Das Problem gliedert sich meiner Meinung nach in zwei Fragen:
1. War das Grab wirklich leer?
2. Brauchen wir das leere Grab überhaupt um von Auferstehung sprechen zu können?
Hier ein paar Impulse:
a) Gekreuzigte wurden damals in anonymen Massengräbern beigesetzt. Insofern wir also von der Regel ausgehen, dürften die Jünger den Ort der Grablage nicht gekannt haben. Die Grabesgeschichten der Evangelien weichen in zu vielen Punkten (Personenzahlen, Zeitpunkt etc.) voneinander ab, als dass man von historischen Berichten sprechen kann. Sie sind erst wesentlich später (ca. 60-70 n. Chr.) entstanden und beantworten die theologischen Fragen ihrer Zeit. So entstand z.B. die Grabwächterlegende entstand als Apologie des leeren Grabes um sich gegen den damals schon weit verbreiteten Verdacht zu wehren die Christen hätten den Leichnam einfach gestohlen.
b) Zu den Begräbnisriten der Zeit gehörte es das Grab nach 40 Tagen noch einmal zu öffnen und die Knochen des Verstorbenen aufzusammeln (schnelle Verwesung infolge des Klimas). Die Knochen wurden dann in einem mit dem Namen des Verstorbenen beschrifteten Knochenkasten (Ossuar) ein zweites Mal beigesetzt. Wäre das Grab nach 40 Tagen noch voll gewesen wäre niemand auf die Idee gekommen an die Auferstehung zu glauben. Die Juden glaubten schließlich an eine (leibliche!) Auferstehung der Toten (am Ende der Zeiten!). Die Auferstehung Jesu war daher auch für die Jünger nur schwer zu begreifen, da sie sich allen gängigen Vorstellungen entzog.
c) Eine leibliche Auferstehung Jesu kann ausgeschlossen werden. Wäre Jesus leiblich (d.h. so wie er war) aufgestanden, hätten ihn die Jünger erkennen müssen, genau das taten sie aber nicht (vgl. Emmaus- und Thomasgeschichte). Der Auferstehungsleib ist also nicht mit dem irdischen Leib zu verwechseln. Die Jünger erkannten die Person, Jesu d.h. Worte und Gesten (vgl. Emmaus) sein Aussehen war verändert. Es stellt sich die Frage, ob man nicht besser von einem totaliter aliter von Auferstehung sprechen sollte.
d) Die Historizität von Ostern muss vor allem wirkungsgeschichtlich bewertet werten: Angenommen die Jünger hätten tatsächlich „eine Leiche“ im Keller gehabt und den Leichnam gestohlen, wären sie dann so euphorisch gewesen? Tatsächlich stand der Jüngerkreis an Ostern kurz vor der Auflösung. Die Jünger waren zu Tode betrübt und enttäuscht. In diesem Zustand wären sie wohl kaum auf die Straße gerannt um von Jesus zu erzählen (Pfingsten) oder hätten sich auf Mission zu begeben. Das Osterwunder muss also tatsächlich stattgefunden haben. Die ältesten Auferstehungsberichte (ca. 50 n. Chr.) stammen zudem von einem Gegner der Christen, Paulus. Paulus hatte in Tharsus studiert und war Pharisäer. Hätte sich ein so gebildeter Mann von einer simplen Halluzination blenden lassen? Hätte er deshalb seine einträgliche Stellung aufgegeben? Zudem war er Jesus nie persönlich begegnet. Woher wusste er dann, dass ihm tatsächlich Jesus erschienen war?