Stratocles brachte mir den Brief. Ich stand wieder vor der Kalligraphie, allerdings mit umgürtetem Schwert. Die linke Hand ruhte auf dem Knauf des Schwertes und meine Haltung war stolz, ganz im Gegensatz zu den letzten Tagen.
Als ich seine Anwesenheit bemerkte, drehte ich mich um und gab ihm ein Handzeichen, dass er zu mir kommen könnte. Wortlos übergab er mir den Brief und ging wieder. Ich las den Brief im Stehen. Wozu sollte ich mich setzen? Ich hatte schon fast mit einer solchen Antwort von Ànthimos gerechnet. Allerdings hatte er meine Intention wohl falsch verstanden. Nicht, weil ich ihn für einen berechnenden Politiker hielt, schickte ich ihm den Brief, sondern weil ich hn für das genaue Gegenteil hielt. Man könnte auch sagen, ich hielt ihn nicht für hart genug, sich notfalls von seinen Freunden zu trennen, wenn sie problematisch wurden. Ich würde es meinerseits wohl auch nicht machen, aber hier lag der Fall anders. Die Frage war nur, wie konnte ich ihm das so schreiben, dass er es mir nicht übel nahm?
Beiträge von Marcus Achilleos
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Als ich mich zu Matrinius umdrehte, war er gegangen. Ich wollte ihm gerade noch sagen, dass ich ganz sicher nicht die Rüstung ablegen würde. Nicht, weil ich den Leuten hier in Rhakotis misstrauen würde, sondern, weil ich den Griechen in Broucheion misstraute. Da er aber weg war, konnte ich das nicht mehr sagen. Statt dessen ging ich in meine Wohnung und gürtete noch mein Schwert um. Wer auch immer mich angreifen wollte, sah sich jetzt einem zum kampf bereiten Krieger gegenüber. Dafür würde ich mich nicht mehr im privaten Teil meiner Akademie verkriechen. Ich würde wenigstens weiter unterrichten.
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Matrinius' Ansprache hatte etwas. Er hatte recht. Ich hatte wohl zu viel von mir selbst erwartet. "Du hast mich überzeugt. Ich werde hier weitermachen. Jedenfalls so lange, wie es die politische Situation in Alexandria zulässt. Wenn sich die Situation zwischen Römern und Griechen hier weiter verschärft, werde ich die Stadt verlassen. Ich habe nämlich nicht vor, bei der Niederschlagung eines Aufstandes zwischen die Fronten zu geraten und mein Leben zu lassen. Für eine Seite Partei ergreifen werde ich sowieso nicht."
Ich stand auf und ging etwas auf und ab. "Wenn mich meine Feinde töten wollen, dann sollen sie kommen. Ich werde jeden, der mich angreift, zu seinen Ahnen schicken. Die Sprache verstehen sie. Wenn ich es gewollt hätte, wären auch die Angreifer von neulich nicht mehr am leben. Ich hatte einen plötzlichen Anflug von Barmherzigkeit. Den wird es nicht mehr geben."
Schließlich blieb ich vor der Kalligraphie stehen und betrachtete sie. "Tianxia. Alle unter dem Himmel solen nach ihren Fähigkeiten behandelt werden und in Harmonie leben. Das ist meine Verpflichtung. Ich werde es nicht erreichen, aber ich muss es versuchen." Ich sprach mehr zu mir selbst als zu Matrinius.
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Ich seufzte. "Ich hatte mir einmal den Ruf der Rechtschaffenheit verdient. Zixi De wurde ich genannt, die Rechtschaffenheit aus dem Westen. Aber da hatte ich die Macht, etwas zu ändern. Hier bin ich machtlos und stehe einem Ausmaß an Ungerechtigkeit gegenüber, das ein einzelner Mensch nicht beheben kann. Ich hätte mir eine kleinere Stadt aussuchen sollen. Hier kann ich nicht gewinnen. Hier kann ich nur verlieren. Ich hatte mir schon überlegt, einfach an eine abgelegenen Ort zu ziehen und mich ganz der Meditation zu widmen. Ich habe noch zu viele schlechte Eigenschaften, um ein guter Lehrer zu sein. Ich bin oft überheblich. Ich sage meine Meinung ohne Rücksicht auf andere. Vor allem aber weiß ich nicht, wann es besser ist, zu schweigen."
Ich dachte kurz nach. "Der Meister sprach: »Ich war fünfzehn, und mein Wille stand aufs Lernen, mit dreißig stand ich fest, mit vierzig hatte ich keine Zweifel mehr, mit fünfzig war mir das Gesetz des Himmels kund, mit sechzig war mein Ohr aufgetan, mit siebzig konnte ich meines Herzens Wünschen folgen, ohne das Maß zu übertreten.«" Ich sah Matrinius an. "Ich bin erst knapp über dreißig. Vielleicht sollte ich jetzt besser aufgeben und mit siebzig zurückkehren. Dann wären wohl auch die meisten meiner Feinde tot. Meine frühere Hartnäckigkeit habe ich nicht mehr. Man muss wissen, ab wann man einfach nur noch stur ist und gegen Mauern kämpft."
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Ich atmete tief durch. "Ich will dir mal etwas sagen: Edle Absichten bringen nichts ohne Geld, um sie auch umzusetzen! Was ich bisher erreicht habe, ist nicht viel. Außer Morddrhungen und einem versuchten Mord an mir! Willst du wissen, weshalb ich in der Gasse angegriffen wurde? Weil ich römerfreundlich bin, deshalb! Aus dem gleichen Grund haben diese griechischen Traumtänzer, die heile Welt und unabhängige Polis spielen, in der Ekklesia damit gedroht, mich umzubringen! Und mit dieser Akademie habe ich mir auch mächtige Feinde geschaffen, weil ich den Menschen hier Hoffnung gebe und damit den mächtigen Kriminellen ihre Rekrutierung erschwere! Deshalb habe ich mir wieder eine Rüstung schmieden lassen, die ich immer, außer zum waschen trage! Immer, auch nachts, wenn ich schlafe! Deshalb übe ich wieder den Kampf! Und deshalb habe ich auch keine Zeit mehr, mich um die Akademie zu kümmern!" Ich war frustiert, das konnte man merken. Ich sah auch keinen Sinn darin, das zu verbergen.
"Mir ist durchaus bewusst, dass diese Akademie der großen Mehrheit der Griechen egal ist oder sie sogar stört, weil man Rhakotis doch besser sich selbst überlässt und man die Herrschaft eh nicht mit Ägyptern teilen will. Mir ist auch bewusst, dass es aus Sicht der meisten Röer auch nicht besser aussieht. Du wolltest ja mal nach Schreibmaterialien in der Legion fragen. Ich schätze mal, dass deine Bitte abgelehnt wurde. Ist mir aber inzwischen auch egal."Ich ging in die Meditationshalle und setzte mich auf mein Kissen. Gleichzeitig gab ich Matrinius ein Zeichen, dass er sich auch setzen durfte.
"Was die Politik anbetrifft: Die Griechen leben in einer Phantasiewelt, in der Alexandria unabhängig ist. Und wehe dem, der sie an die Realität erinnert! Und Rom? Bevor der neue Praefectus Legionis da war, schien es eine Art Konsens zu geben, dass man sich gegenseitig mit Respekt behandelt. Doch nun scheint es so zu sein, dass von den Griechen Unterwürfigkeit erwartet wird und Römer sich als Halbgötter aufspielen. Ich weiß, dass du nicht so bist und dass ich da folglich mit dem Falschen spreche, aber ich sage es trotzdem: Wenn Rom will, dass Alexandria wie eine besetzte Stadt behandelt wird und die Einheimischen entrechtet werden, dann stellt die Stadt doch unter entsprechende Gesetze! Schreibt jedem Peregrinus vor, sich vor Römern zu verbeugen, tragt ihnen auf, die Legionen auf eigene Kosten zu versorgen und lasst jeden hinrichten, der sich kritisch zu Rom äußert oder auch nur einen Römer falsch ansieht! Löst die Ekklesia auf und suspendiert die Ämter der Polis! Löst die Stadtwache auf! Aber sagt nicht offiziell, dass Alexandria die libertas gewährt wird und behandelt sie dann anders! Außer, ihr wollt einen Aufstand provozieren, um ihn dann ruhmreich niederzuschlagen!"
Ich wartete auf eine Reaktion von Matrinius.
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Ich nickte. "Das ist richtig. Irgendwie muss ich ja die laufenden Kosten der Akademie decken. Da ich nicht vorhabe, zu betteln, ist das sicher eine der besseren Möglichkeiten. Allerdings werde ich nicht mehr lange in der Stadtwache dienen."
Ich dachte kurz nach. "Mir ist durchaus bewusst, dass sich das Verhältnis zwischen Legion und Stadtwache in den letzten Wochen drastisch verschlechtert hat. Nach dem, was ich erfahren habe, würde der neue Praefectus Legionis am liebsten die Stadtwache abschaffen. Die Selbstverwaltung der Polis würde er am liebsten auch abschaffen und idealerweise die ganze Polis unter Besatzungsrecht oder sogar Kriegsrecht stellen. Ganz so schlimm ist es vermutlich nicht, aber ich frage mich schon, warum seit dem Amtsantritt des neuen Praefectus Legionis die Übergriffe auf peregrine Bürger, vor allem auf Griechen, zugenommen haben. Vielleicht weißt du diesbezüglich mehr?" -
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich das auf mich bezieht?"
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Ich sah kurz auf meinen linken Unterarm, der unter dem Ärmel verborgen war. "Die Wunde heilt recht gut. Ich habe sie mit Essigwasser ausgewaschen und danach zugenäht. Das scheint einen positiven Effekt zu haben, auch wenn es ordentlich zwiebelt. Mir geht es auch durchaus gut. Ein paar kleinere Probleme, aber sonst geht es mir gut." Außer, dass die kleineren Probleme Morddrohungen waren. Einerseits wegen der Akademie, andererseits wegen meiner Römerfreundlichkeit. Aber damit wollte ich Matrinius nicht belasten.
"Und wie geht es dir so?" fragte ich.
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Frohe Weihnachten!
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Schließlich stand ich auf, verneigte mich noch einmal vor der Ahnentafel und drehte mich zu Matrinius. Als ich mein Gewand richtete, konnte man kurz ein Muster aus Sechsecken erkennen, als der Stoff gestrafft war. Der einzige Hinweis auf die Rüstung, die ich darunter trug.
"Was kann ich für dich tun, Matrinius?" fragte ich höflich, mit einem leichten Lächeln, während meine Augen ausdruckslos blieben.
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Hätte ich auch nur ansatzweise geahnt, was mit Axilla's Vater geschehen war, dann hätte ich zu diesem Thema gar nichts gesagt. Da ich aber, wie allzu oft, einfach meine Meinung sagte, ohne Rücksicht auf Verluste, lag die Schuld eindeutig bei mir. Ich sah betreten zu Boden, dann sah ich Urgulania an. "Es lag nicht in meiner Absicht, deine Feier zu zerstören. Ich bin ein Idiot, aber das soll, nein das darf keine Entschuldigung sein. Mein Verhalten ist unentschuldbar."
Ich stand auf. "Ich denke, es ist besser, dass ich gehe. Ich habe schon genug Schaden angerichtet."
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Stratocles öffnete die Tür. Als er sah, wer da vor ihm stand, lächelte er. "Matrinius, sei willkommen. Ich nehme an, dass du zu Marcus möchtest?" Die Frage war natürlich rhetorisch, deshalb führte er den Römer über die leeren Höfe in den hinteren Teil der Akademie, zum Ahnentempel. Auf dem Weg dahin redete er leise und man konnte eine leichte Besorgnis heraushören. "Nach seiner Verwundung hat er sich bereits etwas verändert, aber seit der Ekklesia ist er deutlich verändert. Er lässt sich kaum noch blicken. Die Kinder unterrichte ich. Er ist fast nur noch im Ahnentempel und der Bibliothek der Akademie. Und nachts übt er den Kampf, sowohl unbewaffnet als auch mit dem Schwert. Was ist mit ihm los?"
Schließlich erreichten sie den Ahnentempel. Ein leichter Nebel aus Weihrauch lag in dem Raum und ich saß vor der Ahnentafel des Meisters Kong auf meinen Knien und meditierte.
Vorsichtig ging Stratocles hinein und sprach mich leise an. "Shifu, Matrinius ist hier."
Ohne aufzublicken gab ich ihm ein Handzeichen, dass er Matrinius hineinführen sollte.
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Ein Straßenjunge, der von mir für seinen Botengang mit ein paar Drachmen entlohnt worden war, schob einen Brief unter der Tür durch und verschwand dann schnell wieder.
Werter Ànthimos,wie ich erfahren habe, bist Du nun in der Politik aktiv. Einsatz für die Menschen hat immer Respekt verdient, deshalb möchte ich mein Bedauern äßern, dass ich zum Zeitpunkt der Wahl die Ekklesia bereits verlassen hatte. Deine Verlobte ist übrigens eine ausgezeichnete Rednerin und sie hat mich durchaus zum nachdenken gebracht. Der Grund für diesen Brief besteht auch darin, dass Du nun in der Politik aktiv bist. Freundschaft zu mir oder auch nur der Kontakt mit mir würde sich negati auf Deine politische Laufbahn auswirken. Dazu habe ich mir inzwischen zu viele Feinde gemacht.
Meiner Meinung nach bist Du eine Bereicherung für die Polis. Ich kann es nur unterstützen, dass Du politisch aufsteigst. Damit Du keine schwierige Entscheidung zu meiner Person treffen musst, tue ich das. Ich ziehe meine Einladung hiermit zurück. Ebenso lehne ich Deine Einladung ab. Meine Entscheidung ist wohlüberlegt, ich werde sie nicht noch einmal überdenken. Ich empfehle Dir, sie zu akzeptieren und Dir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Ebenso empfehle ich Dir, keinen Kontakt zu mir zu suchen.Marcus Achilleos
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Auf Urgulania musste ich jetzt natürlich zwingend reagieren. "Also, mit Verlaub, ich halte es für erheblich unzivilisierte die Verluste an Menschenleben im Namen der Ehre zu verzehnfachen, indem man erst abwartet, bis der Gegner überlegen angreift. Ein Problem löst man am besten, wenn es klein ist. Wenn man abwartet, bis es groß ist, wird sich der Aufwand vervielfacht haben. Genauso ist es mit der Taktik. Hätte ich in deinem Sinne ehrenvoll gehandelt, dann würde ich heute nicht hier sitzen und meine Stadt wäre samt ihren Einwohnern vernichtet worden. Hier stellt sich natürlich zwingend die Frage, ob es noch ehrenvoll ist, einige tausend Menschen zu opfern, um die persönliche Ehre zu erhöhen? Ich denke nicht. Da riskiere ich lieber einen Kratzer an meiner persönlichen Ehre und rette diejenigen, die nicht kämpfen können. Man könnte übrigens auch die Frage stellen, ob Odysseus ehrenhaft gehandelt hat? Immerhin hat er die Verteidiger Trojas angegriffen, als fast alle schliefen. Ist der Sieg über einen schlafenden Gegner ehrenvoll? Ich erinnere mich auch an einen Aufsatz eines römischen Offiziers, der zu dem Fazit kam, dass Ehre im Ergebnis liegt und nicht in der Ausführung. Denn früher oder später wird man sich zwar an den Sieg erinnern, aber nicht an die Umstände des Sieges." Jetzt hatte ich implizit die Römer mit den Barbaren gleichgesetzt. "Ich kann auch gerne folgende Frage stellen: War der Sieg bei Alesia ehrenvoll? Militärisch genial war er, aber hätte der göttliche Caesar nicht abertausende von Leben retten können, wenn er schon deutlich vorher zugeschlagen hätte, als Vercingetorix noch dabei war, die gallischen Stämme zu vereinen? Wäre das also nicht erheblich ehrenvoller gewesen?"
Ich machte eine kurze Pause, um einen Schluck zu trinken. Dann sprach ich weiter. "Ich habe noch ein Zitat. Es stammt aus einem Buch, das hier unbekannt ist. "In alten Zeiten waren diejenigen als geschickte Krieger bekannt, die siegten, so lange der Sieg leicht zu errigen war. Daher bringen den vortrefflichen Kriegern ihre Siege weder Ruhm für ihre Klugheit noch Verdienste für ihren Mut ein. Daher sind ihre Siege in der Schlacht kein Zufall." Ich halte dieses Zitat für durchaus treffend. Aber vielleicht sollten wir zu diesem Thema die sachkundige Meinung von Iunius Silanus hören? Immerhin ist er Soldat."
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Seit dem Kampf, bei dem ich verwundet wurde, war ich deutlich vorsichtiger geworden, was mein Vertrauen zu Menschen betraf. Seit den Drohungen einiger Bürger in und nach der Ekklesia, war das gesteigert. Genauer gesagt, ich war quasi in permanenter Kampfbereitschaft. Mein Schlaf war leichter geworden und ich hatte erhebliche Zeit in mein Kampftraining gesteckt. Die Kinder von Rhakotis ließ ich von Stratocles unterrichten.
Nun, endlich, waren alle Teile für meinen Lamellenpanzer vorhanden. Ich nahm einen sehr robusten Faden und fügte die Panzerung sorgsam, Stück für Stück, zusammen. Schließlich qar sie komplett zusammen gesetzt. Ich probierte sie an und sie passte ziemlich gut. Psammis hatte einige Segmente leicht abgerundet, damit sie besser an der Seite passen würden. Alle Teile waren, zum Schutz vor Rost, mit rot lackiert worden. Ich zog die Rüstung fest und prüfte die Bewegungsfreiheit. Sie war ziemlich gut. Nur ein Kettenhemd würde mehr Beweglichkeit geben.
Ich beschloss, ab sofort immer diese Rüstung zu tragen. Bevorzugt unter meiner Kleidung, manchmal vielleicht sogar offen. So war zumindest mein Körper und Rücken geschützt, ebenso die Schultern. Für manch einen Angreifer würde das eine böse Überraschung geben. Wenn das Wetter hier nur nicht so verdammt warm wäre!
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Dann schließe ich mich mal an: Alles Gute nachträglich.
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"Ich konnte mal richtig gut kämpfen. Ich muss wohl was mehr trainieren," erwiderte ich. Langsam erholte ich mich von dem Schock.
Schließlich kamen wir an der Akademie an. "Ich danke euch vielmals für die Hilfe. Richtet bitte auch Matrinius meinen Dank aus. Wie ich ihm bereits sagte, Angehörige der Legion werden bei mir immer willkommen sein."
Ich verneigte mich leicht, dann ging ich in die Akademie.
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Nachdem mich die beiden Legionäre zur Akademie gebracht hatten, verabschiedete ich mich noch höflich und ging dann zum Vorratsgebäude. Dort holte zwei Schüsseln und eine Karaffe mit Essigwasser. Dann ging ich in meine Wohnung und nahm mir eine goldene Nadel und Seidenfaden, sowie Verbandszeug. Ich setzte mich an den Tisch und wickelte den Verband ab. Dann ließ ich erstmal etwas Essigwasser über die Nadel laufen. Anschließend begann der unangenehme Teil. Ich hielt den verletzten Arm über eine Schüssel und wusch die Wunde mit dem Essigwasser aus. Es brannte fürchterlich und ich musste mich zusammen reißen, nicht zu schreien. Als keine bunten Pünktchen mehr vor meinen Augen flimmerten, nahm ich, mit noch etwas zittriger Hand, die Nadel und fädelte den Seidenfaden ein. Dann nähte ich die Wunde zu. Mit vielen kleinen Stichen. Die Verwundung des Armes hatte mir bei weitem nicht die Schmerzen zugefügt wie diese Bahandlung. Konnte man den Ärzten glauben, würde ich dafür aber ein viel bessere Wundheilung haben und der Arm wäre später fast wie neu. Ich hoffte es, als ich das Blut außen abwusch und einen neuen Verband anlegte. Im Moment tat es einfach nur höllisch weh.
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Nah am Fluvius Novus war das Haus des Psammis. Es war ein zweistöckiges Gebäude aus Lehmziegeln mit einem Hinterhof, in dem die Schmiede war. Psammis war halb Grieche und halb Ägypter und mit einer Ägypterin verheiratet.
Seine Tochter Nefirtiri war meine beste Schülerin und seine Tochter. Er hatte mir einmal gesagt, dass ich mich an ihn wenden sollte, wenn er mir einen Gefallen tun könnte. Als Gegenleistung dafür, dass ich seine Tochter unterrichtete. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, den Gefallen einzufordern.
Nach einer freundlichen Begrüßung am Eingang, gingen wir direkt zur Schmiede. Denn darum ging es: Er sollte mir etwas schmieden. Ich hatte eine Vorlage aus Holz geschnitzt. Ich zeigte ihm das kleine, fast Y-förmige Holzteil.
"Was ist das?" fragte er neugierig.
"Das ist das Muster," erwiderte ich. "In dieser Größe und Form brauche ich... so etwa... 300 Stück. Aus gutem Stahl. Die Stärke stimmt auch."
Er drehte das Stück in seiner Hand. "Was soll denn mal daraus werden? Eine Art Rüstung?"
Ich nickte.
"Das Erz dafür wird aber nicht ganz billig sein. Ich werde das nicht..."
Ich gab ihm einen Beutel mit Münzen. "Wenn die nicht reichen, shau einfach bei mir vorbei. Ich möchte nur, dass du mit niemandem über den Auftrag redest. Zusammensetzen werde ich es selbst, du kannst mir die Teile also Stückweise in Beuteln bringen."
Psammis nickte. "Gut, dann werde ich dir die Teile schmieden. So schnell wie möglich. In einer Woche sollte ich sie spätestens fertig haben. Sind ja nicht so groß."
Ich nickte kurz zustimmend, dann verabschiedete ich mich und ging.