Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Witjon war mit Ragin zum Domus Petronia aufgebrochen, um eine Angelegenheit zu klären, von der Witjon sich im Bestfall großen Profit versprach. Sie hatten das überfüllte Forum über Parallelstraßen gefolgt, bis sie auf die Via Borbetomagna abbogen, wo sie bald den neuen Wohnsitz des ehemaligen Primus Pilus der Legio Secunda erblickten.
    Dort angekommen klopfte Witjon kräftig an die Eingangstür und wartete, bis ihm geöffnet wurde.

    Witjon schaute einige Male interessiert von Lando zu Ragin und wieder zurück, während er seinen Brei und das Wildbret mampfte. Zeitweilig beobachtete er Ratbald, der sich aber offenbar nicht im geringsten für das Gespräch interessierte und wortlos aß. So schob er sich noch eine ordentliche Ladung Beeren rein und füllte seinen Becher auf. Auch wenn es nicht danach aussah, war er der Unterhaltung aufmerksam gefolgt und hatte hier und da die Stirn gerunzelt oder eine Augenbraue gehoben. Er war noch nie in Magna gewesen, weshalb er nun umso genauer zuhörte und erfahren wollte, wie die Lebensumstände dort momentan waren. Was er hörte, war zwar nicht allzu genau, besonders was die Beziehungen der Stämme zueinander und zum Reich betraf, doch die restlichen Ausführungen wunderten ihn nicht sonderlich.

    Witjon schloss die Tür und ging einige Schritte auf den Schreibtisch des Duumvirs zu. Ohne große Umschweife begann er zu erzählen...
    Davon, dass Sveija, ihre junge Haushälterin verschwunden war und, dass sie auf dem Markt nach ihr gesucht hatten und wie sie dabei die alte Frau gefunden hatten, die ihnen von der Entführung erzählte und, dass Witjon nun eine Anzeige aufgeben wollte, um nach den Entführern und der Haushälterin zu suchen. Als er tief durchgeatmet hatte, verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Harlif erwartungsvoll an.

    Nachdem sie niemanden im Officium des Scribas vorgefunden hatten (Wir erinnern uns: Matrinius hatte fristlos gekündigt), klopfte Witjon mit Ragin und der alten Frau im Schlepptau an die Tür des Duumvirs. Als sie von drinnen hereingebeten wurden, öffnete er die Tür und führte die kleine Gruppe in Harlifs Officium.
    "Heilsa Harlif. Darf ich vorstellen? Das ist Ragin Teutormarssohn. Er kam erst vor kurzem zu uns." Er deutete auf den schmächtigen Jungen an seiner Seite. Dann wies er auf die alte Gemüsehändlerin. "Und dies hier ist eine alte Frau, die als Zeugin für einen Vorfall mit uns gekommen ist."
    Witjon war durchaus bewusst, dass er mit der Tür samt Türrahmen und allem drum und dran ins Haus fiel, doch in diesem Fall war ihm nicht nach Süßholzraspeln, Kleinsprech und ähnlichen Zeitverschwendungen zumute.




    Sim-Off:

    Tut mir leid, wenn ich gegen jegliche Regeln des Anklopfens und Hereinbittens verstoße. :D

    Amon:
    Nach einem langen Moment des Grinsens und der Schadenfreude befand Amon, dass er sich mal wieder einbringen sollte. Er trat an die Kundin heran und umschmeichelte sie gekonnt.
    "Meine Dame, dieses Kleid steht dir vorzüglich! Solch eine schöne domina habe ich schon seit langem nicht gesehen!" Natürlich war das ziemlich dick aufgetragen, aber er wollte die Aufmerksamkeit wieder auf sich und seine Waren lenken. So holte er noch eine Schatulle hervor, die geöffnet eine kleine Anzahl prachtvoller Schmuckstücke preisgab.
    "Allerdings...wenn du dieses Kleid noch mit glitzerndem, prachtvollem Goldschmuck kombinierst, wird dein Anblick unübertrefflich sein!"

    Witjon schaute die Alte entsetzt an. Insgeheim war er zwar froh, dass die Suchaktion so schnell Ergebnisse erzielte, doch war er umso erschrockener, als er hörte, was Sveija geschehen war. Was mochten die Kerle wohl mit ihr gemacht haben? Hoffentlich lebte sie noch, wer weiß was einem jungen Mädchen hier alles zustoßen konnte. Er wollte es sich gar nicht ausmalen.
    "Vielen Dank gute Frau. Wir werden sie als vermisst melden. Kannst du mit uns zum Duumvir kommen?"


    Die Frau schaute Witjon skeptisch an. "Unn wer soll jetzt mei Zeug verkoofe? Da wer ich jo mei Zeug iwwerhaupt nimmer los. Wilscht mich arm moche mei Bu?" Witjon schaute die Alte ernst an. Sie bot Gemüse an. Er kramte in seinem Geldbeutel und warf ihr mehrere Münzen in Sveijas Korb. "Ich kaufe dir deine Waren komplett ab. Für das Geld hättest du dreimal so viel Gemüse verkaufen müssen. Reicht das aus?"
    Die Frau schaute ihn mit großen Augen an, nickte dann und steckte das Geld schnell ein. Witjon nickte zufrieden und machte sich auf zur Curia, gefolgt von dem erstaunten Ragin und der fröhlich dreinschauenden Gemüsehändlerin.

    Witjon warf Ragin einen skeptischen Blick zu, als er so leichtfertig daherredete. Auf dem ganzen Markt waren hübsche Mädchen mit weißen Hauben oder ähnlicher Kleidung zu finden und es wurde immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Nachdem sie bestimmt eine halbe Stunde durchs Gedränge gekreucht waren, lehnte sich Witjon an die Mauer eines an den Markt angrenzenden Gebäudes und atmete geräuschvoll aus. "Verflucht, so finden wir sie niemals!" Er verschränkte die Arme vor der Brust und suchte bereits nach einer effizienteren Suchmethode, als ihm in einer Matschfütze einige Fuß entfernt etwas helles auffiel. Er deutete dorthin.
    "Sieh mal, was ist das dort?"

    Witjon setzte sich mit den anderen und nahm das Brot entgegen, als er an der Reihe war. Er folgte dem Gespräch zwischen Ragin und Lando eine Weile, dann bemerkte er wie sein Magen grummelte. Das Brot reichte offenbar nicht, also bediente er sich großzügig. Er schaufelte ordentlich Hirsebrei auf seinen Teller, dazu schnitt er sich ein saftiges Stück vom Wildbret ab. Nachdem er seinen Becher gefüllt hatte, reichte er das Bier an Ratbald weiter. Ohne das Gespräch stören zu wollen murmelte er ein "N'Gudn!", dann schob er sich den ersten Löffel Hirsebrei in den Mund. Es folgten weitere und das Abendessen nahm seinen Lauf. Erst als Ragin dann losrannte, um die Schwerter zu holen, ließ Witjon einen Moment lang von seinem Essen ab, um dem Jungen hinterherzuschauen. Flinker Bursche... dachte er und schmunzelte Lando an. Bald erschien Ragin wieder im Atrium und Witjon lehnte sich kurz auf seinem Stuhl zurück, um Landos Reaktion zu beobachten.

    Witjon blieb abrupt stehen, als er beinahe eine alte Frau über den Haufen rannte. Er hörte Ragins rufen und drehte sich um. "Oh entschuldige. Du kennst sie ja noch gar nicht. Tut mir leid, ich habe schon in meinem Kindertagen mit ihr gespielt. Sie ist...blond, schlank, nicht übermäßig groß und trägt gewöhnlich eine weiße Haube, die ihr Haar bedeckt...." antwortete er und fügte leise hinzu: "...und sieht gar nicht mal schlecht aus."
    Er ging auf Ragin zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte ihn mitten ins Gedränge. "Dann suchen wir eben zusammen."

    Witjon und Ragin waren zum Marktplatz marschiert. Auf dem Weg dorthin hatten sie die Augen nach der jungen Haushälterin offen gehalten, sie jedoch nirgends entdecken können. Auf dem Platz angekommen, wies Witjon nur stumm nach Links, während er Ragin mit einem auffordernden Blick bedachte. Er selbst würde den Platz von Rechts her umrunden, um dann langsam zwischen den Marktständen zu suchen.

    Witjon nickte ernst. Sollte Thorleif einem prorömischen Stamm angehören, würde das kein Problem darstellen, andernfalls müsste er sich wohl noch ordentlich ins Zeug legen, um zu beweisen, dass er nichts im Schilde führte.
    Landos Blick sprach Bände und so runzelte Witjon die Stirn und wechselte das Thema.
    "Sag mal, bedrückt dich irgendetwas? Ist etwas vorgefallen, von dem ich noch nichts weiß? Gibt's Probleme?"

    Witjon schmunzelte, als er die Vorstellung verfolgte. Er musste an seine Ankunft in Mogontiacum denken und wie Irminar ihn willkommen geheißen hatte. Jetzt war das Landos aufgabe, da Dagmar außer Landes war und Irminar sie verlassen hatte. Wie schnell sich die Dinge doch änderten...

    Witjon schaute von einigen Unterlagen auf, als Thorleif eintrat. "Ah, sehr gut. Vielen Dank." Er überflog das Schriftstück und lächelte verhalten. Genau so hatte er sich das vorgestellt. "Thorleif, ich brauche eine Liste aller in Confluentes ansässigen Architekten. Pronto!" Damit entließ er seinen Scriba Personalis wieder und widmete sich seinen Unterlagen, die er angestrengt nach irgendetwas durchsuchte.

    Witjon war mit Freuden der Einladung Landos gefolgt und erschien nur kurze Zeit später im Atrium. Er hatte eine einfache und vor allem gemütliche Tunika angezogen, dazu eine leichte Stoffhose. An den Füßen trug er Carbatinae - an die römische Art, Solae zu tragen hatte er sich immer noch nicht gewöhnt. Er trat gut gelaunt zur Runde hinzu.
    "Heilsa alle zusammen! Bei Loki, dieses Mahl duftet köstlich. Wo bleibt Lando?" sagte er schelmisch grinsend.

    "Ein Volksmann." erwiderte er lächelnd. "Ich weiß nicht, von welchem Stamm er ist. Allerdings lebt seine Familie wohl schon länger auf dem Land bei Confluentes. Dort hat er auch eine öffentliche Schule besucht. Für die Tätigkeit als Scriba reicht das vorerst. Und die Referenzen und Fürsprecher kann er sich ja verdienen." meinte Witjon halb ernst, halb scherzend. Vitamin B war eben doch das Wichtigste in der Politik.

    Ein Hund? Witjon grinste breit. "Ich habe zwar einen Stadtschreiber im Scriptorium sitzen, ein merkwürdiger Kauz zwar, der aber sicherlich auch arbeitsfähig ist. Aber ich traue ihm noch nicht so recht über den Weg, da er bis jetzt ja immer unter der Fuchtel der Duumvirn gestanden hat. Deshalb habe ich einen jungen Germanen als Scriba Personalis angestellt. Er macht seine Sache gut, ist tüchtig und in jedem Fall ein angenehmer Zeitgenosse. Ich habe allerdings das Gefühl, dass er sich mit dem Posten als Scriba Personalis nicht zufrieden gibt. Ich würde ihn viel lieber als Scriba Confluentium einstellen."