Fhionn ist dann mal weg, Oliven ernten Falls ihr auch einen Maiordomus habt, den ihr los werden wollt, gebt mir Bescheid! Vielleicht kommt sie eines Tages wieder!
Ich möchte mich bei allen Spielern für das unterhaltsame Spiel danken!
Fhionn ist dann mal weg, Oliven ernten Falls ihr auch einen Maiordomus habt, den ihr los werden wollt, gebt mir Bescheid! Vielleicht kommt sie eines Tages wieder!
Ich möchte mich bei allen Spielern für das unterhaltsame Spiel danken!
Dachte Siv vielleicht, sie hätte es nicht gesehen, in welchem Zustand sie war? Fhionn hatte zwar nie viel gesprochen, doch sie konnte zuhören und gut beobachten. Kleine Details waren es, auf die sie achtete, die an manch anderem vorüber gegangen waren. Nur so war sie hinter Sivs Geheimnis gekommen. Wer der Vater des Kindes war, konnte sie auch unschwer erraten, doch sie vermied es, sie darauf anzusprechen.
Am Abend zuvor hatte sie sich ausgemalt, wie ihr Abschied werden würde. Nie hätte sie daran geglaubt, jemand würde kommen und ihr auf Wiedersehen sagen. Schon lange hatte sie es aufgegeben, sich Illusionen hinzugeben. Dies führte zu nichts! Enttäuschung und Verbitterung waren das Resultat. Sie hatte sich damit getröstet, daß so der Abschied leichter fallen würde, wenn sie sich nicht noch einmal nach jemand umschauen mußte. Als aber nun Siv zu ihr gekommen war, mußte sie zugeben, wie sehr sie sich darüber freute. Ihre Umarmung war so wohltuend. Dieses Stück menschliche Wärme an diesem kalten Morgen und dann das Danke, welches sie leise wisperte. Sie wußte, wofür es war. Gerne hatte sie sich geopfert und sie würde es auch immer wieder tun, um sich das letzte Stückchen Würde zu bewahren.
"Danke Siv!" Sie strich ihr noch einmal mit ihrer Hand übers Haar und wandte sich dann um, dem Wagen zu. Der Kutscher war schon ganz ungeduldig. Alles wartete nur noch auf sie.
Fhionn bestieg den Wagen und sah noch einmal zurück, als er sich in Bewegung setzte.
Rom ließ sie hinter sich, um sich nun einer ungewissen Zukunft hinzuwenden.
Dieser unglaublich kalte Wind wurde immer heftiger und bald sah sie auch eine Lichtgestalt im gleißenden weiß direkt auf sich zu kommen. Wieder erklang diese schauderhafte Stimme, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ja, tatsächlich, dieses Etwas, was immer es auch war, war Matho, der tote maiordomos, den Fhionn mit ihren eigenen Händen gemeuchelt hatte. Er bewegte sich direkt auf sie zu und wollte sie sogleich verschlingen. Fhionn indes blieb standhaft. Keinen Schritt wich sie zurück. Sie hatte keine Angst mehr. Matho war tot und das hier war, mußte ihre pure Einbildung sein, so glaubte sie jedenfalls. "Du kannst mir nichts mehr anhaben. Ich war es, die dich getötet hat!" rief sie ihm voller Stolz zu.
Jaaaa, daaaaafüüüür sollllst duuuuu büüüüüßen! Daraufhin verzehrte die Lichtgestalt Fhionns Körper. Die Sklavin schrie laut, als der Geist sich ihrer bemächtigte. Nichts konnte ihn aufhalten. Er setzte Fhionn ordentlich zu. Ihr geschüttelter Körper begann plötzlich mit der Lichtgestalt vom Boden abzuheben.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Spuk vorbei war und er endlich von Fhionn abließ. Sie stürzte zu Boden und blieb an der Stelle leblos liegen, an der sie vorher gestanden hatte.
Die Lichtgestalt, die schauderhafte Stimme und auch der eisige Wind waren verschwunden, so als ob sie niemals da gewesen waren. Der Geist hatte Rache genommen!
Fhionn war gerade im Begriff, auf den Wagen zu steigen, als sie sich noch einmal umwandte. Ein letzter Blick sollte es sein, um dann einen neuen Abschnitt beginnen zu können. Doch das alte Leben wollte sich nicht einfach so gehen lassen. Brix, der sie am Abend zuvor von der bevorstehenden Reise unterrichtet hatte, war in den Hof gekommen und trat auf Fhionn zu mit allem hätte sie gerechnet, nur damit nicht! Wenigstens einer der Sklaven wollte sich von ihr verabschieden.
Er steckte ihr etwas zu, was sie unter ihrem Umhang verschwinden ließ. Später hinaus, wenn sie auf dem Weg nach Ostia war, würde sie einen Blick auf das Geschenk des maiordomus werfen. Brix´ Worte würde sie in ihrem Herzen behalten. Sie würde seinen Rat annehmen und auch, wenn sie niemals mehr zurückkehren sollte, so würde sie die Zeit nicht vergessen, in der sie hier gewesen war. Alles, das Gute, wie auch das Schlechte würde sie in ihrer Erinnerung behalten."Danke! Ja, ich lernen viel und lernen auch schreiben! Ganz bestimmt!"
Nun war auch Siv noch in den Hof gekommen. Sie war zu ihr gekommen. Auch wenn man es Fhionn nicht ansah, so freute sie sich sehr darüber, daß auch sie Anteil nahm, an ihrem Abschied. So vieles was noch hätte gesagt werden müssen, stand zwischen ihnen. Doch es war unausgesprochen geblieben. Ein Blick verband sie nun, der vieles sagte, obwohl nicht viel gesprochen wurde. Fhionn erwiderte Sivs trauriges lächeln. Was hätte sie auch sonst sagen oder tun können? Alles was gesagt werden mußte, war bereits gesagt.
"Hey! Ich hoffe, du sein glücklich mit deinem Kind, so wie ich war mit meinen! Alles Gute für dich!"
Obwohl die Germanin bisher vermieden hatte, mit der Wahrheit ans Licht zu rücken, hatte Fhionn erkannt, was mit ihr los war. Die ständige Übelkeit, das Wechselbad ihrer Gefühle, den seltsamen Appetit auf diverse Lebensmittel, die eigentlich gar nicht zusammen paßten. Dafür gab es nur eine plausible Erklärung! Über ihre Erkenntnis hatte Fhionn geschwiegen, bis jetzt!
Früh am Morgen, noch ehe die Sonne richtig aufgegangen war, begab sich Fhionn mit ihrem Bündel in den Hof. Am Abend zuvor hatte Brix sie davon unterrichtet, daß ihre Zeit in der Villa Aurelia nun gekommen war. Die Abreise nach Sardinien, die eigentlich hätte schon vor gut zwei Monaten stattfinden sollte, war für den nächsten Morgen angesetzt. Völlig emotionslos hatte sie nur genickt und war danach wieder an ihre Arbeit gegangen. Es berührte sie nicht, so sollte man jedenfalls meinen, die Villa verlassen zu müssen. Es war ihre Strafe, die sie akzeptiert hatte. In ihrem Inneren sah es jedoch anders aus. Wieder einmal wurde sie weggerissen, aus einer Umgebung, in der sie so etwas, wie Freunde gewonnen hatte. Hier war sie zwar nicht glücklich gewesen, doch konnte sie die Villa als ihr Heim bezeichnen. Das würde man ihr nun einmal mehr wegnehmen.
Nach verrichteter Arbeit, packte sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, die sie ihr eigen nennen durfte. Eine zweite Tunika zum wechseln und ein Paar Sandalen, mehr besaß sie nicht und mehr mußte sie auch nicht einpacken.
Die Nacht war unruhig. Es hatte lange gedauert, bis sie schließlich einschlafen konnte. Immer wieder musste sie daran denken, was nun auf sie zu kam. Sardinien, eine Insel, wie sie herausgefunden hatte, weit weg von Rom und weit weg von ihrer alten Heimat. Die Aussicht, auf der aurelischen Olivenplantage arbeiten zu müssen störte sie nicht sonderlich. Auch nicht die Schwere ihrer zukünftigen Arbeit. Je härter sie arbeitete, umso besser konnte sie vergessen.
Im Hof stand bereits ein Wagen bereit, der mit mehreren Kisten und Reisekoffern beladen war. Ein älterer Mann stand dort, neben seinem Sklaven und dem aurelischen Kutscher, der den Wagen nach Ostia bringen sollte. Fhionn dachte sich sofort, dies müsse Corvinus´ Klient sein, der sie nach Sardinien begleiten würde und der sich dort zur Ruhe setzen wollte.
Der Mann machte einen ungeduldigen Eindruck und sah sich ständig nach der Sklavin um, die er auf seine Reise mitnehmen sollte. "Ah, da bist du ja endlich! Steig auf, wir müssen los! Das Schiff wartet nicht auf uns!"
Ungeachtet der verbalen Schläge, die auf sie niederprasselte, blieb sie unbewegt stehen. Ausdruckslos war ihr Gesicht, welches er sowieso nicht sehen konnte, da es zum Boden hin gerichtet war. Da sie bereits in der letzten Nach mit allem abgeschlossen hatte, was jemals wichtig für sie gewesen war, konnten sie ihr die Einzelheiten in Corvinus´ Urteilsspruch nur wenig anhaben.
Noch zwei Monate würden ihr bleiben, zwei Monate, die zur Hölle für sie werden würden, wenn es in seinem Ermessen lag und das würde es tun, daran zweifelte sie keinen Augenblick mehr.
Erst als er seine Drohung aussprach, er würde ihre Familie strafen, sofern sie sich etwas antun würde, sah sie auf. Damit hatte er sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen, an der er sie hätte jemals treffen können. Du wirst niemanden mehr vorfinden! Das wollte sie ihm entgegen schleudern, tat es aber dann doch nicht. Lag darin ihr Vorteil, als letztes Mittel doch noch den eigenen Tod zu wählen? Der Tod hatte längst seien Schrecken verloren. Spätestens seit letzter Nacht würde sie ihn freudig begrüßen, wenn er eines Tages vor ihrer Tür stehen würde.
Sie ging, als er es ihr befahl, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie ging, ohne Brix und die anderen Sklaven, die sich vor dem officium zusammengefunden hatten, noch einmal in deren Gesichter zu blicken.
Der Aurelier mahnte Fhionn zur Ruhe. Doch je länger sie darüber nachdachte, was zu tun war und was dieser Geist wollte, zeichnete sich die Antwort vor Fhionns Augen ab. Sie spürte Avianus´ Angst, sein Atem ging schneller und auch seine Stimme klang anders. Sie selbst fühlte sich plötzlich gelassen, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Fhionn hatte nichts mehr vom Leben zu erwarten. In wenigen Tagen würde sie das Schiff nach Sardinien bringen. Dann wartete nur noch harte Arbeit auf sie. Was, wenn der Geist Mathos seine Rache nehmen würde und sie nie dieses Schiff besteigen müsste? Sie hatte Corvinus´ Worte nicht vergessen. Jedes einzelne Wort hatte sich ihr eingebrannt.
"Matho, er will nicht dich oder andere hier. Matho will mich! Ich gehen. Ich gehen jetzt hinaus!" Sie hörte auch die nähernden Schritte, die sich ihrem Zufluchtsort näherten. Gleich würde er sowieso da sein. Da wollte sie dem Geist zuvor kommen. Entschlossen erhob sie sich und öffnete die Tür. Sie trat hinaus ins Dunkel des Ganges. Ein kalter Wind schlug ihr entgegen, doch fest entschlossen stellte sie sich dem, was auf sie zu kam. "Matho! Hier ich bin!", rief sie. Ffffhhhiiiioooonnn…duuu hhhassttt michhh getöööööötet! Daaaaffüüüür sooooollst duuuuu bbbbüüüüüßennn! Eine unheimliche Stimme schlug ihr entgegen. Doch sie ließ sich nicht beirren. "Ja, ich habe getötet dich! Du hast es verdient!", schrie sie der Stimme entgegen.
Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, als sie so da stand und ihm den nackten Rücken zugewandt hatte. Es war ihr sichtlich unangenehm gewesen, denn so konnte sie nicht die Reaktionen des Römers sehen, die ihr zerschundener Rücken bei ihm auslöste. Verkrampft hielt sie das Vorderteil ihrer Tunika in den Händen und verbarg damit die Vorderseite ihres Körpers. Als dann wie aus heiterem Himmel sich die Tür für einen Spalt weit öffnete und Tilla herein lugte, erschrak sie. Noch schlimmer, als so vor Corvinus stehen zu müssen, war die Tatsache, von anderen Sklaven dabei beobachtet zu werden. Ausgerechnet Tilla! Sie war doch fast noch ein Kind. Ihr sollte solch ein Anblick erspart bleiben.
Erneut war der Zorn in Corvinus entbrannt und so schickte er das Mädchen auf recht unsanfte Weise fort. Als er die Tür hinter Tilla schloß, zuckte Fhionn kurz auf. Schließlich kam er auf sie zu. Die Sklavin blieb ruhig stehen, obwohl sie innerlich aufgewühlt war. Er zog ihre Tunika über ihre Schultern und ging wieder zu seinem Schreibtisch. Schnell schloß sie wieder die Tunika und drehte sich zu ihm um. Sie fand ihn, an seinem Schreibtisch sitzend, das Gesicht in seinen Händen vergraben. Das mußte eine herbe Enttäuschung für ihn gewesen sein, so von Matho hinters Licht geführt worden sein! Noch immer zweifelte Fhionn daran, ob Worte dies alleine geschafft hätten. In ihren Augen hatte Matho das erhalten, was er verdient hatte.
Sie blickte auf, als er zu sprechen begann. Ob sie nun erleichtert sein sollte, nicht am Kreuz gelandet zu sein, konnte sie nicht sagen. Mit Spannung erwartete sie sein Urteil. Er sah sie eindringlich an, als er weitersprach, so als wolle er ihre Gedanken ergründen. Ich schicke dich fort. Ich kann dich nicht hierbehalten. Ungerührt nahm sie diese Worte hin. Nach Sardinien. Sie wußte nicht, wo oder was Sardinien war. Auf meine Olivenplantage. Sie wußte nicht, wie es auf einer Olivenplantage zuging. Hatte sie sich davor zu fürchten? Wahrscheinlich, denn es sollte ja eine Strafe für sie sein. Harte Arbeit, den ganzen Tag. Das würde sie erwarten. So malte sie es sich jedenfalls aus.
Stumm nickte sie nur und senkte dann ihren Blick.
Avianus hatte die Tür aufgerissen und sie folgte ihm hinein. Wie sich herausstellte, war es alles andere als ein großzügiger Raum, in den sie sich gerettet hatten und in dem es nicht minder dunkel war. Es war lediglich nur eine kleine Abstellkammer in der die Platzverhältnisse recht eng bemessen waren. Sie mussten sich irgendwo im Wirtschaftstrakt befinden. Wo genau, konnte Fhionn aber nicht genau sagen. Neben leeren Eimern, Besen, einer Leiter und noch anderen Putz- und Reinigungsutensilien, waren sie dicht aufeinander gedrängt. Der Platz reichte kaum zum atmen. Doch nun waren sie hier und vielleicht hatte dieses Ding, vor dem sie geflohen waren, ihre Spur verloren und würde sie nun in Ruhe lassen.
Völlig erschöpft, von der Plackerei des Tages und der unheimlichen Ereignisse des Abends, ließ sie sich auf den Boden sinken. Dabei schepperte einer der metallenen Eimer, den sie dabei umgerissen hatte. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Glaube du wirklich, das ist Matho? Matho ist doch tot! Was er wollen von mir?" fragte sie den Aurelier. Auch wenn sie nicht für den Mord am Kreuz gelandet war, so Corvinus ihr doch eine Strafe auferlegt. Nur noch wenige Tage würde es dauern, bis sie Rom den Rücken kehren würde und man sie nach Sardinien Bringen würde, wo die Olivenernte in wenigen Tagen beginnen würde und sie dort zu arbeiten hätte.
Warum sie nichts gesagt hatten? Lag das denn nicht völlig offen auf der Hand? Diese Frage erstaunte Fhionn, genauso wie die Tatsache, daß Corvinius sie hatte aussprechen lassen. Überhaupt schien er ruhiger geworden zu sein. Vielleicht begann sich langsam bei ihm die Wahrheit über seinen ehemaligen maiordomus zu setzen. Aber er wußte längst noch nicht alles. Es würde möglicherweise Monate dauern, bis Stück für Stück die Wahrheit über Matho ans Licht kam. Das was er heute von ihr und den anderen Sklaven gehört hatte, war nur die Spitze des Eisberges.
Trotzdem rechnete Fhionn nicht mit Güte, wenn er sein Urteil über sie sprach. Vielleicht käme sie mit dem Leben davon, doch wie würde ihr Leben danach noch aussehen. Wie er bereits sagte, sie war eine Mörderin. Auch wenn die Sklaven des Hauses, sie heute noch für ihrer Tat bewunderten, würden sie morgen, wenn Gras über die Sache gewachsen war, sie auch als eine Mörderin sehen. Durch ihre Tat war sie gezeichnet, wenn auch nicht äußerlich, dann doch tief in ihr drinnen. Diese Tat würde sie ewig bis ans Ende ihres Lebens mit sich herum schleppen.
Sie sah in sein steinernes Gesicht, als er ihr diese eine Frage stellte. Warum? "Du mir hätten glauben? Wenn ich sagen schlecht über Matho? Und Mato? Wenn er gewusst, dann… das!" Unvermittelt drehte sie ihm ihren Rücken zu und öffnete ihre Tunika. Mehrere fast verheilte Striemen kamen auf ihrem Rücken zum Vorschein, die von Schlägen mit einem Stock oder einer Rute stammen mußten. Eine Weile blieb sie so stehen, ohne noch etwas hinzuzufügen. Das Bild von ihrem Rücken mußte ihm Antwort genug sein.
Er hatte also dieses grausige Flüstern auch gehört und auch ihn ängstigte es! Sie hatte es sich nicht eingebildet. Aber wieso konnte Matho, wenn es denn wirklich Matho war, durch die Villa geistern und jedem den Schlaf rauben? Matho war tot! Sie selbst hatte dafür gesorgt, daß er tot war. Aber jetzt schien er zurückgekommen zu sein, um sich zu rächen, an Fhionn!
Die Keltin hatte solchen Geistergeschichten von herumgeisternden Toten eigentlich nie viel Glauben geschenkt. Doch diese Nacht sollte sie eines Besseren belehren.
Die Sklavin drückte sich noch dichter an Avianus, besonders als sie wieder diese Stimme hörte und sie schließlich die furchterregende Lichtgestalt erblickte. Das konnte nicht sein!
Aus einem Reflex heraus, trat Avianus überstürzt die Flucht an und riß Fhionn mit sich. Er hatte sie am Arm gepackt. Sie rannte, so schnell sie konnte, den Gang entlang, hinter Avianus her. Eher ziellos war ihre Flucht. Vor was sie eigentlich genau wegrannten wußte wohl weder der Römer noch die Sklavin Fhionn selbst hatte die Orientierung in der Dunkelheit verloren. Als sich neben ihr eine Tür abzeichnete, riß sie am Arm des Römers. "Hier ist Tür! Wir gehen hinein?"
Der Aufprall hatte Fhionn und den Getroffenen zu Boden stürzen lassen. Der Mann gab einige Wortfetzen von sich. Wie ein Geist hörte sich das nicht an. Dies war ein Mensch aus Fleisch und Blut und was noch schlimmer war, es war ein Aurelier! Die Stimme kam ihr bekannt vor. Es war dieser junge Schnösel, Avianus! Auch das noch! Er nannte ihren Namen, er hatte sie erkannt. "Ja, ich Fhionn!" Langsam aber entschlossen versuchte sie sich wieder aufzurichten. Wenn es doch nur etwas heller gewesen wäre! Konnte nicht einer mal das Licht anmachen, dachte sie sich und fluchte still dabei. Wenn sie den erwischte, der ihr so übel mitspielte in dieser Nacht! Der konnte was erleben!
Plötzlich erfasste sie wieder dieser eiskalte Windhauch und aus der Ferne drang wieder dieses langgezogene leer klingende Flüstern Fhhhhiiiiiioooonnnn. Sie erstarrte. "Du haben gehört auch das?" flüsterte sie angsterfüllt Avianus zu. Wo war eigentlich Caelyn und was war aus dem anderen Licht im Gang geworden, vor dem sie geflüchtet war? Irgendetwas ging nicht mit rechten Dingen zu, in diesem Haus. Das stand nun fest.
Als das Flüstern scheinbar näher kam, begann Fhionn schrecklich zu zittern. Fhhhiiiiooonnn, duuu hasssttt miiichhh getöööötetttt! "Was? Hast du gehört?" Mit ihrer Hand suchte sie wieder nach Avianus, damit sie sich an ihm festklammern konnte. Sie hatte unglaubliche Angst. "Ich habe niemanden getötet!" rief sie ins Leere, um sich gegen die gruslige Stimme zu verteidigen. Doooooccchhh, miiiccchhh haaaasssttt duuuu getöööötet. Mathooooo! "Matho???", rief sie entsetzt. "Das kann nicht sein! Du tot, Matho! Du nicht Matho, Matho tot! Ich habe ihm selbst das Messer in die Brust gestoßen!" Fhionn war dem Wahnsinn nahe. Sie verfiel in ihre Muttersprache und beteuerte immer wieder, sie hätte Matho das Messer in die Brust gestoßen. Plötzlich erschien eine leuchtende Gestalt, die dem ehemaligen maiordomus täuschen ähnlich sah.
Toll! Die erste Pinkelszene, die ich hier lese!
Als Caelyn plötzlich davon lief, hatte Fhionn noch protestieren wollen. Unter keinen Umständen wollte sie jetzt noch allen bleiben. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis sie wieder zurückkam. Doch das, was sie erzählte, steigerte Fhionns Furcht noch.
Bevor sie den Gang entlang liefen, hatte sie erst noch daran gedacht, vorsichtshalber ein Messer einzustecken. Man konnte nie wissen! Sie tat es aber dann doch nicht, da sie doch schlechte Erfahrungen mit Messern gemacht hatte.
Ihre beiden Öllampen spendeten gerade einmal so viel Licht, damit die ihre Füße auf dem Boden sehen konnten. Vor ihnen und hinter ihnen, war nur die Dunkelheit. "Pssst!", machte Fhionn plötzlich, bleib stehen und hielt Caelyn ebenfalls zurück. "Du hören Geräusch? Ist wie Geräusch von Fuß." Fhionn hielt den Atem an, damit sie auch jedes kleinste Geräusch hörte. Diese Schritte schienen auf sie zu zukommen. Ein kalter Luftzug kam ihnen plötzlich entgegen. Die beiden Flammen ihrer Lämpchen flackerten gefährlich und drohten gleich zu erlöschen. Dann war auch wieder dieses Fhhhiiioooonnn zu hören. Im gleichen Augenblick erloschen die beiden Flammen. "Oh nein! Du haben gehört?" Angst und Verzweiflung klangen mit in Fhionns Stimme.
Schließlich sah Fhionn einen kleinen Lichtschein vor sich, der auf sie zukam. Die Sklavin konnte nicht mehr! Sie schrie lauthals auf und rannte in die entgegengesetzte Richtung, bis sie mit jemandem zusammenprallte. Wieder schrie Fhionn auf, befühlte, wen sie dort vor sich hatte. Es mußte ein Mann sein, nach der Breite seiner Schultern zu urteilen. "Bitte! Du mir nichts tun!", flehte sue.
Der Keltin blieb fast das Herz stehen, als sie Caelyns Gesicht vor sich sah. Die Gallierin begann daraufhin, sie auf das übelste zu beschimpfen. Fhionn wusste nicht mehr, was sie sagen sollte! Auch in ihr hatte sich die Wut gesammelt. Sie fand es überhaupt nicht lustig, daß sich offensichtlich jemand auf ihre Kosten einen Scherz erlaubte.
"Ich bin nicht irre! Du bist irre! Warum du schleichst dich nachts in Gänge von Haus? Warum du nicht liegen in Bett wie andere auch? Dann du auch hast geflüstert Fhhiioonnn? Du waren das, hm?" In der letzten Zeit waren diese Art von Gefühlsausbrüchen bei Fhionn so gut wie gar nicht mehr vorgekommen. Alles was die Sklavin belastet hatte, schluckte sie stets, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Doch hier ging es um ihre Ängste und wie man sie damit in die Enge treiben konnte.
Kurz nach diesem aufbrausenden Zusammentreffen, hörten beide Frauen, diesen Schrei, der aus dem Wohntrakt stammen mußte. Caelyns loses Mundwerk fand sogleich die passenden Worte, während Fhionn angstvoll in die Richtung blickte, aus der der Schrei gekommen war. Wenigstens war sie jetzt nun nicht mehr allein! Zu zweit konnten sie nachsehen, woher der Schrei gekommen war. Fhionn war sich sicher, es mußte etwas passiert sein und sie glaubte auch zu wissen, daß dies mit den unheimlichen Vorgängen zu tun hatte, die ihr an diesem Abend bereits widerfahren waren.
"Komm, laß uns nachsehen, woher Schrei kommt!", forderte sie Caelyn auf.
Offenbar hielt Caelyn nicht viel von derlei Tröstungen. Schneller als Fhion gedacht hatte, befreite sich die Sklavin aus ihrer Umarmung und schickte sie beide, Siv und Fhionn zu Bett. Völlig verdutzt sah sie die Germanin an. Sie hatten ihr doch nur helfen wollen! Allerdings mussten sie auch akzeptieren, wenn Caelyn nicht ihre Hilfe annehmen wollte. Fhionn konnte sich gut vorstellen, wie schwierig es war, mit anderen über seine intimsten Gefühle zu sprechen. Caelyn war es nicht gewohnt, sich mit ihren Problemen an andere zu wenden. Auch das mußte sie erst noch lernen.
So stand sie auf, warf Caelyn noch einen Blick zu. "Du immer kommen können, wenn du brauchen Hilfe!" Dann ging Fhionn zu ihrem Bett und legte sich schlafen. Die Nacht war kurz und der nächste Tag, versprach wieder lang zu werden.
Die Minuten, in denen sie wartete, vergingen und sie kamen ihr vor, wie Stunden. Der barsche Befehlston Corvinus´ ließ sie eingeschüchtert aufsehen. Fhionn nahm auf einem der Stühle Platz.
Nach ihrem Eintreten war kurz noch einmal die Tür aufgegangen. Die kleine Tilla hatte sich verstecken wollen, war aber den aufmerksamen Blicken des neuen maiordomus nicht entgangen, der sie kurzerhand aus dem Arbeitszimmer seines Herrn entfernte. Nach diesem kleinen Intermezzo trat wieder die Stille ein, bis sie erneut durch Corvinus gebrochen wurde. Sein Ton war kühl und rau ihr gegenüber. Er war einschüchternd und förderte nur noch ihre Angespanntheit.
Doch Fhionn begann zu erzählen. Sie erzählte von Anfang an. Dem Tag, an dem sie zusammen mit den anderen Sklaven und Ursus nach Germanien aufgebrochen war. Diese lange und beschwerliche Reise hatte sie noch gut in Erinnerung und auch, als die Ägypterin auf der Reise krank wurde. Auf der Hinreise hatte sich Matho noch zurückgehalten, denn da stand er ja noch unter Ursus´ Aufsicht. Doch als sie dann in der Villa in Mogontiacum angekommen waren, da zeigte er sein wahres Gesicht.
Anfangs hielt sie sich noch zurück, aber je länger sie erzählte, desto mehr Emotionen kamen in ihre Rede, was dazu beitrug, dass sie immer lauter wurde und sich hineinsteigerte.
"Er hat bestraft, wenn wir nicht tun was er sagen. Manchmal wir bekommen kein Essen, oder Trinken. Wenn Siv war geflohen, dann er hat sie einsperrt und nicht geben Essen. Aber Merit und ich haben gegeben Essen, heimlich. Einmal er hat entdeckt. Dann er geschrieen fürchterlich und geschlagen uns. Wenn wir gehen zurück, er hat Siv angebunden und nicht geben Essen. In der Nacht ich bringe ich mein Brot, dann Matho hat gesehen, er mich auch hat angebunden auf Wagen, so wie Siv. Und einmal, am Abend wenn wir haben Zelt aufgebaut, ich sollte Eisenstück in Boden machen, ich habe Stein genommen, kein Hammer, er mir nicht gegeben Hammer, dann Eisen ist kaputt. Ich in der Nacht draußen schlafen. Er sage immer böse Sachen zu mir und andere und mir immer gedroht. Jetzt er hat seine Strafe. Jetzt er nicht mehr böse!" Nein, niemals würde er jemandem wieder etwas zu leide tun. Niemals mehr!
Caelyn hatte sich allem Anschein nach besonnen, und sprach endlich aus, was ihr auf dem Herzen lag. Sie tat das, ohne so abweisend zu wirken, wie sie es die ganze Zeit getan hatte. Woran das lag, konnte sie sich auch nicht erklären. Vielleicht hatte Caelyn einfach gemerkt, wie leichter es wurde, wenn man darüber sprach, was einem schmerzte. Aber was sie letztlich von sich gab, war sehr knifflig, um nicht zu sagen aussichtslos.
Was sollte sie ihr denn nur sagen? Wie hätte sie sie trösten können, ohne sie dabei anlügen zu müssen. Alles was ihr hätte Hoffnung geben können, wäre nur eine Illusion gewesen.
Sivs Antwort war die einzig richtige gewesen. Es tut mir leid! Mehr konnte man Caelyn nicht mit auf den Weg geben.
"Caelyn, ich kann verstehen, warum du so traurig. Ich war auch traurig, wenn ich verlieren Mann und Kinder, weil sie sind tot. Dein Freund nicht ist tot, aber auch ganz weit weg. Aber du behalten ihn in Herz. Irgendwann du nicht mehr traurig! Aber du noch einmal gehen zu Ursus um sprechen mit ihm, so wie du jetzt sprechen mit uns." Fhionn kannte mitlerweile Caelyns Temperament. Sie konnte sich schon vorstellen, welchen Ton sie bei Ursus angeschlagen hatte. Trotzdem setzte sie sich ganz dicht neben sie und hielt sie mit ihren Armen fest, damit sie eine Stütze hatte und ihren Tränen freien Lauf lassen konnte.
Fhionn waren die Blicke der anderen Sklavinnen nicht entgangen. Auch was Tilla ihr mit ihren Händen mitteilte, hatte sie gesehen. Doch war es nicht an Tilla oder Caelyn zu entscheiden, ob die an diesem Ausflug teilnehmen durfte oder nicht.
Ursus richtete das Wort an sie. Natürlich hatte sie nicht um Erlaubnis gefragt, denn sie wußte, wie Corvinus´ Antwort ausfallen würde.
"Nein", antwortete sie mit belegter Stimme und schüütelte dabei leicht den Kopf.
Auch seine Aufmunterungen halfen ihr nicht viel. An den nächsten Frühling dachte sie noch gar nicht, solange nicht der Winter begonnen hatte. Wer wusste, was dieser bevorstehende Winter noch alles brachte? Fhionn nickte nur traurig und ging zurück ins Haus, ohne sich noch einmal umzublicken.
ZitatOriginal von Tilla Romania
Fhionn hatte keine Augen für Tilla gehabt. Vielleicht lag dies an ihrer immer noch bestehenden Anspannung und der Tatsache, daß sie nie damit gerechnet hätte, daß Tilla außen an der Hauswand von Fenster zu Fenster kletterte. Doch als das Mädchen plötzlich in Fhionns Gesichtsfeld auftauchte, erschrak sie erst. Sie war aus einer Art Wachtraum erwacht und schüttelte sich erst.
"Tilla, was du machen? Wieso du klettern durch Fenster?" Wahrscheinlich, weil ja die Tür zugeschlossen war! Allerdings, wenn man sie hier entdeckte, dann war das nicht gut! Doch Tilla störten Fhionns sorgen wenig. Vielmehr begann sie wild gestikulierend zu gebärden, so daß Fhionn kaum folgen konnte. Angst sprach aus Tillas Gesicht, fürchterliche Angst. Offenbar hatte sie heute Morgen nach dem Aufwachen erfahren, was passiert war. Das dumme war nur, Fhionn konnte sie diesmal nicht trösten. Sie hätte Tilla etwas vorlügen müssen, wenn sie sie beruhigt hätte und ihr gesagt hätte, alles würde wieder gut werden. Nichts würde wieder gut werden! Nie mehr! Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis Corvinus sein endgültiges Urteil über sie sprechen würde. Sie hatte die Hoffnung längst aufgegeben, heil aus dieser Sache herauszukommen.
Tilla schilderte ihr, was damals mit ihr geschehen war, als man sie verstummen ließ. Tröstend strich Fhionn ihr übers Haar. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür und Brix trat ein. Sie küsste noch schnell Tillas Stirn. "Vergiß mich nicht!" Dann ging sie mit Brix hinaus.
Der frischgebackene maiordomus brachte sie in Corvinus´ Büro, wo sie am Abend zuvor bereits mit Siv gewesen war. Der Römer wandte ihr den Rücken zu. Vor seinem Schreibtisch blieb sie stehen und senkte schweigend ihren Blick. Eigentlich war es ihr gleichgültig geworden, auf welche Weise er sie töten lassen wollte. Sie wollte nur, daß es bald ein Ende fand.
Sie strich Tilla noch einmal über ihr Haar und die Wange, nickte ihr dann zu und folgte dem Mädchen dann hinab. Ein nettes Versteck, dachte Fhionn noch, als sie nich noch einmal umwandte, bevor sie schließlich mit Tilla die Straße erreichte.
Sie bemerkte, wie die junge Sklavin ganz plötzlich erstarrte. Vor etwas mußte sie fürchterliche Angst haben. Gleich darauf erkannte sie auch, was es war. Auch sie sah die Männer, die sich eifrig miteinander unterhielten. Worum es genau ging, konnte Fhionn nicht erfassen. Doch alleine die Anwesenheit dieser Männer verursachte bei ihr auch Furcht. Sie wußte, wie leicht man in Schwierigkeiten geraten konnte, wenn man auf eigene Faust unterwegs war. Man sah den beiden Sklavinnen zwar nicht unbedingt an, daß sie Sklavinnen waren, doch früher oder später würde dies ans Tageslicht kommen. Dann war es nur noch einen Katzensprung zu der Behauptung, die beiden wären entflohene Sklaven, was sie dann noch schneller in den Carcer bringen würde. Besser war es, auf der Hut zu sein und sich von niemand erwischen zu lassen!
Fhionn zog an Tillas Hand. "Komm, wir weg, zurück in Haus. Sie nicht dürfen finden uns!" Vielleicht gab es ja noch einen anderen Ausgang, aus dem sie unbemerkt entwischen konnten.