Beiträge von Caecilia Calena

    Calena hoffte doch sehr, dass auch der Kaiser anwesend sein würde. Sie würde sich natürlich freuen, denn so oft bekam man auch nicht die Gelegenheit ihn zu sehen und schon gar nicht so nahe. Überraschen lassen? Wie sollte sie sich nur so lange gedulden können? Aber das würde sie schon schaffen, sonst konnte sie es ja auch, und außerdem war sie ja nicht wegen dem Kaiser hier sondern wegen der Hochzeit und die hatte sicher auch einiges zu bieten.
    Kurz weiteten sich ihre Augen etwas vor Überraschung. Sie hätte die Möglichkeit ihm vorgestellt zu werden? „Das wäre ja wirklich etwas Besonderes heute. Es wäre das erste Mal,“ gab sie zu, aber das musste er ja wohl besser wissen, schließlich war sie die ganze Zeit ziemlich weit weg von Rom gewesen und hatte somit nicht die Möglichkeit auch nur in die Nähe des Kaisers zu gelangen.


    Nun war sie doch noch ein wenig mehr aufgeregt, denn es war ein großes Ereignis und sie selber war es nicht gewohnt unter so vielen Menschen zu sein, von denen sie niemanden kannte. Nachdem Crassus ausgestiegen war ergriff sie seine Hand und ließ sich nun ebenfalls hinaus helfen. Manchmal war das alleine schon eine Kunst, vor allem mit den Kleidern der Frauen. Mit einem neugierigen aber nicht aufdringlichen Blick musterte sie die schon anwesenden Gäste und folgte dann Crassus an der Seite. Niemanden kannte sie, außer natürlich ihn. „Kennst du sie alle?“ fragte sie ihn leise, damit es auch keiner mitbekam.

    Calena hatte lange überlegt was sie heute eigentlich anziehen sollte. Sie hatte nun einige neue Sachen bekommen und dennoch, wenn ein solch wichtiges Ereignis anstand, dann konnte man schon in eine verzwickte Lage kommen was man anziehen sollte. Männer hatten es da doch eindeutig am leichtesten. Sie nahmen sich eine gute Toga und waren adrett gekleidet.
    Zu guter letzt und nach zwei Stunden später hatte sie sich dann für eine hell orangene Garderobe entschieden. Sie war aus einem ganz zarten und schimmernden Stoff hergestellt worden und wenn das Licht sich in ihr brach schimmerten lauter goldene Fäden. Es wirkte edel aber nicht protzig und es passte zu ihrer leicht bronzefarbenen Haut. Ihre Haare hatte sie sich von Elenna schön zusammenstecken lassen und auch hier fanden sich ein paar Perlen wieder die ebenfalls diesen orangenen Schimmer hatten.


    Zusammen mit Crassus, der sie ja mit zu dieser Hochzeit nahm, machte sie sich dann auf den Weg. Calena musste sich eingestehen, dass sie ziemlich aufgeregt war, schließlich betrat man nicht aller Tage den Palast. Gut für ihren Großcousin mochte das alles nichts Neues sein, aber für Calena war es Aufregung pur, außerdem waren Hochzeiten etwas schönes, fand sie zumindest. Beide saßen sie in einer Sänfte die auf den Vorhängen einen Skorpion hatte, diesen hatte sie schon vorher bewundert als sie eingestiegen waren. „Wird der Kaiser auch da sein?“ fragte sie ihn neugierig, auch wenn es eigentlich so sein musste, schließlich heiratete eine Verwandte von ihm. „Lerne ich ihn kennen wenn er da ist?“ wollte sie dann noch weiter wissen, denn das wäre ja fast wie in einem Traum. Wer hatte denn schon die Möglichkeiten den Kaiser wirklich, wahrhaftig zu sehen?


    Der Weg war in der Sänfte ein wenig ruppelig, aber man konnte ja nicht alles haben, dennoch besser als in dem Wagen mit dem sie hier her gereist war. Schon bald kamen sie am Palast an.

    Zusammen mit Naria und Nathan war Calena auf dem Mercatus unterwegs. Nun da sie endlich wieder in Rom war galt es die Stadt wieder kennen zu lernen, denn schon bei ihrer Ankunft hatte sie merken müssen, dass sich sehr vieles verändert hatte. Außerdem dachte sie immer wieder gerne an ihre Ankunft vor wenigen Tagen zurück. So wie es gekommen war hatte sie es sich sicher nicht vorgestellt aber es war in einem netten Gespräch geendet über welches sie sich sehr gefreut hatte, außerdem hatte sie nun durch Nachforschungen und Fragen erfahren, dass es hier in der Nähe wirklich einen See gab und diesen wollte sie irgendwann einmal aufsuchen. Das Schwimmen an solchen Orten war einfach eine Leidenschaft von ihr und dieser musste sie irgendwann einmal nachgehen.


    Doch heute wollte sie sich ein wenig dem Kaufrausch hingeben, auch wenn sie diesen nur sehr selten hatte, denn sie war nicht so die erfreute Käuferin wie es viele andere Frauen waren. Es sollte ja welche geben die taten fast nichts anderes als das Geld des Mannes zu verprassen und da konnte sich Calena doch wirklich bessere Sachen vorstellen als ein Zimmer voller Kleider und Schmuck zu haben. Natürlich legte sie Wert auf ihr Äusseres aber sie fand, dass man es auch übertreiben konnte mit dem ganzen.


    Der Mercatus selber schien auch größer geworden zu sein oder aber sie hatte ihn als Kind nur anders wahr genommen. Wenn sie daran dachte tat ihr das Herz weh. So lange schon war sie nicht mehr hier gewesen. Ihre braunen Augen musterten die Stände und an einem mit wundervollem Schmuck blieben sie dann hängen. Calena gab ihren Begleitern ein Zeichen, dass sie sich die Schmuckstücke ansehen wollte, denn sie leuchteten und schimmerten in der Sonne mehr als nur verführerisch. Zu Schmuck hatte Calena ein ganz besonderes Verhältnis, denn ihr Traum war es diesen einmal selber zu machen auch wenn es sich vielleicht nicht für ihren Stand gehörte, doch musste es doch keiner wissen, außer sie.


    Die Schmuckstücke die der Händler dort ausliegen hatte waren wunderschön und teuer, aber auch sehr edel und fein gearbeitet. Eine Brosche fiel ihr gleich ins Auge und sie nahm diese zwischen ihre zierlichen Finger. Es war eine Blume eingefasst mit kleinen, roten Steinen die wie wild in der Sonne schimmerten. Leicht bewegte sie das Schmuckstück hin und her damit sie das Farbenspiel des Lichtes sehen konnte. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen, doch das Stück war einfach zu teuer, vielleicht irgendwann. Sicher sie hätte wahrscheinlich ihren Großcousin fragen können ob er es ihr kaufte und wahrscheinlich hätte dieser es auch getan, aber im Moment wollt sie ihn mit solchen Wünschen nicht überfallen. Sie legte es wieder an die Stelle zurück wo sie es genommen hatte und sah sich die anderen Sachen an.


    Allerdings hatte sie dazu nicht mehr all zu lange Zeit, denn schon kurze Zeit später legte sich eine schwere Männerhand auf ihre Schulter die sie erschrecken ließ. Nathan trat natürlich sofort an ihre Seite als Calena sich nach dem Störenfried herumdrehte und erblickte dann das Gesicht des Händlers vor ihr.
    „Das Schmuckstück her,“ raunte er gleich unfreundlich ihr entgegen und Calena sah ihn an als stünde Caesar höchst persönlich vor ihr, denn sie verstand gar nicht was er wollte und von welchem Schmuckstück er redete, außerdem was erdreistete er sich eigentlich sie einfach so an der Schulter zu greifen?
    Doch Calena war einfach noch viel zu überrascht als, dass sie etwas großartiges sagen konnte.
    „Bitte?“ stieß sie deswegen nur hervor und blickte den Händler fragend an. Nathan an ihrer Seite musterte den Mann argwöhnisch und Naria stand hinter ihrer Herrin, fürchtete sie sich doch gern vor solch großen Männern.


    Der Händler jedoch verzog keine Mine und sah die Caecilierin weiterhin grimmig an. „Ich will, dass du die Brosche wieder zurücklegst die du eben genommen hast. Rück sie raus, für Diebe habe ich nichts weiter übrig!“ fuhr er sie an, dass Calena zusammenzuckte und auch die Umstehenden langsam aber sicher aufmerksam wurden.
    Calena blinzelte etwas, denn das was er da sagte war ungeheuerlich. Er schien sie des Diebstahls zu beschuldigen. Sie sollte geklaut haben? Ging es dem Mann eigentlich noch gut? „Bitte was? Ich hoffe dein Vorwurf mir gegenüber ist nur ein Scherz,“ sagte sie mit ihrer leisen Stimme. Sie hasste solche Situationen. Sie mochte keine Streitereien, denn bei solchen zog sie so oder so den Kürzeren weil sie einfach nicht streiten konnte und Angst vor solchen Konfrontationen hatten.
    „Mensch Mädchen ich mache keine Scherze. Du hattest eben die Brosche in der Hand und hast sie nicht mehr zurückgelegt nun ist sie weg? Soll ich es dir aufschreiben falls du lesen kannst oder hast du es jetzt verstanden?“ fragte er sie mehr als unfreundlich. „Entweder du gibst sie nun zurück oder ich lasse dich in den Carcer schmeißen! War das nun deutlich?“


    Nathan zog die Brauen zusammen denn dieser Vorwurf war mehr als nur ungeheuerlich und er wartete nur auf ein Zeichen seiner Herrin damit er einschreiten konnte. Calena sah den Händler ungläubig an und schüttelte nur den Kopf. „Ich habe sie nicht. Ich habe sie zurückgelegt und sicher habe ich es nicht nötig dich zu beklauen,“ versuchte sie sich verzweifelt zu rechtfertigen.




    Sim-Off:

    wer mitmischen möchte ist herzlich willkommen, würde mich sehr freuen:)

    Sehr lange hatte Calena in ihrem Zimmer gesessen und darüber nachgedacht einen Brief zu schreiben. Warum sie es tat wusste sie nicht, vielleicht einfach aus einem Bauchgefühl heraus. Aufdringlich wollte sie sicher nicht sein, es war eher ihre Art. Sie blieb gerne mit Menschen in Kontakt die sie einmal getroffen hatte, sofern diese einen netten Eindruck hinterlassen hatten. Manchmal gab es ja auch jene die das nicht taten, aber hier sah es mal wieder anders aus.


    Während sie diesen Brief schrieb hatte man hin und wieder ein Schmunzeln auf ihren Lippen sehen können und wahrscheinlich wäre der Brief noch länger geworden, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er ein Patrizier ist, diese waren da doch sicher ein wenig eigen, deswegen beschränkte sie sich auf diese wenigen Worte. Es war einfach nur lieb gemeint und zählte zu ihrer Natur, dass sie sich nach seinem Wohl erkundigte. Mehr als nicht antworten konnte er auch nicht, aber das würde sie dann ja merken. Machen konnte sie dagegen ja nichts.


    Den Brief gab sie Nathan. Der Sklave sollte ihn in der Villa Tiberia abgeben und alles weitere würde sich dann ergeben, oder auch nicht. Gehorsam wie der Sklave natürlich war gab er den Brief auch ab.




    Manius Tiberius Durus
    Villa Tiberia
    Roma



    Salve Tiberius Durus,


    wahrscheinlich wunderst Du Dich, dass ich Dir schreibe, oder hast mich vielleicht sogar schon vollkommen vergessen. Ich bin die Finderin Deines Ringes welcher meinte mir einfach so vor die Füße zu kullern.
    Ich schreibe Dir weil ich mich nach deinem Wohl erkundigen wollte. Als wir uns sahen hattest Du eine kleine Verletzung davongetragen und da ich weiß, dass aus einem kleinen übel sehr schnell ein größeres werden kann, hoffe ich sehr, dass es Dir gut geht und die Wunde am heilen ist.
    Außerdem wollte ich mich noch für die Wegbeschreibung zur Casa Caecilia bedanken, ohne die ich sicher nicht wirklich dorthin gefunden hätte.


    In dem Gespräch welches wir hatten, kamen wir zu dem Punkt, dass wir beide das Schwimmen sehr mögen und ich habe mich kundig gemacht. Es gibt tatsächlich nicht weit weg vor den Toren von Rom einen See. Mir ist der Name schon wieder entfallen, aber er dürfte nicht so weit weg sein. Ich dachte ich sage es Dir, …..einfach so, vielleicht weckt es ja Dein Interesse.


    Ansonsten hoffe ich, dass es Dir gut geht und Dein Ring nicht mehr auf dumme Gedanken kommt.


    Ich verbleibe mit vielen Grüßen. Mögen die Götter stets an Deiner Seite wandeln.


    Caecilia Calena

    Musternd schaute sie ihn an als er sich an dem Kratzer berührte. Vielleicht sah es auch nur schlimmer aus als es war, aber sie war sich sicher, dass er das behandeln lassen sollte. Kleine Sachen konnten schlimmer sein als die größte Fleischwunde, vor allem wenn man nichts unternahm. Sie zuckte ebenfalls ein klein wenig als er es auch tat, als würde sie das Brennen ebenfalls spüren, was natürlich nicht der Fall war. Calena hoffte für ihn, dass keine Narbe zurückbleiben würde, aber da es nicht zu tief aussah hatte er wahrscheinlich Glück. Auf jeden Fall würde sie sich noch erkundigen wie es ihm ergangen war, das nahm sie sich vor zumal sie stets besorgt um ihre Mitmenschen war musste sie das dann einfach wissen.


    Seine Worte erfreuten sie schon ein wenig und sie begann wieder zu lächeln. Er hätte gerne noch weiter mit ihr gesprochen……… Sie auch……
    Calena kam nicht dazu zu diesen Worten etwas zu erwidern und trat einen Schritt nach hinten als die Sklaven seine Sänfte brachten und er in diese Stieg. Auch Naria trat nun näher an ihre Herrin heran, diese hatte sich die ganze Zeit artig im Hintergrund aufgehalten. „Es würde mich freuen,“ meinte sie „Vale bene und alles Gute,“ sagte sie, hob kurz ihre Hand ein wenig an, ließ diese aber sogleich auch wieder sinken und schaute der Sänfte hinterher. Das Getuschel seiner Sklaven und Klienten, die ihm nun alle brav wieder folgten, hatte sie nicht mitbekommen.


    Einen Moment stand sie einfach noch da und sah dem Tross hinterher bis Naria sie am Arm fasste. >>Herrin, wir müssen langsam weiter,<< sagte diese nur und riss Calena somit aus ihren Gedanken. „Du hast Recht, nun wissen wir ja den Weg und sollten uns beeilen damit es keinen Ärger gibt,“ sagte die junge Frau und schmunzelte vor sich hin. So machten sich Herrin und Sklavin auf den Weg zur Casa Caecilia.



    Sim-Off:

    Es war mir eine große Freude:)

    Es gab manchmal Momente in seinem Leben da tat man Dinge die man ansonsten niemals gemacht hätte. Bei den beiden hier war es wohl das Reden über spezielle Themen. Natürlich machte es sie in gewisser Weise verlegen, dass sie nun auf ein solches Thema gekommen waren, schließlich war es nicht üblich mit einem „Wildfremden“ über solche Sachen zu sprechen, aber es war auch einfach mal etwas anderes und wenn er es nicht gewollt hätte, so hätte er doch sicher das Gespräch schon längst abgebrochen und wäre gegangen, aber er war noch hier. Und nun entfachte er ihre Neugierde noch weiter, denn sie würde nun raus finden müssen wo es einen See gab, denn wenn es wirklich einen hier in der Umgebung von Rom gab würde sie ihren Großcousin überreden müssen, dass sie dort einmal hin konnte. Alleine ließ er sie ganz sicher nicht, das war klar, also musste sie sich etwas einfallen lassen.


    Wieder schmunzelte sie ein wenig, denn sie sah das mit der Schwimmerin doch als kleines Kompliment an. „Ich denke ich werde versuchen rauszufinden wo es einen gibt und es dann ausnutzen,“ sagte sie leise.
    Ihr Blick glitt wieder zu Boden und sie hoffte immer noch, dass sie nicht zu viel geredet hatte. Es kam nicht oft vor, dass sie so viel sprach, eher war sie die Ruhige. Und sie hatte immer die kleine Angst im Hinterkopf, dass sie etwas falsch machte, irgendetwas in diese Richtung, auch wenn sie es vielleicht gar nicht tat. „Du solltest aber bald nach deinem Kratzer sehen lassen, er ist doch ziemlich rot,“ meinte sie, als hätte sie seinen Gedanken bezüglich des Kratzers aufgegriffen. Ein hauch von Sorge klang in ihrer Stimme, sorgte sie sich doch schnell um jeden und alles. „Ich möchte dich auch nicht aufhalten,“ meinte sie wieder leise und sah ihn verlegen an. Wenn es nach ihr gehen würde, könnte sie sich noch viel länger einfach unterhalten, aber sicher ziemte sich das nicht. Nein das tat es wohl ganz und gar nicht.

    Calena hoffte nur, dass sie sich nicht vollkommen unbeliebt machte mir dem was sie nun gesagt hatte, aber man sah ihm nichts an ob er es für gut hieß oder nicht. Aber sie hatte auch nicht vor als Goldschmiedin zu arbeiten, dennoch fand sie es wundervoll was so manch einer eben herstellte und würde es selber gerne mal versuchen, im Stillen und heimlichen. Sie war gut erzogen und würde nie so etwas in aller Öffentlichkeit anstreben, es würde doch vielleicht dann auf die Familie zurückfallen und das wollte sie natürlich nicht. Wahrscheinlich wäre sie enttäuscht gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass er lächelte weil er eine Maske aufrecht erhalten wollte. Calena war ein sehr ehrlicher Mensch und mochte es nicht angelogen zu werden sondern wollte, dass die Menschen um sie herum ehrlich zu ihr waren und ihr auch eine ehrliche Meinung ins Gesicht sagten. Calena war eine junge Frau die man sehr schnell verletzen konnte, die immer das Gute in einem Menschen suchte und auch immer etwas fand, auch wenn es nur ein Fitzelchen war. In vielen Dingen fehlte ihr einfach die Erfahrung und sie war zu naiv, was wohl aber auch daran lag, dass sie die Hälfte ihres Lebens nicht hier verbracht hatte sondern auf dem Land.


    Es kam bei ihr auch nicht oft vor, dass sie sich wirklich mit einem Mann so unterhielt wie sie es nun mit diesem Patrizier tat. Vielleicht sagte und tat sie deswegen auch Dinge die ihr vollkommen unbewusst waren, von ihren Blicken einmal abgesehen. Sie dachte sich einfach nichts dabei und sah sich ja selber nicht, sah nicht das Leuchten in ihren Augen oder ihr ständiges Lächeln.
    Das auch er gern in einem See badete damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. Irgendwie hatte sie ihn nicht so eingeschätzt, auch wenn er sehr nett und freundlich war und sie ihn charmant fand, hatte sie nicht daran gedacht, dass auch er einen See zum schwimmen gut finden konnte.


    „Das hört sich wundervoll an, von diesen Quellen habe ich schon einmal etwas gehört,“ gab sie leise zu. „Gibt es hier in der Umgebung von Rom Seen in denen man schwimmen gehen kann?“ Calena fragte weil sie es einfach nicht mehr wusste. Zu viele Jahre waren ins Land gegangen und sie konnte sich ja selbst an die Stadt immer wieder nur schleierhaft erinnern. Sie lachte leise auf, senkte dabei kurz ihren Blick zum Boden bevor sie ihn wieder anschaute. „Seltsame Themen die man haben kann,“ meinte sie dann und meinte es natürlich nicht böse, denn sie war angenehm überrascht so reden zu können. Das Licht der Sonne brach sich in ihren Augen, je nachdem wie er selber sich bewegte, denn die Sonne stand hinter ihm und versuchte sie immer wieder etwas zu blenden.

    Calena begann weiter zu lachen, nicht laut sondern angenehm. Sie hatte ein warmes und freundliches Lachen, nicht aufdringlich oder so und meist wollte man dann einfach mit ihr lachen. „Kaum ist der Herr aus dem Haus tanzen die Sklaven auf dem Tisch,“ scherzte sie. „Ich denke sie wissen, dass sie es gut bei dir haben,“ meinte sie, denn etwas anderes konnte sie sich nicht wirklich vorstellen. Wahrscheinlich war er hart aber gerecht und würde den bestrafen der es verdient aber die belohnen die es eben auch verdienen. „Es freut mich sehr, dass ich bleiben kann, denn ich möchte nicht mehr zurück aufs Land. Es ist,……naja, Tante und Onkel sind auch nicht mehr die Jüngsten und es ist langweilig. Ich möchte wenigstens noch ein wenig etwas sehen bevor ich dann irgendwann einmal heiraten werde,“ gestand sie ihm. Sie würde sicher nicht feiern oder so etwas in der Richtung, es ging ihr einfach darum, dass sie das Leben kennen lernen konnte bevor es vorbei war. Auf dem Land war einfach nichts los. Man lebte dort sein Leben und das war es, aber sie war jung und sie strebte nach mehr.


    Nach seinen Aussagen zu urteilen konnte sie sich selber einen kleinen Reim draus machen und stellte fest, dass er keine Frau an seiner Seite zu haben schien. Natürlich wunderte es sie ein wenig, denn in seiner Position und in seinem Alter gab es sicher schon Männer die die zweite Ehe eingegangen waren. Doch Calena wollte nicht weiter darauf rumreiten. Sie war ja eben erst angekommen und würde noch früh genug das ein oder andere erfahren beziehungsweise rausfinden, denn lange konnte man Geheimnisse nicht von ihr fernhalten. Sie fand immer alles recht schnell raus, dazu brauchte sie den Menschen eigentlich nur in die Augen sehen. Sie hatte da einen kleinen siebten Sinn für.
    Calena nippte wieder an ihrem Becher und nahm einen Schluck des wässrigen Gemischs, was eigentlich fast nur Wasser war. „Nun dann werde ich im Moment diese Frau sein und ein klein wenig Leben hier reinbringen,“ scherzte sie und schmunzelte ihn bis über beide Ohren an.


    Als das Essen gebracht wurde merkte sie wie ihr Magen wieder zu knurren anfing, aber wenigstens dieses Mal nicht so laut wie noch eben, denn das war ja schon fast peinlich gewesen. Es waren nur Kleinigkeiten, aber auch Kleinigkeiten konnten einen gut sättigen, von daher war sie sehr froh darüber, außerdem sahen die Sachen einfach köstlich aus. „Oh ich esse eigentlich so gut wie alles. Ich bin da nicht besonders wählerisch,“ meinte sie und nahm sich als erstes etwas Käse und ein Stückchen von dem weichen Brot. Dann blickte sie auf, als sich zu ihnen eine Sklavin gesellte. Wieder begann sie zu schmunzeln, denn das war Crassus. Sie musste lächeln denn das erste was er sagte war wie hübsch sie doch war, aber da hatte er ja nicht unrecht. Es gab sicher nicht viele Sklavinnen die von Schönheit gesegnet waren, oder man sah sie nur nie. „In der Tat, sie ist hübsch,“ meinte sie, auch wenn es ihr ein klein wenig unangenehm war so offen vor der Sklavin von ihr zu reden. Erstaunt schaute sie ihn an, denn da hatte er wirklich eine gute Errungenschaft gemacht wenn sie das konnte was sie gesagt hatte. „Gerne,“ meinte sie erfreut „Ein Bad hätte ich sowieso gerne noch nehmen wollen und da werde ich auch liebend gerne ihre Dienste in Anspruch nehmen und dir würde es auch einmal sicher gut tun,“ meinte sie und schaute ihn mit einem mehr als nur frechen Lächeln samt Blick an. Ja Calena konnte nicht nur schüchtern sein sondern hatte auch diese liebreizende, kleine freche Seite.

    Calena gab sich einfach wie sie war und verstellte sich nicht. Sie war eben nicht wie die anderen Frauen die der Tiberier wohl kannte, doch wissen tat sie das nicht. Calena war schon immer ein Mensch gewesen, der zwar schüchtern sein konnte, doch recht schnell auftaute und der eigentlich niemand böse sein konnte, selbst wenn ihr mal ein Missgeschick passierte. Sie hatte ein großes Herz und zeigte dies auch schon immer, auch wenn es fast jedes Mal unbewusst war genauso wie ein Flirt ganz unbewusst geschehen konnte. Ihr fiel auf, dass sie sein Schmunzeln und das leichtes Lächeln mochte. Es wirkte ehrlich und sympathisch, nicht wie bei anderen Menschen von denen sie auch schon so einige hatte kennen lernen dürfen auch wenn sie in einer ländlichen Gegend letztendlich aufgewachsen war.


    „Rennsport?“ fragte sie ihn „Mein Großcousin ist doch auch bei so etwas dabei, aber ich muss zu meiner eigenen Peinlichkeit gestehen, ich habe den Namen vergessen,“ sagte sie und lächelte dabei verlegen, denn sie müsste so etwas ja eigentlich wissen, schließlich war sie sich sicher, dass er den Namen schon mal genannt hatte. Verlegen biss sie sich wieder auf die Unterlippe und kam schnell zu ihrem Lächeln zurück. „Aber ich glaube es gibt keine Frau auf dieser Welt die Pferde nicht mag, denn es sind wunderschöne Tiere,“ sinnierte sie ein wenig. Im Groben gesehen hatten sie sogar halbwegs die selben Interessen, auch wenn sie unter baden nicht das Baden in einer Therme genoss, sondern das Baden in einem See. Ob es hier in der Umgebung einen See gab der nicht so besucht war wusste sie nicht, aber das würde sie noch raus finden, denn es gab nichts Schöneres als an einem lauen Tag ein Bad in einem See zu nehmen.


    Das er als Scherz das mit der Frage so machte, dass es klang als wären es ihre Worte bemerkte Calena nicht. Sie war ein wenig verzaubert, vielleicht konnte man es so ausdrücken. „Ich lese ebenfalls gerne und ich bade gerne,“ sagte sie „Aber ich ziehe einen See dann doch einer Therme vor. Einen See und rund herum lauter Blumen und hohes Gras,“ schwärmte sie ein wenig und hatte dabei wieder ihren lieblichen, verträumten Blick. „Dann gehe ich natürlich den üblichen Aufgaben die eine Frau hat nach, alles was ich gelernt habe und ich finde Kunst wundervoll und würde mich gerne noch etwas mehr damit beschäftigen. Außerdem finde ich es interessant wie Schmuck hergestellt wird. Sicher trage ich ihn auch gerne aber ich würde liebend gern einmal versuchen ihn selber zu machen,“ sagte sie und das Lächeln wurde dabei immer verlegener. „Wahrscheinlich wirst du dir nun denken so etwas passt nur zu den unteren Schichten, aber ich finde es wunderschön was man alles nur mit ein paar Ideen und seinem Fingerschick herstellen kann,“ schwärmte sie wieder leicht und wurde dabei ein wenig rot. Sie hoffte natürlich, dass er nicht so dachte und sich nun auf der Stelle rumdrehte und ging. Vielleicht hätte sie noch erwähnen sollen, dass sie ziemlich verträumt war und sie oft Träumte das war schließlich auch eine Beschäftigung.

    „Viel zu lange,“ gab sie leise zu und meinte es auch so wie sie es sagte. Gerne wäre sie hin und wieder einfach nach Roma gekommen um ihre Familie zu sehen, aber gewährt hatte man es ihr nicht. Natürlich hatte sie es nicht verstanden warum, wieso und weshalb das so gehandhabt wurde, aber vielleicht verstand sie es eines Tages etwas mehr. „Und ich hoffe ich werde noch eine sehr lange Zeit hier verweilen, denn so schnell habe ich nicht vor wieder zu gehen." Calena rückte sich auf der Bank ein wenig bequemer zurecht und lächelte vor sich hin. Während er über die Casa sprach ließ sie ihren Blick wieder durch das Atrium schweifen. In der Tat es war wirklich wunderschön und man sah es ihm an, dass Crassus sicher nicht zu den unteren Plebejern gehörte und es zeigte, dass man auch als Plebejer ein sehr angenehmes Leben führen konnte, wenn man auch bereit war etwas dafür zu machen.


    „Es ist eine wundervolle Casa und glaube mir, freiwillig würde ich nicht hier weg gehen selbst wenn eine Insula noch schöner wäre, denn ich glaube nicht, dass es eine solche gibt. Nein aber wirklich, die Casa sieht schön aus, auch wenn ich noch nicht alles gesehen habe. Und du lebst hier ganz alleine?“ fragte sie dann neugierig um so auch herauszufinden ob er nicht doch eine weibliche Person schon hier hatte und es ihr nur nicht geschrieben hatte. Niemals wäre sie in die Subura gezogen, nicht freiwillig, denn hier diese Gegend….das konnte sich nicht jeder leisten, denn die anderen Plebejer aus den einfacheres Schichten die lebten eng an eng und sicher nicht in einem solchen Prunk. Es war nicht so, dass sie auf solch Prunk stand, oder es unbedingt haben musste, aber wenn er da war dann nutzte sie ihn auch. Jede Frau würde es wohl tun wenn sie die Möglichkeit dazu hätte, aber das nahm noch lange nichts von ihrer lieblichen Persönlichkeit.


    Calena begann zu lachen. Er hatte Witz das musste man ihm lassen. „Nein laufen wäre sicher das Schlechteste gewesen was ich hätte machen können, denn dann wäre ich wohl die nächsten Tage noch nicht hier angekommen. Es ist auszuhalten im Wagen aber unbequem und wenn ich nicht jede Woche verreisen muss geht das schon.“ Sie lächelte vor sich hin und schaute ihren Großcousin von der Seite her an. Die Sklaven hier waren wirklich hurtig bei der Sache und ziemlich schnell hatte sie ihr Trinken in der Hand. Natürlich befand sich mehr Wasser als Wein in diesem und schmecken würde man nur den Hauch von etwas anderem als Wasser, aber es löschte den Durst und war immer noch besser als nach wenigen Bechern einfach angetrunken hier zu sitzen, denn das wäre alles andere als schicklich. Ein wenig verlegen lächelte sie dann doch als ihr Magen nicht wirklich still bleiben wollte. „Nun es gab unterwegs nicht so viele leckere Sachen wie es sie hier geben wird,“ meinte sie als kurze Antwort und blickte ihn an. „Ein Weg der dich weit gebracht hat und sicher hast du sehr viel erleben können,“ meinte sie und bewunderte ihn auch. Mit einem breiten Schmunzeln tat sie es ihm gleich und hob seinen Becher an „Auf meinen Lieblingscousin,“ sagte sie nun von ihrer Seite aus und nahm dann einen kleinen Schluck.

    Es tat gut so in den Armen gehalten zu werden, eine Geste die sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel immer vermisst hatte. Es war nicht so, dass sie ohne Liebe aufgewachsen war, aber solche Umarmungen waren doch nicht an der Tagesordnung gewesen, aber dafür genoss sie es jetzt noch umso mehr. Ihrer Meinung nach schaute er aber wirklich gut aus, vielleicht machte das auch der Lichtschein hier drinnen, das war auch möglich, aber dennoch …. ja er sah gut aus ohne Wenn und Aber.
    „Es sind fast zehn Jahre, dass ich nicht mehr in Rom war. Seit dem…..sie mich weggeschickt hatten. Ich war sieben, also eine ganze Ewigkeit ist vergangen. Umso glücklicher bin ich nun endlich wieder hier zu sein.“ Außer dem kurzen Stocken eben konnte man ihr nichts anmerken, dass sie es bedauert hatte damals gehen zu müssen. Sie hatte keine andere Wahl gehabt und sich dem Willen ihrer Eltern beugen müssen.


    Natürlich mochte sie sich mit ihm hinsetzen, aber sagen brauchte sie es nicht, er wartete ja auch nicht auf eine Antwort und führte sie einfach zu einer der Bänke auf die sie sich ebenfalls setzte. Familie war etwas wunderbares und Crassus, auch wenn sie nur Großcousine und Großcousin waren, sah sie doch als sehr enge Familie an. Natürlich gab es noch Unmengen mehr an Familienmitgliedern die ihr nahe standen, aber es gab doch immer jemanden den man ganz besonders mochte und das war hier der Fall. Calena hatte sich in den Jahren sehr verändert und war jetzt zu einer jungen Frau gereift die man sicher so einfach auf der Strasse nicht mehr erkannt hätte.


    „Es ist wirklich schön hier zu sein,“ meinte sie verträumt und kam dann schnell zu seinen Fragen zurück, während sich Naria in eine Ecke begab um dort zu warten falls man sie brauchte. „Die Reise war lang, aber meine Vorfreude wieder hier zu sein war so groß da ging es. Ich mag nur diese Wagen nicht, sie sind unbequem und auf Dauer wird man von dem Geschaukel ganz wirr im Kopf, aber die Hauptsache ist ja, dass ich angekommen bin,“ sagte sie und lächelte Crassus an. „Gerne, das klingt gut,“ und noch bevor sie groß was sagen konnte knurrte ihr Magen auch schon leise vor sich hin was sie ein wenig erröten ließ. „Ich denke das war dann Antwort genug. Aber erzähl mir wie es dir geht? Ich meine der letzte Brief ist nun auch schon etwas her und solltest du nach meinem noch versucht haben mir einen zu schicken, so kam er sicher nicht an,“ lächelte sie verschmitzt, wusste sie ja, dass ihr Brief höchstens vor ein paar Tagen angekommen sein konnte.

    Mit dem Lande hatte er gedanklich nicht einmal Unrecht. Es war ein ziemlich verschlafenes Nest gewesen in welchem sie gelebt hatte. Viel aufregendes hatte sie dort sicher nicht erleben können, deswegen war sie erst recht froh darüber, dass sie nun wieder nach Rom hatte kommen können. Allerdings war es auch eine sehr schöne Gegend gewesen, im Süden von Italia, immer schön warm und einfach eine sehr schöne Landschaft. Aber auf Dauer eben ein wenig langweilig. Und wenn man sie gefragt hätte ob sie schon einmal geflirtet hätte, wäre sie wohl rot angelaufen und hätte deutlich nein gesagt, denn offensichtlich hatte sie es noch nicht getan, es war eher dieses unbewusste und versteckte, was aber wohl auf so manch einen Mann noch anziehender und vor allem natürlicher wirken konnte.


    Calena hingegen glaubte, dass sich dieser Mann, umgeben von so vielen Sklaven und Klienten, wohl fühlte. Sie ahnte ja nichts von seinen Gedanken und auch nicht, dass er vielleicht gerne auch einmal einfach so unterwegs gewesen wäre. Wobei, ….. machbar war eigentlich alles, man musste nur die richtigen Ideen haben und davon hätte Calena sicher eine Menge anzubieten. Wer sie kannte wusste das und wer sie kannte wusste auch, dass sie sich immer benahm, aber auch noch den Hauch der Jugend in sich hatte.


    Das sie mit ihrer Frage nun in ein Fettnäpfchen trat, und dieses Fettnäpfchen sich schnell zu einem See ausbreitete merkte sie erst als es schon zu spät war. So schnell war ihr Kopf wohl noch nie rot geworden wie in diesem Moment und ziemlich verlegen biss sie sich auf die Lippe und unterdrückte noch ein…oh… Am liebsten hätte sie sich gegen die Stirn geschlagen, denn das er Senator war, konnte man nun wirklich deutlich genug sehen an seiner Toga. Verlegen und peinlich berührt, was man leider an ihrer Gesichtsfarbe nicht übersehen konnte lächelte sie ihn nun an.
    „Genau das habe ich gemeint,“ gab sie leise zu und fragte sich ob er sie mit seinen ersten Worten ein wenig auf dem Arm hatte nehmen wollen, aber sie nahm es ihm nicht übel, zeigte es doch, dass er neben Charme auch noch Witz besaß und das gefiel ihr. Sie stand also nicht nur vor einem Patrizier sondern vor einem der wirklich ein sehr hohes Ansehen hatte. Und sie hatte seinen Ring gefunden, eigentlich eine sehr große Ehre.


    Wieder blickte sie ihn an und versuchte der Sonne ein klein wenig auszuweichen die meinte sie wieder blenden zu müssen. „Dann stehe ich also einem wirklich großen Mann gegenüber und somit ist es mir noch eine größere Ehre dir deinen Ring wieder gegeben zu haben,“ sagte sie schmunzelnd und versuchte damit ihre peinliche Berührtheit zu überspielen. Noch so einen Patzer wollte sie sich nicht erlauben. „Und wenn du nicht Senator und Pontifex bist und auch nicht nach deinen Gütern sehen musst?“ fragte sie dann und ging unbewusst weiter auf das kleine Flirtspielchen ein, zumindest was das ansehen betraf. Hoffentlich hatte sie nicht wieder eine falsche Frage gestellt. Manchmal war es wohl besser einfach zu schweigen oder aber nicht durcheinander gebracht zu werden.

    Während der Sklave seines Weges ging schaute sich Calena noch ein klein wenig um. Sicher sie hätte sich setzen können, schließlich standen hier auch Bänke, aber sie wollte warten bis Crassus kam und ließ ihre Blicke über die verzierten Wände schweifen. Schon als sie die Casa betreten hatte, hatte sie etwas gespürt wie schon lange nicht mehr. Es war als fühlte man, dass man hier her gehörte. Ja sie war endlich zu Hause und sicher war Rom der beste Ort für sie und nicht so trist woher sie kam. Ob sie das jemals ihren Eltern verzeihen konnte? Vielleicht, irgendwann, aber noch verstand sie nicht warum sie es getan hatten, denn gerne hätte sie sich von ihrer Mutter noch richtig verabschiedet, hätte sie damals doch nur gewusst wie krank sie wirklich war. Vielleicht konnte Crassus ihr dazu ja ein wenig mehr sagen, aber nicht heute oder morgen….so schnell mochte sie ihn dann mit diesem Thema auch nicht überfallen.


    Ungeduldig wippte sie mit den Füßen etwas hin und her, eine Angewohnheit die sie hatte wenn sie dringend auf etwas wartete. Sie selber bekam das nie so mit, aber Naria umso mehr, denn diese musste sie manchmal daran erinnern, dass sie still stehen sollte, aber hier waren sie ja zu Hause von daher ließ die Sklavin es einfach durchgehen zumal sie selber damit beschäftigt war sich ein paar Blicke im Atrium zu gönnen. Doch als Schritte erklangen blickte auch sie wieder zu Boden während Calena mit strahlenden Augen in die Richtung sah aus der Crassus kam.


    Alle Befürchtungen, sie könnte Ärger bekommen, waren vergessen als sie sein Lächeln sah und auch seine ausgebreiteten Arme. Diese Einladung nahm sie natürlich auf der Stelle an und kam ihm entgegen um ihn herzlich zu umarmen. Sie fiel ihm förmlich um den Hals.


    „Crassus! Ja und ich freue mich auch so sehr hier zu sein. Gut schaust du aus,“ meinte sie als sie sich ein klein wenig wieder von ihm löste und ihn von oben bis unten betrachtete. Sie war klein und musste zu ihm aufschauen wie so manch andere Frau auch. Und während sie das tat lächelte sie erfreut. „Es ist schon viel zu lange her, aber man erkennt dich immer noch.“

    Calena ahnte ja nicht was der Name Caecilius Crassus in so manch einem Mann oder auch Frau auslösen konnte. Alles was sie wusste war, dass er der Praefectus Praetorio war und ziemlichen Einfluss hatte. Solche Sachen eben. Aber sie konnte ja nicht ahnen, dass ihr Großcousin auch mit der Familie von Durus schon das ein oder andere mal zusammengestoßen war. Aber wenn, dann war es wohl nur wegen seiner Stellung gewesen, denn ansonsten kannte sie ihren Großcousin nur als sehr umgänglichen Menschen, zumindest wie sie sich noch erinnern konnte, schließlich lagen schon einige Jahre dazwischen seit dem sie sich nicht mehr gesehen hatten.


    Das Lächeln des Patriziers hatte auf jeden Fall Charme und sicher wusste er es genau einzusetzen, denn die Wirkung verfehlte er sicher nicht damit. Seine Worte machten sie natürlich ein wenig verlegen, was ihr wieder diesen verschmitzten Blick gab. Sie war zwar nicht auf den Mund gefallen konnte aber auch eine ziemliche Verlegenheit oder Schüchternheit an den Tag legen, das kam immer ganz auf die Situation an in der sie steckte. „Mir wäre es jedenfalls eine Freude ihn wieder zu finden sollte dir noch einmal ein solches Missgeschick geschehen,“ sagte sie und lächelte bei ihren Worten, wobei sie ihren Blick ein klein wenig senkte. Ihr lag zwar noch etwas anderes auf der Zunge, aber damit wäre sie wohl doch zu weit gegangen, auch wenn sie gerne seinen Blick bei ihren Worten gesehen hätte. Calena wäre wohl rot angelaufen, ein Grund warum es besser war nicht alles was man dachte auch auszusprechen zumal sie nicht wollte, dass er schlecht von ihr dachte, schließlich hatte sie sehr wohl eine gute Erziehung genossen, vielleicht hin und wieder auch zu gut.


    „Ja,…..diese Befürchtung habe ich auch,“ meinte sie und blickte dabei an Durus vorbei, dessen Bienenschwarm sich gesammelt hatte und wohl auch langsam wieder ein wenig zur Ruhe gekommen war. „Wobei eins, zwei oder auch höchstens drei schon genug wären. Da fällt man weniger auf,“ gab sie zu bedenken und schmunzelte. „Ich weiß nicht, lieber bin ich ein wenig im Stillen unterwegs als nichts sehen zu können, weil ich umringt bin von Aufpassern,“ gab sie zu, auch wenn sie wusste, dass sie hier in Rom ganz sicher nicht mehr alleine auf die Strasse gehen durfte und es vielleicht auch mehr als nur drei Sklaven waren die sie ab nun begleiten würden, aber das blieb abzuwarten. „Aber wenn ich mich erst einmal wieder eingelebt habe, dann werde ich auch die ganzen Weg wieder kennen. Hmm, darf ich dich fragen was du so machst?“ fragte sie ihn vorsichtig.


    Gut er war ein Patrizier und müsste sicher nicht einmal den Finger krumm machen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand einfach nur rumsaß und nichts tat, auch wenn es davon sicher den ein oder anderen gab.

    Zusammen mit Naria, dir ihr auf Schritt und Tritt folgte, folgte sie nun dem Sklaven. Wahrscheinlich würde dieser sich am liebsten die ganze Zeit umdrehen, damit er nicht auf einmal ein Messer im Rücken hatte, dachte sich Calena und blickte auf den Boden, denn wenn sie den Sklaven ansah musste sie sich wieder dieses Grinsen, was ein anderer sicher süß gefunden hätte verkneifen. Ja manchmal war Ernst sein nicht so wirklich ihre Sache, aber wenn einem dann auch noch so etwas geliefert wurde dann konnte man doch nicht anders.
    Die Casa war schön eingerichtet, das fiel ihr gleich auf, als sie die wenigen Schritte zum Atrium durch liefen. Auch das Atrium war ein sehr schöner Ort, mittlerweile von Feuerschalen und Öllampen erhellt. Das Licht dieser Lampen wirkte ein wenig gespenstisch aber dennoch sehr schön. Die Flammen flackerten und warfen die wildesten Muster an die Wände. Selbst das Gesicht von Calena schimmerte hier noch mehr in Bronze. Musternd blickte sie sich um und wartete darauf, dass ihr Großcousin geholt werden würde.


    Natürlich war sie auch weiterhin aufgeregt, machte sich aber keine Sorgen mehr wegen ihrer späten Ankunft, dafür hatte sie sich eben zu sehr amüsiert als, dass sie nun an so etwas denken konnte. Naria wartete mit einem gewissen Abstand hinter ihrer Herrin.

    Der Sklave machte es aber auch nicht besser mit seinem weiteren Verhalten und Naria bekam mit, dass Calena langsam ein Problem damit hatte wirklich noch ernst zu bleiben. Aber sie versuchte ihr Bestes und riss sich wirklich zusammen was auch ganz gut so war. Wie hätte es nur ausgesehen wenn sie hier auf der Stelle einen Lachanfall bekommen hätte? Man hätte ihr sicher die Tür vor der Nase zugeschlagen und der Sklave wäre dabei geköpft worden. Sie ermahnte sich nun ernst zu bleiben und versuchte solche Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen was nicht gerade einfach war, vor allem dann als der Sklave sich noch weiter suchend umschaute als hätte er Angst, dass gleich jemand aus einem Busch springen könnte. War ihr Brief denn nicht angekommen und hatte Crassus seinem Personal nichts von ihr erzählt?


    Innerlich zuckte sie mit den Schultern und lächelte den Sklaven einfach dankend an. „Sehr gerne, danke,“ bedankte sie sich sogar bei ihm und trat nun vor ihrer Sklavin ein um sich in das Atrium führen zu lassen.

    Calena hatte feuchte Hände, diese hatte sie immer nur dann wenn sie aufgeregt war, und das war sie natürlich im Moment. Wahrscheinlich lag es auch ein klein wenig daran, dass es schon später war und sie eigentlich schon viel früher hatte da sein wollen, aber vielleicht fiel es Crassus ja nicht auf weil er sich so freute, dass sie endlich da war.
    Mit pochendem herzen schaute sie auf die Tür und es schien ihr eine Ewigkeit zu dauern bis sich endlich etwas rührte. Sie hatte Naria schon fast auffordern wollen noch einmal zu klopfen, doch dann hörte sie wie die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde und sich ein Kopf durch den Schlitz quetschte der dabei entstand.


    Ihre Stirn legte sich ganz kurz in Falten und dann hätte sie beinahe gelacht, beließ es dann aber bei einem Schmunzeln und riss sich zusammen. Der Sklave musste ja aufpassen, dass er nicht ausversehen die Tür wieder schloss und sich den Kopf dabei einquetschte.


    „Salve, mein Name ist Caecilia Calena und ich möchte Caecilius Crassus besuchen, er weiß, dass ich komme,“ meinte sie dann und kämpfte immer noch mit sich, damit sie hier nicht einfach begann laut loszulachen, aber sie hatte sich ganz gut unter Kontrolle. „Ich bin seine Großcousine.“ Wahrscheinlich würde den Sklaven das sehr wenig interessieren, aber sie sagte es dennoch mal, vielleicht nahm es ja die Angst des Sklaven und er würde nun endlich die Tür ganz öffnen.

    Wie gut, dass sie ihm nicht genau gesagt hatte wann sie kommen würde vor allem nicht zeitlich gesehen. Calena hoffte, dass er ihr nicht böse war. Mit Naria an ihrer Seite lief sie die Strasse die man ihr beschrieben hatte nun entlang und sah sich die Häuer genau an. Hier standen sicher keine Villen, aber auch keine abgerissenen Häuser, schließlich war ihr Großcousin ein angesehener Mann. Dieser wohnte natürlich nicht in irgendeiner schäbigen Hütte und davon konnte sie sich auch sogleich von überzeugen als sie vor eben jener Casa stand. „Das gibt Ärger,“ murmelte sie leise vor sich hin so, dass es Naria kaum hören konnte. Aber sie war ja selber Schuld gewesen, schließlich war ihr der ganze Weg gut beschriebe worden, aber sie hatte sich wieder einmal ablenken lassen von irgendwelchen Dingen die sie gesehen hatte.


    Aber wenn man in Rom war konnte man auch einfach nicht genug bekommen von den Dingen die man zu sehen bekam und sei es nur eine Statue von einem großen Mann. Calena mochte solche Sachen. Nun kam sie mit ihrer Sklavin endlich an der Casa an und stand vor der Porta. Naria sah ihre Herrin fragend an, denn ohne ihr Nicken würde sie nicht einfach an die Tür klopfen. Wie man sehen konnte war der Wagen noch nicht angekommen, das war auch ganz gut so. Calena nickte und die Sklavin klopfte an die Tür.


    Am Himmel zeichneten sich schon die ersten Sterne ab, aber noch war es nicht wirklich finster, dennoch schon reichlich spät. Es würde noch eine Weile dauern bis ihr Wagen mit ihren persönlichen Sachen kam, aber das war zu verschmerzen und sie freute sich drauf Crassus endlich zu sehen, doch ob die Freude im Moment gegenseitig war, das würde sie wohl schon bald selber raus finden. Wohl oder übel, aber immerhin hatte sie heute eine sehr nette Bekanntschaft gemacht, wenn man von den kleinen Übeln, wie dem Wegschieben, einmal hinwegsah. Der Gedanke allein ließ sie doch schmunzeln als sie an den Patrizier dachte…..Durus, sein Name, dachte sie.

    Wenn er sie gekannt hätte, hätte er sicher gewusst, dass Calena wohl auch entgehen würde wenn der Kaiser persönlich neben ihr stünde, denn wenn sie sich einmal mit etwas beschäftigte und sich für etwas interessierte, dann schien sie in einer anderen Welt zu sein und nahm um sich herum dann meistens auch nichts mehr wahr.
    Hingefallen? Fragte sie sich im Stillen, denn dann musste er ziemlich ungeschickt gefallen sein wenn er es schaffte sich dabei einen Kratzer auf der Wange zu besorgen. Aber sie wollte nicht weiter im heißen Brei herumrühren, denn scheinbar wollte er nichts weiter dazu sagen, was aber auch verständlich war.
    Calena begann ihn anzulächeln, so war sie eben sie machte sich ziemlich schnell wegen den kleinsten Kratzern ihre Sorgen, denn wenn man nicht aufpasste dann entzündete sich so etwas ganz schnell und wurde dann zu einer großen Plage. Ja da hatte sie einiges von ihrer Tante gehört und bei dieser hatte sie ja nun lange genug leben müssen um damit geimpft zu werden.


    Etwas überrascht schaute sie ihn nun an als er selber nicht zu wissen schien wo sich die Casa befand, dabei dachte sie, dass das hier jeder wusste, schließlich war ihr Großcousin doch ein sehr angesehener Mann. Ein wenig blinzelte sie gegen die Sonne die ihr nun in das Gesicht schien, als er sich zu einem Mann wandte und ihn etwas ausfragte, nämlich wo sich die gesuchte Casa befand. Zwar konnte sie einige Worte hören und musste noch etwas mehr schmunzeln als Durus diese Worte nun wiederholte, aber wenigstens wusste sie nun den Weg, zumindest die Beschreibung, denn finden musste sie das alles ja auch noch.


    „Ich danke dir Tiberius Durus,“ bedankte sie sich bei ihm als er auch ihren Namen nannte. „Ich bin Caecilia Calena, die Großcousine von Caecilius Crassus,“ stellte sie sich nun ihrerseits vor. Anhand des Namens wusste sie, dass er ein Patrizier war, auch wenn sie ihn nicht kannte, aber nun wurde ihr auch das Gewusel der anderen Männer und Sklaven hier gewahr. „Ich bin erst heute wieder in der Stadt angekommen und sie hat sich seit damals doch sehr verändert,“ meinte sie noch als kleine Erklärung warum sie den Weg eigentlich nicht wusste. Zwar hatte er nicht nachgefragt aber sie wollte es dennoch erwähnen. „Ich hoffe dein Ring kommt nicht mehr auf den Gedanken nun wieder einfach zu verschwinden,“ meinte sie mit einem schalkhaften Leuchten in ihren Augen. Nun er war Patrizier, aber er machte im Moment nicht den Eindruck als wäre er stocksteif und eingebildet wie man sich die Patrizier eben so vorstellte.

    Es war ihr nur ganz Recht so, dass es ihm vielleicht ein klein wenig unangenehm war, dass er sie so rücksichtslos zur Seite geschoben hatte. Doch Calena verzieh schnell und nahm nur selten jemanden etwas wirklich übel. Er gehörte auf jeden Fall zu den gehobenen Bürgern dieser Stadt. Man sah es an der Toga, aber auch an seinem ganzen Gefolge, welchen sie als einen Bienenschwarm ansah. Nun fiel ihr erst recht auf, dass er sich verletzt haben musste, noch wusste sie ja nicht, dass er aus seiner Sänfte gefallen war, hatte sie das ja alles nicht mitbekommen. Calena war ja erst aufmerksam auf das Gewusel geworden als das Gemurmelt und Gerede losgegangen war und natürlich die Rufe nach seinem Ring durfte sie nicht vergessen.


    „Schon vergessen,“ meinte sie sanft und ließ den Ring in seine geöffnete Hand fallen. Sie musste dabei lächeln, denn auf der einen Seite war das schon ein wirklich lustiger Zufall. Nicht alle Tage rollte einem ein Ring vor die Füße. Der Ring fiel in seine Hand und schon im nächsten Moment griff sie an ihre Seite und zog ein weißes Tüchlein hervor um auch dieses ihm zu reichen. „Du bist verletzt. Was hast du gemacht?“ fragte sie ihn und hielt ihm das saubere Tuch entgegen. Sie hatte bei seinem Lächeln auch sehen können, dass er etwas Blut ebenfalls an der Lippe hatte und sie fragte sich wirklich was dieser Mann gemacht hatte. „Das sollte ein Medicus sich ansehen,“ meinte sie und deutete an ihrer Wange die Stelle an die bei ihm verletzt war.


    Calena dachte nicht daran, dass Durus ihr eventuell einen Finderlohn geben wollte als er die kommende Frage stellte. Sie hätte sowieso kein Geld angenommen, denn zum einen fand sie es selbstverständlich, dass sie den Ring zurück gab und zum anderen war sie auf Geld nicht wirklich angewiesen. „Wenn du mir den Weg zur Casa Caecilia erklären könntest wäre mir sehr geholfen,“ schmunzelte sie. „Ich würde nicht sagen, dass ich mich verirrt habe, aber ich war schon seit sehr langer Zeit nicht mehr in dieser Stadt und es hat sich eine Menge verändert,“ erzählte sie dann und betrachtete sich den Mann vor sich ein wenig genauer. Wer er wohl war?