Die Leichtigkeit hatte mich kurz verlassen, als ich über meine erste Ehe gesprochen hatte. Selbst jetzt saß der Schrecken noch tief, die erlittene Pein einfach zu vergessen. Septima konnte sich wirklich glücklich schätzen, daß man sie mit Ursus vermählt hatte. Auch wenn meine Beziehung zu ihm in den letzten Wochen etwas gelitten hatte, so gab es doch keinen Zweifel daran, daß seine Qualitäten als Ehemann hervorragend waren.
"Seine erste Frau? Nun, ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Darüber hat er niemals gesprochen." Im Grunde hatten wir kaum miteinander gesprochen. In dieser Ehe hatte es an jeglichen Gemeinsamkeiten gefehlt.
Ich war froh, daß Septima auf diesem Thema nicht weiter herumritt. Hätte sie mehr gewußt, sie hätte mich wahrscheinlich mit ganz anderen Augen gesehen. Dann hätte sie feststellen können, wie schwach ich sein konnte, wenn man mir den Boden unter den Füßen entzog.
"Ja, das hast du! Daran besteht gar kein Zweifel. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, daß er dir auch nur einen Wunsch verwehrt," pflichtete ich ihr bei und strahlte sie dabei an. Ja, wenn man die beiden beobachtete, fragte ich mich manchmal, ob ich mir nicht den falschen Aurelier ausgesucht hatte. Aber nein, an so etwas wollte ich gar nicht denken! Marcus war ein guter Ehemann, voller Nachsicht und Güte und wie sich gezeigt hatte, konnte er auch vergeben.
Die Tiberia machte es dem neuen Sklaven nicht unbedingt einfach. Nun blieb sie auch noch bei ihm stehen, um ihn genauer zu inspizieren. Mir kam es erst gar nicht in den Sinn, mich in den Sklaven hineinzuversetzen, was in ihm gerade vorgehen mußte. Jedenfalls hatte er sich gut im Griff. Solchen Barbaren sagte man ja auch oft nach, daß sie sich gerne auf unschuldige Frauen stürzten, wenn sie erregt waren. Glücklicherweise tat er es nicht, denn ich hatte es versäumt, vor dem Balneum einige Custodes postieren zu lassen, die uns im Notfall zur Hilfe hätten eilen können.
Doch nachdem Alexandros zu uns gestoßen war, mußte wohl oder übel jenes Knistern, was in der Luft gelegen hatte, weichen. Sobald er den Mund aufgemacht hatte, war es wirklich schwierig, sich im Griff zu behalten und sich nicht über ihn lustig zu machen.
"Nun, du hast es gehört! Entferne ihm die Haare mit Wachs!", antwortete ich Alexandros und versuchte dabei nicht zu grinsen. Selbstredend ignorierte ich völlig Aedans Einwurf, der ganz und gar irrelevant war. Lediglich die Barthaare entfernte man mit einer Rasierklinge. Außerdem stand es ihm nicht zu, sich zu äußern, wenn er nicht gefragt worden war. Es war ohnehin schon damit zu rechnen, daß sich Alexandros nicht nur auf das Entfernen der Haare bei diesem Sklaven beschränkte.
"Nimm ihn mit dir und bringe ihn erst wieder, wenn er gänzlich von seiner Körperbehaarung befreit ist." Damit wandte ich mich wieder um und maß den beiden Sklaven keinerlei Aufmerksamkeit mehr bei.
Alexandros verbeugte sich leicht. "Wachs! Ja, das ist gut! Wie´s die Damen wünschen! Ich bring ihn dann wieder!" Dann glitt sein vielversprechender Blick zu dem nackten Sklaven. Ihm gefiel auch was er sah.
"Mei, schaust du gut aus! Komm, gehen wir!"
Als die beiden Sklaven bereits im Begriffen waren zu gehen, war es Alexandros neues Parfum, was die Aufmerksamkeit Septimas erregte. Natürlich teilte ich ihr Interesse. Es gab nichts besseres, als den eigenen Parfumeur im Hause zu haben. So winkte ich Charis mit der Phiole herbei. Als sie sie öffnete, konnte man einen blumigen Duft wahrnehmen, der auf den einen oder anderen vielleicht etwas schwer wirkte.
"Und? Was meinst du?" fragte ich Septima.