Beiträge von Louan

    Ich folgte mit Maecenas und Matrinius diesem Tribunus in das Haus. Er führte uns ins triclinium. Ich war vorher noch nie in so einem vornehmen Raum. Selbst Iustus hatte so etwas nicht. Mir war bei der Sache nicht ganz wohl. Deshalb setzte ich mich nur widerwillig auf die angebotene Kline.
    Die Wände dieses Raumes waren mit schönen Bildern bemalt. Sie zeigten Tiere und Pflanzen. Das hatte mich ein wenig abgelenkt, von dem, was der Tribun zu sagen begann. Als er mich dann mit Namen ansprach, schaute ich wieder in seine Richtung. Jetzt schaute ich schon etwas freundlicher drein, als er davon sprach, wie sehr er sich freute und dass Caelyn sich solche Sorgen wegen mir gemacht hatte. Aber der nächste Satz wollte mich doch glatt umhauen! Daß sie eine Sklavin ist, doch sei gewiß, daß es ihr bei mir nicht schlecht geht. Immer und immer wieder wiederholte sich dieser Satz in meinem Kopf, bis ich endlich kapierte, was dieser Mann da soeben gesagt hatte. "Was?" rief ich und spritzte dabei von der Kline auf. "Was hast du da gesagt? Meine Schwester, ´ne Sklavin? Deine Sklavin?" Das hatte mich total fertig gemacht! "Du willst mich doch jetzt nur veralbern, oder? Nee, das glaub ich nich! Das glaub ich nich!" Ich schaute zu meinen beiden Begleitern, die nichts Gegenteiliges sagten, dann sah ich zur Tür. "Caelyn? Caelyn!" rief ich. Meine Schwester stand bereits mit einem Tablett in Händen haltend, im Türrahmen und hatte alles mitbekommen, was soeben passiert war.

    Dann ging endlich die Tür auf! Ich konnte es kaum glauben! Da stand Caelyn in der Tür. Sie lebte und sah gut aus. Sie hatte eine feine Tunika an und ihr Haar war hochgesteckt. Und sie war vorwitzig, wie immer! Doch dann schrie sie, als sie mich sah! Aber noch ehe ich mich versah, fiel sie mir um den Hals. Sie weinte. Ihre Tränen sogen sich in meine Tunika und meine Augen waren auch ganz feucht. "Caelyn! Ich bin so froh, dass du lebst!"
    Plötzlich erschien in der Tür ein Mann und fing an,zu schimpfen. Ich sah auf und betrachtete ihn mir kritisch. Wer war das, fragte ich mich. Er kannte meinen Namen. "Caelyn, wer is der Typ da?"fragte ich meine Schwester.
    Inzwischen hatte er uns herein gebeten und uns Wein und einen Imbiss angeboten- im Triclinium. Caelyn hatte so eigenartig reagiert, als sie seine Stimme gehört hatte. Wieso hatte sie sich so schnell von mir gelöst? Ich verstand jetzt überhaupt nichts mehr."Caelyn, was is los?" Dieser Mann musterte mich von oben bis unten und mir fiel dieser mißfallende Blick auf. Was hatte er gegen mich oder was gefiel ihm nicht an mir? Mir gefiel auch nicht so sehr, was ich sah. Ich fragte mich, in welcher Beziehung dieser Mann zu meiner Schwester stand. Sie war doch nicht verheiratet und das war ihr Mann? Ich hätte mir da schon lieber einen anderen Schwager gewünscht. :P
    Noch zögernd trat ich ein und sah Caelyn noch nach, die ganz plötzlich verschwand. "Wo, wo geht sie denn hin?"

    Meine Fragen blieben unbeantwortet. Unbeeindruckt dessen, hatte Maecenas an der Tür der casa geklopft und wartete, bis sich etwas tat.
    Mir ging es genauso. Ich starrte voller Spannung auf die Tür. Mein Herz pochte vor Erwartung, wer gleich hinter dieser Tür erscheinen würde.

    Zitat

    Original von Lucius Purgitius Maecenas
    Irgendwann musste diese Frage natürlich kommen. Ich schaute zu Matrinius und dann wieder zu Louan und verzog keine Miene. "Na zu deiner Schwester. Sie wohnt hier im Castellum." Antwortete ich kurz und bündig und hoffte sehnlichst darauf auch bald durchgelassen zu werden.


    Maecenas Antwort klang so selbstverständlich, als wäre es das normalste auf der Welt, dass Caelyn im Castellum wohnte. "Ja, aber, öhm moment ma! Wieso... und wer is?" Noch bevor ich meine Frage zu Ende stellen konnte, winkte uns die Torwache auch schon durch. Der hatte jetzt auch was von einem Trinunus gefaselt. Konnte mich jetzt endlich mal einer aufklären???!!!
    Maecenas beschwichtigte mich nur und auf einmal hatte er es total eilig. Er steuert ein Haus an, das sich von den normalen Unterkünften der Legionäre deutlich unterschied.
    "Hör ma, wer bei Teutates is denn dieser Tribunus, ach Mensch wie heißt der noch ma? He??" Kaum hatte ich meine Frage zu Ende gestellt, standen wir auch schon vor besagter casa.

    Ich staunte nur noch, als wir duch diese Stadt ritten. Sie war um einiges größer als meine Heimatstadt. Aber ansonsten glich sie vom Stil der Häuser, Straßen und Plätze Augustodunum sehr.
    Was mich aber richtig stutzig machte, war die Frage, warum wir zum Castellum ritten. Maecenas meldete uns bei der Wache an und nannte dabei so einen komischen römischen Namen Tribunus sowieso irgendwas. Was hatte denn Caelyn in einem Castellum zu schaffen? Oder war das mit Caelyn nur eine Falle und ich war schön brav und treudoof hineingetappt. Mit einem Mal wurde es mir so richtig unwohl und ich fragte mich, ob die beiden Männer mich nicht doch geleimt hatten und mir vielleicht sogar böse wollten. "He, sach ma, was wollen wir denn hier? Und wer is dieser Tribunus Dingsbums?" Ich fragte mal vorsichtig an.

    Zwei Männer und ein Heranwachsender näherten sich dem Stadttor. Sie hatten eine mehrtägige Reise hinter sich. Jetzt hatten sie ihr Ziel fast erreicht.


    Ich war schon ganz aufgeregt. Endlich hatten wir das Tor erreicht. Da ich nicht wusste, wo sich meine Schwester genau aufhielt, überließ ich es meinen beiden Begleitern, mit der Stadtwache zu sprechen. Ich nickte dem Mann in Uniform nur freundlich zu und sah mich schon mal staunend um-

    Zitat

    Original von Lucius Purgitius Maecenas
    Louan schien es jetzt wirklich nicht mehr erwarten zu können. Ich schmunzelte etwas. Schließlich konnte ich es verstehen.
    "Ich denke schon Louan. Wenn die Pferde durchhalten, dürften wir gegen Abend in Mogontiacum sein." Aber nun hatte Maecenas auch eine Frage. "Sag mal Louan...., woher kommst du eigentlich ursprünglich? Also wo bist du aufgewachsen?" Fragte ich, während wir unaufhaltsam Mogontiacum näher kamen.


    Na, dann hoffte ich mal das Beste! Nach der langen Reise konnte ich nämlich nicht mehr lange auf einem Pferd sitzen. Dafür war ich einfach zu ungeübt! Aber was am meisten Überwog, war die Vorfreude, meine Schwester wieder zu sehen. Dann wäre alles wieder wie früher. Naja fast, wie früher!
    Irgendwann begann Maecenas die Fragen zu stellen. Die letzten Tage hatte ich ihn gelöchert mit allen möglichen Fragen, jetzt durfte er das gleiche tun. "Ich bin in Augustodunum gebor´n und aufgewachs´n. Ich war nie woanders gewes´n." So vertrieben wir uns die Zeit, die dadurch schneller verging.
    Bald sah man von fern eine Stadt am Horizont. "Sach ma, is das dieses Mogontidingbums?"
    Den Namen der Stadt hatte ich noch nicht so richtig drauf, aber den würde ich noch früh genug lernen.

    Einige Tage waren schon vergangen, seit wir in die Provinz Germania gekommen waren. Ein Unterschied zur Landschaft in Gallien gab es kaum. In diesem Landstrich, in dem wir uns nun befanden, lebte eine Mischbevölkerung aus Kelten, Germanen und Römern. Die Kelten, auf die wir trafen, sprachen einen Dialekt, der meinem ähnelte. Einige von ihnen waren Mediomatrices, andere gehörten zu den Treveri. Auch wenn dies für mich fremde Stämme waren, lösten sie doch in mir ein Wir- Gefühl aus. Das half mir, mich nicht ganz so fremd zu fühlen.
    Ich wusste ja, meine Begleiter waren mittlerweile von jeder meiner Fragen genervt. Aber eines wollte ich jetzt doch noch wissen!
    "Sagt ma, wie weit is es´n jetzt noch?" Langsam wurde ich nämlich ungeduldig. Ich wollte nicht noch länger warten. Das was mir die beiden Männer über Caelyn und Mogontiacum erzählten, hatte mich neugierig gemacht.

    Ich hatte noch einmal zurück geblickt und Iustus ein letztes Mal zu gewunken. Erst als wir das Stadttor passiert hatten und uns immer weiter von meiner Heimatstadt entfernten, wurde es mir richtig bewußt: jetzt hatte ich endgültig mit meinem alten Leben gebrochen und war auf dem Weg in ein neues, hoffentlich zufriedeneres Leben. Ich konnte es natürlich kaum erwarten, meine Schwester wieder zu sehen. Insgeheim fragte ich mich aber noch immer, was sie angestellt haben musste, um zu einer so begüterten Frau zu werden, die sie ja jetzt zweifelsohne sein musste. Wie hätte sie es sonst fertig bringen können, zwei Männer zu engagieren, die nach mir suchten?
    Da der Weg ein lager war, den wir vor uns hatten, verkürzte ich mir die Zeit damit, meine Begleiter nach meiner Schwester und dem Ort, wo sie wohnte, auszufragen. Irgendwann stellte ich aber fest, dass ich die Beiden damit ganz schön nervte. Also ließ ich davon ab.
    Einige Tage später erreichten wir die Provinz Germania. Jetzt hatte ich auch Gallien hinter mir gelassen. Nur noch wenige Tage trennten mich von meiner Schwester.


    Sim-Off:

    Ich melde mich jetzt um! ;)

    Ich stimmte Maecenas zu. Heute Abend noch aufzubrechen wäre keine gute Idee gewesen. Dafür war ich einfach zu müde und auch zu schwach. Sein Vorschlag, die Nacht in Iustus´ Wohnung zu verbringen und morgen, nachdem wir Iustus noch ein wenig zu Hand gegangen waren, aufzubrechen, fand ich sehr gut. "Ja, so können wir´s machen! Morgen helfen wir erst noch Iustus und dann können wir aufbrechen." Dann würde ich zum ersten Mal richtig aus Augustodunum raus kommen. Mein bisheriges Leben und alles was mein Schicksal bestimmt hatte, würde ich zurück lassen. Ob ich jemals zurückkehren würde, stand in den Sternen.
    An diesem Abend ging ich früh zu Bett. Ich war todmüde und meine schmerzenden Glieder sehnten sich nach Ruhe und Schlaf.


    Am nächsten Morgen


    Die Nacht war sehr erholsam für mich gewesen. Am Morgen fühlte ich mich fast, wie neu geboren. Iustus hatte mich mit einem reichhaltigen Frühstück überrascht. Da hatte ich nochmal ordentlich zugelangt.
    Wir hatten ihm dann noch mit dem Laden geholfen und dann kam der unvermeidliche Augenblick, dem ich schon gespannt entgegen fieberte und vor dem ich aber auch Angst hatte. Ich musste mich von Iustus verabschieden. Der Mann, der so viel für mich getan hatte und dem ich so viel verdankte und der mir nun auch noch zu guter letzt ein Pferd besorgt hatte, das jetzt mir gehörte. Er schloss mich noch einmal in die Arme, so wie es ein Vater tat, wenn er sich von seinem Sohn verabschiedete.
    "Mach´s gut, Junge und grüß mir Caelyn!"
    Ich war wirklich nah dran, die eine oder andere Träne zu vergießen, so nah ging mir der Abschied. "Danke Iustus! Danke für alles!" Dann drückte ich ihn noch einmal fest und wandte mich dann zu meinem Pferd.

    Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte! Caelyn war am Leben! Sie lebte! In Mogontiacum - wo immer das auch war. Mit jedem Satz, der Maecenas sprach, schaute ich argwöhnischer zu Iustus, der nur bestätigend nickte und dabei lächelte.
    Nach einer Weile fragte ich mich insgeheim, wie Caelyn nach Mogontiacum gekommen war und woher hatte sie soviel Geld, um gleich zwei Männer zu schicken, die mich finden sollten? Iustus hatte den beiden Männern Glauben geschenkt, dann konnte auch ich eigentlich beruhigt sein.
    "Sie will, dass ich mit euch nach Mogondingens mitkomme?" Was war dann mit Iustus? Wer sollte ihm dann helfen? Fragend schaute ich zu meinem Freund hinüber. Doch der winkte gleich ab. "Mach dir da mal keine Sorgen um mich, Junge! Geh ruhig mit den beiden mit und finde deine Schwester wieder!"
    Jetzt lag es nur noch an mir, zu entscheiden, ob ich gehen wollte oder nicht. Natürlich wollte ich nichts lieber, als meine Schwester wieder zu sehen und nachdem, was heute mit Bran´s Leuten geschehen war, hätte ich in Augustodunum keine ruhige Minute mehr! Also, musste ich gar nicht lange überlegen.
    "Na gut, dann komm´ ich mit! Wann geht´s los? Morgen früh?"

    "W..Was? Von wem? Caelyn? Wiso? Du meinst.. Wo ist sie? He, woher kennst du meine Schwester?" Das war ja jetzt ein dicker Hund! Ich war völlig von der Rolle, nachdem ich den Namen meiner Schwester aus Maecenas Mund gehört hatte. Der wollte mich doch jetzt nicht verarschen! "Na los, sag schon, was is mit ihr? Lebt sie noch? Wo is sie?" Wenn das jetzt ein Scherz sein sollte, dann war´s ein verdammt schlechter! Maecenas musste ein guter Schauspieler sein, wenn er mich wirklich täuschen wollte. Sein Gesicht verriet jedenfalls nichts, was darauf hindeutete.
    Ich sah zu Iustus, der schweigend neben mir stand. Wenn Maecenas mich hinters Licht führen wollte, hätte Iustus bestimmt estwas gesagt. Er war auch kein Freund solcher Scherze.
    "Stimmt das, was er sagt? Is Caelyn noch am leben?" Iustus nickte. "Ja, Junge! Sie lebt! Die beiden sind nur wegen dir hierher gekommen. Caelyn hat sie geschickt." Er nickte Matrinus und Maecenas zu, damit sie Louan Caelyns Nachricht überbringen konnten.

    "Hallo," sagte ich zu den beiden Fremden. Mit Iustus´ Hilfe verließ ich den Schuppen. Ich sah mich nochmal um, damit ich den Ort, der mir die letzten Monate als Unterschlupf gedient hatte, noch einmal sah. Ich musste jetzt wieder von ganz vorne anfangen. Nichts, was man hätte gebrauchen können, war noch übrig. Das einzige, was ich jetzt noch hatte, war mein Leben. Das waren wirklich tolle Aussichten!
    Mir war jetzt nicht nach reden zu Mute. Ich wollte nur einen Platz, an dem ich mich ausruhen konnte und meine Wunden heilen konnten. Jeder einzelne Knochen in meinem Leib schmerzte. Hoffentlich waren wir bald in Iustus´ Wohnung!



    [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpgLucius Petilius Iustus


    Iustus führte seine Begleiter und den Jungen wieder zurück zu seiner Wohnung. Unterwegs hatten sie die Banditen einem Legionär übergeben, dem sie begegnet waren.
    Dann waren es nur noch wenige Schritte, bis zu dem Haus, in dem sich Iustus´ Laden und Wohnung befanden.
    Der alte Krämer kümmerte sich als erstes um den Jungen. Er reinigte seine Wunden und verband sie, er gab ihm neue Kleidung und versorgte ihn mit Essen.



    ~~



    Mit den frischen Kleidern am Körper und dem vollen Magen fühlte ich mich fast, wie neu geboren. Ich wunderte mich nur, warum Maecenas und Matrinus noch da waren und was sie von Iustus wollten.
    "Seid ihr Iustus´ Freunde?", fragte ich die beiden, die es sich in der Zwischenzeit bequem gemacht hatten.

    [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpgLucius Petilius Iustus


    Der Junge sah wirklich schlimm aus, dachte Iustus. Den Göttern sei dank, war er noch am Leben. Er wollte gar nicht wissen, was passiert wäre, wären sie nur etwas später gekommen. "Wir bringen dich jetzt erst mal nach Hause, mein Junge!" Hier konnte er nicht mehr länger bleiben. Zumal die Banditen hier nichts mehr heil gelassen hatten. Da der alte Krämer schon einige Jahre allein lebte, hatte er viel Platz in seinem Haus. Für Louan sollte sich auch noch ein Plätzech finden lassen.
    Der Junge versuchte, aufzustehen. Iustus half ihm dabei. Als Louan einen sicheren Stand hatte, stützte er ihn. So wie er zugerichtet war, konnte er nur schwer selbst laufen.
    Er schaute anerkennend zu seinen Begleitern, die mittlerweile beide Banditen erledigt hatten. Maecenas fesselte die Kerle mit einem Seil.
    "Das habt ihr beide wirklich gut gemacht! Ich danke euch! Diese beiden Burschen sollten wir am besten ausliefern, damit sie kein Unheil mehr anrichten."
    Ach ja, seine Begleiter! Louan kannte sie ja noch gar nicht und er hatte auch noch nicht den blassesten Schimmer davon, weswegen sie eigentlich hier waren. Aber er wollte den armen Jungen nicht gleich so überfordern. Zu Louan gewandt, stelle er ihm die beiden Männer vor.
    "Louan, die beiden Männer hier, die mir so freundlich geholfen haben, dich zu suchen und zu befreien, sind Purgitius Maecenas und Germanicus Matrinus."

    [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpgLucius Petilius Iustus


    Während Maecenas die Tür aufbrach und sich auf einen der Banditen stürzte, hatte Iustus vor dem Schuppen einen Stock gefunden. Damit bewaffnet, trat er dann ebenfalls in den Schuppen. Seine beiden Begleiter setzten den Banditen ordentlich zu, da brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Sorgen machte er sich nur um Louan, den er, gefesselt in einer Ecke liegend, fand. "Junge, wie geht´s dir? Bist du in Ordnung?" Er versuchte, die Fesseln zu lösen, was sich als sehr schwierig erwies. Auf dem Boden fand er eine Scherbe, die von einem zu Bruch gegangen Becher stammte. Damit versuchte er den Strick zu durchschneiden.


    ~~


    Endlich war Iustus da! Er hatte mich auch diesmal nicht im Stich gelassen. "Iustus! Bin ich froh!" Trotz der geschwollenen Lippe, die höllisch weh tat, strahlte ich übers ganze Gesicht. "Ja, geht schon!" ich wollte ja hier nicht wie ein Mädchen rumjammern. Zum Glück hatte Iustus eine Scherbe meines ehemaligen Bechers auf dem Boden gefunden, womit er meine Fesseln durchschnitt. So ein Mist, dieses Banditenpack hatte alles kaputt gemacht, was ich besessen hatte. Endlich lösten sich die Fesseln um meine blutverkrustete Handgelenke. So sehr hatten sich die Fesseln in meine Haut geschnitten. Ahh, tat das gut!
    Langsam versuchte ich aufzustehen. Meine Beine waren ganz eingeschlafen und schmerzten auch. Ich strauchelte, aber Iustus fing mich auf und stütze mich.
    In der Zwischenzeit hatte einer der beiden Fremden den einen Banditen zu Fall gebracht. Am liebsten hätte ich dem Kerl auch noch eins übergezogen. Dazu hatte ich aber nicht mehr die nötige Kraft. Ich war nur noch froh, dass ich befreit worden war und die zwei Scheißkerle das bekamen, was sie verdienten!

    Diese zwei Mistkerle hielten mich nun schon den dritten Tag fest. Vorgestern, als ich auf den Weg zu Arbeit war, hatten sie mir aufgelauert und wollten mein Geld. Ich hatte ihnen die wenigen Münzen ausgehändigt, die ich noch hatte. Damit waren sie aber nicht zufrieden gewesen. Sie zwangen mich, sie mit zu meinen Unterschlupf zu bringen, weil sie davon überzeugt waren, dort noch mehr zu finden. Doch auch da gab es nichts zu holen. Alles, was ich hatte, durchsuchten sie und machten aus meinen Habseligkeiten Kleinholz. Der eine, der Malo hieß, begann aus Zorn auf mich einzuschlagen. Zum Glück hielt ihn der andere zurück, noch weiter auf mich einzudreschen. Dieser Mistkerl hatte mir die Lippe aufgeschlagen. Mein Mund war voller Blut.
    Dann hatten sie mich gefesselt und in eine Ecke geworfen. Der Strick um meine Handgelenke schnitt sich in meine Haut. Einige Stunden später tat mir alles weh, weil ich mich kein bisschen bewegen konnte.


    Am zweiten Tag begannen sie, mich wieder zu quälen. Sie wollten, dass ich für sie einen Auftrag übernehmen sollte. Als ich ablehnte, begannen sie mich wieder zu schlagen. So ging das die ganze Zeit weiter, bis zu dem Augenblick, als es an der Tür geklopft hatte. Darüber war nicht nur ich erstaunt. Auch die zwei Kerle sahen sich fragend an. Ich hatte schon fast die Hoffnung verloren, hier noch lebend raus zu kommen, als ich Iustus Stimme erkannte, nachdem Malo, dieser Blödmann, die Tür geöffnet hatte. Das war meine Chance mich bemerkbar zu machen! Der andere Kerl, dessen Name ich nicht kannte, bestrafte mein Rufen mit einer brutalen Ohrfeige. Verdammt, da draußen war Iustus! Und ich lag gefesselt hier drinnen. Ich wusste, der würde mich nicht im Stich lassen! Doch dann geschah etwas, womit ich und schon gar nicht diese beiden unterbelichteten Idioten gerechnet hatten. Fast gleichzeitig kam ein Mann durch das Loch im Dach geklettert und ein anderer rammte die Tür ein. Die beiden Fremden stürzten sich auf die zwei Banditen und es kam zu einem Handgemenge. Als Malo, diese Mistkerl, sein Messer ziehen wollte, warnte ich den Fremden mit einem schrillen Aufschrei. "Ey, pass auf, der hat´n Messer!"

    [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpgLucius Petilius Iustus



    Iustus wusste, jetzt musste gehandelt werden? Aber nur wie?
    Maecenas hatte es noch einmal im Guten versuchen wollen und klopfte energisch an der Tür. Sein Versuch war allerdings ohne Erfolg gekrönt. Aus dem Inneren des Schuppens drang nur Malos Stimme nach draußen, die jetzt nur noch wutentbrannter klang. "Verpisst euch, oder dem kleinen Scheißer geht´s dreckig!"
    Iustus blickte flehend die beiden Männer an, doch jetzt endlich etwas zu unternehmen, bevor die Kerle dem Jungen noch etwas antaten.
    Matrinus suchte schon noch einer zweiten Möglichkeit, in den Schuppen zu kommen. Aber auch das stellte sich als unmöglich heraus. Es war einfach zum Haare raufen! Iustus blickte gen Himmel, um ein stilles Stoßgebet an alle verantwortlichen Götter zu schicken, als er zufällig auf ein Loch aufmerksam wurde, das sich seitlich im Dach des Schuppens befand. Dort waren die Ziegel lose und einige fehlten ganz. Ein Mann, der etwas dünner und gelenkiger war, als er selbst, konnte sich da sicher hindurch winden!
    "Maecenus, Matrinus kommt mal!", rief Iustus. Als die beiden Männer näher heran gekommen waren, flüsterte er ihnen seinen Plan zu. "Seht ihr da oben das Loch im Dach? Wenn einer von euch da durch, in den Schuppen klettern könnte, dann könnte der andere von euch und ich die Tür aufbrechen. Sie rechnen nicht damit, wenn wir sie von zwei Seiten angreifen! Dann überwältigen wir die zwei Banditen und können Louan befreien! Na, was haltet ihr von meinem Plan?", fragte Iustus und war dabei mächtig stolz auf sich, dass er es war, der diesen Plan hatte. :D

    [Blockierte Grafik: http://img376.imageshack.us/img376/787/rhgang11lt9.jpg]
    Malo


    Malo wollte dem Fremden eigentlich schon wieder die Tür vor der Nase zu knallen, als dieser kleine Scheißer zu schreien begann. Er wollte seinen Kumpel schon zur Schnecke machen, weil er dem Kleinen nicht einfach das Maul stopfen konnte, bemerkte aber noch rechtzeitig, dass dieser Alte und seine Begleiter immer noch vor ihm standen. Und verdammt, sie hatten das Schreien des kleinen Scheißers auch gehört.
    "Scheiße!", schrie Malo und zog die Tür vor Iustus´Nase zu.
    "So ne Scheiße! Da draußen ist so´n alter Sack und zwei Kerle, die hab´n nach unser´m Früchtchen gefragt." Malo sprch ganz aufgeregt zu seinem Kumpel, der die Sache eher gelassener sah. "Na, wenn schon! Die müssen erst ma hier rein kommen!" Das konnte Malo allerdings nicht sehr beruhigen. Er wusste, was Bran mit ihnen anstellen würde, wenn sie das hier in den Sand setzten. Wütend trat er zu Louan heran, der gefesselt in der Ecke lag. "Was hast du da eben gerufen, du kleiner Scheißer? Iustus? Wer is dieser Iustus?"
    Louan sah ziemlich übel zugerichtet aus. Die zwei Kerle hatten ihn schon eine ganze Weile in der Mangel. "Iustus is nur´n Freund. Der is ganz harmlos, ehrlich," wimmerte Louan.


    [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpgLucius Petilius Iustus


    Iustus wich von der Tür zurück, nachdem man sie ihm sehr unsanft vor der Nase zugeworfen hatte. Besorgt, wandte er sich wieder Maecenas und Matrinus zu. "Die da drinnen haben Louan! Und ich glaube, der Kerl war einer von diesen dreckigen Banditen! Was sollen wir jetzt nur tun?" In was war Louan da nur wieder hinein geraten?

    [Blockierte Grafik: http://img120.imageshack.us/img120/8070/4733361cabhw3.jpgLucius Petilius Iustus


    Iustus zuckte ratlos mit den Schultern. "Das ist wirklich sehr ungewöhnlich!" Er überlegte, wo sie sonst noch nachsehen konnten. "Ach, ich hab´s! Wir schauen noch wo anders nach," sagte er zu seinen beiden Begleitern. "Wir sind jetzt erst bei Anbruch der Dunkelheit losgegangen, weil Louan abends für gewöhnlich in seinem Unterschlupf ist. Tagsüber treibt er sich meistens irgendwo in der Stadt herum. Ihn dort zu suchen, würde bedeuten, die Nadel im Heuhaufen zu suchen," gab er Matrinus auf seine Frage hin, zur Antwort.
    Iustus wandte sich zum gehen um. Er ging davon aus, dass die Männer ihm folgten. Ihr Weg führte sie in eine noch dunklere, zwilichtigere Gegend. "Sagt mal, habt ihr eigentlich auch Waffen dabei? Hier in diesem Teil der Stadt, treibt sich viel Abschaum herum," fragte er, als er sich nach den beiden umdrehte.
    Nach einer Weile erreichten sie eine Art verlassenen Schuppen, der zu einem Haus gehörte, das schon weitaus bessere Tage gesehen hatte.
    "So, hier kommt er, so glaube ich auch gelegentlich unter."
    Iustus trat an die Tür und horchte. Da drinnen musste jemand sein. Er klopfte an die Tür und rief Louans Namen. Die Stimmen im Schuppen verstummten. Nichts geschah.


    [Blockierte Grafik: http://img376.imageshack.us/img376/787/rhgang11lt9.jpg]
    Malo
    Dann öffnete sich plötzlich die Tür und ein Mann mittleren Alters öffnete. Der Kerl sah nicht besonders vertrauenswürdig aus. Unter seiner Tunika zeichnete sich ein Messer ab. Es war Malo, einer von Bran´s Männern. Er war bekannt für seinen "kunstfertigen" Umgang mit dem Messer.
    "Wer bist´n du? Und was willst´n hier?"
    "Wir sind auf der Suche nach Louan. Kannst du uns da weiterhelfen?" Iustus versuchte einen Blick in das Innere des Schuppens zu werfen. Doch der Malo verhinderte das, indem er sich breitbeinig in die Tür stellte. "Louan? Kenn ich nich! Ey Alter, komm verpiss dich!"
    Iustus wollte noch etwas sagen, doch er sah Malos Messer und verkniff sich einfach die Frage. Er wollte schon gehen, als er aus dem Inneren des Schuppen plötzlich eine bekannte Stimme schreien hörte. "Iustus hilf, ahhh!"
    "Das war Louan," rief Iustus erstaunt, als er sich blitzschnell zu seinen Begleitern umwandte.