Beiträge von Decima Seiana

    Dass der Prätorianer anfing zu grinsen, beruhigte Seiana nicht wirklich. Auch nicht, dass er nun aufstand und sich verabschiedete, während seine Männer sich auf seinen Wink hin bereits zurückzogen. Seiana erhob sich ebenfalls und nickte, ein wenig steif diesmal. „Vale, Decurio“, antwortete sie, immer noch so kühl wie zuvor, und sie blieb stehen, bis der letzte Prätorianer das Atrium verlassen hatte.


    Und auch danach verharrte sie, regungslos. Was da gerade passiert war, gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr ganz und gar nicht. Dass der Prätorianer ihr nicht geglaubt hatte, war deutlich geworden – spätestens als er versucht hatte, ihr zu drohen. Zwar war er dann gegangen, ohne seiner Drohung Taten folgen zu lassen, aber sein Grinsen schien zu sagen, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Seiana mochte vielleicht nicht glauben, dass er sie wirklich in die Castra zerren und dort verhören – oder gar foltern – würde, immerhin war sie eine Decima und darüber hinaus Auctrix, aber dennoch… ein Rest Zweifel blieb. Und Prätorianer hatten zudem auch andere Möglichkeiten, ihre Ziele zu erreichen. Nur was das genau für Ziele sein sollten, war ihr schleierhaft. Aus seiner Ablehnung gegenüber dem Praefectus Urbi hatte Livianus nie einen Hehl gemacht, womit er sich selbst – und mit ihm die gesamte Gens – geradezu ins Schlaglicht der Aufmerksamkeit des Vesculariers und seiner Lakaien gerückt hatte. Die Übertragung des Kommandos der II. war ganz sicher nichts, was man als Affront hätte verstehen können, aber es gab auch die Deutung, dass ihr Onkel damit schlicht aus Rom weggelobt worden war. Und dann war dieses absolut lächerliche Verfahren gewesen… Aber Livianus hatte sich zurückgezogen, das war wahr genug. Selbst wenn er in Hispania seine Einstellung nicht änderte – was er ganz sicher nicht tun würde –, gab es doch nichts, was er von dort aus wirklich würde bewirken können. Dafür müsste er in Rom sein, und hier seine Macht, seine Kontakte, seinen Einfluss versuchen zu mehren und zu nutzen. Oder wenigstens einen hochrangigen Posten in Hispania innehaben, aber das hatte er nicht. Er hatte auch gar nicht darum gebeten, hatte sich nicht versetzen lassen wollen – er hatte sich zurückziehen wollen. Und das war eigentlich nicht unbekannt.
    Was wiederum die Frage aufwarf, was genau die Prätorianer nun hier gewollt hatten. Wollten sie ihm erneut irgendetwas anhängen, um ihn endgültig unschädlich zu machen? Oder hatten sie irgendwelche Informationen, von denen Seiana nichts wusste? Oder stocherten sie nur einfach so herum? Alles erschien ihr möglich; es machte Sinn verhindern zu wollen, dass Livianus womöglich wieder kam und dort weiter machte, wo er aufgehört hatte; es machte auch Sinn, dass die Prätorianer etwas ausgegraben hatten, was sie nicht wusste, denn dass ihr Onkel sie lange nicht in alles eingeweiht hatte, war ihr klar; und die letzte Variante erschien ihr zwar am wenigsten wahrscheinlich, aber möglich war es natürlich trotzdem.
    Und dann war da noch die Möglichkeit, dass es den Prätorianern gar nicht um Livianus ging. Dass ihr Onkel nur ein Vorwand war, den sie vorgeschoben hatten. Aber um wen sollte es sonst gehen? So weh es ihr tat, sich das einzugestehen, aber die Decima hatte in den letzten Jahren die Reißzähne verloren, einen nach dem anderen. Meridius, Livianus, Magnus… Mattiacus machte die meiste Zeit wenig von sich reden. Faustus war in Aegyptus. Blieb nur noch sie – und sie scheute davor zurück auch nur anzunehmen, es ginge um sie. Sicher, sie war die Chefin der Acta und hatte als solche durchaus einen gewissen Einfluss, aber die Acta unterstand dem Senat, und sie war nur eine Frau.
    Also blieb die Frage: was hatten die Prätorianer tatsächlich gewollt?

    Mit einem Nicken kommentierte Seiana die Worte des Consuls, sagte aber nichts mehr weiter dazu. Stattdessen wartete sie kurz, bis der Livius die Tafeln weiter gegeben hatte und ihr wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte, bevor sie noch ein weiteres Thema anschnitt – eines, das sie sich bewusst bis zum Schluss aufgehoben hatte. „Eine Sache wäre da noch, Consul, die ich gerne noch ansprechen möchte. Ich weiß nicht, ob du diesen“, noch eine Tafel fand ihren Weg zunächst in Seianas Hand, die sie dann an den Consul weiter reichte, „Artikel bereits gelesen hast…“ Sie gab ihm die Gelegenheit, den Text kurz zu überfliegen, und wartete auf einen Kommentar seinerseits, ob er den Artikel noch nicht kannte und erst ganz durchlesen wollte – oder ob er vielleicht bereits etwas zu sagen hatte dazu. In der Regel war es besser, man ließ seinem Gegenüber zunächst die Gelegenheit, erst einmal sein Arsenal zu verschießen, um die eigenen Konter dann sorgfältiger wählen zu können.

    Der Prätorianer glaubte ihr kein Wort. Seiana musterte ihn nur weiterhin ruhig, als er zu sprechen begann, aber ihre Gedanken beschleunigten sich rasant. Ihr blieben nicht viele Optionen, nicht wenn sie nicht nachgeben wollte, und das hatte sie nicht vor. Es ging nicht mehr nur um Livianus – über den sie nach wie vor nichts Nachteiliges zu erzählen gedachte – oder um ihre Familie – über die sie genauso wenig etwas verraten wollte –, nein, mittlerweile war auch ihr Stolz angekratzt. Livianus war nun schon dazu gebracht worden, sich zurückzuziehen aus der aktiven Politik, und seinen Feinden reichte das immer noch nicht? Wollten sie ihn noch einmal vor Gericht zerren, diesmal mit einer Anklage, die ihm mehr als eine Geldstrafe einbringen würde? Wollten sie ihn demütigen und zum Gespött machen, und mit ihm die gesamte Familie? Nein, sie hatte nicht vor, ihnen dabei behilflich zu sein. Und da war immer noch die reelle Gefahr, dass die, die hinter dieser Anfrage steckten, den Decimern etwas anhängen wollten.
    Reaktionsmöglichkeiten hatte sie aber herzlich wenige. Sie konnte versuchen, den Prätorianer und seine Leute hinaus zu komplimentieren. Nach dem, was er gesagt hatte, hatte sie durchaus das Recht dazu, aber es war fraglich, ob er das mit sich machen lassen würde. Fakt war, dass er mehrere bewaffnete Männer bei sich hatte. Sie konnte auch dieses Spiel nun weiter spielen, so lange, bis er dessen überdrüssig wurde... aber Seiana bezweifelte, dass er dann einfach gehen würde.


    Dennoch hätte sie wohl die zweite Option gewählt, hätte der Atius ihr die Zeit zum Reagieren gelassen. Anstatt aber ihre Antwort abzuwarten, rief er einen seiner Männer herbei, und für einen Moment glaubte Seiana ihren Augen und Ohren nicht ganz zu trauen bei der Szene, die sich nun abspielte. Mit ausdrucksloser Miene begegnete sie dem Blick des Prätorianers, der über ihr aufragte, mit all seinen Narben, seinen Muskeln, und einem Grinsen, das ihr nicht gefiel. Vernehmung in der Castra. Mit Hilfsmitteln. Um ihre Zunge zu lösen. So sehr das wie ein simpler Vorschlag klingen mochte, es war nichts anderes als eine Drohung. Eine Drohung, ihr gegenüber, im Haus ihrer Familie. Ungläubigkeit mischte sich mit Empörung und einem ersten Anflug von... nicht Furcht, aber Unwohlsein, als sie mit hat aufeinander gepressten Kiefern den Mann beobachtete, wie er wieder zu seinem Platz zurück ging, und für einen Augenblick fehlten ihr tatsächlich die Worte. Dieser Augenblick allerdings dauerte genau so lang, bis der Decurio sie wieder ansprach. Seiana wandte ihm wieder ihren Kopf zu und musterte ihn, und diesmal war da kein Zweifel mehr darüber, welche Reaktionsmöglichkeit ihr blieb. Der Mann hatte sie in ihrem eigenen Haus bedroht, und auf diesen Affront hin würde sie ihm nicht weiterhin das Gastrecht gewähren. Als sie nun wieder das Wort ergriff, klang ihre Stimme eisig. „Nein, Decurio, mir fallen keine weiteren Informationen ein. Und falls du nicht gedenkst, dem Rat deines Duplicarius zu folgen und mich in die Castra zu bitten, denke ich, dass wir fertig sind und du und deine Männer nun gehen könnt.“

    Es wäre auch zu schön gewesen, wenn der Prätorianer sich so einfach hätte abspeisen lassen. Allerdings stellten seine Nachfragen Seiana wieder vor das gleiche Problem, das sie von Anfang an gehabt hatte: was sollte sie ihm sagen? Sie hatte das Gefühl, dass das Eis immer dünner wurde, und sie verspürte wenig Lust einzubrechen und herauszufinden, was dann geschah. Andererseits sah sie überhaupt nicht ein, etwas über ihren Onkel zu verraten, erst recht nichts, was diesem schaden könnte. Livianus hatte Feinde in Rom, nach wie vor, und der Praefectus Urbi stand da an vorderster Stelle – und die Vermutung lag nahe, dass diese ganze Aktion hier auf dessen Mist gewachsen war. Es war kein Geheimnis, dass der Praefectus Praetorio ein Klient des Vesculariers war.


    „Nun, er verbringt seine Tage auf seinen Landgütern in Hispania und genießt den Frühling, vermute ich. Es wäre auch eine Schande, würde er es nicht tun, denn der hispanische Frühling ist in der Tat zauberhaft.“ Sie ließ ein kühles Lächeln über ihre Züge gleiten und beantwortete seine Fragen mit glatter Höflichkeit – und leeren Floskeln. „Und er hat sich zur Ruhe gesetzt, Decurio. Seine politische Einstellung, so er sich hierzu überhaupt noch Gedanken macht, spielt keine Rolle mehr.“

    „Dieser Änderungsvorschlag ist etwas Neues“, lautete ihre Antwort. „Der Cursus de rebus publicis behandelt ebenso wie der Cursus de rebus vulgaribus ein breites Themenspektrum, nur auf einem höheren Niveau. Ein Cursus mit derartigem Inhalt scheint meinen Mitarbeitern und mir besser geeignet zu sein als Voraussetzung für die weitere Beschreitung des Cursus honorum... Welche Rechte der Senat nach einer eventuellen Gesetzesänderung den bisherigen Absolventen der Schola einräumen möchte, muss sicher diskutiert werden – es sollte am Ende allerdings eine klare Regelung hierzu geben.“ Sie machte eine kurze Pause und musterte den Consul. „Hast du hierzu noch weitere Fragen?“

    Seiana wartete geduldig, bis der Consul sich wieder ihr zuwandte, und nickte auf seine Frage hin. „Weitgehend, ja... Bis auf §2 neu. Der geplante Cursus de rebus publicis soll in Zukunft statt des Cursus continuus als Voraussetzung nötig sein für den Zugang zu allen Ämtern, die über dem des Quaestor liegen“, antwortete sie. „Belegt ein Kandidat also einen Cursus continuus, würde dies zukünftig nur noch der persönlichen Weiterbildung dienen. Wie mit jenen zu verfahren ist, die bereits einen Cursus continuus absolviert haben und den Cursus honorum schon beschreiten, müsste vom Senat entschieden werden. Meine Empfehlung wäre, mit Inkrafttreten der Änderungen einen klaren Schnitt zu vollziehen, wobei es zwei Möglichkeiten gibt. Die erste wäre: wer zuvor einen Cursus continuus absolviert hat, für diesen gilt der aktuelle Wortlaut des Gesetzes, der Zugang zu höheren Ämtern ist also nicht gefährdet; nur wer bislang noch keinen hat, muss zukünftig den Cursus de rebus publicis absolvieren. Die zweite ist, dass jeder, der ein weiteres Amt im Cursus honorum anstrebt, den Cursus de rebus publicis absolvieren muss, unabhängig von seinem bisherigen Bildungsweg in der Schola Atheniensis.“ Was auch jeden Senator mit einschließen würde, der erneut ein Amt im Cursus honorum anstrebte – gleichgültig, ob er bereits ein Amt über dem Quaestor belegt hatte. Man konnte natürlich auch beschließen, dass jeder, der den Cursus honorum beschritt und Aedil gewesen war, den Kurs nachholen müsste... aber so weit wollte Seiana dann doch nicht gehen. Sie bezweifelte ja schon, dass die Senatoren der zweiten Möglichkeit zustimmen würden.

    „Nein, die Entscheidung hierzu habe ich bereits getroffen. Derzeit hat die Schola Athiensis genug Rücklagen, um die laufenden Kosten zu tragen. Viele der Mitarbeiter sind ohnehin ehrenamtlich tätig, und ich bin optimistisch, dass mit einem etwas erweiterten Kursangebot auch wieder weitere Einkünfte entstehen, aus denen die Aufwandsentschädigungen und Gehälter finanziert werden können, die gezahlt werden“, antwortete sie. Dann eine weitere auffordernde Geste zu ihrem Sklaven, und die nächste Tafel wurde, über den Umweg über Seianas Hand, dem Consul angeboten. „Ich habe darüber hinaus einige Änderungsvorschläge zur Lex Scholae Atheniensis. Ich bitte dich, auch diese dem Senat vorzustellen – auf den Tafeln ist keine komplette Gesetzesabschrift zu finden, sondern lediglich jeweils der bisherige Text, den ich ändern möchte, sowie entsprechend dazu meine Vorschläge. Eine komplette Abschrift habe ich ebenfalls dabei, sofern du diese benötigst.“ Sie überreichte die Tafeln und fügte noch an: „Falls außerdem die Anforderung des Finanzberichts der Schola keine einmalige Angelegenheit war, sondern wie bei der Acta Diurna auch jährlich stattfinden soll, müsste dieser Punkt noch aufgenommen werden.“



    Codex Universalis
    Anhang des Codex Universalis
    Pars Tertia – Lex Scholae Atheniensis


    neu:


    § 1 Die Schola Atheniensis
    [...]


    § 2 Cursus de rebus vulgaribus
    (1) Der Cursus de rebus vulgaribus (kurz CRV) hat römisches Grundwissen zum Inhalt.
    [...]


    § 3 Cursus de rebus publicis
    (1) Der Cursus de rebus publicis ist ein weiterführender Kurs, der aufbauend auf dem CRV spezifischeres römisches Wissen zum Inhalt hat
    (2) Voraussetzung für die Teilnahme ist die bestandene Prüfung zum CRV.
    (3) Eine einmalige Studiengebühr in Höhe von 500 Sz ist zu leisten. Sie berechtigt zum Besuch auch aller zukünftigen weiterführenden Kurse. Der Betrag ist auf das Konto der Schola zu überweisen, erst nach Eingang der Gebühr auf dem Konto ist die Anmeldung vollständig.
    (4) Ein Kandidat hat maximal 3 Möglichkeiten für einen Antritt. Wird der Kurs beim dritten Antritt nicht positiv abgelegt, so steht dieser Kurs dem Kandidaten nicht mehr zur Verfügung.
    (5) Mit dem Bestehen erwirbt ein römischer Bürger das passive Wahlrecht für die Ämter des Cursus Honorum über dem Quaestor.


    § 4 Cursus Continuus
    (1) Ein Cursus Continuus (CC) ist ein weiterführender Kurs, der sich mit einem ausgewählten Thema beschäftigt.
    (2) Neben der Schola Atheniensis ist das Museion in Alexandria berechtigt derartige CC durchzuführen.
    (3) Es gilt § 3 Abs. 2 bis 4.


    § 5 Weitere Kurse
    [...]


    § 6 Prüfungen
    [...]
    (4) Allgemein gilt eine Prüfung als bestanden, falls 60 % der möglichen Punkte erreicht wurden, bei erreichten 90 % gilt die Prüfung als "mit Auszeichnung" bestanden und der Kandidat erhält eine Diploma.
    [...]
    (7) Nach erfolgreichem Bestehen eines Kurses ist man berechtigt den Titel "eruditus in rebus vulgaribus usw." zu tragen.
    [...]


    § 7 Dissertation
    [...]



    Codex Universalis
    Anhang des Codex Universalis
    Pars Tertia – Lex Scholae Atheniensis


    alt:


    § 1 Die Schola Atheniensis
    [...]


    § 2 Res Vulgares
    (1) Der Cursus Res Vulgares (kurz CRV) hat römisches Grundwissen zum Inhalt.
    [...]


    § 3 Cursus Continuus
    (1) Ein Cursus Continuus (CC) ist ein weiterführender Kurs, der sich mit einem ausgewählten Thema beschäftigt.
    (2) Voraussetzung für die Teilnahme ist die bestandene Prüfung zum CRV.
    (3) Eine einmalige Studiengebühr in Höhe von 500 Sz ist zu leisten. Sie berechtigt zum Besuch auch aller zukünftigen weiterführenden Kurse. Der Betrag ist auf das Konto der Schola zu überweisen, erst nach Eingang der Gebühr auf dem Konto ist die Anmeldung vollständig.
    (4) Bei jedem CC haben die Kandidaten maximal 3 Möglichkeiten für einen Antritt. Wird der Kurs beim dritten Antritt nicht positiv abgelegt, so steht dieser Kurs dem Kandidaten nicht mehr zur Verfügung.
    (5) Mit dem Bestehen erwirbt ein römischer Bürger das passive Wahlrecht für die Ämter des Cursus Honorum über dem Quaestor.
    (6) Neben der Schola Atheniensis ist das Museion in Alexandria berechtigt derartige CC durchzuführen


    § 4 Weitere Kurse
    [...]


    § 5 Prüfungen
    [...]
    (4) Allgemein gilt eine Prüfung als bestanden, falls 60 % der möglichen Punkte erreicht wurden, bei erreichten 90 % gilt die Prüfung als "mit Auszeichnung" bestanden und der Kandidat erhält eine Phalera.
    […]
    (7) Nach erfolgreichem Bestehen eines Kurses ist man berechtigt den Titel "Candidatus Cursu Rei Vulgarium/Cursu Philosophiae/usw." zu tragen.
    [...]


    § 6 Dissertation
    [...]

    Diesmal antwortete der Prätorianer auf ihre Frage – mit einem deutlich verschärften Tonfall, auf den sie zumindest äußerlich allerdings gar nicht reagierte, sondern ihn weiterhin so ruhig musterte wie zuvor. Inhaltlich brachte sie seine Antwort nicht wirklich weiter, aber dass er ihr verraten würde, von wem der Auftrag stammte, hatte sie ohnehin nicht erwartet – selbst wenn er es doch wissen sollte. Der Mann war Prätorianer, natürlich erzählte er ihr nichts, was sie nicht wissen sollte. Was sie allerdings erreicht hatte, war ihn aus der Reserve zu locken, und sein Tonfall und seine Worte verrieten ihr dann doch ein wenig mehr. Zum einen wurde mit seiner Reaktion klar, dass er nicht vorhatte sich einfach so abspeisen zu lassen von ihr – was sie freilich nicht daran hinderte, es dennoch zu versuchen. Zum zweiten machte der Prätorianer mit seiner Gegenfrage recht deutlich, in welche Richtung das Ganze hier gehen konnte, wenn sie sich nicht kooperativ genug zeigte. Zu guter Letzt zeigte der Prätorianer mit seiner Reaktion, dass er nicht gewillt war, seine Zeit mit höflichem Gerede zu verschwenden.


    Kurzum: es war, wie sie es geahnt hatte. Prätorianer im Haus zu haben bedeutete Ärger.


    „Ich frage, weil ich naturgemäß ein Interesse daran habe zu erfahren, weshalb Informationen über ein Mitglied meiner Familie eingeholt werden“, antwortete sie, mit einer Höflichkeit, die nun ein wenig kühler war als bislang, aber nichtsdestotrotz makellos. „Mein Onkel ist kein junger Mann mehr – und er hat in den langen Jahren seines Dienstes für Rom mehr erlebt, als ein einzelner Mann wohl erleben sollte. Man kann ihm kaum verdenken, dass er seinen Lebensabend in Ruhe dort verbringen möchte, wo seine Wurzeln liegen.“

    Seiana entging keineswegs, dass der Prätorianer auf ihre Frage nicht antwortete. Nicht einmal mit dem Hinweis, dass er dies nicht beantworten könne, nicht einmal mit einem simplen Nein. Und wieder wusste sie nicht so recht, was sie davon halten sollte... genauso wenig wie sie sich sicher war in diesem Moment, wie sie nun am besten weiter vorgehen sollte. Sie konnte einfach irgendetwas sagen, weiter bei schwammigen Formulierungen bleiben, mit keinem weiteren Inhalt als dem, der ohnehin bekannt war. Ob das klug war, ob das dem Mann reichen würde, vermochte sie nicht zu sagen. Selbst wenn er sich damit dann zufrieden zeigen sollte, hieß das nicht, dass es das war – und sollte es so kommen, wäre sie keinen Deut schlauer über den wahren Grund seines Hierseins, über seine Beweggründe, Informationen über Livianus einzuholen. Denn so viel war sicher: wenn die Prätorianer hier auftauchten und Fragen stellen, würden sie das auch anderswo tun – und ganz sicher auf jemanden stoßen, der keine Zurückhaltung kannte. Allerdings: zu versuchen ihn aus der Reserve zu locken, war genauso riskant, und das in einem ziemlich direkteren Sinn. Dennoch... nachhaken konnte nicht schaden. Sie würde erleben, wie er darauf reagierte. „Nun... verzeih mir, Decurio, aber bevor ich weiter mit dir über meinen Onkel rede, würde ich tatsächlich gerne wissen, warum du diese Informationen brauchst.“

    Raghnall war durchaus ein wenig enttäuscht, dass die Reaktion des Großen nach wie vor so... so... so karg ausfiel. Allerdings blieb ihm keine Gelegenheit, noch ein wenig weiter zu triezen, weil sie gleich hinein gebracht wurden.


    Seiana, ohne sonderlich auf ihren Sklaven zu achten, ließ sich hinein bringen, und stand nur wenige Augenblicke später dem neuen Consul gegenüber. „Salve, Consul Livius.“ Ein vages Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie den Mann begrüßte. „Verzeih, dass dir mein Anliegen nicht mitgeteilt wurde.“ Raghnall, irgendwo im Hintergrund, besah sich bei diesen Worten angestrengt ein Mosaik und überlegte schon, was er wohl später sagen könnte – der Klotz hatte ja nicht gefragt! –, aber hier achtete ohnehin niemand auf ihn, und Seiana fuhr fort: „Ich hoffe, dich nicht allzu lange aufzuhalten. Ich habe den vom Senat angeforderten Finanzbericht der Schola Atheniensis dabei“, sie streckte die Hand aus, und nur wenige Augenblicke später hielt sie, von dem Gallier angereicht, eine Tafel in der Hand, die sie dem Consul gab.


    Finanzbericht der Schola Atheniensis für das abgeschlossene Geschäftsjahr*




    „Ich habe allerdings noch einige Anmerkungen, die ich persönlich und nicht schriftlich vorbringen wollte. Wie aus den Zahlen ersichtlich wird, hat die Schola sowohl Ausgaben als auch Einnahmen aus Betrieben verbucht. Ich habe diese Betriebe zunächst weiter geführt, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, diese zu schließen und keine Betriebe im Namen der Schola führen zu lassen.“ Sie hatte von Anmerkungen gesprochen, aber hier machte sie dennoch zunächst eine Pause, um den Consul zu Wort kommen zu lassen, falls er Fragen zu dem Bericht oder den Betrieben hatte.



    Sim-Off:

    *1. Quartal 2011
    **Stand: 1.1.2011
    ***Stand: 1.4.2011

    [/quote]

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    „Salve, mein Großer!“ Raghnall grinste dem Ianitor so fröhlich entgegen, als seien sie mindestens gute Saufkumpane. Aber das erste Aufeinandertreffen war so herrlich unkompliziert gewesen, da konnte er es sich nicht ganz verkneifen, nun ein wenig weiter zu gehen. „Ah, was liegt an...“ Der Gallier zog kurz eine Miene, als bräche es ihm das Herz, dass der Große sich nicht mehr erinnern konnte, aber er sagte nichts. Für den Moment wollte er den Bogen nicht überspannen, und wer wusste schon, vielleicht konnte er ja hier mit dem Ianitor warten, bis seine Herrin fertig war. „Meine Herrin, Decima Seiana, hat einen Termin beim Consul Livius“, lächelte er also nur nach einer kleinen Pause.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    Seiana erwiderte das schwache Lächeln vage und nickte zu den Worten. Stark sein. Das war etwas, was sie nachvollziehen konnte, den Wunsch danach. Oder besser: das Gefühl, stark sein zu müssen. Keine andere Wahl zu haben... obwohl das bei ihr persönlich gar nicht stimmte. Seiana konnte sich schlicht nichts anderes vorstellen. Es war nicht so, dass sie keine Wahl hätte, obwohl andere Möglichkeiten da wären, die nur einfach keine Option waren... es war einfach so, dass sie keine andere Möglichkeiten sah.


    Die Decima nickte erneut leicht, als Venusia auf die Beerdigung zu sprechen kam. „Ja, das wird wohl das Praktikabelste sein. Und du kanntest ihn sicher am besten und weißt, was sein Wunsch war.“ Und sie hatte Recht. Hier, mitten in den Bergen, würde es schwer werden, eine angemessene Trauerfeier zu organisieren, mit all den Gästen, die womöglich kommen würden... dafür fehlte ihnen schlicht die Zeit.
    Ein anderes Thema lag Seiana aber noch am Herzen, eines, das ihr nicht wirklich leicht fiel, und noch weniger leicht fiel ihr, es nun anzusprechen, nur wenige Tage nach Magnus' Tod... aber es half nichts. „Weißt du schon, wohin dein Weg dich danach führen wird? Die Casa Decima steht dir immer offen, ich hoffe du weißt das.“

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    Leicht grinsend sah Raghnall dem Ianitor hinterher, als dieser ins Haus hineinging – auch wenn Grinsen vielleicht nicht angebracht war, in Anbetracht der Tatsache, dass der Mann so aussah als könnte er ihm mit einer simplen Handbewegung den Arm brechen, und das nur, weil er aus Versehen zu fest zupackte. Gar nicht vorzustellen wozu der Kerl im Stande war, wenn er sauer wurde... Andererseits war es keine von Raghnalls Angewohnheiten, sich allzu intensiv damit zu beschäftigen, was nun angebracht oder klug schien. Risiko hieß in aller Regel Spaß.
    In diesem Fall war das Ganze ohnehin recht gefahrlos, insbesondere, weil er sich dann doch wieder zusammenriss, als die Tür erneut aufging, brav ein weiteres Mal seine Anfrage vortrug und dann nickend die Antwort entgegen nahm, um sie dann zur Decima zu bringen.



    Drei Tage später, zur Mittagsstunde, klopfte Raghnall erneut an die Tür des Consuls, in gespannter Erwartung des Schwergewichts – und diesmal mit der Decima im Schlepptau.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    ...hat das Schicksal Ähnlichkeit mit einem örtlichen Sandsturm,
    der unablässig die Richtung wechselt.
    Sobald du deine Laufrichtung änderst, um ihm auszuweichen,
    ändert auch der Sturm seine Richtung, um dir zu folgen.
    Wieder änderst du die Richtung.
    Und wieder schlägt der Sturm den gleichen Weg ein.
    Dies wiederholt sich Mal für Mal, und es ist,
    als tanztest du in der Dämmerung einen wilden Tanz mit dem Totengott.
    Dieser Sturm ist jedoch kein beziehungsloses Etwas,
    das irgendwoher aus der Ferne heraufzieht.
    Eigentlich bist der Sandsturm du selbst. Etwas in dir.
    Also bleibt dir nichts anderes übrig, als dich damit abzufinden
    und, so gut es geht, einen Fuß vor den anderen zu setzen,
    Augen und Ohren fest zu verschließen, damit kein Sand eindringt,
    und dich Schritt für Schritt herauszuarbeiten.
    Vielleicht scheint dir auf diesem Weg weder Sonne noch Mond,
    vielleicht existiert keine Richtung und nicht einmal die Zeit.
    Nur winzige, weiße Sandkörner, wie Knochenmehl,
    wirbeln bis hoch hinauf in den Himmel.
    So sieht der Sandsturm aus, den ich mir vorstelle.


    Aus: "Kafka am Strand" von Haruki Murakami



    Eine spärliche, einsame Flamme flackerte in der Dunkelheit. Seiana saß ein wenig außerhalb des Lichtkreises, nur um wenige Handbreit, aber doch genug, dass das Licht sie nur dann wirklich erhellte, wenn die Flamme durch einen Luftzug kurz ein wenig höher flackerte. In den Händen, die sich locker in ihrem Schoß trafen, hielt sie einen Weinbecher – fest ergriffen in der einen, während die andere gedankenverloren die Verzierungen an der Außenseite nachzeichneten. Die Frage hatte nicht lange auf sich warten lassen. Seiana hatte nach dem kurzen Gespräch mit dem Duccius noch eine ganze Zeit lang da gesessen, zunächst regungslos, ohne etwas zu tun, dann, nach und nach, sich wieder ihrer Post widmend. Das Schreiben, das der Auslöser gewesen war, hatte sie als eines der letzten dann doch noch zur Hand genommen und sich angesehen, und tatsächlich war es nur eine kurze Nachricht des Seniors gewesen. Wie ihr die Feier gefallen habe. Dass man sich erneut treffen müsse. Kein Wort über seinen Sohn, nicht einmal eine Andeutung davon, dass der Mann wusste oder ahnte, dass irgendetwas geschehen war – und Seiana hoffte, betete zu den Göttern, dass das auch so blieb. Dass der Junior seinen Mund hielt. Aber sicher sein konnte sie sich darüber nicht. Und noch während sie die Tafel in ihren Händen drehte und dabei das Siegel betrachtete, klangen erneut die Worte des Duccius in ihr nach – aber diesmal nicht der Satz, den sie bislang innerlich gehört hatte, sondern das, was er danach gesagt hatte. Ich werde in der Sache noch einmal auf dich zukommen. Sie hatte die Worte in ihrem Kopf gedreht und gewendet, hatte ihnen gedanklich unterschiedliche Betonungen verliehen, hatte sie in sich wirken lassen. Auf sie zukommen. In dieser Sache. Dieser Sache, die den Sicinius betraf, der kein Freund war, weder ihrer noch der seine. Es konnte vieles bedeuten. Und dennoch… mit dem vorangegangen Austausch…


    Irgendwann hatte sie sich gezwungen, mit dem Grübeln aufzuhören. Es gab da einen Punkt, ab dem sie nicht mehr weiter gekommen war, ab dem sie sich im Kreis gedreht hatte – nicht, weil es keinen Weg voran gegeben hätte, sondern weil sich etwas in ihr scheute, diesem Weg gedanklich weiter zu folgen. Und doch ließ sie diese Frage in der darauffolgenden Zeit nicht in Ruhe. Sie verdrängte sie, ebenso wie die Grübeleien, so gut es ging, aber das gelang ihr nicht immer.
    So wie an diesem Abend. Sie hatte eigentlich schon im Bett gelegen, hatte aber wie so häufig nicht einschlafen können, von Bildern verfolgt, die einer wilden Jagd gleich in ihrem Kopf rasten und einander beinahe zu verfolgen schienen. Und so war sie wieder aufgestanden, hatte eine kleine Lampe entzündet und sich mit einem Becher Wein hingesetzt. Und sich nicht erneut ihrer Arbeit gewidmet, sondern sich, zum ersten Mal seit längerem, von ihren Grübeleien wirklich vereinnahmen lassen. Sie ließ die Bilder zu, die sie sonst immer vehement bekämpfte und zu unterdrücken suchte. Sie tauchte hinein, und ihr ganzer Körper verkrampfte sich, als sie die Erinnerung zuließ, verkrampfte sich, weil die Bilder sie quälten – und sie verachtete sich dafür, weil sie sich in dieser einen Sache nicht einfach so zu beherrschen vermochte wie sonst. Weil der Sicinius es geschafft hatte, eine derartige Kontrolle über sie zu erlangen, der sie sich nicht entziehen zu können schien. Und wie stets, wenn sie ihre Gedanken nicht mehr lenken konnte, trudelten sie den gleichen Pfad entlang: bruchstückhaft erlebte sie erneut, was passiert war, fühlte sich schmutzig, unendlich schmutzig. Sie hatte immer das Bedürfnis, sich zu waschen, wenn sie an diesen Punkt kam, aber sie widerstand dem, hatte sich von Anfang an gezwungen, diesem Drang zu widerstehen. Sie fühlte sich lieber schmutzig, als ein äußeres Zeichen der Schwäche zuzulassen, selbst wenn es niemand hätte deuten können, und so taumelten die Bilder in ihren Gedanken nur immer weiter, bis sich die Szenerie blutrot zu färben begann, in Schlieren und Rinnsalen, die an ihrem Körper entlang liefen, bis sie ihn vereinnahmt hatten. Seit dem Gespräch mit dem Duccius allerdings waren es auch seine Worte, die sich zwischen diese Bilder drängten, mal darunter verborgen, mal sie überlagerten. Er wollte auf sie zukommen, hatte er gesagt. Und so oberflächlich das formuliert sein mochte, tief in sich wusste Seiana, was das bedeutete, auch wenn sie diesen Gedanken bisher nicht zugelassen hatte. Was konnte es sonst heißt, wenn nicht: er wollte Rache – und sah eine Möglichkeit, gemeinsam mit ihr etwas zu tun? Es gab keinen Grund, keinen schlüssigen, der ihr einfiel, warum der Duccius mit ihr noch einmal über den Sicinius reden wollen könnte. Keinen außer diesen.
    Es war nicht so, dass sie noch nie an Rache gedacht hatte. Aber auch das war etwas gewesen, was sie bislang verdrängt hatte. Denn wenn sie den Gedanken an Rache wirklich zuließ… gab es für sie nur eine Option. Nur eine Möglichkeit, wie der Sicinius wirklich bezahlen konnte. Und als sie so da saß, sie selbst im Dunkeln, ihr Gemach nur spärlich erhellt von einer einzelnen, kleinen Flamme, ließ sie diesen Gedanken zum ersten Mal tatsächlich zu. Sie wollte Rache. Natürlich wollte sie sie. Es war ja nicht nur diese eine Nacht, die er ihr aufgezwungen hatte, es war auch das, was sie seitdem erlebte, die immer wieder kehrenden Bilder, die nicht von ihr abließen, die sie des Tags in Situationen brachten wie jene mit dem Duccius und ihr des Nachts den Schlaf raubten, die ihr zeigten, wie schwach sie war, und die sie sich so fühlen ließen, als hätte er nach wie vor Kontrolle über sie. Die einzige Möglichkeit, wie er dafür zahlen konnte, war mit seinem Blut. Es gab nichts anderes, was sie wollte, kein Geld, keine Gegenstände, keine Entschuldigung, nichts. Sie wollte sein Blut, und sie wollte, dass er litt, während er es vergoss. Sie sah die blutgetünchten Bilder wieder, und sie stellte sich vor, dass es sein Blut war, das sie in Gedanken an sich sah, sein Blut, mit dem sie sich reinwusch, und nicht das ihre. Sie wollte keine Gerechtigkeit, keine Entschädigung. Sie wollte Rache.

    „Sicher“, antwortete Seiana auf die Verabschiedung des Duccius und sah ihm nach, als er das Tablinum verließ. Langsam ließ sie sich dann wieder sinken, als er verschwunden war, während sie immer noch auf die Stelle starrte, wo er zuvor noch gewesen war, wobei ihr Blick mittlerweile nurmehr ins Leere gerichtet war. Wir haben immer noch viel gemein, hallte es in ihren Gedanken nach. Die Worte, deren Bedeutung, rannen in ihr Innerstes, tropften durch Schutzwälle und legten sich wie eine kühlende Paste auf schwärende Wunden, die darunter verborgen lagen. Allein dieses Wissen, tatsächlich nicht allein zu sein mit ihrem Widerwillen, was diesen Namen betraf – und nicht nur das theoretische Wissen, dass es andere gab, geben musste wie bei allen hochrangigen Familien, die den Siciniern nicht wohl gesonnen waren, sondern die praktische Bestätigung durch jemanden, den sie kannte –, brachte ihr ein wenig Ruhe. Machte den bloßen Gedanken an den Sicinius ein wenig erträglicher. Es spielte überhaupt keine Rolle, warum der Duccius nun Groll hegen mochte; es spielte auch keine Rolle, dass er nicht wusste, warum sie Groll hegte – und wenn es nach ihr ging, würde er so wenig wie irgendein anderer Mensch je davon erfahren –; wichtig war ihr nur das Wissen, dass es jemanden gab, der ähnlich empfand wie sie.


    Die Frage, die bereits jetzt schon in ihr lauerte, bereit zuzuspringen, war nur: was sollte sie damit anfangen.

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    „Huch“, machte Raghnall überrascht, als ihm ein Mann die Tür öffnete, der deutlich über ihn hinaus ragte. Nach einem kurzen Moment der Brust-Musterung legte er dann den Kopf in den Nacken, und machte dann einen kleinen Schritt zurück, um den Kerl bequemer ansehen zu können. „Salve“, grüßte er zurück. „Meine Herrin Decima Seiana hätte gerne einen Termin mit Consul Livius. Sie würde sich freuen, wenn er in den nächsten Tagen einen Moment seiner Zeit für sie erübrigen könnte...“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    Ihre erste Begrüßung richtete Seiana an alle Anwesenden, danach allerdings wandte sie sich dem Mann zu, der seinen Helm abnahm und das Wort ergriff. „Sei unbesorgt, Decurio*. Für Anliegen der Prätorianer nehme ich mir gerne Zeit“, lächelte sie höflich. bevor sie mit einer Handbewegung auf einige Korbstühle wies. „Möchtest du dich setzen? Kann ich dir und deinen Männern etwas zu trinken anbieten?“


    Nachdem die grundlegenden Höflichkeiten damit erledigt waren, musterte sie den Atius für einen Moment nachdenklich. Er fragte tatsächlich nach Livianus, aber ob das nun nur ein Vorwand war oder nicht, vermochte sie noch nicht einzuschätzen. „Nun... Mein Onkel hat vor einiger Zeit um seine Abberufung als Legat der II. gebeten und sich aus dem politischen Leben nach Hispania zurückgezogen.“ Das war allgemein bekannt. Dann machte Seiana allerdings eine kleine Pause. Das Eis, auf dem sie sich hier bewegte, war verdammt dünn, das war ihr klar – sie konnte einem Prätorianer, der in ihr Haus gekommen war um sie zu befragen, nicht einfach sagen, dass sie nicht gedachte, ihm irgendetwas über Livianus zu verraten. Denn genau das war letztlich Fakt. Sie hatte nicht vor, etwas über ihren Onkel zu erzählen, was nicht ohnehin allgemein bekannt war – erst recht nichts, was diesen oder sonst jemanden ihrer Familie in Schwierigkeiten bringen konnte. Das allerdings war etwas, was der Prätorianer sich vermutlich denken konnte. Und das wiederum brachte Seiana zu der Frage, was er wirklich wollte... Ob der Besuch hier womöglich gar nur dazu diente, einen Vorwand zu finden, um sie und die gesamte Familie in Schwierigkeiten zu bringen, weil sie unkooperativ gewesen war... „Darf ich fragen, warum du Informationen über meinen Onkel brauchst?“



    Sim-Off:

    *Ich geh mal davon aus, dass man das an der Rüstung erkennen kann – falls nicht, editier ich gerne :)

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    Laufbursche. Das war er im Moment für Decima Seiana, größtenteils jedenfalls. Und Raghnall wusste nicht so recht, ob ihm das gefallen sollte, aber es gab nicht viel, was er dagegen tun konnte, also tat er das, was am einfachsten war: er fand sich damit und suchte sich, wie auch sonst immer, die bequemste Arbeitsweise, wann immer möglich.


    Heute war er zum Haus des Consuls geschickt worden, und dort klopfte er nun an.



    Sim-Off:

    Wie heißt denn der neue Consul? :D




    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    „Prätorianer, sagst du?“ Seiana starrte den Sklavenjungen an, der gerade von der Porta gekommen war und die Botschaft des Ianitors brachte. „Warum?“ Der Junge sah etwas geknickt drein. „Es geht um Livianus, Herrin.“
    „Bring sie ins Atrium. Ich komme gleich.“ Einen Moment blieb sie noch sitzen, dachte nach, fragte sich, was die Männer wohl wollten. Herrichten musste sie sich nicht extra, auf ein tadelloses äußeres Erscheinungsbild achtete sie ohnehin stets – aber sie wartete lange genug, um sicher zu gehen, dass die Prätorianer bereits herein gebeten worden waren. Es war unklug, sie zu lange warten zu lassen, aber genauso unklug wäre es, nun wie ein aufgescheuchtes Huhn sofort ins Atrium zu rennen und womöglich noch vor ihnen da zu sein.


    Als sie das Atrium betrat, waren die Prätorianer bereits dort, aber es war nicht viel Zeit vergangen, seit der Junge ihr Bescheid gegeben hatte – also hatten sie auch nicht allzu lange warten müssen. Sie näherte sich den Männern, ihr Gang sicher, ihre Miene ruhig, ohne ein äußeres Zeichen von Aufregung. „Salvete“, grüßte sie sie. „Ich bin Decima Seiana, die Nichte des Decimus Livianus. Mit wem habe ich das Vergnügen?“