Beiträge von Sergia Calvina

    "Ja ich bin mir sicher dass die Götter uns beschützen werden. Sie werden uns behüten, wenn wir dankbar und ehrfürchtig sind."


    Pius hatte schon Recht. Er wurde Soldat wie unser Vater und ich war so götterfürchtig wie unsere Mutter und folgte dem Rat den sie mir in einem meiner Träume gab. Ich werde Vestalin.


    Aber was wollte Pius damit sagen? Für mich war es ganz natürlich dass wir ähnliche Wege wie unsere Eltern gingen. Wir wollten wohl beide unsere Eltern ehren.


    "Nun Pius bald sind wir da. Ich wünsche dir alles Gute!"
    Mit diesen Worten stand ich vor ihm und blickte meinem Bruder ins Gesicht. Es würde eine lange Zeit sein, die wir uns nicht mehr sehen können und ich war etwas traurig. Aber ich war auch glücklich darüber dass wir beide unsere Wege gefunden hatten auf denen wir nun zu gehen gedachten.

    Aegyptus. Das Wort war wie ein Stich ins Herz. Pius hat ihren Vater, so weit sie das richtig erkennen konnte, verehrt. Er war Soldat und auch Pius wollte für Rom kämpfen. Aber Aegyptus? Ein leichter Schauer rann ihren Rücken herunter.


    "Pius? Bitte pass auf dich auf!"


    Bestimmt würde er das tun. Er wird bestimmt ein guter Soldat werden.


    "Ich glaube fest an dich. Du wirst ein guter Soldat für Rom. Wenn wir uns einmal wiedersehen werde ich bestimmt sehr stolz auf dich sein!"

    Unser Vater hatte den Weg in die Armee gewählt, so würde nun also auch mein Bruder handeln. Und ich? Mir wurde bewußt wie götterfürchtig meine Mutter war. Ich ähnelte ihr wohl doch mehr als ich je dachte. Nur hatte meine Mutter nie den Weg eingeschlagen den ich nun gehen würde. Sie hatte sich in unseren Vater verliebt und mich erwartete nur eine Liebe. Die zu den Göttern.


    "Pius ich werde dich vermissen. Du wirst sehr allein sein, aber ich bin sicher du wirst schnell Freunde in der Legion finden. Wirst du dich hier in Rom bei der Legion vorstellen?"


    Ich hoffte für ihn dass er schnell Anschluss finden würde. Aber ich war mir sicher dass er das tut. Er war kein schüchterner Mensch, redseliger als ich und sehr viel mutiger.


    "Wir können uns ja schreiben!" lachte ich ihn an.

    "Nein ich bin nicht böse auf dich."
    Ich lächelte.


    Zwar standen wir uns bisher nie sehr nahe, aber seit unsere Eltern tot waren hatten wir beide niemanden gehabt. So kam es dass wir uns plötzlich näher standen als zuvor.
    Der Gedanke an unsere Eltern machte mich nachdenklich.


    "Ich wünsche dir natürlich viel Glück Pius. Und ich bin sehr froh dass du stolz auf mich bist."


    Ich lächelte und schaute ihm ins Gesicht.


    "Aber weißt du...Vater starb als er Soldat war. Ich weiß er war krank, aber trotzdem. Ich möchte nicht auch noch dich verlieren. Bitte sei vorsichtig!"

    Nachdem ich mich im Hause von allen verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zur Regia des Cultus. Dort erwartete man mich.
    In der Ferne sah ich eine Person stehen. Sie schien auf etwas oder jemanden zu warten.


    Als ich näher kam erkannte ich meinen Bruder. Eilig ging ich näher und lächelte ihm freudig entgegen. Als er mich sah, kam auch er auf mich zu.


    "Bruder welch eine Überraschung! Hast du auf mich gewartet?"

    Nun stand ich alleine vor dem Kaiser und meine zukünftigen Schwestern neben ihm. Ich hatte mich zwar mit den Regeln der Vesta beschäftigt, aber den genauen Ablauf der mich nun zu einer Vestalin machen sollte kannte ich nicht.


    Ich war gespannt und erhob nun den Kopf und schaute die Vestalinen und den Kaiser an.

    Ich musste wohl blass wie die Sichel des Mondes sein. Vor mir stand der Imperator. GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS...wahrhaftig.


    Die Vestalis Maxima zerrte mich vor den Kaiser und ich senkte automatisch meinen Blick. Mein Atem wurde etwas heftiger und ich musste erst einmal den dicken Brocken in meinem Hals herunterschlucken.


    "Pontifex Maximus es ist mir eine Ehre."


    Mehr brachte ich nicht heraus und ich wusste nicht einmal ob es mir erlaubt war mit ihm zu sprechen.

    Mit dem Brief in der Hand ging ich in die Halle. Den Weg dorthin hatte man mir gut erklärt, so dass ich keine Probleme hatte sie zu finden.


    Ich begrüßte die mir bereits bekannte Vestalin mit einem Nicken und wartete.

    Ich fühlte mich erleichtert und glücklich als mich meine Cousine umarmte und mein Onkel so glücklich schaute.
    Mit einem Nicken antwortete ich auf die Worte von Lupus und bedankte mich: "Danke Lupus. Bestimmt werde ich mich hin und wieder melden, auch wenn ich nicht oft Zeit haben werde. Vielleicht kann ich euch auch ab und zu besuchen kommen."

    Als Severa kam lächelte ich und winkte mit dem Brief in der Hand. "Dies ist heute angekommen. Ich wurde tatsächlich auserwählt den Vestalinnen beizutreten."
    Lupus trat gerade ein als ich etwas ernster wurde und beide nacheinander anschaute.
    "Ich wollte mich verabschieden, denn morgen geht es bereits los und ich werde in der Regia am Forum Romanum erwartet."


    Ich musste schlucken und die richtigen Worte suchen.


    "Ich bin sehr dankbar bei euch ein Heim gefunden zu haben, nachdem ich meine Eltern verlor. Hier habe ich den Teil meiner Familie gefunden, den ich vorher nie kennengelernt hatte. Nun bricht ein neuer Lebensabschnitt für mich an und ich möchte euch wissen lassen, dass ihr stets einen wichtigen Platz in meinem Herzen haben werdet."


    Mir war nicht klar ob die Worte weise gewählt waren, mein Herz war gespalten, voller Freude auf die Aufgaben als Vestalin, aber auch voller Trauer über den Weggang aus der mir lieb gewonnenen Casa mit all ihren Bewohnern, meiner Familie. Ich hoffte Lupus und Severa würden meine Worte verstehen.

    Dass ein Brief für mich angekommen war, hatte sich unter den Bediensteten wohl herum gesprochen. Erwartungsvoll schauten mich einige an, als ich das Atrium betrat.
    "Werdet ihr uns verlassen junge Herrin?"


    "Ja das werde ich. Ich bin auserwählt der Vesta in ihrem Tempel zu dienen."


    Ich sah in einige verängstigte Gesichter, besonders weiblicher Sklaven. Sie wussten wohl wie streng es dort zuging und was für Strafen warteten, wenn jemand die Regeln des Kultes brach.


    Severa hatte ich leider nicht im Atrium gesehen. Trotzdem wartete ich dort auf sie, um mich zu verabschieden. Während ich wartete gingen die Sklaven wieder ihrer Arbeit nach.

    Nun hielt ich ihn in den Händen. Den Brief auf den ich so lange gewartet hatte.
    Der Pontifex persönlich hatte beschlossen mir den Eintritt in den Kult der Vesta zu ermöglichen. Ich war stolz und glücklich. Trotzdem war mir etwas mulmig zu Mute, denn nun hieß es auch Abschied zu nehmen.
    Nicht viele Male war die Sonne auf- und untergegangen seid ich hier angekommen war, doch schnell hatte ich mich heimisch gefühlt.


    Tief atmete ich ein und aus, dann stand ich auf und mit dem Brief in meinen Händen verließ ich mein Cubiculum um Abschied zu nehmen.

    Ich hatte an diesem Tag viel im Garten gesessen und unseren Sklaven bei der Arbeit zugesehen. Die letzten Tage hatte ich oft gefragt ob neue Post angekommen wäre, aber niemand konnte das bejahen. Keine Post vom Cultus. Wahrscheinlich würde es etwas dauern, bis ich Bescheid bekam. Ich hatte mich bereits mehr mit den Vestalinnen beschäftigt, habe vieles nachgelesen und mir nochmals den Tempel der Verstalinnen angesehen. Auch bei ihrem Wohnhaus am Forum Romanum war ich gewesen.


    Ich konnte es kaum erwarten endlich Post zu bekommen. Auch die Bediensteten bemerkten meine Unruhe und einige sprachen mich darauf an.
    "Sagt Herrin können wir euch helfen? Ihr seid so unruhig!"
    "Nein. Ich erwarte eine Nachricht. Es ist nichts weiter."

    Am heutigen Tage war der Festtag der Vestalia und ich beschloss den Tag mit einem Spaziergang zu feiern, den Markt zu besuchen und natürlich zu den Tempeln zu gehen. Am frühen Nachmittag wollte ich zurück sein.

    Ich konnte kaum erwarten endlich Nachricht vom Pontifex Maximus zu bekommen, aber es sollte wohl noch etwas dauern. Schließlich war er erst vor kurzem nach Rom gekommen.


    Ich überlegte mir währenddessen die Zeit ein wenig zu vertreiben. Vielleicht würde ich Severa fragen ob ich ihr bei der Vermietung der Räume behilflich sein könnte.

    Da Severa mit einem Fremden im Atrium sprach ging ich direkt in mein Cubiculum. Dort legte ich mich hin und ruhte mich von meinem langen Fußmarsch aus.


    Ein Sklave brachte mir Wasser und Obst, das ich gleich zu mir nahm.

    Ich nickte eifrig.


    "Ja ich bitte darum. Ich wohne in der Casa Sergia auf der Via Nomentana am Fuße des Quirinal."


    Ich dachte noch kurz nach, ob ich noch etwas zu sagen hatte. Dann blickte ich wieder auf und verabschiedete mich.


    "Es würde mich freuen bald von euch zu hören. Auf Wiedersehen!"

    Selbstsicher blickte ich die Frau vor mir an und nickte.

    "Ja ich habe sehr lange darüber nachgedacht. Ich bin mir sicher dass es der Weg ist den die Götter mir auferlegt haben."


    Dann machte ich eine kurze Pause.


    "Mein Vater ist tot, er starb als römischer Soldat in Aegyptus. Ich lebe bei meiner Cousine in Rom. Sie hat mir die Erlaubnis erteilt hierher zu kommen und Vestalin zu werden."