Beiträge von Sveija

    Sveijas Augen wurden groß und größer, als sie hörte, worum es hier eigentlich ging. Woher sollte sie denn sowas wissen? Sie hielt doch nur das Haus sauber, wusch die Wäsche und half in der Küche. Gut, wenn Gäste da waren, trug sie das Essen auf, aber sie lauschte doch nicht auf Geheimnisse! Wäre sie nicht in dieser furchtbaren Situation gewesen, sie hätte dem ungehobelten Kerl vor ihr empört eine Ohrfeige verpasst. So aber konnte sie ihm nur sagen, was sie wusste...


    Isch weiß doch nix vun dene Ducciers. Die sinn halt all Amsivarier, wenn de ens vun dem Arbjon und dem Witjon ävsüühs, die sinn nämlisch Ubier, jrad esu wie isch selvs.
    Dat einzije watt isch weiß is datt die met irjendswemm drövven op dr andere Sick Handel drieve, ävver isch han kinne Ahnung met wemm. Un alt letz wor dä Comes do und hätt mit demm Lando ze Ovend jejesse... Die han Brut un Manjold un Fleisch un Soß und Kies jehat. Dat hätt dat Marja fabrezeet. Dat is esch en reschtisch jod Köchin.
    Ävver suns weiß isch wirklisch nix! Kann isch jetz jätt vun demm Pamp han? Minge Morhe is esch om ming Knee am baumele.

    Als der Mann eintrat, zuckte Sveija zusammen und rutschte in die hinterste Ecke des Verschlages zurück, doch sie konnte ihm nicht entkommen. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie das Schwert sah, das sich ihrem Hals näherte. Es war das Schwert eines Soldaten, so wie sie es von Witjons und Arbjons Vater kannte.
    Der Mann wollte ihr Fragen stellen, sollte er fragen. Sie würde antworten, denn der Geruch des Essens, das er mitgebracht hatte war nur allzu verlockend...


    Joa.

    Es war dunkel, ihr Kopf tat weh, ihr Bauch auch. Sie schmeckte Blut und spürte, wie die Fesseln in ihre Handgelenke schnitten. Warum tat ihr jemand solche Gewalt an? Was hatte sie denn getan? Sie war niemandes Feind, hatte niemandem Leid zugefügt!


    Langsam versuchte Sveija sich aufzurichten, was ihr aber nicht gelang. Statt dessen schmerzte ihr Körper nur noch mehr. Sie weinte, schluchzte laut. Ihre Haare, die nicht mehr von der Haube gehalten wurden, hingen der jungen Frau ins Gesicht, nass von den vielen Tränen, die in sie hinein liefen.


    Es dauerte einige Zeit, mehrere endlose Minuten, oder waren es Stunden oder sogar Tage, bis Sveija sich beruhigte. Sie brachte umständlich ihre Hände nach vorne , so dass die Arme nicht mehr schmerzten, und kroch dann langsam zurück, bis sie eine kalte, steinerne Wand in ihrem Rücken spürte. Sie lehnte sich gegen die Wand und begann zu beten, zu Wodan und Frigg, zu Balder und Freya, zu Teiwaz und Donar. Schließlich sprach sie einen Vers, den ihre Großmutter sie gelehrt hatte, immer wieder und wieder...


    Eiris sazun idisi sazun hera duoder. Suma hapt heptidun, suma heri lezidun, suma clubodun umbi cuoniouuidi: insprinc haptbandun, inuar uigandun.

    Bereits als sie die ersten Schalen serviert hatte, war Sveija der "ausgehungert gierige" Blick des Fremden aufgefallen, und so wie sie Witjon kannte, würde der auch kräftig zuschlagen.
    Sie machte sich also wieder in die Küche auf und erklärte Marga kurz, was Sache war, die auch nur breit grinste, als das Mädchen den Fremden beschrieb.


    Da muss wohl ein Duccier heimgekommen sein. Hier, Kind, bring ihnen das hier.


    Marga drückte Sveija ein Tablett in die Hand, das mit Brotfladen und zwei Schüsseln mit einer cremigen weißen Soße beladen war. Von den Schüsseln ging ein recht starker aber dennoch frischer Knoblauchgeruch aus.


    Das Hausmädchen machte sich also wieder auf den Weg zum Kaminzimmer und betrat es leise, um die mittlerweile drei Herren nicht zu stören. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab und zog sich dann wieder zurück...

    Marga hatte Sveija auf den Markt geschickt, um ein paar bestimmte Gemüse und Kräuter zu kaufen, die im Garten der Duccier nicht wuchsen. Auch sollte die junge Ubierin drei Flaschen bestimmter Essige mitbringen.
    So ging Sveija also von Stand zu Stand und schaute sich die Auslagen an. Kaufen würde sie ohnehin nur bei bestimmten Verkäufern, die sie kannte und von deren Waren sie wusste, dass sie Margas Geschmack trafen.
    Einige Händler priesen wunderschöne Stoffe an, andere aufregende Juwelen und Geschmeide...

    Sveija war auf dem Weg zur Tür gewesen, um diese zu öffnen. Witjon war ihr allerdings zuvor gekommen und dann mit einem fremden Mann im Kaminzimmer verschwunden.
    Ganz ihren Aufgaben nachkommend, machte die junge Ubierin kehrt und holte mehrere kleine Schüsseln mit Knabbereien aus der Küche, die sie auf einem Tablett transportierte.
    Sie klopfte ans Kaminzimmer an, und betrat es dann ohne Aufforderung. Mit schnellen fließenden Bewegungen servierte sie Oliven, Nüsse, Obstschnitze, Weintrauben und Gebäckstücke. Dann zog sie sich zur Tür zurück.


    Kann ich den Herren sonst noch etwas bringen?

    Nachdem sie ihre Arbeiten erledigt hatte, war Sveija zur großen Koppel hinter der Hros gegangen. Sie sah bei der Dressur der Einjährigen zu. Das hatte sie öfters in letzter Zeit gemacht. Zum einen, weil sie Pferde schon immer geliebt und schon als Kind Evax Ubius und seine Söhne bei der Arbeit mit den Tieren beobachtet hatte. Zum anderen war da der Mann, der hier auf den Gut der Duccier die Tiere betreute...

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    Als es Zeit für die Hauptspeisen wurde, räumte Sveija die leeren Schalen und Teller der Vorspeisen ab und servierte dann die großen Platten, die Marga in der Küche gezaubert hatte.
    Es gab knusprig gebratenes Schweinefleisch, dazu eine dicke, braune Soße und erneut frisches Brot. Auf einer weiteren Platte lagen drei gebratene Hühner auf einem Bett aus Feldsalat, die verführerisch nach Pfeffer und Knoblauch dufteten. Eine dritte Platte schließlich war mit verschiedenen Gemüsen gefüllt, die in Teig gewendet und dann in Schmalz ausgebacken worden waren.
    Als die Platten serviert waren, eilte Sveija hinaus und kam kurz darauf mit einer Karaffe frischen Wassers wieder. Sie tauschte sie gegen die alte aus und verschwand dann wieder...

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    Während die Herren sich noch unterhielten, kam Sveija herein, die des Anlasses wegen ein feineres Kleid und das Haar offen trug. Sie servierte den zweiten Vorspeisengang, der aus einer leichten Suppe mit feinen Erbsen, ägyptischen Linsen und Mangoldstreifen bestand, zu der frisches Brot und schmale Omlettstreifen gereicht wurden.
    Als das Essen an Ort und Stelle war, eilte sie hinaus, um eine neue Karaffe Falerner zu bringen...

    Als der große, schwarze Mann Sveija zuzwinkerte, spürte sie, dass ihr Gesicht ein wenig wärmer wurde. Sie stand schnell auf und ging zu Marga herüber, die ihr den Kochlöffel reichte. Sveija probierte am Essen und sagte leise etwas zur Köchin, die, immer noch breit grinsend, nickte und zu einer Schale mit einigen getrockneten Kräutern griff...

    Du nicht sor... sorgen, Käse auch krumm lecker.


    Lächelnd deutete Sveija auf die ersten Versuche, den weichen Käse in gleichmäßige Würfel zu teilen. Derweil hatte Marga an der Feuerstelle Mühe, sich wieder zu beruhigen. Schon lange hatte sie nicht mehr so gelacht, ihr liefen sogar Tränen die Wangen herunter...

    Heilsa Silko...


    Mittlerweile hatte sich Sveija an den Anblick des schwarzen Riesen gewöhnt, teilte sie doch auch, wie alle Hausangestellten, das Zimmer mit ihm. Als Witjon jetzt meinte, dass der nubische Leibwächter der Duccier auch was zu tun brauchte, nickte das Mädchen nur, stand auf und verschwand in der Vorratskammer.
    Als sie kurz darauf mit einem kleinen Käselaib auf einem Holzbrett wieder herauskam, brach Marga in schallendes Gelächter aus. Sveija ließ sich jedoch nicht beirren und stellte den Käse vor Silko ab. Sie reichte ihm ein Messer dazu.


    Du in Würfel schneiden, sagte sie auf Latein...

    Ja, das tut es, und Leute die spinksen bekommen nur eine Scheibe Brot und einen Becher Wasser!


    Sveija stand auf und ging zu einer Schüssel herüber, die auf dem Fensterbrett stand. Sie nahm sie und legte noch ein Messer hinein. Dann kam das Mädchen zum Tisch zurück und stellte die Schüssel vor Witjon hin.


    Wer essen will, muss auch dafür arbeiten. Hier, schnippel die Bohnen!


    Sveija genoss den ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht des Ducciers, und auch ein Blick zu Marga half ihm nichts, denn diese nickte nur und lächelte dabei milde...

    Ordentlich setzte sich Sveija ihre Haube wieder auf und schob die letzten blonden Strähnen gewissenhaft darunter. Sie sah sich im Kaminzimmer um, ein großer, gemütlich eingerichteter Raum mit einer warmen Feuerstelle und vielen Büchern. Witjon kam in seiner freien Zeit bestimmt oft hierher, um in den Regalen zu stöbern.
    Der Raum war allerdings in demselben Zustand wie die anderen Räume und Gänge der Casa. Der Winter hatte Spuren hinterlassen, Spuren in Form von nassen Fußabdrücken, die jetzt als Flecken auf dem Holzboden sichtbar waren. Auch mussten die Aschereste vom Auskehren des Kamins einmal gründlich weggeschrubbt werden...


    Sveija nahm also wieder ihr Seil und band es von innen vor die Tür, damit keiner auf den nassen Boden laufen würde. Dann begann sie den Raum zu wischen und zu säubern...

    Einige Zeit später schlich jemand leise und auf nackten Sohlen die Gänge der Casa entlang und sammelte unbemerkt den Besen und die Haube vom Boden auf. Wie ein Schatten in der Nacht war sie ebenso schnell wieder unbemerkt verschwunden, wie sie gekommen war...

    Immer noch schluchzend sah Sveija wie ein kleines Kind, dem man gesagt hatte, dass alles wieder gut wird, mit großen, verheulten Augen zu Witjon auf. Der machte ein recht vertrauenswürdiges Gesicht.
    Also stand das Mädchen auf, riss sich zusammen, packte seine beiden Eimer und verbeugte sich kurz vor den Männern.


    Danke, Witjon. Entschuldigt mich bitte.


    Mit gesenktem Kopf eilte sie davon, die schwappenden Eimer mitschleppend. Allein der Besen, Sveijas Haube und die beiden verdutzten Männer blieben zurück...

    Es tut mir so leid, ich wollte dich nicht schlagen. Aber ich hab mich doch so sehr erschreckt und ich habe doch noch nie einen schwarzen Riesen gesehen. Und ich wollte doch nur die Böden wischen, weil Marga mir gesagt hat, dass ich das machen soll, und weil sie doch keine Arbeit in der Küche für mich hatte und es auch nichts im Garten zu tun gab und...


    Sveija schniefte. Sie kramte ein kleines Tuch aus ihrem Ärmel hervor und putze sich die Nase. Es half ein wenig...


    Du wirst ihnen doch jetzt nicht sagen, dass sie mich wegschicken sollen, oder? Ich wollte dich doch wirklich nicht schlagen! Und das mit dem Brot war doch auch nicht so gemeint, obwohl das furchtbar gemein von dir war und ich hatte den Gang doch gerade erst sauber...



    Sim-Off:

    Datt Mädche is alt noch net esu erwachse...

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Urghs...heute hatte das Schicksal es aber auf ihn abgesehen. Er fuhr sich mit seinem Ärmel durchs Gesicht und zog eine Grimasse.


    "Na danke. Die Götter meinen es heute äußerst gut mit mir....."


    Whaaaaa... Sie hatte Witjon erneut erwischt, aber... aber das hatte sie doch gar nicht gewollt... obwohl er es ja eigentlich... und der schwarze Mann... und Lando schlitterte vorbei...


    Sveija lachte leise, brach auf die Knie ein, lachte weiter mit gesenktem Kopf, die Schultern hingen herab. Das Lachen klang irre, wurde dann zu lautem Schluchzen. Das alles war einfach zuviel für das Mädchen...