Beiträge von Manius Aurelius Orestes

    Fhionn hatte ein paar Kleinigkeiten zu essen und etwas zu trinken mitgebracht. Das war jetzt genau das richtige für Orestes. So nahm er sich eine Pflaume im Speckmantel genoss sie und ließ sich dann einen Becher mit Wein - verdünnt natürlich - geben. Das Gespräch plätscherte etwas dahin, seine Idee von einer Feier wurde positiv aufgenommen. Das freute ihn.


    Als das Gespräch - wie schon gesagt - weiter plätscherte, gähnte Laevina. Ob sie das auch schon getan hatte, bevor Orest in das Gespräch eingetreten war? Wahrscheinlich nicht. Das er aber auch immer so langweilig sein musste. Glücklicherweise errötete Laevina direkt nach dem Gähnen - vielleicht war sie einfach nur müde. Die aufkommenden Selbstzweifel verschwanden zwar nicht augenblicklich ebbten aber doch wieder ab, so dass er sich bemühte den Gesprächsfaden wiederaufzunehmen, der durch das Gähnen und die anschließende kurze Stille unterbrochen worden war. Da ihm nicht ganz klar war, was dieser letzte Satz von Laevina bedeutete - hörte irgendeinen versteckten Sinn oder eine Ironie, er wusste es nicht - versuchte er etwas weiter vorne im Gespräch anzuknüpfen "Vielleicht ist es doch nicht das schlechteste, dass ein großer Teil der 'Gesellschaft' gerade nicht in Roma weilt. So kannst Du Dich erst einmal eingewöhnen. Und die Römer können sich an Dich gewöhnen. Was meinst Du," sagte er und schaute zu Ursus, nachdem er zuerst so getan hatte, als ob er Laevina musterte, "Ursus, brauchen wir für Laevina eine Sondererlaubnis der Aedilen, wenn sie während der Morgen- oder Abendstunden, also wenn die Wägen und Karren durch Rom fahren, in die Stadt will. Also ich meine wegen des Chaos, das sich ohne Zweifel in den Straßen bilden wird." Für einen Scherz war der Gedankengang relativ komplex, so hoffte Orestes, dass Ursus ihn verstehen würde.

    Nach all den überaus ernsten und wichtigen Tätigkeiten der letzten Tage war diese kleine Übungsstunde im Schönschreiben mit der jungen Sklavin doch eine echt erfrischende Abwechslung. Sie schien fröhlich, fast kindlich bei der Arbeit zu sein, so dass sich Orest wahllos eine Schriftrolle und stöberte etwas in ihr. So verging die Zeit wie im Flug und er hatte keine Idee wieviel Zeit schon verstrichen war, als er ein Glöckchen erklingen hörte.


    Er blickte auf und sah dass Tilla dieses Glöckchen benutzt hatte - achja das hatte er ja vergessen, mit diesem Glöckchen machte sie ja auf sich aufmerksam. Eigentlich nicht die schlechteste Idee. " Ja, Tilla bist Du soweit, möchtest Du mir zeigen, was Du schon geschrieben hast? Dann komm doch einfach her." Er war richtig gespannt, wie sie sich machte.

    Sacerdos Manlius Acidinus:
    Er nahm die Secespita wieder entgegen. Es tat gut aus dem Mund eines in Waffendingen offensichtlich so geschulten Mannes ein Lob für die große Kostbarkeit des Tempels zu hören, die außer ihm so keiner so recht zu schätzen wusste. "Sehr gut. Zur zweiten Stunde wird alles vorbereitet sein. Mit bringen musst Du nichts, Du solltest Dir aber schon einmal die Texte die Du sprechen möchtest zu Recht legen. Und - aber das ist sicherlich eh klar - Du musst in Toga erscheinen, damit Du das Opfer capite velato darbringen kannst. Das ist ganz wichtig." Er überlegte kurz, ob es noch etwas anderes wichtiges gab, dazu schaute er schräg nach oben und man sah ihm das Grübeln an, dann schaute er wieder zum Artorier und sagte: Bene, ich denke das müsste alles sein. Wenn Du mich dann entschuldigen willst, wir sehen uns dann übermorgen, bene?


    Sacerdos Manlius Acidinus:
    Dieser Wunsch kam dem Priester zwar komisch vor, aber insgeheim freute er sich darüber, dass sich endlich mal jemand für sein Schmuckstück interessierte. "Aber gerne."

    Zuerst kritisch, doch dann mit sich aufhellendem Blick, betrachtete Orestes die Schreibversuche Tillas. Nach dem ersten Satz, hätte er sich am liebsten selbst verflucht, er hatte schließlich anderes zu tun als einer Sklavin das Schreiben mit dem Calamus beizubringen. Aber dann Wort für Wort, Satz für Satz war eine Entwicklung zu erkennen, die ihm Hoffnung machte, dass es doch keine so schlechte Idee gewesen war, sie rufen zu lassen, damit sie ihm die Stellen aus der Germania abschreibe. So kam er nicht umhin sie zu loben: Tilla ich muss sagen, Du lernst wirklich schnell. Hier der dritte Versuch sieht schon richtig gut aus.. Er zeigte auf den dritten Versuch. Ich bin wirklich zufrieden mir Dir, schau beim weiteren üben mal genau auf das 'r' und das 'm' und das 'n'. Die schauen noch nicht so schön aus. Und wenn sie vielleicht mit einem 'i' zusammentreffen, kann man es auch noch nicht so gut lesen. Bene? Er nickte ihr aufmunternd zu und fuhr dann fort: "Probiere es jetzt mal mit der kleinen Geschichte, die ich Dir gegeben habe. Du kannst sie so oft abschreiben wie Du möchtest - bis Du meinst, dass sie jetzt schön geschrieben ist. Ja? Dann kommst Du zu mir und zeigst sie mir.


    Sacerdos Atia Fortunina:
    Das fröhliche und normalerweise gewinnende Lächeln verschwand auch bei dieser merkwürdigen Frage nach heiligen Hymen nicht. Wahrscheinlich hatte sie es mit dieser Sorte von Römern zu tun, die häufiger den aus dem Osten des Reiches importiert waren, den mit den heiligen Riten ihrer Väter. Deswegen sagte sie bestimmtWenn wir Fortuna opfern, ist es nicht üblich zu singen. Fortuna opfern wir auf dieselbe Weise wie allen unseren Göttern. Ich hoffe, - sie schaute nun den Senator an, denn sie hoffte wirklich, um des Reiches willen, dass ein Senator noch die Riten und Sitten der Väter kannte und befolgte, sie schaute ihn an und sagte, wobei sie ihre Ehrfurcht vor dem Senator in die Stimme legte -"dass Du Senator die Sitten der Alten in Bezug auf die Religion kennst?"

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Vielleicht könntest du uns bei dem Anstimmen und Singen der heiligen Gesänge helfen."


    Sacerdos Manlius Acidinus:
    Verwirrt blickte der Priester zuerst zum Senator, dann zu dem Mann - wahrscheinlich ein Verwandter - der geantwortet hatte. Ich bin mir nicht ganz sicher, was Ihr möchtet. Also. Ähm. Er druckste etwas herum. Also wenn Ihr wünscht, könnt Ihr natürlich - wie es in den neuen Kulten üblich ist - singen. Ich würde wohl eher - die herkömmliche Weise bevorzugen. Oder meint Ihr, dass die Flötenspieler eine bestimmte Melodie - etwa die von einem der salischen Tänze spielen sollen. Mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck, der seine Stimmungslage zwischen und Verwirrung und peinlicher Berührtheit nur ansatzweise Ausdruck verleihen konnte, schaute er die beiden an - und hoffte, dass keiner seiner Schüler dieses Gestammel hatte hören können.



    Da kamen diese wichtigen Herren und stellten komplizierte Fragen. Aurelius Orestes musste etwas überlegen und aufpassen, dass seine Nervosität sich nicht nach außen zeigte. "Ihr habt Euch eine schwere und ehrenvolle Aufgabe vorgenommen. Eine die den Sitten unserer Väter entspricht.", begann er langsam und noch überlegend zu reden. Mit jedem weiteren Satz fand er aber zu seiner Sicherheit zurück. Prinzipiell gefällt dies den Göttern und auch dem Optimo Maximo. Als Rat kann ich Euch nur mitgeben. Hier auf dem Kapitol ein Opfer darzubringen und noch einmal in der letzten Stadt vor der Grenze zum Partherland, in der ihr einen Tempel findet, der einem römischen Gott geweiht ist - am besten natürlich dem Iovi. Und versucht - aber das muss ich Euch", als er dies sagte zeigte der junge Priester seine Ehrerbietung vor dem Senator und seinem Verwandten,wahrscheinlich nicht sagen - auf dem Weg Euch als wahre Römer zu erweisen. Je mehr Ihr die römischen Tugenden lebt, auf desto mehr Hilfe könnt Ihr von den Göttern erwarten.

    Sacerdos Manlius Acidinus:


    Der Artorier hatte ihm anscheinend zu gehört, das freute den Priester des Mars, der gern redete und sich gern reden hörte. Die Frage, die der Opferwillige ihm stellte, zeugte davon, dass er ein echter Soldat war. "Ja, natürlich gibt es eine besondere Klinge, es ist die Secespita. Eheu Caecus, bring mir mal die gute Secespita.", rief er einem Camillus zu der gerade vorbeiging. "Der Junge wird sie gleich bringen, dann kannst Du sie schon einmal sehen. Die Klinge dieses Messers ist im Verhältnis zum Griff langezogen und hat eine leicht dreieckige Form. Der Griff ah da kommt sie ja schon - der Griff ist wie Du sehen kannst aus Elfenbein und die Klinge aus Eisen. Eigentlich müsste die Klinge ja aus Kupfer sein. Aber diese Kupfernägel hier mit denen Griff und Klinge verbunden sind sind uns eine Erinnerung daran, dass die Kultgeräte aus Kupfer sein sollten."


    Er zeigte stolz sein Prunkstück vor. Die anderen prunkvollen Verzierungen erwähnte er nicht. Auch nicht dass die Schneide der Klinge gebogen und die Rückseite gerade war. All dies würde der Prätorianertribun selbst sehen.


    Sie konnte noch nicht mit dem Calamus* schreiben. Das war natürlich nicht so gut. So stand Orestes jetzt vor der Entscheidung, sich auf eine Übungsstunde im Schönschreiben mit der jungen Sklavin einzulassen, oder den Text nur auf Wachstafeln zu bekommen. Das letztere wäre sehr unpraktisch.


    Also entschied er sich für die erste Variante. "Ich glaube Du solltest lernen mit dem Schreibrohr auf Papyrus zu schreiben. Es ist eigentlich ganz einfach. Am Anfang musst Du nur aufpassen, dass Du nicht zu viel Tinte aufnimmst, denn dann machst Du Flecke. Vielleicht übst Du erstmal mit einem kurzen, leichten Text. Und schreibst meinen schwierigen, langen. Wenn Du den leichten ohne Fehler und Kleckse abgeschrieben hast, bene?". Dann ging er wieder um den Tisch herum und suchte in den Schriftrollen, diejenige, die die Fabeln des Phaedrus enthielt. "Ah da sind sie ja. Hier Tilla. Das ist ein guter Text** zum üben:"



    Qui se laudari gaudet verbis subdolis,
    Fere dat poenas turpes poenitentia.


    Cum de fenestra corvus raptum caseum
    Comesse vellet, celsa residens arbore,
    Vulpes hunc vidit, deinde sic coepit loqui:
    O qui tuarum, corve, pennarum est nitor!
    Quantum decoris corpore et vultu geris!
    Si vocem haberes, nulla prior ales foret.
    At ille stultus, dum vult vocem ostendere,
    Emisit ore caseum, quem celeriter
    Dolosa vulpes avidis rapuit dentibus.
    Tum demum ingemuit corvi deceptus stupor.


    Er ging zurück an den Tisch und zeigte ihr die Fabel. "Vielleicht zeige ich Dir mal kurz wie Du das Rohr am besten hälst.", sagte er, nahm einen Papyrus von einfacher Qualität, legte ihn vor sich hin, nahm das Schreibrohr in die Hand, tunkte es in die Tinte, ließ die Tinte etwas abtropfen und begann dann zu schreiben.


    qui se laud


    "Siehst Du geht ganz einfach. Probier'es doch gleich mal aus.", sagte er lächelnd und hielt Tilla das Schreibrohr hin.

    Sim-Off:

    *Calamus - Schreibrohr. Wenn ich richtig informiert bin wird der Gänsekiel erst in der Spätantike benutzt. Zu unserer Zeit schrieb man mit einem "Calamus" genannten Schilfrohr...


    ** Eine poetische Übersetzung der Fabel:
    Wer sich durch eines Heuchlers Lob geschmeichelt fühlt,
    Wird in zu später Reue seine Strafe finden.


    Von einem Fenster stahl ein Rabe einen Käse
    Und setzte sich damit auf einen hohen Baum.
    Der Fuchs, der ihn erblickte, fing zu reden an:
    »Welch hoher Glanz entstrahlt, o Rabe, deinen Federn!
    Und welche Anmut trägst du im Gesicht und Körper.
    Hättest du auch Stimme, überträfst du selbst den Adler.«
    Und während er die Stimme hören lassen will,
    Entfällt der Käse seinem Schnabel, den jetzt schnell
    Der list’ge Fuchs mit seinen gier’gen Zähnen raubte.
    Jetzt endlich sah der Rabe seine Dummheit ein.

    Sacerdos Manlius Acidinus:


    "Ah, gut. Das ist auch kein Problem. Übermorgen ist sehr gut. Für morgen haben sich schon einige Sena...äh Gläubige angekündigt. Gehen wir aber trotzdem zum Opferaltar, damit wir noch kurz das eigentliche blutige Opfer durchgehen können.", sagte der Priester und ging am Kultbild vorbei durch einen Hinterausgang zu einem relativ kleinen aber doch schon verzierten Altar. "Wir werden den Stier hier festbinden. Ein Victimarius wird die Schläge in die Hinterbeine setzen und erst dann bist Du an der Reihe mit dem Opfermesser. Bei einem Stier ist das keine leichte Sache, aber ein echter Soldat sollte es hinbekommen. Wichtig ist, das viel Blut fließt. Und es gibt einige, die sagen, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn die Toga nach dem Opfer - voll mit Blut ist. Ich verlasse mich da lieber auf die Innereien, aber das ist vielleicht auch Ansichtssache. Noch Fragen?"



    Es war Orestes durchaus nicht entgangen, dass Laevina sich mehr auf Ursus konzentrierte, denn auf ihn, was ihn aber überhaupt nicht störte. Schließlich hatte er sich ja in ihre Unterhaltung hineingeschmuggelt. Deswegen fuhr er weiter freundlich, wenn auch ein wenig ironisch fort: "Da hast Du Dir ja viel vorgenommen, Laevina. Aber hier in Roma findet sich immer etwas - wahrscheinlich wird Corvinus schnell ein paar Ideen haben, wie Du in die Gesellschaft hier eingeführt werden kannst. Apropos Gesellschaft -" sagte er und wandte sich Ursus zu, "Es hat schon längere Zeit keine ansprechende Feier gegeben, sollten wir nicht mal mit Corvinus sprechen, ob wir als Aurelier nicht mal die befreundeten Familien einladen sollten?" Warum er auf diese Idee gekommen war fiel ihm erst einen Augenblick später ein. "Das wäre doch vielleicht nicht schlecht, um die ganzen Neuankömmlinge mal ein wenig an die Öffentlichkeit zu bringen, oder?

    Kaum hatte sich Orestes wieder hingesetzt, und sich wieder in den Tacitus vertieft, da erschien Tilla auch schon. Er blickte - er mochte diesen gelehrtenhaften Gestus aus der Schriftrolle heraus - " Ah, da bist Du ja auch schon. Das ist gut. Ich habe eine wichtige Aufgabe für Dich, eigentlich zwei. Die eine ist relativ dringend. Du kannst ja schreiben." Er wartete einen Moment ab, wohl um eine Geste der Zustimmung von Tilla zu erwarten.


    Dann fuhr er fort: "Zum einen: Ich brauche von einigen Abschnitten dieses Buches über die Germanen eine Abschrift. Irgendwo hier in der Bibliothek müssten eigentlich die Schreibutensilien zu finden sein. Naja, Du wirst sie schon finden. Und dann sind wir schon beim zweiten - hier müsste mal wieder etwas Ordnung gemacht werden, einige Schriftrollen sind schon etwas eingestaubt, staube sie bitte ab. Aber die Abschrift ist wichtiger. Hast Du verstanden?"


    Er stand auf, um Tilla die Schriftrolle zu zeigen und vor allem die drei Abschnitte, die sie kopieren sollte. "Es sind drei Abschnitte. Hier der allererste Satz.". Er öffnete die Rolle und zeigte auf den Titulus und den ersten Satz; dann rollte er weiter bis zur nächsten Stelle:Dann hier die beiden Absätzr über die Religion. Beginnend mit 'Von den Göttern verehren sie am meisten...' bis zu 'gilt als Vorentscheidung hier'. Du kannst Dir ruhig aufschreiben welche Stellen ich meine. Und dann noch weiter hinten. - wieder rollte der Aurelier weiter - ah ja hier ist es von 'An die Markomannen'... bis 'erliegen zuerst die Augen'. Alles klar?"


    Da er nicht wusste, ob er die junge Sklavin überforderte schaute er sie mutmachend an, als wollte er sagen, du schaffst das schon, sagte es aber nicht.

    "Sehr gut!", sagte Orestes und meinte das auch so. Sein Schüler war wirklich sehr gut vorbereitet. "Wenn der Senat festgestellt hat, dass ein Prodigium vorliegt, muss eine Sühneopfer folgen. Was das ist, wie es sich von anderen Opfern unterscheidet, et cetera, darauf gehen wir dann in der Einheit über die Opfer ein."


    Da er wieder ein leihtes Kratzen im Hals verspürte nahm er noch einmal den Becher und trank einen Schluck. Dann setzte er wieder zu reden an. "Bevor ich Dich für heute verlasse noch einen letzten Punkt - wir haben jetzt bisher nur über die öffentliche Religion gesprochen, das sollte aber nicht vergessen machen, dass die Ausübung der privaten Religion in der familia für den einzelnen genauso wichtig ist. Ich meine den Kult der Laren und Penaten, der Genii und so weiter. Lies dazu am besten die Bemerkungen in der Schriftrolle, die ich Dir mitgebe. Gut. Wenn Du dann keine weiteren Fragen hast, gebe ich Dir noch die Unterlagen - und wir sehen uns morgen wieder. Bene?"


    Orestes ging zum Regal an der Seite und nahm eine Schriftrolle heraus. Der titulus war: Breve relatio Cultus Deorum.



    Sim-Off:

    In der Schriftrolle steht sozusagen alles das, was Du in der Theoria Romana (der Wiki) finden kannst.

    Er hatte nicht lange überlegen müssen, wo er das Konzept der Interpretatio Romana auf die Germanen hin ausgelegt finden konnte. In dem jüngst erschienenen Buch “De origine et situ Germanorum” des Tacitus. Jetzt hoffte er nur noch, dass es in der 'bescheidenen' Hausbibbliothek auch vorhanden war. Er konnte es sich kaum anders vorstellen, aber man wusste ja nie.


    So ging er in die Bibliothek und fand auch schnell die Abschrift, die er gesucht hatte. Er begann zu lesen:



    De origine et situ Germanorum
    Germanien insgesamt ist von den Galliern, von den Rätern und Pannoniern durch Rhein und Donau, von den Sarmaten und Dakern durch wechselseitiges Mißtrauen oder Gebirgszüge geschieden. ...


    Ja das war der Anfang. Nun erinnerte er sich recht am Anfang des Buches gab es doch zwei Abschnitte über die Religion: "Ah da ist es ja", sagte er zu sich selbst:


    Von den Göttern verehren sie am meisten den Merkur; sie halten es für geboten, ihm an bestimmten Tagen auch Menschenopfer darzubringen. Herkules und Mars stimmen sie durch bestimmte Tiere gnädig. Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis. Worin der fremde Kult seinen Grund und Ursprung hat, ist mir nicht recht bekannt geworden; immerhin beweist das Zeichen der Göttin – es sieht wie eine Barke aus –, daß der Kult auf dem Seewege gekommen ist. Im übrigen glauben die Germanen, daß es der Hoheit der Himmlischen nicht gemäß sei, Götter in Wände einzuschließen oder irgendwie der menschlichen Gestalt nachzubilden. Sie weihen ihnen Lichtungen und Haine, und mit göttlichen Namen benennen sie jenes geheimnisvolle Wesen, das sie nur in frommer Verehrung erblicken.Auf Vorzeichen und Losorakel achtet niemand so viel wie sie. Das Verfahren beim Losen ist einfach. Sie schneiden von einem fruchttragenden Baum einen Zweig ab und zerteilen ihn in kleine Stücke; diese machen sie durch Zeichen kenntlich und streuen sie planlos und wie es der Zufall will auf ein weißes Laken. Dann betet bei einer öffentlichen Befragung der Stammespriester, bei einer privaten der Hausvater zu den Göttern, hebt, gegen den Himmel blickend, nacheinander drei Zweigstücke auf und deutet sie nach den vorher eingeritzten Zeichen. Lautet das Ergebnis ungünstig, so findet am gleichen Tage keine Befragung mehr über denselben Gegenstand statt; lautet es jedoch günstig, so muß es noch durch Vorzeichen bestätigt werden. Und der verbreitete Brauch, Stimme und Flug von Vögeln zu befragen, ist auch hier bekannt; hingegen ist es eine germanische Besonderheit, auch auf Vorzeichen und Hinweise von Pferden zu achten. Auf Kosten der Allgemeinheit hält man in den erwähnten Hainen und Lichtungen Schimmel, die durch keinerlei Dienst für Sterbliche entweiht sind. Man spannt sie vor den heiligen Wagen; der Priester und der König oder das Oberhaupt des Stammes gehen neben ihnen und beobachten ihr Wiehern und Schnauben. Und keinem Zeichen schenkt man mehr Glauben, nicht etwa nur beim Volke: auch bei den Vornehmen, bei den Priestern; sich selbst halten sie nämlich nur für Diener der Götter, die Pferde hingegen für deren Vertraute. Sie beachten noch eine andere Art von Vorzeichen; hiermit suchen sie den Ausgang schwerer Kriege zu erkunden. Sie bringen auf irgendeine Weise einen Angehörigen des Stammes, mit dem sie Krieg führen, in ihre Gewalt und lassen ihn mit einem ausgewählten Manne des eigenen Volkes, jeden in den Waffen seiner Heimat, kämpfen. Der Sieg des einen oder anderen gilt als Vorentscheidung....


    "Sehr gut, mal sehen was er dazu sagt.". Beim weiteren Stöbern schließlich fiel ihm noch eine dritte Stelle auf:


    An die Markomannen und Quaden schließen sich weiter rückwärts die Marsigner, Kotiner, Oser und Burer an. Von ihnen geben sich die Marsigner und Burer durch Sprache und Lebensweise als Sueben zu erkennen. Bei den Kotinern beweist die gallische, bei den Osern die pannonische Mundart, daß sie keine Germanen sind, und überdies ertragen sie Abgaben: sie müssen sie als landfremde Stämme teils an die Sarmaten, teils an die Quaden entrichten. Die Kotiner fördern sogar Eisen, was sie noch verächtlicher macht. Alle diese Stämme haben nur wenig ebenes Gebiet; meist wohnen sie auf bewaldeten Höhen. Denn der Kamm einer fortlaufenden Gebirgskette teilt und durchschneidet das Suebenland. Jenseits des Kammes hausen noch zahlreiche Völkerschaften. Von ihnen haben sich die Lugier am weitesten ausgebreitet; sie gliedern sich in mehrere Einzelstämme. Es genügt, die bedeutendsten zu nennen: die Harier, Helvekonen, Manimer, Helisier und Naharnavaler. Bei den Naharnavalern zeigt man einen Hain, eine uralte Kultstätte. Vorsteher ist ein Priester in Frauentracht; die Gottheiten, so wird berichtet, könnte man in der Interpretatio Romana Kastor und Pollux nennen. Ihnen entsprechen sie in ihrem Wesen; sie heißen Alken. Es gibt keine Bildnisse; keine Spur weist auf einen fremden Ursprung des Kultes; gleichwohl verehrt man sie als Brüder, als Jünglinge. Im übrigen sind die Harier den soeben genannten Summen an Kräften überlegen. Ohnehin von schrecklichem Aussehen, kommen sie der angeborenen Wildheit durch Kunst und Ausnutzung der Zeit zu Hilfe. Schwarz sind die Schilde, gefärbt die Leiber; dunkle Nächte wählen sie zum Kampf, und schon das Grauenvolle und Schattenhafte ihres Totenheeres jagt Schrecken ein: kein Feind hält dem ungewohnten und gleichsam höllischen Anblick stand. Denn in jeder Schlacht erliegen ja zuerst die Augen.


    Jetzt hatte er nur ein Problem: Er wollte diese Stellen seinem Schüler zum Lesen geben und von ihm erfahren, was er von der Beschreibung und von der Vorgehensweise der Interpretatio Romana denkt. Aber er würde ihm gewiss nicht das ganze Buch mitgeben. Also müsste man die entsprechenden Stellen abschreiben. Aber die Zeit hatte er nun wirklich nicht. Gerade als er dies gedacht hatte, fiel ihm ein, dass er nicht mehr in Aegyptus war, wo er alles selber machen musste. Es würde hier im Haus ja wohl einen Sklaven geben, der schreiben konnte. Ja – die stumme Sklavin Tilla kommunizierte ja immer schriftlich.


    Also legte er die Schriftrolle auf einen Tisch in der Bibliothek und begann Tilla zu suchen. Er tat auf diese unnachahmlich liebenswürdige Weise, wie man einen Sklaven zu suchen pflegt. Er ging auf den Gang raus und sagte zu dem nächsten Sklaven, den er finden konnte: " Eheu, sorge dafür, dass Tilla zu mir in die Bibliothek kommt, sie soll auch gleich etwas zu schreiben mitbringen.". Und der Sklave tat, wie ihm befohlen.

    An diesem Tag verließ Orestes ausnahmsweise einigermaßen früh das Capitol, ging nur kurz grüßend an Leone vorbei und wunderte sich nicht schlecht im Atrium einen Verwandten zu sehen, der zwar schon einige Zeit aus Germanien zurückgekommen war, dem er aufgrund der vielen Arbeit aber noch nicht begegnet war: Ursus. Außerdem sah er eine junge Dame , die saß und einen - wahrscheinlich - Sklaven, der zu ihr zu gehören schien. "...Corvinus wird Dein Vormund sein...", hatte er von ferne vernommen. Also war die junge Dame wohl ein Familienmitglied. So ging es hier in der Villa anscheinend ständig zu Familienmitglieder kamen und gingen.


    Etwas abgespannt von den Mühen des Tages betrat er also das Atrium und kam nicht umhin sich dazuzugesellen, wollte er nicht unhöflich erscheinen. " Salvete! Ursus laufen wir uns eindlich einmal über den Weg - und: oh verzeih, dass ich zuerst die junge" - er liebte diese Schüsse ins Blaue - Cousine begrüße. Ich bin Manius Aurelius Orestes. Enkel des großen Crassus und Sacerdos des Iovis.. Dabei deutete er eine leichte Verbeugung an.

    "Eine sehr gute Frage! Wenn der Senat oder die Magistrate, oder - was Iuppiter verhüten möge - unter Umständen sogar der Kaiser die pax Deorum verletzen kann es sein, dass das ganze Volk darunter leiden muss. Ein Beispiel dafür ist sicherlich die grauenhafte Zeit am Ende der Republik bevor der vergöttlichte Augustus die pax Deorum und sogar die Pax Romana wiederherstellen konnte. Was ist nun zu tun, damit das nicht passiert und nicht die Fehler von einzelnen dramatische Folgen zeitigen. Nun das ist eigentlich ganz einfach: es ist auf die Prodigien zu achten - die Omen der Götter - und sie sind durch eventuell notwendige Sühneopfer zu sühnen. Kannst Du mir sagen, welche Zeichen wir normalerweise als Prodigien bezeichnen, oder besser ausgedrückt, wodurch zeigen die Götter uns ihren Unmut?"


    Der Aurelier freute sich, dass sein Schüler aufmerksam zuhörte und anscheinend verstand, was er ihm sagen wollte. Das war nicht selbstverständlich, schließlich war es der erste Unterricht, den der Aurelier gab.




    Sim-Off:

    PN!


    Sacerdos Atia Fortunina:



    Als Atia Fortunina an diesem Tage aufgestanden war, hatte sie gewusst, dass es ihr Glückstag werden würde. Vielleicht, hatte sie gedacht darf ich heute mal wieder bei einem Opfer assistieren. Sie war nämlich die jüngste Priesterin im Tempel der Fortuna am Forum Holitorium und war deswegen nur dann an der Reihe, wenn es sehr viele Opfer gab, oder wenn die anderen nicht da waren. Letzteres war an jenem Tag der Fall. Jetzt mussten nur noch opferwillige Leute kommen.


    Und siehe da. Auf einmal sah sie jemanden - anscheinend einen Senator mit Gefolge. Sie ging auf sie zu lächelte fröhlich: "Salvete, ich nehme an Ihr möchtet der Göttin Fortuna opfern? Seid Ihr - ähm - Ihr seid gewiss mit dem Darbringen von Opfern vertraut. Braucht Ihr Hilfe von meiner Seite?"



    Sim-Off:

    Bild eingefügt..

    "Sacerdos Aurelius, komm schnell draußen steht ein Senator. Ich glaube er will opfern.", sagte der junge Camillinus als er in das Officium des Aureliers gestürmt kam. Eine gewisse Aufregung überkam den noch jungen Priester aus edlem Hause. Es wäre nicht zu schlecht eine gute Figur zu machen. Also überprüfte er noch einmal ob seine Kleidung ob der Hitze nicht zu sehr angeklatscht wirkte und begab sich dann nach draußen, wo er tatsächlich einen Senator sah, wenn er sich nicht irrte war es sogar der berühmte Decimus Meridius. Mit zumindest einem anderen Mann, den er nicht kannte - wahrscheinlich wartete das Gefolge draußen - stand der Senator da und schaute sich suchend um. "Salvete, werter Senator, werter Herr. Ich bin Manius Aurelius Orestes, Priester des Iuppiter hier im Capitolium - kann ich Euch helfen?"

    Sacerdos Manlius Acidinus:


    Der Priester, den der große Senator und Trimphator Decimus Meridius gesehen hatte, war Manlius Acidinus, der dankenswerter Weise, den sommerlichen Dienst übernommen hatte. Es war wieder einer dieser Tage, an denen er froh war nicht die unzähligen Stufen zum Kapitol hochsteigen zu müssen, um zu seinem Tempel zu kommen.


    Die Gruppe von Sklaven, die dem Senator folgte, und der Senator selbst konnten einfach nicht übersehen werden. Als der Manlier sah, dass der Senator auf ihn zu steuerte, beeilte er sich deswegen ihm entgegen zu gehen. "Salve, Senator - Du wünschst dem Mars zu opfern?", fragte er die reichlich überflüssige, rhetorische Frage und fuhr deswegen auch gleich fort: Das ist gar kein Problem. Wir müssen nur ein paar Dinge vom letzten Opfer aufräumen, aber das wird im Bruchteil eines Augenblicks geschehen sein.". Mit ein paar Gesten trieb er die Camilli die bisher nur langsam trotteten zur Eile an, den Altar zu reinigen und für ein neues Opfer vorzubereiten. "Sollen Deine Sklaven das Opfertier vorbereiten, oder soll ein paar Tempeldiener beauftragen? Und achja bevor ich es vergesse - ich nehme an, dass Du das Opfer selbst darbringen willst - brauchst Du dazu irgendeine Hilfe? "


    Als er geendet hatte, merkte er sofort, dass er übereifrig wie immer wenn wichtige Persönlichkeiten erschienen die ganze Zeit geredet hatte, und den Senator unhöflicherweise nicht zu Wort hatte kommen lassen. Daher hörte wirklich auf zu reden.