Beiträge von Decima Seiana

    Seiana ließ sich von dem Sklaven eine weitere, leere Tafel reichen, auf der sie einen kurzen Brief schrieb, während die Unterhaltung fortgeführt wurde. „Ja, ich danke dir“, lächelte sie Mattiacus zu auf sein Angebot hin. Seine Worte gaben ihr zu denken. Pflichtvernachlässigung war ein Begriff, der sich mittlerweile aufdrängte angesichts der Verzögerungen bei der Aufklärung und der Reaktion auf den Skandal von Nemi, und Seiana hatte auch darüber nachgedacht, woran das wohl liegen mochte. Dennoch war sie sich unschlüssig darüber, ob es wirklich an der Abwesenheit des Kaisers lag. Die Angelegenheit um Nemi wäre eigentlich ein gefundenes Fressen für den Vescularier, um die Stimmung auf den Straßen zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Aus ihrer Sicht könnte er damit nur punkten, wenn er die Sache vorantrieb. Und eigentlich müsste ihm auch persönlich daran gelegen sein, war es doch kein Geheimnis, dass er Patriziern gegenüber abgeneigt war – und augenscheinlich war eine Patrizierin in den Skandal involviert.


    „Ja, die Ermittlungen laufen noch, das ist jedenfalls das, was zuletzt zu hören war. Dennoch hätte es in der Zwischenzeit irgendeine öffentliche Reaktion geben müssen, um die Götter wenigstens vorübergehend zu besänftigen, bis der Schuldige präsentiert und seiner Verantwortung zugeführt werden kann.“ Sie legte den Stylus beiseite und reichte dem Quintilius die Tafel, „Das ist eine Botschaft für meinen Onkel. Ich möchte dich bitten, sie ihm zu übergeben, wenn du nach Germanien zurückkehrst.“


    Lieber Onkel,


    lass mich dir meinen herzlichsten Dank aussprechen für dein Geschenk. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass meine Unabhängigkeit nun umso mehr gesichert ist, und ich danke dir dafür, dass du dies möglich machst.


    Mögen die Götter dich stets behüten,


    [Blockierte Grafik: http://img77.imageshack.us/img77/1586/seianaunterschrift2aj2.png]


    Seiana lächelte und fuhr, nun wieder an beide Männer gewandt, fort: „Mich wundert offen gestanden, dass es bisher nicht wirklich eine offizielle Reaktion gab. Es scheint mindestens eine patrizische Familie involviert, zwei, wenn man den Ehemann bedenkt. Es sind viele Tote zu beklagen, und der Pöbel war sehr aufgebracht. Es will mir nicht ganz einleuchten, dass niemand... nun, sagen wir: diese Sache für sich nutzt. Wer es nun angeht, die pax deorum wiederherzustellen, kann beim Volk nur gewinnen, glaube ich.“ Sie trank einen Schluck Wein. „Du warst bei den Prätorianern, sagst du?“ Das erklärte seinen Kommentar von zuvor über Prudentius Balbus, der von Tonfall und Formulierung her ein wenig zu vertraulich gewirkt hatte, um über einen völlig Fremden zu sein. „Warum musstest du sie verlassen?“

    Seianas Lächeln veränderte sich kein bisschen. Innerlich allerdings keimte etwas auf, das eine Mischung war aus Irritation und einem vagen Amüsement. Irrte sie sich, oder zeigte nahezu jede der Damen diese gewisse Neugier, mit der die Aurelia begann – und hielt sich selbst wohlweislich zurück, bis nur noch sie, die Auctrix, übrig blieb? Das war... nun, interessant. Auch wenn sie nicht gedachte, etwas von dem, was sie als Auctrix erfuhr, tatsächlich in einer Runde wie der diesen preiszugeben, jedenfalls nichts, was wirklich wichtig gewesen wäre, aber das konnte keine der Anwesenden wissen – außer der Iunia vielleicht, die sie nun doch ein wenig kennen gelernt hatte in der vergangenen Zeit, seit sie für die Acta tätig geworden war.


    Seiana ließ sich einen Teller mit einer leichten Mischung aus Vorspeisen reichen und gestattete sich, ein leichtes Schmunzeln zu zeigen. „Nun, meiner Familie geht es so weit gut, danke der Nachfrage, Aurelia. Wie sieht es denn mit der deinen aus?“ Ihr Lächeln wurde ein wenig mitfühlend, und es sah echt aus – auch wenn es das nicht war. Wenn die Damen Klatsch und Tratsch auf den Tisch bringen wollten, mussten sie damit leben, dass die interessantesten Dinge zuerst angesprochen wurden, auch wenn ihre eigenen Familien davon betroffen waren. Und die Selbstmorde eines Pontifex und Senators und seiner Gattin, die noch dazu direkt auf einen Skandal sondergleichen folgten, war auf den Straßen Roms nach wie vor eines der Themen schlechthin, auch wenn derzeit eher hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde. Aber Seiana zweifelte nicht daran, dass die Tratscherei wieder lauter werden würde, je länger der Senat und die Collegien brauchten, um eine Reaktion auf diesen Skandal folgen zu lassen – irgendetwas, um die Götter wieder zu besänftigen. Bis dahin würde jedes Unglück auf diese Sache geschoben werden. „Ich hoffe ihr erholt euch von euren Verlusten – gleiches gilt selbstredend für die Flavia. Wie man hört sind die aurelischen Verbindungen zu ihnen nach wie vor sehr gut.“

    Seiana erwiderte das Lächeln schwach und nickte leicht. „Ich habe bereits einen Brief für ihn aufgesetzt. Ich möchte dich bitten, ihn dem Legat zu übergeben. Darin erläutere ich unter anderem dein Anliegen sowie die Tatsache, dass ich diesem wohlgesonnen gegenüber stehe. Ich hoffe dir damit die besten Voraussetzungen zu geben, um meinen Onkel von deinem Antrag ebenso zu überzeugen wie mich.“ Sie neigte sich leicht nach vorn und übergab dem Quintilius eine versiegelte Schriftrolle.


    Geschätzter Onkel,


    ich danke dir für deinen Brief, sowohl für die Nachricht, dass es offenbar zu Verstimmungen gekommen ist aufgrund eines Berichts in der Acta, als auch für die Offenheit, in der du mit mir sprichst. Ebenso möchte ich mit dir sprechen – und so verzeih mir bitte die folgenden Worte, wenn sie zu viel der Offenheit in sich tragen.
    Es betrübt mich zu hören, dass ein Bürger Roms sich durch die Acta derart angegriffen gefühlt hat. Noch mehr betrübt mich, dass dieser Bürger es ganz offensichtlich nicht wagt, mit seinen Vorwürfen zu mir persönlich zu kommen, sondern dich bemüht – daher sei an dieser Stelle versichert, dass ich das Gespräch mit dem Iulier suchen werde. Am meisten betrübt mich jedoch die Tatsache, dass du auf diese Beschwerde in dieser Form reagiert hast.


    Eingedenk meiner Worte zu Beginn dieses Briefs möchte ich in aller Offenheit weiter fortfahren, auch wenn dies vielleicht unangemessen erscheint.
    Allen voran steht die Tatsache: die Acta, und mit ihr ich als Auctrix, ist allein dem Senat verpflichtet, und damit dem Volk von Rom. Ich urteile nach bestem Wissen und Gewissen, welche Berichte ich veröffentliche – sollte mir hierbei ein Fehler unterlaufen, so werde ich mich meiner Verantwortung, die dieses Amt mit sich bringt, nicht entziehen und die Konsequenzen dafür tragen. Aber ich kann und werde Berichte nicht ignorieren und unter den Tisch kehren, nur weil sie unangenehm sind oder sein könnten, wenn sie in meinen Augen eine ausreichende Grundlage haben.
    Ein weiterer kritischer Punkt, den du erwähnst, ist deine Freundschaft mit dem Iulier, die offenbar sogar in einer Hochzeit gipfeln soll. Abgesehen davon, dass ich mich als Auctrix nicht der Parteilichkeit schuldig machen darf: in meinen Augen sind die Iulier nicht die beste Wahl für eine eheliche Verbindung. Iulius Centho, so ist zu hören, steht nicht auf dem schlechtesten Fuß mit Vescularius Salinator, der nicht wirklich als Freund unserer Familie zu bezeichnen ist. Darüber hinaus wird die Gens Iulia von einer derartigen Verbindung weit mehr profitieren als dies umgekehrt der Fall ist. Um nur einmal dich als Beispiel anzubringen: Du bist nicht nur Senator, du bist Legat und Kriegsheld, hast an der Seite des Divus Iulianus gekämpft. Ich maße mir nicht an, deine Entscheidungen in Frage zu stellen, jedoch können die Iulier in meinen Augen froh darum sein, wenn sie eine eheliche Verbindung zu einer Gens wie der unseren in Aussicht haben. Mit der Drohung, eine womöglich schon geplante Verlobung doch nicht durchzuführen, würden sie sich nur ins eigene Fleisch schneiden, Onkel, dies solltest du bedenken.


    Wo wir allerdings gerade bei unangenehmen Themen sind, die unsere Familie betreffen: ich muss dich leider auch über etwas informieren, was Titus Verus betrifft, ein Abkömmling der griechischen Linie der Decima. Bereits vor einiger Zeit hat er mir mitgeteilt, er habe sich mit einer Octavia verlobt, Octavia Varena, um genau zu sein. Ich habe bis dato nichts von weiteren Planungen gehört; nachdem jedoch der Prozess gegen dich zu Ende war, den, wie du weißt, Octavius Macer gegen dich geführt hat, habe ich das Gespräch mit Verus gesucht – leider erfolglos. Er beharrt darauf, die Octavia zu heiraten, unabhängig von dem Signal, dass eine solche Aktion setzen würde; bei unserem Gespräch ließ er verlauten, er sehe sich selbst außerhalb jeglicher Politik und der gesellschaftlichen Kreise, die sie betrifft. Stattdessen sprach er in einer Weise von Liebe, dass fast schon zu befürchten ist, er gehöre den Christianern an.
    Ich habe versucht, ihm ins Gewissen zu reden – jedoch scheint augenblicklich unser einziger Hoffnungsschimmer der zu sein, dass sich ein Verwandter der Octavia gegen die Verbindung stemmt. Vielleicht könntest du ihm als Familienoberhaupt schreiben und dein Gewicht in dieser Sache geltend machen. Ich denke doch, dass das Ansehen unserer Familie auch für Verus etwas zählen sollte.


    Nun aber zu erfreulicheren Nachrichten. Der Überbringer dieser Botschaft, Quintilius Sermo – wohl ein Verwandter des Mannes, den du zu mir geschickt hast mit deinem großzügigen Geschenk, für das ich dir an dieser Stelle übrigens ein weiteres Mal danken möchte –, trägt sich mit dem Gedanken mich zu heiraten. Er hat in Rom bereits mit mir darüber gesprochen, und ich stehe seinem Ansinnen durchaus positiv gegenüber. Die Gens Quintilia mag derzeit keine wirklich herausragenden Männer zu den ihren zählen, im Gegensatz zur Decima, jedoch denke ich in meinem Fall, dass dies durch mein Alter durchaus aufgehoben ist. Davon abgesehen wirkt Quintilius Sermo auf mich vernünftig und ehrgeizig – genug, um noch einiges zu erreichen, was unserer Gens zuträglich sein wird. Ich bitte dich, dich ebenso mit ihm zu unterhalten und sein Ansinnen wohlwollend zu prüfen. Sofern weder du noch Faustus gravierende Einwände habt, würde ich seinem Antrag zusagen.


    Von Faustus habe ich vor einiger Zeit einen Brief erhalten, und allem Anschein nach geht es ihm so weit gut. Die Legio XII ist derzeit auf einem Feldzug unterwegs; ich denke, du musst dir keine Sorgen machen, wenn du nichts von ihm hörst. Es dürfte äußerst schwierig sein, unter diesen Umständen Briefe zu versenden und zu überbringen. Das war es schon zu besten Zeiten des Cursus Publicus, und nun sind bei dieser Institution, wie du vermutlich gemerkt haben dürftest, andere Zeiten angebrochen. Kannst du dir vorstellen, dass sie den Postverkehr nach Germanien im Augenblick gänzlich eingestellt haben? Ich bin froh, dass ich diesen Brief dem Quintilius mitgeben kann, und ich denke, in Zukunft werde ich mich häufiger auf private Boten verlassen.


    Mögen die Götter deinen Weg stets behüten!


    [Blockierte Grafik: http://img77.imageshack.us/img77/1586/seianaunterschrift2aj2.png]

    Seianas Miene war ausdruckslos, als sie Verus’ Worte hörte. Er bestand darauf, dass er die Octavia liebte. Natürlich. Wie hätte sie auch etwas anderes erwarten können, fragte sie sich ironisch. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie sei die Einzige in einem Tollhaus, die sich einen klaren Verstand bewahrte. Ihr ehemaliger Verlobter hatte auch davon gefaselt. Von Liebe. Und auch der Teil, dass er sich nicht zu diesen Kreisen zählte, hätte von Archias stammen können. „Du gehörst zu diesen Kreisen. Ob du es willst, Verus, oder nicht. Du gehörst dazu, und was du tust, hat Auswirkungen auf deine Familie.“ Ihre Stimme klang kühl. „Aber ich sehe, dass es offenbar keinen Sinn hat, weiter darüber zu reden. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag.“ Mit diesen Worten entließ sie Verus. Nachdem er so wenig bereit war, an seine Familie zu denken, daran, welche Auswirkungen sein Handeln haben könnte, war Seiana nun nicht bereit, sich noch weiter zu unterhalten. Welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde, vor allem welche Ansprüche in Zukunft der Octavier eventuell haben würde, inwiefern dieser sich nun in der stärkeren Position ihnen gegenüber sah, nachdem Verus darauf bestand, seine Verwandte zu heiraten, obwohl Octavius Macer Livianus verklagt hatte und darüber hinaus wenigstens ein Octavier ohnehin Vorbehalte hatte… nun, das blieb abzuwarten. Im Augenblick konnte sie in dieser Hinsicht nichts mehr tun.

    Interessiert hörte Seiana zu, als der Quintilius von dem neuen Prätorianerpräfekten sprach, allerdings schien er nicht wesentlich mehr zu wissen, als ohnehin allgemein zugänglich war. Die Tatsache, dass er allerdings das Verschwinden des Prudentiers mit dem Artorier damals verglich, ließ sie aufhorchen, ebenso wie Mattiacus’ Einschätzung der Lage in Rom. Allerdings hielt sie sich bei dem folgenden Gespräch eher zurück, zog es vor zuzuhören und wahrzunehmen. Man konnte leichter Stimmungen ausmachen und das, was zwischen den Zeilen mitschwang, wenn man selbst leiser auftrat und nicht versuchte, die Diskussion zu beeinflussen oder gar zu bestimmen.


    In der Zwischenzeit hatte ihr ein Sklave einen Stylus gebracht, und mit diesem zeichnete sie die Wachstafel ab, bevor sie sie an den Quintilius zurückreichte.



    ~ CONVENTIO ~


    Mit diesem Schreiben wechselt das Landgut des Marcus Decimus Livianus bei Ostia zum Preis von 5000 Sesterzen per heutigen Datum in den Besitz der Decima Seiana über. Das Geschäft wird gültig durch Unterschrift beider Parteien auf diesem Dokument, welches sich in dem Besitz des Verkäufers befindet und einer Zweitanfertigung, welche im Besitz des Käufers verbleiben wird.


    ANTE DIEM VI KAL DEC DCCCLX A.U.C.
    (26.11.2010/107 n.Chr.)


    gezeichnet
    MARCUS DECIMUS LIVIANUS


    gezeichnet


    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/8797/seianaunterschriftkj1.png]



    Sie setzte ihr vages Lächeln auf, als sie sich anschließend doch wieder in das Gespräch integrierte. „Ich muss gestehen, für meinen Geschmack wäre Germania wohl zu kalt. Aber selbst wenn nicht, Rom zu verlassen…“ Sie machte eine kleine Pause, sowohl weil sie den Anschein geben wollte, dass sie überlegte, als auch weil sie tatsächlich überlegte – was sie sagen sollte, und wie. Das Gespräch ging durchaus in eine eindeutige Richtung. Allerdings wusste sie nicht, inwieweit sie dem Quintilius vertrauen konnte, auch wenn für ihn sprach, dass Livianus es augenscheinlich tat. „… käme für mich nicht in Frage.“ Hier schlug das Herz des Imperiums. Und Seiana hatte mehr denn je das Gefühl, dass Rom an einem Scheideweg stand. Es war ein Bild, das sich aus vielen kleinen Teilchen ergab, die meisten davon Meldungen, die bei der Acta auf die ein oder andere Art eintrudelten, einige aber auch, die sie mitbekam in Gesprächen wie diesem hier. Dennoch lenkte sie das Gespräch, wenigstens zunächst, vorsichtig in eine leicht andere Richtung. Sie wollte wissen, was die beiden Männer dachten, aber die Holzhammermethode brachte wenig – und es gab genug interessante Themen, die angesprochen werden konnten, ohne dass zu spüren war, woher der Wind wehte – oder dass Seiana gedachte, das Gespräch wegzusteuern von Germanien und Rom und wo es sich besser leben ließ, und zurück auf das Thema davor. Am besten schien sich das für sie bewerkstelligen zu lassen mit einem Vorfall, der ebenso verstörend war wie der Dunstkreis um den Praefectus Urbi – der jedoch mit diesem nichts zu tun hatte. „Auch wenn die Situation für viele nicht einfach ist, und vieles nicht vorwärts zu gehen scheint. Man nehme nur den Skandal von Nemi – die pax deorum ist gestört worden, darin waren sich alle einig, bis hin zu dem Pöbel auf den Straßen. Aber noch hört man nichts von Konsequenzen, nichts davon, wie die Götter wieder besänftigt werden können.“

    Zitat

    Original von Roxane


    Seiana erwiderte das Lächeln, wenn auch nur auf ihre typische, kühle Art. „Das klingt gut“, antwortete sie. „Falls es sich doch verzögern sollte, wäre es gut du würdest mir eine kurze Botschaft zukommen lassen.“* Wieder ein kühles Lächeln, wieder keine Bemerkung zum Hintergrund, der für Seiana so offensichtlich war, dass sie es nicht für nötig hielt ihn zu erwähnen – Zuverlässigkeit war ein weiterer Punkt, auf den es bei einem Subauctor ankam. Freie Mitarbeiter hatten da ein wenig mehr Freiheiten, aber auch bei diesen erwartete Seiana ein Mindestmaß an Zuverlässigkeit, insbesondere dann, wenn sie sich bereits für das ein oder andere Thema gemeldet hatten. „Dann bin ich bereits gespannt auf deinen Beitrag. Vale“, entließ sie Roxane anschließend mit einem leichten Nicken, und widmete sich wieder ihrer Arbeit, als diese gegangen war.



    Sim-Off:

    *SimOff kannst du natürlich gern so lang brauchen, wie du möchtest

    „Salve, Quintilius“, erwiderte Seiana auf seinen Willkommensgruß, als sie das Tablinum betrat, setzte sich auf den angebotenen Platz und akzeptierte einen Becher verdünnten Wein. „Sicher“, lächelte sie höflich, als er vorschlug das Eingangsgeplänkel wegzulassen. Sie hatte ohnehin nicht vorgehabt, lange um den heißen Brei zu reden – das hier war im Grunde die Fortführung ihres letzten Gesprächs, sie brauchten keinen Einstieg hierfür. Sie wussten beide, worum es ging. „Nun, ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, dass ich einverstanden bin.“ Sie machte eine kurze Pause und horchte in sich hinein, suchte nach Aufregung, aber da war nichts. Seit sie ihre Entscheidung getroffen hatte, spürte sie nur eine kühle Klarheit in sich. „Sofern mein Bruder und mein Onkel keine schwerwiegenden Einwände haben, können wir beginnen zu verhandeln. Da du zu diesem Zeitpunkt in Germania sein wirst, ist es wohl das Beste, wenn Livianus von Seiten meiner Familie federführend die Verhandlungen übernimmt. Aber das können wir auch noch abstimmen, wenn es so weit ist.“

    Eine knappe Woche hatte Seiana sich Zeit genommen. Zeit zu recherchieren, Zeit zu überlegen. Die Vor- und Nachteile abzuwägen. Sie hätte sich gerne mehr Zeit gelassen, aber sie hatte dem Quintilier versprochen, ihm ihre Antwort zu geben, bevor er nach Germanien aufbrach, und das würde bald der Fall sein. Davon abgesehen: außer dass ihre Gedanken bald anfangen würden, sich im Kreis zu drehen – mehr noch, es im Grunde schon getan hatten –, würde ein weiterer Aufschub nichts bringen. Sie würde keine neuen Erkenntnisse erhalten, nichts, was ihre Entscheidung nachhaltig beeinflussen würde. Sie wusste alles, was sie wissen musste. Sie hatte nur noch die Entscheidung treffen müssen, und das hatte sie getan.


    Sie hatte am Tag zuvor anfragen lassen, ob es dem Hausherrn genehm sein würde, wenn sie heute vorbei käme, und so war sie nun hier, zu dem Zeitpunkt, der dem Sklaven genannt worden war, und ließ eben jenen Sklaven anklopfen, den sie erneut mitgenommen hatte. „Salve. Meine Herrin, Decima Seiana, wünscht wie vereinbart mit Quintilius Sermo zu sprechen.“

    Seiana schaffte es sogar, das Essen tatsächlich zu genießen, trotz der so wichtigen Entscheidung, die ihr unmittelbar bevorstand. Sie schaffte es selbstredend nicht ganz, die Gedanken daran zu verbannen für diesen Abend, natürlich nicht – im Gegenteil kam sie nicht umhin, ihn beiläufig zu beobachten, seine Reaktionen abzuwägen, sein Verhalten einzuschätzen. Natürlich war ihr auch klar, dass er – wie sie auch – sich von seiner besten Seite zeigte. Trotzdem war es der einzige Anhaltspunkt, den sie hatte, was ein mögliches gemeinsames Leben betraf, und sie ging durchaus davon aus, dass dieser Anhaltspunkt doch in die richtige Richtung wies, es sei denn, der Quintilier verstellte sich völlig. Einen gewissen Grundrespekt ihr gegenüber erwartete sie schlichtweg in einer Ehe, egal mit wem – und da sie nicht gedachte, ihre Unabhängigkeit aufzugeben, konnte sie diesen auch einfordern. So oder so beherrschte sie sich jedoch gut genug, um sich nicht wirklich etwas anmerken zu lassen, wenn sie derartige Gedanken nicht verdrängen konnte, und die lockere Unterhaltung, die sie führten, war durchaus angenehm. „In der Tat“, lächelte sie zurück. „Die Zeit ist schnell vergangen. Dann werde ich mich nun verabschieden.“


    Gemeinsam erhoben sie sich, und Seiana ließ sich von dem quintilischen Sklaven dabei helfen, die Palla umzulegen. „Ich danke dir für die Einladung. Und für dein Angebot.“ Diesmal war ihr Lächeln wieder vage, neutral, auf seine Art verschlossen. „Sei versichert, dass ich es genug in Erwägung ziehe, um tatsächlich reiflich zu überlegen“, erwiderte sie, um noch einmal deutlich zu machen, dass sie nicht nur aus reiner Höflichkeit gesagt hatte, sie würde es sich überlegen. Währenddessen waren sie im Atrium angekommen, wo der Sklave bereits wartete, der sie hierher und nun auch wieder zurückbegleiten würde. Seiana überlegte einen Moment, dann nickte sie leicht. „Ein Fackelträger kann nicht schaden. Wenn es dir also keine Umstände macht, würde ich dieses Angebot gerne sofort annehmen.“ Sie verabschiedete sich endgültig von dem Quintilius, und mit einem Fackelträger und ihrem Sklaven also machte Seiana sich auf den Weg in die Casa Decima.

    Zitat

    Original von Roxane
    Eine interessante Option, die sich ihr da auftat und sie war wahrlich nicht unbegeistert, dennoch sich selbst gegenüber noch sehr skeptisch. Wäre das wirklich etwas für sich, konnte sie das? Nun, wer nicht wagte, der gewann nicht, wer nicht probierte, würde nie wissen, ob er es konnte oder es etwas für ihn wäre. Also nickte sie. "Nur eine letzte Frage: bis wann möchtest Du den Artiel vorgelegt haben?" Das war selbstverständlich keine unwichtige Frage, denn immerhin würde das sowohl über Zeitdruck als auch gegebenenfalls Thema entscheiden, denn ein großes Thema brauchte mehr Zeit als ein Kleines.


    Seiana musterte Roxane weiterhin, und noch bevor diese tatsächlich zustimmte, es zu versuchen, bekam die Auctrix schon den Eindruck, dass sie eine positive Antwort bekommen würde. Ihr selbst war das nur Recht – die Acta konnte gute Schreiber immer brauchen, und wer wusste schon, ob die junge Frau vor ihr tatsächlich Talent hatte? Wenn dem so war, wäre es schade, es nicht zu nutzen, einfach nur weil sie sie nun unverrichteter Dinge wieder weggeschickt hätte. „Das möchte ich dir nicht vorschreiben. Wenn du tatsächlich Aufträge von der Acta bekommst, wirst du natürlich ein gewisses Zeitfenster gesetzt bekommen. Aber da das hier ein Artikel zur Probe sein wird, bei dem du das Thema selbst wählst, überlasse ich es dir, wie viel Zeit du dafür vonnöten hältst.“ Seiana lächelte und ließ unerwähnt, was dennoch in ihren Worten mitschwang: dass Roxane so oder so nicht allzu lange brauchen sollte, weil auch das ein Hinweis auf ihre Arbeitsweise sein würde.

    [Blockierte Grafik: http://img169.imageshack.us/img169/8343/sklaveianitorfr0rt1.jpg]


    Marcus, der alte Ianitor der Casa Decima, öffnete die Tür und sah zunächst ein wenig verwirrend durch die Gegend, bevor sein Blick in die richtige Richtung wanderte – nach unten – und er den Besucher erfasste. Die Verwirrung wandelte sich ein leichtes Erstaunen, aber Marcus war professionell genug, um sich davon nichts anmerken zu lassen, im Klang seiner Stimme wenigstens nicht – zumal er in seinen langen Jahren als Ianitor ohnehin viel einiges gesehen hatte, darunter auch einiges absonderliches. „Salve. Wie kann ich dir helfen?“





    IANITOR - GENS DECIMA

    Zitat

    Original von Gaius Caecilius Metellus
    [...]
    "….Jedoch….. Wie erwähnt bin ich erst seit kurzem in Rom und kenne noch nicht wirklich viele Leute. Um ehrlich zu sein bist du meine erste nähere Bekanntschaft" sein Lächeln wurde etwas breiter "wenn man das so nennen kann. Und nachdem du, wie ich gerade feststellen musste, derzeit die einzige Vertreterin deiner Gens hier in Rom bist, wäre es mir eine Freude wenn ich dich zum Essen in die Casa Caecilia einladen dürfte." Ja! Gaius hatte gerade noch die Kurve gekriegt. Das war doch ein wunderbarer Einfall. Die Einladung zum Essen zwecks familiärem Austausch und Kennenlernen. Nun musste sie nur noch annehmen. Der junge Caecilier hoffte, dass diese Einladung zum Essen eine ungezwungenere Atmosphäre bot als sein heutiger unangekündigter Besuch, der irgendwie einen offizielleren Charakter hatte und nicht gerade passend schien, um Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten auszutauschen. Erwartungsvoll sah er Seiana an. Bitte sag Ja!


    Seiana lächelte weiter, ganz in der Annahme, dass der Besuch sich damit erledigt haben würde. Es gab wohl kaum noch etwas, womit sie ihm helfen konnte – sie könnte höchstens an Livianus ein Empfehlungsschreiben aufsetzen, aber warum sollte sie ihm das einfach so anbieten? Sie kannte ihn im Grunde nicht, und er machte keine Anstalten, sie zu fragen. Hätte er es, hätte sie ihm weitere Frage gestellt, über seine Ausbildung, seinen bisherigen Werdegang, seine Pläne und Ziele für die nähere und die weitere Zukunft, hätte ihn gefragt ob er bereits ein Konzept hatte, wie er seine Karriere voranzutreiben gedachte, und wenn die Antworten sie zufrieden gestellt hätten, hätte sie sich durchaus ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ihrem Onkel zu schreiben und ihm den jungen Caecilier zu empfehlen. Sicherlich würde Livianus nicht allzu viel machen für einen Mann, den er überhaupt nicht kannte, aber es lag immerhin im Bereich des Möglichen, dass er Seiana genug vertraute, um den Caecilier wenigstens hier und da ein wenig zu unterstützen, so weit es auf die Entfernung möglich war. Und sei es nur durch die ein oder andere Empfehlung an einen seiner hier anwesenden Mitsenatoren. Allerdings: das war nichts, was sie ihm einfach so anbieten würde.


    Sie ging also davon aus, dass der Caecilier sich nun verabschieden würde, aber im Gegenteil sprach er weiter – und was nun kam, überraschte sie ein wenig. Er lud sie zum Essen sein? Seiana beherrschte die Überraschung, die sie spürte, und musterte ihn. „Nun…“ Sie machte eine Pause, überlegte kurz. Seine Begründung klang plausibel genug. Und es konnte nicht schaden, mit den Caeciliern wieder ein wenig mehr Kontakt aufzunehmen, die Bindungen zur Decima ein wenig zu stärken. Auch wenn die Gens derzeit nicht wirklich herausragende Persönlichkeiten in ihren Reihen hatte, mochte das nicht immer so bleiben. Und mittlerweile wurde es ohnehin zur Gewohnheit, dass sie Einladungen zum Essen annahm. „Warum nicht? Ich nehme deine Einladung gerne an.“ Sie lächelte leicht. „An welchen Termin hattest du gedacht?“

    Seiana warf Mattiacus ein kurzes, aber ehrliches Lächeln zu. „Danke, ja“, antwortete sie und akzeptierte gleich darauf einen Becher mit verdünntem Wein von dem Sklaven, der herankam. Anschließend, nachdem sie sich alle gesetzt hatten, wandte sie sich dem Quintilius zu. Kurz fragte sie sich, inwiefern er mit Quintilius Sermo verwandt sein mochte, aber die Gedanken darüber wurden beiseite gewischt, als der Mann vor ihr das Wort ergriff und ihr gleich darauf eine Wachstafel überreichte. Ihr Blick flog kurz über das, was dort geschrieben stand, und als sie tatsächlich erfasst hatte, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Miene für einen Augenblick Überraschung verriet. „Das…“ Sie verstummte. Alles, was sie dazu sagen könnte, war nicht für die beiden Männer hier gedacht, die mit diesem Geschenk nichts zu tun hatten. Sie sah auf und lächelte. „Ich danke dir, Quintilius, dass du mir diese Botschaft überbracht hast. Ich werde sie gleich unterzeichnen.“ Sie bedeutete einem Sklaven, ihr einen Stylus zu bringen, bevor sie sich ein wenig zurücklehnte. Ein kurzer Blick ging zu Mattiacus. „Über die Verhandlung habt ihr ja bereits gesprochen. Davon abgesehen… Die Wahlen haben stattgefunden, Purgitius Macer ist nun einer der beiden Consuln. Ein gewisser Marius…“ Sie forschte kurz in ihrem Gedächtnis. „… Marius Turbo hat Acilius Attianus als Prätorianerpräfekt abgelöst. Und der Kaiser weilt nach wie vor in Misenum.“ Was nichts anderes hieß als: in Rom zog der Vescularier die Strippen.

    Dass Verus nicht begeistert sein würde, war Seiana klar gewesen. Dass er regelrecht entgeistert war, überraschte sie dann doch ein wenig. Was er dann allerdings von sich gab, überraschte sie noch viel mehr. Ungläubig, fast ein wenig fassungslos zog sie eine Augenbraue hoch und musterte ihn eindringlich, aber was er noch sagte, machte die Sache keineswegs besser. Seianas Augenbrauen rutschten immer höher, bis Verus seine kleine Rede schließlich in Worten über die Liebe gipfeln ließ. Jetzt war sie für einen Augenblick tatsächlich fassungslos – was sie aber nicht daran hinderte, zu kontern. „Was sie mit ihrem Verwandten zu tun hat?“ wiederholte sie seine Eingangsfrage, und dass der Unglauben in ihrer Stimme mitschwang, war gewollt von ihr. Sollte Verus ruhig merken, wie wenig sie diese Frage verstand. „Sie hat alles mit ihrem Verwandten zu tun. Hast du nicht eben noch gesagt, dass ein Verwandter von ihr gegen eine Verbindung zwischen euch ist? Du kannst deine zukünftige Frau nicht losgelöst von ihrer Gens betrachten, Verus. Was Octavius Macer getan hat, hat er als Octavius getan. Gehen wir davon aus, du heiratest tatsächlich seine Verwandte“, – die Götter mochten das bewahren! – „heiratest du eine Octavia, eine Verwandte des Mannes, der gegen uns agiert hat. Eine Eheschließung in unseren Kreisen hat nichts mit Liebe zu tun. Eine Eheschließung ist Politik, Verus, nichts weiter, und als Decimus solltest du dir genau überlegen, welche Braut du dir aussuchst – und welche Vor- oder Nachteile du damit unserer Familie bescherst.“ Sie konnte nicht so recht glauben, dass sie ihm das erklären musste.

    Erst, als Sermo ihr bereitwillig die gewünschte Bedenkzeit zugestand, verzogen sich Seianas Mundwinkel zu einem zunächst noch angedeuteten Lächeln. Sie hatte also ein Verlobungsangebot, über das sie nachzudenken hatte. Eine Familie, über die sie Erkundigungen einziehen konnte. Und jetzt, wo der vorläufige Rahmen geklärt war, kam der nächste Schub an Emotionen. Sie beherrschte sich zu meisterhaft, um sich etwas anmerken zu lassen, aber innerlich wurde sie für Momente wieder aufgewühlter, und sie ahnte, dass sie noch nicht – nicht wirklich – realisiert hatte, was dieses Angebot in letzter Konsequenz für sie bedeutete, bedeuten konnte, das er ihr gerade gemacht hatte. Allerdings schob sie all das beiseite, so gut es ging, verschloss es in sich, begrub es unter der Kälte, die ihr so gut half, sich zu beherrschen. „Ich danke dir, Quintilius.“ Noch fügte sie das Sermo nicht hinzu. Sie brachte es nicht über die Lippen, es hätte sich... falsch angehört. Sie befeuchtete sich leicht mit der Zungenspitze die Lippen, von denen sie gar nicht bemerkt hatte, wie trocken sie geworden waren durch die Anspannung während der letzten Momente. Nein, sie war innerlich nicht ganz so ruhig, wie sie sich gab, und jetzt, wo die Anspannung nachzulassen begann, spürte sie manches Zeichen der Nervosität. Würde sie stehen, würden ihre Knie nun wohl ein wenig weich werden. Seiana griff nach ihrem Becher und trank von dem verdünnten Wein, sich nun wünschend, die Mischung würde weniger Wasser enthalten.


    Bei den nächsten Worten des Quintiliers musste sie schmunzeln, und unwillkürlich war sie ihm dankbar, nicht nur für die Ablenkung, sondern vor allem für den lockeren Tonfall, den er nun anschlug. „Eine gute Idee“, lächelte sie, und nur wenig später aßen sie, als der Hauptgang serviert war.


    Lucius Iulius Centho
    Casa Iulia
    Roma


    Salve Iulius,


    mir wurde angetragen, dass du offenbar verstimmt bist über einen Artikel, der vor einiger Zeit in der Acta erschienen ist. Ich möchte dich hiermit in die Casa Decima Mercator einladen, um dir die Gelegenheit zu geben, dich in einem Gespräch bei mir persönlich äußern und gegebenenfalls beschweren zu können. Der direkte Weg ist sicherlich der beste, um eventuelle Differenzen erörtern.


    Der Termin steht dir frei zu wählen, ich bitte dich lediglich darum, vorab eine kurze Notiz über Tag und Zeit zu senden.


    Vale bene,


    [Blockierte Grafik: http://img46.imageshack.us/img46/6479/siegelds.png]

    Innerlich ein wenig angespannt wartete Seiana auf seine Antwort. Im Grunde hatte sich hier unverhofft eine Möglichkeit aufgetan, die sie nicht im Geringsten erwartet hätte – eine Heirat. Die Möglichkeit, Matrona zu werden. Sie überlegte. Faustus hatte gesagt, er würde Ausschau halten nach einem geeigneten Ehemann für sie, Lucilla hatte ihr diesbezüglich auch etwas geschrieben... Die Antwort des Quintilius hingegen gefiel ihr, nahm ihr etwas von der plötzlichen Anspannung. Er stellte keine Fragen, das war der erste Pluspunkt für ihn, und seine Worte machten deutlich, dass er sich einverstanden erklärte, mit beiden ihrer Forderungen. Dennoch lächelte auch sie nicht, ebenso wenig wie er. „Das klingt machbar“, antwortete sie langsam. „Sofern wir eine Vereinbarung treffen, können wir so verfahren.“ Seiana musterte ihn einige Momente lang schweigend, bevor sie zu einem Entschluss kam. „Das ist keine Entscheidung, die man leichtfertig treffen sollte. Daher bitte ich dich um einige Tage Bedenkzeit. Ich werde dir Bescheid geben, noch bevor du nach Germania abreist – und sofern ich zustimme, werde ich dir einen Brief für meinen Onkel mitgeben.“

    Seiana kam ebenfalls ins Atrium, nachdem ihr Bescheid gesagt worden war, ein wenig später, da sie mitten darin gewesen war, einige Unterlagen für ihre Betriebe zu überprüfen, was sie zunächst noch beendet hatte. Dann jedoch machte auch sie sich auf den Weg, und als sie das Atrium betrat, bekam sie gerade noch mit, dass es offenbar um den Prozess gegen Livianus ging. Sie kommentierte allerdings nichts weiter, sondern lächelte die beiden Männer nur an und grüßte zunächst den Gast. „Salve, Quintilius. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Mattiacus“, auch ihm schenkte sie ein Nicken und ein Lächeln, während sie auf die beiden zuging und dann stehen blieb, in ihrer Nähe, aber nicht so nah, dass es aufdringlich gewirkt hätte. „Man sagte mir, du würdest auch mich sprechen wollen? Ich hoffe ich störe euch nicht – ich kann gerne später noch einmal wieder kommen, wenn ihr euer Gespräch beendet habt.“