Beiträge von Cassim

    Der Parther beobachtete gespannt die Züge des Sklaven. Hannibal musste erst einmal Cassims Angebot verarbeiten. Es war eine Entscheidung fürs Leben, das wusste er und er hatte Verständnis dafür, wenn Hannibal sich nicht gleich entscheiden konnte.
    Was der Sklave aber dann antwortete, versetzte den Parther in Erstauenen. Er hatte damit gerechnet, dass Hannibal im Laufe seines Lebens Wurzeln geschlagen hatte, von denen er nicht so einfach trennen konnte. Doch als er hörte, Hannibal habe eine Tochter, die er nicht zurücklassen könne, war Cassim erst einmal wie gelähmt. Darauf konnte er im ersten Moment nichts erwidern. Wie alt war das Mädchen? Konnte sie die Strapazen einer Flucht überstehen? Cassim wusste, eine Flucht war kein Zuckerschlecken. Doch er brauchte jemanden, der ortskundig war und der sich mit den örtlichen Gegebenheiten besser auskannte, als er selbst. Sehr gerne hätte er ihm zugerufen, nimm sie doch mit! Doch er ließ es dabei. Das war Hannibals eigene Entscheidung. Nur er konnte darüber befinden.
    "Denke darüber nach, Hannibal! Mein Angebot steht. Ich werde wieder gesund werden. Lass uns dann weiter sprechen. Ich danke dir für alles!"
    Der Parther erwiderte Hannibals nicken und sah dem Sklaven noch nach, als er die Sklavenunterkunft verließ. Cassim schloss die Augen und versuchte ein wenig Ruhe zu finden. Innerlich war er aufgewühlt, denn die Chancen, bald von hier weg zu kommen, standen nicht schlecht. Er würde Hannibal noch dazu bewegen können, ihm zu helfen. Auch wenn er nicht mitkommen wollte, in diesem Sklaven war der Keim der Freiheit gesät worden. Nun war nur noch abzuwarten, wie sich dieses zarte Pflänzchen entwickelte.

    Jene Augenblicke waren es, die Cassims Sehnsucht ins unermessliche trieben. Das fröhliche Kinderlachen, wenn der Vater nach Hause kam, der freudige Aufschrei Merals und ihre strahlenden Augen, wenn sie ihn erblickte, die sanften Hände Yasminas, all das misste er so sehr, dass es ihn beinahe seine Augen feucht werden ließ.
    Der Römer staunte nicht schlecht, als er von der großen Familie des Parthers hörte. Er wusste, die Römer gaben sich nur mit einer Frau zufrieden. Allenfalls hatten sie noch einige Sklavinnen, die ihnen zu Willen sein mussten. Eine grausame Vorstellung, dachte Cassim. Er hatte es auch schon selbst miterlebt, diese römischen Frauen waren ganz anders, als er es von zu Hause gewohnt war. Es waren schamlose Weiber, die sich einfach so in der Öffentlichkeit zeigten, meistens nur in Begleitung ihres Sklaven. Solch ein Treiben hätte Cassim niemals zugelassen. Seine Frauen waren allesamt sittsame Eheweiber, die es niemals gewagt hätten, ihre Stimme gegen ihn zu erheben. Andere Länder, andere Sitten. So waren doch eigentlich die Römer zu bedauern!


    Der Römer wusste, was zu einem guten entspannenden Abend gehörte. Er bestellte etwas zu rauchen. Eine Shishe war genau noch das, was zu einer gemütlichen Runde fehlte. Doch damit nicht genug, die Flötenspielerin orderte er gleich mit, sobald sie mit ihrem Spiel fertig war, sollte sie zu ihm kommen.


    Allmählich wollte sich ein kurzweiliger Plausch unter Männern einstellen. Die Frauen waren doch immer wieder ein Thema, worum man sich austauschen konnte. Vermutlich war es der Wein, der Cassims Zunge locker werden ließ. "Ja, du glaubst nicht, welche Vorteile es mit sich bringt, mit den Töchtern einflussreicher Männern verheiratet zu sein. Dadurch wird dir so manche Tür geöffnet." Cassim nahm noch einen Schluck Wein und nahm sich von den Speisen. "Allerdings sind unsere Frauen nicht so, wie eure Römerinnen. Meine Frauen zum Beispiel, sie leben zusammen in einem separaten Teil meines Hauses, abgeschirmt von jeglichen Blicken fremder Männer. Das Geldausgeben ist dann eher meine Sache," fügte er noch grinsend hinzu.
    Als der Römer von seiner Verlobten sprach, merkte Cassim, wie sehr er hin und hergerissen sein musste. Der Parther sah das eher gelassener. Er hatte das alles bereits mehrfach hinter sich und für ihn war es einfach eine Frage des Blickwinkels. Womöglich sollte er dem Römer noch einige Tipps mit auf den Weg geben. Erst zögerte er noch, doch dann sprach er aus, was er dachte.
    "Na, dann freu dich doch, wenn du die schönste Blume des Gartens gefunden hast! Das Wichtigste ist, dass du ihr von vorne herein klarmachst, wer Herr im Hause ist. Frauen brauchen das! Du wirst sehen, dann wird sie dich anbeten!" Dies traf auf die parthischen Frauen zu, wie es mit den Römerinnen stand, da hatte Cassim nur wenig Erfahrung. Aber Frau war doch Frau!
    "In meinem Harem gibt es eine besondere Rangordnung. Es gibt eine erste Frau, das ist diejenige, die mir den ersten Sohn geboren hat. Sie hat, wenn du so willst, im Harem das Sagen. Doch dann gibt es auch die Lieblingsfrau, die in meiner Gunst steht. Sie ist die eigentliche Königin des Harems. In meinem Fall sind das zwei verschiedene Frauen. Natürlich gibt es da auch Reibereien untereinander. Doch damit sie sich nicht gegenseitig die Augen auskratzen gibt es auch einen Haremswächter. Der einzige Mann, der sich in meinem Harem aufhalten darf. Wie du dir wahrscheinlich vorstellen kannst, ist das ein Eunuch. Er trägt dafür Sorge, damit niemand zu Schaden kommt und schlichtet auch aufkommenden
    Streit."
    Cassim wusste, dieser arme Kerl war nicht zu beneiden!

    Er hatte inzwischen auch von den Speisen genommen, die aufgetragen worden waren und kostete mehrmals von dem süffigen Wein. Das Spiel der Flöte ließ ihn zurück in seine Erinnerungen abschweifen, die so lebendig in ihm wurden, als er wieder die Augen schloss und Yasmina bei sich wähnte. Ihr zarter Körper und der süße Duft, der von ihm ausging. So gerne hätte er sie berührt und… wieder wurde sie ihm durch die Frage des Römers entrissen. Seufzend öffnete er abermals die Augen und sah zu ihm hinüber. Offenbar hatte er mit seiner letzten Bemerkung die Aufmerksamkeit des Römers geweckt. Was für ihn selbstverständlich war, musste auf den Römer fremd und womöglich auch exotisch wirken.
    "Ich meine es so, wie ich es sagte. Ich habe mehrere Frauen. Drei, um genau zu sein und noch mehrere Sklavinnen - Konkubinen!" Cassim fragte sich, wie sinnvoll es war, den Römer mit familiären Dingen zu konfrontieren. Nie zuvor hatte er mit einem Fremden über solche persönliche Angelegenheiten gesprochen, schon gar nicht mit einem Feind. Und doch spürte er plötzlich das Verlangen in sich, über die zu sprechen, die er zurück gelassen hatte und die immer noch auf ihn warteten, so glaubte er jedenfalls. "Meine erste Frau, Bahar, stammt aus einer der angesehensten Familien des Landes. Die Ehe mit ihr wurde von meinem und ihrem Vater arrangiert, als wir noch Kinder waren. Bereits kurz nach ihrer Geburt wurde sie mir versprochen. Ich war damals drei Jahre. Zehn Jahre später hat man uns dann verheiratet. Sie bedeutet mir nicht viel. Sie hat ihr Soll erfüllt und mir einen Sohn geschenkt. Lale, meine zweite Frau ist die Tochter eines guten Geschäftspartners meiner Familie. Sie habe ich geheiratet, um mit ihrem Vater ein wichtiges Geschäft zu besiegeln. Nun ja, sie ist ganz liebreizend und tut was sie kann, um mir zu gefallen. Sie hat mir zwei Mädchen geboren. Meral, meine dritte Frau, habe ich mir selbst erwählt, weil ich sie liebe. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen. Doch sie ist neben Yasmina, für mich das Wichtigste. Sie hat mir bereits drei Kinder geschenkt, zwei Söhne und eine Tochter.“ Der Glanz in Cassims Augen, als er von Meral und Yasmina sprach, war nicht zu übersehen. Alleine für diese beiden Frauen lohnte sich eine Flucht, bei der sogar die Gefahr bestand sein Leben lassen zu müssen.
    Für den Römer musste das mehr als befremdlich klingen, sonst hätte er nicht so ungläubig nachgefragt. Cassim musste deswegen schmunzeln. "Aber ja, gleichzeitig! Es ist keine Frage des Wollens oder des Nichtwollens. Es ist so Tradition. Ein Mann von Ehre und Ansehen hat mehrere Frauen. Er zeigt damit, wie wohlhabend er ist und was seine Stellung in der Gesellschaft ist. Mein Vater zum Beispiel, hatte sieben Frauen und etliche Konkubinen."
    Allmählich hegte der Parther den Verdacht, dem Römer war selbst seine eigene bevorstehende Ehe unbehaglich. Er kämpfte mit sich, ob er ihn darauf ansprechen sollte. Eigentlich hatte es ihn ja nichts anzugehen. Doch er hatte soeben so viel von sich preisgegeben. Da sah er es nur als gerecht an, auch einmal eine Frage zu stellen.
    "Was ist mit dir? Freust du dich schon?"

    Mit prüfendem Blick sah der Parther sich den Baum an, um dann feststellen zu können, wo sich die geeignetste Stelle für einen Aufstieg befand. Nickend stimmte er dem Sklaven zu und stellte sich dicht an den Baum. Dann verschränkte er seine Hände auf Bauchhöhe und bot Chimerion so die Möglichkeit, den Baum zu erklimmen. Sobald der Sklave die erste "Stufe" der Räuberleiter genommen hatte, konnte er sich auf Cassims Schultern stellen. Von dort aus sollte es ihm dann gelingen, einen der stabileren Äste zu erwischen.
    Allerdings fragte er sich auch, wie Chimerion die Katze heil herunter bringen wollte. Möglicherweise handelte es sich um ein wehrhaftes Tier. Eines war im gewiss, er wollte nicht in Chimerions Haut stecken, wenn die Katze ihre Krallen ausfuhr!

    Der Blick des Parthers lag angespannt auf Hannibal. Wie würde er sich entscheiden? Für Cassim stand es außer Frage, den Rest seines Lebens in Sklaverei zu verbringen. Die Sklaverei sollte lediglich eine kurze, wenn auch schmachvolle Episode in seinem Leben sein. Er wusste, warum er nach der Freiheit strebte. Er hatte es stets vor Augen gehabt und besonders in den Momenten, in denen er zu Ruhe kam, übermannte ihn seine Sehnsucht nach der Heimat, seiner Familie und seinem Besitz. Dies alles rechtfertigte eine Flucht. Hätte er all das bereits verloren, wäre es ihm wahrscheinlich leichter gefallen, sein Schicksal zu akzeptieren. Doch Cassim war sich gewiss, zu Hause erwartete man ihn bereits ungeduldig und er sah es als seine Pflicht, nicht nur als Soldat, auch als Sohn, Ehemann und Herr über seine Sklaven, zurückzukehren.


    Erleichtert atmete Cassim auf, als ihm Hannibal versicherte, er würde ihn nicht verraten. Im gleichen Atemzug machte er ihn allerdings auch darauf aufmerksam, welche Konsequenzen es mit sich zog, wenn man ihn im Falle einer Flucht wieder aufgreifen würde. Er war sich bewusst, eine gescheiterte Flucht konnte sein Leben kosten. Der Römer hatte ihm dies auch in aller Deutlichkeit mitgeteilt. Doch das nahm er in Kauf.
    "Lieber einen elenden Tod am Kreuz sterben, als auf ewig Sklave sein zu müssen! Ich habe eine Familie, Hannibal! Sie warten auf mich! Du kennst nichts anderes. Hast in deinem Leben nichts anderes erfahren, was es heißt, Sklave zu sein und doch ist es dein Wunsch, einmal frei zu sein."
    Trotz seiner Schmerzen, die die Wunde verursachte, versuchte sich der Parther aufzustemmen. Sein schmerzerfüllter Blick blieb fest an Hannibal haften. "Komm mit mir mit, Hannibal! Zusammen werden wir es schaffen! Verlasse dich nicht auf irgendwelche Versprechen, die eh niemals eingelöst werden! Diese Römer sind doch nur verlogene und ehrlose Hunde! Du fragst mich, was dir eine Flucht bringt? Sie bringt dir die langersehnte Freiheit, mein Freund! Komm mit mir mit nach Parthia! Dort kannst du ein neues Leben in Freiheit beginnen und mußt nicht fürchten, jemals entdeckt zu werden!" Wenn er mit ihm kommen würde, dann wollte Cassim alles tun, um ihn zu unterstützen. Er konnte ein zufriedenes und freies Leben leben in Duras Europos. Dafür würde Cassim Sorge tragen. Hannibal musste es nur wollen!

    Zitat

    Original von Chimerion


    "Ja, laß uns heute Abend weiter reden! Ich glaube, wir haben da einiges zu bereden." Der Parther sah den Sklaven verheißungsvoll an. Ein gewisses Flackern war in seinen Augen zu sehen. Er glaubte, endlich auf einen Verbündeten gestoßen zu sein. Doch vorerst, galt es, die Katze zu retten.
    Chimerion trat auf seinen Wink heran und bestätigte, was Cassim bereits vermutet hatte. Da saß tatsächlich die Katze!
    Auch er musste bei dem Gedanken, die Katze abzuschießen schmunzeln. "Es wir wohl besser sein, wenn einer von uns auf den Baum klettert und sie herunter holt. Unerfahrene Katzen schaffen das zuweilen nicht alleine ohne Hilfe. Wenn dies das Schoßkätzchen deiner Herrin ist, kann ich mir lebhaft vorstellen, dass sie noch keine Erfahrung mit Bäumen hat." Für den Parther kam es natürlich nicht in Frage, den Baum zu erstürmen. Diesen Vortritt wollte er Chimerion lassen. Cassim befand sich dafür weitaus weniger würdig, als der andere Sklave. "Du kannst doch klettern, oder nicht?"

    Der Parther fühlte sich etwas unwohl, bei dem Gedanken, sich völlig unbewaffnet durch eine solche verruchte Gegend zu streifen. Deswegen war er übervorsichtig, versuchte überall seine Augen zu haben und verfolgte jedes Geräusch mit seinen Blicken. Hätte er doch nur ein Messer eingesteckt! Hätte er nur, doch dafür war es jetzt reichlich spät. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf der Hut zu sein und dicht hinter dem Römer zu bleiben. Auch wenn es ihm schwer fiel, dies sich einzugestehen, der Römer und er zusammen hatten bessere Chancen, einen Angriff abzuwehren, als einer alleine. Nicht etwa, dass er Angst gehabt hätte. So etwas hätte sich Cassim niemals eingestanden! Doch dieses ihm unbekannte Viertel in der Nacht zu durchqueren, bereitete ihm Bauchschmerzen. Aber hier in den verdreckten Gassen mit den heruntergekommenen Häusern, musste es etwas geben, was es sonstwo nicht gab, meinte der Römer grinsend, als sie ihr Ziel erreicht hatten und er an die Tür eines unscheinbaren Hauses klopfte. Das Einzige, was Cassim auffiel, waren die vernagelten Fensterläden. Aber er dachte sich nichts dabei. Er wartete hinter dem Römer und beobachtete, was nun geschah, als sich das kleine Fensterchen in der Tür plötzlich öffnete. Er lauschte dem Wortwechsel zwischen dem Türsteher und dem Römer und als man sich schließlich einig wurde, betrat er nach dem Römer das Haus. Bevor Cassim jedoch dem Flavier die Treppe hinunter folgen konnte, wurde auch er wegen etwaiger Waffen angehalten. Cassim jedoch schüttelte verneinend den Kopf und stieg dann ebenfalls die Stufen hinunter in den Kellerraum.
    Was ihn dort unten erwartete, überraschte ihn nicht im Geringsten. So schäbig der Eindruck des Hauses von außen war, so setzte er sich nun auch im Inneren fort. Seine Blicke glitten über das Interieur jenes Etablissements, dessen Sinn und Zweck sich leicht erraten ließ, lauschte man nur den Stimmen und Lauten, die aus dem mit Stoffbahnen abgetrennten Raum an sein Ohr drangen. Cassim fand nichts Verwerfliches daran, sich in einem römischen Freudenhaus aufzuhalten. Es gab nun mal gewisse männliche Bedürfnisse, die von Zeit zu Zeit gestillt werden mussten. Zu Hause in Parthia stand ihm eine Auswahl an hübschen Frauen zur Verfügung, teils Freie, teils Sklavinnen. Es bestand also nicht wirklich die Notwendigkeit, für den Besuch eines solchen Etablissements und doch hatte er in der Vergangenheit solche Häuser auch aufgesucht. Er war ein Mann, der die Abwechslung liebte und da er sich diese auch leisten konnte, so nahm er sie auch gerne in Anspruch. Dabei legte er natürlich auch einen gewissen Wert auf Komfort und auf das Erscheinungsbild dieser Häuser. Auch außerhalb wollte er auf Luxus nicht verzichten. So fiel seine Auswahl stets auf die besten Häuser dieses Gewerbes.
    Dieses Haus jedoch, hätte seinem Geschmack nicht zugesagt. Es hatte sicher schon bessere Tage gesehen, was die Einrichtung vermuten ließ. Der Eindruck den es auf Cassim machte, war ein verruchter. Dieses lupanar, was es ja mit Sicherheit war, wollte so gar nicht zu dem Römer passen. Aber vielleicht war es ja auch gerade die Verruchtheit,was den Römer anzog. Und da er die Engtscheidungsgewalt inne hatte, blieb Cassim nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. War nur zu hoffen, dass die angebotenen Dienstleistungen, das schmuddelige Interieur übertrumpften.

    Cassim tat es dem Römer gleich und ließ sich auf der zweiten Kline nieder und nahm auch einen Schluck Wein, als der serviert wurde. Er schenkte nun weniger der Einrichtung, als dem Flötenspiel der Schwarzhaarigen seine Aufmerksamkeit. Die Klänge, die sein Ohr erreichten, klangen vertraut und als er nun die Augen geschlossen hatte, wähnte er sich zu Hause in Dura Europos. Die Flötenspielerin war seine Yasmina, die ihn des Öfteren am Abend mit ihren Künsten betört hatte und die es nun wieder tat. Später am Abend wollte er sie wieder… Jäh wurde er durch die Frage des Römers aus seinen Vorstellungen gerissen. "Mmh? Verheiratet? Ja, ich bin verheiratet und das nicht nur einmal," antwortete er beiläufig, während seine Sinne immer noch durch den Klang der Flöte wie benebelt waren.

    "Ja, das war ich." Der Parther schien für einen Atemzug nicht ganz präsent zu sein. Seine Gedanken waren abgeschweift, während er den Sklaven neben sich so angeschaut hatte. Er wäre der perfekte Mann für sein Vorhaben! Wenn man ihn gewinnen konnte, für die gleiche Sache zu kämpfen… Es dürfte sich als nicht schwierig erweisen, einen Sklaven, der von Freiheit träumte, dazu zu bewegen, sich ihm anzuschließen.
    "Dein Herr?" Cassim schaute ein wenig verwirrt. "Oh, der Gatte deiner Herrin, nicht wahr?" Er kannte die Eigentümerin der Katze und des Sklaven nicht. Möglicherweise hatte er sie einmal gesehen. Mit den übrigen Römern der Villa war er noch nicht zusammengetroffen.
    "Ja, du hast recht! Lass uns die Katze suchen!" Er nickte Chimerion zu und erhob sich. "Nur der Himmel weiß, wo sie steckt!" Seiner belanglosen Äußerung folgend, ließ er unwillkürlich seinen Blick gen Himmel gleiten. So weit kam es aber nicht. Seine Augen blieben an einer Stelle des Baumes, unter dem sie soeben noch gesessen hatten, stehen. Da war etwas Beigefarbenes. Etwas, was nicht zum Baum gehörte. "Chimerion! Da schau!" Der Parther winkte den Sklaven herbei und zeigte mit seinem Finger in die Baumkrone.

    Natürlich hätte Cassim niemals zugegeben, was ihn dazu bewogen hatte, die übrig geblieben Opfergaben zu erstehen. Er selbst wusste, was es hieß, eine Kriegsverletzung mit sich herum zu tragen. Sie erinnerte daran, was man vergessen wollte. Sie war ein Zeichen des eigenen Unvermögens und sie war auf Dauer hinderlich oder sogar schmerzhaft. Wirkliche Sympathie empfand er für den Römer nicht. Achtung vielleicht. Allerdings nicht als sein Sklave. Es war die Achtung, die ein Soldat dem anderen entgegenbrachte, auch wenn dieser zur gegnerischen Armee gehörte.
    Was in dem Römer vorging, als dieser ihn so nachdenklich begutachtete, konnte er nicht ergründen. Doch bei ihrer ersten Begegnung hatte er es Cassim in aller Deutlichkeit gesagt. Er sah in ihm nicht den Kriegsgefangen. Er war sein Sklave. Trotz allem war Cassim aufgefallen, der Römer ließ ihm gegenüber oftmals Nachsicht walten. Hätte er ihm sonst die Aufgabe, einen Falken abzurichten, überlassen oder ihn am heutigen Abend mitgenommen? Eigentlich wäre diese Aufgabe Hannibal zugefallen, nicht ihm.
    Was auch immer ihn dazu bewogen hatte, Cassim auszuwählen, der Parther war in gewisser Weise froh darum gewesen, endlich einmal den Mauern der Villa entrinnen zu können. Dies war eine neue Erfahrung für ihn, denn bisher hatte er nur das Treiben auf den Märkten kennengelernt. Rom bei Nacht hingegen, war ihm völlig unbekannt.


    Cassim schlenderte neben dem Römer her, als sie sich wieder in Richtung der Tiberbrücke begaben.
    Hunger hatte er schon! Er hätte einen Bären verspeisen können! Die Arbeit an der frischen Luft macht hungrig. Aber dies gegenüber dem Römer zugeben zu wollen, mochte er nicht. "Nein, ich habe keinen Hunger" log er. Sein Magen machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung, denn der war mit dieser Antwort nicht zufrieden gewesen. Ein recht lautes Magengeräusch war die Folge davon gewesen. "Ja gut, ich habe Hunger," gab er schließlich zu. Nicht einmal auf den eigenen Körper war mehr Verlass.
    Die Brücke war schnell überquert und vor ihnen lag ein, für Cassim bis dahin, unbekanntes Terrain. Das Viertel, wie auch die hier anzutreffenden Menschen, hatten nicht mehr viel gemein, mit dem Viertel, in dem die Villa zu finden war. Nein, hier war er noch nie gewesen!
    "Nein, hier bin ich heute zum ersten Mal!"

    Der Parther beobachtete seine Schülerinnen, wie sie eifrig dabei waren, die ersten fünf Buchstaben des Alphabetes in das Wachs der Tafel zu ritzen. Für alle drei musste diese Tätigkeit sehr ungewohnt sein. Wahrscheinlich machten sie das heute zum ersten Mal, denn es bedurfte seine Zeit, bis sie fertig waren.
    Er schritt zu jeder der Sklavinnen und beäugte kritisch ihr Werk. Manche der Buchstaben sahen noch etwas wackelig oder krumm aus. aber das machte nichts! Er war durchaus zufrieden, mit dem was er sah. Die Frauen hatten sich sehr viel Mühe gegeben, seinem Beispiel zu folgen. Er nickte und lächelte ihnen aufmunternd zu. "Das sieht schon sehr gut aus! Ja, wie wäre es jetzt, wenn ihr euch zu jedem der Buchstaben ein Wort oder einen Namen aussucht, das mit A, B, C, D und E beginnt? Wie zum Beispiel A wie Apfel."
    Erneut wanderte sein Blick von einer zu nächsten Sklavin. Er war sich sicher, sie hatten verstanden, was er von ihnen wollte.
    Wieder fiel sein Blick auf Siv, mit dem goldenen Haar. Sie sah einfach zum anbeißen aus! "Siv, möchtest du nicht den Anfang machen?"

    Zitat

    Original von Chimerion
    ...
    "Setz dich Cassim, dann erzähle ich dir ein wenig von mir", sagte er zu dem Parther. "Ich komme eigentlich aus Thracia, wurde dort von den Römern gefangen genommen, als ich noch ein Junge war...."
    ...


    "Und wo kommst du her, Cassim? Aus dem Osten?"


    Cassim nahm neben dem Sklaven Platz. Der stämmige Baum hinter ihnen, bot ihnen die Möglichkeit, sich anzulehnen. Das war ein wirklich schönes Plätzchen, abseits von allem, was störte. Der Parther griff nach einem langen Grashalm und riss ihn ab, um anschließend auf ihm herum kauen zu können. Währenddessen hörte er Chimerion zu, der damit begann, seine Geschichte zu erzählen. Im Grunde genommen, war es eine Geschichte von vielen. Sie glichen sich alle in irgendeiner Weise. Davon schloss er seine eigene auch nicht aus.
    "Germanien?" Cassim hatte bei der Erwähnung dieses Namens aufgehorcht. Das war doch dieses Land, aus dem diese süße, kleine, blonde Sklavin herstammte. Allerdings hatte sie von Germanien in den höchsten Tönen gesprochen. Was aber nur verständlich war. Für ihn war seine Heimat auch der Inbegriff von Schönheit. Für einen dieser römischen Bastarde, die dort gekämpft hatten, mochte dies wahrscheinlich weniger zutreffen.
    "Ja, und jetzt suchst du Katzen!" Bei dieser letzten Bemerkung musste Cassim wieder schmunzeln.


    "Ja, ich komme aus dem Osten. Aus Parthia. Ich entstamme einer edlen Familie, die schon in vielen Generationen dem Land und seinen Herren gedient hat. Meine Familie hat ihren Sitz in Dura Europos, einer Stadt am Ufer des Euphats. Als der Krieg begann und die römischen Hunde unser Land besetzten, zog ich in den Krieg. Ich diente bei den Kataphrakten, der schweren Reiterei. Es ist eine Ehre, dort dienen zu dürfen! Bei der Schlacht am Chaboras wurde ich verwundet und einige Tage später gefangen genommen. Jetzt bin ich hier und bilde den Falken des Römers aus, der glaubt, ich wäre sein Sklave. Ach ja und ich suche Katzen!" Jetzt musste Cassim grinsen, obwohl es im immer Unbehagen bescherte, wenn er über die Umstände seiner Gefangennahme sprach. Immer dann drang seine Sehnsucht nach der Heimat und seiner Familie durch.
    Er musterte Cassim von der Seite. Er hatte ihn anfänglich für einen stolzen Krieger gehalten, der erst wenige Jahre als Sklave lebte. Auch wenn er das nie gewesen war, eines musste man ihm lassen: er hatte sich als Person nie ganz aufgegeben. Im Geiste war dies kein Sklave! Nicht im Geringsten. Nein, dieser Mann träumte davon, eines Tages wieder frei zu sein, so wie er selbst!

    Sim-Off:

    Da freue ich mich aber! :)


    "Nichts zu danken!" Cassim lächelte ihr aufmunternd zu, bemerkte aber auch sofort ihre Abwehrhaltung, die sie von ihm forttreiben wollte. Ihr war es unangenehm, über die Umstände ihrer Schwangerschaft zu sprechen. Aber warum wollte sie den fortlaufen? Sie hatte sich schon zum Gehen umgewandt, da ergriff Cassim ihren Arm, um sie zurück zu halten. Er versuchte dabei, ihr kein Leid zuzufügen.
    "Bitte, bleib dich noch!" Seine Bitte klang aufrichtig. Jetzt, da er sie schon etwas kennengelernt hatte und sie sich nicht mehr sträubte und gleich abblockte, sobald er den Mund aufmachte, konnte er sie unmöglich gehen lassen.
    "Komm lass uns an einen anderen, schöneren Platz gehen. Hier gibt es viele schöne verborgene Winkel, an denen man verweilen kann. Dort können wir reden, wenn du möchtest."
    Es war ihr anzusehen, wie sehr sich ihre Sorgen in ihr angestaut hatten. Der Bedarf, sich auszusprechen, musste immens sein. Er wollte ihr dazu Gelegenheit geben, ohne irgendwelche Hintergedanken dabei zu haben. Es lag ihm fern, sie zu etwas zwingen zu wollen.

    Der Parther schien von dem Götzenbild gefangen zu sein. Die weihrauchgeschwängerte Luft tat ihr übriges, um Cassims Sinne, für das Interieur des Tempels, und die herrschende Stille darin, zu sensibilisieren. Immer wieder fing sein Blick das Steinbildnis des Faunus ein, während seine Augen über die rußgeschwärzten Wände glitten. Unter der dicken Rußschicht verbargen sich alte Wandmalereien, die mancherorts noch gut sichtbar waren. Der Tempel musste schon seit Jahrhunderten Anlaufpunkt für unzählige Gläubige gewesen sein. Generationen um Generationen hatten hier schon ihren Gott angerufen, um ihm ihre Anliegen in Dingen der Fruchtbarkeit und des Wohlstandes zu unterbreiten. Inwieweit Faunus diesen Bitten immer nachkam, war nur zu erahnen. Die Fülle an Votivgaben ließen aber darauf schließen, dass er den Gebeten seiner Gläubigen nicht immer abgeneigt war.
    Alles in diesem Tempel war so fremd für Cassim, außer dem Weihrauch. Der Duft des verbrannten Harzes war ihm wohlvertraut. Seine Aufmerksamkeit fiel wieder auf den Römer zurück, der sich nun anschickte, mit seiner Opferhandlung zu beginnen.
    Cassim hielt den Korb mit dem Opfergaben, während sich der Römer vor den Schrein des Gottes kniete. Skeptisch beäugte der Parther jeden einzelnen seiner Handgriffe. Er hatte bereits verstanden, weshalb der Römer das tat und was er sich davon versprach. Er hatte sogar etwas Verständnis dafür, auch wenn Cassim sich zu solchen Kulthandlungen für fremde Götzen niemals hinreißen lassen würde.
    Der Römer griff nach dem Beutel mit dem Weihrauch und streute ihn in eine glühende Schale, woraus dann sofort neue Rauchschwaden entstanden. Dann wandte er sich an seinen Gott und sprach seine Bitten aus.
    Für Cassim war der Gebrauch von Weihrauch bei religiösen Zeremonien nichts ungewöhnlich. Mit dem kostbaren Harz ehrten viele Völker ihren Gott oder ihre Götter.
    Schließlich fand Cassim auch den Sinn und Zweck der Dinkelkekse heraus. Es war schon sehr aufschlussreich, den Römer bei seinen Handlungen zu beobachten. Bei der letzten, seiner Bitte musste Cassim unwillkürlich grinsen. Dem Römer musste es außerordentlich wichtig sein, in der Nacht nach seiner Hochzeit nicht zu versagen. Wer konnte ihm das verdenken? Die Natur trieb gelegentlich seltsame Blüten mit der Kraft eines Mannes.


    Schließlich beendete er seine Opferung und erhob such wieder. Cassim folgte ihm aus dem Tempel hinaus. Draußen angekommen, atmete er erst einmal tief durch.
    Die Frage des Römers nach dem Rest, was sich noch im Korb befand, verwirrte Cassim und machte ihn auch auf eine Art verlegen. Hatte er sich doch zu viel von dem Kerl aufschwatzen lassen? Woher hätte er das wissen sollen? Er hatte letztendlich dem Händler vertraut und gehofft, er würde ihn nicht über den Tisch ziehen. Cassim zuckte mit den Schultern.
    "Das ist für diesen anderen Gott, äh Aeskulap. Der Händler meinte, das bräuchte man auch. Dann habe ich es sicherheitshalber auch genommen."
    Cassim vermied es, das Bein des Römers anzusprechen. Deswegen hatte er sich ja eigenlich dazu überreden lassen, auch die Opfergaben für den Gott der Heilkunst, zu erstehen.

    Der Parther folgte dem Mann mit dem Pferdeschwanz. Auch er suchte die Büsche und Sträucher ab, allerdings mit viel weniger Enthusiasmus, wie Chimerion es tat. Im eigentlichen Sinne war ihm diese dumme Katze der aufgeblasenen Römerin vollkommen egal. Er hatte nur nach einer Gelegenheit gesucht, um mit dem Mann ungestört reden zu können.
    "Chimerion heißt du? Woher kommst du und seit wann bist du hier? Ich glaube nicht, dass ich dich vorher schon einmal gesehen habe."
    Chimerion wirkte nicht wie einer dieser Sklaven, die sich bereits voll und ganz ihrem Schicksal ergeben hatten. Er glaubte, so etwas wie Unbeugsamkeit in seinen Augen flackern gesehen zu haben. Dieser Mann wusste, was Freiheit bedeutete und er würde vielleicht sogar darum kämpfen, wenn dies notwendig wurde.


    "Was denkst du, warum ist die Katze deiner Herrin entwischt, hm? Meinst du, sie liebt es, den ganzen Tag eingesperrt zu sein und ein Halsband zu tragen? Katzen sind sehr freiheitsliebend, genauso wie ich es bin und du, nehme ich einmal stark an, auch." Cassim sah den Sklaven fragend an und grinste listig. Er glaubte zu erkennen, Chimerion wusste, worauf er hinaus wollte, ohne die Sache noch weiter forcieren zu müssen.

    "Interessante Theorie! Ich wusste gar nicht, mit was für einem anspruchsvollen Tier wir es hier zu tun haben!" Der Parther rang mit sich selbst, nicht lachen zu müssen. Dafür war die Lage offenbar viel zu ernst. Weswegen man einen solchen Aufruhr nur wegen einer Katze machte, war ihm unverständlich. Die Dame, der die Katze gehörte, musste zu jener Sorte gehören, die nicht lange fackelten. Wie war es sonst zu erklären, weshalb diese Sklaven so beflissen nach der Katze suchten. Cassim hatte sich im Grunde bereits dazu entschlossen, sich der Suche anzuschließen. Alleine des Spaßfaktors wegen. Im Gegensatz zu den anderen Sklaven, fand er es sehr amüsant, im Garten herum zu streifen und nach dem gesuchten Tier Ausschau zu halten.
    "Wo habt ihr denn schon überall nachgesehen? Der Garten ist ja sehr groß. So wie ich es einschätze, gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens wir warten, bis sie von selbst wieder kommt. Sobald die Katze der Hunger plagt, wird sie wieder kommen. Zweitens, wir teilen uns auf und suchen den Garten systematisch ab. Ich persönlich würde natürlich eher zu der ersten Möglichkeit tendieren. Allerdings kann dies mehrere Tage dauern. Vielleicht sollte ich aber auch anfügen, eine Suche in diesem riesigen Garten kann sich im schlimmsten Fall auch mehrere Tage hinziehen, von daher wäre es da nicht besser, vielleicht doch zu... warten? Nein, nein! Ihr habt völlig recht! Auf zur Katzenjagd!" Er schaute in die Gesichter seiner Mitstreiter. Zwar blickte aus ihnen alles andere, als pure Entschlossenheit, aber wer suchte auch schon gerne nach einer Katze! Ohne eine ordentliche Führung war dieses ganze Unternehmen eh zum Scheitern verurteilt! Als Soldat war er natürlich wie geschaffen, eine Führungsrolle zu übernehmen.
    "Gut! Olorian, du könntest den östlichen Teil des Gartens übernehmen. Dort gibt es viele Sträucher. Vielleicht hat sie sich ja da verkrochen. Ylva, was hälst du davon, zwischen den Blumenbeeten und Rabatten zu schauen. Katzen haben dort manchmal ihre Plätze, wenn sie sich sonnen wollen. Chimerion, du uns ich, wir werden uns den Rest des Gartens vornehmen. Hier wimmelt es nur so von Sträuchern, Bäumen und Hecken. Also los jetzt! Damit wir die arme Katze finden!"

    Dem Parther war das Heranrauschen der blonden Sklavin auch nicht entgangen. Wie hätte er sie auch nicht bemerken sollen? So wie sie zeterte. Von dieser Sorte schien es noch mehr zu geben.
    Die Sprache, derer sie sich bediente, klang sehr befremdend in seinen Ohren. Er konnte ihr kaum folgen. "Wie meinen?"
    Das einzige, was er halbwegs aus dem Gebrabbel der Sklavin entnehmen konnte, war die Beschreibung des gesuchten Tieres.
    Da sich nun alle einig schienen, man müsse sich gemeinsam auf die Suche nach dem Katzentier machen, wollte sich auch Cassim nicht länger verweigern. Diese Jagd nach der Katze würde für ordentlich viel Abwechslung sorgen und für noch vielmehr Spaß, mutmaßte er.
    "Na dann nichts wie los! Mein Name ist übrigens Cassim."
    Der Parther zwinkerte der Sklavin in seiner unnachahmlichen und entwaffnenden Manier zu. Normalerweise schmolzen die Damen hernach dahin, wenn er das tat. :D
    "Das ist eine gute Idee, Olorian! Wozu neigen Katzen häufig? Zum Mäusefangen?" Cassim hatte für Katzen nur wenig übrig. Daher kannte er sich mit ihren Gewohnheiten auch nicht sehr gut aus.

    Ein schmerzerfüllter Seufzer entfuhr dem Parther, als Hannibal nach seinem Oberarm gegriffen hatte und ihm auf half. Er war dem Sklaven überaus dankbar, auch wenn ihm diese Aktion Schmerzen verursacht hatte. So konnte er wenigstens selbst trinken und war selbst bei dieser elementaren Tätigkeit nicht aud fremde Hilfe angewiesen. Cassims Augen folgten Hannibals Hand, die nach dem Becher griff. Ihn durchfuhr ein Schrecken, als er das Rasiermesser neben dem Becher liegen sah. Es war also entdeckt worden. Er hatte es entdeckt!
    Dieser Hannibal, er war schon ein seltsamer Geselle. Wie er ihn so ansah. Man hätte meinen können, der Sklave sei nun, nachdem er sein Messer gefunden hatte, hinter alle Geheimnisse des Parthers gekommen. Vielleicht war er das ja auch. Wer konnte schon mit Gewissheit sagen, was noch alles während seiner Bewusstlosigkeit geschehen war.
    Cassim nahm einen hastigen Schluck. Das kühle Wasser rann überstürzt seine Kehle hinunter und verursachte dem Parther einen Hustenreiz. Wie zu erwarten war, rief der Husten neue Schmerzen in Cassims Brust hervor. Er verzog das Gesicht und übergab Hannibal den Becher wieder. Beim nächsten Mal sollte er nicht so überstürzt trinken.


    Hannibal sah optimistisch in die Zukunft, zumindest was Cassims Wunde betraf. Er selbst hatte seine Wunde zwar als störend jedoch nicht als lebensbedrohlich empfunden. Wenn er nun darauf bedacht war, sie zu pflegen, dann wäre sie in einigen Wochen wieder verheilt und seine Kräfte, die jetzt noch geschwächt waren, wieder zurück. Dann konnte er damit beginnen, Pläne zu schmieden, die ihn wieder von hier fort bringen würden. Er hatte nicht vor, den Rest seines Lebens als Sklave zu verbringen. Wie das bei Hannibal war, konnte er nicht so richtig einschätzen. Anfänglich hatte er den Sklaven für einen, seinem Herrn treuergebenen Lakaien gehalten. Der Sklave verwirrte ihn aber zunehmend, was dazu führte, dass Cassim ratlos schien, wenn er beschreiben sollte, wie Hannibal war. Daran änderte sich auch nichts, als der Sklave das Rasiermesser ansprach. Cassims Blick schnellte sofort wieder zu dem Messer. "Du wirst mich demnach nicht verraten?" Die Gleichgültigkeit, die Hannibal suggerierte, verunsicherte Cassim nur noch mehr. "Hast du jemals an eine Flucht gedacht, Hannibal?" Vielleicht hatte er in dem Sklaven bereits einen geeigneten Mitsteiter gefunden. Auch wenn er in selbst nicht begleiten sollte, so konnte ein Helfer immer nützlich sein.

    Der Händler nahm die Münzen entgegen. Cassim beobachtete ihn etwas befremdlich dabei und wunderte sich über die Prozedur wie er die Münzen auf ihre Echtheit überprüfte. Im Gegenzug überreichte er schließlich dem Parther den Korb mit den Opfergaben. Cassim war froh, endlich dem schmieren Kerl entkommen zu können. Er mochten den Mann nicht und er mochte es nicht, was er hier tat. Noch weniger mochte er es, dass der Flavier davon erfahren hatte, wie er ihn als seinen Freund bezeichnet hatte.
    Cassim deutete ein Nicken zum Abschied an und wandte sich von dem Stand ab. Der Römer und er bahnten sich ihren Weg durch die Menge, bis sie den Vorplatz des Tempels erreicht hatten. Cassim sah sich neugierig um. Das, was sich vor im aufbaute, war nicht nur ein Tempel gewesen. Nein, vielmehr waren es mehrere Tempel gewesen. Wahrscheinlich für die verschiedensten Götzen. Einer davon musste der für diesen Faunus sein, dem der Römer opfern wollte.
    Cassim bemerkte den Blick des Römers auf sich. Er lenkte den seinen auf ihn. Der Flavier machte einen leicht säuerlichen Eindruck auf ihn und das, was er ihm anschließend sagte, ließ keinen Zweifel mehr aufkommen. "Ist schon klar! Ich bin auch nicht dein Freund! Niemals! Nur dieser schmierige Kerl hatte geglaubt, dieses ganze Zeug da, wäre für mich bestimmt." Cassim deutete auf den Inhalt des Korbes und wunderte sich über sich sich selbst, nachdem er dies ausgesprochen hatte. Wieso begann er nun schon, sich gegenüber dem Römer zu verteidigen? So etwas hatte er doch gar nicht nötig.


    Er folgte schließlich dem Römer zu einem der Nebentempel. Der große Tempel, der im Vordergrund stand, musste diesem Aeskulap geweiht sein. Das schloss er aus der endlos scheinenden Reihe der Gebrechlichen und der Kranken, an denen sie vorbei schritten. Dann war das Portal des Tempels erreicht. Auch wenn Cassim die Römer für ihre unzähligen Götzen verachtete, sah er dem Betreten des Tempels erwartungsvoll entgegen. Der schwere Duft aus einem Gemisch von Weihrauch, dem Duft brennender Öllampen und dem Mief eines in die Jahre gekommenen alten Gemäuers stieg ihm bereits in die Nase. Im Schummerlicht des Tempels fiel sein Blick als erstes auf das Becken mit der rotglühenden Kohle darin. Dann sah er auf und erblickte die Statue des Gottes, dem dieser Tempel geweiht war. Faunus, eine Gestalt, halb Mensch, halb Bock.
    Der Römer trat einige Schritte zum Altar vor, während Cassim von dem Anblick des Götzen gefangen war und vorerst noch verharrte. Erst als der Römer ihn zu sich winkte, trat auch er näher. Seine Frage konnte er ohne Umschweife beantworten. "Nein, das war ich nicht."

    Zitat

    Original von Chimerion


    Er musterte den Mann kurz, nach seinem Aussehen mochte er in die östlichen Gebiete des Imperiums gehören.
    "Ich suche die Katze der Herrin, sie ist ihr weggelaufen."


    Cassims Mine erheiterte sich. Diese Römer kamen auf die abwegigsten Ideen, wie sie ihre Sklaven beschäftigen konnten!
    "Wie bitte? Die Katze deiner Herrin ist weggelaufen? Und du musst sie jetzt suchen?" Cassim konnte ein spöttisches Grinsen nicht verhindern. Der Mann, der Sklave, den er vor sich hatte, machte einen verwegenen Eindruck auf ihn. Ein solcher Mann suchte doch nicht nach einer Katze! Er wusste, es war unter seiner Würde, es ihm gleich zu tun. Der Parther glaubte, wichtigeres zu tun zu haben, als nach dem Spielzeug einer Römerin zu suchen. Verächtlich schüttelte er den Kopf und wollte schon wieder zu seinem Falken zurückkehren. Doch dann kam auch schon der Nächste, der seine Aufmerksamkeit errang. Das Kerlchen war ganz aufgelöst! Die ganze Sache mit der Katze war anscheinend doch schwerwiegender, als er gedacht hatte.
    Der Sklave mit der merkwürdigen Haarpracht wiederholte das, was er zuvor auch Cassim erzählt hatte und ergänzte das Ganze mit etwas, was Cassim zu einer beißenden Bemerkung hinreißen ließ.
    "Sie wütet gegen alle, die ihr zu nahe kommen? Ha! Das würde ich gerne sehen! Diese römischen Weiber haben alle keine Manieren!" Der Parther fragte sich, wie dieses Volk zu dem werden konnte, was es war. Doch der Untergang war ihnen sicher! Irgendwann!
    "Wie sieht es denn aus, das liebe Kätzchen? Nur damit wir auch wissen, wonach wir suchen müssen."

    Zitat

    Original von Bridhe
    Es heiß so schön, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Das tue ich nun vorerst. (Ich hoffe, es wird nicht für immer sein.) Ich habe hier sehr schöne Zeiten im IR erleben dürfen und es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, mit euch zu posten. Für die, die ich jetzt einfach so sitzen lasse, tut es mir leid.
    Falls Bridhe doch noch gebraucht werden sollte, ruft sie. Sie wird euch hören und mit Freuden zurückkehren!
    Ihr erreicht mich über meine RL- Freundin Fiona oder wenn ihr lieber den direkten Weg vorzieht, über die neue Sklavin mit dem merkwürdigen irischen Namen. ;)
    Slán!


    :( Schade! Jetzt, nachdem wir uns so gut kennengelernt haben!