Seit Antoninus eingezogen war, hatte sich etwas in unserem contubernium verändert, denn manchmal überraschte er uns mit seinen Kochkünsten und ließ uns das Wasser schon beim Eintreten im Munde zusammenlaufen.
Auch heute vernahm ich schon beim Betreten der Baracke den verführerischen Duft allerlei Ingredienzen, deren Existenz mir bis dato noch nicht einmal bekannt gewesen waren. Severus, unser Kamerad und ein guter Freund, der seit Beginn unserer gemeinsamen Zeit als probati das Bett neben mir bezog, pflegte immer zu sagen, dass "der kleine Iulier" wie er ihn nannte eine gute Hausfrau abgegeben hätte. Nun ja, in den Augen des Severus waren wir alle klein, denn mit seinen fast zwei Metern war er ein wahrlicher Riese und manchmal fragte ich mich, ob seine Wurzeln nicht doch bei den riesenhaften Kelten lagen, denen Agricola damals am Mons Graupius gegenüberstand und von deren wilden Wesen mein Vater oft Schreckliches zu berichten hatte.
"Ave Antoninus." grüßte ich ihn, als ich mich beim Eintreten in Richtung der Kochstelle bewegte. "Was riecht denn hier so?" Ich schnüffelte. "Ist das .... garum?" Ich konnte den Geruch schon als kleiner Junge nicht ausstehen, aber darauf verzichten wollte ich auch nicht. Ich setze mich und fragte erst gar nicht, was er da zubereitet hatte, denn ich würde es sowieso nach spätestens fünf Minuten wieder vergessen haben. Nein, fürs Kochen war ich tatsächlich nicht geschaffen, doch das Essen ließ ich mir nicht nehmen, schon gar nicht nach einem anstrengenden Tag.
Als die restlichen drei das contubernium betraten, waren wir komplett. Auch Severus, der Antoninus beim Geruch des Mahles kameradschaftlich auf die Schulter klopfte, war unter ihnen. Er schien es endlich aufgegeben zu haben, den Neuen zu necken und richtig böse hatte er es sowieso von Anfang an nicht gemeint.
"Morgen koche ich." sagte Lucullus plötzlich und lachte. Ich glaube, in dem Moment starrte ein jeder wie ein Ferkel kurz vor seiner Opferung, denn wir alle wussten, dass Lucullus Name ganz und gar nicht mit dem des berühmten Feinschmeckers in Verbindung zu bringen war, der einst die Kirsche nach Rom gebracht und ob seiner gigantischen convivia stets Aufsehen zu erregen gewusst hatte.
"Gut Lucullus." sagte ich, abgeklärt. "Morgen kochst du, aber sprich nun nicht mehr davon, denn wenigstens dieses heutige Mahl wollen uns durch nichts verderben lassen." Glücklicherweise lachte er immernoch und nahm mir meinen Kommentar nicht übel, denn er konnte zwar nicht kochen, aber Humor, das musste man ihm lassen, den hatte er.