Beiträge von Decima Serrana

    Serrana hatte lange mit sich gerungen, doch jetzt wusste sie, was sie wirklich wollte. Auch wenn sie damit alle Pläne ihres Vaters zunichtemachte, die er für sie geschmiedet hatte.
    In der Nacht hatte sie ihre Sachen gepackt, hatte schnell einige erklärende Worte auf ein Stück Papyrus gebracht und war bereit, zu gehen. Den Papyrus schob sie unter der Tür ihres Vaters durch.




    Lieber Vater,
    bitte verzeih mir, aber ich möchte einen anderen Weg einschlagen, als den, den du mir vorbestimmt hast. Ich kehre zurück nach Athen.
    Mögen die Götter dich stets behüten.
    Serrana


    Mehr gab es nicht mehr zu tun. Dann ging sie, ohne noch einmal zurück zu blicken. Wahrscheinlich würden ihr Vater, ihr Bruder und auch der junge Flavier ihr ihre Entscheidung übel nehmen. Aber das wollte sie in Kauf nehmen, statt ein Leben lang unglücklich zu sein. Spätestens bei Morgengrauen wollte sie in Ostia sein, wo das Schiff wartete, das sie wieder zurück nach Achaia bringen sollte.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus


    Einen Augenblick sah sie noch zu den unbekannten Maennern, wandte sich dann aber wieder ihrem Vater zu. Seine neckische Anmerkung liess sie rot werden. Natuerlich hielt sie keine Ausschau nach irgendwelchen Soldaten. Sie kannte den Wunsch ihres Vaters bezueglich des Flaviers und diesen wollte sie auch akzeptieren.
    "Nein, nein. Ich dachte nur, es waeren auch Verwandte von uns. Ja, doch. Ich mag ihn. Meinst du, es waere angebracht, ihn einmal zu uns einzuladen?" Serrana dachte an einen netten Nachmittag zu dritt: Ihr Vater, der Flavier und sie.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    "Der große Mann dort drüben, ist Livianus," sagte er und zeigte dezent auf ihn. "Der kleinere Mann in seiner Nähe, der mit den kindlichen Zügen, ist Decimus Serapio, sein Neffe. Die daneben kenne ich nicht," sagte er und lächelte dabei. "Wir machen es anders. Du zeigst auf jemanden und ich kläre dich über ihn auf, was hälst du davon? Sonst würde das hier zu lange dauern, wenn ich die ganze Familie durchgehen müsste."


    Serrana folgte aufmerksam dem Fingerzeig ihres Vaters. Ihr Blick ruhte kurz auf der Erscheinung eines stattlichen Mannes, der sich eifrig mit einigen juengeren Maennern unterhielt. Dann ging ihr Blick zu dem naechsten, etwas juengeren Mann, dem Neffen des Livianus, der Serapio hiess. Auch er unterhielt sich angeregt. Vielleicht war es ihr ja spaeter moeglich, selbst einige Worte mit ihren Verwandten zu wechseln. Vorerst nickte sie freundlich ihrem Vater zu und liess sich von einem der Sklaven einen Becher mit verduennten Wein bringen, an dem sie hin und wieder nippte, waehrend sie die Festgesellschaft beobachtete.
    "Wer sind eigentlich die jungen Maenner, die sich mit Livianus so angeregt unterhalten?" fragte sie schliesslich ihren Vater.

    Es war unschwer zu erkennen, welche grossartige Begeisterung dieses monstroese Tier in Piso ausloeste. Er hatte erst gar nicht auf Serranas rufen reagiert. Und als er es dann doch tat, war es noch offensichtlicher, wie ihn die Enttaeuschung uebermannte. Noch war Serrana sich ihrer Entscheidung sicher gewesen. Sie atmete erleichtert auf, als er ihr versicherte, er wolle ihr nichts aufzwingen. Doch seine intensiven Beteuerungen sprachen eine ganz andere Sprache, die Serrana sehr wohl verstand. Wieder sah sie sich ihrem schlechten Gewissen ausgesetzt. Nur wegen ihrer Feigheit und ihrem maedchenhaften Verhalten vermieste sie ihm nun seinen Spass.
    Seine Frage stuerzte sie in einen wahren Konflikt mit sich selbst, denn sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Ausgerechnet jetzt lies ihre Entschlussfreudigkeit sehr zu wuenschen uebrig. Nichts, aber auch rein gar nichts wollte ihr in den Sinn kommen. Dabei wollte sie natuerlich auch nicht den Eindruck eines einfaeltigen verwoehnten Maedchens erwecken. Das war sie naemlich nicht.
    Serrana sah sich hilfesuchend um und hoffte, jemand koenne ihr mit einem gutgemeinten Rat beistehen, oder noch besser, ihr den Ruecke staerken. Souffleusen waren aber an diesem Tag nirgends aufzutreiben. Dummerweise war sie auch noch allein losgezogen auf den Markt, ohne eine Freundin und nicht einmal mit einem Sklaven, der sie haette beschuetzen koennen. Spaetestens jetzt nahm sie sich vor, niemals wieder ohne eine Begleitung loszugehen.
    Nein, es half alles nichts. Sie war ihm noch immer eine Antwort schuldig und je laenger sie diese herauszoegerte, umso schneller wuerde sein Interesse an ihr schwinden.
    "Na gut!" Sie glaubte fast selbst nicht, was da ueber ihre Lippen kam. "Ich ueberwinde meine Angst und versuche es einmal. Aber nicht alleine! Nur mit dir werde ich auf diesem Elefant reiten!"
    Ihr Laecheln wirkte nicht sehr ueberzeugend, eher noch gequaelt. Innerlich war sie voellig aufgewuehlt. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen?

    Liebenswerte junge Dame aus gutem plebejischem Hause sucht Sklavin.


    Meine Erwartungen:
    • das gemeinsame Posten sollte über die üblichen Ankleide- und Stadtbummelthreads hinaus gehen. ;)
    • bitte keine Einzeiler ;)
    • eigene Ideen sind mehr als willkommen :)
    • dein Char darf gerne auch etwas eigensinnig sein, damit er Serrana auch aus der Reserve locken kann :D
    • eine gewisse Regelmäßigkeit beim posten eines laufenden threads (auch ich bin nicht täglich on, aber einmal in der Woche posten, sollte schon drin sein) ;)


    Meine Angebote:
    • Simoff gehe ich gerne auf deine Wünsche ein, SimOn wahrscheinlich auch :D
    • weil Serrana so liebenswert ist, wird ihre Sklavin ein gutes Leben haben :D
    • regelmäßiges posten ;)
    • und dies nicht als Einzeiler. :]

    Wenn dein Interesse geweckt wurde, melde dich einfach bei mir per PN oder bei meinem SimOn Vater. Dann ist der Überraschungseffekt noch größer. :D

    Im Angesicht der Bestie schwand nun Serranas letzter Mut. Das Tier war noch viel größer, als sie es sich vorgestellt hatte und es machte einen höllischen Lärm, auf das sie erschrocken zusammen fuhr. Piso war einige Schritte auf den Elefanten zugegangen und war nun wie gebannt von dessen Anblick. Serrana jedoch blieb wie angewurzelt stehen. Die Worte des parthischen Elefantenbändigers prallten einfach nur an ihr ab und erzielten keinerlei Wirkung.
    Nein! Nichts und niemand konnte sie zwingen, auf diesem Ungetüm zu reiten. In ihr begann sich der Widerstand zu manifestieren. Selbst wenn sie eines Tages als alte Jungfer enden würde oder ihr Vater sie vorher an einen unansehnlichen Greis verheiraten würde, sie würde auf gar keinen Fall auf diesem Elefanten reiten!
    "Piso... Piso!.... Piso!", rief sie leise und zaghaft, aber vergebens, denn der Angerufene war zu sehr verzaubert, als das er ihr Stimmchen hätte hören können.
    Dann endlich, ließen Pisos Augen von dem Tier ab und er wandte sich zu ihr. Seine Augen glänzten erwartungsvoll. Natürlich hoffte er sehnlichst, sie würde ohne zu zögern das Wagnis eingehen und eigentlich war sie ja auch so erzogen worden, das zu tun, was man von ihr verlangte. Jedoch ein kleines Fünkchen revolutionären Selbstgefühls bemächtigte sich Serranas Inneres und sie tat zum ersten Mal in ihrem Leben etwas, was man so noch nicht von ihr gekannt hatte.
    "Nein! Ohne mich! Es tut mir leid. Aber das kann ich leider nicht! Du kannst alles von mir verlangen, nur das nicht!", sprudelte es aus ihr.
    Selbst erschrocken über die Worte, die soeben aus ihrem Mund gefunden hatten, sah sie ihn überrascht an.
    "Aber vielleicht möchtest du mir ja dein Können demonstrieren, Piso." Dies klang nun wieder eher versöhnlich und vielleicht war es einfach nur ein gewitzter Schachzug, um die Aufmerksamkeit von sich auf ihn zu lenken.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus


    Serrana erwiderte dies mit ihrem strahlenden Lächeln. Alle ihre Sorgen wegen ihrer Verspätung waren unberechtigt geblieben.
    Aber in der Tat, ihr Vater hatte es schon richtig gedeutet. Sie fühlte sich angesichts der vielen Familienmitgliedern, die sich nicht kannte, erschlagen. Aber dem konnte Abhilfe geleistet werden.
    "Ja, das kann man wohl sagen! Könntest du mich vielleicht einigen vorstellen? Wer von denen ist denn Livianus?"
    Serrana sah in die Menge. Mittlerweile waren auch einige geladene Gäste eingetroffen. Vielleicht war ja auch der Flavier unter ihnen. Aber wahrscheinlich eher nicht. Schade eigentlich!

    Die junge Frau genoss die Nähe ihres Vaters. Sie wünschte sich, es könnte immer so sein. Seitdem sie in Rom angekommen war, fühlte sie sich zunehmend einsamer. Das Fehlen einer Vertrauten, die sie schon von Kindesbeinen an kannte, so wie dies in Athen gewesen war, machte ihr schwer zu schaffen. Zwar hatte sie in Calvena so etwas wie eine Freundin gefunden. Aber war das alleine schon ausreichend?
    "Tiberius war erst kürzlich hier. Allerdings nur sehr kurz. Wie immer." Die Enttäuschung, die in diesem letzten Satz mitschwang, war nicht zu überhören. Doch Serrana wollte sich nicht beschweren. Sie war dazu erzogen worden, das Leben so hinzunehmen, wie es kam.
    Die Frage ihres Vaters nach materiellen Dingen kam für sie nicht überraschend. Sie hatte es nun schon mehrfach erlebt, seit sie ihn kennengelernt hatte, dass er sie regelrecht mit Geschenken überhäufte. Anfangs glaubte sie, er wolle damit ihre Gunst erkaufen. Vielleicht war es aber auch einfach nur seine Art, wie er seine väterliche Liebe ausdrücken konnte.
    Serrana schaute etwas verlegen. "Eine Dienerin wäre manchmal nicht schlecht. Eine die mir bei der Garderobe hilft und die mich begleitet, wenn ich ausgehe." Von Geld und Kleidung sprach sie erst gar nicht. Sie war einfach zu bescheiden!

    Eher schlecht als recht, ließ sie sich mitziehen. Piso gab sein bestes, um ihr die Angst zu nehmen und ihre Bedenken zu vertreiben. Aber der fahle Geschmack im Mund blieb. Die Schilderung seiner Erlebnisse wollten nicht den richtigen Effekt bei Serrana auslösen. Die Vorstellung, vielleicht auch zu Boden zu gehen aus so großer Höhe und sich dann alle Knochen zu brechen und eventuel von diesem Monster zu Tode getreten zu werden, trug nicht gerade dazu bei, sich entspannt zurück zu legen und erwartungsvoll auf die Begegnung mit ihrem ersten Elefanten zu hoffen. Wahre Horrorszenarios spielten sich in Serranas Kopf ab, so dass ih der blanke Angstschweiß ausbrach. Pisos Lachen unterstrich das ganz noch. Serrana suchte nach Ausflüchten, wie sie doch noch dem bevorstehenden Ereignis entgehen konnte. Doch die Götter schienen ihr an diesem Tag nicht wohl gesonnen zu sein.
    Kaum waren sie ein Stück gegangen, schon baute sich vor ihren ein mächtiges Tier mit einem Rüssel auf. Serrana blieb vor Schreck stehen. Sie riß ihre Augen ganz weit auf. Die Angst stand ihr mitten im Gesicht. Sie versuchte Worte zu finden, aber sie fand keine. Ihr Mund war wie ausgetrocknet.
    Der kleine Mann, der neben dem Elefanten stand, wirkte im Beisein des Tieres noch kleiner.
    Schemenhaft nahm sie Pisos Worte war. Prachtvoll war gar kein Ausdruck für dieses Tier! Gigantisch hätte es noch besser umschreiben. Gigantisch und Angst einflößend.
    "Ja…" brachte Serrana lediglich hervor und ließ ihren Blick nicht ab von dem Elefanten.

    Wahrscheinlich war Serrana wieder einmal das Schlusslicht, wenn es darum ging, pünktlich zum Fest zu erscheinen. Sie hatte sich einfach nicht entscheiden können, welche Tunika tragen sollte. Entlastend für sie war da auch noch die Tatsache, dass sie ganz ohne sklavische Hilfe auskommen musste. Alle Haussklaven waren für das große Fest eingeplant worden und da sie keinen eigenen Sklaven besaß, musste sie sich selbst behelfen.
    Endlich trat sie aus ihrem cubiculum und schritt zielstrebig hinaus zum peristyl. Sie war etwas aufgeregt, denn heute würde sie eine Menge neuer Bekanntschaften machen, teilweise sogar Mitglieder ihrer eigenen Familie, die sie aber noch nicht kennengelernt hatte. Da tröstete es sie doch, dass wenigstens ihr Vater und vielleicht auch ihr Bruder anwesend waren. Dann fühlte sie sich nicht ganz so fremd.
    Wie zu erwarten gewesen war, hatten sich schon etliche Gäste versammelt. Ein wenig hilfesuchend sah sie sich nach einem vertrauten Gesicht um und entdeckte schließlich ihren Vater. Sie hoffte, er könne sie mit den Anwesenden bekannt machen. Zu ihrer Schande wusste sie nicht einmal, wer von den Anwesenden Livianus war, dessen Rückkehr ja der Anlass dieser Feier gewesen war.
    "Vater! Da bin ich endlich! Bitte entschuldige meine Verspätung!"

    Seit ihrem letzten Aufeinandertreffen, das für beide nicht sehr zufriedenstellend verlaufen war, war ein wenig Zeit vergangen. Serrana hatte eigentliche einen Berief an ihren Vater schreiben wollen, in dem sie sich entschuldigen wollte. Jedoch war es soweit nicht gekommen.
    Umso mehr freute es sie natürlich, dass ihr Vater ihr nichts mehr nachtrug. Vielleicht sollten beide wirklich einen Neuanfang in ihrer Beziehung wagen und sich die nötige Zeit geben, einander besser kennen zu lernen.
    "Es geht mir gut, Vater! Ich bin so froh, dass du da bist!"

    Binnen weniger Sekunden bestätigten sich Serranas Befürchtungen. Nein, der Flavier sah nicht so aus, als würde er Faxen machen. Seine impulsive Art duldete keinen Rückzieher. Sie traute ihm viel zu, sehr viel sogar, denn er war ihr in vielen Dingen überlegen. Wer war sie denn schon? Ein Mädchen aus der Provinz, das seit einigen Wochen in der Stadt lebte und bis dahin nichts, aber auch rein gar nichts von der Welt gesehen hatte. Jetzt war sie, mehr durch einen Zufall, in eine Art Strudel geraten, dessen Ende noch gar nicht absehbar war. Der Vater, den sie auch erst vor wenigen Wochen kennen gelernt hatte, machte sich schon ganz konkrete Vorstellungen, was er mit seiner Tochter vorhatte. Und sie wollte eine gute Tochter sein. Eine, die ihrem Vater keine Schande bereitete und eine, die seinen Willen respektierte und letztlich auch befolgte. Hier ging es also um weitaus mehr, als um die Frage, ob sie sich traute, auf einem Elefanten zu reiten oder lieber ihren Gefühlen nachging und es sein ließ. Um den Wünschen ihres Vaters gerecht zu werden, war es die logische Folge, dem Flavier zu gefallen. Mit ihrem Unwissen und ihrer Unerfahrenheit hatte sie bei ihm nur schwerlich punkten können. Wahrscheinlich bedauerte er sie deswegen sogar. Aber damit war sie auf dem besten Wege, sich uninteressant zu machen. Irgendwann würde er sie wegwerfen, wie ein Spielzeug, dem man überdrüssig geworden war.
    "Ähm, ja. Wir können ja einmal schauen." Ein scheues Lächeln sollte ihre Bedenken, die sie ja immer noch hatte, überdecken. Eine diplomatische Antwort, die zumindest noch kein definitives nein war. Tief in ihr betete jedoch eine Stimme inbrünstig, dass sie nicht in die Verlegenheit kam, ihre Ängste vor ihm offen legen zu müssen.
    "Ja, lass uns dort hin gehen." Es kam fast automatisch aus ihrem Mund. Sie konnte sich nur noch über sich selbst wundern.

    Serrana saß an ihrem Schreibtisch und erledigte einige Schreibarbeiten. Einige Briefe waren zu schreiben, an ihre Freundinnen, die sie in Griechenland zurück gelassen hatte. Es gab ja einiges zu berichten.
    Als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ihr Vater auf sie los stürmte, erschrak sie erst.
    "Vater?" Er umarmte sie heftig. Serrana verstand erst nicht. In den letzten Tagen hatte ihr Verhältnis einige Spannungen hinnehmen müssen. Aber darum ging es jetzt nicht. Vielmehr ging es um die Rückkehr eines Livianus. Wer war das? Serrana konnte sich nicht erinnern, den Namen schon einmal gehört zu haben.
    "Livianus?" Wegen seiner Rückkehr feierte man ein Familienfest?
    Dann fiel es ihr wieder ein. Das musste der Senator sein, der während des Krieges von den Parthern gefangengenommen worden war.
    "Oh, das ist ja großartig! Ja, Vater, das kann ich machen!" Sie lächelte ihm fröhlich zu.

    Serranas Freude war ihr anzusehen. Besonders dann, als Tiberius nicht gleich wieder vom Gehen sprach. Diesmal hatte er wirklich Zeit für sie. So wie früher. Oft hatte sie diese Zeit wieder herbei gesehnt. Aber immer wieder musste sie erkennen, dass sie unwiederbringlich verstrichen war.
    Die guten Neuigkeiten, die er von ihrem Vater zu berichten hatten, erstaunten sie über alle Maßen, auch wenn sie noch ihrem Vater gegenüber das schlechte Gewissen plagte, wegen Calvena.
    "Das ist ja wundervoll! Er ist zum Eques erhoben worden!" Sie wusste, was das bedeutete und welche Auswirkungen dies auch auf sie und ihren Bruder hatte. In Bezug auf den Flavier konnte das ein Vorteil für sie sein. Doch so weit dachte Serrana in diesem Moment erst einmal nicht. Vielmehr überwog ihre Freude. Dann musste sie auch keinen Brief schreiben, was ihr schon ein wenig Unbehagen beschert hatte. Lieber sprach sie mit ihrem Vater von Angesicht zu Angesicht.


    Ihre Freude wurde ein wenig getrübt, durch seine Reaktion, als sie auf den Flavier zu sprechen kam. Sie konnte ein wenig spüren, wie wenig ihn diese Neuigkeit begeisterte, sagte aber nichts darauf, da sie sich selbst noch nicht sicher war, ob eine Beziehung wie diese, jemals eine Zukunft haben könnte. Dahingehend war sie selbst noch skeptisch.
    Wie sie bereits erwartet hatte, fiel auch hier seine Resonanz nicht besonders gut aus. Er reagierte genauso, wie sie es getan hatte, denn auch er hatte dabei wahrscheinlich an ihre Mutter gedacht und an all die Jahre, in denen sie beide ohne Vater aufgewachsen waren. Mit Sicherheit hatte er auch noch nicht richtig verstehen können, weshalb er sie damals verlassen hatte.
    "Ich? Nichts!" entgegnete sie überrascht. "Mir ging es ähnlich wie dir, als er es mir sagte. Das klang wie der blanke Hohn für mich und ich fragte mich, wie er nur Mutter und damit auch uns verlassen konnte. Zumal die Frau, die er liebt fast so alt ist, wie du und ich! Aber ich habe sie inzwischen kennengelernt. Sie ist eigentlich sehr nett und war über Vaters Ambitionen auch etwas erstaunt."

    Serrana ließ der jungen Frau alle Zeit, die sie brauchte. Manchmal waren Tränen einfach heilender, als die beste Medizin. Sanft strich sie ihr über ihr Haar. Nach einer Weile, als ihre Tränen nachließen, hob Calvena ihren Kopf und blickte sie mit ihrem verheulten Gesicht an. Serrana erwiderte dies mit einem sanftmütigen und warmherzigen Lächeln. "Ja, das sind wir jetzt!"
    Sie hielt noch eine Weile diesem Blick stand, während ihr einige Fragen durch den Kopf schossen. "Hast du denn gar niemand mehr? Keine Verwandten? Keine Familie, die dich wieder in ihre Arme schließen könnte?" Insgeheim kannte Serrana dieses Gefühl, niemanden mehr zu haben. Nach dem Tod ihrer Mutter und dem ungewissen Verbleib ihres Vaters hatte sie auch dieses Gefühl gehabt. Wenigstens hatte sie aber noch ihren Bruder, doch als der nach Rom abreiste, stand sie auch erst einmal alleine da.
    "Wenn nicht, dann bleib doch einfach bei uns!", meinte sie schließlich, um sie wieder aufzumuntern. Ihr Vater hatte sicher am wenigsten etwas dagegen und den Gedanken, sie könne jemals ihre Stiefmutter werden, schob sie ganz weit von sich. So schnell heiratete es sich ja nun auch wieder nicht und wenn sie Calvena richtig eingeschätzt hatte, dann würde sie dies so überstürzt auch nicht tun wollen.
    "Dann könnten wir viele schöne Dinge unternehmen! Wir könnten zusammen in die Stadt gehen, um sie gemeinsam zu erkunden. Alleine macht das doch überhaupt keinen Spaß!" Voller Erwartung, was Calvena zu ihrem Vorschlag meinte, sah sie sie an. "Na, was meinst du?"

    Das war alles unglaublich spannend. Serrana hatte sich ja schon auf den Besuch des Marktes gefreut, aber das es so aufregend werden würde, damit hatte sie am wenigsten gerechnet. Beeindruckend waren auch Pisos Berichte von seinen Begegnungen mit wilden Tieren. Sie staunte nur noch! Die verlockend klingenden Namen der Länder, die er bereits bereist hatte: Africa, Ägypten, Gallien, Germanien, das waren alles Orte, die unglaublich weit weg waren. Piso war wirklich zu beneiden. Der Reiz der Ferne hatte schon immer Serrana berührt. Ihre Reisen aber beschränkten sich lediglich auf Phantasiereisen und Träume, genährt von den Geschichten, die sie ab und an zu hören bekam oder in Büchern las. Sie bekam richtig Gänsehaut, als er von den mächtigen Elefanten erzählte. Unglaublich, dass Hannibal es einst geschafft hatte, mit diesem ungestümen Tieren die Alpen zu überqueren, auch wenn dies mit großen Verlusten verbunden gewesen war. Serrana sinnierte noch ein wenig darüber, wurde dann aber von Pisos Vorschlag überrascht. Sie sah ihn ungläubig von der Seite an und schüttelte leicht ihren Kopf. "Flavius Piso, du scherzt mit mir! Ich habe noch niemals in meinem Leben einen Elefanten gesehen. Meinst du wirklich, ich könnte das? Auf einem Elefanten reiten, ohne dass er mich vorher mit meinem mächtigen Füßen zermalmt? Und was, wenn ich es bis auf seinen Rücken geschafft habe, wie halte ich mich an ihm fest, damit ich nicht hinunter falle?" Ganz abgesehen davon, dass sie es sich wahrscheinlich gar nicht trauen würde, weil ihre Angst und ihr Respekt vor diesen Tieren überwog. Nein, ganz ausgeschlossen. Ein Ritt auf einem Elefanten, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Ihr wurde es zugleich etwas mulmig, da sie die ernsthafte Befürchtung hegte, Piso würde ihre Ausflüche nicht gelten lassen und als unbegründet abtun.

    Serrana zweifelte noch ein wenig, ob das alles Wirklichkeit war, was da gerade geschah. Wenn es nicht so dumm ausgesehen hätte, dann hätte sie sich selbst einmal in den Arm gekniffen, um zu überprüfen, ob sie auch nicht träumte. Es beschlich sie aber das Gefühl, der Flavier könne das alles Ernst meinen, was er sagte und wie er sich gab. Ansonsten hätte er ein sehr guter Schauspieler sein müssen. Aber das war er mit Sicherheit nicht. Seine Freude war echt!
    Das bewirkte bei ihr, dass sie lockerer wurde. Eine zentnerschwere Last fiel langsam von ihr ab. Es war am einfachsten, wenn sie sich nicht ständig in Erinnerung rief, wen sie da vor sich hatte, sondern was: Einen netten liebenswürdigen jungen Mann, der sich für sie zu interessieren schien. Was wollte sie also noch mehr?


    Serrana hatte noch nicht viel vom Markt zu sehen bekommen. Einige Stände mit Kleidern, ein wenig Kosmetik hatte sie sich angeschaut. Zu mehr war sie noch nicht vorgedrungen. Die wirklich interessanten Dinge hatte sie auch noch nicht entdeckt.
    Alleine das Wort exotisch, rief ihre besondere Aufmerksamkeit hervor. Sie mochte alles, was aus fremden Ländern kam, auch wenn sie es sich nicht kaufen konnte. Wenigsten anschauen wollte sie es, geheimnisvolle Düfte erleben und atemberaubende Dinge kennen lernen. Er schien von einer Sache ganz eingenommen zu sein, von den Gehegen mit den wilden Tieren. So etwas hatte Serrana natürlich auch noch nie gesehen. Außer den gewöhnlichen Haus- und Hoftieren kannte sie nichts weiter. Sie hatte einmal einen Fuchs gesehen, als sie noch ein Kind gewesen war. Aber damit erschöpfte sich auch schon ihre Liste mit wildlebenden Tieren.
    "So, wilde Tiere gibt es dort? Die würde ich wirklich gerne sehen. Wenn es dir nichts ausmacht, dort noch einmal hinzugehen. Du hast auf deinen Reisen bestimmt viele exotische Dinge gesehen und vieles erlebt!" Sie sah ihn voller Bewunderung an und freute sich auf das, was er ihr noch alles offenbarte.

    Calvena begann wieder zu erzählen und Serrana hörte aufmerksam zu. Ein Leben, wie es die junge Frau bisher geführt hatte, konnte sich die Decima nicht vorstellen, immer unterwegs zu sein und kein richtiges Zuhause zu haben. Aber auf eine besondere Weise fand Serrana das, was sie hörte, sehr aufregend. Das Leben unter Gauklern und Schaustellern war mit Abstand bestimmt schwieriger als ihr eigenes, aber vielleicht auch viel interessanter.
    "Dann bist du viel herum gekommen und hast viele Städte geshen." Ein wenig Sehnsucht konnte man aus ihrer Stimme entnehmen. Insgeheim träumte Serrana auch davon, einmal auf Reisen zu gehen, ferne Länder zu sehen und andere Städte kennen zu lernen.


    Aber dann bemerkte Serrana, wie sehr sich die junge Frau schwer tat, weiter zu erzählen, von dem, was nach ihrem Auftritt geschehen war. Intuitiv griff Serrana nach ihrer Hand, als wolle sie ihr damit ein wenig Halt geben. Eine kleine Geste, die von Herzen kam.


    Jetzt erfuhr Serrana, wie die Kehrseite eines freieren Lebens beim fahrenden Volk, aussah. Diese Menschen waren denen, die ihnen böses wollten, schutzlos ausgeliefert und hatten dabei mit dem Leben bezahlt.
    Serrana nahm Calvena in den Arm, um sie zu trösten. Sie sollte ihren Tränen freien Lauf lassen können. Diese Erinnerungen waren schmerzvoller und tiefer als jede Wunde. Manchmal heilten sie nie.
    "Weine ruhig…!"
    Serrana sah betrübt auf die junge Frau. Sie schämte sich. Es war ihr schleierhaft, weshalb sie so kindisch gewesen war! Aber auch sie hatte ihre Gründe gehabt, misstrauisch zu sein. Die Angst, ihren Vater ein weiteres Mal zu verlieren, hatte dabei eine große Rolle gespielt. Auch in ihrem Leben war das Schicksal seltsame Wege gegangen war.

    Serrana ahnte bereits, wie schlimm das Schicksal Calvena mitgespielt haben musste. Sie tat sich sehr schwer, die richtigen Worte zu finden. Es schien, eine richtige Tortur für sie zu sein, doch dann begann sie und Serrana hörte einfach zu.
    Einer Gauklertruppe hatte sie angehört. Das empfand Serrana als sehr ungewöhnlich. Was hatte ihr Vater nur mit einer Gauklertruppe zu schaffen? Aber Serrana wollte sie nicht vorverurteilen. Wahrscheinlich gab es Gründe, weswegen es so war.
    Mitgerissen hatte sie ihren Vater? Wobei nur? Serranas Blick wurde etwas skeptisch, als Calvena dann auch noch meinte, sie hätten höchstens nur drei Worte miteinander gewechselt. Das war höchst seltsam! Ihr Vater war wirklich blind vor Liebe gewesen. Sonst konnte sie sich sein Verhalten nicht erklären. Die arme Calvena, sie war damit wahrscheinlich selbst damit überfordert gewesen, plötzlich auch noch von einem liebestollen Centurio umworben zu werden.
    "Darf ich fragen, womit du ihn mitgerissen hast? Ich meine, wie wurde er auf dich aufmerksam? Und was geschah dann?" All das interessierte Serrana brennend und sie musste erneut erkennen, wie wenig sie ihren Vater doch kannte. Aber nur so konnte sie noch mehr über ihn erfahren, was ihr ansonsten verborgen geblieben wäre.