Beiträge von Marcus Duccius Rufus

    Ragin hätte Leif zugestimmt, denn ihm war schon kalt. Zum einen war er noch müde und da war ihm immer kalt, und zum anderen war er immernoch nicht so ganz an das kältere Wetter hier gewöhnt. Zu guterletzt kam auch noch dazu, dass er sowieso ein Spreißel war und generell schneller fror als viele andere. Aber das Sontje nun meinte ihr würde nicht kalt werden, konnte er ja nichts anderes sagen, ohne sichlächerlich zu machen-schließlich war er ein Mann. oder wollte zumindest als ein solcher wahrgenommen werden.


    "Mir wird auch ganz sicher nicht kalt" flüsterte er. "Aber der Met ist eine gute Idee. Pepino, würdest du das bitte machen? Ich will nichts verpassen und ich werde Leif genausogut helfen können, wenn du zu spät zurück komst, schließlich habe ich auch schon hier gearbeitet."


    Ohne einen heißen Met, hätte er sicher in ein paar Minuten blaue Lippen und würde anfangen zu schnattern und zu zittern. Alo setzte er sich neben Sontje ins Stroh und zog verstohlen eine Pferdedecke über seine Beine.

    Ragin grinste breit. Er hatte die Schminke sogar dabei, denn bisher hatten er es immer verpasst das Geschenk zu übergeben. Auch Eilas Anteil hatte er dabei. Also zog er unter der Bank eines der zwei Holzkästchen hervor, in dem sich die Kosmetik befand.


    "Hier. Ich dachte ich brings zum Essen mit, dann vergess ich es nicht noch hundert Mal und hier ist die Chance am besten dich und Eila zu bekommen. Dann kannst du Silko nochmal anmalen" flüsterte er ganz leise, so dass es der nubische Hüne nicht hören konnte. Auch ragin nahm einen becher mit heißer Milch und Honig. Es gab wenig besseres vor einem Essen um Appetit zu machen.

    Was Ortwini und seine Freunde hörten waren viel weniger Hilferufe als ein immer wütender werdendes Schimpfen von Ragin, der den Schweinen am Liebsten in die Schinken gebissen hätte. Verdammte viecher, wieso wollten sie einfach nicht abhauen? Sie schienen sich einen Spaß daraus zu machen, ihn auf dem Baum fest zu halten. Selbst das Bombardement mit Stöcken schien sie nicht zu beunruhigen, und seine Schimpftiraden. Auch ein gebet an Freyr, immerhin der Besitzer des Ebers Gullinbursti, blieb offenbar erfolglos. Oder Ragin war dazu im Moment einfach zu dünnhäutig und deutete das Ausbleiben von sofortiger hilfe als eine negative Antwort. Also kam er zurück zu den Beschimpfungen.


    "Wartet nur ihr grunzenden Braten! Wenn ich nach Hause komme, dann hole ich meine Jäger und dann liegt ihr als Bettvorleger bald in meinem Zimmer! Und Marga macht dann aus euch einen Braten. Aber ich will ja nicht so sein. Wenn ihr jetzt abhaut, sehe ich Strafaktionen ab! Denkt an eure Frischline und flieht! Aber warum rede ich eigentlich hier mit unverarbeiteten Schinken!? Bei Donar, mögen seine Blitze euch braten ihr impertinenten Borstenviecher!"

    Kaum hatte Phelan etwas von schmausen gesagt, hatte Ragin auch schon die Backen voll, wie ein Hamster. Zum Glück-oder zum Pech?- konnte er so viel essen wie er wollte und nahm kein bisschen zu.


    "Ich muss schon sagen, so gut das Essen in Alexandria auch war, hier schmeckt es mir wirklich am Besten. Marga ist unerreicht. Gibt es eigentlich noch was neues, was ich nicht mitbekommen habe? Wir hatten ja bisher noch nicht die Zeit alles zu erzählen vor lauter feiern."

    Bei den Worten von Hadrianus Iustus zuckte Ragin sichtlich zusammen. Er war schon im Vorhinein gewarnt worden, dass er vielleicht ins Kreuzverhör genommen werden konnte, aber das dann selbst zu erleben war alles andere als schön. Doch im Grunde konnte er dessen Einwände ja auch verstehen, was die Situation aber nicht wirklich schöner machte im Gegenteil.


    Dann war er aber schon ein wenig überrascht, wie energisch Witjon den Römer zurechtwies. So kannte er seinen Vetter ja gar nicht!
    Aber gerade jetzt tat es gut seine Familie an seiner Seite zu haben. Trotzdem hoffte er das ihm nicht noch viel weitere Ablehnung entgegenschlagen würde. Bei Iusts war es ihm nicht wirklich wichtig, denn den kannte er kaum. Aber bei Petronius Crispus wäre er schon ein bisschen traurig, wenn der ihn auch ablehnen würde. Schließlich mochte Ragin den alten brummeligen Veteranen gerne leiden.

    Sontje kam zu ihm um ihm Glück beim Kampf zu wünschen-dachte Ragin zumindest. Auf einma leg er dann Im Wassertrog und prustete als wäre er kurz vor dem Ertrinken. Aber eines hatte der Schock des kalten Wassers: Er war auf einmal so etwas wie nüchtern!


    "Uaaaaaahhhhh ist das kalt. Meine Klöten sind total nass...aber ich bin jetzt wieder richtig wach!"


    Dann wandte er sich an den Kerl mit dem er sich eben noch schlagen wollte.


    "Sag mal, können wir uns das gefallen lassen? Also ich finde das schreit ja geradezu nach einer Verbündung gegen die beiden die uns hier hineingeschmissen haben. oder wollen wir uns lieber abtrocknen und noch einen trinken? Ich bin übrigens Ragin...und vielleicht noch ein kleines bisschen betrunken."


    Dann stieg er erstmal aus dem Wasser. Seine nassen Kleider klebten an seinem dürren Körper. Er schaute zu Sontje, grinste breit und drohte ihr spielend mit dem Finger.


    "Warte nur, das bekommst du zurück!"

    Einen solchen Einwurf hatte er erwartet, auch wenn er ihn trotzdem ein bisschen erschreckte. Aber da war ihm eine schöne Annalogie eingefallen, die er in Aristoteles' Redekunst gelesen hatte. Also wandte er sich an Iustus:


    "Nun ich kann einfach nicht beweisen, dass ich in den Ordo gehöre, so lange ich nicht in ihm bin. Als kleine Annalogie möchte ich hier das Wasser nehmen.: Ich werde an Land alles tun können und noch so viel mit euch reden. Letztlich werdet ihr nur sehen dass ich schwimmen kann, wenn ich ins kühle Nass springe und euch zeige, dass ich es vermag. Und das bringt mich auch zu deiner nächsten Frage. Ich habe die ersten Betriebe von meinem Vetter Decimus Duccius Verus kommissarisch übernommen, da er wegen seiner priesterlichen Ausbildung nichts dergleichen leiten durfte. Um den Faden wieder aufzugreifen: Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen und habe mich freigeschwommen. Und zwar gut genug, dass ich noch einen weiteren Betrieb erhielt, Hoflieferant des Kaisers wurde und nun mit dem Gedanken spiele einen weiteren zu eröffnen."


    So ganz stimmte das nicht. Schließlich hatte er die Sache mit dem Hoflieferanten alleine Loki zu verdanken, aber das konnte ihm niemand nachweisen und es klang einfach verdammt wichtig.


    Dann stellte Harlif eine Frage, die ihn ein wenig aus der Balance warf. Was es alles in Mogontiacum gab? Nun das war vieles! Meinte er jetzt die Ämter? Die Waren? Die Institutionen? Wollte er das alles aufzählen, würden sie noch eine ganze Weile hier bleiben.


    "Nun, ich bin seit etwa einem Jahr wieder in Mogontiacum, nachdem ich als Kind schon eine Weile hier bei meinem Vater gelebt habe. Also abzüglich meiner Reise nach Alexandria. Die Frage wen ich an wichtigen Personen kenne, bringt mich ein wenig in eine Zwickmühle, mag ich doch niemanden als nicht wichtig deklarieren. Da wären als erstes einmal du und Petronius Crispus. Ferner Purgitius Maecenas, den Praefektus Portuensis Publius Vipsanius Gallicus und den Comes Tiberius Caecilius Metellus, wobei ich zugeben muss, dass ich den Comes nur ein oder zweimal gesehen habe und unsere Beziehung sich auf das geschriebene Wort beschränkt, da er ein wichtiger Handelpartner von mir ist. Das müsste es soweit gewesen sein, man möge mir bitte nachsehen, wenn ich jemanden vergessen habe, ich muss gestehen ich bin ein wenig aufgeregt."


    Im Moment fiel ihm keiner mehr ein. Wobei es wohl auch nicht mehr allzu viele mehr gab, abgesehen von seinen Vettern.


    "Die Frage nach dem worüber die Stadt verfügt ist leider ein wenig vage formuliert. Bevor ich den Ordo mit langen Ausführungen, über die Einwohner der Stadt, den Markt und die Güter, die Legion und die Verwaltung nerve, wäre es nett, wenn du deine Frage ein wenig konkretisieren würdest. Aber eines kann ich dir schon jetzt sagen: Ich habe den unbedingten Willen, mich für diese Stadt einzusetzen, ist sie doch wirklich meine Heimat. Hier ist der Stammsitz meiner Familie. Ich habe vor hier mein Leben zu verbringen und habe das Leben hier, dem Leben in Alexandria vorgezogen, obwohl ich mehrmals gebeten wurde dort zu bleiben und auch schon einige wichtige Leute dort zu meinen Freunden zählen darf. Aber Mogontiacum ist die Stadt in der ich leben will, und für die ich arbeiten möchte, damit auch meine Kinder hier gut leben können."


    Hoffentlich nahm ihm Harlif die Bitte nach einer Konkretisierung nicht übel. Schließlich konnte es gut sein, dass dessen Nerven wegen Dagnys Tod noch ein wenig angespannt waren...

    Nun war er also daran sich vor dem Ordo vorzustellen. Einen Moment war er wie versteinert. Was wollte er als kleiner Hosenmatz nur vor so vielen wichtigen Leuten? Am Liebsten wäre er in ein loch gekrabbelt und abgehauen. Aber so wenig er hier ein Mauseloch sah, so wenig hatte er jetzt noch die Chance zu kneifen. Also erinnerte er sich, was er bei Nikolaos in Alexandria über die Redekunst gelernt hatte und erhob sich.


    "Verehrter Ordo. Wie mein Vetter schon gesagt hat, ist mein name Marcus Duccius Rufus. Ich bin der Sohn von Gnaeus Duccius Zosimus welcher bis zu seinem Tode Vexillarius der Legio II Germanica hier in Mogontiacum war. Sicher werden sich die meisten von euch wundern, dass ich bereits mit meinen 17 Sommern hier einen Sitz im Ordo anstrebe. Sicher mir ist bewusst, dass ich sehr jung und unerfahren im Vergleich zu den Meisten der Anwesenden bin. Aber da muss ich euch bitten die Frage zu stellen, ob ich wirklich zu jung bin? Schließlich wäre es mir auch erlaubt zur Legion zu gehen. Sicher werdet ihr euch jetzt auch denken, dass der Ordo Decuriorum etwas anderes ist und schon mehr dazu gehört als dazu Legionär zu werden. Und da habt ihr vollkommen Recht. Und ich glaube ich habe auch mehr vorzuweisen, als ich es bei der Legion müsste. Zum einen ist Mogontiacum meine Heimat. Hier lebt meine Familie und daher möchte ich der Stadt etwas zurückgeben. Im Gegensatz zu vielen anderen ist das hier für mich keine Durchgangsstation, sondern eine Angelegenheit des Herzens.


    Die nächste Frage, die eben auch Lucius Purgitius Maecenas gestellt wurde war die nach dem Geld. Auch das wird für mich kein Problem sein. Ich arbeite als Stationarius beim Cursus Publicus, nenne außerdem drei gut laufende Betriebe mein Eigen und darf mich Hoflieferant des Kaisers nennen. Außerdem habe ich bei der Außebstelle der Schola in Alexandria den Cursus Rebus Mercatoris bestenden, als ich dort am Museion für einige Monate studierte.


    Sicher denkt ihr jetzt, dass ich mich wohl ziemlich wichtig nehme, aber dem ist ganz und gar nicht so. Ich weis, dass ich im Vergleich zu den hier anwesenden Mitgliedern des Ordo nur ein kleines Licht bin und noch viel viel lernen muss, um Mogontiacum so dienen zu können wie ihr das bereits tut. Deswegen bitte ich euch darum mir die Chance zu geben in den Ordo zu kommen und von so verdienten Mitgliedern wie Marcus Petronius Crispus und Numerius Hadrianus Capitolinus zu lernen, um in Zukunft der Stadt noch besser dienen zu können."


    Als er ausgesprochen hatte, ließ er seinen Blick über die Anwesenden streifen. Ob er sie überzeugt hatte? Gerade bei den beiden angesprochenen Mitgliedern des Ordo würde er sich über Zustimmung freuen. Bei seinen Vettern war er sich dieser ja sicher. Auch hoffte er nicht allzu dick aufgetragen zu haben. Wahrscheinlich würden die meisten Anwesenden sowieso gleich in lautes Lachen ausbrechen und ihn aus dem Saal jagen...

    Kurz nach Sontje kam auch schon Ragin angestürmt, und rutschte beim Abbremsen beinahe noch aus. "Und ibin ich zu spät?" fragte er schnell und sah dann aber das er seine Frage selbst beobachten konnte. "Offenbar nicht. Morgen Sontje. Ich bin ja so aufgeregt!"

    Amala bellte einmal krz, aber zu mehr kam die Hündin nicht, dann war Pepino auch schon wieder verschwunden. Allerdings bewirkten die beiden Sachen, dass Ragin innerhalb eines Wimpernschlags aufrecht im Bett saß und wach war. heute allerdings war er nicht morgenmuffelig, sondern gleich guter Laune, denn heute galt es was zu erleben. Schnell zog er sich an, und eilte in den Stall.

    Ragin nahm den Bierkrug entgegen und trank und trank und trank. Das war ganz schön viel Bier und schnell stand ihm das Gebräu Oberkante Unterkiefer. Aber absetzen kam natürlich nicht in Frage, also schluckte er langsam und regelmäßig. Nur nicht kotzen, war da die Devise!


    Als er dann endlich den Krug geleert hatte, war sein Kontrahend schon lange fertig und schaute ihn herausfordernd an. Offenbar schien er ja noch nicht allzu viel getrunken zu haben.


    "Ei verbibsch! Du scheinscht ja noch nischt viel getrunken zschu haben. Da ischt esch schischer jantsch gut wen du den erschten Schlag hascht! Moment isch bin gleisch bereit" sagte er noch, bevor er anfing sich zu übergeben.

    Eigentlich hatte Ragin sich ja gar nicht schlagen wollen, allerdings schien es der Kerl nun darauf anzulegen und Phelan schien auch genau das von ihm zu erwarten. Und sie Erwartungen seiner Vettern nicht zu erfüllen, war ihm auch in betrunkenem Zustand ein Graus. Aber das der Kerl nicht vor seiner Autorität erzitterte, fand er schon recht merkwürdig.


    "Du wärscht bescher insch Wascher gehüpft. Nun musch isch dir leider weh tun. Weischt du eigentlisch, dasch man zschu mir geschagt hat, meine Fäuschte wären wie Mjöllnir der Donnerer?"


    Gut, als ihm das gesagt wurde war er noch ein kleines Kind gewesen und hatte einem Spielgefährten ein blaues Auge gehauen, aber das tat ja nichts zur Sache.


    "Aber isch will ja nischt schon schein! Du bekomscht den erschten Schlag!"

    Ragin hatte schon immer ein Gespür dafür gehabt zur richtigen Zeit am richten Ort zu sein etwas zu essen zu bekommen, auch wenn man ihm das ganz und gar nicht ansah. So war er nach Albin und Marga der erste Duccier der sich zum Essen einfand. "Heilsa, ihr beiden" begrüßte er sie freundlich und setzte sich hin. Er hatte schon die Hand nach dem Brot ausgestreckt, als er Margas bösen Blick sah. Sie wollte immer, dass man auf alle wartete und weil Ragin einen helischen Respekt vor ihr hatte, zog er die Hand schnell wieder weg, schaute an die Decke und pfiff kurz ein wenig schief. Offenbar hatte Marga noch nie Hunger gehabt! Wie konnte man nur auf andere Leute warten, wenn einem ein leckeres Mahl direkt vor der Nase stand? Er betrachtete den Tisch und das Essen darauf etwas genauer. In Alexandria hette er eigentlich immer sehr pompös gegessen. Da gab es immer allerlei Firlefanz aus der Küche des Präfekten, oder er war bei jemandem anderen zm Essen eingeladen gewesen. So hatte es fast jeden Tag ein richtig großes Festessen gegeben. Aber das Essen hier, mochte es im Vergleich zu Alexandria auch noch so spartanisch sein, würde er jederzeit vorziehen. Denn es schmeckte nach zu Hause.

    Ragin grinste über beide Backen. Er würde heute gleich mit drei Frauen tanzen. Sicher würde da der ein oder ander neidisch werden und sich fragen wie er ds hinbekommen hatte. Das sie alle mt ihm verwandt waren, störte da seiner Ansicht nach wenig.


    "Ich werde mich bemühen, meine Füße unter Kontrolle zu halten" meinte er lächelnd. "Zuerst wollte ich euch ja was anderes mitbringen, aber ich habe nichts gefunden was man gut transportieren könnte. Ach ja mir wurde von meinem Lehrmeister dort die dreibändige Ausgabe von Aristoteles' Redekunst geschenkt, wenn du die mal lesen möchtet kannst du das gerne machen. Allerdings ist sie in er Sprache der Griechen. Wo war ich stehen geblieben? Achso, genau und deswegen hatte ich nicht mehr allzu viel Platz, ich wollte ja nicht dass der arme Helios zusammenbricht. Und eine Freundin in Alexandria, die hat eine Farbmischerei und lässt dort die beste Schminke überhaupt herstellen. Und die meinte, dass ihr euch sicher darüber freuen würdet, wenn ich euch davon etwas mitbringe. Eigentlich ist die ja auch sehr sehr teuer, aber ich habe sie zum halben Preis bekommen. Leider habe ich völlig Marga, Sveija, Callista und deine Schwägerin vergessen. Aber na ja, ich glaub bei Marga hilft das eh nichts, Sveija würde die wohl eh nicht benutzen und die anderen beiden kenne ich ja fast noch gar nicht, deswegen hab ich nur euch beiden was mitgebracht. Natürlich habt ihr das beide nicht nötig, aber bei den ägyptischen und griechischen Frauen sah das wirklich hübsch aus. Nicht allerdings bei den Männern, die schminken sich dort nämlich auch! Ich habe das aber nicht mit mir machen lassen! Zuerst dachte ich ja, es sei eine Art Bemahlung für den Kampf, aber das war es ganz und gar nicht. Und das bei der Hitze! Vielleicht könnt ihr ja mal heimlich Phelan oder Loki anmalen, wenn sie zu viel getrunken haben. Dann sehr ihr was ich meine, wenn ich euch sage, dass das zum Fürchten aussieht!"

    Ragin schaute und hörte still zu wie Maecenas die Fragen gestellt wurden. Er war nur froh, dass er nicht als erster an der Reihe gewesen war. So hatte er wenigstens Zeit sich Antworten zu überlegen. Allerdings konnte er natürlich was von der Zeit her nicht mit Maecenas mithalten. Hoffentlich kam es nicht zu sehr darauf an. Was das geld betraf, machte er sich aber keine Sorgen, da hatte er einen gewaltigen Faustpfand.

    In den letzten Tagen war viel los gewesen. Die Hochzeiten seiner Vettern, dann die Sitzung im Ordo Decuriorum und die Verhandlung mit den Römern wegen der Lieferungen an das Kastell der Legio II. Außerdem war nun in der Casa ständig etwas los und nun brauchte Ragin einfach einmal etwas Ruhe. Deswegen hatte er Marga Bescheid gesagt und hatte sich zu Fuß auf in den Wald gemacht. Er wollte die Tiere beobachten, wie er es so gerne tat, deswegen hatte er auch Amala daheim gelassen und war auch nicht geritten. Sicher würde die Hündin den ganzen Tag faul in seinem Bett liegen, wenn nicht gerade jemand mit ihr nach draußen ging. Marga würde das sicher regeln. Einzig sein Sax hatte er mitgenommen, denn man wusste ja nie, wem man im Wald alles begegnete. Er hatte schon oft Gerüchte von Räubern gehört, und auch wenn er nicht so wirklich daran glaubte, war er doch lieber gerüstet. So sah er zumindest wehrhaft aus.


    Nachdem er einige Zeit gegangen war, kam er endlich in den Wald. Wie hatte er nur diesen Wald vermisst. Die Bäume un die Schatten die sie warfen, die Tiere darin und die Pflanzen, das war seine Heimat. Allerdings musste er etwas vorsichtig sein, denn die Wildschweine mussten gerade Frischlinge haben und auch die Wölfe gingen meist um diese jahreszeit mit den Welpen nach draußen. Als Kinder hatten sie einmal eine wölfische Geburtshöhle gefunden. Auch wenn sie Glück gehabt hatten und die Wölfe schon weggewesen waren, hatte ihnen ihre Mutter anständig den Hintern versohlt, als sie erfahren hatte, dass er und sein Bruder dort hineingekrabbelt waren. Natürlich hatten sie das nicht einfach si verraten, aber die Massen an Wolfshaaren, die sich in ihrer Kleidung verfangen gehabt hatte, war einfach zu verräterisch gewesen. Seine Muttrer hatte ihm dann erzählt wie gefährlich Wolfe doch waren, und auch vom Fenriswolf hatte sie ihm erzählt und seitdem hatte Ragin schon ziemliche angst vor den hundeartigen Geschöpfen. Merkwürdigerweise hatte sich das nicht auf normale Hunde übertragen, denn vor denen hatte er ganz und gar keine Angst. Im Gegenteil, demnächst würde er den Zuchtrüden für Amala abholen und mit der zucht beginnen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde sie wieder heiß werden. Das war das einzige was er an seiner Hündin hasste: Das wegwischen des Menstruationsblutes. Es war ihm immer furchtbar peinlich, deswege machte er das immer schnell selbst weg, bevor er noch Ärger bekam, zumal er das auch nicht Sveija zumuten wollte. Wenn sie erstmal belegt war, würde das aufhören, also zumindest glaubte er das.


    Er ging durch einen kleinen Wald aus Farnen, die sich eine kleine Lichtung zueigen gemacht hatten. In deren Mitte lag ein umgestürzter Baum. Offenbar hatte Donar ihn gefällt, denn er war teilweise verkohlt und geborsten. Nun lag er also da und schuf eine natürliche Brücke und einen guten Aussichtspunkt. Flink erkletterte Ragin seinen Aussichtspunkt und blickte in den Wald. Viel mehr sah er nicht, denn um ihn herum war ein Farnmeer und so sah er eigentlich nur die Bäume dahinter besser. Doch er sah auch, dass sich etwas weiter hinten die Farne bewegten und offenbar etwas auf ihn zukam. Als er dann auch noch ein Grunzen hörte, wusste er was los war und nahm die Beine in die Hände. Keine Sekunde zu früh, denn ein kapitaler Keiler brach aus seiner pflanzlichen Tarnung und heftete sich an Ragins Fersen. Wäre der baum nicht dagewesen, durch den sich der junge Duccier einen Vorsprung erarbeiten konnte, hätte das Borstenvieh ihn wahrscheinlich schon erwischt. So aber schaffte Ragin es zumindest aus dem farnwald heraus und sprintete anschließend auf die Bäume zu. Dort ergroff er einen Ast, der etwa fünf Fuß über dem Boden war und konnte sich gerade noch hochziehen, bevor der Keiler unter ihm durchraste. Flink kletterte er einige Äste höher, so dass er sich sicher sein konnte, dass er nicht weiter belangt werden konnte. Vielleicht hatte er ja Glück und das Schwein würde gleich wieder abziehen.


    Aber diese Hoffnung erfüllte sich ganz und gar nicht. Im Gegenteil zu dem keiler, der sich am Fuße der der Eiche niedergelassen hatte, gesellte sich noch eine ganze Rotte von Wildschweinen, mitsamt Frischlingen. Nafänglich fand es ragin auf dem Ast noch toll den kleinen Schweinchen zuzuschauen, doch nach ungefähr einer Stunde hatte sein Interesse stark nachgelassen und eigentlich wollte er nur noch runter von diesem Baum.


    "Haut ab ihr Schinken! Habt ihr kein Zuhause!? Weg mit euch! Gsch! Gsch!" rief er hinunter, aber irgendwie schienen ihn die Schweine mehr oder weniger zu ignorieren. Auch als er mit einigen kleinen abgebrochenen Stöcken nach ihnen war, erhoben sie sich bestenfalls etwas unwillig schnaubend und legten sich kurz darauf wieder hin. Aber auf die Frischlinge wars er nicht, schließlich waren das ja noch Babys. Also schien das leider etwas längeres zu werden, so dass er sich eine halbwegs gemütliche stelle suchte und sich darauf vorbereitete noch einige Stunden hier zu verbringen. Zum Glück hatte er sich etwas Brot mitgenommen, welches er jetzt anfing zu verspeisen.


    Sim-Off:

    Wer mich retten mag, kann das gerne tun. Wenn nicht rette ich mich selbst;)

    Achso, neuerdings wurde man offenbar ins Kaminzimmer eingeladen. Gut das zu wissen, dachte Ragin so bei sich. Oder gab es neuerdings interne Geheimtreffen in der Casa? Es ging also um das Erbe von Dagny. Eigentlich würde es wohl nur für Sontje was zu Erben geben, denn was außer Frauensachen sollte Dagny denn gehabt haben? Außerdem waren ihre ganzen Sachen doch hier, was also hatte ein Römer damit zu tun? Nicht dass ihn das etwas anging, aber interessant war das schon.


    "Was hat den ein Römer mit Dagnys Sachen zu tun?" fragte er einfach mal in die Runde. "Sie wird ja nur die Sachen gehabt haben, die sie hier hat und ich gehe mal davon aus, dass ihr die wertvollen Sachen mit ihr verbrannt habt, damit sie auf der anderen Seite auch was hat, oder? Demnach dürften es ja nur ein paar Kleider sein, die wohl am ehesten Sontje stehen dürften, ob erbberechtigt oder nicht. Also zumindest Arbjon kann ich mir kaum in einem Kleid vorstellen."


    Wobei der gedanke von Phelan und Witjon in einem Kleid schon was für sich hatte. Gerade Phelan, der ja offenbar gerne Männern in den Hintern kniff, würde so ein Sommerkleid sicher stehen ( :P).

    Ragin überlegte kurz bevor er antwortete.

    "Also ich tanze gerne. Nachher werde ich mit Arbjons Schwester Uhti tanzen, da freue ich mich schon drauf. Hoffentlich mache ich auch alles richtig und trete ihr nicht auf den Fuß!"


    Dann zuckte er ein wenig entschuldigend mit den Schultern.


    "Weißt du, wir waren ja schon auf der Verlobung und dann war auch noch die Hochzeit von deinem Bruder. Ich glaube kaum, dass noch etwas interessantes kommt, das wir noch nicht gesehen oder gehört haben. Und getanzt hab ich schließlich noch nicht...also na ja du weißt schon. Ich freu mich ja, dass Witjon so ne tolle Frau bekommt, aber momentan ist es mir wichtiger endlich eine Tanzpartnerin zu bekommen als genau zuzuhören. Sonst denekn noch alle ich würde die Frauen erschrecken, weil keine mit mir tanzt. Und wenn sich so ein Ruf erstmal festsetzt, wird man ihn wohl nicht so schnell wieder los. Wenn du magst würde ich mich freuen, wenn wir auch einmal zusammen tanzen. Ich glaub wenn ich mit dir, Sontje und Uhti getanzt habe, werden die anderen ganz schön neidisch werden."


    Da musste er breit grinsen und wandte sich dann an Sontje.

    "Ich glaube ich muss erst von dir bestraft werden, bevor ich mit Uhti tanze."


    Wenn das so klappte würde er gleich mit drei unverheirateten hübschen Frauen nacheinander tanzen. Dann würden ihn sicher auch die anderen frauen mit ganz anderen Augen sehen, vor allem wenn er sich gut dabei anstellte. Allerdings haztte er das letzte Mal vor gut zwei jahren getanzt-mit seiner Mutter. Aber das musste er ja niemandem auf die Nase binden.


    Dann fiel ihm aber noch etwas ein: Er hatte Eila noch gar nicht ihr Geschenk gegeben:


    "Ach ja das hätte ich beinahe vergessen: Ich habe dir aus Alexandria etwas mitgebracht. Also dir und Sontje, aber ihr hab ich es schon gegeben. Es ist echte ägyptische Schminke! Wenn wir nachher wieder zurück kommen geb ich sie dir gleich. irgendwie ist das in den letzten Tagen wohl etwas im Met untergegangen."

    Über Sontjes Frage musste er erst kurz nachdenken. Den einen kannte er, das wusste er. Er hatte so richtig schöne Pferdeaugen, aber wie war nochmal sein Name gewesen?


    "Dasch ischt Maetschenasch. Desch ischt ein ganztsch nedder. Den anderen kenn isch aber net. Aber isch würde schagen, dasch ischt auch ein Römer!"


    Dann wollte er eigentlich Phelan umarmen, aber der war weg, so dass ragin beinahe von der Bank fiel. "Wo ischt denn Phelan auf einmal hin?" Fragte er mehr sich selbst als Sontje. Aber dann dauerte es etwas länger, bis er wieder reagieren konnte, denn sein trunkener Kopf musste gleich zwei Dinge verarbeiten. Einmal hatte ein kerl Phelan in einen Wassertrog geschmissen und dann redete der römer mit Sontje. Was war nun zu tun? Sollte er seinen vetter gegen den Kerl verteidigen, oder Sontje helfen und hoflich zu dem Römer sein. Es dauerte einige Augenblicke und einen Schluck Met, bis die Entscheidung getroffen war: Er musste erst Phelan helfen und dann würde Sontje sicher froh darüber sein. Also stand er auf und ging schnurstracks-also mit einigen Bögen, die Schnur war also nicht besonders straff gespannt- auf den Kerl zu. Dann baute er sich vor ihm auf-jedem betrachter musste bei den beiden Männern der Eindruck erweckt werden eine Bohnestange würde sich mit einer Eiche anlegen-und las ihm ordentlich die Leviten:

    "Wasch fällt dir ein unscheren Goden ins Wascher zschu schmeischen? Magscht du lieber schelbschst auch reinschteigen oder scholl isch disch reinschmeißen? Abber du kanscht disch auch entschuldigen, dann schehe isch davon ab!"


    Dass sein Plan einige Schwachstellen hatte, fiel ihm gar nicht aus, denn er hätte den kerl wahrscheinlich gar nicht hochheben können. Aber dazu war er viel zu betrunken, und er freute sich viel mehr über seine sehr ausgefeilte Wortwahl. Ohne seinen Kurs in der Redekunst hätte er das sicher nicht so diplomatisch hinbekommen. Er war sich fast sicher, dass sein Kontrahend gleich selbst ins Wasser hüpfen würde.

    Eigentlich war sie aber schon auf dem Weg aus dem Gesicht in Richtung Ohren gewandert, als Sontje angefangen hatte von anschwellenden Brüsten zu sprechen und Ragin sein Wasser, von der er gerade trank, ausgeprustet hatte. Danach hatte er dann gehustet als hätte er sich verschluckt, damit es nicht so auffiel.


    "Wie, Witjon hat schon gefragt?" Ragin wich fast das gesamte Blut aus dem Gesicht. Dann lächelte er aber. "Und sie hat ja gesagt?" stellte er eine rhetorische Frage und winkte Uhti zu. Dann kam aber Eila zu ihnen und irgendwie fühlte sich Ragin ertappt, obwohl er ja gar nichts getan hatte.


    "Wir unterhalten uns nur übers Tanzen. Tanzt du auch gerne?" Blöde Frage, alle Frauen tanzten gerne, aber etwas geistreicheres war ihm einfach nicht eingefallen.