Beiträge von Marcus Achilleos

    Sim-Off:

    Spielt etliche Tage vor dem Aufstand im Hafen.


    Alsuna hatte recht, dass ein Iatros einen Blick auf meinen linken Arm werfen sollte. Und so hatte ich mich am nächsten Morgen aufgemacht, um einen Iatros, dem ich vertraute, aufzusuchen. Natürlich trug ich Rüstung und Schwert, erstere versteckt, letzteres offen, aber gegürtet. Meine linke Hand ruhte auf dem Griff meines Schwertes. Auf diese Art konnte ich ganz gut verbergen, dass ich ein Problem hatte. Ich klopfte mit der rechten Hand an die Tür und wartete.

    So langsam wurden mir diese Spielchen zu bunt. Am liebsten hätte ich sie zum Schweigen gebracht. Doch wollte ich sie nicht angreifen. Aus einem Grund, der mir nicht klar war, wollte ich es einfach nicht. Egal, wie sehr sie mich provozierte. Ich ging nicht zum Angriff über. Vermutlich wäre das noch vor wenigen Monaten anders gewesen. Doch ich wollte nichts tun, was mir hinterher leid tat. Das tat ich schon viel zu oft.


    Mit welchem Recht wurde sie eigentlich so wütend? Und dann noch diese spitzen Kommentare. Ich und meinen Verstand wegwerfen? Ich wusste sehr genau, was ich tat! Außerdem war sie da auch nicht besser! "Darum geht es also, um deine Bemühungen, ja? Und mir wirfst du Egoismus vor! Und was heißt denn da 'undankbares Biest'? Wenn ich mich bedankt hätte, dann hättest du mir sowieso nur Scheinheiligkeit vorgeworfen! Ist doch scheißegal, wie ich mich dir gegenüber verhalte, du legst es immer so aus, dass du dich darüber aufregen kannst! Abgesehen davon, ja, ich verdiene es in der Tat nicht. Also, was willst du dann überhaupt?" Ich machte eine kurze Pause, nur um dann mit einem zynischen Grinsen zu sagen "Übrigens zeugt deine Arroganz auch nicht gerade von einem gesunden Menschenverstand." Das Lächeln verschwand wieder. "So langsam verstehe ich allerdings, warum memnos dich verschenkt hat! Verkaufen wäre unmöglich. Eigentlich sollte ich ihn mal aufsuchen und noch eine Entschädigungszahlung verlangen. Dafür, dass ich dich überhaupt angenommen habe!"


    Kaum hatte ich das gesagt, tat es mir auch schon leid. Wirklich gerecht war ich nicht, und das war mir schon klar. Doch entschuldigen kam nicht in Frage. Oder doch? Aber dann würde sie mir wieder Unehrlichkeit vorwerfen! Andererseits war das jetzt auch unwichtig. Wichtig war, das Richtige zu tun. "Tut mir leid... das war so nicht fair von mir..." Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn du mich nicht dauernd so provozieren würdest! Herrje, du kannst mich doch nicht permanent reizen und dann verlangen, dass ich mich bedanke, wenn du mal ausnahmsweise nett und hilfsbereit bist?"

    Sie war ja immer noch da! Ob sie eigentlich wusste, welchem Risiko sie sich gerade aussetzte? Ohne meine Selbstbeherrschung war ich ziemlich gefährlich. Ich spürte, wie ich zunehmend wütender wurde. Ohne genau zu wissen, was mich eigentlich so verärgerte. Vielleicht war es die Tatsache, dass Alsuna mir irgendwie sympathisch war? Wenn sie sich so fürsorglich zeigte, hatte ich das Gefühl, dass sie da ein Relikt der Person zeigte, die sie wohl wäre, wenn sie keine Sklavin wäre. Doch der andere Teil war definitiv stärker. Und das war der aggressive, streitlustige Teil. Der war zwar eine Herausforderung, zerstörte aber meine Harmonie recht nachhaltig. Möglicherweise war das der Grund meiner Wut? Oder war ich einfach nur wütend, weil meinen Anordnungen nicht Folge geleistet wurde?


    Womöglich könnte ich die etwas sympathischere Alsuna häufiger erleben, wenn ich einfach nur Geduld hätte? Doch Geduld war nie meine Stärke gewesen. Also kam das nicht in Frage. Was mich auch ärgerte.


    So stand ich da und zeigte immer noch in Richtung ihres Quartiers. Meine Stimme wurde eisig. "Niemand hat dich dazu gezwungen, irgend etwas zu riskieren. Nicht mal drum gebeten wurdest du. Es war deine freie Entscheidung! Genauso, wie es deine freie Entscheidung war, mich zu provozieren und mit mir zu kämpfen! Deine Entscheidung, deine Konsequenzen!" Ich senkte den linken Arm langsam und drehte mich zu ihr um. Die ganze Bewegung hatte etwas Raubtierhaftes an sich, vor allem, so wie ich sie mit meinen Blicken fixierte, sobald mein Kopf weit genug gedreht war, um dazu fähig zu sein. "Was es wert ist, und was es nicht wert ist, das entscheide ich! Deinen Rat habe ich zur Kenntnis genommen. Wo liegt eigentlich dein Problem? Du wolltest doch, dass ich jede Form der Höflichkeit ablege. Und jede Form der Nettigkeit und Freundlichkeit, selbst wenn sie ehrlich ist! Wo liegt also dein Problem, Alsuna?" Mit der Geschmeidigkeit eines Geparden, der sich an seine Beute heranschleicht, machte ich einen Schritt auf sie zu.

    Der linke Arm schmerzte noch immer. Es kam mir sogar stärker vor als jene Verletzung, die ich von der Lanze hatte und die ihre Narbe auf dem gleichen Unterarm hinterlassen hatte. Einen Moment lang dachte ich, dass die Narbe vielleicht aufgebrochen wäre, doch dann müsste ich spüren, wie das Blut meinen Arm herunterlief. Das tat es aber nicht, also konnte ich das ausschließen. Ich bemerkte die Bewegung hinter mir, doch ignorierte ich sie zunächst. Alsuna musste sich ja bewegen, wenn sie in ihr Zimmer zurück ging.


    Dann sprach sie mich wieder an. Ich sollte zu einem Medicus gehen. Na, klar, da wäre ich ja nie drauf gekommen! Eine Antwort darauf hatte sie nicht verdient. Besser so, als in einem Kampf auf Leben und Tod? Was für ein Blödsinn! In einem Kampf auf Leben und Tod hätte ich mich schon zu verteidigen gewusst. Und wenn nicht, dann wäre es mir egal, weil ich tot wäre! Also hatte sie auch darauf keine Antwort verdient. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sie sich näherte. Ich hob meine rechte Hand zum Zeichen, dass sie sich nicht weiter nähern sollte. Das Zeichen war energisch und durchaus gebieterisch.


    Was sollte dieses 'Verletzungen härten ab' Gerede? Das war belangloser Blödsinn! Ich und noch stärker sein! Meine Stärke war doch gerade das Problem! Sie kam vor allem aus der Abhärtung, die meine seelischen Verletzungen gebracht hatten. Mein Körper war stark, weil mein Geist stark war. Und der war stark, weil ich den Menschen nicht trauen konnte!
    Jetzt wollte sie also meine Verbände wechseln und den Arm schienen? So nicht! "Ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt. Du sollst sofort in dein Quartier gehen. Auf dem direkten Weg. Sofort und direkt!" Ich drehte mich noch nicht einmal um, als ich diesen Befehl gab. "Es ist mein Leben, mein Körper und MEINE VERDAMMTE GESUNDHEIT!" ich atmete tief durch. "Ich kann damit tun und lassen, was ich will." Immer noch drehte ich mich nicht um. Statt dessen hob ich meinen linken Arm und ballte die Faust, auch wenn es schmerzte. "Ich kann diesen Arm immer noch gebrauchen!" Dann zeigte ich mit der linken Hand in Richtung großer Halle, und somit auch in Richtung von Alsunas Zimmer. Dabei musste ich mich zwangsläufig halb umdrehen. "Und jetzt geh!" Man hörte mir an, dass ich mit meiner Selbstbeherrschung kämpfte, während ich diesen Satz sprach. Ich war es einfach satt.

    Man konnte erkennen, wie Alsunas Stimmung in Wut umschlug. Die letzte Warnung war, wie sie meinen Namen aussprach. Und dann kam schon ihre Schimpftirade, gefolgt vom Kissen, das mich traf. So wirklich vorbereitet war ich darauf nicht, so dass ich es nicht abwehren konnte. Statt dessen wurde ich auch wütend.


    "Na, da bin ich beruhigt! Ich dachte schon, du wärst... ach, scheißegal! Du bist wie immer, den Göttern sei Dank! Ich wollte dir eigentlich nur einen etwas bequemeren Schlaf ermöglichen, nach dem, was du für mich getan hast! Quasi aus Dankbarkeit! Werde ich aber nicht mehr machen! Du hysterische Tussi!" Mit der rechten Hand nahm ich das Kissen und warf es weit in den inneren Hof, während ich mit der linken Hand ausholte, um sie dann wütend auf den Boden zu schlagen. Sie krachte laut auf die hölzernen Planken, wobei sich ein kurzer, heftiger Schmerz in meinem Unterarm breit machte. "Verdammte Scheiße!" Ich hielt mir kurz den linken Arm, so als würde ich ihn jetzt noch schützen können. Doch dazu war es nun zu spät. "Geh in dein Quartier und lass mich in Ruhe! Geh! Geh! GEH!" Ich sprang auf und ging schnellen Schrittes in eine Ecke des inneren Hofes. Den linken Arm ließ ich dabei herunterhängen, weil jede Bewegung weh tat. Ich wusste nicht, was der wütende Faustschlag auf den Boden im bereits verletzten Unterarm angerichtet hatte, aber es schien nichts allzu Gutes zu sein. Es schmerzte jetzt recht stark, auch die Umschläge konnten das nicht ändern. Und so, mit meinem nur mühsam beherrschten Gesichtsausdruck, sollte mich Alsuna nicht sehen. Deshalb betrachtete ich im fahlen Schein des Mondes scheinbar interessiert das Mauerwerk vor mir. Auch wenn nicht wirklich viel zu erkennen war.

    Sie schien meine Worte nicht zu hören. So ängstlich hatte ich sie nie zuvor erlebt. Was sie wohl als Sklavin mitgemacht hatte? Was sie wohl ertragen musste, dass sie solche Angst hatte? Ich merkte förmlich, wie sie zurückschreckte, als sich unsere Blicke fast getroffen hätten. Was tat man Sklaven nur an, dass sie solche Angst davor hatten, jemandem in die Augen zu sehen? Was hatte Memnos ihr angetan? Zu gerne würde ich all diese Fragen stellen, doch würde ich damit nicht die Wunden tiefer aufreißen, die auf ihrer Seele waren?


    Sie schien apathisch und sie zitterte. Ich hatte sogar das Gefühl, dass ihr Zittern stärker wurde. "Alsuna, was hat man dir nur angetan?" murmelte ich schließlich. "Du zitterst ja... frierst du? Soll ich dir eine Decke holen?" Mehr als fragen konnte ich ja erstmal nicht. Immerhin murmelte ich die Fragen nicht. Es war auch keine Höflichkeit oder Ähnliches in meiner Stimme, sondern nur ehrliche Besorgnis.

    Als sie aufwachte und so hochschreckte, die Hand schützend vor sich haltend, erschrak ich mich zunächst auch. Doch ebenso schnell fasste ich mich wieder und hob das Kissen auf, das ich vor Schreck fallen gelassen hatte. "Ganz ruhig, alles ist in Ordnung," sagte ich beruhigend. "Alles in Ordnung. Du bist nur ein wenig eingenickt." Das Kissen legte ich vor sie. "Ich wollte dir nur ein Kissen bringen. Du musst ja nicht deinen Kopf auf dem harten Boden betten." Ein sanftes Lächeln war für einen kurzen Moment bei mir zu erkennen. Wieder ernst, fügte ich noch hinzu "Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe."

    Zitat

    Original von Thimótheos Bantotakis
    Ptahshepses' Blick fiel auf einen Mann, der noch von einigen Legionären umzingelt wurde. Er hatte seltsame fremdländische Kleider am Leib, trug seine Haare lang und einen geflegten Bart. Seine Erscheinung wäre dem ägyptischen Offizier sicherlich edel vorgekommen, wäre dieser Mann nicht von oben bis unten über und über mit Blut beschmiert gewesen. Ptahshepses schüttelte sich vor Grauen. Diesem Kerl mussten Dämonen innewohnen.


    Da man mir mein Schwert gelassen hatte, ging ich davon aus, dass ich nicht verhaftet war. Zumal die Legionäre auch nichts anderes verlauten ließen. Also wendete ich mich an den Offizier der Stadtwache. "Meine Anwesenheit hier scheint noch erwünscht zu sein, ich schätze mal als Zeuge. Jedenfalls bin ich nicht verhaftet. Mein Name ist Marcus Achilleos. Wenn die Stadtwache meine Aussage wünscht, werde ich dich gerne begleiten."


    Ich wollte die Formalitäten hinter mich bringen, damit ich mich waschen konnte. Oder noch besser: baden! Ich lief nur höchst ungern vom Blut meiner Gegner beschmutzt durch die Gegend. Und die Römer schienen nicht zu wissen ob und was sie von mir wollten.

    Da ich nicht wirklich schlafen konnte, entschloss ich mich nach einiger Zeit, zumindst kurz aufzustehen. Nur mal für eine Weile die Sterne betrachten. Vielleicht würde das ja helfen. Ich legte mein Schwert vorsichtig neben mich, so dass es kein Geräusch machte. Dann zog ich die Decke ebenso lautlos zurück. Ich bemerkte, dass ich meine Schuhe angelassen hatte. Also zog ich diese auch möglichst lautlos aus und stellte sie neben mein Bett. Das Tuch nahm ich vorsichtig von meiner Stirn, wobei mir etwas Flüssigkeit in die Augen lief, die ich dummerweise geöffnet hatte. Ich ließ es einfach durch die Tränen entfernen, die jetzt zwangsläufig kamen. Nachdem auch dieses Problem im Griff war, schlich ich aus meinem Zimmer. Und dort sah ich nun Alsuna liegen. Sie schlief. Das musste doch unbequem sein.


    Ich holte ganz leise ein Samtkissen aus einer Ecke der Meditationshalle. Vorsichtig näherte ich mich ihr, um sie nicht zu wecken. Schließlich kniete ich mich neben ihren Kopf und hob ihn ganz vorsichtig an, um das Kissen zwischen Kopf und Boden zu platzieren.

    Sim-Off:

    Sorry, aber mit dem Alter kommt die Vergesslichkeit. :P


    "Nun, hauptsächlich lernst du so, keine unnötigen Bewegungen zu machen. Das ist allgemein ganz hilfreich. Wenn du Übungen für den Faustkampf oder den Pankraktion möchtest, dann habe ich auch schon eine Idee. Schlag den Balken durch. Oder versuche es zumindest." Ich sah zu Cleonymus. "Wobei dir sicher bessere Übungen einfallen, Kosmetes."

    Das Kühle Tuch auf meiner Stirn war ungewohnt. Und doch angenehm. Ein Teil von mir wollte protestieren, ein anderer erkannte, dass sie mir damit helfen wollte und ein dritter Teil schließlich wollte einfach nur Ruhe. Meine Augen ließ ich geschlossen, da etwas Flüssigkeit ihren Weg über darüber gefunden hatte und ich kein Wasser mit irgendwelchen Kräuteressenzen in die Augen bekommen wollte. So etwas brannte immer ganz fürchterlich. Und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hätte. Sie nannte mich Jinshi, wünschte mir eine angenehme Nachtruhe und nicht nur schöne Träume, sondern die schönsten Träume. Da mein Bild, das ich von ihr hatte, damit nun wieder revidiert werden musste, würde ich wohl so schnell nicht einschlafen. Ganz im Gegenteil!
    Was aber vielleicht auch besser war, da ich in meinen Träumen fast immer nur wieder und wieder meine Schlachten und Kämpfe schlug oder Befehle gab, die zwar richtig waren, aber dennoch grausam. Befehle, die ich nur sehr ungerne gegeben hatte. Und doch hatte ich sie gegeben. Ich sagte mir zwar immer, dass ich keine Wahl hatte, doch das war natürlich falsch. Man hatte immer eine Wahl. Nur, wenn man so schnell wie möglich Resultate wollte, dann hatte man meist keine Wahl. Es war mein Ehrgeiz und mein Fanatismus, die mir keine Wahl gelassen hatten. Sonst nichts. Ich hatte stets den Menschen in den Dienst der höheren Ordnung gestellt. Das Individuum war wertlos. Da machte ich für mich selbst auch keine Ausnahme. Vielleicht war es auch gerade diese Denkweise, die mich zur Höflichkeit zwang. Denn alles andere war viel zu chaotisch. Viel zu sehr gegen die Ordnung. Doch irgendwie hatte es mein Aufenthalt in Alexandria geschafft, einen leichten Zweifel zu säen. Alsuna hatte daran sicher auch ihren Anteil. Ob ich ihr deshalb böse war oder dankbar, das konnte ich vorerst nicht sagen. Die Zeit würde es zeigen.


    Ich hörte, wie Alsuna sich außerhalb meines Zimmers scheinbar an der Wand niederließ. Ich hatte ihre Erschöpfung durchaus bemerkt. Die Höflichkeit verlangte, dass ich aufstand, um ihr zu helfen. Andererseits würde sie das verärgern, was wiederum unhöflich wäre. Außerdem würden wir uns dann streiten, was definitiv unharmonisch wäre. Womit diese Option also ausfiel. Stattdessen konnte ich einfach so tun, als würde ich schlafen. Das wäre zumindest harmonischer. Also blieb ich regungslos liegen und atmete ruhig und gleichmäßig. Nur konnte ich zunächst nicht einschlafen.

    Sie ging also nicht. Ich fragte mich, ob sie bei Memnos auch schon so widerspenstig war. Vielleicht schenkte er sie mir deshalb? Es war ja eigentlich auch gar nicht Menos' Art, eine Sklavin zu verschenken. Ich hätte viel skeptischer sein sollen. Dafür war es nun zu spät. Und der Verband saß ja wirklich gut. Meine Stirn also auch noch? Allzu schlecht ging es meiner Stirn doch gar nicht!


    "Zu Befehl," grummelte ich dann schließlich und legte mich hin. Der Rücken schmerzte zwar etwas, aber damit kam ich klar, auch wenn ich kurz bei dem Schmerz zusammen zuckte und leicht seufzte. Ich ließ es mir allerdings nicht nehmen, mich selbst zuzudecken. Und anschließend das Schwert auf meinen Bauch zu legen, so dass ich es jederzeit ziehen konnte. Eigentlich wollte ich ihr noch sagen, dass sie sich beeilen sollte. Nicht so sehr wegen mir, sondern mehr wegen ihr, damit sie Ruhe finden könnte. Die schien sie dringender zu brauchen als ich. Aber ich ließ es bleiben. Manchmal war es der Harmonie wohl zuträglicher, wenn man nichts sagte, anstatt Höflichkeiten oder scheinbare Höflichkeiten auszutauschen. Diese Lektion hatte ich immerhin gelernt.

    Ich sagte nichts, ebenso wie Alsuna. Sie verrichtete schweigend ihre Arbeit und ich sah schweigend dabei zu. Sie machte das wirklich gut. Die Tücher wickelte sie perfekt um meinen Arm. Sie schien geistesabwesend zu sein bei dieser Tätigkeit, fast so, als gäbe es nur diese Aufgabe. Für mich war es eher lästig, so ruhig zu verharren. Aber es war notwendig. Die Umschläge waren kühl und eine Gänsehaut machte sich auf meinem Arm breit. Doch es war eine wohltuende Kühle. Auch der Geruch der Kräuter war durchaus angenehm, wenngleich ich fest damit rechnete, kaum schlafen zu können, da mich der ungewohnte Geruch wohl wachhalten würde.


    Natürlich machte ich mir Sorgen um sie, aber ich ließ es Alsuna nicht spüren und ich sagte auch nichts. Dazu wusste ich inzwischen zu gut, dass sie sich darüber sowieso nur ärgern würde. Wozu also Öl ins Feuer gießen? Ich hatte keine Lust auf einen erneuten Streit. Nicht heute. Vielleicht ein anderes Mal, aber nicht heute. So wartete ich, bis sie fertig war. "Du kannst jetzt gehen," sagte ich leise, auch wenn sie das vermutlich auch ohne meine Erlaubnis getan hätte.

    Ich war im Sitzen eingeschlafen. Das wir mir noch nie zuvor passiert, doch anscheinend war der ganze Stress der letzten Wochen zu viel gewesen. Immer wachsam zu bleiben, forderte irgendwann seinen Tribut. Mein Schlaf war allerdings nicht besonders tief, so dass ich aufwachte, als Alsuna sich neben mich setzte. Doch wusste ich in diesem Moment nicht, dass es Alsuna war. Ich öffnete die Augen und sah die Silhouette eines Menschen. Sofort rechnete ich mit einem Angriff, griff nach meinem Schwert und zog es, während ich aufsprang. Dabei hätte ich beinahe eine Schüssel umgeworfen. Erst, als ich da stand, mit dem Schwert in der rechten Hand und der hölzernen Scheide in der linken, fiel mir auf, wer da saß. Meine angespannten Muskeln beruhigten sich wieder und ich ließ das Schwert sinken und steckte es schließlich wieder zurück in die Scheide. "Du bist, Alsuna... tut mir leid, ich wollte nicht... habe ich dich verletzt?" Meinen Herz schlug wild in meiner Brust und die Aufregung war in meiner Stimme deutlich zu hören.


    Langsam setzte ich mich wieder. Alsuna sah ziemlich mitgenommen aus. In der Tat war ich überzeugt davon, dass sie eigentlich viel dringender einen Heiler benötigte als ich. Ich sagte aber nichts dazu, schließlich musste sie selbst wissen, was sie sich zumuten konnte und was nicht. Also streckte ich ihr wortlos den linken Arm entgegen, während ich das Schwert mit der rechten Hand neben mich legte. Es machte nur ein kaum hörbares Geräusch, als es den Boden berührte. Dann schob ich noch den Ärmel vom linken Arm, damit sie mich behandeln konnte.

    "Freundlichkeit ist es, was Harmonie in die Welt bringt. Natürlich um den Preis der Unehrlichkeit, der Lüge, des Verrats und was es sonst noch alles gibt, was man hinter einem Lächeln verstecken kann." Ich sah nachdenklich zu den Sternen. "Vielleicht ist 'Freundlichkeit' auchd er falsche Begriff. was ich wohl am ehesten meine, ist ein halbwegs respektvoller Umgang miteinander. Ich respektiere dich. Als Heilerin, weil ich deine Fähigkeiten nicht beurteilen kann. Als Kämpferin, weil du ganz offensichtlich kämpfen kannst. Und eigentlich auch als Mensch. Auch, oder gerade obwohl, du ganz anders kämpfst als ich. Und wegen deinem Mut. Denn den must du haben, wenn du als Sklavin gegen deinen Herrn kämpfst." Ich sah sie an. "Du brauchst mir auch nicht für den Kampf danken. Ich habe so das Gefühl, dass es nicht unser letzter Kampf wird." Ein leichtes Grinsen legte sich auf mein Gesicht. "Ich muss zugeben, es war eine interessante Erfahrung. Nie zuvor wurde ich besiegt. Wenn es dir noch ein paar mal gelingt, dann werde ich dich wohl als Meisterin bezeichnen müssen."


    Als sie mir nun überraschend die Stirn küsste, kombiniert mit diesem frechen Spruch, war ich zunächst viel zu perplex, um irgend etwas zu antworten. Erst, als sie durch die große Halle gegangen war und somit aus meiner Sichtweite, schmunzelte ich ein wenig. Früher, als ich noch in Athen lebte, da hätte ich wohl darüber gelacht. Dass ich zumindest schmunzeln konnte, zeigte, dass wohl ein wenig von meinem einstigen Humor übrig geblieben war.


    Langsam ging ich dann in den Ahnentempel. Obwohl Alsuna es mir untersagt hatte, nutzte ich meinen linken Arm, um Weihrauch in das dafür vorgesehene Becken zu befördern. Ich sah ein wenig dem Rauch zu, wie er aufstieg in das Halbdunkel des Raumes. Ich war unschlüssig, zu welchem Schrein ich gehen sollte. Wen sollte ich um Beistand bitten? Ich stand eine Weile nachdenklich im Raum, bevor ich mich entschied, zu gehen. Ich konnte nicht irgendeine übersinnliche Entität darum bitten, mir zu helfen, meinen Weg zu finden. Nur ich selbst konnte das.


    Durch die Meditationshalle ging ich in mein Zimmer. Dort entledigte ich mich meines Übergewandes und der Rüstung. Da fiel mir auf, dass mein Schwert noch in der Bibliothek stand. Also holte ich es schnell und legte es dann neben meine Schlafmatte. Ein Bett hatte ich nicht, sondern nur eine einfache Bastmatte, auf der eine Wolldecke lag. Dazu ein Kissen aus grobem Stoff und eine weitere Wolldecke zum Zudecken. Ich legte mich allerdings nicht hin, sondern stzte mich auf die Matte, um nachzudenken.

    Gerade nachts machte es doch gar keinen Sinn, die Rüstung abzulegen! Ich war hier doch umgeben von Feinden! Oder war ich einfach nur paranoid? Kam ich so langsam in den Geisteszustand eines Qin Shi Huangdi? Der hatte sich ja aus lauter Angst vor Attentätern auch nur noch in seiner Rüstung sicher gefühlt. "Also gut, diese Nacht bleibt die Rüstung aus." Das Zugeständnis war mir wirklich schwer gefallen.


    Als sie mir dann den Scherz erklärte, antwortete ich mit einem kleinlauten "Oh..." War ich wirklich so humorlos? Seit wann eigentlich? Und warum? Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Alsuna hier war. Ein wenig Auflockerung konnte möglicherweise gar nicht schaden.


    Und dann erzählte mir von Sklaven aus zweiter Hand und Straßenkötern. Und analysierte mich recht gut aus meinem Kampfstil. Ich musste zugeben, dass sie damit nicht allzu falsch lag. Vor allem, was die Ehrlichkeit beim anfeinden betraf. "Vielleicht sollten wir wenigstens versuchen, ehrlich zu sein, ohne uns gleich anzufeinden. Das wird zwar nicht ganz einfach sein, immerhin sagte..." Jetzt war ich kurz davor, wieder jemanden zu zitieren. Ich unterbrach also meinen Satz und holte tief Luft. "Es wird mir schwer fallen, aber ich kann es zumindest versuchen. Und es wäre nett, wenn du es auch versuchen würdest. Wenn es nicht klappt, können wir uns ja wieder anfeinden."


    Ich ging erstmal aus der Bibliothek heraus in den inneren Hof. Als ich dort stand, sah ich hinauf zu den Sternen. Dann wanderte mein Blick zu Alsuna, die wohl etwas holen wollte. "Ich habe übrigens kein Arnika hier. Und um diese Zeit in Rhakotis unterwegs sein ist... bedenklich." Ehrliche Besorgnis schwebte in meiner Stimme mit.

    Einen Moment lang wollte ich ihr sagen, dass sie sich schonen soll, obwohl sie gesagt hatte, dass es ihr gut ginge. Aber wie konnte ich von ihr verlangen was ich auch nie tat? Das wäre doch sehr zweierlei Maß gewesen. Immerhin setzte sie sich jetzt neben mich.
    Sie untersuchte den Arm weiter. Konnte ich ihr trauen? Ohne genau zu wissen, warum, vertraute ich ihr. Vielleicht lag es an der Art, wie sie den Arm untersuchte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich im Moment einfach nicht wachsam sein wollte.


    "Ich habe hin und wieder die Wunden meines Schwiegervaters vernäht. Er hat den Iatroi nie so richtig getraut. Da lernt man, sowas ordentlich zu machen. Obwohl es schon etwas anderes ist, wenn man sich selbst vernäht." Das hatte damals wirklich weh getan. Als sie dann auf die Narbe drückte, zuckte ich kurz zusammen. Es tat immer noch weh. Ich funkelte sie kurz böse an, doch das war nur eine Reaktion auf den Schmerz.


    "Nein, ich bin kein Linkshänder. Ich nutze die linke Hand nur recht oft. Aber schreiben kann ich nur mit rechts." Was sollte eigentlich diese Frage? Und jetzt gab sie mir auch noch Anordnungen. Umschläge? Tinktur? Meine Rüstung ablegen? Das kam ja gar nicht in Frage! Die Rüstung war meine Lebensversicherung! Außerdem hatte ich lange genug dafür gebraucht, mich an das permanente Tragen der Rüstung zu gewöhnen. "Die Rüstung bleibt. Ich brauche sie."


    Als sie mir so auf die Stirn tippte, fasste ich mir dahin. Auf ihren theatralischen Kommentar brachte ich erstmal nur ein "Was?" hervor. Was meinte sie damit. Als sie mir dann aufhalf, wollte ich erst meinen Arm zurückziehen, um ohne Hilfe aufzustehen, ließ mir dann aber doch aufhelfen. "Danke." Es war ein ehrliches 'Danke', verknüpft mit einem respektvollen Nicken. Als sie mir dann vorschrieb, was ich zu lassen hatte, kam aber schon wieder das dringende Bedürfnis in mir auf, sie zu belehren, dass sie mir keinerlei Befehle zu geben hatte. Aber vermutlich hatte sie recht. Vielleicht sollte ich meinen Körper auch mal ein wenig Ruhe gönnen. "Ich versuch's."


    Jetzt, da wir so nebeneinander standen, musste ich dann doch noch etwas loswerden. "Ähm, Alsuna... ich denke, wir hatten einen ziemlich schlechten Start. Aber wir kennen uns, denke ich, inzwischen deutlich besser. Ich meine, wenn man jemanden kennen will, dann sollte man mit ihm kämpfen. Der Kampfstil sagt viel über die Persönlichkeit aus. Was ich sagen will... vielleicht sollten wir einfach einen Neuanfang versuchen. Was denkst du? Ich meine, wir können uns ja nicht die ganze Zeit anfeinden, oder?"

    Alsunas Blicke schienen ab und an unfokussiert. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie etwas abbekommen hatte, kannte mich aber zu schlecht in medizinischen Belangen aus, um das genau sagen zu können. Vielleicht lag es auch daran, dass ich meine Gegner für gewöhnlich ins Reich der Träume oder darüber hinaus schickte. Gerade die Tatsache, dass dem nicht so war, sorgte dafür, dass ich mir Sorgen um ihren Zustand machte. Da sie aber darauf bestand, in Ordnung zu sein, fragte ich nicht weiter nach. Sie war alt genug, diese Entscheidung zu treffen.


    Während sie so den Arm abtastete, war es manchmal etwas unangenehm, wenn sie die Narbe berührte, doch das ging. Der Ellenbogen war da etwas stärker in Mitleidenschaft gezogen worden. Vermutlich geprellt.
    "Die Verletzung ist ziemlich neu. Da war ich schon in Alexandria. Beschwerden hatte ich damit nicht. Jedenfalls keine außergewöhnlichen. Es ziept ab und an, so wie das vermutlich bei jeder tieferen Narbe der Fall ist. Insgesamt ist sie aber recht gut verheilt, würde ich sagen. Jedenfalls ist die Narbe recht schmal. Das ist doch gut, oder?" Die Tatsache, dass ich die Wunde höchstpersönlich zugenäht hatte, verschwieg ich vorerst. Die Möglichkeit, dass die Narbe vielleicht nur oberflächlich so schmal war, kam mir überhaupt nicht in den Sinn.

    Was machte sie denn jetzt schon wieder mit meinem Arm? Hatte sie ihn nicht schon genug traktiert? Und was war das für ein Gesichtsausdruck? Besorgnis? Warum? Wozu? Ich war prinzipiell kampftauglich, also gab es keinen Grund zur Sorge!


    "Was da so geknallt hat? Keine Ahnung, vielleicht mein Rücken. Oder mein linker Ellenbogen. Mein Kopf war es, denke ich, nicht. Wird wohl der Ellenbogen gewesen sein." Toll, jetzt bemerkte ich auch wieder den Schmerz in meinem linken Arm. und dabei hatte ich ihn so gut verdrängt. Gebrochen schien aber nichts zu sein, dafür war die Beweglichkeit zu gut.
    Ich betrachtete aufmerksam, wie sie den Unterarm abtastete. Dabei fiel mir auch das leichte Zittern ihrer Hand auf. Entweder waren das Auswirkungen der Aufregung des Kampfes, die nun langsam wich, oder sie hatte sich verletzt. "Ich bin in Ordnung. Was ist mit dir? Hast du dich verletzt?" fragte ich ehrlich besorgt. Ich war schließlich auch nicht allzu sanft mit ihr umgegangen.

    Was meinte sie denn damit? Wie viele meiner Lehrmeister Frauen waren? Null natürlich! ... Moooment mal... warum eigentlich natürlich? Und warum Lücke? Und überhaupt, was wurde denn das? Warum machte sie keine Anstalten, aufzustehen? Warum war sie so albern? Wir hatten gekämpft! Das war eine ernste Sache! Die Wut wich zunehmend der Verwirrung.


    Mit ihrem Zeigefinger konnte sie ruhig auf meine Rüstung tippen. Wen interessierte es? "Äh?" Ungefähr so bequem wie das Kind eines Kaktusfelds mit einem Steinbruch? Wie jetzt? Und was meinte sie mit gnadenlos auskosten?
    Als sie dann aber ihr Gewicht so plötzlich auf ihre Hände verlagerte und mir dadurch die Hände in den Bauch drückte, brachte meine Rüstung auch nicht wirklich viel. Die Rüstung war ja gerade auf eine gewisse Flexibilität ausgelegt. Das war nun von Nachteil. Mir blieb kurz die Luft weg, doch ein anderer Effekt war ebenfalls zu spüren, dem ich nun auch Ausdruck verlieh. "Wenn du nicht willst, dass ich dich mit vollkotze, dann solltest du das nicht wiederholen!"
    Als sie meinen linken Unterarm zwischen ihre Hände nahm, schwante mir schon nichts Gutes. Und ihr vertrauen? In dieser Situation? Ganz sicher nicht! Als sie dann zudrückte, tat es weh. Aber ich riss mich zusammen. "Ja, tat es, danke!" Eine Serie derber Flüche behielt ich für mich.