Beiträge von Cassim

    Offenbar hatte er die richtige Wahl getroffen. Die Schönheit folgte ihm ohne sich zu sträuben. Cassim freute dies, denn nach all den Tagen, in denen er und seine Gefährten nun schon auf der Flucht war, hatte es wenig bis gar keine Zeit gegeben, um sich seinen Bedürfnissen zu widmen. Natürlich ahnte er nichts von dem, was sie dachte oder was sie mit ihm vor hatte. In Cassims Welt gab es einfach keinen Platz für Frauen, die ihn überwältigen konnten. Genauso wenig war es Cassim bewusst, wie er auf sie wirkte. Er war schon immer ein Mensch gewesen, der sehr von sich selbst eingenommen war und mache daraus auch keinen Hehl. Wahrscheinlich würde sich das auch nicht mehr ändern lassen.
    Zugegeben, der Ort, wohin er sie führte, war nicht der beste, um eine Frau glücklich zu machen oder gar um mehrere Stunden im harmonischen Beisammensein zu verbringen. Obwohl er doch einen Sinn für das Schöne und Edle hatte. Aber auf die Schnelle hatte er nichts Besseres finden können und so musste nun der Schuppen als provisorisches Liebesnest herhalten. Außerdem durfte das Schäferstündchen nicht zu lange dauern, sonst wurden seine Gefährten unruhig. Aber was machte es auch schon, die Schöne würde er nicht wieder sehen. Spätestens Morgen ging es in die ersehnte Heimat zurück. Eigentlich war es ein Jammer. Sie hätte gut in seinen Harem gepasst.
    Trotz des leicht üblen Geruchs ließ er sich nicht davon abhalten, die exotische Schönheit zu erkunden. Er konnte schon bald feststellen, dass er ein echtes Rasseweib erwischt hatte, die es selbst auch kaum erwarten konnte. Ihr Temperament gefiel ihm. Sie machte sich an seiner Kleidung zu schaffen, löste seinen Gürtel und auch er schob ihre Tunika nach oben. Bedauerlich war nur, dass ihr Oberkörper von dieser Lederkluft eingeschlossen war. Doch wo ein Wille war, war auch ein Weg. Verführerisch rieb sie ihren Schenkel an sein Bein, was ihn dazu veranlasste, sie in Richtung eines Tisches zu drängen, der in der Ecke stand. Mit seiner Hand wischte er provisorisch den Schmutz hinfort und hob sie leicht an, um sie darauf zu setzen. Währenddessen übersäte er sie mit stürmischen Küssen.

    Der Parther war ganz gefangen im Bann der Schönen. Sie war nicht, wie die große Masse der Frauen, die dümmlich kicherten, wenn man sie ansprach. Auch gehörte sie nicht zu denen, die verklemmt waren und vor Scham beinahe tot umfielen, wenn man sich ihnen nur näherte. Von beidem hatte Cassim schon genug gehabt, in seinem Leben. Die Art Frauen, die er mochte, wollten erobert werden. Sie mussten, einem Mysterium gleich, erst ergründet werden. Die schöne Fremde war nicht nur mit einer umwerfenden Anmut ausgestattet. An ihr haftete auch ein Zauber, der ihn vollkommen gefangengenommen hatte. Ihr entzückendes verschmitztes Lächeln, das Raunen ihrer Stimme,er war ihr verfallen!
    Ihrem Begleiter, den er hätte kennen müssen und der sich im Hintergrund aufhielt, schenkte er keinerlei Beachtung. Hätte er ihn gesehen, so hätte er sich nicht in so große Gefahr begeben. Oder vielleicht doch? Vielleicht wäre gerade dies noch eine Herausforderung für ihn gewesen. Im Angesicht des Scheiterns ihrer Flucht, die Eroberung der Schönen. Er hatte es schon immer gemocht, hoch zu spielen, auch wenn damit eventuell ein tiefer Fall die Folge war.
    All das jedoch, lag weitab von den Gedanken des Parthers, der sich in völliger Sicherheit wähnte und nicht einmal die Idee einer Gefahr ahnte.
    Die Schöne war bereit, ihm zu folgen. "Dann komm mit mir und ich verschaffe dir eine Überraschung, von der du noch lange zähren kannst." Cassim ergriff ihre Hand, schenkte ihr ein breites Lächeln, sodass man seine strahlendweißen Zähne erkennen konnte und führte sie mit sich durch die Menge der Passanten. Natürlich hatte er nicht vor, sie zum Treffpunkt seiner Gefährten mitzunehmen, auch wenn es dort einen geeigneten Platz gegeben hätte, sich dem beidseitigen Vergnügen hinzugeben. Stattdessen führte er sie in eine dunkle Gasse, aus der ihnen nur wenig Passanten entgegen kamen. Die Häuser machten einen heruntergekommenen Eindruck, was ihn aber nicht weiter störte.
    Nach einer Weile war er fündig geworden. Ein Schuppen, so glaubte er, bot ihnen den nötigen Schutz vor neugierigen Blicken und ungewollten Störungen. Er zog sie mit sich ins Halbdunkel der Hütte und zog sie fest an sich. "Hier sind wir ungestört, meine Süße!"
    Einem Wolf gleich, war er ausgehungert, nach den weichen Rundungen einer schönen Frau, ihren dunklen Augen und ihren zarten Lippen. Voller heftiger Leidenschaft küsste er sie, während bereits seine Hände nach unten zu ihren Schenkeln wanderten und versuchten, unter den Stoff ihrer Kleidung zu gelangen.

    Nur noch für sie hatte er Augen und vergaß dabei alles grundlegende, was ihm jemals gelernt hatte und was wichtig gewesen war. Selbst seine Gefährten hatte er aus seinem Hirn ausgeknipst. Es hungerte ihn nach Normalität. Dieser Alptraum hatte schon zu lange gedauert. Er war müde geworden, vom weglaufen und vom aufmerksam sein. So kurz vor dem Ziel die Ausdauer zu verlieren, sich gehen zu lassen, bedeutete das Scheitern seines ganzen Planes. Aber nicht nur das, er riß damit auch die mit, die ihm vertraut hatten und die er überzeugt hatte, mit ihm zu fliehen. Hätte man ihm jemals einmal geweissagt, die Frauen wären sein Untergang, so hätte er denjenigen nur ausgelacht.


    Die unbekannte Schöne, die er unglücklicherweise bisher unwissentlich nur in ihrer Gladiatorenrüstung bei den flavischen Wahlkampfspielen gesehen hatte, wurde ganz schnell auf ihn aufmerksam. Ihren Begleiter, der ihm eine Warnung hätte sein müssen, bemerkte er dabei nicht.
    Die junge Frau raunte wie ein Kätzchen, aber in ihren Augen spiegelte sich ihr Feuer wider. Etwas Ungezähmtes war es, was ihn anspornte, weiter zu machen, sie nicht einfach stehen zu lassen und davonzurennen, wie es wohl besser gewesen wäre.
    "Ich wüsste schon, wie ich dein Interesse wecken könnte! Komm einfach mit mir!"Er glaubte, noch genug Zeit zu haben, um sich mit der Schönen noch ein wenig zu vergnügen. In all der Zeit hatte er keine Frau gehabt, die so anziehend auf ihn gewirkt hatte, wie sie. Es würde sich schon ein stilles Plätzchen finden, in einem Hinterhof oder sonst wo, wo sie ungestört waren. Den Proviant, den er besorgen sollte, hatte er fast komplett beisammen. Das Wasser, das noch fehlte, konnte er auch noch kurz vor seiner Rückkehr zu seinen Begleitern kaufen.

    Eine Frage an die Geschichsexperten! Gibt es Informationen darüber, wie man mit geflohenen Sklaven verfuhr, derer man habhaft wurde. Ich habe kürzlich irgendwo gelesen, man habe ihnen die Haare geschoren und ihnen ein Brandmal auf die Stirn anbringen lassen. Mir ist natürlich bekannt, dass jeder Sklavenbesitzer mit seinem Sklaven tun und lassen konnte, was er wollte. Doch ich wollte nur wissen, ob man bestimmten "Vorgehensweisen" folgte, wenn man die Sklaven wieder eingefangen hatte.
    Im Voraus Danke! :)

    Dem Parther gelang es, nach einigem Suchen den Marktplatz zu finden. Dort wollte er den Proviant für die bevorstehende Schiffsreise einkaufen. Vor allem war Wasser wichtig und Lebensmittel, die einigermaßen haltbar waren. Seine Angespanntheit hatte etwas nachgelassen, seitdem er die Taverne verlassen hatte und nun alleine war. Hätte er geahnt, wie dicht seine Verfolger ihm bereits auf den Fersen waren, wäre das nicht der Fall gewesen.
    Der Mark von Ravenna war erwartungsgemäß viel kleiner als die, die es in Rom gab. Trotzdem war er guter Dinge, hier alles zu finden, was sie an Proviant brauchten. Er wollte keine Zeit verlieren und kaufte das erst beste, was ihm ins‚ Auge fiel. Dabei wurde er auch auf eine dunkle Schönheit aufmerksam, die ihm aufgefallen war, weil statt einer schönen Tunika eine hässliche Lederkluft ihren Oberkörper zierte, der ganz und gar nicht zu ihren schönen weiblichen Formen passen wollte. Ihre Schönheit benebelte seine Sinne und er wurde unaufmerksam. Sie erinnerte ihn sehr an seine Yasmina, die er so sehr vermisste und nach deren Berührungen er sich so schmerzlich sehnte. "Salve, du Schöne! Wohin des Wegs?" Er hatte sie angesprochen, ohne zu ahnen, dass er sich damit in sein eigenes Verderben stürzte.

    Cassim trank noch einen kräftigen Schluck. Es stimmte tatsächlich was manche sagten, mit einer ordentlichen Menge Wein konnte man seine Ängste hinfort schwemmen. Nur bedurfte es noch einer viel größeren Menge, um alle Bedenken, die Cassim plagten, loszuwerden. Im Laufe seines Lebens hatte er gelernt, seine Ängste nicht offen zu zeigen, um damit nicht die Menschen in Panik zu versetzen, die um ihn waren. Das wollte er auch so beibehalten.
    Ihm waren auch die fremdartigen Seeleute aufgefallen, die für ihn alles andere als fremdartig waren. Es waren Männer von der levantinischen Küste. Ägypter womöglich. Er erkannte es an den kehligen Lauten ihrer Sprache, die sie untereinander benutzten. Das waren unter Umständen die richtigen Männer für ihre Sache. Üblicherweise segelten die Seeleute meistens die Küsten entlang und gingen von Zeit zu Zeit auch an Land. Vielleicht steuerten sie auf ihrer Heimreise auch einen syrischen Hafen an. Trotzdem war Vorsicht geboten! Der Parther sah unauffällig zu Chimerion, dem die Seeleute auch aufgefallen waren. Besser war es, wenn der Thraker den ersten Kontakt aufnahm. Dann war der Sinn und Zweck ihrer Reise nicht gleich offensichtlich.
    Sein Blick ging zurück zu seinen Gefährten und zu dem neu hinzugekommenen Begleiter. Offenbar hatte er ein wertvolles Schriftstück seines Herren bei sich, welches er zu veräußern gedachte. An sich war der Parther ein Liebhaber von wertvollen Schriften und guter Literatur. In seinem früheren Leben hatte er sich sogar dem Sammeln solcher Manuskripte verschrieben, die nur zu Hause auf ihn warteten, bis er endlich zurück kam. Nun aber konnte er dem nichts abgewinnen und schenkte den Papyri auch keinerlei Beachtung. Im Grunde war Cassim es leid, auf der Flucht zu sein, doch war dies die einzige Möglichkeit sein früheres Leben wieder zurück zu bekommen. Mit Verständnis für seine Lage oder gar Erbarmen hatte er von keiner Seite zu rechnen. Wäre er nicht geflohen, hätte es keine Aussicht auf eine baldige Rückkehr gegeben und würde man ihm Habhaft werden, dann bedeutete das sein Ende, auf welche Weise auch immer. Die Fantasie der Römer kannte dabei keinerlei Grenzen, wie er wusste.


    Hannibal nahm sich Menelaos und seinem Schriftstück an. Er konnte helfen, was durch seine gute Ortskenntnis begünstigt wurde. Er war es auch, der vorschlug, sich aufzuteilen. Cassim saß dabei noch teilnahmslos sinnierend da. Ihn beunruhigte es mehr, dass er sich kein Bild machen konnte, von ihrer aller Zukunft in Parthia. Als er schlussendlich sein Name fiel, sah er endlich auf und nickte. "Ja, so machen wir das. Viel Glück!"
    Aufmunternd sah er noch einmal zu seinen Gefährten und erhob sich dann, um die Taverne zu verlassen.

    Cassim konnte es nur recht sein, dass es keine größeren Schwierigkeiten gab, als sie die Stadt betraten. Der lange staubige Ritt, der kaum eine Rast zugelassen hatte, war jetzt erst einmal vorbei. Jetzt hätte er gerne die schmutzige und übel riechende Kleidung von seinem Körper gestreift und ein Bad genommen. Aber dafür war die Zeit noch nicht gekommen. In ihrem Fluchtplan war nicht vorgesehen, dass sie sich allzu lange in Ravenna aufhielten. Nur so lange, bis sie ein Schiff nach Syrien gefunden hatten. Aber wenigstens ein frisches Mahl und etwas zu trinken konnten sie sich leisten. Dabei war danauch endlich Zeit, sich etwas genauer mit Menelaos zu unterhalten. Unweit des Hafens wurden sie schließlich fündig: Eine einfache Taverne, in der sich zu allen Tageszeiten auch Seeleute aufhielten, die man nach einer Schiffspassage in den Osten aushorchen konnte.
    Sie betraten die Spelunke und nahmen an einem Tisch platz. "So , das hätten wir geschafft!", sagte Cassim und blickte zufrieden in die Runde. Sie sahen alle sehr müde und mitgenommen aus und genau so fühlte sich auch Cassim. Aber er war seinem Traum von der Rückkehr in seine geliebte Heimat schon ein ganzes Stück näher gekommen. Bald würde er zu Hause sein und dann war dieser Alptraum endlich zu Ende.
    Der Wirt brachte ihnen einen großen Krug Wein und genügend Becher. Darauf hatte sich Cassim schon den ganzen Tag gefreut. Er goss seinen Freunden ein und erhob seinen Becher. "Auf uns und unser Vorhaben!"

    Anfangs hatte Cassim diesen komischen Kauz, der sich als flüchtiger Sklave ausgab, nur misstrauisch beäugt. Ihm war keine seiner Bewegungen entgangen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Nachdem ihn aber Hannibal zu kennen schien, war der Parther einstweilen beruhigt. Die Ruhe war allerdings nur von kurzer Dauer. Nämlich als Menelaos ihn jede Einzelheit ihres Fluchtplanes präsentierte, hätte es ihn fast vom Pferd geworfen. "WAS?" Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Wie um alles in der Welt weiß halb Rom davon, was wir vorhaben und wohin wir wollen? Und was weißt du über unsere Verfolger?" Unsicher blickte er in die Gesichter seiner Begleiter. Für ihn wurde es allmählich zur Gewissheit, dass sie einen Verräter unter sich haben mussten. Nur wer? War es Chimerion? Hatte er ihn so schlecht eingeschätzt? Am Ende war ihm das Bett seiner Herrin lieber, als seine Freiheit. Und Hannibal? Er tat so überrascht, doch Fakt war, er hatte nie die Freiheit kennen gelernt. War er seinem Herrn doch mehr ergeben, als er gesagt hatte. Was war mit Dido, Hannibals Tochter? Sie war die undurchsichtigste von ihnen allen. Er kannte sie kaum, hatte noch nicht ein einziges persönliches Wort mit ihr gewechselt. Wenn jemand in Frage kam, dann sie. Oder war es Epicharis gewesen? War es ihr irgendwie gelungen, einen Hinweis zu hinterlassen? Das Misstrauen des Parthers wuchs mit jeder Minute. Was wenn der Verräter auch noch auf der Flucht verräterische Spuren hinterlassen hatte? Letztlich blieb sein Blick auf der jungen Sklavin haften. Seine Augen verengten sich, er atmete schwer. Sein Zorn wollte entweichen, doch noch hatte er sich unter Kontrolle. Sie sollte selbst gestehen, wenn sie es war. Oder ihr Vater sollte es aus ihr heraus prügeln.

    Cassim war es wesentlich wohler, nachdem sie ihre Geisel losgeworden waren. Jetzt konnten sie sich endlich auf das Wesentliche ihrer Flucht konzentrieren mussten nicht Gefahr laufen, von der Patrizierin noch verraten zu werden. So bereitete es ihm auch überhaupt keine Kopfschmerzen, sie ganz alleine zurückgelassen zu haben.
    In einem kleinen Städtchen hatten sie sich zudem noch mit frischem Proviant eingedeckt. Die Vorräte aus Rom gingen allmählich zur Neige und bevor sie in Ravenna das Schiff in die ersehnte Heimat bestiegen, mussten sie mitnehmen, was möglich war.
    Auch oder gerades deshalb, weil sie die Römerin jetzt losgeworden waren, durften sie nun nicht nachlässig werden. Es war noch immer höchste Eile geboten. In Rom hatte man mit Sicherheit ihre Flucht bemerkt und suchte sie bereits. An eine längere Ruhepause war daher nicht zu denken. Ausruhen konnten sie sich noch, wenn sie erst einmal auf dem Schiff waren.
    Kurz vor Ravenna hatte sich ein Reiter zu ihnen gesellt, der sich als Sklave von einem ihm nichts sagenden Römer vorstellte. Cassim war die ganze Sache nicht geheuer. Es war offensichtlich, dass der fremde Kerl bewaffnet war. Ein Blinder hätte sogar den Dolch unter seiner Tunika wahrgenommen.
    "Schon möglich!", antwortete er etwas gereizt und sah zu seinen Begleitern, um herauszufinden, was sie über den eigenartigen Vogel dachten.
    Vor ihnen zeichnete sich am Horizont bereits die Silhouette Ravennas ab.

    Der Parther bereute es binnen kürzester Zeit, die Römerin von ihren Fesseln befreit zu haben. Nicht nur ihr Blick war es, der hätte töten können, auch ihre Schimpftiraden, die sie los wurde, sobald sie sich mit den freigewordenen Händen den Knebel aus dem Mund riss. Cassim amüsierte dies eher, als dass er sich von ihrem Zorn anstecken ließ. "Die Flavier? Was wollen deine Flavier uns anhaben, wenn wir erst einmal in Parthia aaaahg!",sprach er abschätzig, bekam allerdings die schmerzenden Ellenbogenstöße der römischen Furie zu spüren und schrie auf. "Hör auf damit, Weib, sonst wirst du hinter meinem Pferd her laufen!", machte er mit belegter Stimme in einem Ton, der eisig war.
    Allmählich schwand seiner Sympathie für die Römerin, die er für ihre Aufrichtigkeit geschätzt hatte. Allerdings änderte das nichts, dass sie nicht ganz Unrecht hatte. Die Flavier, sofern sie ihnen habhaft werden sollten, würden keine Sekunde zögern, ihnen mit eiserner Härte entgegen zu treten. Jedem der Flüchtigen musste es bewusst sein, dass sie im Falle ihrer Entdeckung kein Pardon zu erwarten hatten. Jeder einzelne von ihnen hatte seine eigene Entscheidung getroffen und hatte in der Freiheit oder dem Tod die bessere Alternative zu einem Leben in Sklaverei gesehen.
    Epicharis kam wieder zur Vernunft. Sie unterließ es, sich weiterhin mit ihren Ellenbogen an Cassim auszulassen. Jedoch hielt sie das nicht davon ab, weiter zu plappern. Der Parther hatte sich eigentlich vorgenommen, das Geschwätz der Römerin zu ignorieren. Als sie ihn jedoch mit Namen ansprach, fühlte er sich dazu berufen, ihr seine Meinung kundzutun. Mit Epicharis war es, wie mit allen Römern. Dieses degenerierte Pack suhlte sich in seiner scheinbaren Überlegenheit und hatte keinerlei Verständnis dafür, dass es außer dieser verkommenen Stadt noch etwas anderes gab, dass es Menschen gab, die frei sein wollten und sich von ihrem Joch befreien wollten.
    "Dumme Idee? Du findest, es ist eine dumme Idee, nach seiner Freiheit zu streben? Ich finde, wir sollten dich nicht in Ravenna zurücklassen. Du glaubst gar nicht, wie begehrenswert römische Sklavinnen in Parthia sind!"Sein bissiger Kommentar konnte nicht ernst gemeint sein. Aber Epicharis sollte ruhig einmal darüber nachdenken, was es hieß, sein Leben in Sklaverei fristen zu müssen. Lieber wollte er sie heute als morgen loswerden. Denn ihre bloße Gegenwart barg eine große Gefahr für die ganze Gruppe. Sie würde wahrscheinlich alles tun, um ihre Flucht zu sabotieren.
    Chimerion hatte noch weitaus weniger Verständnis für das Zetern der Römerin. Er droht ihr sogar, ihr Gewalt zuzufügen, was Cassim aber sicherlich unterbunden hätte. Er verabscheute Gewalt gegen Frauen und Kinder. Aber auch das musste die Römerin nicht wissen. Ein wenig Angst und Schrecken brachte sie mit Sicherheit zur Raison.
    "Ich finde, wir sollten noch weiter reiten und die großen Straßen meiden, damit unser Vorsprung so groß, wie nur möglich ist und wir keinen Verdacht erregen. Was meinst du, Hannibal?" Der Parther sah sich nach ihm um, der bislang zu Epicharis Widerworten erfolgreich geschwiegen hatte.

    Stumm folgte der Parther Hannibal durch die kühle dunkle Nacht. Die Römerin leistete keinerlei Gegenwehr mehr, was ihn dazu veranlasste, nach einer Weile, als sie Rom schon ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatten, ihr die Fesseln zu durchtrennen. Nur noch sein Arm, der um ihren Körper geschlungen war, hielt sie bei ihm. Ob dies nun leichtsinniges handeln war, würde sich noch zeigen. Er schätzte die Flavierin durchaus nicht für so dumm ein, mitten in der Nacht fliehen zu wollen. Es dauerte noch Stunden, bis die Sonne aufging und der neue Tag begann. Bis dahin war es nicht klug, sich ganz allein hier draußen, fernab jeglicher Zivilisation aufzuhalten. Genauso wie er, war auch die Römerin hier auf unbekanntem Terrain. Die Dunkelheit würde noch ihr Übriges dazugeben, dass sie sich verirren würde. Ganz zu schweigen, von den wilden Tieren, die hier hausten.
    Hinter sich vernahm er Chimerions Stimme, der sich nach dem Weg und den Karten erkundigte. Cassim hätte keine genaue Auskunft geben können, denn er verfügte über keinerlei Ortskenntnis. Dafür hatte er Hannibal in einen Fluchtplan eingeweiht, der ihm auch sogleich mit einer Antwort zu Hilfe kam.
    "Die Karten befinden sich in meiner Satteltasche. Aber in der Dunkelheit nützen sie uns nicht viel. Nach Sonnenaufgang können wir einen Blick darauf werfen. Bi dahin sollten wir den Schutz der Dunkelheit nutzen, um einen möglichst großen Vorsprung zu bekommen. Je weiter wir von Rom weg sind, sobald sie das Verschwinden der Römerin bemerken, desto besser für uns.", meinte er schließlich und trieb sein Pferd an, noch etwas schneller zu laufen. Cassim war sich sicher, wenn man sie finden würde, dann war ihr Schicksal besiegelt. Er konnte sich lebhaft ausmalen, was der Flavier dann mit ihnen anstellte.
    Der Weg zurück, in die Arme seiner Lieben war noch weit und beschwerlich und voller Gefahren.

    Je länger das Prozedere noch andauerte, umso nervöser wurde der Parther. Mit seinen Augen verfolgte er den Soldaten, der sie nacheinander mit seiner Laterne beleuchtete. Dabei hielt er sein Messer krampfhaft umschlungen in seiner Hand, um gegebenenfalls das nötigste zu tun, bevor der Soldat nach seinen Kameraden rufen konnte.
    Wenigstens war Epicharis zur Vernunft gekommen. Sie wehrte sich nicht mehr und verharrte still und regungslos in seiner Umklammerung.
    Dann endlich ließ der Miles die Laterne sinken und trat einige Schritte zurück. Cassim verschwendete keine Sekunde, um darüber nachzudenken, ob dem Miles etwas aufgefallen war. Derr ließ sich für das Weiterkommen der Flüchtigen gut bezahlen. Den Betrag den er verlangte, überstieg wahrscheinlich bei weitem den Betrag, den er als Sold in einer Woche verdiente. Er konnte sich also nicht beschweren. Außerdem blieb ihm noch sein verdammtes Leben.
    Hannibal griff nach seinem Beutel und entnahm die Münzen. Langsam entspannte sich auch Cassim wieder. Seine Hand, die das Messer hielt, lockerte sich und unhörbar atmete er auf, als es weiterging.
    Er vermied es, noch einem Blick zurück zu werfen. Diese verfluchte Stadt und seine Bewohner hatte er hoffentlich für immer hinter sich gelassen.
    Er stimmte dem, was Hannibal sagte, vollkommen zu. Die ersten Stunden und Tage ihrer Flucht waren entscheidend. Solange man ihr Entkommen nicht bemerkte und sie nicht vermisste, waren sie dazu noch im Vorteil. Doch dieser Vorteil konnte bald zunichte gemacht sein, denn das Fehlen der Römerin würde man sicher als erstes am nächsten Tag bemerken. Bis dahin war Eile geboten. Im Schutz der Nacht konnte sie ein gutes Stück Weg zurücklegen.


    Nachdem sie sich ein wenig vom Tor entfernt hatten, lockerte der Parther auch seinen Griff und gewährte so der Römerin etwas Freiraum. "Das hast du gut gemacht! Wenn du dich benimmst, befreie ich dich von deinen Fesseln. Dann hast du es etwas bequemer.", meinte er, ihre Tränen ignorierend . Später, wenn es hell wurde und sie sich noch weiter von der Stadt entfernt hatten und ihnen auch niemand gefolgt war, wollte er ihr gestatten, auf ihrem eigenen Pferd zu reiten.

    Dieser elende Mistkerl! Cassim schnaubte vor Wut. Er hielt tatsächlich daran fest, ihn zum Küchendienst zu verdonnern und drohte ihm sogar damit, dies noch auszudehnen, falls er sich nicht mäßigte. Der Parther rang mit sich, die Beherrschung nicht zu verlieren.
    Gegen einen Kampf, Mann gegen Mann hätte er rein gar nichts einzuwenden gehabt. Aber er schätzte den Römer dafür als zu feige ein, sich ihm tatsächlich zu stellen. Seine Faust hätte sich zu gerne den Weg in das Gesicht des Römers gebahnt. Doch darauf spekulierte ja nur dieser Lump!
    Aber einfach so aufgeben und alles hinnehmen, konnte er auch nicht. Es gab da noch etwas, was Cassim in der Hinterhand hatte. Sozusagen sein Trumpf, den er, wenn es nach ihm ging, nur ungern ausspielen wollte. Er war immer noch ein Mann von Ehre und genau deshalb widerstrebte es ihm, mit unfairen Mitteln zu spielen. doch der Römer trieb ihn ja förmlich dazu!
    "Wenn du mich zu den Waschweibern steckst, was glaubst du, wie lange dein kleine Geheimnis noch bei dir sicher ist?" Zugegeben, Cassim hatte ihm damals am Tag seiner Hochzeit sein Wort gegeben, über die vorangegangene Nacht stillschweigen zu behalten, aber was galt das jetzt noch?
    Der Parther verschwendete keinen Blick mehr auf die beiden Flavier. Er schickte sich an, zu gehen. Dabei sehnte er den großen Tag herbei, an dem er sich für jede kleine Demütigung, die ihm dieser Kerl angetan hatte, rächen konnte. Dann konnte dieser nur noch auf die Gnade seiner Götter hoffen.

    Der Parther platzte vor Zorn! Nicht nur, weil er sich in Rage geredet hatte. Auch weil es ihn maßlos fuchste, was ihm der Römer nun, einem Stück Unrat gleich, vor die Füße warf. Diese so genannte Strafe, mir dem er ihn belegen wollte, war eine glatte Beleidigung seiner selbst! ES war unter seiner Würde, die Arbeit eines einfachen Weibes zu tun. Das kratzte ordentlich an seinem Stolz und dagegen musste er sich wehren. So konnte er gar nicht anders, als trotzig stehen zu bleiben, und sich dem Befehl des Römers zu widersetzen.
    Die Römerin war mittlerweile zur Nebensache geworden. Schön, sie forderte Rache für eine Sache, die in Cassims Augen nichts weiter, als eine Lappalie gewesen war. Es ging ihm gar nicht mehr darum, eine etwaige Strafe zu umgehen. Bereits bevor er zu Aristides gerufen worden war, war es doch bereits beschlossenen Sache gewesen, den Partheer nicht ohne eine Strafe davon kommen zu lassen. Diese Tatsache machte ihm auch herzlich wenig aus.
    Es ging ihm im Wesentlichen nur noch darum, nicht sein Gesicht zu verlieren, indem er einem einfachen Küchensklaven gleich, abgeurteilt wurde.
    "Das kannst du nicht machen! Ich bin kein Waschweib! Ich bin ein Mann! Also behandle mich auch so!", schrie er ihm grimmig entgegen.
    Selbst die Drohung ihn in die Mienen zu schicken und ihn dort verrotten zu lassen, beeindruckten ihn nicht sonderlich, Sollte er doch! Das war zweifellos besser, als in der Küche und in der Waschkammer wie ein Weib zu schuften!

    Während der ganzen geschmacklosen Vorstellung hatte sich Cassim dezent im Hintergrund gehalten. Wie gerne hätte er dort unten in der Arena gestanden und mit einem der fetten, dekadenten Römer auf den Logenplätzen gekämpft. Dies blieb allerdings nur Wunschdenken, denn keiner dieser degenerierten Säcke hätte es auch nur gewagt, sich dem Parther zu stellen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kampf der beiden Gladiatoren zu beobachten. Er hatte sich durchaus mitreißen lassen, obwohl ihm die beiden Kämpfenden gänzlich unbekannt waren. Seine Sympathie gewann allerdings der stolze Germane, nicht zuletzt weil er beim Lauschen erfuhr, er sei von Aristides persönlich eingefangen worden und natürlich auch weil er sich im Laufe des Kampfes stetig steigerte. Schließlich gewann er auch den Kampf, was er mit seinem Applaus honorierte.


    Was nun dem Publikum als Zwischeneinlage zugemutet wurde, war einfach lachhaft! Die als parthische Löwen angekündigten Löwen stellten sich als harmlose Pudel heraus. Doch nicht genug! Der sogenannte parthische Barbar war nichts anderes, als ein armer Trottel, den man mit brauner Farbe angemalt hatte. Ob diese Lachnummer etwa lustig sein sollte! Nein mit Nichten! Cassim schüttelte nur verärgert den Kopf und wandte geringschätzig seinen Blick ab. Dieses Pack wagte es und verunglimpfte sein Volk. Er platzte fast vor Zorn!

    Der Miles kam immer näher an ihn und Epicharis heran. Mit seiner Laterne in der Hand leuchtete er auch in Cassims Richtung. Zwar versuchte Hannibal ihn mit einem Gespräch abzulenken. Er war sogar gewillt, ihn mit dem sogenannten Bußgeld zu bestechen. Allerdings befand er dem Miles für eine Spur zu neugierig!
    Sicherheitshalber kramte der Parther aber mit seiner freien Hand eines der Messer aus seiner Tasche hervor, ließ es aber vorerst verborgen unter seinem Mantel.
    Aufgrund seines festen Griffes hatte sich Epicharis bemerkbar gemacht. Wenn sie sich nicht ruhig verhielt, während der Miles vor ihm stand, war das ganze Unternehmen gefährdet.
    "Sei endlich still, sonst muss Blut fließen!" ,flüsterte er ihr unmissverständlich zu und verstärkte noch einmal seinen Griff. Selbstverständlich wäre es nicht das Blut der Römerin, das fließen musste. Es war das des Miles.

    Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    Von heute Nacht an wiederholt RTL2 die erste Staffel der HBO-Serie „Rom“.
    Die ersten beiden Folgen werden ab o:3o Uhr gesendet, die weiteren dann immer Samstags.
    Die zweite Staffel, die soweit ich weiß noch nicht im so genannten „Free“-TV gezeigt wurde, will RTL2 ab Februar senden. Aber man weiß ja, dass die Fernsehanstalten sehr sprunghaft geworden sind. -.^


    Wer sich auf die 2. Staffel von "Rom" im FreeTV auf RTL2 am kommenden Samstag (14.2.) freut, wird bitter enttäuscht werden! Laut RTL2 wird die 2. Staffel auf das 2. Halbjahr verschoben. :(

    Für den Parther war es reinstes Amüsement, die beiden Römer rat- und sprachlos zu sehen. Dennoch verzog er keine Miene. Er hatte sich mit seiner unnachahmlichen Art bei der Römerin entschuldigt. Mehr hatte man von ihm nicht verlangt. Die beiden hatten doch nicht gehofft, er würde vor ihr auf die Knie gehen und die edle domina um Vergebung bitten! Das wäre die letzte Option gewesen, die Cassim aber gewiss nicht anwenden wollte.
    Der Römer fand seine Sprache wieder. Er war alles andere als begeistert, nannte sogar Cassims Entschuldigung als gelungene Vorstellung und was hatten eigentlich Ödipus und Antigone damit zu tun? Cassim war irritiert. Nicht zuletzt, weil er ihn aufforderte, zu entscheiden, wie er selbst betraft werden sollte. Das bedeutete, er zwang ihn, sich selbst als Sklaven zu sehen. Er zwang ihn, etwas zu tun, was er von Grund auf ablehnte. Der Parther hatte sich niemals als Sklave betrachtet und er würde es mit Sicherheit auch nie tun. Die Züge seines Gesichtes verhärteten sich.
    "Ich habe mich bei deiner Nichte entschuldigt, so wie du es verlangt hast. Und es war aufrichtig gemeint. Verlangst du von mir etwa, dass ich mich vor ihr in den Staub werfe? Ist es das, was du willst? Dann muss ich dich leider enttäuschen. Das werde ich nie und nimmer tun!"
    Bei Ahura Mazda, lieber würde er sterben, als sich von einem Römer und noch dazu vor einer Frau, so demütigen zu lassen. Er hatte den Römer für etwas niveauvoller gehalten. Bisher war er ihm gegenüber auch mit einer gewissen Portion Respekt aufgetreten. Im Beisein seiner Nichte, versuchte er sich nun zu beweisen.
    "Du willst wissen, welche Strafe ich einem Sklaven zuteil kommen ließe, der sich so gebärdet? Darauf kann ich dir nur eines antworten: meine Sklaven waren und sind mir treu ergeben. Ich muss sie nicht strafen. Doch wenn du glaubst, mich strafen zu müssen, dann tue es, wie du es für angemessen hältst!" Gleichgültigkeit schwang in seiner Stimme, und Verachtung.

    Die nächste Hürde, die sich in Form eines Soldaten, der das Stadttor bewachte, vor ihnen auftat, kam in Sicht. Jetzt durfte nur nichts schief gehen, sonst würde die Flucht ein jähes Ende finden. Das hieß, die Römerin musste sich ruhig verhalten und sonst durfte ihnen auch kein einziger Fehler unterlaufen.
    Hannibals Vorschlag, den Soldaten zu bestechen, klang sinnvoll. Wahrscheinlich wurmte es ihn sowieso, dass er Wache schieben musste, während sich alle anderen amüsieren konnten.
    "Ja, mach das!" Er versuchte, so leise wie möglich zu sprechen. Je näher die anderen Soldanten herankamen, desto fester umfasste Cassims Arm Epicharis. "Stell dich schlafend und dir wird nichts geschehen!", flüsterte er ihr zu.
    Seine Anspannung wurde immer größer. Der Soldat hattesie bereits ins Visir genommen Wenn sie hier durchkamen, dann hatten sie einen weiteren großen Schritt getan.
    Damit auch wirklich niemand Verdacht schöpfte, wenn jemand seinen leichten parthischen Akzent heraus hören sollte, ließ er Hannibal den Vortritt, wenn es ums Verhandeln mit der Torwache ging.

    Speziell für Epicharis hatte der Parther eine kleine braune Stute ausgewählt, die er noch schnell sattelte, bevor es endlich losging. Nachdem nun alle Schwierigkeiten scheinbar aus dem Weg geräumt waren, fühlte er sich wieder zuversichtlicher, was die Flucht betraf. Bevor es losging, kramte er die Decke, die er sich eingepackt hatte, noch einmal hervor. Damit ging er zu der Römerin. Im vorrübergehen streifte sein Blick die junge Sklavin, die etwas auf eine Wachstafel schrieb. Er verlor keinen einzigen Gedanken mehr daran, dass sie sich so widerstandslos ihnen angeschlossen hatte. Blut war eben doch dicker als Wasser.


    Epicharis hatte sich nicht mehr gerührt. Sie hatte jegliche Bemühungen, Widerstand zu leisten, aufgegeben. Cassim hatte sie von Anfang an richtig, als eine junge intelligente Frau eingeschätzt.
    "Hab keine Angst! Bis wir aus der Stadt draußen sind, wirst du bei mir mit reiten. Wenn du mir dann versprichst, dich ordentlich zu benehmen, nehme ich dir wieder die Fesseln und den Knebel ab." Behutsam stellte er sie auf und legte die Decke um sie, damit man später nicht die Fesseln und den Knebel sah. Dann trug er sie hinaus in den Hof und hob sie auf das Pferd, wobei er sie vorerst über dem Sattelholm platzierte, um dann selbst besser aufsteigen zu können.
    Hannibal, der nicht ganz sicher auf dem Pferd zu sitzen schien, ritt voraus. Ihm folgten die anderen beiden Sklaven und schließlich Cassim, mit der Römerin, die er mit einem Arm festhielt. Ihr Pferd zog er hinter sich her. Den Falken hatte er fliegen lassen. Er würde den Weg bis hinaus zur Stadt fliegen. Später wollte er ihn wieder zu sich rufen.


    Die erste Hürde war genommen. Er hatte die Villa, die seine Sklavenstatt gewesen war, verlassen. Wieder war er Duras Europos ein Stückchen näher gekommen.