"Du als Bauer, das kann ich mir kaum vorstellen", scherzte T.C.
"Einige Teilnehmer aus der Legio I schienen wirklich etwas erstaunt über den Ausgang der Wettkämpfe gewesen zu sein. Vielleicht gewinnt die Flotte tatsächlich wieder an Prestige, so dass auch Männer mit Bürgerrecht wieder vermehrt in die Classis eintreten."
Der Grieche wusste recht genau, dass die Flotte ebenso wie die Auxilia zumindest von den Soldaten der regulären Legionen mit Bürgerrecht nicht immer als vollwertige Mitglieder des Exercitus Romanus angesehen wurden.
Aber das musste ja nicht auf ewig so bleiben...
Beiträge von Lucius Septimius Palaemon
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"Zumindest beim Laufen hab ich mich wohl etwas blamiert...aber du hast es ja dann zum Glück gleich rausgerissen?
Wenn die drei Nautae ohne Erfolg aus Mantua zurückgekehrt wären, hätte das vermutlich einen schlechten Eindruck bei ihren Vorgesetzten hinterlassen. Und weitere 'Ausflüge' dieser Art würde es dann wahrscheinlich sobald auch nicht mehr geben.
"Was hast du denn mit deinem Preisgeld gemacht? Oder was hast du damit vor?" -
Die Freude über einen geselligen Abend mit Bier und Wein wurde schnell abgelöst durch seinen Ärger über die aus seiner Sicht ungerechtfertigte Einteilung zum Wachdienst. Die Wahrscheinlichkeit, in einem Umkreis weniger Reisestunden um Misenum Opfer eines Überfalls oder Ähnlichem zu werden, war Tiridates Meinung nach dermaßen gering, dass sie sich den Aufwand problemlos hätten sparen können.
Doch da ihm wohl nichts anderes übrig blieb, als dem Befehl zu gehorchen, stellte er sich auf eine lange und ungemütliche Nacht ein. Zumindest hatte es unter Anderem auch Marcus Classicus erwischt, wie der Hellene etwas schadenfroh feststellte. Denn dessen Sieg bei den Wettkämpfen in Mantua – so sehr er ihn dem Kameraden prinzipiell auch gönnte - hatte bei T.C. durchaus ein wenig Neid aufkommen lassen. -
Ehe es zum dritten und letzten Wettkampf des Tages ging, gratulierte Tiridates seinem Kollegen noch zu seinem Sieg im Speerwurf: "Glückwunsch! Durch deinen Sieg hier gewinnt die Flotte sicher viel an Prestige und wird zukünftige Bewerber bestimmt in Scharen anziehen", meinte er mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.
Dann kam er der Aufforderung des Veranstalters nach und nahm seine Position ein.
Sein Gegner schien von den CU zu kommen, war aber nach Tiridates persönlicher Einschätzung durchaus nicht unschlagbar. -
Auf das Signal des Ausbilders hin ging Tiridates dazu über, sich mit besonders großen und übelriechenden Wurfgeschossen einzudecken.
Als sich die Probati dann gerade wieder auf dem Rückweg vom Tor befanden, startete der zweite Angriff: Der Grieche griff zu einem Klumpen, der vielleicht einmal Teil einer habwegs guten Mittagsmahlzeit gewesen war, nun aber eher unter dem Begriff 'Fischabfälle' bekannt war.
Jedenfalls flog dieses Etwas wie Dutzende anderer Geschosse nun in hohem Bogen durch die Luft, ehe er einem der Neulinge an die Brust klatschte.
Was von der Meute der Nautae wiederum mit einem lauten Jubelschrei kommentiert wurde. Die Zeit bei der Flotte war eben selten so Kurzweilig wie an diesem Tag. -
Da sich Tiridates solche Späße grundsätzlich nicht entgehen ließ,war er selbstverständlich auch bei dieser Aktion beteiligt.
Mit einem Stock in der einen Hand sprang er wie ein wild gewordenes Tier auf die Gruppe zu, während er die andere Hand dazu nutzte, die Probati vor ihnen mit Küchenabfällen zu bewerfen. Dabei veranstalten sie einen Lärm, der wahrscheinlich selbst die größten Schlafmützen der Classis aus den Betten gerissen hätte.
"Moriamini!" brüllte T.C., während er mit seinem Stock auf eine etwas lächerlich wirkende Art und Weise vor den Probati herumfuchtelte. -
Bevor er den anderen folgte, war der Alexandriner versucht, seine frisch geputzten Stiefel auszuziehen und den Bach barfuß zu durchwaten. Immerhin hatte er eine gute halbe Stunde benötigt, um den caligae zu dem Aussehen zu verhelfen, das der zuständige Unteroffizier als zufrieden stellend bezeichnete.
Doch als er sah, dass seine Gefährten sich um solche Dinge nicht scherten und er wohl als Einziger der Gruppe noch unschlüssig am Ufer wartete, sprang Tiridates hinterher und erreichte ebenso verdreckt die andere Seite.
Die zur Schau gestellte Unternehmungsfreude des Centurios ging dem jungen Nauta mittlerweile jedenfalls gewaltig auf die Nerven. -
Tiridates, der definitiv keine Probleme mit dem Niveaugehalt des Marschliedes hatte, sang weiter mit.
Doch nicht mehr so laut wie zu Beginn, denn ihm schwante, dass er seine Luft im weiteren Verlauf des Tages noch brauchen würde:
"Wem dienen wir? Wem dienen wir? Dem Kaiser und seiner Tunika! Dem Kaiser und seiner Tunika!" -
Die Männer stimmten johlend in den 'Gesang' des Centurios ein: "Der Kaiser hat eine zu kurze Tunika, der Kaiser..."
Sollten sich irgendwelche Feinde oder wilde Tiere in der Nähe aufgehalten haben, so hätten diese - zumindest Tiridates Meinung nach - wohl spätestens zu diesem Zeitpunkt Reißaus genommen. -
Zwar hatte sich Tiridates vorgenommen, möglichst den gesamten Weg an der Spitze vorneweg zu marschieren, allein schon um diesen Decimus Verus von seiner Standhaftigkeit zu überzeugen, doch hatte er dieses Vorhaben mit rapide nachlassender Motivation bereits nach einigen Meilen aufgegeben.
Und so marschierte er nun eher am Ende der Gruppe, von den Blicken der Vorgesetzten etwas verborgen, und nutzte die Möglichkeit, sich verschiedene abfällige Namen für den Centurio auszudenken, von denen Begriffe wie 'Folterknecht' oder 'Centurio Perversus' noch die freundlicheren darstellten.
Die dann vorgebene Tempoverschärfung trug ebenfalls nicht unbedingt zu einer besseren Laune bei, wenn man dem Römer auch zugestehen musste, dass er selbst mit gutem Beispiel voranging. -
"Natürlich, Centurio!"
Mit fast schon provozierender Gelassenheit machte sich Tiridates an die Arbeit, die Kleidungsgegenstände, Werkzeuge und sonstige Utensilien erneut zu verpacken. Nach einigen Minuten war er fertig und die Ausrüstung wieder so gut verstaut wie zuvor. Denn für den Nauta bestand kein Zweifel, dass es an seinem Gepäck nach objektiven Kriterien nicht wirlich etwas auszusetzen gegeben hatte. -
Dass zu seinen Pflichten bei der Classis auch die Teilnahme an monatlichen Übungsmärschen gehören würde, daran hatte Tiridates vor seinem Eintritt nicht gedacht. Umso mehr hasste er diese Aktionen.
Vielleicht war er einfach zu verweichlicht und vielleicht lag in der römischen Härte und Disziplin die hegemoniale Stellung der Römer in der Welt begründet, aber das ließ der junge Nautiker nicht gelten. Für ihn war das hier einfach nur Schikane.
Mit einem beinahe verzweifelten Blick bedachte er erst das Marschgepäck zu seinen Füßen, dann den Centurio, dessen Gesicht dieses freudig-sadistische Grinsen präsentierte. -
Nachdem der erste Wettkampf für Tiridates alles andere als erfolgreich verlaufen war, empfand er es nun schon fast als Erleichterung, sich beim Speerwurf nur in der Zuschauerrolle wiederzufinden. Musste Classicus eben die Fahnen der Flotte hochhalten, was diesem mit seinem ersten Wurf durchaus gelang und demzufolge von dem jungen Hellenen mit stürmischem Beifall honoriert wurde.
Vielleicht gab es für ihn dann ja im Ringkampf etwas zu holen, auch wenn Tiridates daran angesichts der Anwesenheit zahlreicher durchtrainierter Elitesoldaten selbst kaum glauben konnte. -
Nach der Rückkehr von seiner genehmigten Reise nach Rom meldete sich Tiridates pflichtgemäß zurück, brachte seine persönlichen Dinge im Quartier unter und trat den Dienst wieder an.
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Der Alexandriner bedankte sich und machte sich an die Bearbeitung der Prüfungsunterlagen. Einige Zeit später war er fertig und gab sie zurück.
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"So ist es!" erwiderte er dem Scriba, der von Tiridates komplexen Gedankengängen wenig überzeugt schien.
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"Irgendwie schon, ja. Wobei 'angehend' ja ein flexibel auszulegender Begriff ist und sich aufgrund der hohen Belastung und des großem Mangels an gutem Personal in der Flotte selten die Möglichkeit ergibt, den Stützpunkt zu verlassen", antwortete er sehr von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt.
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Unmittelbar nach seiner Ankunft in Rom stand der Hellene auch schon im Officium der Academica und kam auf den Grund seiner Anwesenheit zu sprechen:
"Salve! Ich bin Tiridates Castor von der Classis in Misenum und möchte das Examen Primum ablegen!"
Als Beweis für seine Zugehörigkeit bei der Flotte legte er das Dokument seines Centurios vor.
Freistellung vom DienstHiermit stelle ich den Nauta Tiridates Castor für 2 Wochen vom Dienst frei. Er erhält die Auflage das Examen Primum abzulegen und nach Ablauf der Frist pünktlich im Stützpunkt einzutreffen.
Desweiteren weist ihn dieses Dokument als Nauta der Classis Misenenis aus.
T. Decimus Verus
"Ich bin nicht ganz sicher. Muss ich jetzt die volle Gebühr bezahlen oder nicht?" -
Tiridates nahm das Dokument erleichtert entgegen, bedankte sich bei dem Centurio und war flugs wieder davon geeilt.
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"Tiridates Castor, nautischer Dienst", stellte sich der junge Mann kurz vor, da er nicht wusste, ob Centurio Decimus Verus sich bei den vielen Soldaten, die ihm tagtäglich über den Weg liefen, an dessen Gesicht und Namen erinnern konnte. Für einen Moment zögerte der Nauta, dann begann er etwas nervös seine Überlegungen herunterzurattern:
"Centurio, ich bitte um Freistellung für einige Tage, damit ich nach Rom reisen und das Examen Primum an der Academica Militaris absolvieren kann.
Selbstverständlich kann ich für die Kosten selbst aufkommen und natürlich bin ich mir über die Ungewöhnlichkeit des Gesuchs eines einfachen Nautae im Klaren, aber ich denke ein noch besseres theoretisches Hintergrundwissen käme mir im Dienst sehr entgegen...
Um die fehlenden Tage auszugleichen, könnte ich den anfallenden Sold zurückzahlen oder zusätzliche Schichten im Steinbruch verrichten."
Als er zum Abschluss kam, musste T.C. erst einmal tief Luft holen, ehe er auf die Antwort des Vorgesetzten wartete.