Beiträge von Titus Decimus Vestinus

    Das klang interessant. Ob wir so auch gleich lernen, ordentlich vom Pferd zu fallen, fragte ich mich. Und dann wieder aufzustehen?


    Ich schaute den Kameraden neben mir an und auf sein Nicken hin besorgten wir unsere Ausrüstung und setzten uns auf die Pferde. Ich kannte ihn noch nicht. Vermutlich stammte er aus einer anderen Einheit. Aber das war ja auch das Gute an diesen Übungen. Man lernte andere Leute kennen.


    Auf das Zeichen des Decurio hin, ritten wir los, direkt aufeinander zu. Es war gar nicht so einfach, sich auf den Gegner zu konzentrieren und dabei den eigenen Leuten nicht vors Pferd zu reiten und deren Sicht zu behindern. Aber irgendwie hielt ich meinen Kurs und steuerte auf meinen Kameraden zu.
    Jedoch fiel keiner von uns vom Pferd, es war etwas wacklig, für einen Moment, als wir aufeinandertrafen. Aber beide blieben wir im Sattel.


    Auch von den anderen war kaum einer vom Pferd gefallen.


    Sim-Off:

    Ich entschuldige mich nochmal, dass zwischen meinen Antworten soviel Zeit lag. Ich hatte sehr viel zu tun.

    So, ich melde mich mal sporadisch zurück. (Wird ja auch Zeit.)


    Ich hab nach wie vor viel zu tun und werd deshalb nicht täglich on sein, manchmal bestimmt nur ein-zweimal die Woche, aber ich sollte es jetzt schaffen, wieder regelmäßig zu posten.


    Das gilt auch für Pasiphaë.

    Wir facktelten nicht lange und leisteten dem Befehl des decurio sogleich Folge. Immerhin waren wir motiviert und wollten was lernen. Wenn wir schon unsere Freizeit opferten.


    Ich landete neben einem hochgeschossenen, dunkelhaarigen Mann, der mit geradem Rücken auf seinem Pferd saß. Ich grüßte ihn, nur flüchtig, denn Kontakt hatten wir bisher keinen, mal abgesehen von den Abenden in den überfüllten Thermen, an denen jeder mal gegen jeden stieß.
    Er nickt nur, ziemlich wortkarg, der Gute, dachte ich und ritt los. Schön langsam, denn bei den Kameraden vor mir schien es einige Startschwierigkeitn zu geben.

    Diesmal nicht, dachte ich und saß gleich mit kompletter Ausrüstung auf. Nach der halben Rüge und dem halben Kompliment am Abend zuvor .... auch ich war schließlich lernfähig und wollte die Aufmerksamkeit des decurio nicht mit Ungehorsam erwecken.


    So verhielt ich mich tadellos, heute zumindest und immerhin war es gar nicht schlecht, mit kompletter Rüstung aufs Pferd zu springen und auch wieder runter, denn es war bitterkalt an diesem Morgen und schon beim kurzen Weg zum campus hatte ich gemerkt wie mir die Hände gefroren.


    Nach wenigen Minuten trappelten die ersten Füße auf die Gestelle zu. Auch meine waren darunter. Ja, heute konnte ich zufrieden sein, mit meiner Kondition. Jetzt noch, wenigstens.


    Wenig später saß ich wieder auf.

    Es ist irgendwie blöd, hier immer nur reinzukommen, um zu sagen, dass sich die Abwesenheit noch verlängert, aber ich melde mich - vorsichtshalber - noch zwei Wochen komplett bzw. kaum aktiv (wohl aber eher komplett, wenn ich den Trend der letzten Wochen beobachte. )


    Bei mir im RL ist zur Zeit sehr viel los.


    Gilt natürlich auch für Zweit-ID Pasiphaë.

    "Also Severus, du bist echt so ein Kindskopf." zischte ich ihm lachend zu. "Wie kann man nur so gierig sein, hast du früher nichts abbekommen?" Wir standen nebeneinander in der Kolonne, die sich Richtung Warenausgabe zubewegte und versuchten dann und wann, unsere Hälse nach oben zu recken, um nach vorne zu spähen. Severus hingegen, dem dieses Spielchen nach zwei, drei Minuten schon langweilig geworden war, hatte sich darauf verlagert, mich abzudrängen, unter dem Vorwand, dass er dann meinen Anteil abbekäme. Natürlich nicht ernsthaft, nur aus Spaß und um sich selbst die Zeit des Wartens zu vertreiben.


    Wieder puffte er mich in die Seite und ich verdrehte spielerisch die Augen. "Möchtest du nicht warten, bis du weißt, was wir überhaupt bekommen? Vielleicht ist es was völlig Unnützes und dann täte es dir leid, wenn du deinen Kameraden für einen Haufen Schrott schwer verletzt hättest."
    Severus grinste. "Es wird schon was Ordentliches sein, sonst hätten sie es nicht so aufgezogen." Er zeigte nach vorne. "Ich weiß, du kannst es nicht sehen, aber ganz vorn steht der tribun und der würde seine Zeit sicher nicht opfern, wenn es darum ginge, uns nur irgendwelchen Scheiß zuzustecken."
    Wir waren nun beide schon einige Monate in der Armee. Hatten die Grundausbildung zusammen erlebt und bewohnten ein- und dasselbe contubernium. Irgendwie waren wir in all der Zeit zusammengewachsen und erlebt hatten wir auch viel, eine Warenausgabe jedoch noch nicht und das machte unsere Spannung aus.


    Irgendwann, ein paar Minuten später - mir kam es vor wie eine Ewigkeit - säuselte der Wind die Stimme des optio herüber. Er meldete die centurie.
    "Na also." sagte Severus. "Jetzt werden wir wohl gleich erfahren, weshalb wir hier rumstehen."

    Ich war noch nie in meinem Leben in einem Pferdestall gewesen und wusste deshalb nicht, was mich erwartet, als ich die Unterkunft meines tierischen Kameraden betrat. Ich hatte mit einem höllischen Gestank gerechnet, aber letztendlich ging es dann doch. Natürlich roch es nach Tier, aber nicht allzu unangenehm und auf keinen Fall unangenehmer, als das contubernium am Abend, wenn acht verschwitzte Männer vom campus kamen und, noch dreckig, auf engstem Raum zusammentraffen.


    "Hey legionarius." Es war die Stimme des Knechtes, der mich aus meinen Gedanken riss. "Willst du nun selbst für dein Pferd sorgen oder nur rumstehen und glotzen?"
    Er ist ganz schön frech, dachte ich, aber es störte mich nicht, denn er wirkte freundlich und das war mir schon immer lieber, als ein formvollendeter Heuchler.
    "Ja. Ich komme." rief ich ihm durch den halben Stall entgegen und fügte, als ich bei ihm angekommen war, hinzu: "Du musst mir nur erklären, was genau zu tun ist. Und den Namen des Pferdes würde ich gern erfahren. Deinen auch."
    Er schnalzte mit der Zunge und führte das Pferd in die Box. Dabei sah es ihn an und es wirkte fast so, als hätte ich tatsächlich eines der zutraulicheren Tiere erwischt. Es wirkte gelassen, aber nicht lahm, ruhig und doch nicht phlegmatisch. Ein gutes Tier und hübsch obendrein.


    Während der Junge noch mit sonstwas beschäftigt war, entledigte ich mich eines Großteiles meiner Rüstung, die ich auf zwei nebeneinanderstehenden Schemeln ablegte. Wenig später kam der Knecht zurück. "Die Stute hier heißt Andromache, eine unserer besten, obwohl wir viele gute Tiere haben. Sie ist drei Jahre alt und hat sich schon bei langen Ritten bewährt. Trotzdem war sie bisher keinem zugeteilt und nur als Ausweichpferd gedacht, wenn ein anderes krank werden sollte. Das passiert manchmal schneller, als gedacht und ich heiße Philippus." Während er erzählte, drückte er mir Kardätsche und Striegel in die Hand. "Die brauchst du, um dein Pferd zu putzen. Aber bevor du anfängst: Nächstes Mal solltest du das Pferd draußen putzen, das ist besser, damit die Box und das Futter nicht verdreckt werden. Nur heute machen wir eine Außnahme, weil so viele Reitergruppen ausgebildet werden und alle hier herumhocken. Schickten wir euch alle nach draußen gehen, würden wir unseren Platz verstopfen und dann gäbe es ein riesen Tohuwabohu, wenn alle fertig sind und wieder rein wollen. Wir haben das ein paar Mal so gemacht, aber es gab immer einen riesen Ärger, weil die meisten der jungen Legionäre nach dem Putzen nur ans Abendessen und die Thermen dachten und keine Rücksicht aufeinander nahmen." Vorwurfsvoll sah er mich an. "Das passiert uns nicht wieder." fügte er hinzu. "Und nun schau zu, wie ich es mache." Er hatte sich eigenes Putzzeug geschnappt und nachdem er sich meiner vollen Aufmerksamkeit versichert hatte, nicht, ohne noch einmal zu erwähnen, dass die Auszubildenden oft zu unachtsam seien, begann er und ich schaute ihm zu.


    "Jetzt bist du an der Reihe." sagter er nach einigen Minuten, entfernte sich von Andromache und ließ mich an sie heran. Konzentriert nahm ich meine Arbeit auf, fuhr mit der Kardätsche unter leichtem Druck von Kopf bis Schweif und streifte sie nach jedem Strich am Striegel ab, den ich von Zeit zu Zeit ausklopfte. Erst auf der linken, dann auf der rechten Seite, dann den Rest und als das Pferd recht gut aussah, blickte ich wieder zu "meinem" Knecht, der zustimmend nickte. "Jetzt nimmst du den Lappen." Er reichte mir einen alten Fetzen, den er irgendwann in den letzten Minuten geholt haben musste. "Reib sie damit ab, um den Staub zu entfernen, ich hole derweil schon einen Schwamm und einen Eimer Wasser." Gemütlich schlurfte er davon und verschwand irgendwo zwischen meinen Kameraden und den anderen Pferdeknechten, im Dämmerlicht des Stalles.


    Als er wiederkam, glänzte Andromache noch ein wenig mehr. Zufrieden hatte ich sie ein wenig getätschelt und sie hatte mich damit belohnt, dass sie ihren Kopf vertrauensvoll gegen meine rechte Schulter gestoßen hatte. "Gut." Philippus wandte sich mir wieder zu und hielt mir einen gebrauchten, aber tadellos sauberen Schwamm entgegen. Den Eimer stellte er zu meiner linken ab. "Wasch nun die empfindlichen und wichtigen Stellen vorsichtig ab. Nüstern, Maul und Augenwinkel und vergiss After und Genitalien nicht. Das ist sehr wichtig und wasch den Schwamm am Besten ständig aus."
    Ich tat auch dies, konzentriert und mit einem enormen Aufwand an Zeit, doch irgendwann war es geschafft. Ich hatte meine Pflicht getan, etwas gelernt und auch das Pferd hatte nun endlich Feierabend.


    "Decimus Vestinus." sagte der Knecht und als er meinen verwunderten Blick sah fügte er mit einem verschmitzten Grinsen hinzu: "Ich hab deinen Namen auf dem campus gehört, als dich ein Kamerad ansprach. Die Putzwerkzeuge sind schon sauber, aber das Wasser müssen wir noch wegbringen und den Schwamm richtig auswaschen." Einmal mehr folgte ich ihm durch den halbdunklen Stall und ließ mir zeigen, wo was entsorgt wurde und wo welche Sachen gelagert wurden.


    "Danke." sagte ich zu ihm, als wir fertig waren. "Für die ganzen Erklärungen. Das nächste Mal wird es mir leichter fallen."
    "Ich denke auch. Das erste Mal ist immer am Schwierigsten. Wenn du mich trotzdem nochmal brauchst, bin ich in den Ställen. Immer."
    Ich nickte ihm zu und verabschiedete mich. Knapp zweieinhalb Stunden hatte die ganze Prozedur gedauert und nun verlangte es mich sehr, nach ein wenig Ruhe und nach einem Essen.

    Ich wollte mich schon abwenden, als ich spürte, wie jemand auf mich zukam. Es war der decurio, zu Pferde und anscheinend wollte er mit mir sprechen.
    Überrascht drehte ich mich ihm zu und wartete auf das Kommende.


    Oh, oh, dachte ich, als ich die ersten Worte vernahm. Noch klang es nach einem Kompliment, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da noch etwas hinterherkommen würde und natürlich behielt ich Recht.
    Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu erwidern, aber da war der Ausbilder schon weggeritten. Vielleicht wollte er gar nicht hören, was ich dazu zu sagen hatte und vielleicht war es auch besser so, denn ich war mir nicht sicher, ob ich im Ernstfall nicht wieder eigenmächtig gehandelt hätte - zumindest dann, wenn es nicht mein oder das Leben eines anderen gefährdet hätte.


    Ich starrte kurz in den Himmel hinauf und senkte meinen Kopf dann wieder. Immerhin war es auch ein halbes Kompliment, dachte ich, irgendwie zufrieden. Mit einem versteckten Grinsen tätschelte ich das Pferd.
    "Na komm." sagte ich zu meinem Tier. "Ich werd dich in den Stall bringen. Begleitest du mich?" Die letzten Worte waren an den Knecht gerichtet, der nun eifrig nickte.
    "Natürlich, natürlich. Es gibt auch für mich noch eine Menge zu tun und so, wie du vorhin auf das Pferd gestiegen bist, nehme ich an, dass ich noch ein wenig erklären muss." Er sah mich forschend an und wartete auf meine Reaktion, doch ich zog nur leicht amüsiert die Augenbrauen in die Höhe und erwiderte, dass das wohl tatsächlich der Fall sei.


    Gemeinsam verließen wir den campus.

    Als wir sicher waren, dass sich alle, die zu unserem contubernium gehörten, versammelt hatten, brachen wir auf.


    Um alle Orte abgrasen zu können, teilten wir unsere Gruppe auf und stoben in verschiedene Richtungen davon.
    "Richtig angenehm, so leicht bepackt zu laufen, was?" sagte Victorius, der sich in der langsam stärker werdenden Sonne im Laufen einmal gründlich streckte. "Im Gegensatz zu gestern ist das hier ja nichts."


    Auch ich fühlte mich wohler ohne den ganzen Kram, der beim Marsch nach Patavium auf meinem Rücken gelastet hatte. Befreit hob ich den Kopf und atmete einen kräftigen Zug der beginnenden Waldlandschaft ein. An unserem Lager war die Erde platt, doch nicht weit entfernt begannen sich noch halb unberührte Wälder anzudeuten, deren Bäume dicht aneinander standen. Wäre ich ein Kind gewesen, hätte ich sicher den Drang verspürt, mich zu verstecken, doch die Monate in der Legio hatten bereits ihre Spuren hinterlassen und so dachte ich zuerst an die Stellen, hinter denen Feinde hocken könnten. Doch mit Feinden rechnete ich nicht. Wir waren schließlich mitten in Italia und auch wenn die Gegend hier eher ländlich und unbewacht war, so trieben doch keine größeren Horden ihr Unwesen. Höchstens Wegelagerer, dachte ich, doch da wir keine befestigten Straßen vor uns hatten, nicht einmal einen stark verwendetenTrampelpfad, glaubte ich nicht, dass sich solche hier aufhalten würden.


    "Hey ihr." sagte Allectus, der Dritte im Bunde. "Ihr wisst, wo wir lang müssen?" Es war ihm wohl etwas peinlich, doch fügte er hinzu: "Ich nämlich nicht. Koordination .. naja .. Auf dem Schlachtfeld ginge es sicher, aber wenn es darum geht, andere Orte zu finden."
    "Keine Sorge." antworteten Victorius und ich wie aus einem Mund.
    "Er weiß, wohin unser Weg uns führt." erwiderte ich mit voller Überzeugung.
    "Ja, ich weiß es." Victorius grinste. "Ich bin nämlich dein Gegenteil. Setz mich irgendwo aus, schlag mich nieder, sollte ich überleben, dann finde ich zurück."

    Wie ich mir gedacht hatte. Als ich die Ausrüstung an meinem Körper trug, bekam ich plötzlich Angst, dem Pferd oder mir etwas aufzuschlitzen. Ich hatte ja schon beim Hinsehen so ein komisches Gefühl gehabt.


    Ich sah kurz auf mich, auf das Pferd und wieder auf mich und entschied, es mit jeder Waffe und dem Schild erst einmal einzeln zu versuchen. Das würde mir einen Rückstand gegenüber den Kameraden einbringen, die die zehnmal Auf- und Absteigen gleich komplett ausgerüstet absolvierten, aber mir war es so sicherer und das Pferd würde es mir sicher danken.
    "Halt mal bitte." sagte ich zu dem Knecht, der noch immer neben der Stute stand und mein Tun aufmerksam beäugte. Ich reichte ihm hasta und spatha und sprang erst einmal mit dem Schild auf und wieder ab.
    So tat ich es auch mit den anderen beiden Waffen. Schön einzeln und erst einmal probieren.


    Als einer der letzten vollendete ich die zehn Auf- und Absitzversuche mit voller Rüstung, aber dafür war mein Pferd unversehrt und momentan interessierte mich das mehr, als der Schnelligkeitswettkampf unter allen Anwesenden.


    Fünf Minuten später schritt ich über den campus. Es ging noch ein wenig langsam voran, denn ich versuchte, das Gewicht gut zu halten und das Pferd nicht unnötig zu belasten, aber allmählich ging es voran und bei der zweiten Runde fühlte ich mich schon etwas sicherer, wenngleich ich noch sehr konzentriert sein musste.

    Ich nahm meine Füße aus den Steigbügeln, holte Schwung und sprang nach links ab. Ehe ich mich versah, hatte ich so wieder festen Boden unter den Füßen. Ich erlaubte mir einen Moment der Freude, bevor ich erneut aufsaß.


    Zum ersten, zum zweiten zum dritten .. auch beim fünften, sechsten und siebenten Versuch verlief alles problemlos.
    Beim achten Mal jedoch fehlte mir etwas der Schwung und ich brauchte einen zweiten Anlauf, um wieder aufzusitzen. Das Absitzen aber klappte und auch bei den übrigen Versuchen gab es keine Probleme.
    Am Ende stand ich wieder neben dem Pferd.

    Im Schatten der Tür stand ich verborgen vor den beiden sich unterhaltenden Männern und lauschte ihrem Streit. Einer davon war mein Bruder, der, wie ich ein paar Minuten zuvor, seinen Namen auf die tabula gesetzt hatte. Nur deshalb blieb ich noch ein wenig länger, denn es überraschte mich ein wenig, dass ihm ein lapidarer Plausch ein solches Unbehagen bereitete.


    Die Konversation dauerte nicht lange, sie war kurz und ausschlaggebend und führte dazu, dass ich meine Augenbrauen in die Höhe zog. Kurz dachte ich darüber nach, mich einfach einzumischen, denn ich wollte nicht, dass der Artorier schlecht von der Familie dachte, ließ es aber bleiben und meinen Bruder ziehen, denn so, wie er jetzt drauf war, brachten wohl nicht einmal beschwichtigende Worte etwas.


    Bevor mich jemand entdecken konnte, trat ich wieder in mein contubernium zurück und dachte darüber nach, ob es nicht leichtsinnig war, sich einen Kameraden so einfach zum Feind zu machen.

    Auf Befehl des decurio drehte ich mich zu "meinem" Pferd herum und betrachtete es eindringlich. Der Sattel war drauf und so, wie er da befestigt war, sah das alles ganz logisch aus. Da ich aber noch nie auf- oder abgesattelt hatte, nahm ich mir vor, lieber die Hilfe des Knechtes in Anspruch zu nehmen.


    "Ich will dem Tier nicht wehtun." sagte ich zu ihm. "Deshalb würdest du mir helfen, alles richtig zu machen?"
    Er nickte stumm und begann, mir die wichtigsten Schritte zu zeigen und kurz darauf war das Pferd auch schon seines Sattels entledigt.
    Danach erklärte er mir, wie ich den Sattel wieder drauf bekam.
    "Und jetzt du." sagte er, als er geendet hatte und gab ihn mir in die Hand.
    Während der ganzen Zeit war das Pferd ziemlich geduldig. Einmal drehte es seinen Kopf in meine Richtung, aber sonst stand es still da und ließ mich gewähren.
    Als ich den Sattel auf dem Rücken des Pferdes platziert hatte, begann ich mit den Befestigungarbeiten. Ich begab mich zur rechten Seite der Stute und zog den Gurt herunter, so, wie der Knecht es mir erklärt hatte, danach wechselte ich zur linken Seite und befestigte ihn.
    Als ich meinte, fertig zu sein, sah ich den Knecht fragend an und wartete auf seine Reaktion. Mit wenigen geübten Blicken ging er einmal um das Pferd herum und nickte zustimmend.
    "Gut." sagte er. "Du kannst jetzt aufsitzen."


    Mit meinem linken Fuß stieg ich in den Steigbügel, stützte mich mit den Händen ab und schwang mein rechtes Bein über den Rücken des Pferdes. Es wirkte große, aber ich hatte genug Schwung und deshalb klappte es gleich beim ersten Mal. Als ich sicher saß, schaute ich auf den Knecht und bedankte mich bei ihm.

    Es ging alles ziemlich zivilisiert zu. Nachdem der decurio uns angewiesen hatte, ein Pferd zu erwählen, setzten wir uns zügig, jedoch nicht stürmisch in Bewegung. Anders, als in der Grundausbildung, während der sich manchmal riesige, unübersichtliche Trauben vor einem Waffenstapel gebildet hatten.


    Ganz rechts stand ein wunderschöner Rappe. Er hatte den Kopf erhoben und wirkte mehr als majestätisch, weshalb sich zwei handvoll Männer schnurstracks zu diesem Tier begaben. Ich hingegen schlug eine andere Richtung ein, denn obgleich ich von der Ausstrahlung des Tieres beeindruckt war, hatte bereits ein anderes meine besondere Aufmerksamkeit erregt. Es stand, nicht gleich sichtbar, hinter einem grauen Artgenossen und einem Schimmel und schaute durch die beiden anderen Pferde hindurch. Eine wunderschöne kastanienbraune Stute mit dunklen Augen.


    Als ich bei ihr ankam, sah ich sie an und da noch keiner meiner Kameraden Besitzansprüche erhoben hatte, beschloss ich, meine Ausbildung mit diesem Tier zu durchleben. Ich tätschelte es kurz und dann stellte ich mich gerade.


    Wenige Minuten später hatte auch der Letzte ein Tier gefunden.


    Sim-Off:

    Aus wieviel Mann besteht die Ausbildungsgruppe eigentlich genau? Wird hier gerade eine ganze turma ausgebildet oder sind es nur ein paar Männer, die später den turmae zugeteilt werden?

    Die Sonne schien noch hell, als ich mich, zusammen mit einigen Kameraden, auf den Weg zum campus machte. Es war bereits Nachmittag und wir hatten schon einen anstrengenden halben Tag hinter uns, trotzdem glühten unsere Augen wie Feuer, denn wir hatten ein Ziel vor Augen und wir waren gespannt.


    "Was glaubt ihr, welchen decurio sie uns vorsetzen werden?" fragte einer. "Kennt ihr irgendeinen Decurio? Ich hatte meine Grundausbildung bei so nem Irren .... Alten, er kam mir vor wie ein Opa." Einen Seufzer ausstoßend schüttelte er den Kopf. "Ich hoffe, der Typ ist besser, als mein optio damals."
    Ich kannte den, der das gesagt hatte, nicht, denn damals war er in einer anderen Ausbildungsgruppe gewesen. Überhaupt sah ich viele fremde Gesichter um mich herum, an denen ich bisher nie mehr, als einmal vorbeigegangen war oder sie nur durch Zufall in den Thermen oder auf der Latrine getroffen hatte. Doch nun hatten wir uns zusammengefunden, weil wir nah beeinander wohnten und dasselbe Ziel hatten - den campus.
    "Saufeius Simplex?" fragte einer, woraufhin der andere nickte. "Ach ja, von dem hab ich gehört." fuhr er fort. "Aber ich hatte damals nen besseren. Ich kenne aber keinen der decurionen." Er sah in die Runde und erntete nur Schulterzucken. Als normale milites hatten wir mit den turmae bisher eher weniger zu tun und auch unsere Befehle hatten wir bisher lediglich von unserem centurio oder optio erhalten.
    Ich sah kurz in die Sonne und dachte darüber nach. Wir alle, in diesem Lager, lebten auf einem Fleck und doch kannten wir noch nicht einmal die Hälfte der hier ansässigen Personen.


    Ein paar Minuten später erreichten wir den campus und gesellten uns zu denen, die bereits eingetroffen waren. Ein Ausbilder war noch nicht in Sicht und so nutzen vereinzelte Kameraden die Zeit, um ein Gespräch zu beginnen, gemeinsam zu lachen, zu mutmaßen und zu fluchen. Ich hingegen stellte mich einfach nur dazwischen und wartete auf den Beginn.
    Nach wenigen Minuten, nachdem auch die letzten eingetroffen waren, kam ein Mann auf einem Pferd auf uns zugeritten und auch ohne Befehl bemerkten wir die Lage und stellten uns ordentlich in Reih und Glied auf, so, wie wir es gelernt hatten.


    Mir fiel es schwer, den Fremden auf Anhieb einzuschätzen, doch nach seinen ersten Worten schätzte ich ihn als eher streng ein, vielleicht zurecht, denn ihm schien es sehr um das Wohl der Pferde bestellt. Auf jeden Fall machte seine Rede Eindruck auf mich und ich schrieb mir alles hinter die Ohren. Nicht mehr acht, sondern sechzehn Mann, den Satz fand ich am Schönsten.
    "Decurio." sagte plötzlich ein schwarzhaariger Junge. "Die Aufgaben sind das Ausspähen. Reiter kann man gut vorausschicken, zum Feind, damit sie auskundschaften, was er vorhat und wissen, wie weit er noch entfernt ist. Dann reiten sie zurück und sagen es den Kommandanten."
    Er hatte auf die Frage geantwortet, die der decurio gestellt hatte und weil mir ebenfalls etwas einfiel, meldete auch ich mich zu Wort. "Außerdem." sagte ich. "Können die Reiter für die Kommunikation in der Truppe eingesetzt werden. Bei sehr langen Zügen können sie schnell von der Vorhut zur Nachhut galoppieren und Befehle und Ideen überbringen."

    "Wieso wäre es nicht dein Fall?" fragte ich den Kameraden, der nun genüsslich im Wasser trieb. "Hattest du mal schlechte Erfahrungen mit Pferden oder einfach so?" Natürlich konnte ich mir vorstellen, dass nicht jeder Mann gern zu Pferd reiste. Manche mochten Tiere allgemein auch einfach nicht, aber wieso Lupercus nicht wollte, das konnte ich natürlich nur durch Fragen herausbekommen.


    Während ich auf seine Antwort wartete und auch schon während ich meine Frage gestellt hatte, hörte ich aus der Ferne Füße über den Boden laufen. Ich drehte mich kurz um und sah, dass sich der Raum nun langsam füllte. Von rechts und links kamen die vom Tag geplagten Männer und ließen sich seufzend in die Becken sinken. Vorbei die Ruhe, doch immerhin hatten wir uns einen guten Platz im Wasser gesichert.

    "Serapio." rief ich freudig, sobald ich seiner Anwesenheit gewahr wurde und bald darauf grinste ich. "Natürlich vermisse ich Mantua. Es fehlt mir so sehr. Hier gibt es so wenig Staub und so viel Essen, ich fühle mich schon ganz verwirrt." Amüsiert zog ich beide Augenbrauen nach oben.
    "Es ist wirklich schön, in Rom zu sein." Das war nun ernst gemeint. "Es ist das erste Mal für mich. Vor ein paar Monaten noch hätte ich darauf geschworen, dass es noch Jahre dauern würde, bis ich die Hauptstadt einmal sehen würde und nun stehe ich hier und inmitten der Familie." Hier senkte ich meine Stimme. "Die meisten kenne ich nicht einmal."


    Doch wie, um es sogleich zu ändern, stellte mir mein Cousin einen Mann aus unserer direkten Nähe vor. Ich hatte ihn flüchtig wahrgenommen, denn er und die Frau an seiner Seite standen bei Serapios Rede in meiner Nähe, doch angesprochen hatte ich noch keinen der beiden.
    "Salve Verus." grüßte ich. "Es freut mich, dich kennenzulernen. Ja, ich diene als Soldat." Interessiert hörte ich mir seine Ausführungen an, über Aufopferung und Verantwortung. Er hatte bei der classis gedient, wie ich erfuhr, und so dachte ich, dass er wusste, wovon er sprach. Ich selbst konnte noch aus keinem so großen Erfahrungsschatz schöpfen, doch hatte auch ich zu dem Thema eine Meinung. "Ich denke auch, dass man als Soldat weiß, was es bedeutet, sich aufzuopfern und Verantwortung zu tragen oder man wird es lernen." stimmte ich ihm zu. "Aber so manch einer wird das sicher auch ohne die Legionen lernen. Im Sitzungssaal, wenn es darum geht, das Imperium mit Worten zu verteidigen. Manchmal glaube ich, sie geben ebenso ihren Schweiß, ihren Geist und manchmal auch ihr Blut." Ich erinnerte mich an meine Kindheit und die Geschichten, die ich gehört hatte. Von mächtigen Männern, die plötzlich ermordet wurden. Ich hingegen hatte gerade erst meine Grundausbildung abgeschlossen und war in den regulären Dienst übernommen worden. Es gab noch viel, was ich nicht wusste und viele Erkenntnisse, die erst noch kommen mussten. Dafür jedoch trachtete mir (noch) niemand nach dem Leben. Mal abgesehen von den Feinden Roms, die sicher seelig wären, würde ein jeder von uns auf der Stelle tot umkippen.


    Dass Verus wohl keine guten Erinnerungen an die Flotte hatte, bemerkte ich nicht und viel Gelegenheit, es zu durchschauen, blieb mir auch nicht, denn mein Gegenüber stellte uns seine Tochter vor und damit waren die Gedanken ans Militär erst einmal verflogen.
    Freudig begrüßte ich auch sie.

    "Zu den Reitern?" sagte ich. "Da bist du nicht der Einzige, glaube ich." Ich drehte mich ein wenig in seine Richtung und fuhr dann fort: "Ich habe auch schon überlegt. Es reizt mich. Mal sehen, ob das was wird."


    Schon wenig später kam ein weiterer Kamerad in die Thermen. "Salve." grüßte ich. "Natürlich die Ruhe genießen. Hat man ja sonst nicht, hier. Ich würde dir empfehlen, dich nochmal richtig breit zu machen, denn in ein paar Minuten wirst du keine Gelegenheit mehr dazu haben."