Beiträge von Titus Decimus Vestinus

    Da waren wir ja gerade noch rechtzeitig gekommen. Kaum waren wir angetreten, meldete der centurio uns auch schon völlzählig.


    Ich hatte mein Marschgepäck geschultert und schaute positiv in den Tag. Meine Ausbildung war ja nun zu Ende und obwohl ich keine Angst hatte, dass mir im Lager langweilig werden könnte, freute ich mich doch, dass es ab nach draußen ging. Auch wenn es keine Schlacht war, in die wir zogen.

    Zitat

    Sekunden später konnte man ihn laut und deutlich blasen hören.


    "Oh Juppiter, wir werden angegriffen." Lucullus schreckte aus seinem Schlaf hoch und starrte mit großen Augen an die Decke. Dann wurde er der Situation gewahr und beeilte sich, sich zu erheben und nach draußen zu eilen.
    Auch ich beeilte mich, doch hatte ich es leichter, da ich nicht erst aus meinem Nachmittagsschlaf erwachen, sondern nur mein Buch beiseite legen musste. Ich fand es sowieso komisch, am Nachmittag zu schlafen. Für mich war das etwas, das alte Leute und Kinder taten, kein junger Mann. Aber Freizeit ist Freizeit, dachte ich und die kann jeder verbringen wie er will.


    Während ich nach draußen eilte, hörte ich schon das Getrampel in den Nachbercontubernia. Es hatte schon seine Vorteile, so ziemlich in der Mitte zu wohnen. Selbst wenn wir den cornicen einmal nicht vernehmen sollten, die Stimmen und Schritte der Kameraden rings um uns herum würden uns wecken.

    [Blockierte Grafik: http://img512.imageshack.us/img512/1566/012hru.jpg]
    Immunes - Numerius Iccius Ruso


    Ruso nickte und verschwand wieder im hinteren Teil des Gebäudes, in dem es abermals begonnen hatte, zu klappern.
    Manchmal konnte man von draußen Stimmen vernehmen, laute Stimmen, leise Stimmen, Befehle und Alltagsgespräche, doch all das drang so gedämpft nach draußen, dass es für den Außenstehenden kaum deutlich zu verstehen war.


    Nach etwa einer Viertelstunde kehrte der großgewachsene Iccier zurück.
    "Da sind wir wieder, centurio." In seiner Hand hielt er einige Meter Schnur und zu seiner rechten standen sechs Männer, die die restlichen Dinge geschultert und in Körben verstaut mit sich trugen.
    "Schaut doch bitte nach, ob alles dabei ist. Wenn ja, tragen wir es euch, wohin ihr wollt."

    Severus drehte sich noch einmal um. "Ist ja nichts passiert, jetzt reg dich mal nicht so auf. Ich meine, es ist ja nicht unser contubernium, das jetzt putzen muss."
    "Severus." sagte ich, beschwichtigend.
    "Hä?"
    "Geh nach deiner Pritsche schauen."
    "Ach, wenn du meinst. Das hatte ich sowieso vor. Der Kleine soll sich bloß nicht so aufregen." Er schaute Antoninus an. "Irgendwann wirst du mir für meine Informationsdienste vielleicht mal dankbar sein. Stell dir vor, wir sind in einer Schlacht und ich hole Infos vom Feind, die dir deinen Arsch retten werden." Er grinste. "Und damit das auch klappt, muss ich meine Fähigkeiten testen. Früh übt sich, was ein Meister werden will."


    Es lag mir auf der Zunge. Ihm zu sagen, dass er einfach nur neugierig war, aber Severus war eben ein Hitzkopf und manchmal dachte er nur an sich selbst. "Hör auf, ihn so anzufunkeln." sagte ich, als ich in Severus Augen schaute. "Der centurio steht noch nebenan und wenn du jetzt einen Streit vom Zaun brichst, wirft das kein gutes Licht auf uns."

    [Blockierte Grafik: http://img512.imageshack.us/img512/1566/012hru.jpg]
    Immunes - Numerius Iccius Ruso


    "Noch nicht, centurio." antwortete der Iccier. "Aber es dauert manchmal ein wenig, bis die Informationen zu uns durchsickern."


    "Gromae, Schnur, Pflöcke." wiederholte er. "Dolabrae, Spaten und Erdkörbe .. Ich werde sehen, was sich machen lässt." Er drehte sich um, führte Daumen und Zeigefinger an die Mundwinkel und stieß einen lauten Pfiff aus. "Eines unserer Zeichen." sagte er, an den centurio gewandt und wartete.


    "Ja, Ruso?" Zwei junge Männer waren erschienen und schauten ihren Kameraden wissend an. "Brauchst wieder jemanden zum Schleppen, was?"
    "Centurio Iulius Licinus benötigt ein paar Sachen für einen Arbeitseinsatz." erklärte er souverän. "Geht schon mal vor und sucht ein paar Hacken und Spaten zusammen. Den Rest holen wir dann."
    "Alles klar." Die beiden stoben davon, so schnell wie sie gekommen waren und kurz darauf wandte sich auch Ruso zum Gehen. "Ich bin gleich wieder da, centurio. Ihr könnt warten, wenn Ihr wollt. Ich kenne die fabrica wie meine Westentasche und weiß, wo ich was suchen muss, deshalb wird es nicht lang dauern." Er überlegte. "Ich muss nur noch wissen, ob Ihr noch ein paar Männer benötigt, die euch das Zeug durchs Lager tragen. Wenn ja, bringe ich sie gleich mit vor."

    "Puh." Severus drehte sich um und ließ einen Seufzer vernehmen. "Hey, was schaut ihr denn so?" Fragend sah er in unsere Gesichter. "Ihr seht aus wie ein paar Angsthasen, also wirklich. Glaubt ihr, der Tribun kommt auch zu uns?" Er sagte es leise, im Flüsterton, verschwörerisch - und grinste dabei. "Hehehe. Nun habt mal keine Angst, er ist eben verschwunden. Aber ihr habt es gehört, oder?" Er kratzte sich am Kinn. "Ist ganz schön abgegangen, dort drüben. Naja." Er drehte sich um. "Ich werd mal nach meiner Pritsche schauen, nicht dass der Neue hier auch noch reinstiefelt und mein Lager sieht."


    Im Vorbeigehen klopfte er mir auf die Schulter.

    Ich ließ meinem Bruder den Vortritt und als ich an der Reihe war, streckte auch ich meinem Onkel die Hand entgegen und begrüßte ihn recht herzlich.


    "Ich kann mich gar nicht mehr an unser letztes Zusammentreffen erinnern, es ist soviel Zeit vergangen." sagte ich. "Aber ich freue mich, euch im Namen der Legio I und in meinem eigenen wieder in Rom begrüßen zu dürfen."


    Serapio war regelrecht aus dem Häuschen gewesen, als er mir schrieb und die Worte in seinem Brief strahlten nur so vor Euphorie. Unser Onkel Livianus muss was besonderes sein, hatte ich in dem Moment gedacht und dementsprechend gespannt hatte ich fortan unserem ersten Zusammentreffen entgegengefiebert. Nicht auszudenken, hätte man mir verwehrt, nach Rom zu reisen. Vermutlich wäre ich in der castra vor Spannung dahingeflossen - und nun stand ich vor ihm, übte mich erst einmal ein wenig in Zurückhaltung und versuchte, mir ein Bild zu machen.

    [Blockierte Grafik: http://img29.imageshack.us/img29/5397/bildv.jpg]


    "Verstanden, centurio."
    Sein Gesicht wirkte freundlich. Er hatte den centurio nicht erschrecken wollen.


    Nun wandte er sich ab, schritt einmal um den centurio herum und verschwand im hinteren Teil seines contuberniums, um sein Horn zu suchen. Als er wiederkam, hielt er es stolz in der Hand - es glänzte - und verschwand nach draußen, um den Befehlen seines centurio Folge zu leisten.


    Sekunden später konnte man ihn laut und deutlich blasen hören.

    Zitat

    Original von Caius Decimus Celsus


    Ich nickte meinem Bruder zu und ging voran, direkt auf Licinus zu, der sich noch immer unterhielt.


    Unterwegs starrte ich auf die Tafel und die Köstlichkeiten, die darauf aufgebahrt waren. Ich wäre wohl kein Mensch gewesen, wäre mir bei diesem Anblick nicht das Wasser im Munde zusammengelaufen. Doch hielt ich mich zurück und versuchte, die leiblichen Genüsse bis zu dem Zeitpunkt aus meinem Geiste zu verbannen, zu dem ich mich ihnen voll und ganz widmen konnte. Auch achtete ich darauf, noch niemandem zu begegnen, den ich kannte, denn ich wollte vor allem zuerst die Legio präsentieren, was ich als meine Pflicht ansah, auch wenn der Anlass die Familie betraf.


    Als ich bei den beiden Gesprächspartner ankam, platzierte ich mich sichtbar, jedoch unaufdringlich in deren unmittelbarer Nähe, so, dass Licinus unserer Ankunft gewahr werden konnte.

    Unglaublich. Nun hatte es mich doch noch nach Rom verschlagen und das obwohl ich in meinem ganzen Leben noch nie in der Hauptstadt gewesen war. Welch ein Anblick! Hier wirkte alles pompöser, voller, lebhafter, als ich es bisher gewohnt war. Vielleicht aber bildete ich mir das alles auch nur ein und versuchte, die Stadt so zu sehen wie ich sie aus den Erzählungen kannte.
    Spannend war es allemal und ich hatte soviel zu schauen, dass ich mich auf dem Weg zur casa nicht einmal mit meinem Bruder unterhalten hatte, der mit mir hierhergekommen war.


    Der Weg zur casa. Ich war froh, als wir sie endlich fanden und glücklich, dass wir uns nicht einmal verlaufen hatten. Rom kam mir so riesig vor, dass ich dachte, ich würde Tage brauchen, bis ich das Anwesen meiner Familie fand. Doch letztendlich ging alles ganz schnell und nun standen wir im Perystilgarten und zumindest ich schaute mit großen Augen auf das Essen, die Leute, das Essen, lauschte der Musik, schaute wieder auf die Leute und suchte die Gesichter fieberhaft nach Menschen ab, die mir bekannt vorkamen.
    "Hey Celsus." flüsterte ich. "Kennst du hier jemanden?"
    Vermutlich hatte ich schon fünf Familienmitglieder übersehen, bevor ich endlich jemanden erblickte, der mir bekannt vorkam. "Da ist der centurio." sagte ich zu meinem Bruder und deutete auf Iulius Licinus. "Und er spricht mit jemandem, der unser verschollener Onkel sein könnte." Ich grinste reumütig, denn es war mir ein wenig peinlich, dass ich den Mann, zu dessen Ehren dieses Fest gefeiert wurde nicht einmal richtig identifizieren konnte.
    "Naja, lass uns mal hingehen, was?"

    Kaum hatten wir die doch nervenaufreibende Musterung des Legaten hinter uns, betrat Licinus das Zentrum des Geschehens. Er griff in eine der Kisten und jeder war gespannt, wer wohl zuerst an der Reihe sein würde.


    Ich staunte nicht schlecht, als der centurio plötzlich meinen Namen rief. Damit hatte ich nicht gerechnet.


    Etwas nervös, doch aufrecht und voller Stolz trat ich nach vorn, grüßte und nahm meine Urkunde entgegen. Ich strahlte innerlich und hätte am Liebsten gleich einen Blick darauf geworfen. “Vielen Dank, centurio Licinus.” sagte ich. “Ich werde jetzt und in Zukunft alles geben.” Danach grüßten wir noch einmal und ich ging von dannen, reihte mich wieder in die Gemeinschaft der noch Wartenden ein.

    Was zum Kühlen, was zum Kühlen, dachte ich und bewegte mich kopflos von rechts nach links, bis ich wenige Sekunden später davonstob und erst nach einigen Minuten zurückkehrte.
    "Hier." sagte ich und hielt meinem Cousin ein nasses, kühles Stück Stoff hin. "Was Besseres habe ich nicht gefunden, aber es sollte für den Anfang reichen."


    Serapio schaute noch immer sehr grimmig und ich konnte mir denken, was in seinem Kopf vorging. Als ich beim Pilumwerfen versagt hatte, war ich auch sehr verstimmt gewesen und da hatte es mich noch nicht einmal so schlimm erwischt. "Priscus hat noch eine Chance." sagte ich, obwohl ich seine letzten Worte nicht gehört hatte. "Vielleicht zeigt der ihm, was ne Harke ist." Ich lächelte aufmunternd und schaute immer wieder abwechselnd vom Ring zu meinem Cousin.

    Nun endlich hatte ich die Erlaubnis bekommen, zur Feier meines Onkels nach Rom zu reisen. Blieb nur noch die porta, die passiert werden wollte.


    "Salve!" sagte ich. "Legionarius" Ja, ich musste den Titel betonen, war ich doch so stolz darauf, ihn endlich tragen zu dürfen. "Titus Decimus Vestinus. Ich wünsche, das Tor zu passieren, um nach Rom zu reisen."
    Einfrig hielt ich dem wachhabenden Soldaten die tabula mit der Erlaubnis hin.


    Erlaubniss erteilt !


    Nun rauschte auch noch centurio Iulius Licinus an unserer Türe vorbei und langsam begann die Sache, spannend zu werden, denn er wirkte nicht so, als ob er wusste, was hier vor sich geht.


    "Wartet mal." Severus, mein abenteuerlustiger Kamerad, stand auf und bewegte sich in Richtung Tür. "Wir machens wie auf dem campus bei den Formationen, Jungs. Ich hole mir die Infos und geb sie an euch durch." - und mit diesen Worten drehte er sich um und lugte vorsichtig um die Ecke.

    Ich war bleich geworden, als ich sah, was Numerius Matius mit meinem Cousin anstellte und wie sehr sich der bemühte, doch noch ein Bein auf den Boden zu bekommen. Vergeblich. Er hatte einfach keine Chance gegen den Riesen und schon bald lag er völlig erschöpft am Boden und konnte sich nicht mehr rühren.


    Oh Serapio, dachte ich und ging gleich nach dem Kampf in seine Richtung.
    "He, Cousin." Er lag im Staub und ich stand über ihn gebeugt. "Es ist vorbei. Du kannst jetzt wieder atmen." Unwilllkürlich musste ich grinsen. "Irgendjemand hat dich aus dem Ring gezogen. Du hast es überlebt - und siehst schon gar nicht mehr so erbärmlich aus wie vor ein paar Sekunden." Erleichtert klopfte ich ihm auf die Schulter, die noch heil geblieben war.

    Erleichtert schritten wir von dannen. Licinus hatte nichts gefunden und endlich war die Schinderei vorbei.


    "Und nun?" fragte Victorius. "Wird mir ganz schön fehlen." Fast schon verklärt drehte er den Kopf in Richtung Veranda.
    "Ich bitte dich, Victorius." unterbrach Pudens den Kameraden in dessen Schwelgerei. "Es waren doch bloß drei Tage."
    "Haha." Heftig klopfte er dem Kleineren auf die Schulter. "Ich habs doch nicht ernst gemeint." Er zwinkerte. "Und trotzdem sollten wir uns abends mal auf einen Becher Wein treffen. Ihr beiden seid schon schwer in Ordnung." Er grinste noch einmal breit und stob in Richtung Thermen davon.


    "Ich werd ihn nie verstehen." seufzte Pudens, sobald Victorius außer Hörweite war. "Manchmal ist er echt komisch, selbst, wenn man ihn schon länger kennt."
    Ich schmunzelte. "Er ist eben lebhaft." Und das konnte ja nur gut sein, dachte ich. "Wie dem auch sei. Ich werd die staubigen Klamotten ablegen. Wir sehen uns Pudens, in den Thermen .. oder auf der Latrine." fügte ich lachend hinzu und setzte meinen Weg zu den Baracken fort.

    Plötzlich rummste es. Unglaublich. Dabei hatte der Nachmittag doch so beschaulich und ruhig begonnen und nun knallte es im Nachbarzimmer und dann wurden auch noch Befehle erteilt, von einer Stimme, die wir nicht kannten.


    "He, He!" Gaius, der Heißsporn aus der Baracke neben uns, war aufgesprungen und stapfte wütend an unserer Tür vorbei. "Treib deine Scherze gefälligst woande ..ooooh" Augenblicklich begab er sich zurück und verschwand in seinem eigenen contubernium, doch da unsere Tür ohnehin schon seit Stunden offenstand, konnten wir hören, was er seinen Kameraden in leisem Ton zu vermitteln versuchte. "Ach du scheiße." flüsterte er, vergeblich. "Da steht ein ganz hohes Tier." Dann verstummte er und man konnte hören wie die Tür der Nachbarbaracke leise geschlossen wurde.