[Forum Holitorium] Templum Fortunae

  • "Das wollen wir ja nicht. Es soll ja alles schön korrekt nach Vorschrift ablaufen."


    Mattiacus blickte auf den Käfig in seiner Hand mit dem kleinen Hasen. Es war ein rührender Anblick.


    "Der kleine Kerl tut mir irgendwie leid. Aber für Livianus muss er wohl dran glauben."


  • Sacerdos Atia Fortunina:



    Als Atia Fortunina an diesem Tage aufgestanden war, hatte sie gewusst, dass es ihr Glückstag werden würde. Vielleicht, hatte sie gedacht darf ich heute mal wieder bei einem Opfer assistieren. Sie war nämlich die jüngste Priesterin im Tempel der Fortuna am Forum Holitorium und war deswegen nur dann an der Reihe, wenn es sehr viele Opfer gab, oder wenn die anderen nicht da waren. Letzteres war an jenem Tag der Fall. Jetzt mussten nur noch opferwillige Leute kommen.


    Und siehe da. Auf einmal sah sie jemanden - anscheinend einen Senator mit Gefolge. Sie ging auf sie zu lächelte fröhlich: "Salvete, ich nehme an Ihr möchtet der Göttin Fortuna opfern? Seid Ihr - ähm - Ihr seid gewiss mit dem Darbringen von Opfern vertraut. Braucht Ihr Hilfe von meiner Seite?"



    Sim-Off:

    Bild eingefügt..

  • Ehrlich gesagt hatte Mattiacus noch nie Fortuna geopfert. Er hatte immer nur stille Gebete an sie gesprochen, ihm beizustehen, aber offen verehert noch nie.


    "Hilfst du uns beim Anstimmen der heiligen Hymnen?" fragte Mattiacus deshalb.


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Das fröhliche und normalerweise gewinnende Lächeln verschwand auch bei dieser merkwürdigen Frage nach heiligen Hymen nicht. Wahrscheinlich hatte sie es mit dieser Sorte von Römern zu tun, die häufiger den aus dem Osten des Reiches importiert waren, den mit den heiligen Riten ihrer Väter. Deswegen sagte sie bestimmtWenn wir Fortuna opfern, ist es nicht üblich zu singen. Fortuna opfern wir auf dieselbe Weise wie allen unseren Göttern. Ich hoffe, - sie schaute nun den Senator an, denn sie hoffte wirklich, um des Reiches willen, dass ein Senator noch die Riten und Sitten der Väter kannte und befolgte, sie schaute ihn an und sagte, wobei sie ihre Ehrfurcht vor dem Senator in die Stimme legte -"dass Du Senator die Sitten der Alten in Bezug auf die Religion kennst?"

  • Mattiacus war jetzt wirklich verwirrt. Wozu die ganzen Sängerwettkämpfe, Theaterspiele und sonstigen musikalischen Aktivitäten, wenn es den anscheindend nicht Göttern gefällt, Hymnen auf ihren Ruhm zu singen. Mattiacus nahm sich vor, die Priesterin darauf anszusprechen.

  • Meridius hatte ein wenig geschmunzelt, als er das Gespräch zwischen der jungen Priesterin und seinem Cousin verfolgt hatte. Und so war er in amüsierter Stimmung, als die Priesterin nun das Wort an ihn richtete.


    "Die Sitten kenne ich und achte ich."


    sprach er und nickte.


    "Auch wenn ich mir nicht anmaße, die Erfahrung eines Priesters mitzubringen. Als Legatus Legionis opferte ich Mars, weniger Fortuna, doch heute stehe ich nicht als Legatus vor Dir. Wenn es Dir beliebt meinem jungen Verwandten bei seinem Opfer zu helfen, wäre ich Dir dankbar. Ich bin mir sicher, er lernt von Deinem Beispiel besser, als vom Beispiel eines alten Mannes."

  • Mattiacus horchte auf bei Meridius letzten Worten. Mit jungen Frauen konnte Mattiacus ganz besonders gut.


    "Bitte weise mich ein in die Opferriten unserer Vorfahren nachdem der Klang unserer Stimmen sie nicht zu entzücken vermögen." dichtete Mattiacus. In Zukunft würde er sich bei Themen, von denen er keine Ahnung hatte, zurückhalten.


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Äußerst charmant dieser Decimus Meridius, dachte sich die Atierin und merkte, dass sie etwas rot wurde. Als dann der jüngee Decimer sie ansprach schmunzelte sie. "Gerne, das Opfer besteht aus zwei Teilen. Zuerst das Voropfer in dem Weihrauch, Kekse und Wein geopfert werden. Dann das Hauptopfer", sie schaute noch einmal auf das Opfertier, "Euer Hase. Das Voropfer findet vor der Kultstatue statt, das blutige Opfer dann draußen auf dem Altar. Bene?". In ihrer Erklärung machte sie immer wieder eine kurze Pause, um zu sehen ob Decimus Mattiacus es mitbekommen hatte, so auch jetzt.


    "Beim Voropfer nimmst Du die Gaben und legst den Weihrauch in das Kohlebecken, die Kekse auf den Altar und den Wein schüttest Du in die kleine Opferschüssel auf dem Altar. Bei jeder Gabe bittest Du die Göttin darum, dass sie dich hören und erhören möge. Ich kann Dir auch gerne eine Schriftrolle geben, auf der die Gebete draufstehen, Du musst dann nur noch Deine Bitte jeweils einsetzen. Das Voropfer schließt Du mit einer Drehung nach rechts ab. Da ist ganz wichtig. Dann gehen wir nach draußen und opfern den Hasen." In diesem Moment musste sie sich wieder an ihre ersten Tage im Tempel der Fortuna zurückerinnern. Die Hasen hatten ihr Leid getan und sie hatte geheult, als wären es ihre Haustiere. Das hatte sich mit der Zeit aber gelegt und sie konnte jetzt professionell damit umgehen. "Dazu bestreichst Du den Hasen mit der Mola salsa. Vorher das hätte ich fast vergessen, gibt es eine Besprengung mit Wasser und einer der Ministri sagt das 'Favete linguis', dann sprichst Du die Darbringungsformel. Dir werden die Hände gewaschen und mit einem besonderen Tuch abgetrocknet. Und dann kommt erst der Ritus mit der Mola salsa. Dann gibt Dir ein Diener das Opfermesser und Du streichst dem Hasen vom Kopf bis zum Schwänzchen über den Rücken. Dann kommt das Opfergebet, in das Du auch noch einmal Deine Bitte zum Ausdruck bringen solltest. Und dann tötest Du den Hasen, am besten mit einem Schnitt. Um den Rest kümmern wir uns dann. Alles klar?"


    Der sacerdos war schon klar, dass dies jetzt eine Menge an Informationen war, aber schließlich würde der jüngere Decimer ja auch schon einmal geopfert haben und die Dinge jetzt nur gerade nicht so präsent haben :D


  • "Mhm...ja...gut.....alles klar" sagte Mattiacus. Die grobe Reihenfolge hatte er verstanden, auch die Rechtsdrehung.


    "Also erstmal die Kekse, der Weihrauch und der Wein." rekapitulierte er nochmal.


    Einen Blick noch auf den Hasen. "Ich bin bereit, Fortuna unsere Gaben darzubringen. Mit deiner Hilfe schaffen wir das schon."


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Die Sacerdos lächelte, es war dieses Lächeln, das sie immer dann aufsetzte, wenn sie ein Lachen unterdrücken wollte. "Fast richtig, Decimus, zuerst der Weihrauch, dann die Kekse. Der Weihrauch ist so etwas wie ein Anklopfen. Bildlich gesprochen, steigt er hinauf zu den Göttern und macht sie auf das Heilige Geschehen aufmerksam, das im Begriffe ist sich zu ereignen." Oh, das klang jetzt aber gelehrt. Diesen Satz hatte ihre Lehrerin damals gesagt und den hatte sie sich eingeprägt. Eine Ministra brachte die Schriftrolle mit den Texten, die für das Opfer notwendig war. Atia Fortunina reichte sie dem Decimer mit den Worten: "Schau Dir die Texte schon einmal an, nachher hält dann immer eine Camilla Dir die Schriftrolle, dass Du lesen kannst, aber auch die Opfergaben halten, oder die Hände erheben kannst. Achja die roten Dinge sind ein paar kurze Anweisungen, bei den dicker geschriebenen Worten musst Du das einsetzen was für dich passt, bene?"


    ORDO SACRIFICII
    Voropfer
    Incensum
    Der Priester vel Opferherr nimmt Weihrauch und legt ihn in das Kohlebecken, dazu sprechend:
    "O Fortuna Redux, nimm diesen duftenden Weihrauch an, er sei Dir eine Gabe, die Dir wohlgefällt."
    Panis
    Der Priester vel Opferherr nimmt das Brot (vel Kuchen vel Kekse) und legt ihn auf den Foculus, dazu sprechend:
    "O Fortuna Respiciens, nimm auch diesen N. entgegen, und gib dieses oder jenes"
    Incensum
    Der Priester vel Opferherr nimmt den Wein und gießt ihn die Patera auf dem Foculus, den ersten Schluck aber auf den Boden, dazu sprechend:
    "O Fortuna Virgo, nimm auch diesen Wein zu Deiner Labung entgegen, und gib dieses oder jenes."


    Hauptopfer
    Darreichungsformelt
    Der Priester vel Opferherr deutet auf das Opfertier und erhebt dann die Hände zum Gebet würdevoll sprechend::
    "O Fortuna Redux, da es recht ist Dir Opfer darzubringen, sei Dir dieser Hase geweiht, auf dass Du Deine Diener segnest."
    Opfergebet
    Der Priester vel Opferherr erhebt die Hände zum Himmel und betet so oder mit eigenen Worten:
    "O Fortuna Redux, dieses Opfer, das ich Dir bringe, sei Dir geweiht, es erfreue Dich und neige Dein Ohr meinem Wunsch zu..."


    "Achja, das Opfergebet ist die kürzeste Formulierung, da kannst Du auch selber etwas mit einbrigen." Dabei schaute sie ihn freundlich an und nickte aufmunternd. "Ja, wir schaffen das schon."

  • Mattiacus nahm die Rolle entgegen. Er lass sie kurz durch und überlegte sich schon einmal, um was er Fortuna alles bitten würde. Zuerst war eine sichere Überfahrt nach Syrien, dann Geschick bei der Suche eines Führers nach Parthien und bei den Parthern natürlich das nötige Quentchen Glück bei der Suche nach Livianus.


    Ob er alles einzeln aufsagen sollte oder lieber der Göttin ein Gesamtpaket "Beistand bei der Suche" präsentieren sollte?


    Als Jurist wusste Mattiacus, dass es besser ist, alles genau vorzutragen und keinen Raum für Interpretationen zu lassen, ob nun ein Kläger oder eine Göttin interpretiert.


    "Gut, von mir aus können wir anfangen."


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Als alle Vorbereitungen getroffen und alle Absprachen gemacht waren, kam eine Camilla und berichtete, dass alles bereit wäre. Die atische Priesterin sagte darauf: "Gut, auch von unserer Seite ist alles bereitet. Beginn einfach wann Du möchtest. Die Ministri stehen bereit und wissen was zu tun ist." Dabei lachelte sie noch einmal aufmunternd.

  • Mattiacus blickte kurz zu Meridius. Er nahm den Weihrauch zur Hand und begab sich zu dem kleinen Kohlebecken.


    Er räusperte sich kurz.


    "O Fortuna Redux, nimm diesen duftenden Weihrauch an, er sei Dir eine Gabe, die Dir wohlgefällt." sagte er in einem äußerst feierlichen Ton und legte dabei den Weihrauch in das Kohlebecken. Langsam fing der Weihrauch an zu kogeln und der typisch, etwas beißende Geruch verbreitete sich im Tempel.


    Danach nahm er die kleinen Kekse, schritt langsam zum Altar und legte sie auf selbigen.


    "O Fortuna Respiciens, nimm auch diese Kekse entgegen, und gib, dass Meridius und ich eine sichere Überfahrt nach Syrien haben, dort einen geschulten Führer finden, Spuren unseres Verwandten Livianus finden, Geschick bei der Verhandlung mit den Parthern haben und ihn letzlich sicher nach Hause führen werden."


    Er nahm danach die Kanne mit dem Wein, den sie mitgebracht haben. Darin war natürlich nur bester Wein von den eigenen Gütern der Decima Familie aus Tarraco. Was den Sterblichen schmeckt, wird auch den unsterblichen gut munden.


    Der erste Tropfen fiel von der Kanne auf den Boden und Mattiacus goß den Wein in den Foculus.


    "O Fortuna Virgo, nimm auch diesen Wein zu Deiner Labung entgegen, und dass Meridius und ich eine sichere Überfahrt nach Syrien haben, dort einen geschulten Führer finden, Spuren unseres Verwandten Livianus finden, Geschick bei der Verhandlung mit den Parthern haben und ihn letzlich sicher nach Hause führen werden." wiederholte Mattiacus.


    Ein bisschen Labung könnte ihm auch gut tun, dachte er sich. Er hoffte, dass er alles richtig gemacht hatte und blickte fragend zur Opferpriesterin.


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Dafür, dass der junge Decimer vorher etwas komisch gewirkt hatte, machte er seine Sache jetzt echt gut, dachte die Atierin, als er dass Voropfer darbrachte. Als er etwas fragend zu ihr schaute, erhob sie den zeigefinger der rechten und machte eine nach rechtskreisende Bewegung, als Zeichen dass er sich jetzt nach rechts drehen müsse.

  • Oh ja klar...drehen...


    Mattiacus drehte sich in einer würdevollen Bewegung nach rechts.


    Er war nun auch bereit für das Hauptopfer. Er schaute noch einmal den kleinen Hasen an, der wirklich zum knuddeln aussah. Das war aber jetzt erstmal zweitrangig. Er packte ihn am Nacken und nahm das Opfermesser in die andere Hand


    Sie gingen also zusammen nach draußen.


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Eine kleine Prozession ging also vom Kultbild der Fortuna zum Opferaltar. Dort angekommen nimmt einer der Ministri einen Büschel Palmzweiglein, taucht in ins Wasser und besprengt alle Anwesenden. Nun übernimmt die Atierin selbst die AUfgabe der Heroldin: "Favete Linguis". Nun setzen die Musikanten ein und spielen leise im Hintergrund. Aufmunternd schaut die Priesterin zum Decimer, dass er nun wieder dran ist.

  • Mattiacus machte seine Arbeit gut. Meridius hatte nicht gewusst, dass sein junger Verwandter beim Opfern dermaßen Talent bewies. Für einen kurzen Moment beschlich ihn daher der Gedanke, dass man es durchaus mal versuchen könnte für ihn ein Priesteramt zu organisieren, für das Ansehen der Familie wäre dies sicher ein Vorteil, für die Karriere des jungen Mattiacus ebenfalls. Dann jedoch konzentrierte er sich wieder auf das Opfer und sprach das Gebet in seinem Inneren mit.


    Der Duft des Opfers, des aufsteigenden Räucherwerks stimmte auch ihn wohl. Er hatte die Ahnung, dass alles gut gehen würde. Zumindest wollte er das glauben. Doch letztenendes lag es an der Göttin, wie sie zu ihnen stehen würde. Ohne ihr Gutheißen jedoch, war alles fraglich. Die ganze Reise stand auf dem Spiel. Oder doch nicht? Keine Zweifel, Meridius, auch wenn sie menschlich sind, keine Zweifel. Die Göttin wird euch wohlgesonnen sein ...


  • Sacerdos Atia Fortunina:
    Eine Ministra bewegte sich nun mit der Mola salsa auf den Decimer zu. Eine andere trug eine Schüssel und einen Krug mit Wasser, eine dritte endlich das Mallulium. Dem Decimer wurden die Hände gewaschen und abgetrocknet. Jetzt wurde ihm die Mola salsa hingehalten, damit er fortfahren konnte.

  • Und weiter gings.


    Mit den Priesterinnen ging Mattiacus ins Freie. Das der Kult der Fortuna anscheinend nur weibliche, junge Priesterinnen hatte machte ihn für Mattiacus sehr sympathisch.


    Nachdem ihm die Hände getrocknet wurde, griff Mattiacus in die mola salsa und nahm ein wenig auf die Hand in seine Finger. Er rieb kurz die Finger einander um die seltsame Mischung aus Salzwasser und Getreideschrot zu fühlen.


    Der Hase zappelte ein wenig, als Mattiacus ihn mit der mola salsa bestrich. Er konnte den Kleinen gut verstehen. Ihm würde sowas nicht gefallen. Er wartete nun darauf, dass ihm das Opfermesser gereicht wurde.

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