Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    An diesem für die Civitas so wichtigen Tag war Witjon mit seiner Familie natürlich auch anwesend. Seine Frau Octavena hatte ihn begleitet ebenso wie sein Sohn Audaod. Und Dagmar in Gefolgschaft ihrer beiden Pimpfe war auch mitgekommen, so dass die Duccii ausnahmsweise einmal wieder mit dem Adjektiv "zahlreich" beschrieben werden konnten, wenn auch nicht in überschwänglicher Manier. Sie alle musste Witjon vorstellen oder vorzeigen, denn jeder halbwegs wichtige Bewohner der Civitas hatte ein Interesse daran, Interesse an Witjons Glück zu heucheln. Hände wurden geschüttelt, Komplimente gemacht, Bekannte und Freunde gegrüßt. Salve hier, salve dort, halli, hallo, willkommen. Das übliche Trara. Witjon fühlte sich inmitten dieses Gewühls mittlerweile sowas von pudelwohl, dass er in völliger Routine seinen Weg bis zu den Plätzen der Decuriones machte und auch für seine Familie etwas Freiraum erkämpfte. Auch hier musste Witjon Smalltalk mit den Stadtoberen halten und sich als der wichtige Decurio präsentieren, der er war.


    Es dauerte noch seine Zeit, bis das Prozedere seinen Anfang nahm. Man wollte warten, bis sich eine stattliche Anzahl an Schaulustigen versammelt hatte, nahm Witjon an. Und es kamen tatsächlich viele Menschen, die sehen wollten wie ihre Honoratioren den Segen der Götter für ihre Unternehmung erbaten. "Ein Glück, dass ich diese Tortur nicht auf mich nehmen muss", offenbarte er seiner Frau seine Erleichterung darüber, dass er in Mogontiacum bleiben würde. "Aber sie tun diese Reise für einen hehren Zweck." Er setzte zuckte leise schmunzelnd die Achseln und setzte dann wieder eine gewichtige Miene auf, denn Witjon stand als Decurio in der Öffentlichkeit natürlich auch ständig unter Beobachtung.


    Schließlich betrat Lucius Petronius Crispus den Tempel und begann das Voropfer. Witjon warf dabei einen verstohlenen Blick auf dessen Vater, der zunächst konzentriert wirkte, wenig später aber in Gedanken abzuschweifen schien. Das jedenfalls ließ sich aus seinem leicht abwesenden Blick schließen. Witjon winkte einen seiner Handlanger herbei, die im Dunstkreis seiner Sippe ständig unterwegs waren, um Botengänge oder ähnliche Aufgaben wahrzunehmen.
    "Sag Pontifex Petronius, dass er sich in Rom an meinen Vetter Senator Titus Duccius Vala wenden soll, wenn Unterkunft und ein Stadtführer gebraucht werden. Und in meinem Vetter, dem Kriegshelden, kann er vielleicht auch einen Fürsprecher beim Princeps Cornelius finden."


    Der Handlanger nickte, verschwand zwischen den Leuten, und tauchte wenig später neben dem Petronier auf. Den sprach er möglichst leise an: "Pontifex, ich darf dir folgende Nachricht von Duccius Marsus ausrichten: In Rom sollst du dich an seinen Vetter Senator Titus Duccius Vala wenden, wenn die Gesandtschaft Unterkunft, einen Stadtführer oder einen Fürsprecher beim Kaiser benötigt."

    Neugierig verfolgte Witjon das Geplapper der Kinder, nachdem er das Gebet beendet hatte. Er nahm sich derweil Brot und Käse und begann zu essen. Secundus und Sevilla schien Hispania ja sehr gefallen zu haben. Dagmar derweil lenkte das Gespräch unauffällig auf ihren aktuellen Aufenthaltsort.


    "Och joa, hier geht es langsam wieder bergauf. Ohne die Legionen und die Ala war es bisweilen etwas unsicherer als sonst sowieso. Die Banditen und Halunken in den Wäldern sind frech geworden, aber unsere Miliz konnte bisher zumindest das Umland der Civitas weitestgehend befrieden."


    Eine Scheibe Schinken wanderte auf die nächste Scheibe Brot, die Witjon sich fertig machte, was er beiläufig zu seinem Bericht erledigte.


    "Und über die Provinz könnte ich dir eine ganze Menge erzählen. Als Procurator Civitatium bekomme ich da mehr mit, als mir lieb ist. So viel sei verraten: Ein neuer Legatus Augusti Pro Praetore wird zukünftig herkommen und auch in unserer Legio Secunda scheint ein Führungswechsel anzustehen. Neuer Wind also, den wir vielleicht ganz gut gebrauchen können. Ansonsten ist's wie immer. Die Winter sind eiskalt, die Sommer sind arbeitsreich, und uns geht es besser denn je."


    Witjon zuckte mit den Schultern. "Et lüpt", meinte er gleichmütig, wobei er unabsichtlich ins Ubische verfiel.

    Witjon war an der Haustür sogleich von Albin empfangen und über seinen Besuch instruiert worden. Das war freilich kein Grund zur Hektik. Erstmal gab er seinen regennassen Umhang ab, zog seine matschigen Schuhe aus und suchte dann seine holde Frau auf, um ihr einen Kuss zu geben. Erst im Anschluss daran und obendrein mit einem Becher dampfenden Glühweins gesellte Witjon sich zum Matinier.


    "Guten Abend Magister Vici Matinius." Er reichte dem Mann die Hand zum Gruß. "Was führt dich zu dieser Stunde in mein bescheidenes Heim?"

    "Natürlich hat sich das nicht geändert", warf Witjon gespielt entrüstet in den Wortwechsel zwischen Octavena und Dagmar ein. Sonst hörte er erstmal weiter zu. Unterdessen fiel ihm gleich auf, dass die beiden Frauen auf den ersten Blick schonmal recht gut miteinander auszukommen schienen. Dass dieser Eindruck sich im Laufe der Zeit hoffentlich bewahrheiten würde, bedeutete Witjon viel. Dagmar hatte seit jeher einen hohen Stellenwert in seiner Sippe und es war unerlässlich, dass seine neue Frau und sie gut miteinander konnten. Die andere Möglichkeit bedeutete nur Stunk und Ärger und das konnte Witjon nun wahrlich nicht gebrauchen.


    "Ja, lasst uns anfangen", stimmte er Dagmars Vorschlag, mit dem Essen zu beginnen, letztlich zu. Während sie sich setzten - Octavena hatte schon seit dem Tag nach der Hochzeit den Stammplatz neben ihrem Gatten sicher - schmunzelte Witjon über Dagmar Blagen. Die beiden Kurzen hatten einen beinahe unwiderstehlichen Charme, das musste man ihnen lassen. Kein Wunder, dass ihre Mutter auch nicht umhin konnte, nach dieser langen Reise Milde walten zu lassen.


    Ein hörbares Räuspern beendete das hin und her. "So sehr ihr auch Hunger leidet, zuvor wollen wir den Göttern unseren Dank sagen für diese Mahlzeit, ja? Denn wer die Götter nicht ehrt, der ist ihres Segens nicht wert." Witjon sah die Kinder mit wohlwollender Strenge an, woraufhin er einen Moment der Stille provozierte, indem er selbst kein Wort mehr sagte. Als jener Moment eingetreten war, sprach er ein kurzes Dankgebet: "Wir bitten, ihr Götter, seid unserm Haus steter Gast, tagein, tagaus, und helft, dass wir der Gaben wert, die eure Güte uns beschert."
    Die Worte sprach Witjon auf Ubisch. Er hatte sie schon am ersten Abend für Octavena übersetzt und fuhr seitdem stetig damit fort, auch andere Sprüche oder kurze Sätze im Dialekt seines Stammes in den Alltag einfließen zu lassen, um seiner Frau beim Lernen behilflich zu sein. Witjons nächster Blick gald erneut den Kindern, die voller Spannung dem Beginn des Essens entgegen fiebern mussten. Und so erfüllte er ihnen den Wunsch und erklärte: "Na dann...das Abendessen ist eröffnet. Lasst es euch schmecken!"


    "Hungrig wie ein Bär nach dem Winterschlaf!"
    Für Witjon war es eine helle Freude zu sehen, dass Octavena offensichtlich auch Humor verstand. Das war gut. Seine Sippe war schon immer mit reichlich Humor gesegnet und da musste auch eine eingeheiratete junge Frau mit klar kommen können. Was das hieß, würde Octavena vermutlich wohl schon in Kürze erleben. Ob sie wollte oder nicht.
    "Oh, es ist mehr als das", gab Witjon seiner Frau obendrein zu verstehen. "Ich wage zu behaupten, dass der Braten aus den Küchen meiner Sippe der beste in ganz Mogontiacum ist." Er stopfte sich ein weiteres Stück Fleisch in den Mund und versuchte ohne Essen auf dem Tisch zu verteilen weiter zu sprechen: "Un' du hafd daf G'ück, in Fufunf fdändif fo 'utef..." - Jetzt hatte er endlich genug gekaut und schluckte - "...so gutes Essen auf den Teller zu bekommen. Marga ist eine hervorragende Köchin, das sag' ich dir!" Mit einem Schluck Bier spülte er das Essen herunter. "Eins kann ich dir aber sagen: Mit Marga musst du dich auf jeden Fall gut stellen. Sie ist die Herrin der Küche. Ohne Kompromisse. Ha! Mein Vetter Loki...äh...Duccius Lando...wir nannten ihn Loki. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls, der arme Kerl hatte es sich irgendwie mal mit Marga richtig verscherzt. Weiß Hel wie und warum. Aber seit dem Tag konnte er keinen Fuß mehr in die Küche setzen, ohne mit dem Kochlöffel eins drüber zu bekommen. Ne, also das sag' ich dir, stell dich gut mit unserer Marga." Darüber musste er nun selbst ein bisschen Lachen. Marga, der gutmütige duccische Hausdrache. Jetzt hatte Witjon jedenfalls eine ganze Menge zu sagendes gesagt.

    Octavena schien kurzfristig außer Gefecht gesetzt zu sein. Sie starrte zunächst nur zur Decke hoch und ließ ihre Gefühle nachwirken. Als sie hernach Witjon ansah wusste er, dass er seiner Frau Freude bereitet hatte. Ihre Hand suchte zugleich die seine und nahm glücklich den leichten Druck dar, der von ihr ausging. So Hand in Hand lagen sie infolgedessen da, beide den Blick wieder gen Decke gerichtet und wären wohl einfach eingeschlafen, wenn nicht ein lästiger Störer diesen Moment des Glücks hinfortgefegt hätte.


    Witjon verstand nicht gleich, was Audoad meinte und glotzte deshalb erstmal blöd, bevor die Worte seines Sohnes ihn richtig erreichten. "Ahja, das Laken", erinnerte er sich schließlich und sorgte dafür, dass sowohl Audaod als auch Marcus das Blut auf dem Bettlaken zu sehen bekamen. Selbstverständlich alles mit Rücksicht auf Octavena, die quasi schon im Halbschlaf versunken war. Witjon beorderte beide Zeugen auf seine Bettseite und präsentierte von dort aus die entscheidenden Stellen.


    Zum Schluss bedankte er sich nochmal bei den beiden, die Stimme schon fast zu einem Flüstern gesenkt: "Marcus, Audaod, danke euch beiden für eurer Zeugnis. Jetzt geht und genießt noch weiter das Fest da draußen..."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/50.jpg Guntrichs Vorstoß ging ins Leere. Der Optio war tatsächlich ein guter Fechter. Wieder umrundeten die beiden Kontrahenten sich, warteten auf den richtigen Zeitpunkt zum Angriff. Schweiß lief Guntrich über die Schläfe und ein hastiger Seitenblick eröffnete ihm die Sicht auf eine aufgewühlte Menge von Schaulustigen. Schnell wieder die Konzentration auf den Gegner richten, jetzt nichts verpassen. Plötzlich wurde Lucius wieder aktiv. Er setzte zum Schwertstreich an, was Guntrich zu einer Parade veranlasste. Zu spät bemerkte er, dass der Petronier nur antäuschte. Lucius' Stoß zielte auf Guntrichs Brust und hätte auch getroffen. Der Milizionär aber schaffte es relfexhaft einen Ausweichschritt nach rechts zu tun, um dem Schwert zu entgehen.


    "Argh!" Guntrich schrie auf, als Lucius' Klinge ihm den Oberarm aufschlitzte. Der Germane war weit genug ausgewichen, um nicht tödlich verwundet zu werden, war aber dennoch getroffen worden. Blut tränkte die aufgerissene Tunika und beinahe hätte Guntrich sein Schwert fallen lassen, um sich die Wunde zu halten. Panik ergriff ihn. Er war verwundet! Dieser Bastard hatte ihn getroffen. Der Optio würde ihn töten, das stand fest!


    Guntrich musste weg, und zwar schnell. Er wich vor Lucius zurück und wollte aus dem Kreis der Gaffer ausbrechen, aber er wurde nicht durchgelassen. Vor lauter Schiss richtete er sein Schwert auf die Leute hinter ihm, die nun angstvoll Platz machten. "Lasst mich!", schrie er und floh entsetzt vor dem verrückten Petronier, der seinen eigenen Soldaten umbringen wollte. "WEG DA!", kreischte er panisch und nahm die Beine in die Hand. Wie von der Tarantel gestochen rannte Guntrich jetzt davon, stieß Leute beseite und rempelte Unbeteiligte an. Der Vicus war nicht groß und mit etwas Glück schaffte er es bis in den nahe gelegenen Wald im Norden. In Mogontiacum konnte er jetzt jedenfalls nicht mehr bleiben...



    Ich habe momentan unter der Woche Dauerstress und bin abends meistens einfach zu platt, um noch etwas Kreatives auf den Bildschirm zu zaubern, sorry. -.^
    Samstag und Sonntag müsste ich endlich mal wieder eine gute Portion Zeit für's IR aufbringen können.

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Ihre Finger zitterten ein wenig, als Octavena damit begann, sich an ihrer Tunika zuschaffen zu machen, doch sie hoffte, dass ihr Mann diesen Umstand nicht bemerken würde. Einen Moment nestelte sie etwas umständlich an ihrer Kleidung herum, doch dann sank auch die zu Boden und bildete einen unordentlichen Stoffhaufen zu ihren Füßen, die sie dann auch noch von ihren Schuhen befreite.
    Nun ebenfalls vollkommen nackt hob Octavena wieder den Blick und sah ihrem Mann direkt in die Augen, wobei sie hauptsächlich, um nicht auf ihre Kleider zu steigen, einen Schritt auf ihn zu machte. Den Blickkontakt hielt sie auch dabei und diese Kleinigkeit hatte auch genau die gewünschte Wirkung: Octavena bemerkte, wie sie sich selbst noch ein wenig mehr entspannte und es ihr langsam, aber sicher auch gelang das Ganze Drumherum - die Zeugen und die Dekoration genauso wie ihre eigene Nervosität - auszublenden.


    Witjon sah über Octavenas Nervosität hinweg. Er hatte bereits einmal eine Hochzeitsnacht unter Zeugen verbracht und war dementsprechend ungleich selbstbewusster und sicherer als seine Braut. Die jedenfalls zögerte aber ihrerseits auch nicht, sich zu entkleiden. Das nahm zwar einen Augenblick Zeit in Anspruch, weil Octavena nicht gleich die Spange ihrer Tunika geöffnet bekam, aber letzten Endes fiel auch diese Barriere.


    Und dieser Moment war es auch, in dem Witjons Hirn kurzzeitig zugunsten seines Instinkts aussetzte. Was folgte war begeistertes Starren. Octavena sah umwerfend aus, anders konnte Witjon es nicht beschreiben. Sekunden später meldete sich sein Hirn zurück in die Aktivität, was sich in einem verlegenen Lächeln äußerte. Schließlich beendete er den Moment der peinlichen Berührtheit und überbrückte die kurze Distanz zwischen ihnen mit wenigen Schritten, packte seine Octavena und hob sie kurzerhand hoch, um sie nun aufs Bett zu legen. Witjon folgte seiner Frau und breitete erstmal die Decke über sie beide, um ihnen etwaige Blicke von Marcus oder Audaod zu ersparen.
    Was folgte war ein langer Kuss. Darauf folgte ein weiterer Kuss. Witjon wollte Octavena diesen Teil so angenehm wie möglich gestalten und das hatte er wahrlich gelernt. Seine Hände fuhren Sanft über ihre Haut, während sie weiter Küsse austauschten, die mit der Zeit leidenschaftlicher wurden. Natürlich blieb ein unbehagliches Gefühl, denn Audaod und Marcus hatten sich ja nicht in Luft aufgelöst. Dementsprechend dauerte es auch länger als üblich, bis Witjon bereit war, wie der petronische Pontifex es geahnt hatte. Aber letztlich kam nach einer Vielzahl ausgetauschter Zärtlichkeiten der Moment, in dem Witjon Octavena einen langen fragenden Blick zuwarf, bis er ihr zustimmendes Nicken erfasste.


    Witjon ging es langsam an. Er wusste er musste vorsichtig sein und verhielt sich so behutsam wie irgend möglich. Erst schien es Octavena wirklich unangenehm zu sein, vielleicht sogar weh zu tun. Aber nach und nach kamen sie in Fahrt und Witjon musste an sich halten, um nicht in Höchstgeschwindigkeit über die Ziellinie zu preschen. Vielmehr raffte er sein letztes Bisschen Verstand zusammen und tat sein Möglichstes, um diese Vereinigung für Octavena ebenfalls zu einem in positiver Hinsicht erinnerungswürdigen Erlebnis zu machen.
    Irgendwann aber schaltete Witjons Verstand sich einfach aus. Er konnte ein lautes Stöhnen nur teilweise unterdrücken, als er den Höhepunkt erreichte. Am Ende wältzte er sich von Octavena und kam neben ihr auf dem Rücken zum liegen, wo er Atem holte. Das war definitiv wiederholungsfähig. Witjon wandte sich zu Octavena um und lächelte sie aufmunternd an, um ihr zu zeigen, dass alles genau richtig gewesen war und um sicherzugehen, dass sie ebenfalls zufrieden war.

    "Wir sind liquide genug, um in regelmäßigen Abständen finanziell behilflich zu sein, ohne unsere Reserven anzugreifen", beantwortete Witjon Dagmars Frage nach den duccischen Geldmitteln etwas undurchsichtig. "Ich weiß ja, dass Rom und gerade auch der Weg, den Alrik beschritten hat, viel Geld verschlingen. Meine Hoffnung ist, dass er alsbald Kapital aus seinem Aufstieg schlagen kann, denn es gibt ja durchaus auch gut bezahlte senatorische Posten, für die er sich ja langsam mal qualifiziert haben müsste."


    Zum Schluss zuckte Witjon nur noch mit den Schultern. "Dieser Krieg hat seinen Blutzoll eingefordert. Ein Glück, dass das jetzt vorüber ist." Er ging zur Tür. "Aber lass uns heute über die angenehmen Dinge des Lebens reden. Du musst mir von eurer Reise erzählen. Und ich möchte dir meine Frau vorstellen." Er grinste schief. "Also ab nach unten, da gibt's auch was zu beißen!" Dagmar hatte keine Wahl, als ihm zu folgen, denn Witjon war schon auf den Flur hinausgetreten und wandte sich gen Treppe.

    Dagmar war mit ihren Kindern Sevilla und Secundus in Mogontiacum eingetroffen und diesen Anlass nutzte man heute, um beim gemeinsamen Abendessen einen guten Wein zum ansonsten einfachen aber reichlichen Mahl zu kredenzen. Witjon führte gerade Dagmar herein. Sevilla und Secundus belagerten gerade Albin, während Marga und Lanthilda Brot, Gemüse, Käse sowie Schinken und Wurst auftischten. Octavena war ebenfalls schon da, die sich langsam an die Umstände in der Casa Duccia gewöhnte, wenn es mit der Sprachbarriere auch noch so seine Schwierigkeiten gab. Zwar sprachen alle Hausbewohner Latein, aber besonders die älteren Kaliber unter ihnen hatten einen starken germanischen Akzent und unterhielten sich untereinander lieber in ihrem Heimatdialekt, was es Witjons frisch anvermählter Ehefrau natürlich nicht leichter machte.


    "Octavena, schau wer wieder in die Casa einzieht", wandte Witjon sich gut gelaunt an die junge Petronia. In ihrer Gegenwart sprach er freilich Latein. "Darf ich vorstellen? Meine...äh...Großbase, Dagmar. Beziehungsweise Duccia Venusia. Dagmar, das ist meine reizende Frau, Petronia Octavena."

    Octavena wirkte von Marcus' offenbar gut gemeinter Bemerkung nur wenig beeindruckt. Der Alte hatte so gar kein Gespür für die Situation. Umso erleichterter war Witjon deshalb, dass sein Sohn den Petronier mit einem eiligen Ablenkungsmanöver in Richtung Fenster manövrierte und so dafür sorgte, dass das Brautpaar einen Augenblick mehr oder weniger nur für sich hatte.


    Witjon schloss zügig die Tür und legte dann einfach einen Arm um Octavenas Hüfte, um sie näher zum Bett zu bewegen. Nach den wenigen Schritten ließ er wieder von ihr ab und begann einfach schweigend, sich auszuziehen. Zuerst öffnete er den prachtvollen Gürtel, den er sachte zu Boden gleiten ließ. Es folgte das Hemd, das er über seinen Kopf zog und zuletzt streifte er die Hose sowie seine Schuhe ab, so dass er gänzlich entblößt vor seiner Frau stand.


    Octavena würde sich an diesen für eine Römerin sicherlich ungewöhnlichen Anblick gewöhnen müssen. Witjon war von Kopf bis Fuß behaart. Langes Haupthaar, dichter Vollbart. Brusthaare, Schamhaare, Arm- und Beinbehaarung, nichts war rasiert oder gezupft, wie es unter gepflegten Römern normal war.
    Ansonsten ließ Witjons Körper aber nicht allzu viel zu wünschen übrig, wie er fand. Sein Kreuz war nicht so breit wie das manch anderer Männer, aber regelmäßige Kraftübungen in den Thermen oder auch nur zuhause beim Holzhacken hatten seine Schultern, Brust und Arme wesentlich muskulöser werden lassen, als das noch in seiner Jugend der Fall gewesen war.
    Einzig ein kleiner Wohlstandsbauch trübte den Eindruck des modernen Betrachters, doch für antike Geister hatte dieser Bauch nur Gutes zu melden, sagte er doch: Dieser Mann ist reich und kann sich (und die Seinen) immer ausreichend mit dem Überlebensnotwendigen versorgen.
    Über dasjenige Körperteil, welches für die anstehende Hochzeitsnacht schließlich am wichtigsten sein würde, konnte Octavena sich derweil ihr eigenes Urteil bilden. Wie jeder Mann war Witjon selbst natürlich davon überzeugt, dass er in dieser Gegend gar nicht besser ausgestattet sein könnte.


    "Jetzt du", sagte Witjon ganz unaufgeregt (was allerdings nur nach außen hin so wirkte) und versuchte ein beruhigendes Lächeln zu zeigen. Die Dekoration war spätestens ab diesem Moment völlig aus seiner Wahrnehmung verschwunden.

    Kinder waren doch manchmal einfach nur zum Drücken. Secundus klang so überzeugt, sprach in so felsenfester Klarheit, dass man glauben konnte da stünde Freya selbst vor ihnen, deren göttliches Antlitz er beschrieb.
    "Ha, süßen Nachtisch gibt's hier immer! Honigkuchen, Rosinenbrot, eingelegtes Obst, was immer Marga gerade da hat. Na dann mal los mit euch, damit es was zwischen die Zähe gibt!" Er trat zur Seite und überließ somit den Kindern den Durchgang zum Flur. "Immer nur der Nase nach."


    Dankend nahm Witjon daraufhin die Tabula von Dagmar entgegen, mit der er überhaupt nicht gerechnet hatte. In aller Ruhe studierte er das Schreiben, das Alrik an ihn adressiert hatte. Als Witjon von der Wachstafel aufblickte und so signalisierte, dass er mit Lesen fertig war, zeigte sich auf seinem Gesicht ein gewisser Zwiespalt zwischen Missmut und Freude.


    "Hrmpf", brummte er. Da standen im Grunde genommen vier unangenehme Dinge.
    Erstens gab es keine klare Auskunft über Arbjons Verbleib. Dass er nicht bei Vicetia dabei gewesen war, ließ Witjon zwar erleichtert aufatmen. Aber er wollte endlich einmal mehr erfahren als nur die Tatsache, dass Arbjon lebte. Der elende Kerl könnte ihm ja auch mal persönlich ein Lebenszeichen senden, auch um seiner lieben Mutter willen.
    Zweitens sollte Hadamar in Rom verweilen. Auf unbestimmte Zeit, wie Witjon Alriks Brief deutete. War das wirklich nötig? Alrik war jedenfalls dieser Meinung.
    Drittens, und das zum x-ten Male, bat Alrik um Geld. Oder besser gesagt: Er forderte es ein. Darüber konnte Witjon nur noch die Augen rollen. Hoffentlich zahlten sich die endlosen Investitionen in seinen Vetter tatsächlich einmal aus. Witjon träumte dahingehend gelegentlich von horrenden Dividenden...wenn der geneigte Leser diesen Vergleich erlaubte.
    Viertens teilte Alrik den Tod von Witjons Patron mit. Das waren wahrlich grundsätzlich schlechte Nachrichten, die den duccischen Sippenführer allerdings faktisch nicht beeinträchtigten. Der Vinicier hatte lebtags in Germania zwar gut für Witjon gesorgt, seit seinem Weggang jedoch keinen Finger mehr für seinen duccischen Klienten krumm gemacht. Und dieser Malus überwog in Witjons Rückblick um ein Vielfaches.


    Wohingegen die positiven Nachrichten in Alriks Brief keinesfalls zu missachten waren. Der Mann war Senator und hatte sich auch gleich mal zum Aedil wählen lassen. Großartig, das waren tolle Neuigkeiten! Überhaupt, es klang als hätte Alrik einen guten Stand auf dem politischen Parkett, was Witjon in Bezug auf seine Dividenden Hoffnung gab.


    "Ja und nein. Alrik ist jetzt Senator und hat gleich mal die Wahl zum Aedilat gewonnen. Wie geht es ihm? Hat er auch von sich erzählt, oder nur von seinen politischen Erfolgen?" Witjon verzog das Gesicht. "Auf der anderen Seite berichtet er vom Tod meines Patrons und davon, dass er total pleite ist. Mal wieder und immer noch."

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Sie errötete ein wenig bei dieser Bemerkung, lächelte aber breit, auch wenn sie etwas unsicher war, was sie darauf erwidern sollte.
    "Das freut mich", gab sie dann schließlich zurück und drückte seine Hand ein wenig, "Und ich bin auch glücklich."


    Witjon erwiderte Octavenas Lächeln einfach und winkte dann einen der Jungen heran, die mit großen Karaffen zwischen den Tischen herumstolperten.
    "Was trinkst du?", fragte er seine Frau. "Wein, Met, Bier? Unser Met ist absolut empfehlenswert, das sage ich dir." Er zwinkerte ihr zu. "Aber zwischendurch immer schön Wasser trinken, sonst hast du nicht mehr viel von unserer Hochzeitsnacht."


    Und als die Getränkewahl geklärt war, brüllte Witjon lauthals jemand unbestimmtes an: "UND WO BLEIBT UNSER ESSEN, HÄ?" Er schlug ein paar mal mit der Faust auf den Tisch und rief mit seinem gespielt herrischen Verhalten bei den nächstsitzenden Gelächter hervor. So kannte man ihn nicht und die meisten Gäste wussten, dass er nur schauspielerte. Seine Frau allerdings hoffte Witjon ein bisschen zu schocken.


    Endlich wurden dann zwei Teller mit Scheiben von Spanferkel und Lamm sowie knusprigem Brot und diversen anderen Beilagen vor Octavena und Witjon hingestellt. "Aaah, na also. Lass es dir schmecken, liebste Ehefrau!" Witjon war bestens gelaunt und ließ Octavena das auch wissen. Grinsend. Bis über beide Ohren.

    Witjon bedachte Sevilla mit einem gütigen Lächeln. Reisende der Welt, das waren die drei wirklich. Zu einer Entgegnung konnte Witjon nicht mehr ansetzen, gehindert durch die Umarmung.


    "Und wie ich mich erst freue, die Deinen und dich zuhause begrüßen zu können", sagte Witjon und quittierte Dagmars vorwurfsvollen Ton mit einem schiefen Grinsen. "Nur zum Besseren", eröffnete er ihr und wischte ihr Kompliment daraufhin lapidar beiseite. "Danke, aber meine besten Zeiten sind auch vorbei", flaxte er. "Aber du wirst offensichtlich von Tag zu Tag nur schöner."


    Er ließ Dagmar nicht viel Zeit, verlegen oder bescheiden zu reagieren, sondern wandte sich lieber wieder den Kindern zu. "Nicht wahr, eure Mutter ist eine bildschöne Frau." Er wuschelte Sevilla durch's Haar. "Seid ihr eigentlich hungrig nach der Reise?"

    Massula hatte recht. Die Kanzlei brauchte nach diesem Krieg wohl erstmal eine ordentliche Aufstockung ihrer Finanzen, um die Legionen zu belohnen, das angeblich geplünderte Patavium wiederaufzubauen und die vielen anderen Löcher zu stopfen, die so ein Krieg in eine Kasse reißt.


    "Hrmpf", brummte er. "Sehr richtig. Warten wir's ab. Viel dagegen tun können wir wohl sowieso kaum. Außer unsere Gesandten beim Kaiser um Nachsicht betteln lassen. Aber dazu müssen die erstmal nach Rom runter watscheln und wir hier überhaupt Nachricht über irgendwelche Zahlungspflichten erhalten haben." Er zuckte mit den Schultern. "Insofern: Abwarten und Met trinken."

    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/50.jpg Guntrich straffte augenblicklich seine Muskeln und packte den Schwertgriff fester. Er wollte noch zu einer Erwiderung ansetzen, aber da stach der Petronier bereits zu. Der Stich war gegen Guntrichs Flanke gerichtet, doch der Milizionär konnte Lucius' Angriff mehr aus Reflex denn aus überlegter Bewegung parieren. Stahl traf klirrend auf Stahl und Guntrichs Gegner zog sich wieder in seine Ausgangsposition zurück. Das gab dem Germanen sekundenlang Zeit, sich ordentlich auszurichten und auf weitere Angriffe einzustellen.


    Ein weiteres Mal parierte Guntrich daraufhin einen Schwertstreich seines Optios, woraufhin er selbst zustach, allerdings ebenfalls erfolglos. Dann umrundeten beide Kontrahenten einander lauernd. Guntrich suchte nach einer Schwachstelle in Lucius' Verteidigung, aber der Mistkerl war verdammt schnell und geschickt. Guntrich schnaubte wütend.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/30.jpgDann setzte er wiederum zu einem Angriff an. Guntrich hieb auf Lucius' Schwertarm ein, einmal, zweimal, dann ließ er den Gladius auf Lucius' linke Seite zu nach unten fahren, wo er ihm den Bauch aufschlitzen könnte.


    Thankred rutschte beinahe das Herz in die Hose. Verdammte Axt, die metzelten sich hier gleich noch gegenseitig nieder! Oh nein, oh weh, was sollte er tun? Die verdammte Menschenmenge stand auch nur wenig hilfreich dabei und rief vor Staunen oder Freude oder Entsetzen über diesen Kampf und langsam drängten sich ein paar Frauen und Männer in den Vordergrund, die entweder Lucius oder Guntrich anfeuerten.


    "SO HÖRT DOCH AUF MIT DEM WAHNSINN!", schrie Thankred in seiner Verzweiflung...



    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpgUndorich nickte verstehend. "In fünf Tagen am Hafen, klar. Kämpfen können wir, das lass dir gesagt sein", prahlte er, was seine Kumpanen lauthals bekräftigten.


    Dann dachte Undorich aber offensichtlich kurz nach und setzte eine forschende Miene auf. "Und...braucht ihr nur noch uns drei, oder suchst du noch andere Männer?" Wenn eine Gesandtschaft der hohen Herren Mogontiacums inklusive (vermutlich wertvoller) Geschenke beschützt werden musste, reichten ja wohl kaum nur drei läppische Halbtagssoldaten als Eskorte aus, wie Undorich sich überlegt hatte.


    "Ich kenne da nämlich noch ein paar andere Kerle, die sich der Gesandtschaft als Eskorte zur anschließen würden. Gute Männer, weißt du? Aber demnächst eben Männer ohne Arbeit."