Ihm schien ihre Idee zu gefallen, wie sie Rufus beschäftigen wollte, damit er nebenbei etwas lernte. Er war bisher von Privatlehrern oder in der Schule unterrichtet worden. Hier würde sie keines von beidem machen, er sollte sich selber aussuchen dürfen, was er lernen wollte. Allerdings würde sie ihn auf manches Interessantes hinweisen oder Tipps geben. Er war ein kleiner Junge, der nicht alles wissen konnte. "Ja, ich hoffe sehr, dass es ihn begeistern wird. Es wird ihn ablenken." stimmte Sontje lächelnd zu. Ihr Lächeln vertiefte sich, als Servianus meinte, er würde einen Führer organisieren oder selber auf den Ausflug mitkommen. "Das klingt nach einer guten Idee einen Führer mitzunehmen. Du sagtest selbst, dass du die Gegend hier kennst, vielleicht kannst du den Führer mit etwas überraschen." Der kleine Seitenstich musste sein und Pferdepfleger Gero würde selbstverständlich mitkommen. Vielleicht hatte der Führer keine Erfahrung mit wissbegierigen kleinen Jungen und wollte schlichtweg seine Münzen verdienen. "Wie ist denn das Wetter hier so? Es sollte allerdings kein zu kalter Tag sein. Du wirst sicher wissen, wann deine Pflichten dich loslassen werden oder wir vereinbaren einen Tag und Treffpunkt." lud sie ihn zum Ausflug ein.
Er war zu Pferd gekommen, weil es mit dem Schiff nicht geklappt hatte? Das musste richtig hart gewesen sein. "Mit dem Schiff muß richtig abenteuerlich sein, weil die Reise auf dem Wasser stattfindet und nicht wie sonst auf der Erde. Irgendwann möchte ich auch mal mit dem Schiff reisen und wenn es nur ein Übersetzen von Insel zu Insel ist. Meine längste Reise war (ebenfalls zu Pferd) von Mogontiacum über die Alpen. Mantua durften wir damals nicht betreten, weil die Seuche wütete. Zum Glück konnten wir unsere Vorräte bei einem der umliegenden Höfe auffüllen und den Weg nach Rom antreten." Während er bestellte beobachtete sie ihn genau und empfand ein zufriedenes Gefühl. Der Iulier war ein angenehmer Gesprächspartner. Servianus kannte außerdem die Stadt und die Umgebung und half ihnen in vielen Dingen weiter. Nach der Enttäuschung mit Nero hatte sie nicht vor eine neue Liebe zu suchen und doch war da etwas. Sie fühlte sich in seiner Nähe deutlich wohl und tat so, als würde sie nicht bemerken, dass die Schärpe rutschte und die bloße Schulter freigab.
"Dass ausgerechnet der Legat der prima der Stadtpatron ist, wundert mich ein bisschen, aber gut. Wer hat denn derzeit die Macht über der von Soldaten verlassenen Stadt inne? Wer lenkt die Geschicke der Stadt? Ich schätze, da gibt's ein paar Leute, die der Verwaltung ein paar Münzen zustecken werden, um dies oder jenes Vorhaben zu fördern, welches normalerweise nicht genehmigt werden würde. Ich hoffe nicht, dass das Dach über uns einstürzt, nur weil irgendwer am Dachstuhl gepfuscht hat." Der Wein wurde gebracht. Sontje war froh drüber, ihre Kehle war schon trocken. Lächelnd hob sie den Becher und prostete Servianus zu. "Auf Mantua!" brachte sie vor und trank die ersten Schlucke. Erst nach diesen Schlucken schmeckte ihr der Wein und sie leckte die Oberlippe sauber.