Beiträge von Quintus Sergius Pius

    Bitte meine beiden IDs, die im Moment auf "Desideratus" stehen, ins Exilium versetzen. Danke!


    Und die Bitte um Verzeihung an alle, die ich durch mein Fernbleiben vor den Kopf gestoßen habe...

    Marschieren. Zunächst einmal passierte also bei diesem Übungsmarsch gar nichts anderes, als was der Name schon verhieß: marschieren eben. Und weil in seinem Umfeld weder von Geganius Balbus - zum Glück! - noch von Turselius Milo - leider! - etwas zu sehen war, hatte Pius genügend Zeit, in der Gegend herumzugucken und die angenehme Spätsommerluft einzusaugen.


    In Wirklichkeit verhielt es sich jedoch so, dass Pius ganz allmählich ein bisschen knapp an Puste wurde; es war gar nicht so sehr das schiere Gewicht des Marschgepäcks, das ihm zu schaffen machte, aber ehrlich gesagt, hatte er nicht damit gerechnet, dass man hier in so einem Tempo marschieren würde. Verstohlen sah sich der Sergier um und merkte, dass er von den Probati nicht der einzige war, dem die ersten Schweißperlen auf die Stirn traten. Und nun erblickte er auch noch seinen Centurio, der doch angeblich seinen Männern nichts aufbürden würde, was er nicht auch selbst von sich verlangen würde: Er ritt auf einem Pferd daher und ließ sich offenbar gerade ein bisschen zurückfallen, ts, ts. Centurio müsste man sein (:P).


    Von der anderen Centurie her erklang jetzt ein Lied, in das auch bald viele Kameraden aus Pius' Zweiter Centurie der Dritten Cohorte einstimmten. Der Sergier hatte es zuvor noch nicht gekannt und hörte deshalb erst mal zu; dabei fiel ihm auf, wie viele Milites der anderen Centurie doch wirklich schlechte Sänger waren (:P). Weil die Melodie des Liedes aber eingängig war und auch der Text leicht zu merken und vor allem: so wahr!, hörte man bald auch aus dem Mund des Sergiers starke Töne, die das Marschieren wieder leichter machten.^^

    Und dann kamen die Dinge so, wie sie wohl kommen mussten: angefangen mit einem richtig dicken Tadel wegen der holperigen vorigen Übung, die der Centurio geleitet und leider auch mitangesehen hatte, und gekrönt von der echt haarigen Strafe, die Pius sich für sein Lügen einfing.


    Der Sergier selbst war ein bisschen überrascht darüber, wie er auf diese doppelten Hiebe reagierte. Denn wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass ihn der erste Tadel wegen der soeben verpatzten Übung fast mehr traf als seine persönliche Bestrafung. Woher hatte die Probati-Gruppe bei dem einfachen Befehl "ad aciem" aus dem Munde des Centurio hin denn wissen sollen, auf welche der drei möglichen Arten sie den Wechsel von der Kolonne hin zur Linie bewerkstelligen sollte? Der Optio hatte doch vorher beim Einüben gesagt, die Wahl einer der drei Möglichkeiten hänge von der Beschaffenheit des Geländes ab; hier auf dem Campus war aber doch soviel gar nicht zu beachten; woher also hatten die Probati wissen sollen, wie sie wechseln sollten, welches Merkmal hatten sie gehabt? - Am liebsten hätte Pius diese Frage an den Centurio gerichtet, aber dazu kam er gar nicht mehr, denn wie er schon geahnt hatte, erscholl jetzt sein Name über den Campus, und das keineswegs in einem freundlichen Ton.


    Pius zuckte nicht und schluckte nicht; er biss seine Zähne nicht zusammen und wandte auch nicht den Blick. Im Grunde genommen hatte er das, was der Centurio jetzt über ihn und zu ihm sagte, erwartet, und sein Vorgesetzter hatte ja auch eigentlich Recht. Pius hatte sich selbst dafür entschieden, die Kameradschaft in diesem Fall über die Loyalität zu seinem Centurio zu stellen, und nun hatte er dafür die Konsequenzen zu tragen. Dass er die Gruppe nicht mehr leiten sollte, mochte nun Geganius Balbus freuen - obwohl auch der wie alle anderen der verabredeten List mit dem vereiterten Zahn zugestimmt hatte -; ihn, Pius, berührte das noch am wenigsten von all den Strafen, die er jetzt aufgebrummt bekam. Und auch der Latrinendienst juckte ihn gar nicht mal so; es gab Schlimmeres. Einzig der Punkt, dass er in Zukunft mit jedem anderen aus der Centurie zusammen bestraft werden sollte, bereitete ihm ein klein bisschen Sorge, denn hier konnte ja nun wirklich niemand sagen, was auf ihn zukam. Aber trotzdem würde er, der Sergier, jetzt nicht zum Wachhund für die gesamte Centurie werden; wenn einer Unsinn machte und dafür bestraft wurde - na gut, dann würde er eben mitbestraft werden, das war dann eben so der Lauf der Dinge.


    Und ans Laufen kam dann auch schon wieder die gesamte Probati-Gruppe, als sie die vorige Übung wiederholte, diesmal sogleich einheitlich über die linke Flanke wendend und überhaupt hurtig und diszipliniert.

    Na, endlich war dieser Optio Aburius mal auf Anhieb zufriedengestellt. Wenn Centurio Artorius also angeblich der schlimmste Centurio sein sollte, wie man Pius noch an seinem ersten Tag in der Castra bei der Rekrutierung gesagt hatte, dann war dieser Aburius aber bestimmt auch der schlimmste Optio. Das passte dann also schon einmal zwischen diesen beiden Vorgesetzten. ^^


    Und der Ranghöhere von ihnen beiden, nämlich Centurio Artorius, griff jetzt auch wieder ins Geschehen ein, und das zu Pius' Überraschung, ohne auf den peinlichen Vorfall mit der Lüge um diesen angeblich vereiterten Zahn einzugehen, zunächst. Dem Sergier war es jedenfalls einstweilen egal, denn er war schon einmal froh, dass er sich mit der Gruppe jetzt wieder in Bewegung setzen konnte, um erst einmal eine Kolonne zu bilden und dann im Gleichschritt zu marschieren. Die nun folgenden Kommandos verlangten Pius dann ohnehin sein volles Konzentrationsvermögen ab, verbanden sie jetzt doch die beiden Formations-Übungen, die die Probati heute schon trainiert hatten, und dies mit wechselhaftem Erfolg. Und auch jetzt klappte es nicht so ganz, da innerhalb der Gruppe, als es ans Wechseln zur Gefechtslinie überging, Uneinigkeit darüber entstand, auf welche der drei Arten dieser Wechsel nun zu erfolgen hatte: Einige Probati liefen links entlang, andere wollten nach rechts ausscheren, und ein paar wenige unternahmen sogar Anstalten, die Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne zu vollziehen. Schließlich setzte sich jedoch die Gruppe durch, die über die linke Flanke wechseln wollte. Und nach einem weiteren angeordneten Gleichschritt klappte der Wechsel zur Reiterabwehr wieder ganz gut; Pius war froh, dass er dabei diesmal nicht mehr in der ersten Reihe knien musste, sondern stellte sein Scutum flink auf das seines Vordermannes und wartete auf weitere Befehle. Oder weiteren Tadel. ^^

    Bei jedem Schritt, den Pius mit seinen Kameraden absolvierte, fühlte er ängstlich, ob es ihm diesmal gelungen war, das Marschgepäck richtig zu befestigen, nämlich an der Tragestange bzw. an sich selbst - zu gut war es ihm nämlich noch in Erinnerung, wie ihm sein schöner Aufbau an seinem ersten Tag in der Castra bei seiner Anmeldung zur Legion auf dem Weg von der Rüstkammer zurück zum Rekrutierungsbüro zusammengebrochen war. Aber diesmal schien wirklich alles zu sitzen, was ja auch kein Wunder war, denn die Probati hatten sich gegenseitig bei den Vorbereitungen auf den Marsch geholfen, und gegen gewisse Gegenleistungen hatte auch noch der ein oder andere erfahrenere Miles einen guten Tipp beigesteuert.


    Pius wurde das Gefühl nicht los, dass es auch hier bei diesem Übungsmarsch für die Neuen gewisse Soldaten mitliefen, die schon nicht mehr ganz so grün hinter den Ohren waren wie er selbst. Der Sergier glaubte, diese Kameraden an einem gewissen Grinsen zu erkennen, das so aussah, als wüssten sie besser als die ganz frischen Probati, was hier auf sie zukäme, oder als ob sie selbst sich so einiges vorgenommen hätten, was auch immer das sein mochte. Pius jedenfalls war gespannt und ließ sich mal überraschen.

    Jetzt endlich, mit diesen beiden etwas einfacheren Varianten des Aufbaus einer Gefechtslinie, schien der Optio einigermaßen zufrieden gewesen zu sein. Jedenfalls verlor er darüber diesmal nach Abschluss der Übung keine tadelnden Worte mehr, sondern ging sofort zu einer neuen Formation über, die jetzt eintrainiert werden sollte.


    Es handelte sich dabei um die Formation zur Reiterabwehr, die sicherlich, wie nun auch der Optio ausführte, angesichts der Durchschlagskraft der Gegner, besondere Sorgfalt erforderte. Pius aber war bei den Worten seines Vorgesetzten schon wieder einigermaßen abgelenkt, denn ihm entging nicht, dass in der Zwischenzeit auch der Centurio wieder auf dem Campus eingetroffen war - im Schlepptau den Probatus, der sich mit der Ausrede eines vereiterten Zahnes versucht hatte abzumelden, nachdem der Zahn in Wahrheit unter einer nächtlichen Prügelei zu leiden gehabt hatte. Pius biss die Zähne zusammen und versuchte sich mit aller Macht auf die Aussagen des Optio zu konzentrieren, doch es gelang ihm nicht so recht. Zu beherrschend war einfach der Gedanke, dass der Schwindel nun also doch aufgeflogen war, verbunden mit seiner Sorge vor den Folgen.


    Wenigstens bekam der Sergier noch den Aufbau dieser Reiterabwehr mit, die die Probati jetzt errichten sollten. Da er selbst in der ersten Reihe stand, war es an ihm und seinen Nebenleuten, sich hinter ihren Scuta hinzuknien, was sie auch sogleich taten. Pius spürte, wie sein Hintermann sofort danach an ihn herantrat und sein eigenes Schild über den Sergier hinweg hob, um es auf sein Scutum zu stellen. Da er es dabei zunächst nicht hoch genug angehoben hatte, stieß es leicht gegen Pius' Helm, so dass dieser dem Sergier ein bisschen nach vorne rutschte. Der aber merkte das gar nicht so richtig, denn seine Gedanken waren noch immer ganz bei dem vermeintlichen vereiterten Zahn.

    Pius' Centurio Artorius schien überhaupt bei diesem Übungsmarsch hier der ranghöchste Centurio zu sein. So jedenfalls deutete der Sergier den Befehl, den sein Centurio einem anderen, von ihm "Centurio Iulius" genannten gab, der offenbar dieser anderen Centurie vorstand, die ungefähr zur gleichen Zeit mit derjenigen des Sergiers den Sammelplatz erreicht hatte. Pius erinnerte sich jetzt, diesen Centurio Iulius auch schon einmal gesehen zu haben, Näheres über ihn wusste er aber nicht, und noch nicht einmal Castra-Getratsche war über ihn zu dem Sergier gedrungen. Aber mal abwarten, was dieser Marsch so brachte; vielleicht würde er sich danach von diesem anderen Centurio ein Bild machen können.


    Es war dann auch wieder Centurio Artorius, der vor dem Abmarsch eine kleine Ansprache an die Milites hielt, und zwar an alle, nicht nur an diejenigen seiner eigenen Centurie. Obwohl Pius glaubte, diesen seinen Centurio doch etwas besser einschätzen zu können, wusste er nicht so recht, was er von seiner Rede halten sollte. Dass dieser Marsch nicht gerade ein Spaziergang werden würde, war ja klar. Aber die Worte des Centurio klangen in den Ohren des Sergiers so, als hätte er sich mit seinem Kollegen aus dem Hause der Iulier noch irgendetwas Besonderes ausgedacht.


    Aber bevor Pius sich über diese und ähnliche Fragen noch hätte Gedanken machen können, gab Centurio Artorius jetzt die nötigen Befehle zum Abmarsch. Jetzt war das Gepäck, das nun aufgenommen werden musste, noch leicht, aber nach den ersten Meilen würde das sicher schon ganz anders aussehen. Der Sergier unterdrückte ein Seufzen und setzte sich dann zusammen mit allen anderen in Bewegung.

    Unzufrieden. Optio Aburius war und blieb unzufrieden mit dem Tempo der Probati, egal, was sie auch für eine Übung machten, das sah man ihm deutlich an, und am Ende sprach er es ja auch offen aus. Von einem Augenblick auf den nächsten eine Gefechtslinie zu bilden, wie der Optio es dabei als selbstverständlich forderte, erschien Pius allerdings wirklich ziemlich ehrgeizig, auch wenn der Vorgesetzte sicher Recht damit hatte, dass man diese Übung auch erheblich schneller bewältigen konnte, als es die Probati eben getan hatten - und man sie im Ernst natürlich auch viel schneller bewältigen musste. Man musste daher kein Augur sein, um zu ahnen, dass das Training der Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne noch häufiger auf dem Programm sowohl bei der Grundausbildung als auch immer wieder später einmal stehen würde.


    Für jetzt aber hatte der Optio ein Einsehen und ließ die Milites die beiden anderen Figuren üben, den Aufbau der Gefechtslinie erst über die linke und dann in einem weiteren Übungsdurchgang über die rechte Flanke. Noch einmal kratzte Optio Aburius eine entsprechende Skizze in die Erde, und dann schallten schon seine entsprechenden Kommandos über den Campus.


    Diese beiden Figuren waren natürlich einfacher als die erste der Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne, und daher ließen sie sich auch ganz gut an. Bei der ersten der beiden Übungen, dem Aufbau über die linke Flanke, scherten die Männer von ganz hinten zunächst nicht weit genug aus, so dass es innen drin, wo Pius stand, ein bisschen eng wurde; auch trat ihm dabei mal wieder jemand auf die Füße, was ihn an seinen ersten Tag hier auf dem Campus erinnerte. Aber auch diese Anfangsschwierigkeiten waren dann bei der zweiten Übung, dem Aufbau über die rechte Flanke, überwunden, und die Probati schienen sich jetzt an die richtigen Abstände gewöhnt zu haben, so dass sie doch recht schnell eine Gefechtslinie gebildet hatten.

    Optio Aburius hatte die Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne ganz offensichtlich überhaupt nicht gefallen. Das war eine Einschätzung, die Pius durchaus nachvollziehen konnte, denn eigentlich waren wirklich alle Probati zu langsam und zu zögerlich vorgegangen; dass sich der Optio jetzt ausgerechnet diesen Livius herausgriff, um an ihm ein Exempel zu statuieren, empfand Pius als ein bisschen willkürlich - eigentlich hätte der Optio auch ihn, Pius, herausgreifen können -, aber bitte, immerhin hatte auch er schon einmal bei Centurio Artorius 50 Extra-Liegestütze absolvieren müssen, die er damals auch ein bisschen ungerechtfertigt fand. Irgendwie glich sich also alles einmal aus.


    Was diese Übung der Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne anging, setzt Pius seine ganze Hoffnung auf einen zweiten Durchgang, bei dem es sicherlich entschieden besser klappen würde. Aber falsch gedacht! Wieder war der Optio nicht zufrieden, und wieder musste Pius sich eingestehen, dass der Vorgesetzte damit wohl nicht so falsch lag. Nach seinen eigenen Worten enttäuscht vom mangelnden Einsatz der Probati, ließ Optio Arburius sie nun alles Mögliche wiederholen, was bereits Inhalt ihrer Grundausbildung gewesen war, also nicht nur die Formationen, sondern auch die Übungen in den Waffengattungen, und dies alles in so schneller Reihenfolge, dass der Sergier fast versucht gewesen wäre, mal sein Gladius wie einen Speer zu werfen anstatt damit zum Stich anzusetzen. Hier war es wirklich gut, dass man in der römischen Armee in einer disziplinierten Formation kämpfte und sich daher immer auch an den Kameraden orientieren konnte. Wobei es mit der Disziplin am heutigen Tag in dieser Probati-Gruppe einfach haperte. Wohl deshalb ließ der Optio sie nun alles so schnell hintereinander ausführen: um ihnen zu zeigen, welche Einsatzbereitschaft und Geschwindigkeit ihnen in einer Schlacht abgefordert würden.

    Sim-Off:

    Bei der Parthia-Kampagne hat zwar letztendlich auch "der Alte" (= frühere Kaiser) dran glauben müssen - aber ich dachte mir auch schon, dass in deinem Posting der "Adler" gemeint war. :D


    Oh Mann! Wenn Optio Aburius jetzt nicht noch mit einem Stock diese Skizze auf den Boden vor sich gezeichnet hätte, hätte Pius von seinen Erklärungen echt nichts verstanden, obwohl sie irgendwie so einleuchtend klangen. Leider konnte er jetzt während der Übung ja auch nicht so einfach seinen Kumpel Milo fragen, dessen helles Köpfchen dem Sergier schon in so manchen Situationen eine große Hilfe gewesen war. Pius musste jetzt vielmehr darauf vertrauen, dass diese Dinge, die der Optio erläutert hatte, in der Praxis, also dann, wenn man sie durchführte, irgendwie selbsterklärend waren, und sich nur in der Theorie so kompliziert anhörten.


    Und so war der Sergier denn auch ganz froh, als vom Optio schon bald das Kommando kam, in einer Kolonne anzutreten. Der ehrgeizige Vorgesetzte wollte von den drei von ihm im wahrsten Sinne des Wortes skizzierten Möglichkeiten nun allerdings sofort die schwierigste Figur üben, nämlich die Wendung um den Mittelpunkt der Kolonne - und die Götter hatten es so gefügt, dass Pius bei der Aufstellung zur Kolonne so ziemlich an diesem Mittelpunkt zu stehen kam. So ziemlich - denn so ganz genau war sich Pius selber nicht im Klaren, wohin er nun zu rochieren hätte, und musste deshalb einmal schlucken. Viel Zeit für Bange-Machen war aber nicht mehr, denn schon setzten sich die vordersten sowie die hintersten Treffen der Kolonne in Bewegung, die ersteren nach rechts und nach hinten, die letzteren nach links und nach vorne. Diese Bewegung, die solcherart die gesamte Kolonne ergriffen hatte, kam jetzt auch unaufhaltsam schnell zu Pius und seinem Treffen - doch wohin sollten sie sich wenden? Der eine Kamerad stieß den Sergier nach links, der andere mit einem freundschaftlichen "Nun beweg dich endlich, Idiot!" nach rechts. Pius blickte um sich: Seiner Meinung nach stand die Kolonne jetzt schon in Gefechtslinie, und weil er und seine Leute offenbar tatsächlich in der Mitte gestanden hatten, sollten sie wohl besser einfach stehen bleiben. Also machte er das auch, seinen Kameraden zum Trotz. Und fand, als die Probati-Gruppe wieder zur Ruhe gekommen war, dass die Linie eigentlich auch ganz manierlich aussah.

    Sim-Off:

    Ich hoffe, man darf schon. :)



    An den Tagen vor dem angekündigten Übungsmarsch hatte eine durchaus freudige Stimmung unter den betroffenen Milites geherrscht. Zwar waren sich alle darüber im Klaren, dass das ganze Unternehmen ziemlich anstrengend werden konnte, aber immerhin ging es mal raus aus der Castra. Und wer es wie die Leute aus der Dritten Cohorte der Zweiten Centurie mit Centurio Artorius zu tun hatte, war ja ohnehin topfit und für alle Anstrengungen gewappnet (:D). Außerdem machten sich die Probati wie Pius, die einen solchen Übungsmarsch noch nicht mitgemacht hatten und die Mühen nicht einschätzen konnten, sowieso keine Gedanken.


    Alle Milites der Dritten Cohorte der Zweiten Centurie aber hatten ziemlich diszipliniert schon früh Aufstellung genommen und setzten sich auf das Zeichen den Cornicen hin in Bewegung; da an diesem Übungsmarsch ja noch diverse andere Einheiten beteiligt sein würden, wollte sich vor diesen natürlich niemand aus Pius' Cohorte eine Blöße geben, und von den Probati fehlte noch nicht einmal jemand wegen eines vereiterten Zahnes.


    Etwa zeitgleich mit einer anderen Cohorte langte die Einheit des Sergiers am vereinbarten Sammelplatz an, wo Centurio Artorius bereits wartete.

    Pius war natürlich sofort wieder hellwach, als er hörte, wie ausgerechnet sein Kumpel Milo eine Frage an den Optio richtete. Und seine Spannung steigerte sich, als der Optio diese Frage beantwortete, indem er ein Erlebnis aus dem Parthia-Krieg erzählte. Über diesen Feldzug hatte der Sergier natürlich auch so einiges gehört; nach seinem Gefühl war die Legio I in der heimischen Berichterstattung über den Feldzug bei weitem nicht gut genug weggekommen, und so spitzte er jetzt die Ohren, als er endlich einmal einen direkt beteiligten Augenzeugen darüber sprechen hörte.


    Offenbar erging es Milo und allen anderen ebenso, denn auf die nochmalige Einladung des Optio, Fragen zum Thema Formationen und Disziplin in der Schlacht zu stellen, meldete sich nach der Schilderung des Beispiels aus dem Parther-Krieg niemand mehr. Wahrscheinlich warteten jetzt alle gespannt darauf, dass theoretisch jetzt Angedeutete durch Übungen selbst in die Praxis umzusetzen. Pius jedenfalls ging es so. Die Frage von Milo allerdings behielt er im Hinterkopf.

    Auweia... Es war ja nicht so gewesen, dass Pius keine weichen Knie gehabt hätte, als er eben seine Meldung mit der fadenscheinigen Ausrede wegen des Zahnes seines Kameraden gemacht hatte. Und jetzt schienen sich seine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen, als er mitansehen musste, wie Centurio Artorius und Optio Aburius auf seine Falschinformation hin miteinander flüsterten. Wenn nur der Medicus dicht hielt! Aber Pius traute dem ganzen Braten nicht, auch wenn er zunächst einmal ins Glied zurücktreten durfte und sich damit der unmittelbaren Aufmerksamkeit der beiden Vorgesetzten entziehen konnte. Irgendwie spürte der Sergier es: Da kam noch was nach... Nicht umsonst verließ der Centurio doch jetzt nach seiner kurzen Absprache mit seinem Optio den Campus und überließ seinem Stellvertreter das Feld.


    Pius war deshalb kaum in der Lage, den Ausführungen des Optio über die verschiedenen Formationen zu folgen, obwohl dieser mit großer Eindringlichkeit und auch anschaulich die Wichtigkeit von Disziplin, Ordnung und Gehorsam deutlich machte. Das ging sogar so weit, dass der Sergier aus seinen Gedanken fast aufschreckte, als ganz in seiner Nähe plötzlich sein Kamerad Turselius Milo seine Stimme erhob: "Optio, ist nicht aber gerade die Kompaktheit der Formation, die unsere Legionen in offener Feldschlacht so überlegen macht, gegen einen sehr beweglichen, schnellen Gegner ein Hindernis?"


    Pius hatte nicht einmal richtig mitbekommen, dass der Optio zu Fragen eingeladen hatte.

    Seit jenem denkwürdigen Ausbildungstag, an dem die Probati aus Pius' Gruppe zum ersten Mal mit Holzwaffen trainiert hatten, war bei vielen, und so auch bei dem Sergier, nicht nur ein ausgewachsener Muskelkater wegen der vielen Strafübungen auszukurieren gewesen, sondern auch ein gewisser Lagerkoller eingetreten. Die jungen Soldaten waren nun schon im Schnitt etwa zweieinhalb Wochen in der Castra - manche auch länger - und hatten auch nichts außerhalb gesehen, sondern nur immer die gleichen Gesichter.


    Auch zwischen Pius und seinem "Freund" Geganius Balbus war es immer wieder zu kleineren Reibereien gekommen; immerhin hatten die beiden Kontrahenten sich aber doch noch soweit zusammenreißen können, dass sie um eine veritable Prügelei herumgekommen waren. Eine solche hatte dann allerdings am Vorabend schon nach Einbruch der Dunkelheit im Unterkunftsraum des Contuberniums des Sergiers zwischen zwei anderen Soldaten stattgefunden und war leider nicht ganz folgenlos geblieben. Pius war daher gezwungen, dem Centurio nach den normalen Aufwärmrunden und -übungen wieder die folgende Meldung zu machen: "Quintus Sergius Pius, Probatus der Zweiten Centurie der Dritten Cohorte. Melde gehorsamst die Vollzähligkeit der Gruppe bis auf einen Probatus, der sich seit gestern Abend im Valetudinarium befindet wegen eines vereiterten Zahnes."


    So jedenfalls war man noch in der Nacht in der Unterkunft übereingekommen, es nach außen hin darzustellen in der Hoffnung, dass der zuständige Medicus das Theater mitspielen würde. Denn der "vereiterte" Zahn war natürlich keineswegs vereitert, sondern vielmehr ein Opfer der Prügelei gewesen. Aber das sollten selbstverständlich auf keinen Fall die Vorgesetzten erfahren.

    Nach quälenden 13 Runden um den Campus herum war dann endlich auch für die erste Reihe der erfolglosen Pila-Werfer, zu der leider ja auch Pius gehört hatte, gewissermaßen Dienstschluss. Denn Centurio Artorius hatte ein Einsehen. Seine letzten Amtshandlungen an diesem Tag bestanden nur noch darin, die Probati noch einmal zusammenzurufen und sie dann in das zu schicken, was man hier in der Castra wohl so als Feierabend bezeichnen musste. Sergius Pius blieb dabei mal wieder die Pflicht, seine Kameraden wegzuführen, eine Aufgabe, der er am Ende der heutigen Übungen nur schnaufend nachkommen konnte: "parate... in duos ordines... venite... ad dextram...". Und im Gleichschritt ging es dann vom Campus hinunter.



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    ... dafür warteten auf Pius und seine Kameraden aus der ersten Reihe noch einmal so viele Strafrunden um den Campus herum und sogar noch eine Runde mehr.


    Während des Laufens grübelte der Sergier noch immer darüber, warum gerade seine Reihe so "versagt" hatte, denn das hatte sie in seinen Augen. Sicher, sie waren eben die ersten gewesen, die ohne irgendeine Vorwarnung in das kalte Wasser dieses kleinen Manövers geworfen worden waren; sie waren alle total überrascht gewesen, darum auch hektisch, und wahrscheinlich hatten sie deshalb auch so unkoordiniert geworfen: jeder für sich, ohne ein Auge auf die anderen zu haben, nur immer weg mit den Speeren.


    Noch während seine Reihe diese Übung absolvierte, hatte Pius kurz daran gedacht, ob nicht vielleicht er irgendetwas rufen sollte, um einen Rhythmus vorzugeben so wie das "laevum, laevum" beim Marschieren. Aber schließlich war er ja auch nur ein Probatus wie alle anderen, und eine selbstherrliche Anmaßung von Befehlsgewalt war in einer Armee natürlich eines der schlimmsten Vergehen. Auf der anderen Seite fragte sich Pius allerdings schon, wie sich nach dem Bild, dass die Probati bei dieser unvermuteten Übung abgegeben hatten, jemals ein einheitlicher Rhythmus beim Werfen der Pila einstellen würde, wenn nicht jemand mal einen Rhythmus vorgab.


    Aber vielleicht würde der Centurio oder ein Optio das ja beim nächsten Mal tun, wenn sie wieder mit den Speeren üben würden - nur bitte nicht noch heute, das wünschte sich Pius jedenfalls, denn er merkte bei jeder Strafrunde nur immer mehr, dass er am heutigen Tag wirklich an seine körperlichen Grenzen herangeführt wurde: erst diese 50 Extra-Liegestütze und jetzt noch die 13 - sage und schreibe: 13 - Runden um den Campus. Pius schnaufte durch.

    Die Übung mit den Pila war jetzt eine ganze Weile weitergegangen; gerade war mal wieder eine Dreiersalve an ihr Ende gekommen und die Probati sammelten die abgeworfenen Speere wieder ein. Jetzt rückte Pius wieder ins erste Glied ein, und darauf freute er sich schon, denn zum einen hatte er sich von den Liegestütze einigermaßen erholen können, und zum anderen wollte er das Werfen endlich weiterüben, war ihm doch nur allzu bewusst gewesen, wie schwach er da noch war.


    Zusammen mit den anderen Kameraden, die jetzt wieder in die erste Reihe eingerückt waren, stand Pius bereit, als etwas völlig Unerwartetes passierte. Vom Rande des Campus her marschierte auf einmal eine ganz erkleckliche Zahl von Legionarii direkt auf die Probati zu. Nach seiner Bestrafung wagte Pius nicht, die Ankömmlinge direkt anzuschauen, aber er konnte es natürlich auch nicht lassen, wenigstens aus den Augenwinkeln heraus jeden ihrer Schritte zu beobachten. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Da kam auch schon ein entsprechender Befehl vom Centurio, der des Rätsels Lösung brachte: Die herannahenden Legionäre sollten jetzt ein bewegliches Ziel bilden.


    Pius merkte, wie sein Puls hochschnellte und seine Hand sein erstes Pilum bewusster umfasste. Die Aufgabe, die der Centurio ihnen da gestellt hatte, war für die Probati nach den ersten Eindrücken, die sie gemacht hatten, kaum zu bewältigen. Aber der Ehrgeiz des Sergiers war gepackt. Als er merkte, wie auf den "Ordate"-Befehl des Centurios hin seine anderen Kameraden in der ersten Reihe ihre Pila erhoben und zum Wurf ansetzten, tat er es ihnen gleich. Jetzt, da die Würfe ein echtes und ernstzunehmendes Ziel hatten, achtete Pius gar nicht mehr so sehr auf die Weite, sondern sah - auf einmal ziemlich ruhig geworden - seinen heranrückenden Gegnern in die Augen, und auch über seine Wurftechnik und die Flugbahn machte er sich erst in dem Moment Gedanken, als seine rechte Hand unmittelbar vor dem Abwurf der Waffe stand. Es ging, er hatte ein Schild getroffen! So ging es viel besser als bei den ersten Übungswürfen, das merkte Pius sofort. Augenblicklich griff er wieder hinter sich und fühlte sogleich einen neuen Speer in seiner Hand. Im Rausch seines ersten Erfolges warf der Sergier ihn auf dieselbe Art und Weise ab wie zuvor und traf erneut.


    Seine Hand streckte sich schon wieder nach hinten, um den nächsten Speer in Empfang zu nehmen, als er überhaupt erst merkte, dass die feindliche Linie trotz allem scheinbar unaufhaltsam voranrückte. Einen winzigen Moment lang hielt Pius, der das nicht fassen konnte, inne. Dann begriff er: Mochten auch einzelne hier so gut werfen, wie sie nur konnten - der eigentliche Effekt, der die Pila in den Händen römischer Legionäre zu einer so gefährlichen Waffe machte, blieb hier aus, nämlich der von Gegnern gefürchtete Speer-Regen, der auf die feindlichen Schilde niedergehen sollte. Die Probati warfen einfach nicht im selben Rhythmus; es fehlte jemand, der den Takt vorgab, und Centurio Artorius blieb natürlich stumm.


    Pius war wütend und verzweifelt und warf verbittert sein drittes Pilum ab. Diesmal traf er nicht, und die ersten feindlichen Soldaten erreichten die eigenen Reihen.

    Bevor dann aber Pius "endlich" seinerseits Geganius Balbus mit Speeren bedienen konnte, waren beide erst einmal restlos bedient von fünfzig Liegestützen, die sie von Centurio Artorius als Strafe aufgebrummt bekamen. Schnurstracks und schweigend begaben sich die beiden, dem Befehl ihres Vorgesetzten folgend, an einen von ihm bezeichneten Platz, um dort, laut zählend, ihre fünfzig Liegestütze zu absolvieren.


    In seinem Inneren fand Pius diese Bestrafung zunächst ein bisschen ungerecht, schließlich hatte er sich gar nicht einmal richtig zu Balbus umgedreht, sondern ihn nur aus den Augenwinkeln heraus gleichsam gewittert. Und auch Balbus, das musste Pius ehrlich zugeben, hatte ihm das Pilum eigentlich sehr schnell gereicht und vorbildlich in die Hand gelegt. Gerne hätte Pius gewusst, was wohl sein Kamerad Balbus über diese Strafe dachte, aber er hütete sich nach dem Vorgefallenen natürlich, zu ihm hinüber zu sehen; er würde ihn hinterher mal fragen.


    Als er so ungefähr bei Liegestütz Nummer 30 war, beruhigte sich Pius aber schon wieder über den Centurio: Vielleicht hatte dieser auch nur einfach einmal ein Exempel statuieren wollen, um allen aber so richtig zu zeigen, dass man sich beim Wurf der Pila quasi blind aufeinander verlassen können musste. Und vielleicht hatte Centurio Artorius zu diesem Zweck einfach nur irgendjemanden gesucht, an dem er das Exempel dann statuieren konnte; und seine Wahl war halt auf Pius und Balbus gefallen. Na ja, und fünfzig Liegestütze waren nach einer Woche harten Konditionstrainings bei der Legion ja auch nicht gerade eine grausame Strafe, und so kamen die beiden bestraften Probati damit auch relativ schnell durch, so dass sie bald an ihre Plätze innerhalb der übenden Reihen zurückkehren konnten.


    Pius war froh, dass jetzt erst einmal Balbus werfen musste, denn trotz der mittlerweile antrainierten Kondition war es doch ganz angenehm, jetzt so direkt im Anschluss an fünfzig Liegestütze auch noch mit ruhiger Hand eine feine Flugbahn für den Speer werfen zu müssen, wobei Balbus seine Sache beim Werfen wirklich ordentlich machte. Pius seinerseits sah jetzt natürlich zu, Balbus die Pila so perfekt wie möglich in die Hand zu schmiegen.