Dass sein Vorgesetzter nicht gerade begeistert über sein Vorpreschen dachte, bemerkte Tiridates gar nicht. Für solch feine Andeutungen, war der junge Probatus noch nicht empfänglich.
Ihm ging es darum, seinen Spaß zu haben und seinen Ausbilder zu schlagen.
Dies gelang ihm zwar, aber mit seinem eigenen Wurfergebnis, einer IV, VI, und II kam der Grieche an den Führenden nicht ansatzweise heran.
"Mein Würfelglück hab ich anscheinend zu Hause vergessen!" versuchte er seinen Frust 'wegzuscherzen'.
Das verspielte Geld störte Tiridates dabei weniger; er verlor einfach nicht gerne.
Beiträge von Lucius Septimius Palaemon
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Noch einige freiwillige Runden um den Platz drehen, das war eigentlich das Letzte, was ihm jetzt noch vorschwebte. Doch da sich die Ratschläge ihres Ausbilders im Laufe des Tages bereits mehrfach bewährt hatten, überwand sich auch Tiridates noch einmal und beendete den Übungstag mit einigen lockeren Auslaufrunden.
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Der Alexandriner ließ die Würfel erst einige Sekunden prüfend durch seine Händen gleiten – nicht dass man ihn hier betrog! - bevor er sie schwungvoll zu Boden ließ: II, V, II. Selbst ohne Labeos Wurf hätte das nicht zum Sieg gereicht!
War sein Glück etwa auf die Heimat beschränkt? Da sich diese These nach nur einem Versuch schwer verifizieren ließ, schob er die Würfel und das eingesetzte Geld zurück an Labeo und die übrigen.
Abschätzend blickte er sie an. "Nächste Runde mit erhöhten Einsätzen: Zehn Sesterzen! Wer ist dabei?"
Er griff wieder in den Beutel und holte die entsprechenden Münzen hervor, wobei er insbesondere an seinen Ausbilder als potentiellen Mitspieler dachte. -
"Erst mal die Probatio überstehen, dann sehen wir weiter!" Tiridates machte ungern Pläne, die allzu weit in die Zukunft gerichtet waren. Dazu gab es für seinen Geschmack viel zu viele unvorhergesehene Wendungen im Leben.
"Durftet ihr schon an irgendwelchen ernsthaften Einsätzen teilnehmen?" fragte er dann noch. Letztendlich war es ja das, wofür sie hier ausgebildet wurden. -
Tiridates hatte schon befürchtet, dass es kurz vor Erreichen des Exerzierplatzes noch einmal zu einer Tempoverschärfung kommen würde. Aber man musste Labeo zugutehalten, dass er selbst von der Spitze weg mitzog und dabei einen durchtrainierten Eindruck hinterließ. Schon verspürte der Hellene dieses Brennen in der Kehle, das einem anzeigt, wann man an seine persönlichen Grenzen stößt. Doch dann war auch dieses letzte Stück geschafft und Tiridates landete wie einige andere auch erst einmal erschöpft auf der Sandbahn des Exerzierplatzes.
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Dass es sich bei Iulius Labeo um einen für einfache Mitglieder der Flotte ungewöhnlich wohlhabenden Mann handelte, davon hatte Tiridates schon gehört. Über Vorgesetzte kursierten nunmal in jeder militärischen und auch zivilen Einheit zahlreiche Gerüchte; manche waren wahr, andere erlogen oder zumindest heillos übertrieben. Ihm konnte es ja egal sein.
Wahrscheinlich stand auch ihm selbst etwas mehr Geld zu Verfügung als dem Durschschnittsprobati. Bei der Gelegenheit fiel ihm ein, dass er seinen Onkel mal wieder um eine höhere Alimentierung bitten musste. Ein As kam Tiridates als Grundeinsatz auch fast ein bisschen mickrig vor, doch da konnte man im weiteren Verlauf vielleicht noch ein paar Veränderungen vornehmen. Je nachdem, wie gewogen ihm Fortuna heute sein sollte.
"Na dann. Wer beginnt?" fragte er, während er Platz nahm und einige Münzen aus einem Beutel hervorkramte. -
Mit zunehmendem Tempo wurde es auch zunehmend schwieriger, den Gleichschritt zu halten. Dass es so viel Konzentration erforderte, in Formation zu marschieren, damit hatte der Alexandriner nicht gerechnet.
Als sie die Hafenanlage wieder verließen, kamen einige - darunter ausnahmsweise einmal nicht Tiridates - kurz aus dem Tritt, doch da die Mehrheit Labeos Befehlen folgen konnte, gelang es ihnen, sich schnell wieder in den Rhytmus einzugliedern. Langsam ließen nun bei dem ein oder anderen wohl doch schon die Kräfte nach, immerhin hatten sie jetzt doch schon ein kleines Programm hinter sich.
Aber zumindest fühlte sich Tiridates spätestens jetzt in seiner Entscheidung, nicht zur Marineinfanterie gegangen zu sein, bestätigt. Denn dort wurde scheinbar noch deutlich mehr Wert auf solche Marschübungen gelegt als bei den Nautikern. Dann doch lieber schwimmen! -
...mit Tiridates Castor der einstmals beste und am meisten gefürchtete Würfelspieler Alexandrias den Ring betrat :]. Lange hatte der in seiner Heimat als Glückspilz verschriene Probat keine Möglichkeit gehabt zu spielen. Die ersten Tage und Wochen bei der Classis waren wie im Flug vergangen, die vielen (auch privaten) Trainingseinheiten ließen ihn am Abend oft nur müde ins Bett fallen.
Umso erfreuter war der Hellene dann, als er diese Gelegenheit kommen sah.
"Wer will gegen mich verlieren?" fragte er forsch in die Runde.
Erst als diese Worte seinen Mund verlassen hatten, bemerkte Tiridates, dass es sich bei demjenigen, der ihm den Rücken zugewandte hatte, um seinen Ausbilder Labeo handelte. An einen Rückzug war jetzt allerdings nicht mehr zu denken; zumindest nicht ohne vor den Anderen sein Gesicht zu verlieren.
"Ich meinte natürlich...um welche Einsätze wird hier gespielt?" -
Nach den vorherigen Erfahrungen wollte Labeo seine Gruppe diesmal wohl nicht überfordern. So begannen sie ihren Gleichschritt in einem so behäbigen Rhythmus, dass jeder Beobachter dieses Schauspiels mit nicht allzu viel Respekt gegenüber der kaiserlichen Flotte nach Hause gehen würde. Aber immerhin funktionierte es nun. Dafür, dass sie heute wahrscheinlich alle zum ersten Mal gleichmäßig marschieren sollten, lösten sie die Aufgabe recht ordentlich.
Tiridates orientierte sich vornehmlich an seinen Vorder- und Nebenleuten. Und solange die den Takt hielten, würde es auch ihm gelingen. Wie das bei höherem Tempo aussehen würde, war eine andere Frage! -
"Seemännischer Dienst! Seit drei Wochen erst!" antwortete Tiridates. "Das Kämpfen ist nicht unbedingt meine Sache."
Der Hellene wusste, dass es unter einigen der Marineinfanteristen gewisse Vorurteile genüber den Nautikern gab. Sie seien zu weich, zu schwach, et cetera. Sein Gesprächspartner hatte es aber wohl eher scherzhaft gemeint.
"Aber körperliche Fitness ist auch bei uns vonnöten. Meint zumindest unser Ausbilder, ein gewisser Iulius Labeo. Kennst du ihn, diesen Labeo?" -
"Tiridates! Tiridates Castor aus Alexandria!" antwortete er seinem Ausbilder. "Ja, ich denke in Zukunft werde ich mich und meine Fähigkeiten realistischer einschätzen können."
Dass dieser Labeo sich die Zeit nahm, mit jedem von ihnen ein kurzes Wort zu wechseln, gefiel Tiridates. Vielleicht war er ja doch kein so übler Schleifer! -
Zum Glück war er dann doch nicht der Einzige, dem es so erging und auch der Ausbilder schien zufrieden gestellt.
Also erst mal mit einem stilistisch einwandfreien Sprung rein ins Wasser! Während der Corfinier Maelius mit gekonnter Technik loslegte, als wären die Lemuren hinter ihm her, machte sich Tiridates mit einem zugegebenermaßen etwas unorthodoxen Paddelstil ans Werk.
Zur Hälfte der Strecke gönnte sich der Hellene am Ausleger eine kurze Atempause und blickte zurück zum Start- und Zielpunkt, an dem der unverkennbare Iulius Labeo die spätsommerlichen Sonnenstrahlen genoss und auf die Rückkehr seiner Probati wartete. Dieser faule Sack! ( :D) dachte sich Tiridates und machte sich in seinem für Außenstehende gemütlichen Tempo auf den Rückweg.
Als er das Ziel schließlich erreichte, war er dann fast schon etwas stolz darauf, dass er doch immerhin eine Hand voll Männer hinter sich gelassen hatte. Und ertrunken schien zumindest auf den ersten Blick auch keiner zu sein! -
Tiridates Blick suchte den Ausleger, von dem Labeo gesprochen hatte.
Kein wirkliches Problem für einen geübten Schwimmer! Der er aber leider nicht war! Während der Ausbilder nun einem nach dem anderen einen prüfenden Blick zuwarf, grübelte der junge Probatus noch darüber, ob sich diese Aufgabe für ihn selbst nun als lösbar oder nicht lösbar darstellen würde.
Und schon war er selbst an der Reihe!
"Hm..ganz so toll sind meine Schwimmfähigkeiten dann doch nicht!" gestand er etwas zögerlich. Noch einmal wandte er seine Aufmerksamkeit auf die Strecke zwischen den beiden Auslegern. Im Grunde entsprach die Entfernung doch in etwa der zwischen den Ufern des kleinen Weihers, an dem er und seine Freunde in ihrer Jugend immer herumgetobt waren.
"Aber ich denke, ich schaffe das! Zumindest wenn ich mir das Tempo selbst einteilen darf", fügte er dann deutlich überzeugter hinzu. -
Während ihrer zahlreichen Übungseinheiten war zumeist auch ein weiterer, sehr kräftiger Mann zugegen. Offensichtlich ein Kollege aus einer früheren Probatengruppe! wie Tiridates vermutete, da er ihn während seiner Pflichtlektionen noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
"Salve Commilitone, ich bin Tiridates! Du scheinst schon länger in diesem 'Betrieb' zu sein!?" sprach der Grieche ihn eine Tages während einer kurzen Verschnaufpause an. -
Bis hierhin zum Hafenbecken war es ja recht erträglich gewesen. Doch nun schwante zumindest Tiridates Übles.
Wollte dieser Labeo sie nun tatsächlich ins Wasser schicken?
Klar, er konnte es vermeiden, wie ein Stein abzusaufen, aber ob seine Schwimmfähigkeiten zu Demonstrationszwecken ausreichten, bezweifelte er dann doch. Hätte er vorhin doch nur mitNein! geantwortet! Aber als Einziger?
Nun, es bestand ja immer noch die Hoffnung, dass es einigen anderen genauso erging wie ihm selbst, und so gehochte Tiridates den Befehlen und nahm die geforderte Position ein. -
Die ersten Übungseinheiten als Probatus der Flotte hatten Tiridates deutlich spüren lassen, woran es bei ihm noch haperte und dass noch einiges an zusätzlicher Arbeit und Anstrengung vor ihm lag. Dieses Vorhaben galt es nun in die Tat umzusetzen und so fand man ihn in den freien Stunden unter Anderem auch häufiger im Kraftraum wieder, zumeist gemeinsam mit dem Probatus Maelius, einem kräftigen Mann aus Corfinium.
Immer dann, wenn Tiridates einzubrechen drohte oder versucht war, aufzugeben, trieb jener ihn und die Anderen mit seinem unnachahmlichen Pergite! zu weiteren Anstrengungen an, was dazu führte, dass bei dem jungen Hellenen schon bald ein beträchtlicher Trainingsfortschritt erkennbar wurde... -
Es dauerte einige Momente, bis es der Gruppe junger Probati gelungen war, sich in einer Formation aufzustellen, die die Bezeichnung Marschkolonne verdiente. Als endlich auch dieses Problem behoben war, folgten sie ihrem Ausbilder, der ihre Schritte scheinbar in Richtung Hafen zu lenken beabsichtigte. Erleichtert stellte Tiridates fest, dass ein gleichmäßiger Marschrhytmus ihm wohl eher entgegenkam als die selbstverschuldeten Tempowechsel zuvor. Dennoch nahm er sich vor, in den nächsten Tagen einige persönliche Sonderschichten einzulegen, um seinen Körper in den für die Anstrengungen des Flottendienstes notwendigen Zustand zu bringen.
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Ja!
Ja!
Ja!
Nein!
Nein!
So lauteten Tiridates Antworten auf die Fragen des Iuliers.
Natürlich hatte der Grieche schon des öfteren mit Schiffen zu tun gehabt, wie wäre er sonst auch von Alexandria nach Italien gekommen. Er konnte sich selbst auch halbwegs anständig über Wasser halten, richtig gut schwimmen konnte er allerdings nicht; wozu auch, dazu war ja das Schiff da. Und da Tiridates auch recht behütet aufgewachsen war, hatte sich seine Familie auch einen akzeptablen Paedagogus für seine Ausbildung leisten können. Mit Mord und Totschlag wurde er bisher nicht konfrontiert; ein Grund, warum er den nautischen Dienst gewählt hatte, bei dem es – so hoffte er zumindest – nicht ganz so gefährlich zuging. -
"Adsum", schnaufte er immer noch ein wenig erschöpft, als sein Name fiel. Hoffentlich hatte er nicht gleich einen schlechten Eindruck bei seinem Ausbilder hinterlassen.
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Tiridates Castor