Verus betrat die Casa Iunia, und er kam nicht alleine. Neben ihm kam auch ein junger Haruspex rein, ein Mann von noch nicht dreißig Jahren aus Volterrae in Etrurien. In seiner Familie hatte die Haruspizin Tradition, und so war auch er dazu auserkoren worden. Sein Name war Longinus, Marcus Vestricius Longinus. Hinter den beiden folgten 4 Popae, 2 Flötenspieler, und ein Victimarius, der eigentlich der lokale Fleischer von Verus war, aber dann und wann auch außertürliche Arbeiten übernahm. Einer der Popae trug in seinen Armen ein bewusstloses Lamm – wie ausgemacht, würde der Haruspex, den Verus aufgetan hatte, selber sein zu examinierendes Tier mitbringen.
Verus blickte sich um und schritt, kaum dass er Calvena und Serrana ausfindig gemacht hatte, rasch auf sie zu, Longinus mit sich schleppend.
“Salvete, Kinder! Es ist so schön, euch wieder zu sehen! Ich muss mich entschuldigen, dass ich nicht eher gekommen bin, das Lamm hat Umstände gemacht.“ Er lachte vor sich hin. “Darf ich vorstellen? Vestricius Longinus, euer Haruspex heute.“ Longinus neigte seinen Kopf leicht und lächelte freundlich. Er hatte ein ebenmäßiges, wirklich zartes Gesicht für einen Mann, man würde ihn für noch jünger einschätzen, als er es war. “Sehr erfreut.“ Der Vestricier hatte eine angenehme, melodiöse Stimme. Sicherlich war er der Schwarm einiger Frauen in seiner Nachbarschaft. Verus grinste. “Nun, Kinder, wann fangen wir an?“ Longinus würde natürlich mit der Leberschau beginnen, erst dann würde das Opfer kommen.
AFP