Beiträge von Lucius Septimius Palaemon

    Der Wachmann durchsuchte den Socius kurz aber gründlich, und nachdem er dabei tatsächlich kein Kriegswerkzeug oder Ähnliches finden konnte*, winkte er einen Kollegen herbei.
    "Dieser Mann wird dich zur Stube der Scribae begleiten, Marcus Socius. Dort kannst du dein Bestreben vorbringen."
    Der zweite Miles bedeutete dem jungen Mann, ihm zu folgen, und machte sich mit diesem auf zur Regia.



    Sim-Off:

    * Davon gehe ich jetzt mal aus!






    Die Wache empfing den großgewachsenen jungen Mann mit leicht spöttischem Lächeln. "Salve, Soci! Ich denke, der Statthalter wird keine Zeit für dich erübrigen können. Wenn du dich aber fürs erste mit einem seiner Schreiber zufrieden geben willst, kann ich dir weiterhelfen."
    Der Miles trat auf den jungen Römer zu und fügte erklärend hinzu: "Wir werden dich kurz überprüfen müssen, ehe dich einer von uns zur Regia begleiten wird. Trägst du irgendwelche Waffen bei dir?"








    Palaemon machte einen Schritt nach vorne und räusperte sich. Da er nicht wusste, wie der Wissensstand unter allen Anwesenden war, entschied er sich, die Geschichte von ihrem Ausgangspunkt an zu erzählen:
    "Präfekt, Tribunen... wie vermutlich bekannt ist, wurde im Dezember die Bürgerin Iunia Urgulania, die zugleich eine einflussreiche Vertreterin der alexandrinischen Magistrate war, ermordet im Zentrum der Stadt aufgefunden. Außerordentlich brisant war und ist dieser Mordfall daurch, dass die Frau wohl eine kleine Privatfehde mit dem damaligen Präfekten der XXII. Terentius Cyprianus führte und bereits zuvor größere Spannungen zwischen lokalen Gruppen und der römischen Vertretung bestanden. Einige kriminelle Elemente, insbesondere aus dem Fremdenviertel Rhakotis, haben die Sache zudem ausgenutzt, um weiter Stimmung gegen uns Römer zu machen."


    Eine kurze Pause folgte, die der Septimier dazu nutzte, die Orte, die er benannt hatte, auf der Karte aufzuzeigen, ehe er fortfuhr: "Eine Abordnung aus Soldaten aus meiner Zenturie bezog daraufhin eine Arbeitsstube an der Agora, um in Zusammenarbeit mit der Stadtwache die Angelegenheit aufzuklären. Wirklich hilfreiche Unterstützung bekamen wir aber nicht; vielleicht auch deshalb, weil das Amt des Strategen wenig später neu besetzt wurde.
    Nun, was solls! Ich denke, wir konnten derartige Vorwürfe entkräften und haben uns mit dem Umfeld, den Geschäftsbeziehungen der Iunia auseinander gesetzt. Dabei sind wir auf einen Perser gestoßen, der kurz zuvor über einen Boten der Frau eine große Geldsumme erhalten haben soll. Wir haben ihn seiner Wohnung ausfindig ausfindig gemacht."
    Der Optio zeigte auf einen Punkt der Karte, zwischen der Via Argeus und dem Kanal gelegen.
    "Wir haben zwar nicht viel gegen jenen Bagaeos in der Hand, er hat sich aber meiner Meinung nach sehr verdächtig verhalten, als er sich einer Befragung von dreien meiner Männer durch einen abenteuerlichen Fluchtversuch zu entziehen versuchte. Ich habe ihn einstweilen in Nikopolis in den Arrestzellen unterbringen lassen, aber bislang bestreitet er, involviert zu sein."
    Dann schwieg Palaemon erst einmal, bereit auf mögliche Fragen der Vorgesetzten zu anworten.

    Zum ersten Mal seit seinem Eintritt in die Legion bekam Palaemon nun das Stabszimmer zu Gesicht. Nachdem er vor einiger Zeit schon das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte, zu einem Sechsaugengespräch mit dem Statthalter und dem Magister Officiorum geladen worden zu sein, hatte er die Aufforderung, hier zu erscheinen, ohne allzu große Aufregung hingenommen.
    Der Optio hielt sich selbstverständlich erst einmal im Hintergrund und beobachtete das Treiben der Scribae, während er mit nicht geringer Neugier die Ankunft des neuen Legionspräfekten erwartete.

    Der Optio, der nicht gewusst hatte, dass sich unter den Begleitern des designierten Legionspräfekten auch ein Tribun befand, wollte schon abwinken, kam jedoch zu dem Schluss, dass ein solches Hin und Her seine Autorität erst recht in Frage stellen würde. Also nahm er die beiden Schwerter entgegen und hieß auch jenen Decimer in Alexandria willkommen.
    "Wir werden gut auf sie achtgeben", versicherte der Unteroffizier, woraus nicht so recht hervorging, ob er sich auf die Waffen oder die sechs Soldaten bezog.
    Dann schickte er einen seiner Männer los, um dem Statthalter Bescheid zu geben, und rief schließlich einen weiteren herbei: "Legionär Trebatius Capella wird euch zum Amtszimmer des Präfekten Terentius Cyprianus geleiten, Präfekt."

    Ein Bote war den beiden Neuankömmlingen vorausgeeilt, um den Praefectus Aegypti über deren Ankunft zu unterrichten.
    „Der designierte Praefectus Legionis der XXII. Tiberius Octavius Dragonum und der Tribun Decimus Serapio wünschen den Statthalter zu sprechen!“ wurden die beiden Männer angekündigt.





    Von der Agora Alexandrias bis zum Legionslager hatte die Hand voll Soldaten aus der 2. Zenturie der 2. Kohorte den Perser abgeführt. Zwei Legionäre waren links bzw. rechts von ihm marschiert und hielten den Mann derart am Arm fest, dass ein weiterer Fluchtversuch unmöglich war.
    "Da hinein mit ihm!" wies Palaemon die Männer an. Sie standen vor einer der Arrestzellen, die üblicherweise für Trunkenbolde oder Störenfriede in der Legion benutzt wurden. Sie waren alles andere als sauber und die extremen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht in dieser Gegend verspürten die Inhaftierten am eigenen Leibe. Palaemon war zuversichtlich, dass einige Tage und Nächte in der Zelle diesen Perser schon gefügig machen würden.

    Sofort standen die Männer der Wache noch etwas strammer und gefälliger, als sie erfuhren, wen sie da angeblich vor sich hatten. Der Optio begrüßte die acht Soldaten, während er darüber nachdachte, ob er von ihnen einen Nachweis über ihre Identität einfordern sollte.
    "Salve Präfekt, Willkommen in Alexandria. Einer meiner Männer wird euch sogleich beim Praefectus Aegypti ankündigen.
    Darf ich euch dennoch darum bitten, dass zumindest deine Begleiter ihre Waffen einstweilen hier lassen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hier einfach sehr streng"
    , entschuldigte er sich bei dem General.

    "Gut gemacht!" empfing der Septimier die beiden, ehe er sich an die gesamte Truppe wandte: "Wir werden nun Straße für Straße, Wohnblock für Wohnblock abklappern. Jeweils zwei von euch nehmen sich eine dieser Baracken vor, am Ende einer Straße sammeln wir uns wieder. Befragt die Bewohner nach dem Aufrührer! Benehmen sie sich verdächtig, seht kurz in ihrem Wohnraum nach!"
    Sie marschierten los. Passierten sie eine Behausung, scherten zwei Legionäre aus, um sich nach dem Mann zu erkundigen. Am Ende der ersten Straße schließlich wartete der Optio, bis alle wieder beisammen waren. Er machte sich wenig Hoffnung auf einen schnellen Erfolg, erkundigte sich bei seinen Soldaten aber dennoch nach möglicherweise erlangten Informationen und Hinweisen.

    Rhakotis war schon ein ungewöhnlicher Ort. Wenngleich Palaemon - oder Tiridates, wie sie ihn hier immer noch manchmal nannten - beileibe nicht zum ersten Mal die unsichtbare Grenze überschritt, die das 'normale' Alexandria von dem Viertel der Armen und Ausländer abtrennte, so war er doch aufs Neue schockiert von der Fremdartigkeit, die von diesem Ort ausging.
    Mit dem griechisch geprägten Teil der Stadt hatte dies hier wahrlich nicht viel zu tun.
    Die Soldaten, insgesamt ein knappes Dutzend, reagierten ähnlich zögerlich und misstrauisch wie ihr Optio. Palaemon ließ die Männer erst einmal mit einem halblauten "State" anhalten und wies sie an, so lange zu warten, bis die beiden Commilitones, die er zur Agora gesandt hatte, wieder zu ihnen gestoßen wären.

    "Das reicht jetzt!" fuhr der Optio den Mann vor ihm an. Er wandte sich an die Legionäre um den jungen Eprius: "Begleitet unseren Gast nach Nikopolis. Ich bin mir sicher, er wird seine Meinung bald ändern."
    Sonst gab es auch nichts, was Palaemon hier noch zu sagen oder zu tun wusste.

    Ein Legionär überbrachte eine Botschaft an den Präfekten.


    Salve Präfekt,


    wie vereinbart möchte ich dich über unsere Fortschritte in Kenntnis setzen.
    Der Perser, von dem ich dir erzählte, befindet sich momentan in unserem Gewahrsam. Zwar ist er nicht sehr gesprächig und unsere Beweislage mehr als dünn, doch hat der Mann unser Misstrauen ihm gegenüber verstärkt, als er sich einer Befragung durch einen abenteuerlichen Fluchtversuch zu entziehen versuchte. Dank der Geistesgegenwärtigkeit und guten körperlichen Verfassung unserer Soldaten, allen voran von Legionär Eprius Graeceius, konnte eine Flucht jedoch verhindert werden.
    Sollte dieser Bagaeos weiterhin keine brauchbaren Angaben machen, habe ich vor, ihn einstweilen in Nikopolis 'unterzubringen'.


    Lucius Septimius Palaemon,
    Optio II.Zenturie, II.Kohorte


    Der Septimier notierte etwas auf einer Tafel, winkte einen weiteren Soldaten herbei, der kurz darauf mit der Tafel unter dem Arm die Dienststelle Richtung Regia verließ. Dann erst ging der Optio auf die Worte des Persers ein: "Das überzeugt mich überhaupt nicht. Wir haben die Aussagen eines ... eines Bewohners der Domus Iunia, einer der angesehensten Familien Roms, der bezeugt, dir von der ehrenwerten Iunia Urgulania kurz vor deren Tod eine Nachricht sowie eine Menge Geld überbracht zu haben." Vielleicht beging der Optio in diesem Moment einen Fehler, als er Bagaeos mit dieser Begebenheit konfrontierte, doch er war nun einmal ein Soldat, außerdem einer, der sich vor allem auf Kriegsschiffen gut auskannte. Mit verworrenen Kriminalfällen hatte er bisher nicht viel zu tun gehabt.

    Ehe sie sich nach Rhakotis aufmachten, pickte sich der Optio zwei seiner Männer - darunter auch der Legionär Annaeus Gratus - heraus: "Geht zur Agora und bringt einen Aushang am Bürgerforum an. Die Legion zahlt eine Belohnung von 200 Drachmen für sachdienliche Informationen, die zur Ergreifung dieses Schurken namens Dudus beitragen. Im Anschluss daran stoßt ihr in Rhakotis wieder zum Rest der Truppe. Verstanden!?"

    Der Optio ließ sich von den Legionären über das, was vorgefallen war, ins Bild setzen, ehe er sich an den fremden Mann wandte: "Nun, Bagaeos, es würde mich doch sehr interessieren, was dich dazu bewogen haben könnte, sich einfach so davon zu machen."
    Palaemon dachte nicht daran, dem Perser einen Stuhl anzubieten. Er selbst stand hinter dem provisorischen Schreibtisch und behielt den Mann, der vielleicht ein paar Jahre jünger als er selbst sein mochte, genau im Auge. "Wie du sicher weißt, genießen die römischen Truppen einen offiziellen Status als Schutztruppe. Sich einer Befragung durch unsere Männer zu entziehen, ist allein schon ein schwerer Verstoß gegen die Gesetze der Stadt."
    Ob das so im Detail stimmte, was Palaemon da von sich gab, war für ihn im Moment unerheblich.

    Wieder einmal war ein Trupp Soldaten der XXII. Legion, genauer gesagt aus der II. Zenturie der II. Kohorte, im Begriff Alexandria über die Porta Solis zu betreten. Anführer der ungefähr einem Dutzend Männer war der Optio Septimius Palaemon und erneut waren einige junge Rekruten unter ihnen, die ihre Grundausbildung erst kürzlich hinter sich gebracht hatten.
    Aufgabe war es, wie vom Präfekten der Provinz gefordert, die Urheber der anhaltenden antirömischen Hetzereien endlich ausfindig zu machen.

    "Wenn dieser Perser etwas damit zu tun hat, so denke ich werden wir es noch heute erfahren."
    Die drohenden Worte gefielen dem Optio gar nicht. Für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass der Präfekt vielleicht doch seine Finger im Spiel haben könnte und sich über Palaemons aussichtslose Bemühungen insgeheim amüsierte. Dann konzentierte er sich aber wieder auf das Gespräch.
    "Das Problem bei diesem Dudus liegt vor allem darin, dass wir noch nicht einmal genau wissen, ob es sich um einen einzelnen Menschen oder um eine gezielte Kampagne handelt. Seitdem wir verstärkt nach ihm suchen, scheint er jedenfalls untergetaucht zu sein.
    Dieser Fall liegt aber vielmehr im Zuständigkeitsbereich eines höheren Offiziers, weniger in meinem, Präfekt."

    Wer genau den Einsatz der verdeckt ermittelnden Frumentarii plante, wusste er nicht. Vermutlich die Stabsoffiziere oder die Mitarbeiter des Statthalters selbst.
    "Die Vorgesetzten der lokalen Stadtwache scheinen jedenfalls auch nichts Genaueres zu wissen. Oder sie setzen uns absichtlich nicht ins Bild darüber", fügte Palaemon noch hinzu, ein wenig Unzufriedenheit über die Zusammenarbeit mit der Stadtwache andeutend.