Beiträge von Sergia Calvina

    Ich fasste die Hände des Mannes nicht an, schließlich wollte ich mich nicht verunreinigen. Statt dessen nickte ich ihm zum Abschied zu und bedankte mich für die Vorführung und die Zeit die er für uns aufgebracht hatte.
    Schließlich lächelte ich Occia zu und ging mit ihr nach draußen.


    "Das war sehr lehrreich für mich" sagte ich heiter. Ich war froh wieder etwas gelernt zu haben.

    Schon bald sollte die Ausbildung also abgeschlossen sein. Es war eigentlich eine lange Zeit gewesen, auch wenn sie mir im Nachhinein nicht so lang vorkam. Aber es noch war sie schließlich nicht beendet und ich musste weiter lernen und achtsam sein.


    "Nun das Geschlecht des Opfertieres muss das gleiche Geschlecht wie die Gottheit haben, der es geopfert werden soll. Auch die Farbe ist wichtig. Je nachdem welche Farbe dem Gott oder der Göttin zugeordnet wird, muss auch die Farbe des Tieres gleich sein.
    Einige Opfertiere sind bestimmten Göttern zugeordnet und dürfen nur diesen geopfert werden."

    Alle Vestalinnen standen nun im Kreis um uns herum, es war still und die Opferung konnte beginnen.


    Papiria Occia streckte die Hand aus und ich verstand es als Aufforderung mit der Opferung zu beginnen. Ich hatte alles zur Hand und überprüfte in Gedanken ob bisher alles korrekt abgelaufen war. Es war ruhig, nur die Vestalinnen waren anwesend und alles war an seinem Platz. Also gab ich Occia den Weihrauch, den ich bereits in die accera gefüllt hatte.

    Die accera hatte ich bereits gesäubert und mit dem Weihrauch gefüllt. Auch die anderen Opfergeräte waren sauber und ordentlich aufgestellt.


    Ich nickte nachdem mich Occia angesprochen hatte.


    "Ich habe den Weihrauch schon in die saubere accera gefüllt. Die patera ist sauber, genauso der culullus. Ich habe alles aufgestellt damit wir es benutzen können."


    "Und das Feuer ist natürlich auch an" fügte ich hinzu.

    Ich nahm schließlich die Leber und begutachtete auch diese. Hierfür benötigte ich etwas mehr Zeit, da ich auf keinen Fall etwas falsch machen wollte.


    Ich drehte die Leber so dass ich sie von allen Seiten sehen und begutachten konnte. Letzten Endes war ich zufrieden.


    "Die Farbe ist in Ordnung. Dellen, Löcher oder andere Verformungen sind nicht vorhanden."

    Der Gestank dem ich nun ausgesetzt war, war wirklich schlimm. Ich musste die Augen schließen, da der Gestank sehr stechend war und mir Tränen in die Augen trieb. Mir wurde etwas flau im Magen, aber ich konzentrierte mich und begann weiter meine Aufgabe zu erfüllen.


    "Der Magen sieht in Ordnung aus. Keine dunklen Verfärbungen."
    Ich schaute mir den Magen genauer an.
    "Auch keine Dellen oder ähnliche Verformungen."


    Das Herz schaute ich mir auch an und war auch damit zufrieden.

    Ich schaute kurz in die Schale, ob ich alles dabei hatte und antwortete dann:


    "Ich habe Weihrauch dabei, Brot vom Markt, Feldfrüchte und Gemüse."
    Dann hielt ich Papiria Occia die Schale hin. Auf den Weihrauch war ich besonders stolz, da ich ihn erst einen Tag vorher von einem Händler auf dem Markt bekommen hatte. Allerdings war ich mir etwas unsicher, ob diese Opfer ausreichten, ein größeres Opfer wie ein Schwein wollte ich aber nicht ins Lararium bringen.

    Die folgende Prozedur war eigentlich ekliger als die vorherige. Aber ich konnte es besser aushalten, als ich gedacht hätte. Vielleicht war es für mich einfach schwerer gewesen ein kleines, noch lebendes Lamm zu töten, als danach zu sehen wie seine Innereien aussehen. Die Innereien des Lamms jedenfalls ekelten mich nicht so sehr, wie das aufschlitzen des Halses und das ausströmen des Blutes.


    Als Marsus mir das Herz zeigte, war ich von der plötzlichen Bewegung die er vollführte erschrockener als über das kleine Ding in seiner Hand, das voller Blut war und er mir als das Herz des Lämmchen anpries.


    Schließlich hielt er mir eine Schüssel hin, in die er das Herz legte. Ich nahm die Schüssel, die von dem Blut an seinen Händen verschmiert war und stellte sie neben das tote Lamm.


    Ich nickte Occia zu. "Ja ich habe bereits etwas über die Kontrolle der Leber gelernt."


    Mit beiden Händen griff ich vorsichtig in das kleine Lämmchen hinein und ertastete die Innereien. Es war ein komisches Gefühl, aber ich dachte einfach nicht daran dass ich in dem Körper eines Tieres herumwühlte dass ich getötet hatte, sondern dachte stets daran dass dies nun einmal meine Aufgabe war.
    Ich blickte fragend in die Runde, was ich nun zu tun hatte.

    Wie versprochen kam ich an jenem Tag in der typischen Kleidung einer Vestalin zum Lararium. Dort angekommen empfing mich Occia bereits.
    Ich begrüßte sie und wartete gespannt dass sie mit der Opferung beginnen würde.


    In meinen Armen hatte ich eine Schale mit Opfergaben die ich mitbringen sollte.

    Ich war etwas verwirrt über die Frage, da ich dachte eigentlich alles wichtige geschrieben zu haben. Aber wahrscheinlich wollte Pomponia eine sehr ausführliche Erklärung.


    Erst einmal räusperte ich mich und begann dann zu sprechen:
    "Nun...es gilt nicht nur für Juden und Christen, sondern auch für die Religionen anderer Völker, die nicht in unserer Religion aufgehen können. Die Juden und Christen glauben an einen Gott der über allem steht, an einen Gott der keine anderen Götter neben sich duldet und somit ist diese Art von Religion unserer Religion feindlich gesinnt. Auch der Kult der gallischen Druiden ist eine solche Religion. Diese Religionen sollten entfernt werden, da sie die Gemeinschaft und den römischen Staat gefährden."


    Das Wort Religion sprach ich im Zusammenhang mit Galliern, Christen und Juden verächtlich aus, als wäre dies keine Religion. Aber genauso empfand ich es auch. Das waren keine Religionen, sondern gefährliche Kulte.

    Diesmal klappte alles etwas besser. Ich nahm das Messer und schnitt das Lamm dort auf, wo Marsus es mir gezeigt hatte. Ich drückte recht fest und das Messer glitt durch das Fleisch des Lammes. Es ging eigentlich ganz leicht und meine Angst und Unsicherheit verflog langsam.

    "Ja sie hat mir eine Aufgabe gegeben. Ich sollte aufschreiben was Superstitio für mich ist."


    Ich nahm eine Rolle Papyrus und las vor, was ich am Tag davor aufgeschrieben hatte.



    Superstitio sind für mich solche Religionen anderer Völker, die nicht mit der römischen Religion vereinbar sind und sich auch nicht integrieren lassen. Die Juden und Christen beispielsweise folgen einer solchen Religion.

    Vorsichtig nahm ich die Leber in meine Hände. Sie fühlte sich komisch an, weich und etwas klebrig.
    Ich schaute sie mir von allen Seiten an und nickte bei den Worten Milichas.


    Schließlich nahm ich die andere Leber aus dem Korb. Sie sah etwas dunkler aus, fast schwarz und hatte einige Dellen, die fast wie Löcher aussahen.
    Ich legte sie nach kurzer Zeit wieder in den Korb und sagte: "Diese ist dunkler und hat Dellen. Die andere Leber ist glatter und heller."

    Nun ging alles recht schnell. Marsus drückte mir das Messer in die Hand und zeigte mir wie ich es richtig zu halten habe. Das Schäfchen blöckte und wehrte sich, doch Marsus hielt es ganz fest. Es konnte sich kaum mehr bewegen, als er mich bat näher zu kommen und das Messer nun an die Kehle des Lamms zu führen.


    Ich musste an eine Situation auf dem Hof denken, auf dem ich aufgewachsen war. Die alte Bäuerin hatte ich einmal gefragt wie sie es schaffte beim Schlachten der Tiere ruhig zu bleiben. Sie hatte mir damals einen Rat gegeben: "Denke nicht an das Tier und versuche das Schreien der Tiere zu ignorieren. Denk an etwas Schönes!"
    Ich dachte an meine Ausbildung und daran wie gut es mir bei den Vestalinen gefiel und daran dass ich die Ausbildung gut beenden wollte. Und dann hörte ich das Lamm kaum mehr. Ich konzentrierte mich auf den Hals und setzte das Messer an.


    Mit aller Kraft drückte ich das Messer in das Fleisch des Tieres. Marsus wurde etwas unruhig "Du musst feste drücken und dann das Messer nach unten ziehen, am Hals entlang. Drück fester, viel fester." Ich war etwas irritiert und zog das Messer erst wieder etwas hinaus, Marsus sah mich etwas erschrocken an. "Nein drück es wieder rein und dann zieh es schnell nach unten." Das Lamm schrie...und ich begann etwas zu zittern. "Bleib ruhig und jetzt zieh."
    Ich schluckte, schloß die Augen so dass ich nur noch durch einen engen Schlitz blickte und zog. Das Blut floss....und damit hatte ich das erste Mal im Leben ein Tier getötet. Eigentlich ging es mir recht gut...bis auf die Tatsache dass ich mich fragte ob ich es dem Lamm unnötig schwer gemacht hatte.

    Milicha zeigte mir eine Schafsleber. Aus nächster Nähe hatte ich so etwas noch nie gesehen. Aus unerfindlichen Gründen ekelte ich mich aber nicht. Vielleicht lag das daran dass kein Blut mehr an dem Schafsorgan war und die Vestalin es säubern ließ bevor sie es zum Unterricht benutzt hatte.


    Ich nickte und war gespannt auf die weiteren Ausführungen.