Beiträge von Titus Decimus Vestinus

    Die Nacht hatte noch gar nicht richtig begonnen, da war sie auch schon zu Ende. Noch befand ich mich in meiner Traumwelt, doch plötzlich drangen laute Signale an mein Ohr, die aus der anderen, realeren Welt auf akkustische Weise in meinen Gehörgang einfielen.
    Doch nach den bereits verstrichenen Monaten in der legio war das keine Überraschung mehr und natürlich wusste ich sofort, was zu tun war: Aufwachen, zackig und dann schneller antreten, als man gähnen konnte.


    "Guten morgen Männer!" schrie da auch schon der centurio, kaum, dass wir alle angetreten waren. Na, ob der gut war? Wenn ich mir so die müden Gesichter betrachtete, dann war ich mir nicht sicher und außerdem hing überall Nebel um uns herum. Ich setzte meinen Adlerblick ein, um so weit wie möglich schauen zu können, doch viel half es nicht. Die Nebelbank vermochte ich nicht zu durchdringen.


    "Na, sieht ja so aus, als ob wir mal wieder zusammen arbeiten würden, was Vestinus?" sagte plötzlich eine Stimme hinter mir, als die Männer begannen, sich aufzutrotteln und ihren jeweiligen Befehlen nachzugehen. Überrascht drehte ich mich um und sah direkt in das Gesicht von Victorius, einem Kameraden, den ich einst bei einem Strafdienst kennengelernt hatte.
    "Ach, du bist auch in contubernium VI?" fragte ich, klatschte mir jedoch nur zwei Sekunden später gegen die Stirn. "Natürlich bist du das." fügte ich schnell hinzu, ohne eine Antwort abzuwarten. Ich hatte ihn doch am Abend vorher noch flüchtig in meiner Nähe gesehen.


    Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, gingen wir an die Stelle, an der sich bereits weitere Kameraden aus unserem contubernium gesammelt hatten. Dort angekommen, warteten wir noch kurz auf den Rest von uns.

    Ich runzelte kurz meine Stirn. Hatte ich meinen Namen nicht schon gesagt? Naja, dachte ich jedoch, vielleicht ist es auch bei der Geldübergabe untergangen.
    "Titus Decimus Vestinus ist meine Name." wiederholte ich."IV. centurie, IX. cohors."


    Abwartend schaute ich auf den Boten, Bashir und die junge Frau. Vorhin am Tor war der Überbringer der neuen Sklavin des tribunus ziemlich ungeduldig gewesen, also rechnete ich damit, dass er sie nun endlich loswerden wollte, damit er fix weiterkonnte.

    "Salve." grüßte ich den Unbekannten, der plötzlich vor mir stand. "Ich suche Artorius Reatinus, denn der Bote hier." Ich zeigte auf den Mann. "Möchte diese junge Frau bei ihm abliefern."


    Nachdem ich die Information übermittelt hatte, trat ich einen Schritt beiseite, damit der Sklave - Ich vermutete, dass es ein Sklave des Reatinus war. - einen richtigen Blick auf die beiden werfen konnte. Vielleicht wusste er sogar über das Eintreffen der Frau Bescheid.

    Durch Zufall war ich gerade zugegen, als centurio Licinus eine neue tabula am schwarzen Brett befestigte und so ließ ich es mir nicht nehmen, gleich nachdem sie angeschlagen war, einen Blick darauf zu werfen.


    Oh, dachte ich. Das kommt mir ja gelegen. Schon seit ein paar Wochen hatte ich darüber nachgedacht, dass ich gern der Reiterei beitreten wollte und da passte diese Nachricht natürlich wie die gute alte Faust aufs Auge.


    Ich las mir noch einmal den Informationstext durch. Nachmittage .. Zusatzausbildung .. Ja, eindeutig, das würde eine Portion mehr Aufwand bedeuten und meine ohnehin knappe Freizeit weiter einschränken, doch musste ich keine zwei Sekunden lang überlegen, um die Entscheidung zu fällen, dass mir die sich eröffnenden Möglichkeiten diesen Aufwand wert waren.


    Ich zögerte deshalb nicht, sogleich auch meinen Namen auf die tabula zu setzen:


    Alle milites, die zu den equites versetzt werden wollen tragen sich auf der unteren Liste ein.
    Die milites die sich eintragen werden an dem Nachmittagen einer Zusatzausbildung der Reiterei unterzogen und bei guter Leistung am Ende der Ausbildung zur Reiterei versetzt.


    Lucius Iulius Antoninus
    Titus Decimus Vestinus



    So verändert ließ ich sie zurück und schritt in Richtung meines contubernium von dannen.

    Von der principia aus führte uns der Weg direkt zum domus des tribuni und natürlich ließen die vorbeigehenden Soldaten sich auch diesmal einen Blick auf die schöne junge Dame nicht nehmen.


    "So siehst du wenigstens gleich was von deinem neuen zu Hause." sagte ich, an die Frau gewandt, um damit die kleine Odyssee, die wir hier verlebten, etwas erträglicher zu machen. Es gab immerhin die Chance, dass es ihr hier gefallen könnte, denn unter den Legionären und denen, die es noch werden wollten, gab es doch einige, die nicht nur gut aussahen, sondern durch das tägliche Training auch einen gut gebauten Körper vorweisen konnten. Das ist bestimmt ein hübscher Anblick, für eine Frau, dachte ich.


    Wenig später klopfte ich mal wieder an eine Tür.

    Ich wartete eine Weile, doch nachdem endgültig kein Ton aus dem officium drang und auch kein anderer in der Nähe Anstalten machte, sich bemerkbar zu machen, musste ich annehmen, dass der tribunus gegenwärtig wohl nicht in der principia weilte.


    "Er ist nicht da." sagte ich zu dem Boten und der Frau. "Doch er hat noch einen Wohnbereich im castellum, da werden wir sicher jemanden antreffen, der euch in Empfang nehmen kann."


    Federnden Schrittes kehrte ich um und deutete den beiden, mir zu folgen. Nach dem langen Stehen an der porta tat es gut, sich mal die Beine zu vertreten, deshalb war ich auch nicht missmutig ob der Abwesenheit des Empfängers.


    Sim-Off:

    Hab die PN auch bekommen. Dann schlepp ich dich mal weiter. :D

    Nach einem kurzen Marsch durch das Lager war das officium des tribunus Reatinus schnell erreicht.


    Es war kein endloser Weg, dennoch lang genug, um die verwunderten Blicke einiger Kameraden aufzufangen. Eine junge Frau kam doch nicht allzu oft durchs Lager spaziert und so blieb es natürlich nicht aus, dass uns einige vorbeiflanierende legionarii hinterhergafften.


    An der Tür angelangt, klopfte ich und wartete auf den Befehl zum Eintreten. Vorausgesetzt, der tribunus befand sich überhaupt im Lager.

    "Danke." sagte ich, als mir der Bote seine Waffe reichte. Soviel unaufgeforderte Kooperation gab es hier am Tor selten.


    Auch der Rest war schnell erledigt. Nach ein paar Minuten, nickte ich den beiden zu. "Gut. Ich kann euch nun zum officium des tribunen bringen." Normalerweise ließ ich die meisten Leute nach der Durchsuchung allein ins Lager ziehen, aber da diese Lieferung doch speziell war, war es mir lieber, sie zu begleiten.

    Ich schaute gerade gedankenverlorenen in den Dunst, der sich über die Ebene vor dem Lager zog, als ich in einiger Entfernung zwei Reiter in langsamem Tempo auf die porta zukommen sah.


    Als sie näher kamen, sah ich, dass es sich um einen Mann und eine junge Frau handelte.
    "Salve." grüßte ich, als sie vor dem Tor zum Halten kamen und der Bote, wie ich feststellte, mir sein Anliegen übermittelte. Eine menschliche Lieferung, dachte ich. Das hatte ich noch nicht erlebt. Aber allzu lange war ich auch noch nicht am Tor stationiert. Wer weiß wie oft ich das noch beobachten würde.


    "Ich werde euch kurz auf Waffen untersuchen müssen, bevor ich euch einlassen kann." sagte ich den beiden und "Eine Routinesache." an die Frau gewandt, da ich nicht wusste, was sie in den letzten Wochen so alles erlebt hatte und ihr keine Angst machen wollte. Dass sie eine Sklavin war, war ja offensichtlich.
    "Danach kann ich euch zum tribunus Artorius Reatinus begleiten, denn bezahlen kann nur er dich."


    [SIZE=7]Edit: Schreibfehler korrigiert.[/SIZE]

    "So." sagte ich und stellte den Spaten beiseite. Der Graben war nun relativ tief, zumindest an meiner Stelle und wenn ich mir die restlichen Abschnitte so betrachtete, dann sah ich, dass auch meine Kameraden fleißig weiter ausgehoben und aufgeschüttet hatten. Ich ging zwei, drei Schritte zurück, wie auch einige Männer in meiner Nähe und wartete.


    Wenn es doch noch tiefer gehen sollte, würde der nächste Verantwortliche schon etwas sagen.

    Als die Sklavinnen bei mir vorbeikamen, nahm ich dankend eines der zerbrechlich wirkenden Gläser entgegen und harrte der Worte, die Serapio, noch verkünden würde.


    Ich fand es gut, dass es hier einen gab, der sich zu einer Ansprache durchgerungen hatte, denn so verstummten die Gespräche für einen Moment und man konnte sich die Gesichter der Anwesenden einmal genauer betrachten und dem lange Verschollenen noch einmal Tribut zollen, und letzendlich sprang dabei auch eine Freude für den Gaumen heraus, wie ich feststellte, als ich den edlen Tropfen kostete, den mein Cousin in so hohen Tönen gelobt hatte.
    Von meinem Legionärsgehalt konnte ich mir immer nur die verdünnten, billigen Sorten leisten, wenn es mal dazu kam und verglichen mit der Flüssigkeit, die sich in dem Glas befand, das ich soeben in den Händen hielt, waren diese nicht einmal eine Erwähnung wert.


    Ich teilte es mir jedoch gut ein, sodass ich genug hatte, um auf jeden zu prosten, der am heutigen Abend geehrt wurde.

    Schon war die Ruhe dahin. Mit geschlossenen Lidern, jedoch hellwachen Ohren vernahm ich das Getrappel zweier Füße, die sich in meine Richtung bewegten.
    Ich schaute nicht auf, jedoch reagierte ich, als ich meinen Namen vernahm.
    "Ah. Grüß dich, Antoninus. Lange nicht gesehen." sagte ich grinsend. "Die anderen sind nicht hier. Noch nicht, zumindest. Ich bin allein gekommen. Wer weiß, wo die stecken. Vielleicht noch auf dem campus oder schon im contubernium."


    "Ist doch angenehm, oder?" fügte ich nach kurzem Schweigen hinzu. "Die Thermen mal kurz für sich zu haben, bevor der ganze Pulk hier einfällt."

    Heute war es mal wieder soweit. Nachdem ich meinen Körper während der letzten Wochen von jeglicher Entspannung ferngehalten hatte, besuchte ich heute die Thermen, um mich der wohltuenden Wirkung von wirklich heißem Wasser hinzugeben.


    Schon halb tot von den Anstrengungen und Verspannungen der letzten Tage watschelte ich in den Eingangsbereich, wurde jedoch sogleich munter, als ich der relativen Leere der Thermen gewahr wurde. Es schien, als seien die meisten meiner Kameraden noch nicht von ihren Baracken zum Badehaus herübergekrochen und so entschied ich mich, doch noch einmal die Kräfte zusammenzunehmen und mich schnell umzukleiden, damit mir wenigstens ein paar minuten Ruhe blieben, bevor der allabendliche Antsurm begann.


    Sim-Off:

    Wer will, kann einsteigen. Würde mich freuen, wenn ein wenig Kommunikation zustande kommt.

    Ich nickte und machte mich an die Arbeit.


    Als ich schon kurz darauf fertig war, wendete ich mein Wort erneut an den Senator.
    "Euer Gladius müssen wir hier bei der Wache verwahren." sagte ich und zeigte auf einen Kameraden, der schon bereitstand, um die Waffe entgegenzunehmen. "Ansonsten ist alles in Ordnung. Ihr könnt passieren, senator. Das officium des Tribunen befindet sich in der principia. Von hier aus der Straße geradeaus folgen, dann findet ihr es leicht. Wenn ihr wünscht, stelle ich euch aber gern einen der milites zur Verfügung, der euch den Weg genau zeigt."

    Im Gegensatz zu gestern, war heute etwas mehr los. Schon am Morgen traten einige Menschen an die porta und baten um Einlass ins Lager oder wollten wieder heraus. Eben hatte ich einen der Händler zurück in die Stadt entlassen, als von anderer Seite her ein Mann den Platz vor dem Tor betrat.


    "Ave, Herr." grüßte ich ebenso, als ich den prunkvoll gekleideten Mann erblickte.
    "Der Tribun Aurelius Ursus ist im Lager." antwortete ich. "Aber ich muss vorher euren Namen wissen und euch auf Waffen untersuchen, sonst kann ich euch keinen Eintritt gewähren."

    "Nur eine Routinesache." fügte ich erklärend hinzu, als ich den verwunderten Gesichtsausdruck des jungen civis sah. "Man kann ja nie wissen."


    "Ich bin übrigens Decimus Vestinus." sagte ich, als ich mich ans Werk machte. "Wir sind mit Sicherheit verwandt. Auch wenn ich gerade nicht weiß, über welche Ecke." Einem anderen Eintrittswilligen hätte ich mich wohl nicht so freundlich vorgestellt, aber da mein Gegenüber dem Namen nach zur Familie gehörte, war das eine andere Sache.


    Es dauerte nicht lange, bis ich festgestellt hatte, dass der Decimer tatsächlich keine Waffen bei sich trug. "Gut." sagte ich, als ich fertig war und gab Acilius Restio, der zuschaute, ein Zeichen, dass alles in Ordnung war. "Du kannst nun passieren. Da du in die Legion eintreten willst, musst du zum Rekrutierungsbüro. Du erreichst es, wenn du von hier der via praetoria geradeaus folgst. Wenn du willst, können wir dir auch einen Soldaten mitgeben, der dir zeigt, wo es ist."