Menas ignorierte Massas Satzanfang. Tedius nicht. Tedius Phanias beugte sich vor und warf einen skeptischen Blick in Richtung des Decimers, der eindeutig etwas aussagte wie Bist du bescheuert? Da steht ein Zenturio! Nicht nur einer, sondern DER! »Das ist Decimus Massa. Der ist neu«, gab er zum besten, nachdem Massa selbst nicht besonders schnell antwortete. Er lehnte sich wieder zurück und richtete seine Augen wieder auf den Trebellier. Menas unterdrückte ein Seufzen.
Beiträge von Marcus Artorius Menas
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Massa packte mit an, was Menas mit einem dankbaren Nicken quittierte. Der Zenturio war inzwischen auch wieder verschwunden. »Das ist dem Stab zu eigen«, erwiderte er, denn wer hatte schon einmal einen Vorgesetzten gesehen, der nicht in entsprechendem Tonfall kommandiert hatte? Die meisten Offiziere, denen Menas bisher unterstellt gewesen war, hatten Gehorsam, Wissen, Fertigkeit und Disziplin durch Gebrüll und gezieltes Vorführen des Einzelnen vor der Gruppe einzubläuen versucht. Von niederen oder Strafarbeiten einmal ganz abgesehen. Das war eben das Militär, auch wenn es sicherlich auch andere Methoden gab, seinen Rekruten Manieren beizubringen. Menas hatte dies nie kommentiert. Er befolgte den Befehl, den man ihm gab, und dachte sich seinen Teil, wenn es denn einen gab.
»Das hat er gesagt, ja«, bekräftigte Menas, während er das Tau aufrollte. Mehr wusste er auch nicht. Sichtlich irritiert sah er dann Massa an, als dieser nach seinem Bizeps fühlte und sich anhörte wie der Trebellier. Nicht etwa, weil er den Sinn dahinter nicht verstand, sondern weil es ihm unangenehm war, den Zenturio selbst in Abwesenheit zur Witzfigur zu machen. Und das wiederum lag daran, dass Menas keinen von Grund auf humoristischen Charakter besaß, sondern eher zurückgezogen und besonnen war. Dennoch rang er sich ein schiefes Grinsen ab. Massa gab sich Mühe, und Menas würde Freunde nötig haben. »Lass ihn das besser nicht hören«, bemerkte er und schob ein Schmunzeln nach, um nicht als Spielverderber dazustehen. Er deutete auf Massas zur Schau gestellten Bizeps. »Und sehen besser auch nicht. Solange du ihm deine Gänsebrust nicht zeigst, sollte aber alles im Lot sein«, versuchte er sich an einem Witz.
Menas nutzte das Ende des Taurollens dafür, einen Blick um sich zu werfen. Auch er hatte den Eindruck, die Schiffe seien dichter zusammengerückt. Vielleicht war hier aber auch nur der Nil weniger breit. »Syene ist nicht unbedeutend. Das ist eine Handelsstadt.« Menas hatte sein Vorhaben in die Tat umgesetzt und vor dem Abmarsch Karten studiert und Informationen gesammelt, soweit das möglich war. »Die Ägypter haben die Stadt früher Swenu genannt. Handel. So weit südlich war ich zuvor auch noch nie. Aber ich habe mit Tribun Decimus gesprochen, er sagt, die Wüste sei ein harter Gegner. Ohne ausreichend Wasser unterliegst du da schnell.« Und Serapio musste es wissen, immerhin war er ein Parthien-Veteran.
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Ein entfernter Verwandter also. Menas nickte ob dieser Information. Das würde eine gute Kameradschaft erleichtern, fand er, denn er würde nicht so sehr darauf achten müssen, was er wann sagte und wie er es tat. Nicht, dass er schlecht von Decimus Serapio geredet hätte derzeit, denn der Decimus mit seiner lockeren Art und dennoch guten Kompetenz stand immer noch hoch im Kurs bei ihm. Als sie die Stube wieder betraten, begann Massa, in seinem Ausrüstungsberg herumzuwühlen. Menas blieb stehen und lehnte sich an einen Stützpfeiler, sah ihm dabei zu. »Ja«, antwortete er. »Die ist in der Mitte des Kastells. Wir könnten...« Doch in diesem Moment gab es ein Poltern, dann Schritte auf dem Holzboden, und kurz darauf nahm Menas Haltung an. Der Zenturio hatte die Stube betreten. Phanias stand einen Moment später neben ihm und salutierte ebenfalls. Aus dem Thermenbesuch würde wohl erst später etwas werden.
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Zitat
Original von Aulus Trebellius Posca
"Auf die Beine ihr Weicheier, Syene kommt in Sicht also muss hier jetzt alles zackig gehen! Meine Güte Probatus Tedius Phanias, du siehst ja aus wie ein Schluck Wasser und nicht wie einer mit dem man auf Deck sauber machen kann, sondern wie einer den man auf die Rüstung spuckt um zu polieren! Wenn du dir nicht schleunigst ein paar Muckis antrainierst wird aus dir kein Legionär sondern irgendwann nochmal ne Frau! Zieh los und weck alle auf die gerade in den Kojen liegen wir legen in einer knappen Stunde an und bis dahin muss hier jeder auf seinem Posten sein klar?!"Menas wickelte ein Tau auf, das bei jeder weiteren Windung schwerer wurde. Glücklicherweise gehörte er nicht zu denen, die auf den Knien lagen und die Ritzen der Bodendielen schrubben mussten. Phanias stand ein wenig unbeholfen an der Reling und hielt das andere Ende des Seiles, genau genommen tat er nichts außer herumzustehen, und das sah dann wohl auch der Zenturio. Als jener ihn nämlich zusammenstauchte, nahm der Tedier sichtlich Haltung an und ließ das Tau fallen, dann salutierte er, gab ein »Jawohl, Zenturio!« zurück und nahm die Beine auf der Hand. Menas selbst wusste noch nicht so recht, was er von dem feisten Trebellier halten sollte. Hinwieder war er recht amüsant, meistens jedoch irgendwie seltsam. Er fragte sich, ob sein Körper diesen Umfang schon gehabt hatte, als er der Legion beigetreten war, oder ob er erst durch seine Beförderung zum Offizier dieses Ausmaß angenommen hatte. Menas wickelte das Tau allein weiter auf, nickte Massa kurz zu, als er diesen mit einem Fass vorbeikommen sah, und nahm das letzte Drittel des Taues in Angriff. Inzwischen hatte er es hinlegen müssen, da es zu schwer zum Halten geworden war. Was hatte der Trebellier gesagt? In einer Stunde würden sie anlegen. Dann hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen.
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Nun gut, doch hier war man auch schon dankbar für eine solche Meldung nach erfolgter Aufnahme in eine Familie. Diese Regelung dient ja doch eigentlich dazu, Neumitglieder nicht ab- oder zu umwerben, und beides habe ich nicht getan. Dennoch, ist ja nur eine Verwarnung.
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Ich meine mich zu erinnern, dass Artoria Medeia bereits jenseits des Alters für eine Schwangerschaft war, als sie Plautius geheiratet hat, und empfehle daher eine andere Verwandtschaftsbeziehung.
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Gemeinsam mit Massa betrat Menas die Stube. Er steuerte die Pritsche an, die der seinen gegenüber lag, und lud seinen Teil des Gepäcks darauf ab. »Das ist frei. Es gibt auch weiter hinten noch eins. Aber wir rücken demnächst aus, also ist es wohl gleich, wo du schläfst«, sagte Menas und deutete in die hinterste Ecke der Stube. »Means? Wann war noch mal... Oh. Chaire.« Phanias' längliches Gesicht tauchte auf, als Menas und Massa noch im Raum standen. »Appius Decimus Massa, Manius Tedius Phanias«, stellte er die beiden einander vor. »Noch ein Neuer? Na sowas, wird ja richtig gemütlich hier!« Phanius grinste, Menas wirkte leicht genervt. »Komm«, sagte er zu Massa, ließ Phanias einfach stehen und setzte sich in Bewegung zum Fahnenheiligtum, damit der Neue auch seinen Eid ablegen konnte.
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Menas' Brauen rutschten unweigerlich empor. »Decimus Massa?« wiederholte er. Schnell hatte er sich wieder gefangen. »Dann bist du mit Decimus Serapio verwandt, dem Tribun.« Mehr Feststellung denn Frage. Menas nickte, machte noch einen Schritt und nahm dem Decimer einen Teil seines Packens ab. »Ich zeige dir, wo du schlafen kannst. Du musst dich später dann aber noch beim Zenturio melden.« Menas nickte dem neuen Kameraden zu und verließ dann den Platz vor der Stube des Trebelliers, um Massa zur Stube der Soldaten der Zweiten zu bringen, zu den Unterkünften des ersten Zuges. Interessant, dachte er sich. Decimer, wohin man schaut.
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Sim-Off: Wertkarte.
Decima Seiana
Casa Decima • Rom
Provinz ItaliaM Artorius Menas Decimae Seianae s.p.d.
Ich grüße dich aus dem fernen Alexandrien, Decima. Dir wird mein Name mitnichten etwas sagen, deswegen will ich dir gern den Grund meines Schreibens erklären. Ich diente bereits in Rom bei den Stadtkohorten unter deinem Bruder Serapio. Nun hat mich der Wunsch der Parzen hierher verschlagen, in das warme Ägypten, und erneut diene ich unter ihm dem Reich. Dies alles wäre längstens kein Grund, dir zu schreiben, hätte ich nicht meinen treuesten Sklaven mitgenommen und hätte nicht dein Bruder vorgeschlagen, ihn in deiner Buchhandlung vor Ort arbeiten zu lassen, denn wie du vielleicht weißt, steht es nur einem Stabsmitglied zu, Sklaven im Lagerkastell zu halten.
Ich sehe es als meine Pflicht an, dir meinen Dank dafür auszudrücken, auch wenn dein Verwalter hier vor Ort dich vermutlich bereits über das neue Paar Hände in Kenntnis gesetzt hat. Für seine Arbeit erhält er einen Schlafplatz und Essen, so dass für dich kaum Unkosten entstehen. Ich möchte dir dennoch eine Vergütung anbieten für die Hilfe und Gastfreundschaft, die du über meinen Sklaven auch mir selbst gewährst.
Zugleich muss ich dich bitten, Geduld bei einer Antwort meinerseits zu üben, da wir in Kürze gen Süden ausrücken, um gegen ebenso dreiste wie gut organisierte Karawanendiebe vorzugehen.
Die Götter mit dir.
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NON AUG DCCCLX A.U.C. (5.8.2010/107 n.Chr.)
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Marcus Artorius Menas
Kastell der XXII. Legion • Cen. II Coh. II • Nikopolis • Aegyptus[Blockierte Grafik: http://img171.imageshack.us/img171/7836/artoriasiegel.gif]
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Menas lächelte schief bei der Erwiderung des Neulings und steckte einen kurzen Moment später den Dolch in die dafür vorgesehene Scheide an seinem Gürtel. Der andere tat es ihm gleich, auch wenn es nicht nur der Pugio war, der zu Boden ging, sondern gleichsam der ganze andere Rest der Soldatenausstattung. »Das nicht, aber um diese Zeit stehen die meisten auf dem Übungsfeld«, gab Menas zu bedenken. Ihm selbst hatte man noch keinen Ausbilder zugeteilt, um seine angefangene Ausbildung zu vollenden, weswegen er nun hier stand und mit einem Neuen reden konnte. »Massa«, sagte Menas und gab sich einen Ruck. Er trat auf Massa zu und reichte ihm die Hand zum römischen Gruß. »Marcus Artorius Menas.« Damit war das auch gegessen, obgleich Menas natürlich gern die Familie erfahren hätte, der der gleichaltrige Anwärter vor ihm entstammte. »Ja, das ist nicht leicht dieser Tage. Aber im Fahnenheiligtum ist meist jemand zu finden, der deinen Eid abnimmt«, erkllärte Menas und folgte dann dem Blick des anderen hin zu seiner Ausrüstung. »Welcher Einheit hat man dich zugeteilt?« fragte er interessehalber. »Ich bin in der zweiten Kohorte, zweite Zenturia. Und ich kann dich zum Sacellum bringen.«
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Seltsam war das durchaus. Menas war dem Neuen sozusagen auf den Fersen, seitdem er sich im Magazin einen neuen Dolch abgeholt hatte. Bei seinem alten war der Griff gerissen, und ihn so kurz vor dem Abmarsch reparieren zu lassen, war angesichts der vielfältigen, noch zu erledigenden Aufgaben einfach nicht möglich. Deswegen hatte ihn der Optio geschickt, sich gleich einen neuen Pugio zu organisieren. Mit ihm in der Hand hatte er den Kerl dort nach dem Fahnenheiligtum fragen hören, aber er war aufgebrochen, noch ehe Menas Gelegenheit gehabt hatte, ihn mitzunehmen. Auf seinem Weg zur Unterkunft war er daran vorbei gelaufen, hatte es aber wohl nicht wahrgenommen. Inzwischen dachte er, dass der Neue es wohl recht eilig hatte und aufgeregt war. Kein Wunder, angesichts der herrschenden Aufbruchstimmung. Menas hatte ihn beim Fabier klopfen sehen, aber der stand um diese Zeit draußen auf dem Platz. Plötzlich war er wieder weg, und obwohl es Menas gar nicht interessieren sollte, stand er doch wieder von seinem Bett auf und ging die paar Schritte hinter dem neuen Kameraden her. Jetzt stand er im Nebengebäude und wollte offensichtlich zu Trebellius Posca. Menas überlegte nicht lang, sondern lehnte sich in den Rahmen der Eingangstür hinter Decimus Massa und spielte mit seinem Dolch herum. »Dir kann man doch sicher helfen, wie es scheint«, begann er ein Gespräch und musterte den Rekruten interessiert. Nicht mal seine Ausstattung war er bisher losgeworden.
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Ganz offenbar war es heute vielen Einheimischen zu heiß geworden. Menas schwitzte selbst auch und war dankbar dafür, dass die ledernen Sandalen seitliche Öffnungen besaßen, durch die zumindest ein wenig Luftaustausch stattfand. Das Gewicht seiner Ausrüstung drückte ihm auf die Schultern, während er in der Sonne stand und sich hin und wieder den Schweiß mit dem Unterarm abwischte. Was hatte ihn nur geritten, dieser Versetzung nicht zu widersprechen...
Dann kam der Befehl zum Angriff. Decimus Serapio sah stattlich aus, dort oben auf seinem Pferd und in der glänzenden Rüstung. Fast bedauerte Menas die Anweisung, so wenig Blut als möglich zu vergießen. Er war sicher kein geübter Raufbold, erst recht kein Mörder, und doch faszinierte ihn die Macht, die die disziplinierte römische Legion gegenüber allem und jedem hatte. Er wollte sie kosten. Doch zu dieser Disziplin gehörte auch Gehorsam, und gerade gegenüber einem Tribunen wie dem Decimer würde Menas es sicherlich nicht wagen, ungehorsam zu sein. Serapio teilte die Römer in zwei Gruppen. Menas registrierte am Rande, wie Tedius Phanias neben ihm der Letzte war, der noch zum Stoßtrupp des Decimers gehörte. Es blieb nicht mehr fiel Zeit, die Barrikade zu analysieren, als der Befehl zum Vormarsch kam und Menas sein Schild hob, um dem Tribunen zu folgen, der vorweg ritt.
In jenem Moment kamen allerlei Geschosse auf sie zu geflogen. Neben Tonbechern und Unrat sausten auch rohe Eier, teilweise ob der Sonne sehr übelriechend, auf sie zu. Eines davon traf den Tribunen gut gezielt an seinem Rundschild vorbei an der Schulterschnalle, die dünne Schale zerplatzte und es ergoss sich der übel riechende Inhalt auf die schöne Rüstung und über einen Teil des Umhangs. Menas riss sein scutum hoch und konnte sich gerade noch vor einem schrumpeligen Kohlkopf retten, der über die Kante schoss und den Tedier hinter ihm am Kopf traf. Dessen Beine knickten ein, gleichzeitig verdrehten sich seine Augen und dann stand jemand anderer hinter Menas und Phanias war verschwunden. Das Grölen wurde immer obszöner, und einem anderen hätten wohl die Ohren geschlackert. Irgendwo sah er einen hin und her schwenkenden nackten Hintern. Erbärmlich, wie tief man sinken konnte, wenn man nichts mehr zu verlieren hatte.
Im nächsten Moment brandete ihr Keil an die Barrikade. Zwei Legionäre rollten ein verkeiltes Fass aus dem Weg, drei andere gaben ihnen Deckung dabei, wieder zwei andere flankierten den Tribunen und achteten darauf, dass er nicht ernsthaft behelligt wurde. Menas stocherte mit seiner Lanze nach den Füßen eines Aufständigen, traf jedoch nicht und suchte sich ein neues Ziel. Ein Kornwagen stand im Weg, darauf gestapelt Kisten und Kästen, links daneben hing ein stinkendes Fischersnetz. Und immer noch flogen Scherben und Gerümpel, Obst und Gemüse. Sogar ein Schuh war dabei.
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Sim-Off: Wertkarte.
Servius Artorius Reatinus
Kastell der Legio I • Mantua
Provinz ItaliaM Artorius Menas S Artorio Reatino s.p.d.
Ich danke dir für deinen Brief und die finanzielle Unterstützung.
Bisher verläuft hier alles nach Plan. Ich habe meine Grundausbildung wieder aufgenommen, auch wenn ich sie wohl vor unserem Ausmarsch nicht werde beenden können. Ich bin dennoch guter Dinge, dass mir das Erlernte weiterhelfen wird, wenn es soweit ist. Ich kann dir nicht versprechen, den Kontakt zu halten, wenn wir aufbrechen, was zweifellos in Kürze geschehen wird.Ich habe noch ein Anliegen, von dem ich hoffe, dass es nicht zu viel verlangt ist. Meine Mutter, Valeria Casca, hat sich nach Vaters Tod nach Tibur zurückgezogen. Ich habe auch ihr geschrieben, aber ich mache mir große Sorgen um sie. Sollte dich dein Weg in Bälde nach Rom führen, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du nach ihr sehen könntest. Ich werde meinerseits mein Möglichstes tun, meiner Pflicht als Sohn nachzukommen und nach einem geeigneten Ehemann Ausschau halten, damit sie versorgt ist, wenn die Zeit reif ist.
Die Götter mit dir.
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PRIDIE ID IUL DCCCLX A.U.C. (14.7.2010/107 n.Chr.)
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Marcus Artorius Menas
Kastell der XXII. Legion • Cen. II Coh. II • Nikopolis • Aegyptus[Blockierte Grafik: http://img171.imageshack.us/img171/7836/artoriasiegel.gif]
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Menas rieb sich den Ellbogen. Er war am Tage unglücklich gefallen und hatte nun einen stattlichen Pferdekuss an dem Gelenk. Er hatte seine Übungen dennoch absolviert, auch wenn er inzwischen kaum mehr den Arm beugen konnte. Er und die anderen Probaten aus seiner Einheit hatten in dieser Woche Dienst in der Werkstatt. Menas hasste es, Ziegel zu machen, leckes Stalldach hin oder her. Man sah danach aus wie ein Schwein, von der Hitze am Brennofen ganz abgesehen. Menas war gefallen, als er in Deckung gegangen war. Die Ziegel waren zu schnell für ihn durch die Kette geworfen worden, schneller, als er hätte stapeln können. Ein gutes Dutzend war dabei zu Bruch gegangen, und Menas war beim Sturz unglücklich auf den zerbrochenen Tonziegeln aufgekommen.
Er zog eine Grimasse und wälzte sich auf seinem Bett herum. Es war dunkel, die meisten schliefen schon. Menas' Öllampe jedoch brannte noch. Er konnte nicht schlafen. Immer, wenn er die Augen schloss, erschien das sanfte Gesicht seiner Mutter vor seinen Augen. Er konnte ihr aber nicht noch einen Brief schicken, auch wenn er noch nichts von ihr gehört hatte. Wie sah das denn aus, er hatte noch nicht einmal eine Antwort erhalten und schrieb gleich wieder! Nein, das ging nicht. Aber er konnte nach Mantua schreiben. Von Reatinus hatte er einen Brief erhalten vor ein paar Tagen. Menas setzte sich auf und kramte leise nach seinen Schreibunterlagen. Die Feder war verknickt, was ihm ein ärgerliches Stirnrunzeln entlockte, der Papyrus wellig. Es würde schon gehen. Menas spuckte auf den Tintenstein und begann zu schreiben.
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Menas lauschte der Erzählung des Tribunen. Er erinnerte ihn immer mehr an seinen Onkel Avitus. Auch er hatte gut Geschichten erzählen können, hatte immer die richtigen Worte gefunden, um dieselben Sehnsüchte in Menas zu wecken, wie er sie selbst verspürt hatte. Es war albern, das wusste er, aber Menas wurde es dennoch schwer ums Herz, wie er so dasaß und Serapios Erzählung zuhörte. Er fühlte sich in diesem Moment ziemlich jung und stellte in Frage, ob er diesem Abentuer überhaupt gewachsen war. Die Wildnis war etwas ganz Anderes als Rom oder Ostia. Ob seiner Gedanken bemerkte Menas erst kurz darauf, dass der Tribun bereits geendet hatte. Er blickte auf. »Ich werde eine Besichtigung auf meine Liste setzen«, bemerkte er und lächelte Serapio kurz an. Es wirkte vielleicht ein klein wenig wehmütig, da er immer noch an Avitus dachte, und Menas war deswegen froh, dass die Sklavin kam und etwas zu trinken brachte.
Den Becher nahm Menas entgegen, betrachtete kurz das filigrane Muster auf dessen Gefäßwand. Er fuhr mit dem Daumen darüber. Sie erinnerten ihn an daheim. Sehnsucht überkam Menas. Es bildete sich ein Kloß in seinem Hals, den er nach einem Prosit schnell mit einem Schluck Wein fortspülte. Er würde jetzt ganz sicher nicht sentimental werden, erst recht nicht vor dem Tribunen! Menas hatte kein Heimweh. Er war ein angehender Soldat. Ein Mann. Er sorgte sich lediglich um seine Mutter, das war alles! Menas hielt den Becher an seinem Rand fest und hörte wieder Serapio zu. Er war nervös, unterdrückte nur mit äußerster Willenskraft den Impuls, mit seinem Bein auf und ab zu wippen. Es war ihm peinlich.
»Vielleicht liegt das an er Sonne?« schlug er vor. »Sie brennt den Einheimischen seit ihrer Geburt auf den Pelz. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die Aggressivität schürt.« Von den Tempeln und Pyramiden hatte auch Menas schon gehört. Er war kein Kulturverrückter, doch auch kein Kulturbanause. Er hätte sich gern die Bauten einmal angesehen. Sie sollten unvorstellbar sein, und allein das wäre schon einmal einen Blick wert. »Vielleicht bietet sich die Möglichkeit einer Untersuchung«, bemerkte er daher. Dass sie für eine Besichtigung anhalten würden, glaubte er ebenfalls nicht. »Solche Bauten bieten sicherlich denen einen guten Unterschlupf, die wir suchen...« Menas war nicht dumm. Solche Dinge fielen ihm schnell ein. Sie kamen ganz von selbst. Und es würde wohl keiner einem Tribunen widersprechen, wenn der im Dunkel eine finstere Gestalt in einem Tempel verschwinden sah und daraufhin eine Untersuchung befahl. Menas schmunzelte. »Das Heiligtum von Abu Simbel soll am imposantesten sein, habe ich gehört.« Vielleicht kamen sie ja bis dorthin.
Er erneut seinen Becher und trank einen Schluck. Jetzt bemerkte er zum ersten Mal bewusst den Geschmack des Weines, der angenehm seine Kehle hinab rann. Der Nervosität kam das entgegen, sie legte sich langsam. »Tribun, ich möchte dich etwas fragen«, brach es schließlich aus ihm heraus. Menas stellte seinen Becher zurück auf das Tablett, das auf dem Tisch stand, und wandte dann den Blick seiner blauen Augen jenen des Decimers zu. »Würdest du mich als deinen Klienten annehmen?«
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»Probat Tedius Phanias!« »Anwesend!« Tedius federte von seiner Pritsche hoch und drängte sich durch einen kleinen Pulk angehender Soldaten nach vorn zu dem Legionär mit der Posttasche. Erwartungsvoll sah er ihn an. Der Soldat reichte einen kleinen Stapel an den Tedier weiter. »Bitte sehr. Lohnt sich ja fast, eine eigene Poststelle aufzumachen, so viel wie du immer bekommst«, witzelte der Postverteiler. Tedius Phanias griff nach dem Stapel und nahm ihn an sich, verzog sich dann wundersamerweise ohne weiteres Wort zurück zu seinem Schlafplatz.
»Probat Artorius Menas«, fuhr der Mann fort. Menas lag auf seinem Bett und hatte sich bisher nicht für die Ausgabe der Post interssiert. Nun stemmte er sich auf die Ellbogen und sah verwundert zu den wartenden Probaten hin. »Artorius Menas?!« Einige Köpfe drehten sich, fragende Blicke trafen ihn. Menas rappelte sich langsam auf. »Bei Mars, reicht das einfach weiter!« schnauzte der Soldat mit der Post nun. Eine einzelne Schriftrolle wurde an Menas durchgereicht, der sie entgegen nahm. Das artorische Siegel prangte darauf, also kam der Brief nicht von seiner Mutter. Menas schwieg, brach das Siegel und las, während die Postausgabe mit dem Probaten Memmius Strabo weiter ging.
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Menas hatte auch nicht damit gerechnet, dass der Tribun seine Frage nun verneinte, denn dann hätte er ihn sicher nicht erst eintreten lassen. Höfliche Umgangsformen allerdings hatte Menas seiner Mutter zu verdanken, und er wandte sie so sicher an, wie er atmete. Der Tribun folgte seinem Blick hin zu den Hanfpflanzen, wie Menas aus den Augenwinkeln heraus bemerkte. Sonst sagte er nichts weiter, und Menas hatte ein wenig den Verdacht, dass Decimus Serapio ihm auswich, nur wusste er nicht, wieso. Sofern das überhaupt der Fall war. So beschloss Menas, seinen Vorgesetzten nicht mit weiteren Fragen bezüglich des Hanfes zu drängen, und setzte sich nach einem kurzen Nicken auf die stattliche Steinbank neben einem herrlich duftenden Jasmin. Erneut sah sich Menas um. Im Garten schien es sogar kühler zu sein als außerhalb des Tribunenhauses. Das lag bestimmt an den vielen Pflanzen und überhaupt an dem vorherrschenden Flair. Der Tribun organisierte derweil etwas zu trinken und sah Menas dann abschätzend an. Jetzt kam es Menas ein wenig unvorteilhaft vor, sich schon gesetzt zu haben, da Serapio noch stand. Er fühlte sich so fast ein bisschen wie in einem Verhör, aber erneut aufzustehen, erschien ihm blödsinnig, also blieb er sitzen und machte das Beste daraus.
»Es ist sehr warm hier. Mehr kann ich kaum sagen, ich bin direkt vom Hafen hierher geritten und habe kaum das ganze Kastell gesehen«, erwiderte Menas wahrheitsgemäß. »Der Leuchtturm ist beeindruckend«, fügte er hinzu, da er sich just in diesem Moment an das imposante Bauwerk erinnerte, das seinem Schiff den Weg in den Hafen gewiesen hatte. Serapio musste genauso wissen wie Menas, dass sich sein Horizont in Bezug auf die interessanteren Ecken Ägyptens erstmal nicht erweitern würde, denn Probaten hatten schließlich keinen Ausgang. Erst recht nicht auf einem Feldzug, also ersparte sich Menas ihnen beiden, darauf hinzuweisen. »Du bist schon länger hier, Tribun?« erkundigte sich Menas, denn er hatte keine Ahnung, wann der Decimus versetzt worden war.
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Die Haushälterin also. Menas wäre auch gern ein Tribun gewesen. Doch das dauerte noch eine ganze Weile. Zehn Jahre vielleicht, wenn er sich gut anstellte und Hilfe hatte. Doch zunächst galt es, die Grundausbildung zu beenden, dann würde er weitersehen. »Danke.« Menas gab sich spärlich mit Worten, zumal er hier nur eine Sklavin vor sich hatte, deren Name gleich wieder vergessen war. Daraufhin ließ die Alte ihn stehen, und Menas wartete.
Es dauerte nicht lang, Menas musste nur einen winzigen Moment warten, dann wurde ihm die Tür wieder geöffnet und die Sklavin bat ihn hinein. Schweigend folgte er ihr, darüber rätselnd, wie sie es schaffte, kaum ein Geräusch auf dem sauberen Boden zu verursachen. Die Sklavin führte ihn an einer nett anzuschauenden Statuette vorbei, und ein paar Schritte weiter konnte Menas einen Blick auf ein ansehnliches Heldenmosaik auf dem Boden des Esszimmers werfen, bis die Sklavin stehen blieb und ihm mit Wort und Hand den letzten Rest des Weges wies und selbst zurücklegen ließ. Er nickte ihr höflich zu und begab sich dann die wenigen Schritte weiter ins Peristyl. Der Übungslärm einiger weniger engagierten Soldaten, die um diese Tageszeit noch ihre Muskeln festigten, drang nur sporadisch hierher vor, je nach dem wie der Wind stand. Menas hielt inne, und ließ kurz den Blick scheifen. Der Decimus hatte sich hier eine kleine Oase der Ruhe geschaffen oder schaffen lassen. Neben bunten Blumen und Rankgewächsen gab es auch einige junge Schößlinge, deren Ertrag später einmal vielversprechend sein würde. Erst ein leises, metallisches Klirren ließ Menas den Kopf zu Decimus Serapio wenden, der an einem kleinen Brunnen stand und bis eben wohl die Kupferkanne in der Hand gehabt hatte. Das Plätschern des Wassers trug sicherlich maßgeblich zur Entspannung bei, vermutete Menas. Ein wenig ratlos, ob er nun salutieren sollte oder nicht, entschloss sich Menas für ersteres. »Tribun.« Er wartete kurz und stand dann wieder bequem, immerhin waren sie hier nicht offiziell Soldaten, sondern das Gespräch fand privat statt. Sonst wäre es Menas auch im Traum nicht eingefallen, hierher zu kommen, immerhin galt es, eine Befehlskette einzuhalten.
Menas trat nun etwas näher an Serapio heran. »Ich hoffe, ich störe dich nicht mit meinem Anliegen? Es ist privater Natur.« Er warf einen Blick in den kleinen Garten. »Ein sehr schöner Garten. Ist das Hanf?« Menas wusste, dass es Hanf war. Ein Medikus hatte damals versucht, die gelegentlichen Krampfanfälle Menas' mit diesem Kraut zu heilen, doch geholfen hatte es nichts. Zumindest nicht in Bezug auf die Krämpfe.
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Menas war ganz natürlich davon ausgegangen, dass der Tribun selbst öffnen würde. Dementsprechend irritierte es ihn einen kurzen Moment lang, dass eine ältere Dame öffnete, die ihre Hände an ihrer Kleidung trocknete. Doch Menas fing sich recht schnell wieder und besann sich auf sein Anliegen. Er trug eine normale Tunika, sauber und in einem dunklen Rot gehalten, doch war er sonst nicht weiter herausgeputzt. Am Nachmittag war er noch in den Thermen gewesen, die zwar kleiner als die stadtrömischen, doch nicht minder angenehm waren. »Salve. Ich bin der Probat Marcus Artorius Menas, und ich möchte mit Tribun Decimus sprechen«, stellte er sich vor, wie er gleichermaßen sein Anliegen erklärte. Er hoffte nur, dass der Tribun auch zugegen war.
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Sim-Off: Ist izwischen eine Wertkarte angelegt? Reatinus wollte sich darum kümmern.
Dieser Brief soll in einem noch nicht existenten Thema gepostet werden. Bitte legt es hier an und nennt es: [Tibur] Landhaus der Artorier
Danke.
Valeria Casca
Landhaus des Artorier • Tibur
Provinz ItaliaM Artorius Menas s.p.d.
Mutter, sei beruhigt, ich habe Ägypten trockenen Fußes erreicht und bin wohlauf. Es ist sehr warm hier, aber trocken, sodass man leichter mit der Hitze umgehen kann als zu Hause. Das Legionskastell ist ein wenig außerhalb, doch nicht weit von Alexandrien entfernt. Sacadas ist bei einer Buchhandlung untergekommen, die der Familie meines Tribuns gehört. Du kennst doch die Decimer?
Ich muss dir leider auch mitteilen, dass dies vorerst der letzte Brief von mir sein wird, der dich erreicht, denn die XXII rückt aus, und mit ihr auch ich. Im Süden hat es Zwischenfälle gegeben, bei denen ehrbare Römer zu Schaden gekommen sind. Ich weiß noch nicht, ob es eine Feldpost geben wird, deswegen stelle dich besser darauf ein, länger auf einen Brief zu warten. Ich werde auf mich achten, das verspreche ich dir. Ich habe auch an Servius Reatinus geschrieben. Es wird höchste Zeit, dass wir etwas mehr zusammenrücken. Sollte er Mantua verlassen und nach Rom kommen, wird er dich gewiss besuchen kommen.
Aber nun zu dir. Ich hoffe, du bist wohlauf, Mutter. Die Trauerzeit ist nun schon eine ganze Weile vorüber. Willst du dich nicht wieder nach Rom begeben? Oder du kommst hierher. Man sagt, der Legionspräfekt sei einsam. Er ist eine gute Partie und wäre sicherlich ein geeigneter Mann. Überlege es dir.
Die Götter mit dir.
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KAL IUL DCCCLX A.U.C. (1.7.2010/107 n.Chr.)
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Marcus Artorius Menas
Kastell der XXII. Legion • Cen. II Coh. II • Nikopolis • Aegyptus[Blockierte Grafik: http://img171.imageshack.us/img171/7836/artoriasiegel.gif]