Sim-Off:Was lange währt, wird endlich gut!
Es war immer mit Peinlichkeiten verbunden, wenn sich jemand in der Öffentlichkeit so gehen ließ. Und wenn dann auch noch die Bloßstellung durch eine Zurechtweisung folgte, wie es in diesem Fall durch die Vestalin selbst geschehen war, dann war das noch peinlicher. Die Iunia wäre in diesem Moment wohl am allerliebsten im Erdboden versunken, wenn sie es gekonnt hätte. Nun ja, gewisse Umständen wußten dies zu verhindern und so bat sie vielmals um Entschuldigung bei all denen, die Zeugen ihrer Entgleisung geworden waren. Die Claudia zeigte sich versöhnlich. Was sollte sie auch anderes machen?
Ich fand es indes besser dies unkommentiert zu lassen, ich dachte mir meinen Teil. Schließlich war ihre Großmutter ja auch nicht ganz unschuldig gewesen. Die Germanica blieb ziemlich ungerührt, sie war wohl ein wahrer Hausdrache par excellence. Wahrscheinlich stand es um die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin auch nicht zum besten. Allerdings war es auch ein schlimmer Fauxpas, solche privaten Angelegenheiten nach außen zu kehren. Stattdessen lächelte ich einfach nur belanglos und übersah die ganze Sache großzügig.
Laevina jedenfalls zeigte sich äußerst beeindruckt, als ich Marcus erwähnt hatte. Pontifex und Senator, meine Güte! Das hörte sich auch schon außerordentlich pompös an. Wahrscheinlich konnte man da in ihren Kreisen gar nicht mithalten. Die Alte, die einer vertrockneten Pflaume ähnelte, nach ihrem Gatten zu fragen, wäre wohl auch eher unpassend gewesen. Für gewöhnlich waren Damen in ihrem Alter bereits lange Jahre verwittwet, es sei denn, ihr Gatte war robust und hatte sich gut gehalten. Erst die Enkelin hatte es wohl zu etwas gebracht. schließlich war ihr Gatte ebenfalls Senator.
"Oh ja, das bin ich, meine Liebe! Ja, das bin ich." War ich tatsächlich stolz auf Marcus? Ich mußte gestehen, darüber hatte ich nie einen Gedanken verloren. Er war schon von Anbeginn eine gute Partie gewesen. Eben würdig für eine Flavia, wie mich. Ob unsere Ehe glücklicher verlaufen wäre, wenn er nicht der gewesen wäre, der er war? Das waren alles Spekulationen, zu denen ich mich nicht hinreißen ließ. Ich war einfach der Tradition gefolgt: Patrizierweibchen heiratet Patriziermännchen, zusammen sorgen sie für einen Stall voll Patrizierkinderchen… Ups! Genau da war der Haken!
Glücklicherweise mußte ich der Konversation folgen und war deswegen nicht gezwungen mir wieder Gedanken über den ausbleibenden Nachwuchs zu machen.
Natürlich wunderte es mich nicht, daß die Vestalin Marcus kannte. Aha, bei ihrer Priesterprüfung hatte sie ihn kennengelernt. Marcus erzählte nie viel über seine Arbeit im Cultus Deorum. Ich fragte mich, was wir uns eigentlich noch zu erzählen hatten? In letzter Zeit hatte es nur noch ein Thema gegeben - ein Kind! Indessen heimste ich noch mehr Lob für meinen Mann ein.
"Ja, in der Tat! Das ist er!", antwortete ich der Claudia. Ich sah wieder zu der Iunia hinüber, deren -Gesichtsfarbe sich langsam wieder normalisierte.
"Wie steht es mit deinem Gemahl, Iunia? Ich hörte, er stellt sich erneut zur Wahl.", fragte ich sie.
Unsere Unterhaltung setzte sich fort. Die Germanica erkundigte sich, ob auch ich im Dienst der Götter stand.
"Nein, leider nicht!", antwortete ich ihr. Was hieß denn da leider? Mir reichte es schon, bei den Opferungen zugegen sein zu müssen, wenn das Blut der Opfertiere floß. Wenn ich mir nun vorstellte, dies immer selber tun zu müssen, dreht sich mir der Magen um. Nein, dieses blutige Handwerk war nichts für mich! Umso besser, daß nun die ganze Aufmerksamkeit auf Romana gelenkt wurde. Allein schon wegen der Tatsache, daß sie diese Bürde ihres Amtes freiwillig auf sich genommen hatte, gebührte ihr schon Respekt! Und die Ehre, die ihr und ihrer Familie damit zuteilwurde, nicht zu vergessen. So konnte ich den beiden verfeindeten Damen, die sich allerdings hier einmal einig waren nur zustimmen!
"Ja, es ist eine besondere Ehre, die dir dadurch zuteilwird, Claudia! Ich fand es sehr beeindruckend, als ich hörte, du hättest aus freien Stücken deinen Weg gewählt. Dieser Umstand ehrt dich außerordentlich, meine Liebe. Wir alle haben dir deswegen Respekt zu zollen!"
Nun ja, was Romana dann noch über diverse fremde Kulte sagte, so war ich hin und hergerissen, ihr zuzustimmen, schließlich sympathisierte ich mit dem Isis-Kult. Wie konnte sie auch diese schrecklichen, blutrünstigen Christianer mit den Anhängern der Isis in einen Topf werfen? Natürlich widersprach ich ihr nicht. Ich wollte mich ja nicht zum Gespött der Leute machen, die Flavia, die sich mit einer Priesterin der Vesta anlegte! Nein, nein, das ließ ich schön bleiben!
"Ja, diese furchbaren Christianer! Wehret den Anfängen, sage ich nur!", pflichtete ich ihr schließlich bei.