Beiträge von Louan

    Ja logisch hatte ich wieder zu viel gelabert! Meine Frauen- Bemerkung war nicht ungehört an Sivs Ohrmuschel vorbei gezogen. Schade eigentlich! "Mit Frauen? Och, nüx is mit Frauen. Öhm, meine Schwester halt, die is manchmal so, eben!" Ich sagte zu mir, Louan, verpiss dich lieber, bevor du dir´s mit den Mädels noch versaust! Ja, das war echt ´ne gute Taktik, abauen bevor´s brezlig wurde.
    "Ja, also öhm, ich vertrau euch dann mal! Ihr werdet das Kind schon schaukel, davon bin ich überzeugt!" Wenn´s mal irgendwann ´nen Job geben sollte, wo man nur blöd rumlaberte, um andere Leute zum Arbeiten zu bringen, dann war ich ´n gemachter Mann, denn das konnte ich gut! Solange aber die Typen von der Peitschen-Lobby noch am Drücker waren, konnte ich das glatt vergessen!
    "Ja, gute Frage! Caelyn ist im Nähzimmer und kämpft sich durch ´nen Berg von Flickzeug. Naja, Ursus fand, das wäre ´ne gute Strafe für Caelyn." Hätte er da mal mich gefragt, ich hätte da noch ganz andere Vorschläge auf Lager gehabt! :D
    "Hey Mädels, ihr seid einfach einsame Spitze! Ich danke euch schon im voraus!"
    So, jetzt musste ich aber zusehen, dass ich Land gewann. Wenn man die beiden Sklavinnen zu hoch in den Himmel hob, wurden sie am Ende vielleicht noch übermütig!
    "Also, ich bin dann mal weg! Und tschüss!"

    Ursus konnte einem echt Leid tun. Der Typ verstand echt keinen Spaß! Naja, wenn man so früh Onkel wurde, dann konnte man ja auch nicht anders.
    "Naja, er will das, was ich gut kann fördern und er hat gemeint ich soll jetzt schon mal mit den Grundlagen anfangen, damit ich später auch zu dieser Schola Dingsbums, na öhm, Athensiachwasweißich gehen kann."Mir schwante, der Kerl konnte mich nicht leiden. Lag´s an meiner Nase, an meinen Haaren oder vielleicht daran, dass ich aus Gallien kam? Naja, das Vergnügen war ganz auf meiner Seite. So wie der war, hatte ich mir früher immer die blöden Römer vorgestellt. Hochnäsige Angeber. Der einzige der nicht so war, das war Iustus. Der hatte mich nie von oben herab behandelt. Naja, Ursus eigentlich auch nicht und der Typ, der mit uns von Germanien hergeritten war, auch nicht und... Ja gut, es gab ´ne Handvoll Römer, die nicht so war, wie er hier.
    Dann machte er noch auf superwichtig, von wegen, er hätte zu bestimmen wer hier wohnt und wer nicht.
    Ach komm! Musste Ursus ihn echt fragen, ob ich da bleiben durfte? "Dann bist du hier so der Chef, oder was?"
    Na super in den Sand gesetzt, das Ganze! iZum Glück musste ich mir aber keine Sorgen machen, die Bewilligung auf Asyl wurde sofort gewährt. Puh, nochmal Schwein gehabt!
    Aber was sollte das denn jetzt? Warum meckerte der an meinen Klamotten rum. Die sahen doch aus, wie neu! Das waren meine Wohlfühlklamotten! Ich sah an mir runter und konnte nix tadeliges entdecken. Na gut, wenn er meinte! "Gewaschen hab ich mich aber heute Morgen! Das mache ich jeden Tag!"
    Mannomann, das Gewäschs ging einem ja echt auf den Keks. Wenn er nicht so nah bei mir gestanden wäre, hätte ich glatt die Augen verrollt.
    "Ich bin 17, nein 18. Rechnen, ich? Klar kann ich rechnen! Kannst du nicht rechnen? Ich rechne mit allem , was kommt!" Was sollte ich denn jetzt erzählen? Meine Lebensgeschichte, oder was?
    "Ich bin Caelyns Bruder. Ursus hat mich aus Gallien nach Mogontiacum kommen lassen. Naja und jetzt bin ich hier. Ich kann auch gut zeichnen. Das hab ich früher immer gern gemacht, bevor.. Ursus meint, ich könnte vielleicht mal so was wie´n Architekt werden. Irgendwann mal."

    Nach genauem hinsehen, hatte ich mitgekriegt, dass der schwarze Schrank gar nicht sooo gefährlich war. Wenigstens dann, wenn sein Herrchen in der Nähe war.
    "Ja, also ich komm aus Augustodunum*. Das ist so ´ne kleine Klitsche in Gallia Lugdunensis südlich von Lugdunum**, an der Via Agrippa gelegen. Und du, woher kommst du?"
    Währenddessen wir so quatschten, hatte mein Freund Eheu-Orestes die Schnalle dort oben gekauft. Das war ja Klasse! Dann würde ich ja das Mädel demnächst auch mal aus nächster Nähe sehen können.
    "Glückwunsch!" rief ich Orestes zu.
    Hatte ich mich da verhört, oder hatte er da was von Trinken gehen gefaselt! Das war doch ´ne tolle Idee. Allerdings hatte ich keine müde Sesterze in meinem Geldbeutel. So was blödes aber auch! Ich hätte zu gerne dem Germanen beim trinken zugesehen.
    "Ja, also ich werd dann mal wieder!" Insgeheim hoffte ich natürlich darauf, dass mich einer von denen einladen würde. :D


    Sim-Off:

    * das heutige Autun; ** das heutige Lyon

    Ich konnte mir ja so gar nix drunter vorstellen, was mich am Abend noch alles erwartete. Mit dem Nachtleben hatte ich es bisher nicht so gehabt. Das lag allerdings eher da dran, weil es in Augustodunum so was nicht gab. Gut, es gab eine Handvoll Tavernen, in denen sich abends die Ausgehwilligen die Hucke voll soffen. Für so was hatte ich aber nie das nötige Kleingeld gehabt. Ausserdem hätten die mich eh nicht rein gelassen. In meinen edlen Klamotten und mit Ursus als Begleiter, konnte mir so was heute Abend aber nicht passieren. Das hoffte ich wenigstens.


    Waren das nicht Schritte, die ich hörte. Das war Ursus, der es endlich geschafft hatte, fertig zu werden. Na bestens, dan konnte es ja los gehen. Ich war ja schon mächtig aufgeregt. Tagsüber war Rom ja schon zehn Nummern größer, als die Provinz. Wie war´s dann erst nachts?
    "Ja, bin ich! Wo geht´s denn eigentlich hin?" Die Frage war ja durchaus berechtigt. Es war immer gut, wenn man´nen Plan in der Tasche hatte!


    Anscheinend gab´s noch mehr Leute, die den gleichen Gedanken hatten, wie Ursus. Genau in dem Moment, als wir los traben wollten, kam noch jemand zur Tür heraus. Beim Rufen von Ursus´Namen, drehte ich mich auf der Stelle um und erkannte Avianus. Eigentlich kannte ich den auch noch nicht. Gesehen hatte ich ihn schon mal, aber das war´s dann auch. Er fragte, ob er uns begleiten durfte. Na, von mir aus gern, dachte ich. Aber das hatte ich ja nicht zu entscheiden, solange die Leere in meinem Geldbeutel größer war, als der metallene Inhalt.

    Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    "Genau. Aber das ist ja bei den Galliern genauso, nur ich glaube die Germanen sind darin noch etwas besser, immerhin ist unser Getränk etwas leckerer." Phelan zwinkerte, er löste das ganze jetzt mal auf.
    "Ich bin Decimus Duccius Verus, beziehungsweise Phelan, mein germanischer Name. Entschuldige bitte die kleine Fehde, war eher gespielt, kennst das ja, die alte Gallier Germanensache" Er reichte dem Gallier die Hand.
    "Aus welcher Region Galliens stammst du?"


    Ich hatte meine Fäuste schon geballt. Noch ein dummer Spruch und dann... zwinkerte der Kerl mir auch noch zu! Ich musste ganz schön doof aus der Wäsche geguckt haben, als er meinte, das wäre alles nur gespielt gewesen! Na klar, der germanische Römer hatte kalte Füße gekriegt. Das kannte man ja. *hüstel*
    Ich spielte das Spiel mit und fing auch an zu grinsen. " Louan ist mein Name! Schön dich kennen zu lernen, Phelan. Klar doch, die alte Gallier-Germanensache! Hätten wir uns damals zusammen getan, hätten wir den Römern ordentlich mal in den Aller..." ...wertesten treten können. Genau wie damals kam es aber anders. Genaugenommen ein schwarzhäutiger Schrank kam und baute sich neben mir auf und machte einen auf dicke Hose.

    Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus
    Da wollte Phelan das Gebiete im Auge behalten, da meldete sich der Gallier wieder zu Wort "Hör mal Humpelstilzchen, ich hab kein Problem das du Gallier bist wie so auch." Phelan grinste breit "aber ich kipp dir gleich das Met ins Geisicht!"
    Hachja, der junge Duccier hatte Spaß daran, das beste war ja, dass dieser Louan ihn für voll nahm. Mal sehen wie weit das noch gehen könnte.
    "Sehr gerne Corvinus! Dann zeig ich euch mal ein paar germanische Trinkriten" entgegnete er dem Aurelier und zwinkerte, nachdem er seine Antwort zu der Sklavensache gehört hatte.
    "Lassen die auch Gallier da rein?" Phelan lachte.


    Was? Hatte ich da richtig gehört? Humelstitzchen? Corvinus Mahnung, es sein zu lassen, ließ ich ausser Acht. Das war zu viel des Guten! "Hör mal, du Pappnase! Wen nennst du hier Humpelstizchen, he?" Ich konnte es echt nicht abhaben, wenn sich einer über meine Behinderung lustig machte. Da gab´s nix zu lachen! Das mit meinem Bein war ja nicht immer so gewesen.
    Der Gemane dachte, er käme so einfach davon und quatschte jetzt einfach mit Corvinus weiter- über germanische Trinkriten. Klar, ich konnte mir schon vorstellen, wie so was abging!
    "Ja, ja, saufen bis der Arzt kommt, oder?"

    Im Hintergrund bekam ich mit, wie so ´ne Art Schlacht um die Sklavin ausgebrochen war. Orestes und irgendso´n anderer Typ, bei dem die Kohle auch locker zu sitzen schien, schraubten sich mit ihren Geboten gegenseitig hoch.
    Im Vordergrund trat jetzt der als Römer verkleidete Germane vor und laberte mich schräg von der Seite an.Der war ungefähr so alt wie ich und genauso kräftig. Gut, der hatte zwei gesunde Beine. Mein eines Bein war nicht mehr richtig zu gebrauchen. Aber ey, wenn´s notwendig wurde, brauchte ich ja nur meine Fäuste! Logisch, da musste ichja jetzt was drauf sagen! So was konnte ich nicht auf mir sitzen lassen!
    "Ja, Gallier! Was dagegen? Ja, ja Cervisia und noch ´n Riesen-Wildschweinbraten hinterher. Logisch! Und du, hast du dir zu viel Met hinter die Binde gekippt?"
    Ich wusste gar nicht, warum der sich so aufregte. Aber so waren die Germanen nun mal! Noch vor´n paar Jahren Keule schwingend im Bärenfell unterwegs und jetzt einen auf Römer machen.
    Dass ich kein großer Germanenfreund war, lag schlichtweg an meinem Großvater, der mir füher immer die spannendsten Schauergeschichten erzählt hatte. Über Ariovist und dass der am gallischen Niedergang Schuld hatte!
    Ja, die Geschichten hatten sich in mein Hirn eingebrannt und dienten jetzt dazu, meine Vorurteile aufrecht zu erhalten.

    Das war mal wieder einer der Tage, an dem alles anders lief, als es eigentlich sollte. Caelyn schmollte immer noch und das schon den fünften Tag. Mal sehn, wie lange sie das aushielt. Vielleicht würde ja Langzeit-Schmollen ja auch irgendwann mal olympisch!
    Ursus schien das echt mitzunehmen, auch wenn er´s nicht zugeben wollte. Der war den ganzen Tag ganz schon mies drauf gewesen. Ich dachte schon, ich hätte irgendwie Mist gebaut! Naja, wenn er nicht mit der Sprache rausrücken wollte, selber schuld!
    Tja, und ich fand´s heute ehrlich gesagt ein Stückchen zu heiß! So´n Klima war ich nicht gewöhnt. Ich schwitzte, wie ein Braten und dabei musste ich dann auch noch den ganzen Tag in Ursus´ officium rumsitzen und irgendwelchen Papierkram erledigen. Echt toll! ´N Königreich für ´ne nasskalte Abkühlung! Dass das von Anfang an zum scheitern verurteilt war, konnte man sich ja denken, denn a) ich hatte gar kein Königreich und b) Papyrus fand den Kontakt mit Wasser nicht wirklich prickelnd.
    Als dann dieser Sch…tag endlich ein Einsehen mit mir hatte, wollte ich schon auf mein Zimmer abhauen. Aber dann faselte Ursus irgendwas, von wegen ich sollte mich umziehen, er wolle noch mal in die Stadt und ich sollte ihn da begleiten. Aha! Komisch, um diese Zeit? In zwei drei Stunden war´s doch schon stockdunkel. Machten die da auf dem Forum auch Abendveranstaltungen? Na dann! Warum nicht?
    Also raus aus die Klamotten und rein in die Klamotten, vorher noch ´n bisschen mit Wasser in Berührung kommen, dann etwas von dem Duftwässerchen an den Hals geschmiert, die Haare ordentlich gekämmt (Weißgekalkte Haare, die zu Berge standen, fanden die Römer ja nicht so toll. Außerdem war das ja schon ´ne Weile aus der Mode gekommen! :D) und ab geht die Post!
    Jetzt stand ich vor der Villa und wartete auf Ursus. Schon blöd, dass Caelyn streikte, so dauerte eben alles ein bisschen länger!

    Zitat

    Original von Manius Aurelius Orestes
    Die Antworten waren zwar nicht besonders ertragreich, aber die Ermutigung von Corvinus genügte, dass Aurelius Orestes laut und vernehmlich sagte: "11 Aurei und 10 Denare!". Das war keine läppische Summe, für ihn - aber als Aurelier konnte man sich schon etwas leisten. Dann wandte er sich an Louan - der was auch immer das heißen sollte, von Ursus angeschleppt worden war - "Ich bin Manius Aurelius Orestes. Aus Germanien, soso - aber ein Germane bist Du nicht, oder?". Bei sich überlegte er, wann er mal alle aktuell in der Villa lebenden Personen kennen würde. Aber einen Vorteil hatte das ganze es war Leben in der Bude.


    Orestes Aufmerksamkeit oszillierte so immer zwischen dem Geschehen auf dem Sklavenmarkt und dem Gespräch der kleinen Runde hin und her - um kein Gebot oder keine Frage oder gar Antwort zu verpassen.


    Tatsächlich, mein Eheu-Freund hier, dessen Name ich nicht kannte, meinte es mit der Süßen da oben ernst! So mir nix, dir nix bot er mal schlappe 11 Aurei und ´n paar Zerquetschte. Nachdem er das erledigt hatte, lüftete er sein Geheimnis und verriet mir seinen Namen. Manius Aurelius Orestes! Boa ey! Das machte ja ordentlich was her! So, wie bei den meisten Römern eben.
    "Ich und Germane! Seh ich echt so aus? Nee, bloß nicht! Ich bin Gallier! Haeduer, ums genau zu sagen!" Und da war ich auch stolz drauf!
    Hopla, jetzt bemerkte ich erst den jungen Kerl, der neben Orestes stand. Sah der nicht irgendwie germanisch aus? Wenn ich mich da mal nicht wieder in die Nesseln gesetzt hatte!

    Eheu! Klasse, das musste ich mir merken. Blitzschnell hatte ich das erreicht, was ich wollte. Die beiden Römer schauten zwar noch etwas verdutzt aus der Wäsche, aber ich hatte ihre volle Aufmerksamkeit errungen. Logisch, Aurelius Corvinus belehrte mich gleich wieder. Naja, es stimmte ja auch. Ursus hatte ich ja versprochen, mich zu bessern.
    "Öhm, ja ´tschuldigung. Hey, sagt mal, wollt ihr die da oben tatsächlich kaufen? Echt?" Ich drehte mich nochmal zu der Sklavin um und zeigte mit meinem Finger auf das sie. So schlecht sah die gar nicht aus. Naja, wenn einer das nötige Kleingeld hatte, sich so ´ne Schnalle zu kaufen, dann doch die beiden. Das dachte ich jedenfalls mal. Zehn Aurei waren ganz schön viel Holz. Dafür musste ´ne alte Frau ganz schön lange für weben.


    Ich wusste ja immer noch nicht, wer dieser "Eheu"- Aurelier war. Klar, das wollte ich noch rauskriegen! Ich drehte mich wieder zu ihm um.
    "Ach Mensch, wo bleiben denn meine Manieren!? Ich bin Louan! Vor´n paar Wochen bin ich mit Ursus zusammen aus Germanien gekommen. Und jetzt wohne ich derzeit noch bei euch! " Und so wie´s aussah, würde dieser Zustand auch noch ´ne Weile andauern!
    Es sei denn, ach nein, daran wollte ich gar nicht erst denken.

    Ich überlegte, ob ich mich wirklich zu dem aurelischen Togaträger dazugesellen sollte. Den anderen Typen, der neben ihm stand, kannte ich doch auch! Klar, das war auch einer von denen! Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer, wie er hieß. Aber das würde ich schon noch heraus bekommen.
    Jetzt war´s die pure Neugier, die mich trieb. Es war ja auch das normalste auf der Welt, dass man sich kennen lernte. Denn eigentlich war´n wir ja Nachbarn, wenn man so wollte. Wir lebten ja in der gleichen Hütte und von meinem Großvater hatte ich mal gelernt, dass man sich mit seinen Nachbarn gut stellen sollte, wenn man keinen Stress haben wollte. Na dann! Worauf wartete ich also noch?
    Ich drängelte mich noch ein Stück weiter nach vorne durch die Menschenmassen. Mannomann, war das ein Andrang! Die waren anscheinend alle nur wegen dem Mädel da, das auf dem Podest stand.
    Jetzt war´s nicht mehr weit. Ich hatte es fast schon geschafft. So ´ne fette Frau stand mir noch im Weg. An der schob ich mich noch vorbei, et voilà! Hier war ich.
    "Hey, salve! Das ist aber ein Zufall! Wer hätte das gedacht? Aber so trifft man sich wieder!" Das rief ich übertrieben freundlich, damit die beiden auch ja auf mich aufmerksam wurden.

    Es war an der Zeit gewesen, Rom zu erkunden. Wo lernte man eine Stadt besser und scheller kennen, als auf ihren Märkten? Gegenüber den römischen Märkten, konnte Augustodunum glatt einpacken! Auch das Angebot an Waren war hier viel größer. Jetzt erst konnte ich Iustus verstehen, wenn er mir immer von Rom vorgeschwärmt hatte.
    Heute war besonders viel los. Das musste an dem einen Händler mit dem komischen Turban liegen, der lauthals seine Waren anbot. Er stand auf einem Podest. Neben ihm stand ein junges Mädchen. Siebzehn Sommer war sie alt. Fast so alt, wie ich es war. Langsam begriff ich, dass sie die Ware war, die der Händler anbot.
    Das wollte ich mir jetzt genauer anschauen und schritt noch etwas weiter nach vorne, zum Podest hin. Klar, in Augustodunum gab´s einmal im Monat auch ´nen Sklavenverkauf. Dann kam immer ein Sklavenhändler mit einigen bedauernswerten Gestalten in die Stadt und brachte sie unter die Leute. Das hier war aber mindestens zwei Nummern größer. Alles war viel anspruchsvoller und das Mädel sah auch viel besser aus, als die Sklaven, die man so in der tiefsten Provinz an den Mann, bez. an die Frau brachte. Der Turbanheini hatte sich halt auf sein Publikum eingestellt.
    Es bereitete mir aber trotzdem eine Gänsehaut, wenn ich daran dachte, dass meine Schwester auch mal da oben gestanden hatte. Das wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ob Ursus meine Schwester hier auch gekauft hatte?
    Das erste Gebot kam. Ich versuchte den Bieter in der Menge auszumachen. Aber vergeblich, es war aber einfach zu viel los. Echt irre, neun Aurei! Das war verdammt viel Kohle! War Caelyn auch so teuer gewesen?
    Upps, wen sah ich denn da? Das war doch der Oberchef der Aurelier, den ich kürzlich in der Bibliothek getroffen hatte. Na, ´ne neue Sklavin gefällig? Ich überlegte, ob ich mich langsam anpirschen sollte. Oder war´s vielleicht doch besser, so zu tun, als ob? Ich überlegte noch.

    Ich war mir gar nicht sicher, was jetzt kommen würde. Eigentlich hatte ich ja schon damit gerechnet, von den beiden Sklavinnen eine Abfuhr zu bekommen. Ich wusste ja auch gar nicht, wie die Siv und Fhionn zu meiner Schwester standen. Sich einzig und alleine auf Ursus´ Vorschlag zu verlassen, erschien mir jetzt doch sehr gewagt. Was wusste der schon, wie es bei den Sklaven untereinander zu ging.
    Skeptisch sah ich von der einen zur anderen. Fhionn erzählte mir irgendwas von Herzblut und ich dachte schon au Backe, is es wirklich so ernst! Dann musste vieleicht sogar noch ein medicus ran! Siv verwirrte mich noch mehr. Na logisch musste das Leben doch weitergehen. Man konnte doch nicht einfach stehen bleiben und der Zeit trotzen. Das ging doch auch gar nicht anders! Wenn so was möglich gewesen wäre, hätte ich damals meine Mutter festgehalten, damit sie hätte nicht sterben müssen und wir nicht alleine hätten aufwachsen müssen. Dann wären Caelyn und ich niemals hier gelandet und es hätte auch nicht das Problem mit dem Typen in Germanien gegeben. Aber der Gedanke, das so was ging, war schon faszinierend.
    Die zwei Mädels waren echt komisch drauf! Wenn die mich verladen wollten, dann machten sie ihre Sache gut! Ich war mir sicher, jetzt kam gleich ein einstimmiges NEIN, verzieh dich, du Penner!
    Aber dann kam die Überraschung! Fhionn versprach mir, sie beide würden mit Caeyln reden und auch Siv willigte kurze Zeit später ein, nachdem sie erst so ´nen überfahrenen Eindruck gemacht hatte. :D
    Ich lächelte übers ganze Gesicht und wäre beinahe vor Freude in die Luft gesprungen. "Hey, das find ich richtig gut! Super danke! Mannomann, ihr habt echt was gut bei mir! Ach ja, öhm, bitte sagt ihr nicht, dass ich euch geschickt hab. Sonst redet sie nicht mit euch. Wisst ihr, meine Schwester ist ab und zu ´n bisschen schräg drauf. Frauen eben, öhm ja!" Ich merkte schon, ich laberte wieder viel zu viel! Am Besten war´s, wenn ich jetzt den Abgang machte, bevor sich die beiden Mädels die Sache noch anders überlegten.

    "Ja, öhm, dann geh ich mal! Öhm, danke!" Mal sehen, ob ich bei den beiden Sklavinnen auch so viel erreichte. So was blödes, heute morgen war ich noch ganz locker drauf und jetzt rutschte mir fast das Herz in die nichtvorhandene Hose. Naja, die beiden würden mich bestimmt nicht fressen! Wenn sie nein sagten, dann musste ich eben ´ne andre anhauen. Sklavinnen gab´s hier ja fast, wie Sand am Meer. Der Typ, dem der Laden hier gehörte, stand wohl eher auf den weiblichen Typ Sklave.
    Ich stand auf und ging zur Tür. Noch einmal sah ich auf Ursus zurück. Dann ging ich.
    Unterwegs traf ich einige Sklaven, die ich gleich mal nach Siv und Fhionn fragte. Sie meinten, ich könnte vielleicht im servitriciuum Glück haben. Da ging ich gleich mal hin!

    Nach der Arbeit in Ursus´ officium lief ich schnell ins servitriciuum, um Siv, Fhionn oder sogar beide zu erwischen. Nachdem ich mich durchgefragt hatte, fand ich die beiden Sklavinnen auch.
    Ich deutete ein Klopfen an der Tür an und hüstelte, um mich bemerkbar zu machen. Tja, wie fing man das jetzt am Besten an? Einfach so mit der Sprache rausrücken? Naja, eigentlich wollte ich nicht um den heißen Brei reden. Also, Augen zu und durch!
    "Öhm, salve! Ich hoffe, ich störe euch nicht! Ja, also, öhm, ich wollte euch fragen, ob ihr mir vielleicht helfen könntet? Also nicht mir, sondern meiner Schwester. Öhm, ja Caelyn ist meine Schwester."Mannomann, das war ja schwieriger, als ich dachte! Ich hatte ja voll die Hemmungen und brach mir bald einen ab. In anderen Situationen war es echt einfacher, drauf los zu quatschen.
    "Ja, also meine Schwester hat sich in Germanien in so ´nen Kerl verliebt und jetzt ist sie totunglücklich. Naja, weil der Typ noch in Germanien ist und sie jetzt hier ist. Ich weiß nicht, öhm, wie ich sie trösten kann. Aber ihr! Öhm, ihr... ihr wart doch bestimmt auch schon mal verliebt, oder?! Könntet ihr nicht mal mit ihr reden, damit sie weiß, dass das Leben weiter geht und so? Ich weiß nicht, was man da am Besten sagt. Tja, öhm also. Könntet ihr mir da helfen? Bitte!" Jetzt kam es nur noch auf die Mädels an. Hoffentlich ließen die mich nicht hängen!

    Puh! Ich dachte schon, er würde gleich nein sagen. Das hatte er aber dann doch nicht gemacht. Klar, ich fand´s auch nicht so prickelnd, gleich am ersten Tag frühzeitig die Kurve zu kratzen. Es war aber mehr als wichtig!
    "Hey, danke! Ich kann ja dann später noch mal kommen!"
    Das waren echt gute Aussichten! Ich wollte gleich nach der Arbeit mit den beiden Mädels quatschen. Die halfen mir bestimmt, damit Caelyn wieder zu Verstand kam und diesen Kerl endgültig vergaß. Dann war alles wieder im Lot und es gab keinen Stress mehr. Hoffentlich klappte dass auch alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber warum auch nicht?
    Ich arbeitete an diesem Morgen beschwingt weiter und die Zeit verging, wie im Flug.
    "Öhm, kann ich jetzt geh´n?" fragte ich Ursus, nahdem ich meine Arbeit abgeschlossen hatte.

    Der guckte schon wieder so komisch! Verdammt noch mal, was hatte ich den jetzt schon wieder falsches gesagt! Am Besten hielt ich meine Klappe. So´n Römer konnte ja echt nachtragend sein. Zum Glück war ein anderer Römer mein Patron. Dann konnten die sich ja in die Haare kriegen und ich war fein raus! Die Vorstellung alleine war ja schon wahnsinnig lustig. Aber das Lachen schenkte ich mir heute mal.
    "Ja, ja, mit Ursus!" Nickend wiederholte ich meine Antwort. Aber irgendwie erwartete der jetzt gar keine Antwort. Mannomann, der Typ war echt schräg drauf! Erst einige Zeit später kam dann wieder Text. "Ja klar, ´ne Ausbildung eben. Ist doch total wichtig heutzutage! Wie was? Dein Neffe? Ursus ist dein Neffe? Du bist Ursus´ Onkel? Nee, oder? Ist ja voll abgefahren," stellte ich überrascht fest und musste grinsen. Der war doch höchstens nur ein paar Jährchen älter als Ursus! "Naja, er hat mir in Aussicht gestellt, ordentlich viel Kohle, öhm Asche, öhm nee, ich meine Geld machen zu können, wenn ich ´ne ordentliche Ausbildung hab." Daran war doch nix anstößiges. Schließlich hatte ich ja ein erstrebenswertes Ziel vor Augen. Die Freiheit meiner Schwester!
    Was dann kam, war eindeutig unter der Gürtellinie! Blitzschnell war mir das Grinsen vergangen. "Weder noch! Ich bin kein Sklave! Ich bin frei! Und geklaut hab ich auch nix! Du glaubst wohl, bloß weil ich nicht in so´ nem Bettlak.., öhm Toga rumrenne, bin ich Abschaum! Bin ich aber nicht! Ich bin sein Klient und er mein Patron und sonst nix!" So´n Angeber! Das machte mich total wütend. Und wenn er Iulius Caesars bescheuerter Ur-Enkel war, dann war mir das Schnuppe! Beleidigen lassen musste ich mich nicht. Es war schon schlimm genug,´ne Sklavin in der Familie zu haben.

    Da waren ja wirklich tolle Aussichten! Ich betrachtete Ursus ungläubig, als er das sagte. Verliebt sein musste also so was wie ein Vollrausch sein, bei dem man danach mächtig starke Kopfschmerzen hatte. Naja, wenn man nix verträgt, sollte man auch nicht so tief in die Amphore gucken, das war meine Meinung! Aber was wusste ich schon?


    Ursus brachte mich da auf eine Idee, als er meinte, sie solle mal mit Siv oder Fhionn sprechen. Ich wusste, Caelyn würde niemals auf diesen genialen Gedanken kommen. Dafür war sie einfach zu stur! Wenn ich aber die beiden Mädels mal anhauen würde, dann hätte sie wahrscheinlich keine andere Wahl. Ja, das wollte ich versuchen. Die beiden Sklavinnen konnten nicht mehr, als nein sagen. Naja, und wenn ich sie nett darum bat. :D
    "Ja, das ist wohl das Beste! Öhm, konnte ich vielleicht nachher zehn Minuten früher Schluß machen? Ich hab da noch was zu erledigen!"
    Mit meinem Plan in der Tasche, ließ es sich schon viel besser arbeiten und so stürzte ich mich voll rein, in die Arbeit.

    Das war alles so schwierg und ungewohnt für mich. Ich hatte in den letzten Stunden einige neue Seiten von meiner Schwester kennengelernt, die ich so bisher von ihr noch nicht kannte. Meine Schwester kannte ich früher nur als raubeiniges stures Mädchen, für die Gefühle etwas für Schwächlinge war. Naja, stur war sie immer noch. Aber jetzt zeigte sie selbst so viel Gefühl. Zu viel Gefühl!
    Ich kannte nicht den genauen Inhalt des Briefes. Aber was ich hörte, ließ mich dann auch zweifeln. Das klang wirklich nicht nach Abschied nehmen. Ich war jetzt wirklich ratlos.
    "Ich weiß nicht! Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll! Sie hat sich so verändert. Sie ist so ganz anders geworden. Keine Ahnung, warum. Vielleicht weil sie sich jetzt nicht mehr ums Überleben Sorgen machen muss. Ich glaub, sie weiß es selber nicht. Sie redet nur noch von Gefühlen und dass sie unglücklich ist. Ich glaub, sie hat jeden Menge Probleme, die sie gar nicht mehr alle bewältigen kann. Sie kommt mit ihren Gefühlen nicht mehr klar. Ich würde ihr so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Das macht mich total fertig!" Genau das war mein Problem! Sie so zu sehen, tat mir weh. Ich seufzte und machte mit meiner Arbeit weiter. Aber es dauerte nicht lange, bis ich wieder aufsah.
    "Mach dich bei ihr auf ´ne lange Wartezeit bereit. Sie kann unglaublich dickköpfig sein. Sie hat ganz schön entschlossen geklungen. Ich musste mir fast den Mund fusselig reden, bis ich sie soweit hatte, mitzukommen."

    Oh Mann, das war vielleicht´ne Bombenstimmung! Ich kam mir ganz schön deplaziert vor. Aus Caelyn war´s nur so herausgequollen, wobei sie dabei auch kein Blatt vor den Mund nahm. Als sie fertig war, wollte sie gehen, aber nicht ohne mich noch umarmt zu haben. Ich spürte, als sie sich an mich drückte, dass ihre Augen nass waren. Ursus warf ihr noch einige Worte hinterher. Als Caelyn sich von mir löste, drehte sie sich noch einmal zu Ursus um. Ich dachte schon, sie würde noch etwas sagen wollen. Aber sie ließ es dann doch besser sein. Wortlos lief sie aus dem officium. Ich sah ihr noch hilflos nach. Am liebsten wäre ich ihr nachgerannt. Das konnte ich aber nicht. Ich hatte ja hier noch zu tun.
    Ohne noch ein Wort zu verlieren, machte ich mich an die Arbeit. Schweigend machte ich da weiter, wo ich gestern stehen geblieben war. Mir gingen Caelyns Worte von heute Nacht durch den Kopf. Das was sie mir gesagt hatte. Wie verzweifelt sie war.
    "Als sie den Brief geschrieben hat, wusste sie schon, dass sie diesen Kerl nicht wieder sehen würde. Sie hat sich damit nur ihren Schmerz von der Seele schreiben wollen. Das hat sie mir heute Nacht erzählt. Ich hab sie gestern Abend gefunden. Sie hat heute Nacht bei mir geschlafen." Das kam so plötzlich aus mir heraus. Ich konnte mir zwar denken, dass Ursus nicht besonders scharf drauf war, noch weiter über dieses Thema zu diskutieren. Mich belastete es aber, denn ich konnte meine Schwester verstehen. Wenn so Verliebt sein war, dann konnte ich locker drauf verzichten!