Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    "Na was ist den hier los?", stellte der Iatros eine rein rhetorische Frage. "Oha, das schwillt ja sehr schnell zu. Da bleibt uns nichts anderes übrig um das aufzustechen und das Blut abzulassen." Er kramte in seiner Tasche und zog sogleich ein kurzes Messer hervor.
    Er wandte sich an Ànthimos. "Du darfst jetzt nicht zucken, sonst könnte ich dein Auge erwischen." Dann sah er Nikolaos und Axilla an. "Und wer kein Blut sehen kann, sollte sich jetzt besser umdrehen."
    Dann kniete er sich neben den Verletzten und setzte das Messer vorsichtig an der unteren Seite der Schwellung an. "Bereit?"


    Anthi biss die Zähne zusammen und nickte nur stumm. Der Mediziner machte einen schnellen und präzisen Schnitt, Anthi keuchte kurz denn es war sehr schmerzhaft, und das Blut quoll hervor so dass die Schwellung schnell abnahm.

    "Ach Matrinius, du bist es. Salve! Hast du mich erschreckt, ich dachte schon, ich müsste mich eines Strauchdiebes erwehren." Anthi lachte ein wenig gezwungen. "Ich warte hier auf meine Verlobte, sie arbeitet ja im Museion. Wir wollten dann gemeinsam in den Tempel der Bendis gehen, und ihr ein Opfer darbingen. Offenbar muss sie heute etwas länger arbeiten als gewöhnlich." Er mochte Matrinius, aber im Moment war ein sehr ungünstiger Zeitpunkt zum Reden. Aber wenn er keinen Verdacht erregen wollte, würde er wohl mitspielen müssen.

    Anthi lauschte so angestrengt um etwas hinter der Mauer zu hören, dass er den Römer überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Als dieser dann sprach, zuckte Anthi erschrocken zusammen. Sein Herz raste, als hätte er gerade einen Stadionlauf hinter sich. Offenbar war es ein Rhomäer der in gefragt hatte, und irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor.


    "Wer will das wissen?" Es war keine Einheit der Römer, und er war sicher nicht jedem dagergelaufenen Rhomäer Rechenschaft über sein Handeln schuldig! Also baute sich Anthi erstmal zu seiner ganzen Größe auf.

    Da hatten die drei leider Pech gehabt, denn M.C. war heute auf einem Termin und daher nicht in seinem Arbeitszimmer. Außerdem traute Anthi dem Braten nicht so ganz, schließlich hatte sein Arbeitgeber mal erwähnt er würde einen Leibwächter brauchen und das jemand mit Eskorte erschien, war auch sehr ungewöhnlich. Sicher hatten sie ab und an wütende Händler hier, aber die liessen sich meistens recht einfach beeindrucken. Diese Burschen hier aber waren trainiert: Als Schwerathlet musste man seinen gegenüber genau beobachten und einschätzen können, daher erkannte Anthi das sofort an der Art wie sie sich bewegten und an ihrer Körperhaltung.


    "Der Agoranomos ist außer Haus. Aber bei Fragen zu Ständen kann ich euch sicher helfen. Ich habe alle Unterlagen hier. Wie war dein Name nochmal? Stachocles, richtig? Was war das für ein Marktstand auf dem Fremdenmarkt?"


    Meinte Anthi freundlich und begann in seinen Unterlagen zu wühlen. Ein paar Stände des Marktes hatte er ganz sicher hier rumfliegen. Mal schauen, ob die drei nervös werden würden.

    Anthi saß gerde an seinem Schreibpult, als es fest an der Tür klopfte. "Komm rein, es ist offen!", rief er freundlich in Richtung Tür. Dann sah er die drei Kerle eintreten und wunderte sich schon ein wenig über so einen Ansturm. Also erhob er sich, blieb aber weiterhin freundlich. "Chaire, wie kann ich euch helfen?"

    Nun hatte Anthi die Agora verlassen. Mittlerweile war es dunkel und so ging er Richtung Bendideion. In seiner Tasche hatte er Weihrauch dabei, um den Schein zu waren. Dann blieb er dort an der Mauer des Museions stehen, und lauschte angespannt.


    Er meinte einige Stimmen zu vernehmen, war sich aber erstens nicht mal sicher ob ihm seine Sinne da nicht einen Streich spielten und daher war zweitens auch nicht daran zu denken etwas zu verstehen. Es hätte alles sein können. Aber solange er keinen Kampflärm oder Schreie von Penelope hörte war er schon froh darüber. Trotzdem war er bis in die Haarspitzen angespannt. Wie hatte er sie nur da hingehen lassen können? Er atmete einige Male ruhig durch, entspannte sich ein wenig und lehnte sich an die Mauer als würde er auf jemanden warten. Eigentlich stimmte das ja auch...

    Heute war es genau eine Woche vor Ende des Mechir. Wie abgesprochen war er heute länger in der Arbeit geblieben, mit dem Hinweis, dass er noch zu arbeiten hätte. Dafür hatte er extra die letzten paar Tage einige Sachen liegenlassen. Als er dann alleine in der Schreibstube war und auch sein Vorgesetzter gegangen war, hatte er schnell die Sachen erledigt und die Lichter gelöscht. Danach hatte er das Museion beobachtet und auf Penelopes Zeichen geachtet, welches nach kurzer Zeit auch kam. In der Zeit, in der er das Museion beobachtete gingen natürlich einige Leute hinein, aber ob die jetzt zu den vermeindlichen Verschwörern gehörten, wusste er natürlich nicht. Bei dem Gedanken, dass Penelope dort vielleicht in Gefahr war, krampfte sich Anthis Magen zusammen. Wie er da so stand, beobachtete und noch einige Minuten wartete, kamen ihm echte Zweifel ob er ihr nicht besser verboten hätte dort hinzugehen, wenn sie jetzt neben ihm stehen würde, würde er sie nicht gehen lassen. Unwillkürlich glitt sein Griff zum Dolch unter seiner Kleidung.


    Nach einiger Zeit, machte er sich auf den Weg zu seinem nächsten Standort.

    "Ich kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass es wirklich gefährlich sein kann. Aber ich möchte lieber sicher sein, und nur ein kleines Risiko eingehen. Aber so weis ich ja, wo du bist und kann dir helfen wenn etwas ist." Wenn sie jetzt aber wirklich nicht mehr wollte, wäre das Anthi auch recht. Dann wäre es ihm sogar egal, was dort vor sich ging. Eigentlich wollte er mit alledem überhaupt nichts zu tun haben, aber diese Sache war ihm ja quasi ins Haus getragen worden.

    Das war eine gute Frage. Darüber musste Anthi erst noch nachdenken. Eigentlich war die Agora ja genau gegenüber das Museions. Also hatte er dort einen Platz, wo er warten konnte, bis die Sonne untergegangen war...


    "Du wirst auf jeden Fall eine Waffe mitnehmen. Ein gezogenes Messer kann dir vielleicht ein paar Sekunden verschaffen, denn man sieht dir ja nicht an, dass du nicht kämpfen kannst. Ich werde an diesem Abend dann länger in der Schreibstube bleiben. Von dort aus habe ich auch einen guten Blick aufs Museion. Ich warte bis nach Sonnenuntergang, und werde mich dann an der Mauer des Museions postieren. Dann kannst du schreien wenn dir was passieren sollte und ich bin gleich bei dir."


    Er hatte da noch eine andere Idee, aber das musste er sich erst noch überlegen.

    Es wäre das einfachste ihr einfach zu sagen, sie solle dort nicht hingehen. Aber auf der anderen Seite, wäre es sicher nicht zu ihrem Vorteil, wenn sie sich dem Gymnasiarchos so wiedersetzte. Außerdem, wenn es wirklich ein aufrührerisches Treiben war, welches dort stattfinden sollte, hatten sie nicht die Pflicht gegenüber Polis dem auf den Grund zu gehen?


    "Das ist keine einfache Sache. Du kannst dort hingehen wenn du möchtest, aber wir müssen Vorsichtsmaßnamen treffen, dass dir nichts passiert."

    Penelope war wunderschön, sie war die Frau die er liebte, sie war intelligent, bescheiden und manchmal schon sehr sehr naiv! Wahre Freunde!? Das klang wirklich unheimlich und verschwörerisch. Ein Meister? Wer war dieser Meister? Was konnte damit nur gemeint sein? Auf jeden Fall klang das nicht nach einem zwanglosen Treffen unter Kollegen des Museions. Dabei störte ihn vor allem auch das "komm alleine"...


    "Findest du nicht, dass das reichlich merkwürdig klingt? Es werde keine Namen genannt, und es klingt sehr unverbindlich...und dazu dann noch das "komm alleine", irgendwas ist doch faul an dieser Sache!"


    Langsam war er doch froh, dass er den Aufstand geprobt hatte, als sie ihm den Zettel nicht zeigen wollte.

    Meister? Freunde? Also wenn das nicht nach Verschwörung klang, was dann? Vielleicht war das ja ein Treffen dieser Christen oder sonstiger aufrührerischen Elemente. Seit der Sache mit seinem Vater, die seine Eltern mit ihrem Leben bezahlt hatten, war er was solcherlei Sachen betraf sehr misstrauisch, allerdings sagte das alles noch wenig aus.


    "Zeig mir bitte diesen Zettel." Doch als Penelope ihn darauf hinwies, dass dieser noch im Museion sei, meinte er "Dann erzähl mir bitte so genau wie möglich, was auf dem Zettel steht. Versuch dich bitte daran zu erinnern und lass nichts weg."

    Wie sie war sich da nicht sicher? "Das verstehe ich nicht so ganz. Wie kannst du dir nicht sicher sein? Was ist denn daran missverständlich, wenn auf dem Zettel steht, dass sich die Gelehrten des Museions im Rosengarten versammeln? Und warum wolltest du mir das nicht zeigen? Ist das etwa ein besonderes Geheimnis?" Er wollte ihr vertrauen, aber nun war sein Argwohn wieder geweckt. Irgendwas hier war doch komisch...

    Dieser vermaledeite Zettel! Am Liebsten hätte er ihn einfach vergessen. Aber wenn ihr das so nachging stand darin vielleicht wirklich etwas interessantes. Er drehte sich auf den Rücken und seufzte.


    "Es tut mir leid, dass ich deswegen so wütend geworden bin. Aber Nikolaos ist nicht ohne. Ich denke er will dich mir wegnehmen. Ich weis nicht wie ich darauf komme, vielleicht bin ich einfach nur grundlos eifersüchtig, aber ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen dass du mir weggenommen wirst. Außerdem weist du ebenso wie ich, dass er ein Politiker ist, und selbst wenn er sich nicht für dich interessiert, möchte ich nicht dass du in seine Intrigen und Machtspielchen reingezogen wirst. Wenn du dir also ganz sicher bist, dass der Zettel mit keinem von beiden zu tun hat, dann behalte ihn und wir reden nie wieder darüber."

    Sie hatte Recht, kuscheln war im Moment wohl sicher besser. Anthi war allgemein ein sehr verschmuster Kerl, auch wenn man ihm das nicht unbedint ansah. Er genoss es sie zu berühren, und vor allem liebte er auch ihre zarten kleinen Hände auf seiner Haut. Also brummte auch er wohlig.


    Als Pelo wieder von gestern anfing wollte er sie schon unterbrechen, und ihr sagen, dass es seine Schuld gewesen war, aber offenbar schien sie etwas zu bedrücken, das sie loswerden wollte, also brummte er nur fragend "Hmmmm?".

    Offenbar wusste sie auch, wie er am Liebsten den Morgen begann. Aber wenn sie das jetzt machen würde, was Anthi gerade so durch den Kopf ging, würden sie gar nicht mehr aufstehen müssen.


    "Am Liebsten würde ich jetzt da weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben, aber ich komme eh schon zu spät in die Arbeit. Also wenn wir noch etwas frühstücken möchten, sollten wir wirklich aufstehen."


    Allerdings tat er keine Anstalten, etwas in diese Richtung zu unternehmen, sondern gab ihr nun ihrerseits ebenfalls einen Kuss.

    Als sie nach Hause gekommen waren, war es bereits spät. Trotzdem hatten sie sich geliebt. Es war langsam, sanft und liebevoll gewesen, und sie beide hatten in jeder Minute gespürt, dass sie froh waren, dass der Streit zu Ende war. Sie sprachen nur sehr wenig miteinander, bevor sie einschliefen, denn eigentlich gab es nichts zu sagen. Anthi war einfach nur froh, dass er seine Verlobte wieder bei sich hatte, und sein Wutausbruch ohne Konsequenzen geblieben war. So lagen sie noch eine Weile schweigend und eng umschlungen da, bevor sie einschliefen.


    Am nächsten Morgen erwachte Anthi, weil ein Sonnenstrahl seine Nase kitzelte. Sie hatten offenbar schon ordentlich verschlafen. Aber heute war ihm das egal, weil Castor angekündigt hatte, er werde heute den ganzen Tag außer Haus sein, und mit den anderen Mitarbeitern verstand er sich eigentlich sehr gut-sie würden ihn sicher nicht anschwärzen...


    Trotzdem wurde es wohl langsam Zeit sich aus den Federn zu erheben. Also, strich er Pelo sanft über den Rücken, gab ihr einen Kuss in ihren Nacken und flüsterte leise: "Schatzi, aufwachen." Dann streichelte er weiter ihren Rücken, denn er wusste wie sehr sie es liebte so geweckt zu werden.

    Ànthimos war rhomäischen Soldaten gegenüber auch meistens recht skeptisch. Den Vorfall am Castellum würde er auch den Rest seines Lebens nicht vergessen. Aber auf der anderen Seite hatte er mit Marcus Octavius Matrinius auch genau das Gegenteil kennengelernt. Also beschloss er den Iunier erstmal positiv zu sehen, bis dieser ihn vom Gegenteil überzeugte. Zumal Anthi dessen beiden Verwandte, die er bisher kannte, eigentlich mochte. Er legte Penelope seine Hand auf den Rücken, denn sie schien sich erschreckt zu haben. Sie hatte ihm ja schon einige Male erzählt, dass sie ein wenig Angst vor römischen Soldaten hatte.


    Er beschloss einfach mal sie alle vorzustellen:
    "Salve. Mein Name ist Ànthimos Bantotakis, das ist mein Bruder Thimótheos und meine Verlobte Penelope."

    Auch er wollte nur mit ihr zusammen nach Hause. Im Moment konnte er sich nicht schöneres vorstellen als mit ihr im Bett zu liegen. "Komm, lass uns gehen. Ich will auch nach Hause." Er legte seinen Arm um sie. Sicher waren sie so nicht besonders schnell, aber darum ging es nicht. Sie war wieder bei ihm, und er wollte sie nicht loslassen, selbst wenn sein Leben davon abgehangen hätte.

    Es war so schön sie bei sich zu haben und zu küssen. Das sie verheult war, störte ihn nicht, denn es zeigte ja eigentlich nur ihre Gefühle für ihn. Er schob sie kurz von sich weg, damit er was sagen konnte.
    "Versprech mir nie wieder wegzulaufen, wenn wir uns mal streiten." Meinte er kleinlaut. "Ich dachte schon dir wär etwas passiert. Ich war ganz krank vor Sorge und hab die ganze Stadt nach dir abgesucht!" Er hatte nicht vor vielen Dingen Angst, aber sie zu verlieren, stand ganz oben auf der Liste die er fürchtete.