Bei den nächsten Worten von Calenus wurde ich richtig wütend. Jetzt wurde er beleidigend. Denn wäre der Mann unschuldig gewesen, hätte ich ihn nicht vor von Calenus festhalten lassen. Wollte der verarschen? Und mit seiner Art abfinden? Dem werden ich und die Kameraden was husten, von wegen abfinden, dachte ich. Na wenigstens packte der Spinner wieder sein Gladius weg, so dass ich mich wieder entspannte. Das war wenigstens schon mal eine Verbesserung. Seine Entschuldigung bei Caelyn konnte ich nur bestätigen. Er war schon ein seltenes Exemplar. Und was hatte die Republik jetzt damit zu tun? Die Republik war in der Einhaltung der Tugenden strenger gewesen. Der Mann lebte eindeutig in einer anderen Welt. Das konnte mir egal sein. Solange nicht meine Kameraden oder ich darunter leiden mussten. Und wenn er bei seiner Einstellung blieb, war das früher oder später garantiert der Fall.
„Entschuldige Caelyn. Aber wenn Calenus bei seiner Einstellung bleibt, dann gibt es kein Vertragen meinerseits.“, antwortete ich ihr. Dann wandte ich mich mit grimmigen Blick wieder an meinen Kameraden.
„Jetzt hör mal zu, mein Freundchen! Werde nicht beleidigend, verstehst du? Wenn der Mann unschuldig gewesen wäre, hätte ich ihn nicht von dir festhalten lassen. Stelle nicht meine Dignitas in Frage!!! .....
Weißt du eigentlich, was deine Art, die du so selbstherrlich vertrittst, für mich und meine Kameraden im schlimmsten Fall nach sich ziehen könnte? Wenn du mal wieder meinst, deine ach so rechtschaffende Klappe aufzureißen, und das an der falschen Stelle, am falschen Ort und zur falschen Zeit, dann könnte es dazu kommen, dass das Contubernium dezimiert wird. Da fragt keiner mehr nach, wer woran wie Schuld hat!!! Da heißt es einfach, jeder so und so vielte vortreten, ob er schuldig ist oder nicht. Und dann müssen die eigenen Kameraden sie töten. Vielleicht trifft es nicht einmal dich, so dass du deine Kameraden töten musst, obwohl du dafür die Schuld trägst. Wie vereinbart sich das mit deiner ART?!!....
So sieht das aus!!! Das ist die Welt in der Legio!!! Deine Kameraden stehen mit ihrem Leben für dein Verhalten ein. Ehre sie dafür, in dem du dich vorbildlich benimmst und sie keinen Grund zur Klage haben. Kennst du das nicht auch von deiner Familie? Verstehst du das nicht? In der Legio bist du kein Einzelner, der für sich alleine bestimmt, wo und wie Sachen zu sein haben. Du bist Teil eines Ganzen. Wenn du nun meinst, du müsstest dich nicht irgendwie anpassen und dich in die Gemeinschaft einfügen, was sollte dann die Gemeinschaft für dich tun? Nichts wird sie tun und das wird dein Untergang sein. Deshalb kann ich dir nur dringend raten, deine Einstellung zu ändern!!! Denn als Einzelner bist du in der Legio ein Nichts!
Und Calenus, der einzige Hohn der zu vernehmen ist, sind deine eigenen Worte. Und die Sache mit der Republik und den Kaiser würde ich an deiner Stelle nicht so laut raus posaunen. Nachher hört es noch ein Falscher.“ Damit drehte ich mich wieder zu Caelyn.
„Komm, lass uns weitergehen. Ich denke, dass bringt sowieso nichts. Calenus will, glaube ich, nicht verstehen. Quaelibet vulpes caudam suam laudat.*“, sagte ich zu ihr, zuckte die Schultern und legte wieder meinen Arm um ihre Taille. Langsam ging ich weiter Richtung Castellum.
* Jeder Fuchs lobt seinen Schwanz (Jeder Narr lobt seine Kappe).