Beiträge von Cultus Deorum

    | Aedituus Caecus Niger


    "Natürlich darf dir deine Cousine die Opfergaben anreichen", bestätigte Caecus die Frage nach dem Voropfer. So Iunia Serrana nicht als gleichberechtigte Opferherrin fungierte - und darauf ließ nichts schließen -, kam ihr als Teilnehmerin der gleiche Stellenwert zu wie den übrigen Opferhelfern.


    Auf die Frage nach den vitalia hingegen antwortete der Aeditus eilig: "Das Untersuchen der Eingeweide meinte ich. Die Entnahme wird in jedem Fall der victimarius übernehmen." Manche Opferherren bestanden zwar auch darauf, die vitalia selbst zu entfernen, doch waren dies in der Regel Angehörige des Cultus Deorum, welche sich intensiv damit befasst hatten. Denn schlussendlich konnten die Organe bei unsachgemäßer Entnahme beschädigt werden. "Dann werde ich die Begutachtung übernehmen. Das Fleisch kannst du selbstverständlich spenden. Der Tempel wird es zubereiten und in deinem Namen verteilen."
    Einige Bürger glaubten zwar, es brächte Unglück, ein dem Pluto geweihtes Tier zu verspeisen, doch es gab immer einige, die auch einem schwarzen Ochsen nicht abgeneigt waren, respektive nicht erst fragten, woher das Fleisch stammte und gütlich ignorierten, dass es nahe des Tempels des Dis pater verteilt wurde. Und so sich die Römer zu fein waren, kamen Peregrine oder zu guter Letzt die Sklaven des Tempels - die ohnehin an keine Götter glaubten.


    Caecus Niger bedachte die jungen Frauen mit einem prüfenden Blick, ob damit alle Fragen beantwortet waren.



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    Durmia Apollinara


    Sie lächelte, als die Frau sie freundlich begrüßte. Sie war es offenbar, die hier die Hosen anhatte, schließlich hatte der Mann bisher noch nichts gesagt. „Ungelegen?“, fragte sie und schüttelte amüsiert den Kopf. „Niemand, der der Göttin ehren will, kommt hier jemals ungelegen.“ Sie hoffte, durch ihre ruhigen Worte konnte sie die junge Frau, die mehr als nur nervös wirkte, kalmieren. „Ihr habt ein größeres Opfer geplant? Ein blutiges Opfer?“, fragte sie, als ihr Blick über die mannigfachen Opfergaben schweifte und ihr Blick dann auf dem Lamm verharrte. „Das Lamm ist doch ein weibliches, oder?“, fragte sie schnell nach, nicht, dass einer Göttin ein männliches Tier dargebracht wurde. „Ich würde vorschlagen, die unblutigen Gaben opfert ihr als Voropfer, und das Lamm als Hauptopfer.“ Sie spürte, da waren wohl ein bisschen Führung und ein paar Ratschläge von Nöten.


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    Decimus Durmius Verus:


    Zwar galt es als negativ, wenn das Tier bei der Schlachtung nicht genügend Blut verlor, doch war dies hier ein Lämmchen, kein ausgewachsener Widder, und so war die Menge an Blut ohnehin eher klein. Deswegen war der Strom auch schon recht bald versiegt und ein popa trat mit einer Spendenschale herbei. Ein Opferdiener drehte das tote Lamm, dessen Zunge aus dem kleinen Maul heraus hing, auf den Rücken und trennte ihm mit schnellen und kundigen Handgriffen die Bauchdecke auf. Dann langte er hinein in das Tier, trennte die Leber heraus und legte sie in die patera.


    Als die Schale gefüllt war mit den vitalia des Tieres, wandte sich der popa zu Durmius Verus um. Der hob kurz die Hände, nicht etwa, um ein Gebet zu sprechen - sondern um seine Ärmel in die Armbeuge hinabrutschen zu lassen. Dann begann er, die Innereien auf Unregelmäßigkeiten zu untersuchen, auf Knoten, Verfärbungen und sonstige Ungewöhnlichkeiten.



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    Durmia Apollinara


    Durmia Apollinara, die auch schon nicht mehr ganz blutjunge Nichte des allseits beliebten Discipulus-Ausbilder Decimus Durmius Verus, welche sich dem Dienst am Tempel der Iuno Pronuba verschrieben hatte, war es, die aufmerksam wurde auf die beiden Eheleute, welche sich auf dem Tempelvorhof eingefunden hatten. Es waren natürlich nicht nur zwei, die sich versammelt hatten, sondern ein ganzer Zug von Leuten, doch es war klar, wer hier opfern wollte. Mit würdevollem Gesichtsausdruck und gemessenen Schritten ging die Priesterin langsam auf den Prudentier und den Aelier zu.
    „Salvete...“, begrüßte sie die beiden mit einer erstaunlich mädchenhafter Stimme, die gar nicht zu ihrem reifen Erscheinungsbild passen wollte. „Ihr wollt opfern?“ Es war eine rhetorische Frage, natürlich. Niemand kam mit solch einer Entourage hierher, um einfach nur den Tempel sich anzuschauen.


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    | Aedituus Caecus Niger


    Mit einem Mal sprudelten die Fragen aus Iuna Axilla nur so heraus und Caecus Niger wurde sich wieder dessen gewahr, dass die junge Frau in ihrem Leben nach eigener Aussage noch kein Rind geopfert hatte. Selbst wenn Frauen an solcherlei teilnahmen, achteten sie wohl kaum auf die genauen Abläufe, wie es den Männern schon im Kindesalter beigebracht wurde, da diese solche Aufgaben irgendwann später als patres familias einmal selbst ausführen mussten.
    Da sie nicht unter Zeitdruck standen - die Dämmerung würde schlussendlich nur einfach in den Abend hin übergehen, der ebenso gut für ein Opfer an Pluto geeignet war, und falls es nach dem Ritus stockdunkel sein würde, konnte Caecus Niger bei dem Preis, den die Iunia bezahlt hatte, den beiden Damen getrost den stämmigen victimarius und einen der popae mit einer Fackel als Geleit nach Hause mitgeben - setzte der Aedituus noch einmal zu einer ausführlichen Erläuterung des Opferritus an, um der jungen Frau ein wenig die Furcht vor der großen Aufgabe zu nehmen. Zwar musste ein Opfer nicht den gesamten Ablauf umfassen und konnte nach persönlichen Vorlieben um bestimmte Teile gekürzt - wie auch erweitert - werden, doch Caecus hielt es für das beste, den traditionellen Ritus vorzugeben, wie auch einige Teile der Opferherrin abzunehmen, die nicht zwingend durch sie durchgeführt werden mussten.


    "Der Ritus beginnt vor der Tür des Tempels, indem die tibicines auf deine Anweisung hin mit ihrem Spiel beginnen. Am Tempeleingang reinigst du deine Hände in dem kleinen Wasserbecken neben der Tür." Dass Iunia Axilla nicht schwanger war, unter ihrem Dach kein Toter zur Aufbahrung lag und sie sich an diesem Tage noch keinem Mann hingegeben hatte, setzte der Aedituus voraus, gehörten diese Prämissen der Reinheit doch auch zum kultischen Grundwissen junger Frauen.
    "Dann zieht ihr gefolgt von den Opferhelfern in einer kleinen, symbolischen Prozession bis zu dem foculus, zu dem Altartisch. Er steht an der rückwärtigen Wand der cella unter dem Standbild des Dis pater. Dort sprichst du dein Gebet, legst deine Gaben für das Voropfer ab und teilst dem Göttlichen deine Bitte oder Dank mit, ganz wie du es auch zu Hause am Hausaltar tust. Abgesehen davon, dass die Trankopfer in die kleine Mulde gegeben werden und so direkt in den Wirkungsbereich des Dis übergehen. Deine Worte sollten dabei deine Bitte oder deinen Dank explizit benennen. Denke daran, dass die Götter uns nicht in die Köpfe schauen können, allerdings haben sie gute Ohren, so dass ein Flüstern durchaus ausreicht, das liegt ganz in deinem Ermessen."
    Gerade wenn Funktionspersonal des Tempels an einem Opfer mitwirkte, wollten manche Menschen nicht, dass diese ihre Worte hörten. Obwohl Caecus über keinen seiner Männer Schlechtes zu sagen wusste, konnte er das dennoch nachvollziehen, denn mit ausreichend Geld war halb Rom käuflich, und manche Bitten oder mancher Dank betrafen doch überaus persönliche Angelegenheiten, die nicht an die Öffentlichkeit dringen sollten.


    "Wie bei jedem anderen Gebet wendest du dich auch im Tempel nach rechts, um das Voropfer abzuschließen. Danach begibst du dich, wieder gefolgt von der kleinen Prozession, aus dem Tempel, die Stufen hinab bis zum Altarstein auf dem Vorplatz. Ich werde dann noch einmal eine rituelle Reinigung vornehmen, indem ich euch mit einigen Tropfen Wasser besprenge, und die Teilnehmer und eventuelle Zuschauer zur Ruhe auffordern. Du offerierst sodann Dis pater deine Gabe, die dreifache Nennung seines Namens ist hierbei immer geeignet. Also in etwa", seine Stimme wurde ein wenig tiefer, "'Dis pater, untergründiger Herrscher der tiefen Reiche, dieser Ochse zu deinen Ehren, Dis pater, dir, Dis pater, als mein Dank.'" Mit normaler Intonation sprach Caecus weiter. "Etwas in dieser Art, ein wenig abgewandelt je nachdem ob es sich bei dem Opfer um die Einlösung eines Gelübdes handelt oder eine Bitte. Noch einmal wäschst du dir die Hände, dazu wird einer der Jungen dir eine Schale Wasser anreichen, und trocknest sie an dem mallium latum. Auch dieses reicht dir einer der Helfer. Die Weihung des Tieres mit mola salsa werde ich übernehmen, hernach den Schmuck abnehmen und dir das Opfermesser reichen. Die symbolische Entkleidung führst du selbst durch - die Klinge muss nicht über das Fell kratzen, einige digiti darüber reicht. Anschließend kannst du nochmal ein kurzes Opfergebet folgen lassen, dies ist allerdings nicht zwingend notwendig, da du dein privates Anliegen schon im Tempel formulierst. Möchtest du ein solches öffentliches Opfergebet noch einfügen?"
    , fragte Caecus, um dem Schlächter die notwendige Anweisung geben zu können, ob er nach dem Entkleiden noch auf das Ende dieses Gebetes warten sollte.


    "Ansonsten wird der victimarius sich gleich im Anschluss an das Entkleiden positionieren und das agone? fragen. Deine Antwort darauf lautet age!, woraufhin die Schlachtung stattfindet. Das Auffangen des Blutes wird einer der popae übernehmen. Danach werden die vitalia dem Tier entnommen und begutachtet. Möchtest du das selbst übernehmen, oder wäre es dir lieber, wenn ich es tue?"



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    Decimus Durmius Verus:


    Einen victimarius brauchten sie hier nicht. Deswegen stand auch kein solcher neben dem Altar, als die drei dort angelangt waren. Dafür fanden sich dort zwei popae, jeder mit dem rituellen Schurz bekleidet. Die ministri begannen, auf ihren tibiae zu spielen, und der alte Durmius schloss die Augen, um sich zu sammeln.


    Als er soweit war, öffnete er die Augen wieder und richtete den Blick auf das Kultbild des Iuppiter, das auf dem Altartisch platziert worden war. Gleichzeitig zog er sich den Zipfel seiner toga über den Kopf. Jemand räusperte sich. "favete linguis!" zischte dieser Jemand. Dann war nur mehr die Musik zu vernehmen und das leise Plätschern der zweiten Handwaschung. Man reichte Durmius das mallium laturm an, und er trocknete sich. Derweil benetzte ein popa zunächst die übrigen Anwesenden, dann das Lämmchen mit ein wenig mola salsa. Es schüttelte sich daraufhin und blinzelte mit seinen schwarzen Äuglein. Durmius wandte die Handflächen nach oben und legte den Kopf in den Nacken.



    "Iupiter Optimus Maximus, Erhabener Vater! Sieh hinab auf deine Diener, denn sie bringen dir ein Opfer dar, das dir ihrer Treue und Ergebenheit versichern soll!


    Iupiter Optimus Maximus, Größter unter den Göttern! Wir bitten dich, nimm diese Gabe an! Stärke das Reich! Mehre die Macht unseres geliebten Kaisers! Und zerschmettere seine Feinde, auf dass sie auf ewig zittern mögen.


    Iupiter Optimus Maximus! Höchster unter deinesgleichen! Schenke uns die Ehre deiner Gunst, so wie wir dir dies Opfer schenken!"


    Der andere popa reichte Durmius nun das Opfermesser. Er nahm es entgegen und strich dem kleinen Tierchen vom Kopf zum Schwanz. Durmius Verus fungierte heute als Opferherr. Er gab dem popa das Messer zurück. "Agone?" fragte dieser daraufhin. "Age!" war die einzig richtige Antwort hierauf. Nun war es am cultrarius, das Lämmchen zu töten. Er schnitt dem Tier kurzerhand die Kehle durch. Schon kurz darauf sackte das Lämmchen in sich zusammen, zu keinem Bäääh mehr fähig, denn es hatte sein Leben gegeben. Durmius reckte das Kinn ein wenig in die Höhe und lauschte der Musik. Es dauerte ein kleines Weilchen, bis der Blutstrom verebbt war, doch war ein Lamm kein großes Tier, daher ging es verhältnismäßig schnell. Gluckernd versank das hellrote Blut in einer Öffnung am Boden.



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    Decimus Durmius Verus:


    Durmius Verus hielt sich im Hintergrund. Was jedoch nicht hieß, dass er das Opfer nicht genaustens verfolgte. Nun, so genau es mit seinen altersschwachen Augen eben ging, zumindest. Anerkennend nickte er hin und wieder, während die beiden Mädchen zugange waren. Sie waren ein treffliches Gespann, fand er, und arbeiteten gut zusammen.


    Die abschließende, rechtsseitige Wendung offenbarte das Ende des Voropfers. Er lächelte seinen Schützlingen stolz zu, sagte jedoch nichts und wandte sich selbst um, um den Tempel an einem der Seitenausgänge zu verlassen. Das Capitol hatte einige Altäre, die für private Blutopfer zur Verfügung standen. Auf einen davon schritt er nun zu. Die ministri folgten ihm, und, wie er hoffte, Serrana und Calvena ebenfalls. Ein Lämmchen wartete bei zwei Sklaven neben dem schmalen Altar, auf den sie zugingen. Das Tier war prächtig, schneeweiß und mit verzierten goldenen Hufen strotzte es nur so vor Kraft. Der Alte ließ es sich nicht nehmen, dem tapferen kleinen Tierchen kurz über den Kopf zu streicheln, was das kleine Böckchen mit einem leisen "bäääh" quittierte. Serrana und Calvena hörten ein sehr leises Lachen, als Durmius Verus vor dem Altar stehen blieb.


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    | Aedituus Caecus Niger


    Auf den Dank der Cousine hin winkte der Aedituus nur bescheiden ab, gehörte dies doch zu seinen Aufgaben. Er geleitete die Damen zu dem schwarzfarbenen Ochsen und hielt unbewusst einen Augenblick die Luft an. Auch wenn er aus dem Angebot des Fuficius tatsächlich mit großer Sorgfalt das beste Tier ausgewählt hatte, so gab es doch immer Menschen, die mit nichts je zufrieden waren. Iunia Axilla schien zum Glück nicht zu diesen zu gehören, auch wenn sie nach ihrer Zusage noch einmal die Augen des Ochsen prüfte. Caecus Niger hatte dafür Sorge tragen lassen, dass das Tier zwar beruhigende Kräuter mit seiner letzten Mahlzeit bekommen hatte, ihn allerdings nicht auch noch mit halb betäubenden Räucherungen behandeln lassen, wie es bei Stieren oftmals notwendig war. So war der Blick des Tieres ruhig und klar und nicht gänzlich abwesend, was bisweilen dazu gereichte, den ein oder anderen Opferherren zu verunsichern.


    "Die Mulde für die Trankopfer ist am Altarsockel angebracht, gewissermaßen zu euren Füßen", beantwortete er schlussendlich die Frage der Iunia. Der Erbauer des Tempels hatte augenscheinlich darauf Wert gelegt, dass die Gaben so schnell wie möglich in die Unterwelt gelangten - auch wenn räumliche Distanz im römischen Kult nicht immer in logischer Beziehung zu den Göttern stand. Schließlich wurden auch die Trankopfer für die himmlischen Götter in die Erde abgegeben, sowie auch der Rauch der Räucherungen für Dis Pater in den Himmel aufstieg. Religion folgte nuneinmal nicht immer logischen Regeln, oder aber einer solchen Logik, die für den Menschen nicht nachzuvollziehen war, da sie übermenschlichen Gesetzen gehorchte.
    "Für die weiteren Gaben stehen Schalen auf dem Altar bereit." Ein wenig beruhigend fügte er hinzu: "Du wirst sehen, es ist nicht anders als in anderen Tempeln auch."

    | Aedituus Caecus Niger


    Caecus Niger überprüfte noch einmal das Innere des Tempels, verrückte ein, zwei Kerzen für das rechte Licht, und ließ seinen Blick zu dem Abbild des Dis Pater schweifen. Vor diesem, auf dem flachen, steinernen Altartisch, hatte er dafür Sorge getragen, dass für das Voropfer der Iunia ausreichend Platz war, wiewohl er sich dessen versichert hatte, dass die Öffnung mittig der kleinen Kuhle, in welche die Trankopfer hineingegeben wurden, frei war. Zugegeben kam es recht selten vor, dass etwa einige Krümel eines Opferkuchens, einige welke Blätter eines Kranzes oder auch eine Münze dort hinein fielen und den Abfluss verstopften, doch der Aedituus wollte an diesem Tage nichts dem Zufall überlassen. Zufrieden mit der Erscheinung der cella wandte er sich um, streute vor dem Ausgang noch einmal eine Handvoll Räucherung in eine kleine Schale voll glühender Kohle und verließ das Gebäude, ging die Stufen hinab. An dem Opferstein vor dem Tempel hatte sich bereits die kleine kultische Abordnung versammelt, welche für den Ablauf des Opfers vonnöten war - ein victimarius mit seinem scharfen Beil, ein popae mit dem schweren malleus, dem Hammer, zwei weitere Opferdiener für sonstig anfallende Handgriffe, zwei tibicines mit ihren Flöten und zwei ministri, die vermutlich noch aufgeregter waren als die Opferherrin, waren sie doch junge Knaben, deren Respekt dem Dis Pater gegenüber noch aus einer schaurigen Furcht vor der Unterwelt heraus geboren war. Daneben war der Ochse mit einem starken Seil an in den Boden eingelassene Ringe gebunden, sein kurzes, schon von Natur aus flächig sehr dunkles Fell mit funkelndem, schwarzfarbenen Kohlestaub eingerieben, zu welchem die rot- und weißfarbenen vittae und infulae um seinen Kopf sowie die wollene dorsula auf seinem Rücken trotz der aufkommenden Dämmerung sich noch kräftig abhoben, und auch die versilberten Hörner und Hufe glänzten noch weithin glitzernd im Abendlicht. Zu den Seiten hin hatte man zudem die Säumung des Tempeleingangs mit Feuerschalen erweitert, so dass auch der Vorplatz angemessen ausgeleuchtet würde sein, selbst dann noch, wenn die Sonne bereits hinter den Hügel Roms versunken war.


    Beinahe hätte der Aedituus Iunia Axilla nicht wiedererkannt, schien doch ihr ganzes Wesen mit der düsteren Atmosphäre zu verschmelzen, die sich in Erwartung des Opfers um den Tempel hatte gelegt.
    "Salve, Iunia Axilla!", grüßte Caecus die junge Frau und neigte dabei leicht den Kopf, ließ gleich hernach noch ein "Salve!" an die Begleiterin der Opferherrin gerichtet folgen.
    "Es ist ein vorzüglicher Abend für ein Opfer und es ist alles vorbereitet. Möchtest du das Tier noch einmal begutachten?"

    | Aedituus Caecus Niger



    "In drei Tagen", bestätigte der Aedituus und sah schon jetzt in Vorfreude auf diesen Augenblick. "Etwa zur Ende der hora duodecima, wir werden allerdings schon etwas früher bereit sein und natürlich auch warten."
    Ein Opfer dieser Größe wurde - außerhalb der Feiertage, an welchen die Organisation den Collegien zufiel - nicht oft vollzogen, vor allem nicht dem Dis Pater dargebracht, so dass dies für Caecus eine angenehme Abwechslung im manches mal tristen Tempelalltag darstellte. Er würde sich daher besonders große Mühe geben - auch ein wenig deswegen, da die Schönheit der Iunia ihn nicht unbeeinflusst ließ, obgleich er solcherlei natürlich niemals hätte zugegeben. Er mochte es, wenn Frauen opferten, schon allein, da sie ihr Haar dann offen trugen, was Caecus Niger besonders gut am weiblichen Geschlecht gefiel, im öffentlichen Leben Roms aber sonstig an den Damen aus besserem Hause eher selten zu sehen war.
    "Ich wünsche dir eine angenehme Zeit bis dahin", verabschiedete er Iuna Axilla. "Mögen die Götter dich stets geleiten!"

    Messius Iuvenalis:


    Das Opfer verfolgte der alte Aedituus aufmerksam, hie und da einen kleinen Hinweis gebend. Es überraschte ihn nicht, dass der Victimarius nichts fand. Schließlich war es eines der Lämmer aus der Züchtung des Tempels.


    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Er wandte sich zum Priester, Messius Iuvenalis, hin und lächelte ihm zu, bevor er zu ihm hinschritt.
    „Vielen Dank für deine Unterstützung.“, meinte er salbungsvoll. „Wieviel macht das?“



    Es war angenehm, dass der Flavier selbst wieder auf das Geld zusprechen kam, nachdem das Opfer vollendet war. Nicht dass dem Aedituus das peinlich gewesen wäre, aber vielleicht hätte er es vergessen. "Wir hatten gesagt 50 Sesterzen für das Lamm und wenn Du darüber hinaus für den Erhalt des Tempels und der Priesterschaft ... aber das ist ganz Deinem eigenen Wunsch belassen.", sagte der Messier und nahm an, dass genug An- und Verstand vorhanden war, damit dieses richtig verstanden würde.

    | Aedituus Caecus Niger



    Der Aedituus deutete eine kleine Verbeugung an. Bestechlich war er selbstredend nicht, wiewohl der Wert eines Opfers stets im Auge des Betrachters lag - für einen Bettler mochte eine geopferte Sesterze mehrere Tage Hunger bedeuten, ein Senator dagegen würde sich nicht einmal für eine Münze dieses Wertes am Wegesrand bücken (abgesehen von einem einzigen allfällig, der in Rom und darüber hinaus für seinen Geiz bekannt war). So die Iunia ein Opfer für 600 Sesterzen haben wollte, würde sie es daher bekommen.
    "Ganz wie du wünschst, Iunia Axilla, ich werde selbst dafür Sorge tragen, dass dir der prächtigste schwarze Ochse zur Verfügung steht, den Rom dieser Tage zu bieten hat. Dazu ein paar tibicines und ein paar Jungen, die Harze verräuchern, dies wird Dis Pater unbezweifelt gefallen."
    Was genau sie verräuchern würden, würde Caecus nicht Preis geben, doch würde es zweifellos einen beißenden, scharfen Geruch ergeben.

    Sah schon etwas gekünstelt aus, dieses Lächeln. Das erkannte sogar Opimius Naso, dessen Sehkraft schon nicht mehr so gut war wie in jungen Jahren. Schriften verschwammen teilweise sehr arg vor seinen Augen und wurden nur besser, wenn er sie ein wenig weiter weghielt. Aber er hatte ja Sklaven, die ihm vorlesen konnten!


    Als Piso dann behauptete, es sei nur etwas Temporäres, wanderte die Augenbraue wieder hinauf. Naso verkniff sich die Frage nach dem langen Griechenlandaufenthalt und den Zusammenhängen mit der Krakelschrift des pontifex. Vielleicht, überlegte er, würde er Piso diesbezüglich ausquetschen, wenn er denn dann septemvir war. Sofern es dazu kam. Denn dann schuldete der Flavius ihm ja was, und die Wahrheit würde Naso schon genügen. "Vale, Flavius!" Und als Piso schon fast wieder draußen war, fügte er hinzu: "Ach, und io Saturnalia!"


    Der Sklave an der Tür reichte ihm seinen Mantel und tippte sich kurz an die Stirn. "Schönen Tag noch, Herr!" sagte er und grinste. Dann fiel die Tür hinter Piso zu.


    Sim-Off:

    Einen herzlichen Dank für dieses erquickende Rollenspiel! :]



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    Opimius Naso hob eine Augenbraue, was ihn ein wenig wie ein alter Kauz mit zerrupften Federn aussehen ließ. Er hätte vermutet, dass Piso in Bezug auf den Aurelius auf dessen Frau verwies, die ja bekanntlich auch eine Flavia war. Dass er das nicht tat, verwunderte ihn doch ein wenig. Die Braue sank jedoch rasch wieder. "Dein Vetter also, und dein Vorbild", wiederholte er und nickte zufrieden. "Da hast du dein Vorbild weise gewählt. Flavius Gracchus ist einer der engagiertesten und treuesten Vertreter des cultus, die ich kenne. Wenn du mich fragst, ist er zu noch Höherem bestimmt als zum Pontifikat!" Das war vielleicht ein wenig zu viel des Guten, aber das war nun einmal Nasos Meinung. "Aber sag mir, leidet er nicht unter einer Schwächung? Ich war erstaunt, als ich sein Empfehlungsschreiben las... Die Unterschrift ist kaum mehr zu entziffern", sagte Naso bedauernd und schüttelte den Kopf. "Hat er denn die Gicht?" fragte er ein wenig besorgt, schüttelte dann aber erneut den Kopf.


    "Nun denn. Ich bitte dich, nein, ich erwarte von dir, Flavius, dass du ihm meine aufrichtigsten Genesungswünsche persönlich übermittelst!" setzte Naso allem noch die Krone auf, ehe er sich selbst aufsetzte. "Das wäre dann alles. Ich werde dein Ansuchen mit den anderen besprechen und mich wieder bei dir melden, wenn wir einen Entschluss gefasst haben."



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    | Aedituus Caecus Niger



    "Ganz recht, Öl und Honig gehören zu jenen Dingen, die der Herr der Unterirdischen präferiert. Wenn es ein wenig teurer sein darf, so kommt auch mulsum in Frage. Ansonsten eignen sich Efeukränze, schwarze Bohnen, sowie kleine Gebäckstücke aus Sauerteig für das Voropfer."
    Im Geiste überschlug der Aedituus die Ausgaben für das Opfertier und den Schmuck, die darüberhinaus notwendigen Arbeiten würde der Cultus Deorum selbstredend unentgeltlich übernehmen.
    "Es werden rund dreihundert Sesterzen* sein, die der Ochse und die Schmückung kosten."
    Dreihundert Sesterzen waren beileibe kein geringer Betrag, insbesondere nicht für einen einfachen Bürger, doch ein Rinderopfer war auch keine geringe Gabe - unbezweifelt würde die Iunia einen guten Grund für eine solche Mühe haben, wiewohl sie Caecus aus gutem Hause schien und darob vermutlich nicht des Opfers wegen hungern musste.



    Sim-Off:

    *Du wirst in der WiSim dafür ein "großes blutiges Opfer" als Angebot erhalten.

    Als Piso nach oben schaute, sah auch Naso hinauf. Er konnte allerdings nichts Besonderes entdecken an der Decke, also sah er kurz darauf wieder Piso an, der den Posten als septemvir bestens für sich geeignet hielt. Nun, Nasos Meinung dazu war ausschlaggebend, nicht die Pisos. Allerdings hatten sich gleich zwei pontifices für ihn ausgesprochen, der eine mündlich, der andere schriftlich, und obwohl einer von denen sicher nur einen Verwandtschaftsdienst geleistet hatte, war der andere selbst mal septemvir gewesen. Allein schon deswegen war Naso geneigt, ohne wenn und aber zuzustimmen. Nachdenklich sah er Piso an. Was der so alles erzählte, klang im Großen und Ganzen doch recht nützlich für das Collegium. Und noch ahnte Naso nicht, dass auch der pontifex pro magistro darum gebeten worden war, ein Empfehlungsschreiben auszustellen. Wenn das in die domus flatterte, dann konnte er gar nicht anders, als zuzustimmen. Es sei denn, er wollte sich selbst die dicksten Wackersteine in den Weg rollen, die in Rom zu finden waren.


    Zu Piso gewandt sagte er allerdings erstmal nur eines: "Hm." Nachdenklich ruhte sien Blick weiterhin auf Piso. Und vermutlich verblüffte er ihn erneut, als er vollkommen vom Thema abwich. "Ich werde über dein Ansuchen nachdenken. Wie stehst du eigentlich zu den pontifices Flavius Gracchus und Aurelius Corvinus?"




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    Naso betrachtete vergnügt, wie es Piso scheinbar mühelos gelang, seinen randvoll gefüllten Becher nicht überschwappen zu lassen. Fast war er ein wenig enttäuscht, dass sein Gast diese Probe so mir nichts, dir nichts gemeistert hatte. Was dann an Worten folgte, hatte Naso im Grunde schon viele Male gehört. Man wollte den Göttern, dem Kaiser und Rom dienen, hatte dafür schon fleißig gelernt und würde alle Kraft in dieses neue Tätigkeitsfeld stecken. Ebenso oft hatte der magister bisher vermeintlich interessiert zuhörend dagesessen und hin und wieder an Stellen, in denen es kleine Pausen gab, genickt. In Wirklichkeit aber sah Opimius Naso zu seinen Vögelchen, so oft es ihm möglich war, ohne unhöfllich zu erscheinen, und fragte sich, ob man wohl für über die Feiertage noch genügend Körner im Hause hatte.


    Dann entstand eine etwas längere Pause, und als Naso den Flavier ansah, bemerkte er dessen aufmerksamen Blick und ob dessen tiefen Einatmens auch einen kurzzeitigen Sauerstoffmangel im Raume. "Ah", machte Naso und nickte gewichtig. Die jungen Leute waren doch irgendwie alle gleich. "Und warum sollen es die septemviri werden? Ich bin mir sicher, dass du auch in einem der anderen Collegien hervorragend aufgehoben wärst. Die haruspices beispielsweise suchen gleich zwei Nachfolger. Die haben sicher auch was zu verwalten. Pomonius Pius, der Arme, ist von einem Wagen überfahren worden, als er schlafgewandelt ist", erklärte Naso, "Und der dicke Strabo von den Luperciern ist an einem Hühnerbein erstickt, so heißt es zumindest. Warum also ein septemvir?"




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    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Messius Iuvenalis:
    Sicherlich der Flavier machte ein paar Rechtsdrehungen zuviel, aber besser zuviel als zu wenig. Die Gebet waren auch in Ordnung und selbst wenn die Opfergaben etwas eigenwillig waren, er war zufrieden, die Götter sollten es wohl auch sein. Also gab er das Signal und eine kleine Opferprozession formte sich, die daraufhin ruhig und gemessen nach draußes schritt, wo das blutige Opfer und somit der eigentlich schwierige Teil in Kürze :D beginnen würde.

    Am Tag der Einladungsaussprechung


    "Und das hat tatsächlich ein Sklave aus dem Hause der Flavier gebracht?" wollte Naso wissen, nachdem er das Schreiben hatte sinken lassen. "Jawohl, Herr. Er hat es gesagt und ich habe sein Zeichen deutlich gesehen", beteuerte der Sklave, der das Dokument angenommen und schnellstens überbracht hatte. Opimius Naso kratzte sich kurz an seinem Bauch und sah dann wieder skeptisch auf die Unterschrift und das Siegel hinab. Der letzte Brief, den er von Flavius Gracchus erhalten hatte, hatte anders ausgesehen. Definitiv! Naso legte das Schreiben beiseite. "Sag mir, ist es in Mode gekommen, seine Sklaven an seiner statt unterschreiben zu lassen?" fragte er und meinte das durchaus ernst. Er konnte kaum glauben, dass diese hingeschlunzte Krakelei tatsächlich von dem Senator und pontifex Manius Flavius Gracchus stammte, ebenso wenig wie das deutlich fehlerhafte Siegel. Er selbst hätte lieber ein neues Dokument aufgesetzt, als ein solches abzugeben. Der Sklave indes sah nur ratlos drein und zuckte mit den Schultern. Naso seufzte. "Ich wünsche, dass du dich darüber erkundigst, Fluctus! Immerhin muss man auch in meinem Alter mit der Zeit gehen... Und wenn es nun in Mode ist, außer dem Diktat sonstig nichts weiter zu tun, dann wird diese neue Praktik auch im Hause Opimia Einzug finden!" befahl er, und der Sklave nickte. "So. Und nun lad diesen Flavius Piso ein." Damit winkte Naso Fluctus fort und sann darüber nach, ob es dem pontifex wieder schlechter ging oder ob er nicht selbst unterschrieben und gesiegelt hatte. Denn die Worte waren so, wie er es von Flavius Gracchus erwartet hätte. Allerdings hatten sie die beabsichtigte Wirkung vorerst verfehlt, da der magister mehr über die Schreibumstände nachsann als über den vorgeschlagenen Kandidaten.





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    Opimius Naso verengte die Augen ein wenig und brach dann in schallendes Gelächter aus. "Dann wurde es ja allerhöchste Zeit!" Beim Vorbeigehen zu der Liegengruppe klopfte er Piso zweimal flüchtig auf die Schulter, dann ließ er sich ächzend nieder und deutete auch seinem Gast dabei, Platz nehmen zu dürfen. Dann fiel ihm ein, dass er noch keinen Wein angeboten hatte, und er wandte sich suchend um, bis ihm einfiel, dass seine Sklaven sich zum Großteil in der Stadt vergnügten. Naso zog eine kurze Leidensgrimasse und richtete sich dann wieder auf. "Kann ich dir einen gemischten Wein anbieten, Flavius?" fragte er und schenkte schon einen Becher ein.


    Wenig später reichte er Piso balancierend seinen randvoll gefüllten Becher und lehnte sich schnaufend zurück. Eine Hand ruhte auf seinem Bäuchlein. "So. Man hat mir erzählt, du möchtest gern ein septemvir werden?" stellte Naso fragend fest und sah Piso aufmerksam an. Wer genau hinschaute, der bemerkte, dass es den magister aufs Äußerste interessierte, was der Flavius dazu zu sagen hatte. Und es war deutlich, dass er mehr als ein Ja zur Antwort erwartete.





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