An diesem für die Civitas so wichtigen Tag war Witjon mit seiner Familie natürlich auch anwesend. Seine Frau Octavena hatte ihn begleitet ebenso wie sein Sohn Audaod. Und Dagmar in Gefolgschaft ihrer beiden Pimpfe war auch mitgekommen, so dass die Duccii ausnahmsweise einmal wieder mit dem Adjektiv "zahlreich" beschrieben werden konnten, wenn auch nicht in überschwänglicher Manier. Sie alle musste Witjon vorstellen oder vorzeigen, denn jeder halbwegs wichtige Bewohner der Civitas hatte ein Interesse daran, Interesse an Witjons Glück zu heucheln. Hände wurden geschüttelt, Komplimente gemacht, Bekannte und Freunde gegrüßt. Salve hier, salve dort, halli, hallo, willkommen. Das übliche Trara. Witjon fühlte sich inmitten dieses Gewühls mittlerweile sowas von pudelwohl, dass er in völliger Routine seinen Weg bis zu den Plätzen der Decuriones machte und auch für seine Familie etwas Freiraum erkämpfte. Auch hier musste Witjon Smalltalk mit den Stadtoberen halten und sich als der wichtige Decurio präsentieren, der er war.
Es dauerte noch seine Zeit, bis das Prozedere seinen Anfang nahm. Man wollte warten, bis sich eine stattliche Anzahl an Schaulustigen versammelt hatte, nahm Witjon an. Und es kamen tatsächlich viele Menschen, die sehen wollten wie ihre Honoratioren den Segen der Götter für ihre Unternehmung erbaten. "Ein Glück, dass ich diese Tortur nicht auf mich nehmen muss", offenbarte er seiner Frau seine Erleichterung darüber, dass er in Mogontiacum bleiben würde. "Aber sie tun diese Reise für einen hehren Zweck." Er setzte zuckte leise schmunzelnd die Achseln und setzte dann wieder eine gewichtige Miene auf, denn Witjon stand als Decurio in der Öffentlichkeit natürlich auch ständig unter Beobachtung.
Schließlich betrat Lucius Petronius Crispus den Tempel und begann das Voropfer. Witjon warf dabei einen verstohlenen Blick auf dessen Vater, der zunächst konzentriert wirkte, wenig später aber in Gedanken abzuschweifen schien. Das jedenfalls ließ sich aus seinem leicht abwesenden Blick schließen. Witjon winkte einen seiner Handlanger herbei, die im Dunstkreis seiner Sippe ständig unterwegs waren, um Botengänge oder ähnliche Aufgaben wahrzunehmen.
"Sag Pontifex Petronius, dass er sich in Rom an meinen Vetter Senator Titus Duccius Vala wenden soll, wenn Unterkunft und ein Stadtführer gebraucht werden. Und in meinem Vetter, dem Kriegshelden, kann er vielleicht auch einen Fürsprecher beim Princeps Cornelius finden."
Der Handlanger nickte, verschwand zwischen den Leuten, und tauchte wenig später neben dem Petronier auf. Den sprach er möglichst leise an: "Pontifex, ich darf dir folgende Nachricht von Duccius Marsus ausrichten: In Rom sollst du dich an seinen Vetter Senator Titus Duccius Vala wenden, wenn die Gesandtschaft Unterkunft, einen Stadtführer oder einen Fürsprecher beim Kaiser benötigt."