Einen Moment lang wollte ich ihr sagen, dass sie sich schonen soll, obwohl sie gesagt hatte, dass es ihr gut ginge. Aber wie konnte ich von ihr verlangen was ich auch nie tat? Das wäre doch sehr zweierlei Maß gewesen. Immerhin setzte sie sich jetzt neben mich.
Sie untersuchte den Arm weiter. Konnte ich ihr trauen? Ohne genau zu wissen, warum, vertraute ich ihr. Vielleicht lag es an der Art, wie sie den Arm untersuchte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich im Moment einfach nicht wachsam sein wollte.
"Ich habe hin und wieder die Wunden meines Schwiegervaters vernäht. Er hat den Iatroi nie so richtig getraut. Da lernt man, sowas ordentlich zu machen. Obwohl es schon etwas anderes ist, wenn man sich selbst vernäht." Das hatte damals wirklich weh getan. Als sie dann auf die Narbe drückte, zuckte ich kurz zusammen. Es tat immer noch weh. Ich funkelte sie kurz böse an, doch das war nur eine Reaktion auf den Schmerz.
"Nein, ich bin kein Linkshänder. Ich nutze die linke Hand nur recht oft. Aber schreiben kann ich nur mit rechts." Was sollte eigentlich diese Frage? Und jetzt gab sie mir auch noch Anordnungen. Umschläge? Tinktur? Meine Rüstung ablegen? Das kam ja gar nicht in Frage! Die Rüstung war meine Lebensversicherung! Außerdem hatte ich lange genug dafür gebraucht, mich an das permanente Tragen der Rüstung zu gewöhnen. "Die Rüstung bleibt. Ich brauche sie."
Als sie mir so auf die Stirn tippte, fasste ich mir dahin. Auf ihren theatralischen Kommentar brachte ich erstmal nur ein "Was?" hervor. Was meinte sie damit. Als sie mir dann aufhalf, wollte ich erst meinen Arm zurückziehen, um ohne Hilfe aufzustehen, ließ mir dann aber doch aufhelfen. "Danke." Es war ein ehrliches 'Danke', verknüpft mit einem respektvollen Nicken. Als sie mir dann vorschrieb, was ich zu lassen hatte, kam aber schon wieder das dringende Bedürfnis in mir auf, sie zu belehren, dass sie mir keinerlei Befehle zu geben hatte. Aber vermutlich hatte sie recht. Vielleicht sollte ich meinen Körper auch mal ein wenig Ruhe gönnen. "Ich versuch's."
Jetzt, da wir so nebeneinander standen, musste ich dann doch noch etwas loswerden. "Ähm, Alsuna... ich denke, wir hatten einen ziemlich schlechten Start. Aber wir kennen uns, denke ich, inzwischen deutlich besser. Ich meine, wenn man jemanden kennen will, dann sollte man mit ihm kämpfen. Der Kampfstil sagt viel über die Persönlichkeit aus. Was ich sagen will... vielleicht sollten wir einfach einen Neuanfang versuchen. Was denkst du? Ich meine, wir können uns ja nicht die ganze Zeit anfeinden, oder?"