt, doch wahrscheinlich noch niemals derart wie in den letzten Wochen und Monaten ihren Händen zugefallen war. Wann immer sie kein Schreibgerät halten und führen musste, vollzog sie unnachgiebig und perfektionistisch wie stets Fingerübungen, sowohl was Kraft als auch Sensibilität anbelangte. Diese beiden Gegensätze waren nicht ganz leicht in Einklang zu bringen. Zum Glück hatte sie das Training der Stärke deutlich früher begonnen als das der Sensibilität, denn nach einer solchen Einheit des Muskelaufbaus zitterten ihr für gewöhnlich die Glieder bar jedweder möglichen Kontrolle. Vor wenigen Monden noch hatten ihre Finger permanent geschmerzt, alles im Rahmen einer adäquaten Massageausbildung. Eigentlich war es nicht einmal so sehr die Kraft des Drucks, sondern vielmehr die Art und Technik der Anwendung, allerdings hatte sie zwingend einem zu raschen Ermüden und Ertauben ihrer Hände und Arme entgegenwirken müssen und dies erforderte nun einmal ein besonderes Ausdauertraining. Über die Grenzen des Schmerzes hinaus. Zusätzlich hatten sich die Schreibarbeiten im Auftrag ihres dominus gemehrt, bei welchen sie selbstverständlich um ein klares, schönes Schriftbild bemüht gewesen war.
    Insofern lag Asny seit einiger Zeit in einer Art heimlichem Krieg mit ihren Händen, deren Fähigkeiten sie unbarmherzig weiter über jede Erschöpfung hinaus zu fördern suchte. Dafür gedieh ihnen allerdings auch eine ausgezeichnete Pflege an; Verwendung von Ölen, besondere, mit dem hauseigenen medicus und - weitaus wichtiger - ihrer eigenen Meinung abgesprochenen Nahrungsaufnahme, welche Knochen und Sehnen unterstützen sollte, leichte Massagen, Wärme- und Kältebehandlungen, Bandagen, die inzwischen nahezu unverzichtbar geworden waren, sowie sanfte Gymnastik. Von einer derartig aufopfernden Zuwendung konnte Aristides auch weiterhin bloß träumen, denn obgleich Asny all diesen Aufwand letztendlich vordergründig nur für ihn betrieb, so war es doch ausschließlich ihr eigenes Ego, welches sich davon nährte gleich einer immerhungrigen Gorgo.
    Zusätzlich zu diesen Übungen also war vor Kurzem noch das Erlernen des Lyraspiels hinzugekommen, mehr oder weniger freiwillig gestützt und gefördert durch Aulus Flavius Piso, welcher von diesem Glück allerdings noch gar nichts ahnte. Ein angenehmer Zustand, der tunlichst erhalten bleiben sollte, wollte man ihn zu einem ansprechenden Ergebnis führen. Und natürlich existierte für die junge Sklavin keine andere, akzeptable Option. Während sie im Studium dieses neuen Instrumentes allerdings noch weit am Anfang der Basisübungen stand, hatte sie die hohe Kunst der Massage bereits derart verinnerlicht, dass sie schon vor einer Weile eigene Techniken und Verstärkungen der zu erzielenden Wirkungen herausgearbeitet hatte, denn selbstverständlich genügte nichts ihren Ansprüchen, das sie nicht selbst wenigstens in Teilen novellieren konnte. Nichts war von Natur aus perfekt, einzig ihr Zutun erbrachte Nähe zu diesem ersehnten Zustand.


    Mit einer derart leisen Stimme, dass sie im steten Strom der Menschenmassen außer ihrer Schwester und ihr selbst niemand wahrzunehmen vermochte, summte sie die Klänge der Saiten, welche sie gedanklich statt eines viel zu dicken Fadens gerade anschlug. Die Lyra stellte ein hübsches Instrument dar und barg besonders im Spannen und Stimmen wirkliche Herausforderung. Derartige Problematiken waren ihr bei der Flöte nie begegnet. Doch sie brachten das beseelende Gefühl einer höher strebenden Evolution mit sich und wurden deswegen, jede einzelne Komplikation, freudig in Empfang genommen.
    Selbstverständlich verspürte ein nimmersatter Gierschlund wie Asny niemals ein Gefühl der vollkommenen Zufriedenheit mit sich selbst und bei Mars und Minerva, dies sollte sich in keiner Weise ändern. Seit ihrer höchst indiskutablen Bewusstlosigkeit war ihr allerdings klar geworden, dass sie ihrem Körper in gleichem Maße geben musste, wie sie von ihm forderte. Und aufgrund der einfachen Tatsache, dass sie beinahe schon Unglaubliches von ihm verlangte, war inzwischen einiges im Rahmen ihrer Ernährung und Pflege geändert worden. Regelmäßige Nahrungsaufnahme war wichtig, ebenso wie das, was letztendlich den Weg in ihren Magen fand. Ernährte sie sich ausschließlich von Früchten und Wasser, wie sie es am Liebsten tat, ließe die nächste blamable Ohnmacht nicht lange auf sich warten. Inzwischen bezeichnete selbst der medicus ihre Ernährung als höchst ausgewogen und beispielhaft, was natürlich von keinerlei Wert wäre, empfände Asny nicht ebenso. Überhaupt verstand sie sich geradezu rosig mit Kosmas, eine jener unglaublichen Entwicklungen, die mit größter Sicherheit nicht zufällig und ohne Hintergedanken entstanden waren.


    "Mh... mh... mh... mhmhmh..." Mit schwach gerunzelter Stirn fasste die weißblonde Sklavin ihr Stoffbündel neu und brachte ihrer Umgebung nun auch wieder genügend Aufmerksamkeit entgegen, um gezielt zu ihrem vorangehenden Herrn aufschließen zu können. Sie begrüßte es außerordentlich, dass Aristides seine eigenen Füße einer faulen Sänfte vorzog, wenngleich sie seine schreckliche Humpelei äußerst störte. Was dieser Mann allerdings dringend aufgrund seiner Völlerei benötigte, war ausreichend Bewegung und solches würde er sich am heutigen Tage hoffentlich in ausreichendem Maße zuführen. Nur dieses lahme Bein reizte wirklich extrem. Jenes leidige Thema sollte sie beizeiten noch einmal mit dem medicus diskutieren, die derzeitige Behandlung schien auf jeden Fall nicht den geringsten Erfolg zu tragen. Und dieser Zustand war vollkommen untragbar, gerade aufgrund der recht... eigenwilligen Karriereplanung des Flaviers. Welche er sich garantiert nicht höchstselbst in einer sternenklaren Nacht erdacht hatte. Gut, immerhin schmiedete er ehrgeizige Pläne und wälzte sich nicht in seinem eigenen, unverdienten Wohlstand gleich einem Schwein, das sich in warmem Schlamm suhlte. Unter diesen Voraussetzungen hätte Asny trotz allem persönlichen Segen mit der Überlegung spielen müssen, sich einen anderen, deutlich angemesseneren Herrn zu suchen.
    Ihr übliches Lächeln verblasste einen Herzschlag lang, ehe sich die eisblauen Augen schmälerten. Während ihrer eigenen Behandlung und in einigen Gesprächen mit Kosmas war zwar ihr Wissen um die Medizin ein wenig gehoben wurden, doch noch weit entfernt um ihr in jeglicher Hinsicht nützlich sein zu können. Zumal sie ihre Energie nicht durch zu viele Ziele verstreuen durfte, dadurch würde sie nichts von allem wirklich gut, erst gar nicht vortrefflich beherrschen können. Ihre Tages-, Monats- und inzwischen sogar ganze Jahre weitreichenden Pläne befanden sich in einem ausgezeichnet ausgearbeiteten und ausgewogenen Zustand, daran so kurzfristig etwas zu verschieben, wie gerade eben aufgrund der Gelegenheit, welche sich durch die Lyra geboten hatte, brachte unglaublichen Aufwand und Arbeit mit sich. Doch womöglich wäre eine geistige Tätigkeit nach Massageausbildung und Lyra dem vorzuziehen, was sich ursprünglich in ihrer Etappenordnung befunden hatte.
    Fragen über Fragen. Keine Überraschung, dass sie jenes ohnehin sehr einseitig geführte Gespräch mit ihrem Herrn bereits vor einiger Zeit aufgegeben und sich mit wichtigeren Dingen auseinander gesetzt hatte. Eine Bürgerliche, welche in einer der ihren überaus ähnlich blassgrün gefärbten Tunika schräg hinter Aristides schritt und sich gedämpft mit einem jungen Mann unterhielt, schien hervorragend ihren Platz eingenommen zu haben, so dass Asny sich einige Momente Freizeit hatte gönnen dürfen, welche sie selbstverständlich nicht einen Atemzug lang verschwendet hatte.


    Kurz vor den Eingängen des Thermengebäudes schwenkte ihre unbekannte Substitution mit Begleiter bedauerlicherweise ab, so dass die junge Sklavin selbst wieder die ihr zugewiesene Stelle gleich hinter dem Flavier einnehmen musste. Noch einmal änderte sie den Griff um ihr etwas lästiges Bündel, konzentrierte sich anschließend jedoch hauptsächlich auf ihren Herrn und die Pfützen des Weges. Das Wetter war ohnehin überaus erfrischend. Trübe Tage und gerade solch ein feiner Regenschleier empfand sie als sehr angenehm, um einiges mehr als trockene, knallige Hitze, welche Trainingspläne durcheinander brachte und ihren Kreislauf um einen weiteren, schwer einzuschätzenden Faktor verwirrte. Nicht, dass sie sich je darüber beklagt hätte, wenn man ihr Tätigkeiten erschwerte, allerdings mochte sie es lieber, wenn sich die Dinge ihr anpassten, anstatt den umgekehrten Fall einzugehen.
    In Voraussicht auf die Temperaturschwankungen in den verschiedenen Bädern hatte sie ihre lange, glatte Haarpracht bereits daheim in der Villa zu einem hohen, strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, welcher lediglich durch die kleinen, darauf ruhenden Wasserperlen ein wenig Schmuck und Auflockerung erfuhr. Obgleich kein Laut erklang, so bewegten sich ihre Lippen dennoch beinahe unmerklich, als rezitierten sie beständig Verse oder trachteten danach, Teile der fortlaufend fließenden Gedankenströme in Asnys Kopf zu verstärken.
    "Nichts, dominus", kam es lediglich sehr knapp auf Aristides' Nachfrage hin, während ihre Augen den wohlbekannten Thermeneingang ohne erkennbare Empfindung abtasteten und die Menschen in ihrer näheren und weiteren Umgebung mit der Nichtbeachtung straften, welche sie zweifellos verdienten. Zumindest die lebenden.
    Ich komm' da nicht mit rein! Asa schüttelte entschlossen ihren Kopf und verschränkte noch zusätzlich die Arme vor dem Körper.
    Schon mal einen Geist kotzen sehen? Nein? Das willst du auch nicht! Das würde aber garantiert passieren, wenn du mich mit ins Männerbad schleifst! Ich wüsste ja nicht mal, wo ich hinschauen sollte, da ist ja eine Ecke grausiger als die nächste!
    "Es kann dir vollkommen einerlei sein, welche Aussicht dort geboten ist. Für dich dürfte das doch alles nur wertloses Fleisch sein. Selbst für mich ist es nur wertloses Fleisch. Eine Metzgerei, nicht mehr."
    Ach? Und du bringst da gerade die Preissau zum Planschen vorbei, ja?
    Aristides' geistig abwesende Bestätigung kam Asny an dieser Stelle zuvor und so tauschten die Schwestern lediglich einen kurzen Blick, nachdem auch sie den Anlass für den plötzlichen Blutsturz aus den Hirnzellen des Flaviers erkannt hatten.
    "Diese Frau baut ihr gesamtes Selbstwertgefühl auf ihr Äußeres. In zehn Jahren badet sie heimlich in Jungfrauenblut und lässt sich drei Meter hohe Perücken anfertigen", bemerkte Asny nüchtern mehr zu sich und ihrem Zwilling als zu Aristides, dessen Aufmerksamkeit sie sich - oh Wunder! - ausnahmsweise flüchtig erfreuen durfte.


    "Täglich, vor der hora prima. Die Gebühr wurde mir erlassen", erwiderte sie noch recht zahm, wenn auch wie üblich mit milder Ausdruckslosigkeit, seine Frage. Schließlich hatte sie nicht erst in der Villa Flavia mit ihrem Sportprogramm begonnen und die Therme boten diesbezüglich perfekte Möglichkeiten, besonders wenn sie noch nicht so überfüllt waren wie derzeit. Um diese Tageszeit, inmitten einer störenden Menschenflut, wäre der Besuch an einem solchen Ort nicht mehr als reinste Zeitverschwendung gewesen.
    Trotz des fürchterlichen Aufgebots an übrigen Badegästen folgte die Sklavin Aristides recht zügig zum apodyterium, wo sich Asa dann auch verabschiedete, nachdem sie ihrer Schwester das Versprechen abgerungen hatte, sie sogleich zu rufen, falls dem fetten Flavier etwas Beschämendes zustieße. Asny vermochte ihr den entschlossenen Abschied nicht zu verübeln, auch für ihre Verhältnisse herrschte an diesem Ort ein deutlich zu reges Treiben, zu viel Gelächter, zu viel dummes Gerede. Eben aus diesem Grunde musste sie sich in erster Linie auf ihren vorwärts strebenden dominus konzentrieren, um ihn aufgrund ihrer eigenen Größe nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Oder zumindest seine persönlichen Kleidungsstücke, welche sie ihm nach dem Ablegen ordentlich zusammenfaltete und nach kurzem Zögern lieber doch in Gewahrsam nahm, anstatt sie unter all den Menschen herumliegen zu lassen. Natürlich gab es Aufsichten, die ihr teilweise sogar bekannt waren, das bedeutete jedoch nicht, dass sich ihr übliches Misstrauen brav an die Kette legen ließ. Auf ihre eigenen Besitztümer hatte sie stets acht gegeben gleich einer Löwin und auch diesmal trug sie spezielle Stoffbeutel bei sich, in welchen sie die Straßensandalen verstauen konnte, ohne dass jene Schaden an den übrigen Tüchern und Kleidungsstücken anrichten konnten. Da ihr Herr ohnehin bereits zügigen Schrittes im Kaltwasserbad verschwand, waren von seiner Seite keine Einwände zu erwarten. Das caldarium würde er ihr hoffentlich ersparen, an diesem Ort war sie eher selten aufzufinden gewesen und nie allzu lange geblieben, dafür genoss sie das frigidarium umso mehr. In einer sentimentalen Anwandlung hätte sie behauptet, ihr nordisches Blut fühle sich an kühlen Orten einfach immer noch behaglicher als in der Hitze des Südens, doch dies war selbstverständlich barer Unsinn. Eine Einstellung des persönlichen Organismus' und Geschmacks, nichts weiter.


    Mit innerer Zustimmung konnte Asny bald beobachten, wie ihr Herr tatsächlich respektable Bahnen durch das Wasserbecken zog. Die Kälte würde ihm sicherlich gut tun, auf die ein oder andere Art. Wie eigentlich jedwede Art von Bewegung. Sie selbst, nun noch ein wenig schwerer bepackt, wartete geduldig am Rande des Beckens und ließ dann und wann ihren Blick in freundlichem Desinteresse flüchtig zu den übrigen Besuchern schweifen, allerdings nie übermäßig lange. Selbstverständlich gab es schönere Ausblicke als ihren Herrn beim Schwimmen zu beobachten - kahle, weiße Säulen beispielsweise - doch sie war sich ihrer Verantwortung als beste Sklavin der Welt nach wie vor bewusst und sie musste achtsam bleiben, wenngleich sie im Geiste erneut an den Saiten einer Lyra zupfte.
    Mit einem Male verharrte ihre ansonsten schmetterlingshafte Aufmerksamkeit am gegenüberliegenden Beckenufer und ihr imaginäres Lyraspiel verstummte. Einer ihrer Mundwinkel hob sich etwas stärker und verlieh ihrem Lächeln etwas beunruhigend Lauerndes. Dann allerdings nahm sie eine Bewegung am Rande ihres Sichtfeldes wahr, musste sich zwangsläufig wieder ihrem gerade zu den Landbewohnern zurückgekehrten Herrn zuwenden und ihm größere Vigilanz schenken, zumal er sie ansprach.
    Ihr nun wieder gleichmütiges Lächeln nahm einen zarten, gewollt befremdlichen Ausdruck an, so als stünde es doch vollkommen außer Frage, dass jemand wie sie ein Musikinstrument beherrschte.
    "De facto spiele ich ein Instrument, dominus." Obgleich sie es nicht laut aussprach, so hing ein stummes 'Was für eine selten dämliche Frage.' flüchtig, dennoch unübersehbar im Raum zwischen ihnen.
    "Ich habe das Flötenspiel erlernt und wende mich derzeit einem zweiten Instrument, respektive der Lyra, zu. Selbstverständlich ist es mir ebenso allfällig, jedwedes Instrument zu erlernen, dessen Klänge dein Ohr präferiert." Trotz ihrer eigenen Pläne würde sie niemals eine ihr freiwillig gebotene Gelegenheit ausschlagen, etwas zu lernen.
    "Ich verfüge über viele Fähigkeiten, welche dir mutmaßlich noch unbekannt sind. Da ich mich der Impression nicht erwehren konnte, von dir in den letzten Monaten weitestgehend gemieden zu werden, abgesehen von jenen Diensten, welche dir eher lästig fallen, ließ ich diesen Umstand unerwähnt. Seit meinem Einzug in deine Villa haben sich meine Kompetenzen durchweg aufgrund regelmäßiger Übungen emendiert und es sind noch neue Kenntnisse ergänzt worden. Zudem kreiere ich diverse Pläne was die Zukunft anbelangt. Gewiss erscheinen sie neben den deinen eher dürftig und blass, doch auch ich suche permanent nach neuen Herausforderungen und es steht gänzlich außer Zweifel, dass ich mich nicht träge auf dem bislang Erlernten auszuruhen gedenke."
    Die mit ruhiger Überzeugung und dem typischen Lächeln vorgetragenen Worte verstummten kurz, ehe sie abschließend ergänzte:
    "Erlaubst du mir die Erkundigung ob du angesichts deiner neuen beruflichen Perspektive Opferungen an Ianus durchzuführen gedenkst?"