Beiträge von Marcus Didius Falco

    Der Optio schaute gerade ein paar Papiere durch, als Falco eintrat. Er schaute hoch und sagte: "Ah, Falco. Du willst Dich bestimmt in den Ausgang abmelden. Warte..., ich habe eine Nachricht für Dich."


    Der Optio zog ein Papier zwischen den anderen hervor und las laut vor:
    "...auf Befehl des Befehlshabers der Cohortes Urbanae... Marcus Vinicius Hungaricus... hat Marcus Didius Falco... sich baldmöglichst im Castra Praetorio zu melden... um die Aufnahmeprüfung zu den Cohortes Urbanae abzulegen... "


    Falco wurden die Knie weich... So viele seiner Wünsche waren am heutigen Tage in Erfüllung gegangen. Heute war definitiv sein Glückstag... Soviel stand fest.


    Der Optio schaute ihm ins Gesicht und sagte "Da freust Du Dich, mein Junge, was... Glückwunsch, Falco! Der Centurio hat dieses Schreiben vorhin vom Legatus erhalten. Ich soll Dir den Inhalt mitteilen... Du hast ja heute sowieso Ausgang und morgen frei - wirst Dir ja den Triumphzug anschauen wollen - und wenn das alles vorbei ist, gehst Du in den nächsten Tagen in das Castra Praetorio und meldest Dich dort..."


    Der Optio ging um den Tisch mit den Papieren herum, faßte Falco mit beiden Armen an den Schultern, schaute ihn an und sagte


    "Viel Glück, mein Junge. Du wirst Deinen Weg schon machen... Ich hätte Dich aber auch gern hierbehalten, Falco. Du bist ein anständiger Bursche.


    Falco mußte schlucken, er war gerührt von dem rauhen Optio solche Worte zu hören. Er hatte jan schon irgendwie gemerkt, das dieser ihn mochte. Aber das hätte er jetzt trotzdem nicht erwartet.


    Er suchte nach Worten... Denn sein Wunsch ging zwar in Erfüllung, aber er würde auch gleich wieder seine neuen Kameraden verlieren, von denen er einige - vor allem Priscus gern gewonnen hatte. Den Optio auch.


    Laut sagt er, und seine Bewegtheit war seiner Stimme anzuhören, Ihr habt recht, Optio. Mein Wunsch geht zwar in Erfüllung, die Versetzung zu den Cohortes Urbanae. Aber gleichzeitig bedauere ich es auch, hier wieder gehen zu müssen. Es hat mir gut gefallen hier, gute Kameraden. Auch Optio, Ihr wart immer gerecht zu mir. Ich danke Euch für alles."


    Der Optio reichte ihm die Hand: "Alles Gute, Falco." "Euch auch, Optio",antworte Falco. Danach drehte er sich um und ging, bevor er noch ganz in Rührung ausbrach.

    Falco klangen immer noch die Worte des Centurios in den Ohren :"...der Legat...bekommt jetzt meinen Bericht...und schreibt sich die Finger mit Euren Ernennungen zu Legionären wund..."


    HURRA! Es war geschafft. Der erste Schritt auf seinem Weg..., viele weitere würden folgen müssen...


    Aber jetzt Schluß mit Grübeln... Jatzt gibt es nur eins... FREUEN und FEIERN!



    Bevor er aber in den Ausgang ging, reinigte Falco noch sorgfältig seine Ausrüstung. Die beim Schwimmen durch den Tiber nass gewordenen Metallteile der Rüstung reinigte er besonders gründlich und versah sie zudem mit einem dünnen Ölfilm, damit kein Rost ansetzen konnte. Die noch feuchten Kleidungsstücke hängte er zum Trocknen auf.


    Dann packte er sein Bündel mit den privaten Sachen und ging zu seinem Optio, um sich ordnungsgemäß in den Ausgang abzumelden. Dort erwartete ihn die nächste Überraschung...

    Der Abbau der Verschanzung ging natürlich wesentlich schneller vor sich als der Aufbau.


    Von den Erdwällen wurden die Rasenziegel abgetragen, dann wurden die Gräben mit der Erde wieder zugeschüttet und auf die Stelle der ehemaligen Gräben kamen zum Schluß die Rasenziegel.


    Hinterher war kaum noch festzustellen, das hier noch vor kurzem eine Verschanzung existiert hatte.


    Die Probatii säuberten anschließend ihr Schanzwerkzeug, verstauten es und in ihrem Marschgepäck und beluden die Maultiere mit den Weidenkörben.



    Danach ließ der Centurio die Männer Aufstellung nehmen und machte wieder einen seiner Späße:"So, Männer, ihr seid ja vom jetzt Baden erfrischt und munter, da wollt ihr euch bestimmt noch ein wenig austoben. Bisher war das ganze ja die pure Erholung. Deshalb geht es jetzt zum Castellum zurück..., und zwar die ganze Strecke im Laufschritt. Los gehts."


    Die Begeisterung der Probatii hielt sich in Grenzen, denn sie hatten ihr ganzes Marschgepäck geschultert, waren von den bisherigen Anstrengungen ausgelaugt und die brennende Sonne tat ein übriges.


    Falco spürte das Gewicht des Marschgepäcks mit jedem Schritt förmlich zunehmen und nach kurzer Zeit rann allen der Schweiß am Körper herunter.


    Der Option paßte auf das die Kolonne nicht langsamer wurde. Immer wieder strauchelten einzeln Probatii und der Optio ließ diese seinen Stock spüren.


    Auch Falco fiel es immer schwerer und die Strecke schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Aber er biß die Zähne zusammen, hielt Schritt und sagte sich dabei immer wieder Durchhalten, Falco... gleich ist es geschafft...

    Für die zweite Welle war die Flußüberquerung jetzt natürlich mit Hilfe der über den Fluß gespannten Seile etwas einfacher, als es für die Vorhut gewesen war, die sich nur auf ihre eigenen Kräfte verlassen konnte.


    Falco war zwar nach dem Durchschwimmen des Tibers in voller Rüstung körperlich erst einmal erschöpft, aber gleichzeitig auch stolz auf sich, das er den schwereren Weg gewählt und auch gemeistert hatte.


    Der Optio trieb seine Männer weiter unerbittlich zur Eile an, bis die gesamte Einheit, mitsamt der Flöße auf denen sich das Marschgepäck der Soldaten befand, auf der anderen Seite des Flusses war.


    Auf dem anderen Ufer blieben die Maultiere und einige erfahrene Legionäre zurück, um auf die Maultiere aufzupassen.



    Falco war, wie bereits beim Bau der Verschanzung, erneut sehr beeindruckt wie rasch und relativ reibungslos das Ganze von statten gegangen war.

    An Marcus Vinicius Hungaricus
    Befehlshaber der Cohortes Urbanae
    Castra Praetoriae





    Salve Marcus Vinicius Hungaricus!




    Mit Empfehlung sowohl des Legatus Legionis der Legio I Traiana Pia Fidelis, Spurius Purgitius Macer, als auch des Princeps Prior der Cohortes Urbanae, Gaius Octavius Victor, richte ich mein heutiges Schreiben an Euch als Befehlshaber der Cohortes Urbanae.



    Zunächst möchte ich mich Euch vorstellen. Euch schreibt der angehende Legionarius Marcus Didius Falco. Per Dekret des Imperators wurde ich als Probatus zur Legio I Traiana Pia Fidelis versetzt. Der erfolgreiche Abschluß meiner Grundausbildung und die damit verbundene Beförderung zum Legionarius stehen unmittelbar bevor.


    Seit langem ist es mein sehnlichster Wunsch nach Ablauf der Grundausbildung zu den Cohortes Urbanae nach Rom versetzt zu werden. Dem Befehlshaber meiner Legion, Legatus Legionis Spurius Purgitius Macer, habe ich mein Versetzungsgesuch bereits in schriftlicher Form mitgeteilt und er befürwortet dieses auch.


    Ich, Marcus Didius Falco, bin in Rom aufgewachsen, kenne die Stadt wie meine Westentasche und möchte als Mitglied der Cohortes Urbanae für Sicherheit und Ordnung in meiner Urbs Patria beitragen.


    Da ich vor Beginn meiner miltärischen Laufbahn bei der Legio I meinen Lebensunterhalt als Investigator verdient habe, sind mir auch die Schattenseiten unserer Urbs Eterna bekannt, das in letzter Zeit immer mehr um sich greifende Bandenwesen, das Stärkerwerden skrupelloser krimineller Elemente.


    Da es sich die Cohortes Urbanae zur Aufgabe gemacht haben, diesem Treiben ein Einhalt zu bieten, und ich als Bürger unserer Stadt gern dazu beitragen möchte, Schaden von Rom abzuwenden, sehe ich meinen Platz an der Seite der mutigen und unerschrockenen Streiter der Cohortes Urbanae.


    Als Investigator habe ich in der Vergangenheit zahlreiche Aufträge von Privatpersonen unterschiedlichen Ranges diskret und erfolgreich zum Schutz von deren Leben, Eigentum oder anderer Interessen übernommen und abgeschlossen. Zu meiner großen Ehre war es mir auch bereits vergönnt im öffentlichen Interesse tätig zu werden, worüber ich aber verständlicherweise strengstes Stillschweigen bewahren muß.


    Aus zuverlässiger Quelle ist mir bekannt, das die Cohortes Urbanae gegenwärtig auf der Suche nach einem Mann sind, http://www.imperium-romanum.info/forum/t...9927#post19927 , welcher über die persönlichen Fähigkeiten und objektiven Möglichkeiten verfügt, die Ursachen und Hintermänner der kriminellen Machenschaften ausfindig zu machen, welche die öffentliche Ordnung und Sicherheit in immer stärkerem Ausmaße bedrohen. Gern könnt Ihr Erkundigungen über mich einholen, welche Euch möglicherweise zu dem Schluß kommen lassen, einen solchen Mann gefunden zu haben.


    Ich wäre also bereit, nach meiner Versetzung zu den Cohortes Urbanae auch eine solche Aufgabe zu übernehmen.



    Marcus Vinicius Hungaricus, ich bitte Euch um wohlmeinende Prüfung und Bewilligung meines Versetzungsgesuches zu den Cohortes Urbanae.


    Solltet Ihr mich als neues Mitglied der Cohortes Urbanae willkommen heißen, so bitte ich Euch alles in die Wege zu leiten, damit ich meinen Dienst zum baldmöglichsten Zeitpunkt aufnehmen kann.




    Vale
    Marcus Didius Falco
    zur Zeit noch im Castellum
    der Legio I Traiana Pia Fidelis


    Falco war unter den wenigen Probatii, die sich sofort bereit erklärt hatten, den Tiber mit Rüstung zu durchschwimmen. Er warein guter Schwimmer und auch schon oft durch den Tiber geschwommen, natürlich niemals mit Rüstung. Irgendwie reizte ihn diese Herausforderung...


    Und immerhin wußte er jetzt, das er wenigstens beide Arme zum Schwimmen benutzen konnte und nicht noch mit einer Hand seine Sarcina über Wasser halten mußte. Er bezweifelte auch, ob das funktioniert hätte. Aber für das Marschgepäck wurden ja jetzt die Flöße gebaut.


    Dem Befehl des Centurio folgend suchte Falco zusammen mit den anderen Freiwilligen für den Bau ihres Floßes geeignetes Holz.


    Die Rekruten fällten mit der Axt, der Dolabra, einige geeignete kleinere Bäume, sägten diese auf die richtige, gleichmäßige Länge zurecht und entfernten herausragende Äste wiederum mit der Dolabra. Die nun für den Floßbau brauchbaren Holzstücke wurden mit Stricken fest zusammengebunden. All dies geschah unter der Anleitung erfahrener Legionäre.


    Anschließendlzogen die Männer das kleine Floß in die Nähe des Wassers und legten dann ihre Schilde auf das Floß. Diese banden sie ebenfalls mit Stricken auf dem Floß fest, damit keines ins Wasser rutschen konnte.


    Daraufhin meldeten sie dem Optio den Vollzug des Befehles und warteten auf weitere Anweisungen.

    Falco war gedanklich schon im Wasser gewesen, sorgenvoll daran denkend, sein Marschgepäck trocken über den Fluß zu bringen.


    Nun hatte der Centurio auch ihn überrascht... Verschanzung anlegen...


    Die Probatii teilten sich die verschiedenen Arbeiten.


    Einige Probatiii, zu denen auch Falco gehörte, hoben mit dem Rasenstecher Rasenziegel an den Stellen aus, wo die Gräben der Verschanzung hinkommen sollten.


    Andere lockerten den darunter befindlichen harten, steinigen und von der Sonne ausgedörrten Boden mit der ligo, einer Art Ziehacke auf und scharrten das aufgewühlte Erdreich auf Haufen.


    Wieder andere Rekruten gehörten zu denen, welche mit dem Spaten, der pala, den lockeren Boden in Weidenkörbe schaufelten, mit denen wieder andere Probatii die Erde dorthin trugen, wohin sie gebraucht wurde. Diese Probatii schütteten dann den Inhalt der Weidenkörbe zu Erdwällen auf.


    Die Weidenkörbe waren von einem Maultier hierher transportiert worden. Falco hatte sich zwar anfänglich kurz darüber gewundert, ob das Maultier auch mitschwimmen sollte :D und wofür die Weidenkörbe gut wären, dann aber während des Marsches nicht mehr länger darüber nachgedacht. Nun wußte er es...


    Zum Schluß fanden dann auch die ausgehobenen Rasenziegel wieder ihre Verwendung, denn mit ihnen wurden die bisher aus lockerer Erde bestehenden Wälle befestigt.


    Erfahrene Legionäre gaben den Rekruten bei ihrem Werk ständig Hinweise und zeigten Fehler auf. Auf diese Weise entstand eine brauchbare Verschanzung. Überraschend schnell, wie Falco und die andere Probatii fanden.

    Während des Marsches zum Tiber dachte Falco kurz an den Brief, den er gestern Abend nach Dienstende geschrieben hatte. Priscus - waren sie inzwischen Freunde? - hatte gestern Abend Ausgang gehabt und den Brief mit nach Rom genommen, genauso wie vor 2 Tagen. Da hatte Falco ihm bereits einen ersten Brief mitgegeben und heute war die ersehnte Antwort darauf eingetroffen. Er sah jetzt klarer, wie er vorgehen mußte...


    Hoffentlich erreichte der neue Brief bald seinen Empfänger..., und hoffentlich war dieser ihm wohlgesonnen..., so vieles hing davon ab...



    Schnell verdrängte Falco diese Gedanken und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Nur das zählte jetzt.


    Der Tiber war inzwischen schon nahe.


    An den
    Princeps Prior der Cohortes Urbanae
    Gaius Octavius Victor





    Salve Gaius Octavius Victor!



    Ihr werdet sicher erstaunt sein, einen Brief von mir in den Händen zu halten. Ich schreibe an Euch in Eurer Eigenschaft als Princeps Prior der Cohortes Urbanae und weil eine gemeinsame Bekannte mir empfahl, mich in dieser Angelegenheit vertrauensvoll an Euch zu wenden.


    Zunächst möchte ich mich Euch vorstellen. Euch schreibt der angehende Legionarius Marcus Didius Falco. Per Dekret des Imperators wurde ich als Probatus zur Legio I Traiana Pia Fidelis versetzt. Der erfolgreiche Abschluß meiner Grundausbildung und die damit verbundene Beförderung zum Legionarius stehen unmittelbar bevor.


    Seit langem ist es mein sehnlichster Wunsch nach Ablauf der Grundausbildung zu den Cohortes Urbanae nach Rom versetzt zu werden. Dem Befehlshaber meiner Legion, Legatus Spurius Purgitius Macer, habe ich mein Versetzungsgesuch bereits in schriftlicher Form mitgeteilt und er befürwortet dieses.


    Ich bin in Rom aufgewachsen, kenne die Stadt wie meine Westentasche und möchte als Mitglied der Cohortes Urbanae für Sicherheit und Ordnung in meiner Urbs Patria beitragen.


    Da ich vor Beginn meiner miltärischen Laufbahn bei der Legio I meinen Lenbensunterhalt als Investigator verdient habe, sind mir auch die Schattenseiten unserer Urbs Eterna bekannt, das in letzter Zeit immer mehr um sich greifende Bandenwesen, das Stärkerwerden skrupelloser krimineller Elemente.


    Da es sich die Cohortes Urbanae zur Aufgabe gemacht haben, diesem Treiben ein Einhalt zu bieten, und ich als Bürger unserer Stadt gern dazu beitragen möchte, Schaden von Rom abzuwenden, sehe ich meinen Platz an der Seite der mutigen und unerschrockenen Streiter der Cohortes Urbanae.


    Als Investigator habe ich in der Vergangenheit zahlreiche Aufträge von Privatpersonen unterschiedlichen Ranges diskret und erfolgreich zum Schutz von deren Leben, Eigentum oder anderer Interessen übernommen und abgeschlossen. Zu meiner großen Ehre war es mir auch bereits vergönnt im öffentlichen Interesse tätig zu werden, worüber ich aber verständlicherweise strengstes Stillschweigen bewahren muß.


    Wie mir berichtet wurde, sind die Cohortes Urbanae gegenwärtig auf der Suche nach einem Mann http://www.imperium-romanum.in…p?postid=19927#post19927, welcher über die persönlichen Fähigkeiten und objektiven Möglichkeiten verfügt, die Ursachen und Hintermänner der kriminellen Machenschaften ausfindig zu machen, welche die öffentliche Ordnung und Sicherheit in immer stärkerem Ausmaße bedrohen. Bitte holt über mich Erkundigungen ein, welche Euch möglicherweise zu dem Schluß kommen lassen könnten, einen solchen Mann gefunden zu haben.


    Ich wäre also bereit, nach meiner Versetzung zu den Cohortes Urbanae auch eine solche Aufgabe zu übernehmen...



    Gaius Octavius, ich bitte Euch um wohlmeinende Prüfung meines Anliegens. Sollte es Euer Wohlwollen finden, so bitte ich Euch darum mein Versetzungsgesuch zu den Cohortes Urbanae zu befürworten und zu unterstützen.


    Selbstverständlich ist mir bekannt, das die Entscheidung über mein Versetzungsgesuch durch den zuständige Praefectus Praetoriae getroffen wird.


    Deshalb teilt mir bitte mit, ob es Euch sinnvoll erscheint, dieses Schreiben als offizielles Versetzungsgesuch weiterzuleiten oder ob ich dazu ein gesondertes Schreiben an den Praefectus Praetoriae persönlich aufsetzen soll.



    Vale
    Marcus Didius Falco
    zur Zeit im Castellum
    der Legio I Traiana Pia Fidelis


    Im Gegensatz zu einigen anderen Probatii, die ihr Erstaunen kaum verhehlen konnten, muß Falco an dieser Stelle nicht sehr überrascht geschaut haben.


    Zum einen hatte der Optio ihm ja bereits einen dezenten Hinweis auf das gegeben, was heute auf ihn zukommen sollte. Außerdem hatte Falco sich an den vergangenen Abenden, sowie Zeit und Gelegenheit dazu vorhanden war, ausführlich mit Priscus - mit dem er sich von Tag zu Tag besser verstand - darüber unterhalten, was während der Grundausbildung alles auf einen zukommen konnte.


    Priscus´ Tips hatten sich als sehr wertvoll und hilfreich erwiesen und Falco war dadurch manches leichter gefallen.


    So wußte Falco jetzt auch genau was zu tun war. Er hatte sein Marschgepäck, die Sarcina, am gestrigen Abend noch marschfertig gepackt und nach dem heutigen Frühstück nur noch seine Patera und seine Decke darin verstauen müssen. Die Sarcina enthält alles, was der Soldat während eines Marsches oder Feldzuges zum Überleben benötigt und stellt im Prinzip den gesamten Besitzstand eines Soldaten dar. Dementsprechend schwer war sie natürlich auch...


    Falco erschien als einer der ersten wieder am Sammelplatz. Es dauerte dann noch etwas bis auch der letzte mit seinem Marschgepäck zurück gekehrt war. Wenige Augenblicke später war die Marschkolonne gebildet und es ging im Gleichschritt auf in Richtung Tiber.

    Am nächsten Morgen wachte Falco mit dem ersten Ton des Wecksignals auf. Er war gut erholt und zuversichtlich.


    Falco wußte, das er ein guter Schwimmer war. Schon früh als Kind hatte er das Schwimmen erlernt und auch regelmäßig ausgeübt. Oft war er durch den Tiber geschwommen, und nicht nur wenn der Wasserstand niedrig war...


    Heute würde es natürlich schwerer werden. Schwimmen mit Ausrüstung ist etwas ganz anderes als Schwimmen ohne Ballast. Aber im Innersten wußte Falco: Ich schaffe es! Sein Wille hatte ihn während der Grundausbildung mehr als einmal durch schwierige Situationen geholfen.


    Nachdem die Männer sich frisch gemacht hatten, ging es ans Frühstück. Falco nahm neben dem unvermeidlichen panis militaris etwas Käse und ein Stück Laridum zu sich. Nicht zuviel, damit ihn der volle Magen nicht beim Schwimmen behindern konnte. Aber auch nicht zu wenig, denn er würde bald viel Kraft brauchen. Seinen Durst stillte er mit Wasser, das er aus seiner Patera trank.


    Anschließend legte Falco seine Ausrüstung an und schritt mit den anderen erwartungsvoll zum Morgenappell...

    Am Abend nahm der Optio, der ihn anscheinend ganz gut leiden konnte, Falco zur Seite und erklärte ihm:
    "Falco, jetzt wird es ernst für Dich. Du hast bisher sehr gute Fortschritte gemacht und der Abschluß Deiner Grundausbildung steht unmittelbar bevor."
    "Auf festem Boden kommst Du ja ganz gut zurecht. Wenn Du morgen dann nicht im Tiber untergehst, kann ich Dir wohl bald zur Beförderung zum Legionarius gratulieren... Streng Dich an!"

    In diesem Moment hätte Falco am liebsten einen Luftsprung gemacht und seine Freude herausgelassen. Er bezwang aber diesen Impuls und antwortete militärisch korrekt "Jawohl, Optio!"
    Und dann noch: Danke, Optio!"


    Später dann dauerte es ein wenig, bis Falco einschlafen konnte. Er war voll Vorfreude auf die baldige Beförderung zum Legionarius. Und dann hoffte er, das sein Versetzungsgesuch bewilligt würde... Der Legatus wußte schon davon...


    Bald würde er wieder in Rom sein..., die Stadt in der er aufgewachsen war..., die Stadt in der es so viele Möglichkeiten gab..., ja - auch die Stadt in der so viele Gefahren lauerten... Aber das schreckte Ihn nicht.

    Wenn Falco am Vormittag noch festgestellt hatte, das ihm solche körperlichen Übungen wie das Speerwerfen oder auch der gestrige Schwertkampf sogar Spaß machten, so mußte er jetzt feststellen, das die Formalausbildung ihm ein Gräuel war.


    Immer wieder die gleichen Kommandos: Stillstehen..., Reihe bilden..., Marschieren..., Rechtsherum..., Linksherum...Halt... und wieder von vorn.


    Die Sonne brannte erbarmungslos, der Schweiß lief den Männern in Strömen am Körper herunter und die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen...


    Aber jetzt rief sich Falco wieder seine Gedanken vom ersten Tag bei der Legio I in Erinnerung... ... es würden auch schwere Stunden in der Legion auf ihn zukommen..., viel hängt davon ab, wie ich mich selbst verhalte. Und er beschloß wieder, wie schon am ersten Tag, hier stets sein Bestes zu geben. Zusätzlichen Auftrieb verlieh Falco die Hoffnung, ja Gewißheit: Der Abschluß der Grundausbildung steht kurz bevor. Bald bin ich Legionarius...


    Und dann konnte er auch endlich seine weiteren Vorhaben angehen, die keinen weiteren Aufschub mehr duldeten...

    "So, Männer..." sagte der Optio zu ihnen "...damit ihr in Zukunft nicht weiter wie eine Hammelherde durch die Gegend laufen müßt, bringe ich euch jetzt mal ein bißchen Ordnung bei."


    Der Optio erklärte ihnen die ersten Befehle. Er ließ sich die Probatii der Größe nach sortieren und in einer Linie antreten. Das Kommando dfür lautete 'In aciem venite'. Das Scutum mußte dabei links von ihnen stehen, das Pilum hatten sie senkrecht abgesetzt mit der rechten Hand zu halten. In Reihen anzutreten - also hintereinander - hieß ´In ordinem venite´.


    Wenn es heißt 'State', hatten sie stramm zu stehen Bei 'Movemini' durften sie sich bequem hinstellen.


    Immer neue Kommandos erklärte ihnen der Optio.


    "Auf die Befehle 'Scuta sursum' und 'Pila sursum' werden Schild und Speer aufgenommen, auf die Befehle 'Scuta dorsum' und 'Pila dorsum' wieder abgesetzt.


    Alles soweit klar? Jetzt kommen die spannenden Sachen: Auf 'Pergite' lauft ihr los, auf 'Consistite' haltet ihr wieder an. Und das alles 'aequatis passibus', also im Gleichschritt. Ich werde anzählen...


    Wenn ihr steht heißt 'ad dextram', dass ihr euch sofort nach rechts dreht; bei 'ad sinistram' sofort nach links und bei 'retro' nach hinten. Wenn ihr in Bewegung seid, dann wartet ihr nach der Richtung noch auf das Folgekommando 'pergite' oder 'versate'. Der Unterschied ist einfach: bei 'pergite' lauft ihr eine schöne saubere Ecke, so als ob eure Kolonne eine Schlange wäre. Bei 'versate' dreht ihr alle sofort in die gewünschte Richtung und lauft sofort weiter. Aus einer Reihe wird dann also eine Linie und umgekehrt.


    Wir üben das jetzt. Achtung, es geht los:


    Probati, in duo acies venite!


    State!


    Scuta sursum!


    Pila sursum!


    Ad dextram!


    Aequatis passibus pergite! Unus, duo, tres, quatuor, ...


    Ad sinistram pergite!


    Ad dextram pergite!


    Ad dextram pergite!


    Ad sinistram pergite!


    Consistite!


    Retro!


    Aequatis passibus pergite! Unus, duo, tres, quatuor, ...


    Ad dextram versate!


    Ad sinistram versate!


    ..."


    Wieder und wieder ließ der Optio die Probatii Schwenks in verschiedene Richtungen ausführen. Wieder und wieder mussten sie anhalten und wieder loslaufen. Wer den Gleichschritt nicht hielt, der bekam einen Schlag mit dem Optiostab...

    Trotzdem war Falco natürlich heilfroh, als der Optio plötzlich rief: "Schluß, Männer. Jetzt habt ihr euch eine Pause verdient und danach werde ich euch mit den Freuden des Formaldienstes vertraut machen. Wegtreten."


    Falco nutzte die Pause um Wasser zu trinken und knabberte dazu an einem Stück panis militaris. Danach streckte er sich noch ein wenig aus, bis der Optio sie wieder zu sich rief und sie in den Bereich des Exerzierplatzes führte, wo die Formalausbildung stattfinden sollte.

    Falco stellte zu seinem Erstaunen fest, das er die erneute starkem körperliche Belastung heute besser verkraftete als noch am ersten Tag.


    Natürlich schmerzte vor allem sein rechter Wurfarm inzwischen stark, doch je besser er die Übung beherrschte und je öfter und besser er das Ziel mit seinem Pilum traf, um so mehr machte die ganze Sache sogar Spaß.


    Falco sah mit Befriedigung seine ständige Verbesserung und hatte auch das Gefühl, das der Optio mit ihm zumindestens nicht unzufrieden war. Der Option mußte jedenfalls nur sehr selten zu Falco kommen, um ihn auf Fehler hinzuweisen. Meistens war er damit beschäftigt andere Rekruten zu korrigieren.

    Es kam wie es kommen mußte.


    Beim Morgenappell verkünderte der Optio:


    "Die Probatii dürfen heute Vormittag das Werfen mit dem Pilum üben und am Nachmittag gieht es dann zur Formalausbildung."


    "Und jetzt, zum Wachwerden: Ein Dauerlauf!"


    Nach dem Dauerlauf führte sie der Optio zu den Wurfplätzen, wo er ihnen die notwendigen Bewegungsabläufe zeigte um das Pilum richtig zu schleudern. Die Rekruten bekamen wieder Übungswaffen, mit denen sie zunächst aus geringer Entfernung und ohne Scutum das Werfen des Pilum erlernen konnten.


    Das anfänglich recht chaotische Treiben der Probatii ordnete der Optio durch ständige Hinweise zu den Bewegungsabläufen und durch Korrektur der Wurfhaltung bei einzelnen Rekruten.


    Nachdem alle Rekruten die Ziele regelmäßig trafen, wurde der Schwierigkeitsgrad der Übung durch die Erhöhung der Entfernung zu den Zielen erhöht. Zudem mußten die Probatii jetzt zusätzlich das Scutum in die linke Hand nehmen.

    Falco entschied, Formaldienst wäre ihm am liebsten. Die Füße taten ihm schließlich noch am wenigsten weh.


    Eigentlich hätte sich Falco jetzt am liebsten sofort auf seine Schlafstelle geworfen, aber er riß sich zusammen, und überprüfte seine Ausrüstung, denn die würde der Optio beim Morgenappell überprüfen. Soviel wußte Falco schon.


    Er war froh zu sehen, das Bekleidung und Ausrüstung den Tag heil überstanden hatten, nur den Staub mußte er von den Metallteilen wegpolieren.


    Nachdem dies getan war, legte er die Sachen ordentlich zusammen und sank auf seine Schlafstatt. Man hörte ihn noch undeutlich "Nacht, Priscus..." murmeln, dann war er schon eingeschlafen.

    "Danke, Priscus. Das werde ich tun. Während der Übungen hat man ja kaum Zeit auf die Schmerzen zu achten, aber hinterher merkt´s man dafür doppelt."


    Falco merkte seine Erschöpfung wirklich jetzt erst richtig.


    "Na, ich bin schon gespannt, was als nächstes drankommt und welche Körperteile mir morgen Abend wehtun werden."

    Nach einer kurzen Pause, von der Falco jede Minute genoß, rief ihn der Optio wieder zu sich. "Los, Falco. Jetzt wird die Übung nochmal wiederholt. Wenn sie sitzt, können wir zur nächsten Lektion übergehen."


    Falco rappelte sich auf, setzte den Helm wieder auf und nahm die Übungswaffen wieder zur Hand.


    Ausgangsstellung..., Schild in Augenhöhe..., Ausfallschritt..., Zustechen..., Treffer..., Zurück...


    Und das ganze immer wieder..., einmal..., zehnmal..., hundertmal...,


    Falco hatte zu zählen aufgehört, er handelte rein mechanisch, aber die Treffer saßen. Endlich rief der Optio, der ihn genau, beobachtet hatte:"Schluß, Falco. Es reicht. Mach Pause, trinke was, und dann bringen wir Dir was neues bei."


    Diesmal reichte eine Patera voll Wasser zum Löschen seines Durstes nicht aus ...