Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Trotz mehrmaligen Klopfen hatte sie die Tür nicht geöffnet. Denn ihr Mann hatte ihr dies verboten. Eigentlich sollte sie sich auch auf dem Zwischenboden bei ihrer Familie verstecken. Doch sie hatte sich dagegen entschieden. Falls doch Fremde in die Hütte kommen sollten, wäre es so vielleicht besser. Deshalb hatte sie sich auf die Bank gesetzt. Ihre greise Mutter und ihre Schwiegermutter, die sich trotz ihrer durch die Kälte schmerzenden Glieder auch auf den Zwischenboden begeben hatten, würden schon dafür sorgen, das die Kinder still blieben. Besorgt dachte sie noch mal nach, ob sie auch alle ihrer wenigen wertvollen Gegenstände den beiden Alten gegeben hatte. Die alten Frauen sollten diese „Schätze“ an ihren Körpern verstecken. Was wollten die Römer hier? Sie hatte von den Vorgängen in Macomers Dorf gehört. Stark beunruhigt betete sie zu den Göttern, dass sie nicht das selbe Schicksal erleiden mussten.


    Als plötzlich die Tür von außen geöffnet wurde, starrte sie erschrocken in gleißendes Tageslicht. Sie sah die Umrisse von drei Männern in der Türöffnung stehen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, während die Männer ihre Hütte betraten. Einer der drei trat mit einer beschwichtigten Handgeste auf sie zu und sagte mit einem üblen Akzent:

    „Heila, Weib! Wirr sind Legionärre aus Moogaantiaacum. Keine Aangst. Wirr koomen in guterr Aabsicht. Und aals Zeichen unserres guten Willens schenke ich dirr dieses Brroot.“


    Verwirrt starrte sie abwechselnd das Stück Brot und den Römer an. Meinte er das ernst? Oder war das nur eine Finte in einem grausamen Spiel? Schließlich nahm sie widerwillig das Brot. Wäre ihr Mann hiergewesen, hätte sie sich das nicht getraut. Aber sie dachte an ihre Kinder. Ihre Vorräte gingen zur Neige und der ungewöhnlich harte Winter wollte nicht weichen. Und dieses Brot gab ihren Kleinen Nahrung für ein bis zwei Tage. Beschämt nahm sie das Stück, versteckte es zwischen ihren Kleidern und sah den Soldaten trotzig an.


    Wirr sind aauf der Jaagd nach Baanditen, die hierr in der Gegend ihrr Unwesen trreiben. Weißt du etwaas überr die Baanditen?“ fragte der Soldat. Grimmig schaute sie ihn an. War das Brot also doch nicht umsonst gewesen.


    Nein. Ich weiß nicht mehr als die anderen. Höchstwahrscheinlich sind es ehemalige Bauern, die die schlechte Ernte des letzten Jahres und der lange harte Winter dazu gezwungen haben!“, antwortete sie. Und die römischen Steuern und die Soldaten, dachte sie.


    „Sind in letzterr Zeit Frremde im Doorrf gewesen? Oder ist dirr irrgendetwaas aaufgefaallen?“ fragte der Soldat. In der Tat war ihr in letzter Zeit aufgefallen, dass sich die Männer des Dorfes öfter als sonst zu gemeinsamen Besprechungen trafen. Aber das brauchte der Römer nicht zu wissen.


    „Nein, Fremde sind mir in letzter Zeit nicht aufgefallen. Es ist Winter und da sind Besuche eher selten.“


    Der Soldat starrte sie einen Augenblick an. Er war scheinbar unschlüssig, ob er sich mit ihren Antworten zufriedengeben sollte. Schließlich zuckte er mit den Achseln.


    „Wo ist eigentlich derr Rrest deinerr Faamilie?“. Die Frage kam so plötzlich, dass sie für einen winzigen Moment ihre Vorsicht vergaß und Richtung Zwischenboden sah.

    Trotz mehrmaligem Klopfen öffnete sich die Tür nicht.


    „Mhm“, brummelte der alte Victor. „Dann müssen wir doch rein. Gefällt mir gar nicht. Also los!“


    Cato nahm, wie besprochen, links der Tür Aufstellung, während wir unsere Pila an die Wand der Hütte lehnten. Als der Rest von uns in die Hütte trat, rümpfte ich die Nase. War das ein Geruch. Eine Mischung aus Essen, verkohltem Holz, Vieh, Mist und anderen Dingen. Und ich dachte immer, unsere Stube würde schon streng riechen. Nachdem wir in die Hütte getreten waren, warteten wir kurz, bis sich unsere Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten.


    Der Raum war klein und ärmlich eingerichtet. Das einzige Fenster war mit dünnem Leder gegen Wind und Kälte abgedichtet, so dass das Tageslicht nur spärlich in die Hütte drang. In der rechten hinteren Ecke hing ein Kessel über einer kleinen Feuerstelle. Daneben standen zwei grob gezimmerte Bänke und ein Tisch. An den Wänden waren einige landwirtschaftliche Geräte befestigt. Von der Decke hingen trockene Kräuter, Dörrfleisch und getrocknetes Gemüse. Ansonsten sah man noch einige Teile grober Keramik, eine Truhe und ein paar Schemel. Am Raum schloss sich linker Hand ein kleiner Stall an, der nur durch eine halbhohe Wand aus Weidengeflecht vom Raum abgegrenzt wurde. Ich sah eine Kuh und zwei Schafe. Weiter hinten schienen ein paar Schweine vor sich hin zu grunzen. Vom Raum führte eine Leiter auf einen Zwischenboden, der sich über dem Stall befand.


    Auf einer der Bänke saß eine Frau mittleren Alters und sah uns mit ängstlichen Augen an. Helius trat auf sie zu, während Victor und ich an der Tür stehen blieben.

    "Freut mich, Valerian. Und danke für deinen Tip mit der Ausrüstung. Ist mir schon beim Reinkommen aufgefallen." Ich schüttelte seine Hand. Durch seine offene und freundliche Art war er mir sofort symphatisch. Wo das ganze Kleinzeug und die privaten Sachen hinkamen, konnte ich auch noch später fragen. Gespannt drehte ich mich zum zweiten Legionarius.

    Jetzt fing auch noch der Optio an, die Schar der Probati anzutreiben. Die in die Reihen zurückeilenden Probati sorgten für Unruhe in der Marschkolonne. Ich merkte wie mir dadurch mein Hintermann mehrmals in die Hacken trat.


    Kurz entschlossen fiel ich in den Takt der beiden Offiziere laut ein: "Laevum, laevum, laevum,...!" Ich wusste nicht, ob das erlaubt war. Aber die anderen Probati nahmen nacheinander erst leise und dann immer lauter den Takt auf. Ich hatte das Gefühl, dass die Gruppe dadurch den Gleichschritt besser halten konnte. Jedenfalls trat mir jetzt keiner mehr in die Hacken.

    Mist, dachte ich, als ich die Befehle des Centurios hörte. Ich hatte mich schon auf den Rückmarsch gesehen und hatte mich auf ein schönes Bad, eine warme Mahlzeit und ein warmes Bett gefreut. Statt dessen müssen wir nun hier bleiben und Patrouille schieben. Aber immer noch besser als auf dem zugigen Forum sich die Beine in den Bauch zu stehen. Und die ständige Wachsamkeit, um jederzeit auf unerwartete Ereignisse reagieren zu können, würden den Schlaf schon vertreiben und die Zeit schneller vergehen lassen. Wie befohlen, besorgte ich mir eine Fackel, zündete sie an und machte mich auf die Suche nach meinen Kameraden.


    Als ersten sah ich Sabinus. "Wie ich an deinem Gesichtsausdruck ablesen kann, schlägt deine Begeisterung auch Wellen, was?", sprach ich ihn an."Statt gemütlich im warmen contubernium frischgewaschen eine ordentliche Mahlzeit zu verdrücken, dürfen wir uns hier die Nacht um die Ohren hauen. So ein Mist!" Missmutig schüttelte ich den Kopf. "Aber was soll´s. Können wir ja sowieso nicht ändern." Also machen wir das Beste draus, dachte ich schon etwas besser gelaunt.

    Ich habe mal bei LeBohec "Die römische Armee" nachgelesen. Da wurde mir mal wieder bewusst, wie kompliziert die ganze Sache eigentlich ist. -.^ ;)


    In diesem Buch steht, dass bei ehrenhafter Entlassung Soldaten, die über ihre Zeit hinaus gedient hatten, und Veteranen Diploma beantragen konnten, mit denen sie selbst,falls erforderlich, ihre Ehefrauen und ihre Kinder das römische Bürgerrecht erlangten. Für die Prätorianer ist dies wohl von 72/73 bis 306 a.d. belegt. Hier allerdings nur in Bezug auf das conubium.


    Als Quellenangabe dienten LeBohec:


    M. Roxan, Diplomas; 1978, Nr. 6
    J. Vendrand-Voyer, Normes civiques et métier militaire à Rome; 1983


    Diese Bücher nenne ich aber leider nicht mein eigen. :( ;)

    Plötzlich hörte ich, wie uns der Centurio zusammenschrie. Ich verdrehte die Augen, wusste aber, dass er recht hatte. Das war alles andere als ein Gleichschritt.


    Die Gruppe nahm die Taktvorgabe des Centurios auf. Laevum, laevum, laevum, wiederholte ich stumm. Und tatsächlich fiel es mir nun leichter, den Gleichschritt aufzunehmen. Nicht, dass er perfekt war. Und an den leisen Flüchen, die ich um mich rum hörte, erkannte ich, dass die anderen auch noch so ihre Schwierigkeiten hatten. Aber es war um einiges besser geworden.


    Mal sehen, wie zufrieden der Centurio jetzt mit unserer Leistung ist, dachte ich, während ich weiter auf die Füße meines Vordermannes starrte.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Wie gesagt das mit den Sonderechten für die nicht römischen Familien, dann bekamen sie glaube ich auch mehr Donovatio (oder wie man das schreibt, halt diese Sonderzahlungen) und sonst müßte man nachschauen will da ja nichts falsches sagen. Hauptsächlich aber halt diesen Sonderstatus für ihre Familien, des kann ich zumindestens sicher sagen.


    ?(


    Wenn du mit dem Sonderrecht für die nicht römischen Familien, die Erlangung des Bürgerrechtes nach dem Dienst in einer Auxiliareinheit meinst, muss ich dir leider widersprechen. In keiner Literaturquelle, die ich kenne, wird diese Unterscheidung zwischen den in Ägypten und den in den restlichen Provinzen stationierten Einheiten gemacht. Auch bzgl. der Möglichkeit, dass Legionärssöhne bei Eintritt in die Legio das Bürgerrecht bekamen. ;)


    Dies schließt natürlich nicht aus, dass die in Ägypten stationierten Einheiten bestimmte Sonderrechte besaßen. Neben den für alle Soldaten geltenden Sonderrechten. Da es sich um die wichtigste kaiserliche Provinz handelte, halte ich dies sogar für höchstwahrscheinlich. Mich hätte nur interessiert, welche das waren. :D ;)


    Zu meiner Aussage, dass ich es ungerecht fände, dass illegitime Legionärssöhne nur in Ausnahmefällen oder bei einer Bewerbung zu einer Einheit, die in Ägypten stationiert war, das römische Bürgerrecht erwerben konnten, möchte ich folgendes anmerken: (immer bezogen auf die Zeit, die im IR gespielt wird. Spätestens seit Anfang des 3. Jahrhunderts war es sowieso obsolet)


    Die damalige Gesellschaft war sehr standesbewusst. So war das römische Bürgerrecht die höchste Rechtsstufe für den "Normalbürger", auf die man stolz war. Warum sollte man dann als römischer Bürger in die Legion eintreten, wenn die in Zukunft vielleicht vorhandenen Söhne aus illegitimen Ehen überhaupt keine Chance gehabt hätten, das römische Bürgerrecht zu erwerben. Zugegeben, starke Motivationsgründe waren sicher auch die geregelte Versorgung mit Essen, der Sold, die Sonderrechte und das Entlassungsgeld. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies alles den Verlust des römischen Bürgerrechtes für die Nachfahren gerechtfertigt hätte. Zumal die Legionäre wohl kaum angesichts der damaligen Lebenserwartung bis zum Ende ihrer Dienstzeit mit der Gründung einer Familie warten wollten.

    Nachdem ich den Befehl am Aushang gelesen hatte, freute ich mich wie ein Schneekönig. Endlich geht es mal wieder raus, dachte ich. Weg von diesem eintönigen Kasernenhofdrill. Und da wir das große Marschgepäck mitnehmen sollten, schien es sich um eine längere Geschichte zu handeln. Vielleicht mussten wir sogar die Mulis mitnehmen, um den Rest der notwendigen Ausrüstung verstauen zu können. Egal, Hauptsache man kam mal wieder an die "frische" Luft. Das Einzige, was nerven könnte, wären dann die täglichen Schanzarbeiten für das Nachtlager. Doch dadurch würde ich mir nicht meine gute Laune verderben lassen. Auch nicht durch das Gewicht der Ausrüstung, die wir zu schleppen hätten.


    Kaum war der Morgenappell zu Ende, lief ich zum Contubernium, um meine Sachen zu verstauen. Es dauerte etwas, viel zulange in meiner Ungeduld. Doch schließlich war ich damit fertig, wuchtete mir die Sachen auf die Schultern und ging Richtung Exerzierplatz.


    Dort angekommen, sah ich in der Nähe, eine kleine Ansammlung von Legionären stehen. Ich ging zu ihnen. Aus meinem Contubernium sah ich unter ihnen nur Lupus. Wie hatte er es nur geschafft, vor mir hier zu sein? Ich ging zu ihm.


    "Salve Lupus! Weißt du schon genaueres über die Sache hier?"fragte ich ihn. Ich wusste nicht, ob es klug von ihm war, in seinem Zustand an einer scheinbar längeren Mission teilzunehmen. Sicherlich, es war bewundernswert, dass er mit wollte. Viele hätten dies an seiner Stelle nicht getan. Aber unterwegs gab es nicht so eine gute medizinische Versorgung wie im Lager.

    Sim-Off:

    Ich mache mal weiter und tue mal so, als ob der Optio die Stube verlassen hat:)


    Nachdem der Optio die Stube verlassen hatte, legte ich einen Teil der Ausrüstung auf die Pritsche. Den Rest legte ich auf den Boden. Als ich wieder hoch kam, streckte ich mit einem leisen Stöhnen meine vom langen Tragen schmerzenden Glieder. Leise knackten meine Rückenwirbel. Das war schon besser, stellte ich zufrieden fest und drehte mich zu den beiden Legionären um.


    Ich hatte sie schon beim Betreten der Stube bemerkt. Doch mehr als ein kurzes Kopfnicken in ihre Richtung unternahm ich nicht. Denn sie standen in Habacht-Stellung vor ihren Pritschen, den Optio grüßend.


    Jetzt konnte ich sie begrüßen, wie es sich geziemte. Der eine schien , seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, etwas in Gedanken versunken zu sein. Der andere schaute mich hingegen direkt und interessiert an. Ich beschloss den Anfang zu machen.


    "Salve! Ich heiße Tiberius Germanicus Probus. Ich freue mich, euch kennenzulernen. Und wie ihr euch sicherlich aufgrund meines Aufzuges denken könnt, bin ich erst seit heute in der Legio ." Mit ein Lächeln streckte ich ihnen meine rechte Hand zum Gruß entgegen.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus


    aufgrund ihrer Stationierung recht viele Sonderrechte und Vergünstigungen hatten (Im Vergleich zu anderen Legionen).
    Also hatte eher wenig mit Gerechtigkeit als mit politischer Berechnung zu tun;)


    Interessant.


    Was waren das für Sonderrechte und Vergünstigungen?

    Als ich den Hilferuf aus dem hinteren Teil der abziehenden Menge vernommen hatte, dachte ich kurz daran, den Optio darüber zu informieren. Aber ich hatte den Befehl, in der Linie zu bleiben, so dass ich mich dazu entschied, auf meinem Platz zu bleiben. Außerdem hatte der Optio den Hilferuf bestimmt auch gehört und wüsste, was zu tun sei.


    Da hörte ich, wie jemand hinter unseren Rücken herangerannt kam, dass es auf dem Pflaster nur so knallte. Ich schaute über meine rechte Schulter und sah, wie der Centurio wie ein wilder Stier Befehle durch die Gegend brüllend durch unsere Linie brach und schon in Richtung Gasse in der Menschenmenge verschwand. Ich sah erwartungsvoll noch oben, um vielleicht Augenzeuge von durch die Luft fliegenden Legionären zu werden. Aber nichts dergleichen geschah.


    Einige Zeit später kam der Centurio zurück und befahl Valerian und Lupus als Geleitschutz für eine Dame ab. Haben die ein Schwein, dachte ich neidisch, während ich dem Befehl des Centurio nachkam. Sah man doch in der Kaserne keine weiblichen Wesen, so dass dies eine willkommene Abwechselung gewesen wäre. Wie gerne wäre ich jetzt an ihrer Stelle. Ich nahm mir vor, die beiden heute abend eingehender zu befragen und nahm in der Formation meinen Platz ein.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Von wegen Söhnen die Nichtrömer waren: Führe mal des an was ich zu Ägypten in die Wiki geschrieben habe Beispiele:"


    :dafuer: ;)


    Wäre ja sonst auch äußerst ungerecht, wenn der aus dem Dienst scheidende Auxiliarsoldat für seine Kinder das Bürgerrecht erwirbt, aber die Legionärssöhne keine Chance dazu gehabt hätten.


    Wenn also die Söhne von Veteranen deren Ausrüstung mit in die Legio bringen durften und konnten, würde das auch erklären, warum neben den Schienenpanzern auch weiterhin Kettenpanzer in Gebrauch waren.


    Zumal es einige Zeit brauchte, bis der Schienenpanzer weit verbreitet war. Ich halte folgendes Szenario für wahrscheinlich:


    Zuerst wurden unterschiedliche Prototypen von Eliteeinheiten bzw. Gladiatoren ausprobiert. Hatte man den seiner Meinung nach besten Typ ausgewählt, wurden höchstwahrscheinlich zuerst die italischen Legionen damit ausgestattet. Danach führte man ihn in die Legionen der kaiserlichen, weil s.g. unbefriedeten Provinzen ein. Also der "kämpfenden" Truppe. Und zum Schluss bekamen vielleicht noch die restlichen Legionen diesen Panzertypus.


    Eine Frage:


    Mussten die Soldaten der Auxiliareinheiten ihre Ausrüstung auch vom Sold abstottern?

    Diesmal hatte der Centurio den Probati beschrieben, was sie machen sollten. Dadurch gelang es ihnen, eine einigermaßen passable Marschordnung einzunehmen.


    Wie befohlen setzten sich die Probati in Bewegung. Da ich nicht in der ersten Reihe stand, musste ich mich an den Beinen meines Vordermannes orientieren. Konzentriert starrte ich nach unten und passte meinen Schritt an. Auf den ersten paar Schritten schien die ganze Sache auch gut zu funktionieren. Doch nach und nach musste ich musste ich ab und zu einen kleinen Hopser einbauen, um den Gleichschritt wieder aufzunehmen. Da ich die ganze Zeit nach unten schaute, konnte ich nicht sehen, wie es den anderen Probati erging. Aber bestimmt nicht besser als mir. Als ich kurz nach links schaute, bemerkte ich, dass mein Nebenmann in der anderen Reihe, seine Füße genau entgegengesetzt zu meinen bewegte. War mein rechter Fuß vorne, so trat er mit dem linken Fuß auf. Die Sache ist schwieriger als sie aussieht, dachte ich, während ich mich wieder auf meinen Vordermann konzentrierte.

    Ich gesellte mich zu einer Gruppe von drei Legionären, die zielstrebig auf eine der Hütten zuhielten. Der Mann an ihrer Spitze schien mir aufgrund seines Alters ein altgedienter Veteran zu sein. Die beiden anderen waren etwas jünger, aber sicher keine Neulinge.


    Ich lief zum Veteran. "Salve, ich schließe mich eurer Gruppe an.", sagte ich zu ihm. Der Alte brummte nur kurz ohne mich anzusehen. Nicht gerade gesprächig der Mann, dachte ich. Weiter an seiner Seite laufend fuhr ich fort: "Sag mal, hast du einige Ratschläge für mich? Ich bin erst seit relativ kurzer Zeit in der Legion, musst du wissen. Und so was habe ich noch nie gemacht."


    Der Veteran musterte mich kritisch. "Mhm, ein Grünschnabel. Na gut, dann pass mal auf. Das Wichtigste ist es Ruhe zu bewahren. Egal, was passiert. Haste verstanden? "Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. "Am besten wird es sein, wenn du an meiner Seite bleibst. Wenn irgendetwas sein sollte, sagste mir bescheid. Klar? Ich kümmer mich dann darum. Helius , er zeigte auf einen der Legionäre hinter uns, ist unser Übersetzer. Und Cato wird unsere Rückendeckung sein. Verstanden?"


    Da er mich bei seiner Frage anblickte, nickte ich ihm zu. "Sehr gut! Ich hoffe, dass wir nicht in die Hütte rein müssen. Falls doch läuft das folgender maßen ab. Cato, wird draußen vor der Tür bleiben und auf unsere Pila und unser Marschgepäck aufpassen. Die würden uns in der Hütte nur behindern. Aber die scuta bleiben am Mann auf dem Rücken. Man weiß ja nie. Der Rest von uns wird in die Hütte reingehen. Helius wird die Leute etwas befragen, während du und ich uns in der Hütte etwas umsehen werden. Am Anfang wird es ein bisschen Gezeter geben. Keine Angst, dass legt sich dann meistens sehr schnell wieder. Und wenn alles gut geht, sind wir schnell wieder draußen. Und denke daran, ruhig zu bleiben. Höchstwahrscheinlich brauchen wir nicht in die Hütte rein. Alles klar?"


    "Alles klar.", antwortete ich etwas unsicher die Stirn runzelnd. Ich war froh, mir diesen Trupp erfahrener Legionäre ausgesucht zu haben. "Ich heiße übrigens Probus und du?" "Victor" brubbelte der Alte mit einem breiten Grinsen.


    Während der Unterweisung waren wir an der Hütte angelangt. Wie besprochen lehnten wir unser Gepäck und unsere Pila an die Wand.


    "Sollten wir nicht noch ein paar Brocken Brot aus unserem Gepäck mitnehmen? Das könnte vielleicht bei der Befragung etwas behilflich sein. So als eine Art Freundschaftsgeschenk." fragte ich Victor. "Mhm, gar keine schlechte Idee. Also Helius, du hast es gehört. Nimm ein bisschen Brot mit" brummelte der alte Victor.


    Nachdem jeder sich mit Brot bewaffnet hatte, gingen wir zu der Tür der Hütte. Victor klopfte.

    Zitat

    Original von Caius Decimus Scaurus
    @Probus: Kleine Korrektur deiner Aussage bezüglich der Erbrechte. Es war schon richtig, dass die Söhne damit einen Anreiz bekamen. Aber ein Vater, der das Bürgerrecht erworben hatte, konnte dieses nicht an Nachkommen vererben. Und ohne Bürgerrecht konnte man nicht zur Legio. Das nur mal an Klugscheißerei zwischendurch :D


    Könntest du bitte deine Aussage bzgl. der Vererbung des Bürgerrechtes präzisieren? Denn ich verstehe nicht genau, was du meinst.


    Nach meinen Kenntnissen konnten die illegitimen Söhne von Legionären das Bürgerrecht durch Eintritt in die Legio erwerben. Man hat ihnen dann bei der Rekrutierung einfach das Bürgerrecht verliehen. Dieses "ruhte" ja dann sowieso innerhalb ihrer Dienstzeit. Scheinbar so ähnlich wie heute. Begründung für diese Praxis ist in der Literatur, dass diese Sprösslinge einer langjährigen Verbindung entspringen und somit als romanisiert angesehen wurden. ;)


    Und die Hauptmotivation für den Eintritt in eine Auxiliareinheit war die Erlangung des Bürgerrechts nach Ende der Dienstzeit. Ob diese Rechte auch den Frauen und den Kindern der Soldaten verliehen wurde, war zwar nicht einheitlich geregelt. Aber im allgemeinen bekamen sie das Bürgerrecht auch mit dem Militärdiplom des Soldaten. Somit konnte der Sohn eines ehemaligen Auxiliarsoldaten durchaus in die Legio eintreten. ;)

    Vielen Dank für eure Antworten. :)


    Mich interessiert die Sache, weil die Legionäre ihre Ausrüstung vom Sold abstottern mussten. Muss schon sagen, ganz schön geschickt von den römischen Herren der Oberschicht eingefädelt. ;)


    Deswegen habe ich mich gefragt, wie hoch dieser Betrag gewesen ist.


    Interessant finde ich deinen Beitrag, Mattiacus, in zweierlei Hinsicht.


    Erstens bin ich der Meinung, das die lorica segmenta kein Mercedes unter den Rüstungen war. Sie war leichter und billiger herzustellen als ein Kettenhemd. Somit wäre sie vielleicht eine Art Mittelklassewagen. ;)


    Die Forderung der Frau nach der Rüstung ihres Mannes, finde ich sehr aufschlussreich. Somit gehörte die abbezahlte Rüstung scheinbar dem Veteranen und war Bestandteil seines Erbes. Sollte er einen Sohn aus einer geduldeten Beziehung während seiner Dienstzeit gehabt haben, konnte er diesem diese Rüstung überlassen. Somit hätte dieser Sohn nicht nur den Hauptanreiz für den Eintritt in die Legio gehabt, nämlich die Erlangung des Bürgerrechts. Er hätte innerhalb seiner Dienstzeit wesentlich mehr Geld ansparen können, da er keine Rüstung abzubezahlen hatte.

    Wie befohlen machte sich die Schar der Probati daran, eine Runde um den Exerzierplatz zu laufen. Am Anfang war es auch noch leicht. Doch ab der Hälfte der zurückzulegenden Strecke hatten sich einzelne Gruppen gebildet. Die meisten Probati schnauften schwer. Die Last der Ausrüstung drückte schwer auf ihren Schultern. Auch mir erging es nicht anders. Und das letzte Viertel der Runde schien eine halbe Ewigkeit zu dauern.


    Wieder beim Centurio angekommen, blieb ich nach Atem ringend stehen. Als ich mich nach den anderen umsah, stellte ich befriedigt fest, dass ich einer der ersten war. Auf den Rest der Gruppe wartend, nahm ich einen Platz am Anfang der Reihe ein.


    Nach und nach kamen die anderen Probati an und stellten sich nach Luft ringend in die Reihe, sich am Nebenmann ausrichtend. Dadurch gelang es den Probati eine erstaunlich gerade Reihe zu bilden. Das ist also das Geheimnis, dachte ich. Nicht alle auf ein Mal, sondern nach und nach am Nebenmann, der schon in der Reihe steht, sich auszurichten.


    Hoffentlich waren der Centurio und der Optio zufrieden damit. Denn ich wollte nicht noch eine Runde laufen.

    Sim-Off:

    wer ist noch in der Stube anwesend? :)


    Ich folgte dem Optio und betrat hinter ihm die Stube. Das ist ja nicht gerade viel Platz, dachte ich. Aber es musste reichen.


    "Nein, Optio Iulius!", anwortete ich. Zwar hatte ich noch einige Fragen, aber sicherlich konnten diese meine zukünftigen Stubenkameraden beantworten.

    Immer noch stramm stehend hörte ich den nächsten Befehl des Centurios. "In aciem venite!", brüllte er uns entgegen.


    Sofort versuchten die Probati diesen Befehl auszuführen. Scheinbar hatte auch der letzte von ihnen endlich begriffen, dass das hier kein Kinderspiel war.


    Was nun folgte war ein Anblick für die Götter. In ihrer Hast , dem Befehl nachzukommen, rempelten sich die Probati im wilden Gemenge gegenseitig an. Da keiner von ihnen wusste, wo die Reihe anfangen sollte, standen sie einige Zeit später in einer ungeordneten Linie nebeneinander. Na das war wohl nichts, dachte ich, während ich nach links und nach rechts schaute. Was ich da sah, war alles andere als eine Reihe.