Es war nicht so, dass er abgerissen aussah - gewiss nicht. Dennoch schien es ihm angemessen vor seinem Einstieg in die römische Gesellschaft sich etwas angemessener einzukleiden, schließlich war er nicht irgendwer, sondern der Enkel...
Diese Gedanken flogen in seinem Kopf herum, als er einen recht ausgesuchten Laden betrat, in dem - so hoffte er es wenigstens - noch ausgesuchtere Tuniken. Immerhin waren einige im warsten Sinne gut betuchte Kunden beider Geschlechter im erstaunlich weitläufigen Laden.
Orestes hatte keine rechte Ahnung, was genau er suchte. Es war nicht mehr üblich mit besonderen Togen zu glänzen, da man diese nur noch selten und nur zu besonderen Anlässen trug. Also eine Tunika.
Gut, ein kurzer Blick, bestätigte, dass er keine Ahnung hatte, was man in der römischen Nobilität - und bei denen die zwar nicht wirklich dazugehörten, aber dies gerne wollten - trug. So schaute er unsicher herum. Zu Zeiten seines Großvaters war das noch einfacher gewesen...
So lief er durch den Laden und hörte von verschieden möglichen Kunden immer wieder das Wort "parthisch". Also - so schloss er - brauchte er eine parthische Tunika. Kurz nach diesem Entschluss fiel ihm eine Gruppe ins Auge, der offen oder verdeckt anscheinend die Aufmerksamkeit fast aller Menschen hier im Laden galt.
Orestes hatte deswegen nicht vor sich auch noch in die Szene zu bewegen, sondern schaute die parthischen Tuniken, die jetzt direkt vor ihm lagen durch. Eine Sklavin des Hauses sprach ihn an:
""Kann ich Dir helfen, Dominus?"
"Ja ich brauche eine sehr feine Tunika. Gerade gut genug, dass man wegen seines guten Stiles auffällt. Nicht aber wegen seiner Extravaganz.",
sagte Orestes und schaute sich interessiert die Stücke an, die die Sklavin ihm raussuchte. Fünf oder sechs Stück hatte sie ihm vorgelegt, als Orestes den Satz relativ laut sagte, der den Besitzer zu einem inneren Luftsprung gebracht haben sollte.
"Ich nehme sie alle - wenn der Preis vernünftig ist."
Da er sich noch nicht völlig auf die römische Lebensweise umgestellt hatte, hatte er keinen Sklaven mitgenommen. Deswegen musste er selber den Preis aushandeln, bezahlen und sie nach Hause tragen. Da es sich um ein kleines Sümmchen handelte brachte die Sklavin ihn zum Händler, der gerade mit der Gruppe beschäftigt war, die die Aufmerksamkeit vieler auf sich zog.
"Entschuldige, Dominus Fronto. Der Herr möchte diese sechs edlen parthischen Tuniken kau.. äh er-werben."
Es war der Sklavin anzuhören, dass sie versuchte ein gewähltes Latein zu sprechen, was ihr erstaunlich gut gelang.